„We Will Give You Hell“ von Lina Frisch



„We Will Give You Hell“ von Lina Frisch

Urban Fantasy trifft auf Feminismus. Was uns Lina Frisch in ihrem neuen Roman We Will Give You Hell bietet, ist eine wirklich coole Kombination. Gespickt mit Coming-of-Age-Elementen und Queerness trifft die Autorin bei uns mitten ins Schwarze. Lest selbst!

 

We Will Give You Hell – Worum es geht

Die vier Wochen Urlaub in Schweden sollten die Zeit zwischen Schulabschluss und Neubeginn perfekt abrunden. Hell und ihre Freunde haben neben dem Stockholm-Trip und Zeit bei Mattis Großeltern auch eine Wanderung geplant. Doch schon zu Beginn wird klar, dass irgendetwas mit Hell nicht in Ordnung ist. Kaum haben sie die Wanderung in den Wäldern begonnen, wird sie von einem plötzlichen und eigentümlichen Fieber überrascht und die Freunde müssen den Ausflug abbrechen.

Im Krankenhaus kann keine Ursache für den heftigen Fieberschub festgestellt werden, doch bei Hell macht sich bereits eine dunkle Vorahnung bemerkbar. Eine geheimnisvolle Frau namens Astryd, die Hell bereits bei ihrem ersten Fieber an einem Wikingergrab getroffen hat, deutete an, dass hinter Hells Zustand– und noch viel wichtiger: hinter ihrer ständig brodelnden Wut – mehr steckt, als die junge Frau je zu glauben gewagt hat.

Ohne ihren Freunden von dieser unglaublichen Theorie zu erzählen, fasst Hell den Plan, es darauf ankommen zu lassen. Wenn es eine Chance gibt, dass sie von der Wut, die sie schon ihr Leben lang immer wieder überkommt, geheilt werden kann, muss sie sich auf die Suche nach Astryd machen. Sollte diese Frau auch nur die entfernteste Idee haben, wie man ihr helfen kann, ist es einen Versuch wert.

„Vielleicht ist das das Erwachsenwerden. Zu merken, dass Kinderträumen in der Realität die Magie fehlt.“

 

Die Hintergründe

„Erzählen wir die Menschheitsgeschichte falsch? Spielten Frauen eine andere Rolle, als wir es bisher angenommen haben? Archäologische Funde mehrerer früher Hochkulturen sprechen dafür. Doch was kein Wissenschaftler erklären kann, ist die Frage, wie aus den Wikingerkriegerinnen, aus den Jägerinnen und den Handwerkerinnen Frauen wurden, die ihre Freiheit aufgaben und sich einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur unterordneten.“ (Aus Linas Nachwort)

Gekonnt verwebt Lina Frisch in We Will Give You Hell aktuelle Ereignisse auf der ganzen Welt und Traditionen der verschiedensten Kulturen mit nordischer Mythologie. Eine uralte Macht ermöglicht es manchen Frauen, ihre Wut und ihren Zorn in Kraft umzuwandeln – und so zu einer mächtigen Waffe zu werden.

Doch ob und wie diese Kräfte eingesetzt werden, gilt es zu beurteilen. Wenn nicht nur ein Einzelschicksal, sondern die gesellschaftlichen Strukturen der ganzen Welt auf dem Spiel stehen, sind die Entscheidungen manchmal gar nicht mehr so einfach.

„Männer haben schon immer in Angst vor dem Tag gelebt, an dem sie ihre Macht an uns verlieren. Und Angst bringt uns Menschen an Abgründe, die wir nie für möglich gehalten hätten.“

 

 

Warum uns We Will Give You Hell so gut gefallen hat

Die Tabuisierung weiblicher Wut, die Erziehung zum braven Mädchen und zur angepassten, untergeordneten Frau bahnt sich hier Stück für Stück einen Weg in die Geschichte. Was zunächst von einer Coming-of-Age-Story ins Fantasy-Genre übergeht, wird schnell mit wichtigen und ernsteren Gedanken angereichert. Dass die Autorin Feministin ist und all ihre Charaktere aufs Tiefste durchdacht hat, merkt man von Seite zu Seite mehr. Es hat uns enorm gut gefallen, einen Blick auf die gesamte Gesellschaft zu werfen und vieles zu hinterfragen – auch uns selbst.

„»Die Natur hat Männer und Frauen als ebenbürtige Wesen erschaffen«, sagt Astryd. »Unterdrückung ist eine Erfindung des Menschen.«“

Dass die Queerness hier ohne explizite Benennung oder Erklärung gleich an mehreren Stellen vorkommt, ist genau das, was wir uns vom Literaturmarkt wünschen. Die zarte Liebesgeschichte, die sich entwickelt, hat uns berührt und die Geschichte schön abgerundet. Freundschaft und Zusammenhalt hat in We Will Give You Hell ebenfalls einen hohen Stellenwert, was gut zur Protagonistin und ihrem Leben passt.

Wir hoffen, dass wir bald wieder in die Geschichte von Hell und ihren Freunden eintauchen können und erfahren, wie es mit der Macht der Frauen weitergehen wird!

„»Du hast Angst, dass sie dich verlassen könnte, weil sie sich nicht in der ersten Sekunde in dich verliebt hat so wie du dich in sie«, erwidert Kaira. »Du verstehst nicht, dass ihre langsame Liebe genauso machtvoll ist wie deine schnelle.“

 


Über Lina Frisch

Lina Frisch ist nicht nur seit ihrer Kindheit begeisterte Leseratte, sie verzaubert uns auch als Autorin mit ihren eigenen Geschichten. Ihre Debüt-Dilogie Falling Skye erschien 2020 beim Coppenrath Verlag und ist eine Jugenddystopie. Ihren neuen Urban-Fantasy-Roman We Will Give You Hell veröffentlicht sie 2023 bei Droemer Knaur – es werden hoffentlich weitere Bände folgen.

Lina Frisch wurde 1997 geboren und lebt in Norddeutschland. Sie hat einen Bachelor in Psychologie und steckt inzwischen mitten in ihrem Master. Schaut gerne auch auf ihrer Instagram-Seite vorbei.

 

„Wenn ich lese, dass Frauen noch immer überall auf der Welt getötet werden, weil sie eine Beziehung beenden, weil sie eine Ablehnung aussprechen, weil sie sich gegen ihre Täter wehren, weil sie kein Kopftuch tragen, weil sie ihren Glauben offen zeigen, weil sie trans sind, weil sie ihre sexuelle Orientierung und Freiheit ausleben wollen, weil sie mit Behinderung leben, weil sie widersprechen – weil sie Frauen sind –, dann wünsche ich mir in meiner Hilflosigkeit und meiner eigenen Wut, die Welle aus We will give you Hell gäbe es wirklich. Aber da Fantasie nicht retten kann, bleibt nur eins: Zusammenhalt. Das klingt banal, bewirkt aber mehr, als wir uns vorstellen können. Denn kollektive Wut ist schwerer zu ignorieren als die einer Einzelnen.“ (Aus Linas Nachwort in We Will Give You Hell)

 

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