Inhalt
Vorwort
Einleitung
TEIL I DIE GRUNDLAGEN DER SELBSTHEILUNGSARBEIT
Die Aktivierung von Selbstheilungsprozessen durch Mut
Der erste Schritt bedeutet immer Abschied
Der Mut zum eigenen Weg
Der Mut zur Eigenverantwortung
Der Mut zum Vertrauen in die eigene Intuition
Der Mut zum Kontakt mit Körper und Krankheit
Der Mut zu experimentellem Handeln
Der Mut zum Glauben
Eine neue Sichtweise von Körper und Krankheit
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse
Der Körper als Gartenlandschaft
Wie ist Ihr Verständnis von »Krankheit«?
Durch innere Bilder mit dem Körper kommunizieren
Eine Geschichte: Ein Endometrioseherd erzählt …
TEIL II DIE METHODE WILDWUCHS
Die Selbstheilungskompetenz trainieren
Die Methode in der Praxis – zwei Beispiele
Susanne W.
Judith K.
TEIL III FRAUEN UND IHRE SELBSTHEILUNGSWEGE
Der Beginn eines Selbstheilungsweges: Abschied und Vision
Selbstheilungsthemen aus der Krankheits-Vorgeschichte
Die »Körpererkundung« macht Sie mit Ihrem Innenleben bekannt
Endometriose – selbst gesehen
Ein Besuch im Schoß
Hinweise auf »körperlich-seelische Vernetzungen«
Kraftquellen im eigenen Körper
Die »Analytische Visualisierung« ermöglicht das Gespräch mit dem Körper
Eine »Reise zum Schmerz«
Der Umgang mit inneren Glaubenssätzen
Von der heimlichen Frauenkrankheit »Ich bin nicht gut genug« – die Geschichte einer Wildwuchsberaterin
Heilsame Bilder verleihen Kraft
»Der Nächste Lösungsschritt« gibt Hinweise auf nötige Veränderungen
»Das Selbstheilungsrezept« schafft neue Lebensqualitäten
TEIL IV DAS TRAUERN ALS HEILSAMER PROZESS NACH OPERATIONEN
Operationen sind Verlusterfahrungen
Zur Notwendigkeit des Trauerns
Einige mögliche Verlusterfahrungen durch Operationen
Der Verlust der Selbstbestimmung
Der Verlust des Vertrauens in den eigenen Körper
Der Verlust des gewohnten Selbstbildes
Der Verlust des Selbstwertgefühls
Der Verlust von körperlicher Unversehrtheit und Identität
Der Verlust der »Kontrolle« über die Zukunft
Warum das Trauern heilsam sein kann
Das Trauern kann die Lebensenergie vitalisieren
Das Trauern kann heilsam sein für Verletzungen und Verlusterfahrungen in der Vergangenheit
Das Trauern kann einen neuen Kontakt zum eigenen Körper stärken
Das Trauern kann ein neues »Heil-Sein« fördern
TEIL V »DO IT YOURSELF« – SCHRITTE ZUR SELBSTHEILUNG
1. Die Klärung einer Vision, eines Herzenswunsches für Ihren Selbstheilungsweg
2. Der Blick auf die eigene Körpergeschichte
3. Ausgesuchte körperorientierte Visualisierungen nach der Methode Wildwuchs
Die Vorbereitung
Nach der Visualisierung: Kreative Methoden zur Auswertung Ihrer inneren Bilder
Für eine erste Annäherung an das Körperinnenleben: Die Visualisierung »Herzblüte«
Zur Stärkung von Selbstsicherheit und innerer Stabilität: Die Visualisierung »der Sichere Ort«
Der Besuch des Körperinneren: Die Visualisierung »Körpererkundung«
Bei akuten Beschwerden: Die Visualisierung »Reise zum Schmerz«
Für Lösungsvorschläge aus der Intuition: Die Visualisierung »der Nächste Lösungsschritt«
Zur Stärkung von Persönlichkeitsgrenzen und zum Selbstschutz: Die Visualisierung »Schutzhülle«
4. Wie Sie sich selbst ein Gesundheitstraining erstellen
5. Das Wutkultur-Training
Stufe 1: Das Wahrnehmen der Wut
Stufe 2: Das Aufdecken von hinderlichen Gewohnheitsmustern/Glaubenssätzen
Stufe 3: Das Erleben des Wutgefühls
Stufe 4: Der Ausdruck von Wut in der Kommunikation
Dank
Adressen
Literatur
Wenn Sie heute bei Amazon ein Buch über Endometriose suchen, werden Ihnen ungefähr dreißig Titel vorgeschlagen und das sind nur die deutschsprachigen Werke. Das ist so ähnlich, als würden Sie im Supermarkt vor einem Regal mit fünfzig Marmeladevarianten stehen. Die meisten Menschen entscheiden sich in einem solchen Fall für einen anderen Brotbelag. Als betroffene Patientin hat man diese Option nicht.
Warum schreibe ich als Zukunftsforscherin dieses Vorwort, obwohl ich weder persönlich betroffen noch eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet bin? Weil ich der Meinung bin, dass die von Angelika Koppe entwickelte Methode Wildwuchs gesellschaftliche Trends aufgreift und in gesundheitsförderndes Handeln umsetzt.
Dieses Buch ist eine gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema »Endometriose«, denn es ist verständlich, ohne trivial zu sein. Es erzählt spannende Geschichten über den eigenen Körper und es bindet immer wieder die wirklichen Erfahrungen und Erlebnisse von Frauen ein, die mit den Visualisierungen der vorgestellten Methode gearbeitet haben. Und aus der Hirnforschung wissen wir, wie wichtig Bilder für das Verstehen sind.
Die Methode Wildwuchs ist aktivierend, denn sie setzt auf die Selbstheilungskräfte, die in jeder einzelnen Frau schlummern, und erschließt Heilungspotenziale auch jenseits traditioneller, auf das rein Körperliche reduzierter Methoden. Die Wildwuchs-Beraterin versteht sich dabei als »Health Coach«, als Trainerin besseren Körperwissens. Die Hilfesuchende und die Beraterin begegnen sich bei dieser Arbeitsweise auf Augenhöhe.
Die Denkrichtung der Methode Wildwuchs entspricht der vieler moderner Menschen, denn es geht um die Erarbeitung einer individuellen Heilungsstrategie. Dabei werden die eigenen Gesundheits-Glaubenssätze hinterfragt, um Raum zu schaffen für positive Veränderungen. Das Ziel besteht darin, praktikable Handlungsoptionen zu definieren, die der individuellen Lebenssituation der Betroffenen angemessen sind und die deshalb auch nachhaltig wirken.
Ich wünsche allen Leserinnen neue Einsichten, Mut zur Veränderung und mehr Lebensqualität.
Jeanette Huber
Zukunftsinstitut, Deutschland
Dieses Buch berichtet von Wegen der Selbsthilfe und Selbstheilung von Frauen mit Endometriose. Kennzeichnend für diese Erkrankung ist der Nachweis, dass Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) sich nicht nur innerhalb der Gebärmutter befindet, sondern gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe auch außerhalb existiert. Für einen Teil der betroffenen Frauen hat diese Tatsache keinerlei Beschwerden zur Folge, andere Frauen erleben verschiedenste Symptome, die unter dem Begriff Endometriose zusammengefasst werden: Schmerzen, Entzündungen, Verwachsungen, Zystenbildung, Beeinträchtigung der Funktion innerer Organe, ungewollte Kinderlosigkeit. Weder die Entstehung noch das Auftreten der verschiedenen Symptome ist wissenschaftlich geklärt, dementsprechend ungesichert ist die medizinische Therapie.
Frauen, die mit der Diagnose »Endometriose« in unsere Selbstheilungsberatung kommen, sind oftmals verzweifelt. Nicht nur die körperlichen Beschwerden, die Auswirkungen der medizinischen Therapien und Rezidive machen diesen Frauen zu schaffen, sondern auch das, was sie im Internet recherchieren und was sie von anderen Betroffenen hören oder lesen, verstärkt ihre Ohnmachtsgefühle gegenüber der Erkrankung. Diese Krankheit besteht in der öffentlichen Meinung nicht nur aus Symptomen, die den Alltag der Frauen beeinträchtigen, sondern wird als bedrohlich eingeschätzt, als »ewig während chronisch«. Viele Frauen fühlen sich dieser Erkrankung und damit ihrem Körper komplett ausgeliefert – dem schmerzhaften Menstruationszyklus, den Beeinträchtigungen in ihrer Sexualität, dem Erleben einer »krankhaften« weiblichen Körperlichkeit. Dazu kommt oft auch noch die Konfrontation mit dem Verlust einer Zukunftsperspektive als Mutter und die Angst, die Erkrankung könnte sich verschlimmern und schleichend in alle möglichen Körperbereiche wuchern.
Die medizinische, hormonelle und/oder operative Therapie bewirkt in vielen Fällen keine langfristigen Erfolge. Ein Kommentar aus dem Internet lautet: »This disease should not have the right to exist!« (»Diese Krankheit sollte nicht existieren dürfen!«) Positive Genesungsberichte, Erfolge im Umgang mit der Erkrankung sind dagegen selten zu finden.
Dieses Buch berichtet Ihnen von Möglichkeiten: von Möglichkeiten eines anderen, neuartigen Umgangs mit Krankheit und Schmerzen; von der Möglichkeit, selbst herauszufinden, was der Körper für die Stärkung seiner Vitalität braucht; von Möglichkeiten, die eigenen Kräfte und Ressourcen im gesundheitsförderlichen Prozess zu entdecken (»zu den eigenen Kräften zu kommen«, so formulierte es eine Frau); von Möglichkeiten, die Ohnmacht durch selbstbestimmte, neue Handlungsschritte im Alltag zu mindern beziehungsweise zu beenden; von Möglichkeiten, wieder Frieden zu schließen mit dem eigenen Körper und seinem »Innen-Leben«.
Diese Möglichkeiten resultieren aus praktischen Lebenserfahrungen, aus dem »weisen Wissen« vieler (über hundert!) Frauen mit Endometriose, die den Mut hatten (und haben), eigene Selbstheilungswege mithilfe der Methode Wildwuchs zu entwickeln und zu leben. Die Erfahrungen aus über zwanzig Jahren Selbstheilungsberatung zeigen, dass persönliche Initiative in der Gesundheitsförderung notwendig und sinnvoll ist: Die Verunsicherung durch die Erkrankung, der Umgang zum Beispiel mit Schmerzen, Operationen, unerfülltem Kinderwunsch usw., sind Herausforderungen, für die viele Frauen eigenverantwortlich neue Selbsthilfewege gefunden haben.
Ich selbst habe diese Möglichkeiten und Wege zunächst einmal für mich persönlich entdecken müssen. Mit vierundzwanzig Jahren wurde ich aufgrund einer stark ausgeprägten Endometriose mit einem operativen Eingriff und einer Hormontherapie behandelt. Einige Jahre später begann ich einen neuartigen Umgang und Kontakt mit meinem Körper, der heute als Methode Wildwuchs bekannt ist und ein effektives Trainingsprogramm zur Gesundheitsförderung bietet.
Dieses Buch ist zwar in erster Linie für Frauen mit Endometriose geschrieben, ist aber auch darüber hinaus hilfreich, denn es thematisiert körperliche Beschwerden und persönliche Selbstheilungskompetenz. Es ist ein Buch für Menschen, die mehr über Selbstheilungswege, gesundheitliches Selbstmanagement und die Förderung von Patientenkompetenz wissen möchten; ein Buch für persönlich und beruflich Interessierte.
Mit dem Begriff »Selbstheilungsarbeit« bezeichnen wir in der Methode Wildwuchs das Bestreben, den Hinweischarakter von körperlichen Beschwerden zu verstehen, eine Antwort auf die Bedürfnisse des Körpers zu finden und in die alltägliche Lebensweise zu integrieren. Wie wichtig dabei das Handeln ist, belegen auch die langjährigen Erfahrungen aus der internationalen Selbsthilfebewegung: Glaube, Hoffnung und schon der Entschluss, Leben und Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen, sind gesundheitsförderlich. Selbstheilungsarbeit bedeutet nicht, sich von den möglichen Angeboten der Medizin und des Gesundheitswesens abzuwenden. Selbstheilungsarbeit ist vielmehr das Entwickeln von Selbsthilfe und Lebenslust, die Stärkung von Selbstsicherheit und Kompetenz für das eigene Körpergeschehen und damit auch die eigenverantwortliche »Mit-Bestimmung« in der medizinischen Therapie.
Der Schlüssel zu diesen neuartigen Möglichkeiten im Krankheits- und Heilungsprozess ist der Kontakt und Dialog mit dem eigenen Körperinneren. Aber so einfach die Methode auch ist, so ungewöhnlich ist diese Vorgehensweise zugunsten der Gesundheitsförderung auch heute noch in unserer Kultur: Wir Menschen können mithilfe innerer Bilder, erzeugt durch angeleitete Visualisierungen/Imaginationen, unser Körperinneres selbst »besichtigen« und eine Kommunikation mit unserem Körperinnenleben beginnen. Bekannt ist diese Kunst schon seit den 1980er-Jahren, als in den USA die Arbeit mit inneren Bildern von Dr. O. Carl Simonton und Dr. Jeanne Achterberg als Verfahren in der Krebstherapie genutzt wurde. Heute bekommt diese Methode durch die Erkenntnisse der jungen Neurowissenschaften, mit Vertretern wie Prof. Joachim Bauer und Prof. Gerald Hüther, auch in Deutschland eine immer stärkere Aufmerksamkeit und Anerkennung in der medizinisch-therapeutischen Öffentlichkeit.
Die Methode Wildwuchs ist als Beratungszyklus ein sehr praktisches und pragmatisch ausgerichtetes Konzept: Sie ist keine Behandlung, sie ist keine Psychotherapie, sie ähnelt eher einem Coaching. Sie ist die Anleitung zu und das Training von Selbstheilungskompetenz, ein Weg, die persönliche Gesundheitsförderung angemessen zu gestalten. Sie funktioniert folgendermaßen: Im Verlauf mehrerer Beratungssitzungen nimmt die erkrankte Person Kontakt zu ihrem eigenen Körper auf. Sie »besucht« das Körperinnere und kann dabei in einem »Gespräch« mit dem Körper herausfinden, was dieser durch die Körpersymptomatik »erzählt« und was er aktuell und konkret braucht zur Steigerung seiner Vitalität. Ein wichtiger Schritt in der Methode Wildwuchs ist dabei das Erkennen dessen, was die Betroffene an belastenden Denkmustern, inneren Haltungen und Verhaltensweisen aufgeben und verändern muss. Resultat dieses Körperkontaktes und Abschluss der Methode Wildwuchs ist die Zusammenstellung des sogenannten »Selbstheilungsrezeptes«, das Programm für ein vierwöchiges Gesundheitstraining mit konkreten Handlungsschritten und stärkenden, »heilsamen« inneren Bildern. Ein Beratungszyklus umfasst etwa drei bis vier Präsenzsitzungen à zweieinhalb bis drei Stunden sowie das anschließende vierwöchige Gesundheitstraining, das von der Beraterin als Coach telefonisch begleitet wird.
Dieser Aufwand erscheint nicht groß und ich bin auch noch nach über zwanzig Jahren Beratungserfahrung mit mehreren Tausend Menschen immer wieder über die Auswirkungen der Methode Wildwuchs erstaunt. Es ist für mich immer wieder ein Wunder, welches Potenzial in dem Kontakt mit der persönlichen Körperweisheit steckt, wie viel »Schubkraft« dieses Erleben für mutiges Handeln verleiht und wie weitreichend dieses neue innige Verhältnis zum eigenen Körper einen Menschen zur Eigeninitiative befähigt. Das ist für mich praktisches Gesundheits-Empowerment!
Was können Sie als Frau mit Endometriose von diesem Buch erwarten, was können Sie mithilfe dieses Buches erreichen? Dieses Buch gibt Ihnen Anregungen und Anleitungen für den Kontakt mit Ihrem Körper und seinen Beschwerden, um eigenverantwortliche Selbsthilfeschritte zu finden. Sie können ausprobieren und erleben, wie weit Sie diesen Weg in Eigenarbeit gehen können – und werden dann wissen, an welchen Stellen Sie Hilfe und Begleitung brauchen. Selbstheilungsarbeit bedeutet Eigenarbeit und oftmals ist auch das persönliche Coaching eines Selbstheilungsprozesses notwendig.
Im ersten Teil des Buches finden Sie wichtige Prinzipien der Selbstheilungsarbeit, die der Methode Wildwuchs zugrunde liegen. Im zweiten Teil lernen Sie das Selbstheilungskompetenztraining dieser Methode kennen. Der dritte Teil des Buches berichtet von Selbsthilfe- und Selbstheilungswegen von Frauen mit Endometriose. Der vierte Abschnitt ist der Behandlungsmethode »Operation« und deren einschneidenden Auswirkungen auf die Alltagsrealität gewidmet. Abschnitt fünf des Buches ist der Praxisteil, in dem einige Module aus der Methode Wildwuchs beschrieben sind, die Sie selbst in Eigenarbeit probieren und erleben können.
Wenn Sie sich dazu entschließen, für sich selbst einen gesundheitsförderlichen Weg zu entwickeln, brauchen Sie:
Zur Einstimmung gebe ich einige Kommentare wieder, die Frauen im Rückblick auf ihre Erlebnisse mit der Methode Wildwuchs abgegeben haben:
»Was mich beeindruckt hat, waren die Bilder aus dem Inneren, die durch die achtsame Begleitung aufsteigen und einen Sinn ergeben, der ganzheitlich ist – also vom Kopf allein nicht hätte gefunden werden können. Dieser Weisheit zu begegnen ist sehr beglückend.«
»Dieses Coaching hat mir in einer sehr schwierigen Situation Mut gemacht, das Vertrauen in meinen Körper, seine Selbstheilungskräfte und Stärke wiederhergestellt. Ich habe für mich einen Weg aufgezeigt bekommen und die Sicherheit gewonnen, diesen Weg gehen zu können. Jetzt bin ich unterwegs und wünsche mir die Möglichkeit, auch andere Bereiche (zum Beispiel Beziehungen) so kompetent und zielstrebig anschauen und in Angriff nehmen zu können.«
»An mir selbst erlebe ich, wie die Arbeit wirkt: Es war spannend, lustvoll, aber auch anstrengend. Mit Disziplin, Neugier auf die Veränderung und das Wirken der Methode Wildwuchs bin ich drangeblieben. Auch nach beinahe zwei Jahren verbinde ich viele Veränderungen in meinem Leben mit den Erfahrungen und Erkenntnissen aus meiner Einzelberatung.«
Teil I
Die Grundlagen der Selbstheilungsarbeit
»Was auf dem Informationsmarkt zu dem Thema ›Endometriose‹ zu finden ist, macht manchmal mehr Angst als Mut. Mut sollte es machen, dieses Selbstheilungsbüchlein, Kraft und Zuversicht schenken«, so schrieb eine erfahrene Yoga-Lehrerin, als wir über mein Buchprojekt sprachen. Mut gehört tatsächlich als eine wichtige Triebkraft zu jedem Selbstheilungsweg, auf den sich Menschen wagen – unabhängig vom Stadium oder Ausmaß einer Erkrankung. Genau genommen gibt es die unterschiedlichsten Arten von Mut, die uns durch die verschiedenen Herausforderungen eines Selbstheilungsprozesses abverlangt werden.
Der erste Schritt bedeutet immer Abschied
Der Weg in einen Selbstheilungsprozess beginnt immer mit Abschied, mit dem Ende einer vertrauten Lebensweise als Folge eines Verlustes. Für Menschen, die mit der Diagnose einer Erkrankung konfrontiert werden, ist es der Verlust von Gesundheit, ihrem gewohnten, körperlichen Heil-Sein. Damit einher geht auch – im Falle einer schwerwiegenden Erkrankung – der Verlust des persönlichen Selbstbildes von sich als zum Beispiel vitalem, beweglichem, belastbarem Menschen. Diesem Abschied vom gewohnten Gesund-Sein »ins Auge zu schauen« und ihn sich bewusst zu machen erfordert Mut.
Der Mut zum eigenen Weg
Das zweite Mal werden Sie Mut brauchen, wenn Sie sich als (Endometriose-)Patientin für die Selbstheilungsarbeit entscheiden: Dieser Schritt bedeutet, dass Sie sich nicht nur auf die bekannten medizinischen Therapien verlassen, sondern dass Sie eine »eigen-willige« Patientin werden, das heißt, auch Ihrem Wissen, Ihrer Intuition und Ihrem Körper trauen! Angesichts einer ernsthaften Erkrankung werden meist (in der ersten Krankheitsphase) das Gefühl von Ohnmacht und die Angst, dem nicht funktionierenden Körper, dem Schmerz und auch der Behandlung ausgeliefert zu sein, als übermächtig erlebt. In dieser Situation auf den Körper und sich selbst zu vertrauen – dazu gehört Mut.
Ich weiß dies auch aus meiner persönlichen Erfahrung als Endometriose-Patientin vor circa dreißig Jahren. Wie viele andere Frauen empfand ich damals das plötzliche Auftreten von starken Schmerzen im Unterbauch als einen Überfall, zu dem der Schock über die Diagnose eines schnell wachsenden Tumors im Beckenraum und des Verdachts auf Gebärmutterkrebs hinzukamen. Als medizinische Therapie folgte eine Operation, bei der eine massive Endometriose diagnostiziert wurde. Nach diesem Eingriff erklärte mir der behandelnde Arzt, dass ich mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit keine Kinder bekommen könnte und lebenslang künstliche Hormone einnehmen müsse. Im Verlauf der jahrelangen Hormoneinnahme nahm ich fast zehn Kilogramm an Körpergewicht zu und zur Zeit der Menses quälten mich schmerzhafte Flüssigkeitsansammlungen in Waden und Brüsten sowie bis dahin unbekannte Migräneschmerzen. Die Gefühle für meinen weiblichen Körper, die nie besonders positiv gewesen waren, rutschten völlig in den Negativ-Bereich. Ich fand mich hässlich und fühlte mich immer mehr verunsichert: Waren die Launenhaftigkeit, die Nervosität, die depressiven Verstimmungen und die sexuelle Lustlosigkeit Ausdruck der Hormonstörung oder die Anzeichen für eine Unzufriedenheit mit den Lebensumständen und in der Partnerschaft? Meine wohlmeinende Gynäkologin bot mir eine Veränderung der Hormondosis an und verschrieb mir ein Medikament gegen die Nebenwirkungen der Hormone. Mit dem Rezept in der Hand entstand plötzlich ein ganz klares Nein in meinem Inneren, so als würde etwas in mir dieses Nein sagen. Ich hatte Ohnmacht und Schmerz während der Zeit der Diagnose und Operation der Endometriose ausgehalten, hatte mich bei mehr als zehn Ärzten über andere Möglichkeiten einer medizinischen Behandlung informiert, hatte jahrelang mit der Hormoneinnahme und deren Nebenwirkungen gelebt, fühlte mich fremd in meinem Körper … Das konnte nicht meine Zukunft sein. Mit diesem Gefühl konnte ich nicht weiterleben! ES sagte NEIN in mir.
Jahre später habe ich andere Frauen zu ihren Selbstheilungsprozessen interviewt, die von einem ähnlichen Phänomen berichteten. Es waren durchweg kleine Erlebnisse, in denen sich jeweils die innere Stimme unüberhörbar bemerkbar machte und einen deutlichen Hinweis für den weiteren Lebensweg gab. Der neue Weg wurde zum Beispiel in einem Traum oder durch eine wichtige Begegnung mit Menschen oder mittels eines inneren Bildes aufgezeigt. Diese Hinweise signalisierten das Ende der bis dahin gewohnten Umgangsweise mit Körper und Krankheit und auch das Ende gewohnter Gegebenheiten und Sicherheiten des Alltagslebens.
Der Mut zur Eigenverantwortung
Es war für mich wie ein großer Sprung, den Glauben an eine ausschließliche und umfassende Versorgung durch die Medizin aufzugeben und die eigene Verantwortung für die Qualität meines Lebens als Frau mit Endometriose anzunehmen. Für mich persönlich bedeutete dies damals, meine Ohnmachts- und Leidenshaltung aufzugeben und andere Wege der Gesundheitsförderung zu suchen. Heute ist es schon selbstverständlicher, über die Möglichkeit von »mündigen Patienten« und »Patientenkompetenz« im Gesundheitswesen zu diskutieren. Persönlich und im tieferen Sinne bedeutet ein Abschied von der Versorgungshaltung als Patient oftmals auch ein NEIN zu einer bestimmten Lebensqualität, zu einer gewohnten, überlebten Lebensführung.
Der Mut zum Vertrauen in die eigene Intuition
Für die Entwicklung von Eigenverantwortung und Selbsthilfe ist neben dem Willen auch Ihr Mut gefordert, Ihrer »inneren Stimme« zu vertrauen. Ihre Intuition kann der Kompass in der medizinischen Therapie sowie für Ihre Aktivitäten auf Ihrem Selbstheilungsweg sein. Schon für den Entschluss zum Vertrauen in die Intelligenz und Weisheit Ihres eigenen Körpers brauchen Sie also Mut!
Der Mut zum Kontakt mit Körper und Krankheit
Viel Mut benötigen Sie auch, um mit Ihrem Körper in Kontakt zu treten, sich dem Körperinnenleben zu nähern und sich die Erkrankung im Körper selbst anzuschauen, den Anblick auszuhalten von zum Beispiel Endometriose-Verwachsungen, Krebszellen, Myomen, Schilddrüsendeformationen etc. Weiterer Mut gehört dazu, die Hinweise des Körpers ernst zu nehmen und ihnen zu trauen. Das ist schwierig, wenn der eigene Körper uns ja gerade durch Krankheit, durch sein Nicht-Funktionieren verunsichert und uns zum Beispiel durch dauernde Schmerzen wütend macht. Manchmal erscheint der Körper sogar als Gegner, der uns nach dem Leben trachtet … Da ist ein tiefes Vertrauen gefordert!
Der Mut zu experimentellem Handeln
Eine andere Art von Mut, den man in der Selbstheilungsarbeit braucht, ist der Mut zu neuen Handlungsschritten im Alltag, was wiederum den freiwilligen Abschied von einer gewohnten, vertrauten, sicher erscheinenden Lebensweise impliziert. In der Methode Wildwuchs entwickeln Sie Schritt für Schritt ein Gesundheitstraining, mit dem Sie völlig neue Schritte in Ihrem Alltag wagen. Sie trainieren kleine, messbare Aktivitäten, wie zum Beispiel Übungen für einen neuen Körperkontakt, eine neue Qualität von Körperpflege, Mutproben und auch sogenannte »heilsame Bilder« und bewirken dadurch allmählich und nachhaltig eine sanfte Transformation Ihres Alltags mit seinen Beziehungsgeflechten.
Der Mut zum Glauben
Meine Aufzählung wäre nicht komplett ohne die Benennung der größten Art von Mut, die ich in den vielen Jahren meines eigenen Selbstheilungsweges und bei anderen Menschen beobachtet habe: Das ist der Mut zum Glauben, zu dem Vertrauen in noch größere Kräfte, in die Natur, ins Leben, in Gott – wie immer Sie persönlich solche Kräfte unseres Universums benennen mögen. Es ist das Motto unserer Methode Wildwuchs, dass Sie viel mehr selbst für Ihre Gesundheitsförderung tun können, als Sie zu denken wagen – und doch ist Heilung immer ein Wunder!
Ruth Z. erzählt:
»Im Februar 2006 wurde bei mir eine Zyste am linken Eierstock diagnostiziert, die längere Zeit nicht wegging. Bei einer Laparoskopie wurde dann Endometriose auch noch an anderen Organen festgestellt und entfernt. Ich habe mir eine Meinung dazu erarbeitet, warum ich diese Endometriose habe. Genau ein Jahr vor der Diagnose war meine Scheidung; ich bin mir sicher, dass die Endometriose ein Trauerprozess war und mein Körper geweint hat. Mit dieser Sichtweise konnte ich aufhören, die Krankheit als Strafe für meinen ungesunden Lebenswandel zu sehen, und sie auch als Chance in meinem Leben empfinden. Ich löste mich also von den Schuldgefühlen und betrachtete die Krankheit stattdessen als Hinweis, mit dem mein Körper auf die Scheidung reagiert hat.
Ich bin dann verschiedene Wege gegangen: Ich habe mich um meine Ernährung gekümmert, habe die Endometriosebroschüre vom FrauenGesundheitsZentrum Berlin und das Buch ›Mut zur Selbstheilung‹ gelesen. Dadurch habe ich verstanden, dass Endometriose keine unabänderliche chronische Erkrankung sein muss, sondern ich begann zu glauben, dass man sich auch selbst heilen kann. Das Verstehen ist für mich immer wichtig und auch meine Ausrichtung auf Gesundheit. Ich war damals bereit, alles zu tun, um gesund zu werden. Ich habe die Methode Wildwuchs dann persönlich in einem Seminar kennengelernt und in der Visualisierung ›Körpererkundung‹ konnte ich sehen, dass wieder eine Zyste am Eierstock entstanden war. Tags darauf, bei der vereinbarten Routineuntersuchung, hat mir das mein Gynäkologe auch bestätigt. Er meinte, wenn diese Zyste nicht wegginge, dann müsse ich wieder operiert werden. Aber ich war dieses Mal entschlossen, alle Möglichkeiten zu probieren, auch die Methode Wildwuchs, um mir diesen Eingriff zu ersparen. Wir fuhren in den Urlaub und ich habe mir jeden Tag den heilsamen Prozess für die Zyste vorgestellt, wie sie sich löst und verschwindet. Immer wieder habe ich mir das vorgestellt und auch die Gefühle gespürt, die mit dem Schwinden verbunden sind. Nach drei Wochen war der Kontrolltermin beim Arzt und im Ultraschall war die Zyste weg! Ich habe gewusst, ICH war das und nicht der Arzt, ich hatte keine Hormone genommen. Vorher hatte ich Angst vor einem Rückfall – ›Was ist, wenn die Endometriose doch chronisch ist?‹. Diese neue Zyste war zwar ›nur‹ eine funktionelle Zyste gewesen, aber wieder am Eierstock, wieder an einem die Weiblichkeit bestimmenden Organ. Durch die Selbstheilungsarbeit habe ich heute die innere Gewissheit, dass ich jetzt gesund bin, von der Endometriose geheilt. Ich habe daran geglaubt, dass das möglich ist, und ich habe etwas dafür getan mithilfe der Methode Wildwuchs. Ich habe es geschafft, mich selbst zu heilen – und darauf bin ich wirklich stolz. Ich habe mich getraut zu erforschen, was hinter der Erkrankung steht – und das war nicht einfach, ich hatte auch Angst vor diesem Prozess. Statt mich schuldig zu fühlen, habe ich meine Macht und die Eigenverantwortung für meine Gesundheit erkannt. Dass meine Verantwortung nicht nur darin besteht, darauf zu achten, wie ich mich ernähre, wie stressig ich lebe usw., sondern auch, wie ich mich mit meiner Krankheit und mit meinem Körper, mit meinen Gedanken, mit meiner gesamten Lebensweise auseinandersetze. Und dass ich selbst etwas tun und im Alltag verändern MUSS.«
Wenn Sie sich persönlich für die Möglichkeiten von Selbsthilfe und Selbstheilung im Krankheitsfall interessieren oder Betroffene professionell in eigenverantwortlicher Gesundheitsförderung unterstützen wollen, ist Ihre »Sichtweise« vom Körper und seinen Aktivitäten von wesentlicher Bedeutung. Diese ist grundlegend für Ihre Einschätzung, welche persönlichen Einwirkungschancen Sie im Krankheitsprozess beziehungsweise in der Gesundheitsförderung haben. Ihr Verständnis vom Körper sowie Ihre Vorstellung von Krankheit und Heilung bestimmen maßgeblich, was Sie sich selbst als machbar in Heilungsprozessen zutrauen. Mit dieser Einstellung definieren Sie Ihre Eigenmacht.
Begreifen Sie Ihren Körper tendenziell als »Maschine« und Ihre körperlichen Vorgänge als »Regelkreisläufe«, so begrenzen Sie mit dieser Sichtweise Ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten. Zum Beispiel erzählte mir ein Bekannter vor Kurzem von seinen Magenschmerzen und erklärte, er werde jetzt erst mal die »Maschine« (= seinen Körper) untersuchen lassen und dann eventuell in seinem Kopf nachforschen, was er dort ändern müsse oder könne zur Entlastung seines Magenproblems. Diese Aussage ist typisch für unser heutiges medizinisches Denken, die »vernünftige« Meinung eines fortschrittlichen Menschen. Die in unserer Gesellschaft (noch) am weitesten verbreitete medizinische Meinung ist die, dass unsere Körperfunktionen und unser körperliches Innenleben am besten als maschinenartige Abläufe zu begreifen seien. So wird auch das weibliche Hormonsystem (immer noch) wie ein sich ständig wiederholendes Steuerungssystem betrachtet und behandelt – ähnlich einem industriellen Regelkreislauf oder einem Computer. »Glaubt« man diesem naturwissenschaftlich ausgerichteten medizinischen »Körpermodell«, so bleibt die Handlungsmacht fast vollständig dem Arzt überlassen: Nur die Mediziner kennen die »Körpermaschine« genau, sie haben deren Funktionieren studiert und kennen die notwendigen medizinischen Maßnahmen, mit denen sie die als pathologisch eingestuften Körpervorgänge behandeln. Die Eigenmacht der Patienten im Heilungsgeschehen wird in diesem Körpermodell zu einem als gering eingestuften Einflussfaktor – für die Mediziner, aber auch für die Patienten selbst.