Quintessenz* und Prävention
Über den Tellerrand hinaus
Prostata-Gesundheit
Von Dr. med. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich
Band 13 der Präventions-Buchreihe
Quintessenz (von lateinisch quinta essentia, „das fünfte Seiende“) ist im übertragenen Sinne das Wesentliche, das Hauptsächliche, das Wichtigste. Ursprünglich wurde die quinta essentia von dem griechischen Philosophen und Naturforscher Aristoteles in Form des Äthers den vier Elementen hinzugerechnet.
ISBN: 9783955777074
Medizinische Statistiken stufen Auffälligkeiten der Prostatadrüse als Krankheit ein. Deshalb ist unvermeidlich die gutartige Vergrößerung der Drüse das mit Abstand häufigste Männerleiden. Die benigne Prostata-Hyperplasie (BPH) ist bei jedem zweiten Mann zwischen 40 und 60 Jahren feststellbar, denn das nur walnussgroße auch Vorsteherdrüse genannte Organ am Anfangsteil der männlichen Harnröhre wird in diesen hormonellen Übergangsjahren größer, und zwar nach außen und innen. Besonders die im Inneren ablaufende Gewebevermehrung wird zum Lifestyle-Problem. Die Prostatadrüse umschließt wie ein Ring die Harnröhre und presst sie zunehmend zu, bei besonderem Stress oder bestimmten Lebensumständen bereits vor dem 40. Lebensjahr. Die Wahrscheinlichkeit der numerischen Zunahme der Zellen und Drüsenanteile steigt mit dem Alter immer höher an.
Die benigne Prostata-Hyperplasie (BPH) vermindert erheblich die Lebensqualität. Die inneren Drüsenanteile stehen unter Androgen-Östrogen-Einfluss, die äußeren unter dem des Testosterons. Zeitlich fällt die Vergrößerung in der Regel mit den hormonellen Umstellungen während der männlichen Wechseljahre (Andropause) mit einer Abnahme der Produktion männlicher und weiblicher Sexualhormone, vor allem des Testosterons, zusammen. Schleichend verringert sich im männlichen Körper die Produktion des Wachstumshormons und der Östrogene.
Andere Bezeichnungen für Prostata-Hyperplasie sind Prostata-Adenom, Prostatahypertrophie. Die benigne Vergrößerung ist von allen Blasenentleerungsstörungen des Mannes die häufigste. Chronische Neigung zu Restharn kann das Muskel-Nerven-Geflecht erlahmen lassen und weitere Beschwerden auslösen.
Die Prostata (altgriechisch für „Vordermann“) umkleidet den Anfang der Harnröhre und schmiegt sich an den Hals der Blase. Sie besteht aus 30 bis 50 Einzeldrüsen. Sie erzeugen ein Sekret, das bei einer Ejakulation in die Harnröhre abgegeben wird und gut zwei Drittel des Volumens ausmacht. Es produziert ein spezielles Antigen (PSA), das sich als laborchemischer Marker für Prostataerkrankungen etabliert hat.
Das Prostatagewebe ist von unzähligen Nervenfasern durchzogen. Sie werden bei chirurgischen Maßnahmen häufig verletzt, sodass Impotenz droht.
Die Beeinträchtigung korreliert nicht unmittelbar mit der Größe. Bereits minimale Veränderungen können individuell starke Beschwerden auslösen. Das Leiden ist jedoch gutartig. Es stellt nicht eine Vorstufe von Krebs dar. Doch es ist progressiv, fortschreitend, verschlechternd.
Das Wachstum kann vom Arzt rektal kontrolliert werden, denn die Hinterfläche ist für eine Fingeruntersuchung zugänglich. Durch Abtasten und aus dem Erkennen von Form und Festigkeit werden wichtige Rückschlüsse gewonnen – ein Grund, warum Männer ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zu dieser Untersuchung gehen sollten.
Die Drüse in der Größe einer Kastanie beginnt zu wachsen – in seltenen Fällen bis zu den Ausmaßen einer Orange. Begleitet wird das Anwachsen von erschwertem Wasserlassen, Startschwierigkeiten und Schmerzen beim Urinieren, vermindertem Harnstrahl und durch längeres Nachtröpfeln. Nachts entsteht auf Grund übersensibler Nerventätigkeit das häufige Bedürfnis einer Blasenentleerung auch bei nur geringem Volumen.
Fast unausweichlich ist der Umgang mit diesen Symptomen stärker von Gefühlen als von Fakten gesteuert. Nüchterne Wissenschaftler verwenden in ihren Arbeiten in Bezug auf ihre medizinischen Kollegen regelmäßig den Begriff „Prostata-Irrtum“.
So auch Richard J. Ablin, Professor für Immunbiologie der Universität Phoenix, Arizona, und Präsident einer Krebsforschungsgesellschaft, am 10. März 2010 in der „New York Times“. Seine Zahlen geben zu denken: Jeder fünfte Amerikaner unterzieht sich jährlich einem PSA-Test.
Dabei wird nach einem prostataspezifischen Antigen (daher die drei Buchstaben) geforscht, einem Enzym, das aus Drüsen der Prostata abgesondert wird. Es ist mittlerweile der empfindlichste Parameter in der Diagnostik des Prostatakarzinoms.