Adele Schopenhauer (1797-1849) – Schriftstellerin, Künstlerin, die Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer – und die »Rheingräfin« Sibylle Mertens - Schaaffhausen (1797-1857) verband eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit den dazugehörigen Höhen und Tiefen. Seit 1828 waren sie ein Paar.

Sibylle Mertens war eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit, Musikerin, Komponistin, Archäologin, Antikensammlerin und Mäzenin. Ihre Salons in Bonn und Rom waren berühmt. Vom Vater an einen ungeliebten Mann verheiratet, pflegte sie zeit ihres Lebens intensive Beziehungen zu Frauen. Adeles Leben mit Sibylle Mertens wurde so nicht nur von deren Ehemann und ihren sechs Kindern beeinträchtigt, die ihre Beziehung als »Unrecht, Wahnwitz, Tollheit« torpedierten. Auch Sibylles Hang zu neuen Eroberungen ebenso wie ihre enge Freundschaft zu Annette von Droste-Hülshoff lasteten schwer auf Adele. Aber selbst nach einer mehrjährigen Trennung fanden sie wieder zusammen.

Angela Steidele erzählt die Geschichte zweier ungewöhnlicher Frauen: Pionierinnen, die in Wissenschaft und Kultur, Wirtschaft, Politik und nicht zuletzt in ihrem Privatleben Grenzen einrissen – zu einer Zeit, als es Liebe zwischen Frauen offiziell gar nicht geben durfte.

»Die Geschichte dieser beiden ist eine der großen Liebesgeschichten, wie sie in diesem Format – mal melodramatisch, mal opernhaft, mal von singspielartiger Komik, voll von bösen Kindern oder Brüdern, missgünstigen Erben und großzügigen Revolutionären, mit Schauplätzen in Weimar, Rom und Köln, mit Umsturz, Bankrott und italienischen Höhepunkten – wohl nur das 19. Jahrhundert hervorbrachte ...«

Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung

Angela Steidele, geboren 1968, Dr. phil., erforscht die Geschichte der Frauenliebe vor Erfindung der »Homosexualität« (1869). Sie lebt als freie Autorin in Köln. Ihr erstes Buch In Männerkleidern. Das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck war ein Überraschungserfolg, »faszinierender als jeder Roman« (DIE ZEIT), ausgezeichnet mit dem Gleim-Literaturpreis.

Angela Steidele

Geschichte einer Liebe:

Adele Schopenhauer
und Sibylle Mertens

Mit zahlreichen Abbildungen

Insel Verlag

Dieses Buch wurde durch ein Stipendium der Klassik Stiftung Weimar und ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW gefördert.

kunststiftung

eBook Insel Verlag Berlin 2012

© Insel Verlag Berlin 2010

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eISBN 978-3-458-76890-6

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Inhalt

Vorwort

I  Die Schaaffhausens und die Schopenhauers 1797-1827

Der Dom ist mein Vaterhaus: Die Schaaffhausens in Köln

En Ochs und en Esel und en Elephant dazu: Louis Mertens

Ein Wesen eigener Art: Adele Schopenhauer

Du bist ja nun mein Alles: Ottilie von Goethe

Daß es knallen und bumsen muß: Die Schopenhauers

Wechselseitig angezogen: Annette von Droste-Hülshoff

Ich bin fertig mit allen diesen Menschen und muß fort: Abschied von Weimar

II  Vereint 1828-1834

Ich liebe sie: Adele und Sibylle

Daß ich ohne sie nicht leben kann: Im Zehnthof

Als Freundinnen unzertrennlich: Goethe

Mein kleiner schwarzer Araber: Im Dreieck

Mein Herz gebrochen: Krise

Der maskierte Liebhaber: Anna Jameson

Es wird mich von Sibyllen trennen: Lebewohl

III  Getrennt 1835-1842

Puls meines Herzens: Laurina Spinola

Qui me néglige me perd! Nähe und Distanz

Das fuchsige Buch: Entfremdung

Frauen bilden eine Nation für sich: Frauenliebe

Schriftstellerin zu werden: Annette und Adele

Die Rheingräfin: Sibylle

Hilf, Sibille! Die Wende

IV  Wieder vereint 1842-1849

Mertens ist todt: Neuanfang

Diese wunderliche phantastische Erscheinung: Schluss mit Annette

Meine Märchen gefallen: Bäder und Bücher

Behaglich, ja heimisch: Rom

Unrecht, Wahnwitz, Tollheit: Familienkrieg

Von beiden Seiten Narben: Geschwisterliebe

Ach ich kann vor Pein nicht mehr: Adeles Tod

Mein Schmerz ist nur um Eines: Die Witwe

Ueber die Weiber: Streit mit Arthur

Dieses quasi Doppelleben: Ausklang

Nachwort

Dank

Anhang

Zeittafel

Zu den Quellen

Siglen

Bibliographie

Anmerkungen

Personenregister

Bildnachweis

soll ein Nekrolog von Adelen geschrieben werden, sei es wer es wolle, so muß ja Dein inniges Zusammenleben mit ihr und Alles was Du für sie gethan doch geschildert werden. Dein Nahme ist von Adelens Nahme nicht zu trennen, und ich denke mir Du möchtest es auch nicht.

Ottilie von Goethe an Sibylle Mertens-Schaaffhausen,
14. September 1849

Für Susette Pia Schuster

Vorwort

Im Park des Klimasekretariats der Vereinten Nationen im Süden Bonns stehen zwei uralte Bäume: ein knorrig verdrehter Trompetenbaum und eine ausladende Zeder. Hier fing alles an. Verliebt zogen sich Sibylle Mertens und Adele Schopenhauer im Frühjahr 1828 auf den damaligen Auerhof zurück. Ich glaube am besten vergleichst Du uns ein Paar Leuten die sich spät finden u dann einander heirathen. Stürbe sie – so spräng ich jetzt in den Rhein, denn ich könnte nicht ohne sie bestehen,1 schrieb Adele ihrer ersten Liebe, Ottilie von Goethe.Die Tochter der berühmten Schriftstellerin Johanna Schopenhauer und Schwester eines unbekannten Philosophen war auf der Suche nach einem Neuanfang an den Rhein gekommen. In der gleichaltrigen Sibylle Mertens geb. Schaaffhausen, einer Altertumskundlerin und Antikensammlerin, fand sie die Liebe ihres Lebens. Zwanzig Jahre teilten sie Glück und Leid. Sie betrogen und enttäuschten sich, entfremdeten und versöhnten sich, sorgten für einander und standen sich bei. Die Zeder soll Sibylle selbst gepflanzt haben. Den Trompetenbaum setzte der Legende nach beider Freundin Annette von Droste-Hülshoff daneben. Später wurde der Auerhof in ein neogotisches Schlösschen verwandelt, und das Bundesfinanzministerium ersetzte Sibylles Gewächshäuser durch einen nüchternen Erweiterungsbau. Nur der Park und die beiden Bäume blieben.

Die Nachwelt erinnerte sich vage an Adele Schopenhauer als enfant cheri2 Goethes und des Philosophen schwer erträgliche Schwester.3 Die Scherenschnittmeisterin, Schriftstellerin und Literaturagentin hatte ein eigentümliches Schicksal. Zeit ihres Lebens wurde sie als Gänschen4 von Männern verhöhnt. Friedrich Hebbel ließ das Ungeheuer 1845 in Rom wegen ihrer grauenvollen Häßlichkeit tätlich angreifen, begleitet von seinem eigenen kannibalischen Gelächter.5 Posthum erging es ihr nicht besser. Prüde, aber mannstoll sei sie gewesen, dabei unfähig, Mannesliebe zu wecken. Von ihrem zu einer altjüngferlichen Groteske ausartenden Phantasiespiel der Liebe frustriert, pflegte sie heiße Mädchenfreundschaft zu Ottilie, mit der sie einen wahren Kultus6 trieb, wie Paul Kühn 1912 meinte. Walther Ottendorff-Simrock sah Adele Schopenhauer 1960 als Sitzengebliebene, die sich mit der ganzen Glut eines vereinsamten Herzens an die Freundin Sibylle klammerte.7 Selbst Ludger Lütkehaus, der 1991 eine neue Sicht auf die kleine Schwester forderte, las ihre Tagebücher als die eines nie richtig geliebten alten Mädchens, das sentimentalisch seine überhitzte Gefühlskultur pflegt, ohne jemals mit der Realität in die Wochen zu kommen.8 Noch jüngst zeigte sich Gabriele Büch befremdet über Adeles Sentimentalität und übersteigertes Gefühl9 für Ottilie. Der moralinsaure Spott und das drucksende Unbehagen dieser Charakterisierungen geben zu erkennen, dass die Editoren und Leser von Adele Schopenhauers Briefen und Tagebüchern seit hundert Jahren über ihre Art zu lieben stutzen. Wegen des Tabus der Liebe zum eigenen Geschlecht blieb Adele von den drei publizierenden Schopenhauers die blasse, bedauerte, belächelte.

Liebe zwischen Frauen wurde in der bürgerlichen Gesellschaft lange nicht ernst genommen und daher auch nicht, wie noch in der Frühen Neuzeit, sanktioniert. Erst als Frauen anfingen, gegen die dreifache Bestimmung des Weibes – der zur Gattin, zur Mutter, und zur Vorsteherin des Hauswesens10 zu revoltieren, barg ihre Liebe sozialen Sprengstoff. Verstört von seiner Schwester und ihrer Freundin versuchte Arthur Schopenhauer, ihren Lebensentwurf für nicht existent zu erklären. Seine Schmähungen »Ueber die Weiber« – unübertroffen in der Weltliteratur des Frauenhasses – richten sich implizit gegen Frauen wie sie: Pionierinnen, die in Wissenschaft, Kultur, Politik und nicht zuletzt in der Liebe Grenzen einrissen, die ihnen als Frauen im 19. Jahrhundert gesteckt waren.

Konsequenter als ihre Lebensgefährtin11 mit dem berühmten Namen wurde Sibylle Mertens aus dem kulturellen Gedächtnis getilgt. Als Wissenschaftlerin, Kulturschaffende, als aktive Demokratin und Frauen Liebende forderte sie die Gesellschaft und ihre Familie heraus. Mit ihrem Mann führte sie laut der Droste eine wahre Höllenehe,12 und ihre sechs Kinder rächten sich für den Wahnwitz ihrer exentrischen Freundschaften,13 indem sie ihr in einem langjährigen Prozess das Vermögen streitig machten. Als Sibylle Mertens ausgegrenzt und beleidigt wurde, als sie ihre Liebe zu Adele Schopenhauer hinterfragen musste, begann die Formierung einer lesbischen Identität der Moderne. Die neue, so genannte ›Homosexualität‹ kam mit ihrem Zwilling, der ›Homophobie‹, zur Welt. Sibylle Mertens war eine der ersten Frauen, die sie zu spüren bekam. Sofort nach ihrem Tod versteigerten ihre Kinder ihre Sammlungen und zerstreuten sie in alle Winde. Ihres Lebenswerks beraubt, sollte Sibylle Mertens in Vergessenheit geraten.

Dank Tausender von Briefen und Tagebuchblättern lässt sich die Geschichte der Liebe zwischen Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens rekonstruieren. Mit kräftigen, markant rechtsschrägen Strichen verfasste Sibylle inhaltsreiche, humorvolle, oft selbstironische Briefe. Adele dagegen reflektierte mit feiner klarer Handschrift ihr Leben, eine Psychologin in schonungsloser Selbstanalyse. Wie meine Vorgänger lese ich ihre Selbstaussagen mit dem Blick von heute. Bewusst und unbewusst deuten Biographen als Kinder ihrer Zeit vergangene Leben, die sie in ihrer Fremdheit zu würdigen suchen, ohne ihren eigenen zeitabhängigen Erfahrungshorizont ablegen zu können. Heute, nach Frauen-, Schwulen- und Lesbenemanzipation, ist es möglich geworden, eine Liebeserklärung, wie sie Sibylle Adele machte, nicht als empfindsame Rhetorik abzutun, sondern als solche zu benennen: ich liebe Dich, fest, offen, innig, ich achte Dich hoch, ich vertraue auf Dich ohne Rückhalt, ohne Irrung ohne Ende!14

I

Die Schaaffhausens
und die Schopenhauers

Rose

1797-1827

Der Dom ist mein Vaterhaus:
Die Schaaffhausens in Köln

Sibylle Schaaffhausen wurde am 29. Januar 1797 in Köln geboren. Ihr Elternhaus stand in der Trankgasse 25, gleich beim Dom. Heute befindet sich dort die geschäftige Leere des Bahnhofsvorplatzes. Der Dom war damals eine traurige Bauruine. In den Fugen und Ritzen des gotischen Chors spross das Unkraut, Lang- und Querhaus sowie der Nordturm fehlten. Auf dem südlichen Turmstumpf stand seit dem Baustopp im frühen 16. Jahrhundert ein altertümlicher Kran, Symbol des Niedergangs der einstmals größten Stadt nördlich der Alpen. Reisende wähnten sich in einer Art Freilichtmuseum avant la lettre; zwischen den spitzgiebeligen Häusern, den romanischen Kirchen, Klöstern und Kapellen schien das Mittelalter stehen geblieben zu sein. Im engen Straßenlabyrinth drängten sich die Warenträger und Mönche, Lehrbuben und Marktfrauen, Handwerksgesellen und Priester, Pilger und Händler, stolperten über Hühner vorbei an den offenen Halbtüren der Läden, der Kaffeeröstereien und den Ständen der Appeltiffen, die gebacke Birren, fresch geleute Nöß und gekochte Kruschteien1 anboten. In ihre Rufe mischten sich die gröbsten Ausdrükke, die infamsten Schimpfwörter, ging man ohne milde Gabe an einem der so genannten Professionsbettler vorbei. An den Straßenecken besaßen sie ihre gesicherten Stationen, die erblich sind, und vom Vater auf den Sohn, von der Mutter auf die Tochter fortgehen.2 Das Lärmen der Straße, das Hämmern und Sägen und Zischen der Handwerksbetriebe übertönte das Jammergeschrei der Schweine, das Stöhnen der Schafe und Kälber, die man alle auf offener Straße schlachtet und zurecht macht. In den zumeist ungepflasterten Straßen kam man kaum voran, wurde doch aller nur denkbare und undenkbare Abfall und Unrath ungescheut vor den Häusern ausgeschüttet, der an manchen Stellen, selbst mitten in der Stadt oft hügelhoch angewachsen. In der Straßenmitte wurde ein Bach durch eine gemauerte Rinne geleitet, die Cloake der ganzen Nachbarschaft, an den Hauswänden ließ man zu allen Tageszeiten die Küchencascaden, vulgo Spülsteine, in allen Höhen vom Boden ihre Brühe auf das Plaster plätschern, und zwar ganz schonungslos gegen die Vorübergehenden.3 Die Colonia Claudia Ara Agrippinensum hatte schon bessere Zeiten gesehen.

Die wirtschaftliche Schlagader der Stadt pulsierte seit der Antike am Hafen. Dort lagen die Artikel von tausend und tausend Rubriken; die Zukkerfässer, die Kaffeeballen, die Kästhürme, die Tücher, die Hölzer und Produkte des Nordens! – Das ist ein Gewirr, eine Geschäftigkeit, ein Ueberfluß über alle Begriffe. Hier knarren die ächzenden Krahnen, dort krachen die rollenden Lastwägen, hier klirren die Ketten, dort girksen die beladenen Kasten und Pakfässer.4 Gelöscht wurden die Waren von zwei steinernen Krähnen, die ihre riesigen Schnäbel in die Luft streckten; langsam dreht sich knarrend und stöhnend das große Gangrad, von Menschen, den so genannten ›Eichhörnchen‹ getreten.5

Auch Wildhäute aus dem fernen Südamerika wurden hier gelöscht und in die Commissions- u. Speditionshandlung der Witwe Maria Sibilla Schaaffhausen geb. Knaben am Mühlenbach 4 gebracht. Wie Johanna Schopenhauer zeitgleich auf ihrer Europareise in Brabant beobachtete, war die kaufmännische Tätigkeit von Frauen in katholischen Handelsstädten damals keine Seltenheit. Die Schaaffhausens – der Name wird auf dem langen Dop-pel-A betont – gehörten zu den einflussreichsten Familien der Stadt. Seit drei Generationen saßen sie im Rat. Maria Sibilla war eine harte unbeugsame Frau, wie ihr Enkel und Lehrling Hubert meinte. Die Großmutter zählte immer Geld, alle Morgen trat die Schaar Makler ein, Wechsel zu kaufen und anzubieten, ihre Sprache lautete wie Hundegebell.6 Die Wildhäute verkaufte sie in der Nachbarschaft weiter. Der Perlengraben nahebei war eine weite stinkende Lache, in der die Weißgerber und die berühmten kölnischen Leimsieder die Häute kälken, die animalischen Urstoffe in Fäulniß übergehen lassen. Etwas weiter, am Duffesbach, verpestete die Lohe der Rotgerber die Luft. Hier draußen – aber immer noch innerhalb der mächtigen mittelalterlichen Stadtmauer, heute innerhalb des Rings – waren weite Flächen gar nicht besiedelt, wurden Wein, Obst und Gemüse angebaut. Dennoch blieb die olfaktorische Entlastung aus. Wie an allen Thoren, thürmen sich hier in der Straße Misthaufen, die in einzelnen Thor-Straßen häuserhoch, selbst manche Giebelspitzen überragen. Hinter den bewachten und nachts verschlossenen Toren war es nicht besser. Gerade um den Vorweg sind die aus menschlichen Excrementen bestehenden Misthaufen aufgestapelt. Wie eine dritte Stadtmauer nach der römischen und der mittelalterlichen umgab menschlicher und tierischer Kot die Stadt. Der urherkömmliche Schlendrian übte in Köln noch lange in vielen Dingen einen magischen Zauber.7

Maria Sibilla Schaaffhausen hatte neun Kindern das Leben geschenkt. Nachdem ihr zweiter Sohn Abraham etliche Jahre in ihrem Kontor gearbeitet und den geschäftlichen Erfolg als Ratsherr politisch abgesichert hatte, trat er in offene Konkurrenz zu seiner Mutter, indem er ein eigenes Unternehmen eröffnete und ebenfalls mit Wildhäuten aus Südamerika handelte. Seinen Neffen Hubert nahm er als Hilfskraft mit. Als der sich später selbstständig machte, lieh ihm sein Onkel 10 000 Gulden – (aber man sollte es nicht für möglich halten) zu 12 % Zinsen!8 Dank solcher Renditen entwickelte sich das Handelshaus Abraham Schaaffhausen rasch zur führenden Bank im Bereich der Leder- und Textilindustrie vom Niederrhein bis in die Eifel. Nicht zimperlich in seinen Geschäftspraktiken, lebte der Inhaber auch vom Schmuggel und der sozusagen bestechlich guten Zusammenarbeit mit den Zollbeamten. Als Schaaffhausens systematischer Betrug aufflog, blieb er trotz einer hohen Geldbuße Präsident des Handelsgerichts. Der als Bock identifizierte Gärtner grast in Köln unbeschadet weiter.

Bei seiner Mutter lernte Abraham Schaaffhausen Maria Anna Giesen kennen, eine Magd. Als zwölftes Kind des Honnefer Rheinschiffers Johann Heinrich Giesen und seiner bereits verstorbenen Frau Maria Gertrud geb. Limbach besaß sie weder Mitgift noch Vermögen. Blutjung war sie auch nicht mehr, als Abraham Schaaffhausen sie bat, seine Frau zu werden. Es muss sich demnach tatsächlich um Liebe gehandelt haben, wie ihre einzige Tochter später meinte. Entsetzt versuchten Abrahams Mutter und Schwestern, ihm diese unstrategische Ehe auszureden. Nach der heiligen Regel der Kölner Oligarchie heiratete man nur untereinander. Abrahams Schwester Maria Margaretha etwa hatte vier Jahre zuvor Johann Theodor Mülhens geheiratet und somit die Schaaffhausens mit der Familie verschwägert, die unter der Hausnummer ihres Handelshauses 4711 zum wichtigsten Produzenten von Kölnischwasser wurde. Doch Abraham Schaaffhausen war entschlossen, aus Liebe zu heiraten, ohne sich von Verwandten hindern zu laßen.9 Am 13. Januar 1794 erwarb er den Salm-Dyckschen Hof In der Dranckgass 25 als Firmen- und Familiensitz. Dieses Haus sollte sich zu seinen Lebzeiten und weit darüber hinaus zur wichtigsten westdeutschen Bank entwickeln, einem der Gründerhäuser der Deutschen Bank. Noch heute befindet sich das Kölner Bankenviertel in diesem Teil der Stadt. Fünf Monate später, am Samstag, den 14. Juni 1794, heirateten er und Anna Giesen in der kleinen Pfarrkirche des Bräutigams, St. Lupus, die etwa an der Stelle des Alten Wartesaals stand, unter Gleis 1 des Kölner Hauptbahnhofs. Braut und Bräutigam waren gestandene Leute, er 37, sie 33 Jahre alt.

Keine vier Monate nach der Trauung, am 6. Oktober 1794, ergab sich Köln kampflos den französischen Revolutionstruppen. Damit war die Selbstständigkeit der Freien Reichsstadt für immer vorbei. 1800 ernannte Napoleon Schaaffhausen zum Bürgermeister, doch der lehnte ab. Als der Kaiser vier Jahre später in Köln mit Pomp und Begeisterung empfangen wurde, soll er Schaaffhausen gefragt haben, ob die Stadt Millionäre beherberge. Ja, aber seit 1794 sei kein einziger hinzugekommen, antwortete der alte Reichsstädter maliziös.

Zweieinhalb Jahre nach der Hochzeit brachte Maria Anna Schaaffhausen ihr erstes Kind zur Welt. Noch am selben Tag erhielt ihr Töchterchen in der Taufe die Namen Maria Sibilla Josepha, nach ihrer Großmutter väterlicherseits. Ihr Rufname wurde Sibylle. Die Wöchnerin erkrankte, wahrscheinlich am Kindbettfieber, einer Unterleibsinfektion. Sollte Anna Schaaffhausen von den ungewaschenen Händen eines teuer bezahlten Arztes infiziert worden sein, so bezahlte sie bitter den Luxus in ihrer Ehe. Sie starb schon am 5. Februar 1797, eine Woche nach der Geburt ihrer Tochter. Kaum hatte Abraham Schaaffhausen seine Frau bestattet, bat er seine junge Nichte Catharina Gallo, sich um sein Haus und den Säugling zu kümmern, reiste nach Paris und blieb mehrere Monate aus.10 Das neugeborene Mädchen verlor nicht nur seine Mutter, sondern auch den Vater unmittelbar nach der Geburt.

Während die verwaiste Sibylle als fest eingepacktes Weckelditzche in der Wiege am Föppchen11 nuckelte, fanden in ihrer Heimatstadt grundlegende Reformen statt. Zuerst erhielten die Protestanten, dann auch die Juden von den neuen französischen Machthabern das volle Bürgerrecht. Zuletzt fiel die mittelalterliche Zunftordnung. Mit der Religions-, Konfessions- und Gewerbefreiheit war Köln zumindest auf dem Papier in der Moderne angekommen. Die altehrwürdige Universität wurde wegen ihrer heftigen Kämpfe gegen das einbrechende Licht12 geschlossen. Aufklärung nannte man das im fernen Königsberg.

Die tat bitter not. Nirgends erscheint der Aberglaube in einer schauderhafteren Gestalt als in Köln.13 Den Kindern wurden Amulette als Scapuliere, unter dem Namen ›Teufelsgeistcher‹ umgehängt; begegnete man in der Frühe einer alten Frau oder gar Schweinen, flogen Elstern oder Krähen über den Weg, legte man sich besser wieder ins Bett. Beim Haar- und Nägelschneiden spielte der Mond, ob Junglicht oder Vollmond, eine wichtige Rolle, wie auch in der Küche beim Einmachen.14 Auch auf die kleine Sibylle wirkten diese Riten so tief ein, dass ich seit jeher einen guten Theil ächt antiken und altmodischen Aberglaubens mit mir herumzuschleppen habe.15 Daneben wurde der katholische Glaube eingeübt. Das Erste, welches ein Kind gelehrt wurde, konnte es einige Worte lallen, war das Kreuz machen, erinnerte sich Ernst Weyden, der zeitgleich mit Sibylle Schaaffhausen in ihrer Nachbarschaft, Unter Fettenhennen, aufwuchs. Dann folgte das Vater unser, das Glaubensbekenntniß und die gemüthvollen Kindergebete. Die erste Sprache, die Sibylle lernte, war nicht deutsch. Ihr Vater sprach, wie alle, gewöhnlich nur Kölnisch.16

Drei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Abraham Schaaffhausen die 23-jährige Therese de Maes aus Roermond am Niederrhein. Rasch verwandelte sich die traurige Wohnstätte des Witwers mit seinem halbverwaisten Töchterlein in ein lebhaftes Haus, in dem neben Sibylle fünf Halbgeschwister – Carl, Auguste, Theodor, Theresia und Elisabeth genannt Lilla – ihr Unwesen trieben. Trotzdem meinte die Älteste später über ihre Kindheit: Es ist etwas unbeschreiblich hartes, mutter und geschwisterlos sein.17 Sie fühlte sich isolirt und neutralisirt,18 als Außenseiterin, als echtes Stiefkind. Ihre Stiefmutter konnte oder wollte ihr die leibliche Mutter nicht ersetzen. Sie hat mich nie geliebt – ich nicht sie,19 fasste die erwachsene Tochter die Gefühlslage zusammen.

Um so treuer ehrte sie das Vermächtnis ihrer leiblichen Mutter. Sie kannte deren niedere Herkunft, die erbarmungslose Großmutter ließ da nichts im Unklaren. Sibylle wusste, sie war eine Mischung aus Bauern und republicaner Blut, ein Kind aus dem Volke.20 Dieses Volk war in Köln ungemein verarmt. Betteljungen und -mädchen mussten die unbeschreiblichen Straßenrinnen nach altem Eisen, Nadeln und dergleichen durchsuchen. In den Elendsvierteln der Thieboldsgasse und des Griechenmarkts, nicht weit vom Haus der Großmutter entfernt, klöppelten bis zu tausend Mädchen Spitzen in den Wirkschulen, Stätten des weißen Sclaventhums. Sie waren von ihren Eltern für gewisse Jahre an die Vorsteherinnen dieser Schulen völlig verkauft. Der Familienlegende nach brachte Sibylle einen französischen General dazu, mit ihr für die Armen sammeln zu gehen. Als Erwachsene fußte ihre demokratische Grundeinstellung auf dem Bewusstsein, nur per Zufall auf der materiellen Sonnenseite des Lebens geboren worden zu sein.

Nicht nur als erklärte Republikanerin geriet Sibylle nach ihrem Vater. Auch seine kulturellen, historischen und wissenschaftlichen Interessen wurden die ihren. Abraham Schaaffhausen war Mitglied der ›Olympischen Gesellschaft‹, dem einzigen gelehrten Club Kölns. Jeden Samstag widmete man sich ab 18 Uhr verschiedenen Themen aus Literatur und Kunst. Der junge Sulpiz Boisserée etwa stellte dem Kreis seine verrückte Idee vor, den Dom fertig zu bauen. Einer der ›Olympier‹ und enger Freund Schaaffhausens war Ferdinand Franz Wallraf, der Begründer der Kölner Museumslandschaft. Er war Priester, Doktor der Medizin und Professor für Botanik, Naturgeschichte und Ästhetik an der französischen Zentralschule, dem Ersatz für die alte Universität. Seine Stunde schlug nach der Säkularisation am 4. Juli 1802. Die verstaatlichten Stifts-, Abtei- und Klosterkirchen wurden entweder abgerissen wie St. Lupus – womit Sibylle das Grab ihrer leiblichen Mutter verlor – oder verkauft. Zusammen mit Friedrich Herstatt veräußerte Abraham Schaaffhausen sie gewinnbringend weiter als Fabriken für Samt und Seide, Zuckerrüben oder Tabak, als Gefängnis oder als Synagoge. Der Abriss oder Verkauf so vieler mittelalterlicher Kirchen schwemmte eine Masse von Bildern, Skulpturen, Altären, Handschriften und seltenen Büchern auf den Markt, wenn sie überhaupt so weit kamen. Sammler, Trödler und Diebe hatten alle Hände voll zu tun, um keine Kostbarkeiten zu übersehen. Die Kölner Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée erwarben in diesen Jahren wertvolle Gemälde, die sie erst nach Heidelberg, schließlich nach München brachten, wo sie heute die Zierde der Alten Pinakothek sind. Dieser immense Verlust für Köln erregte den biblischen Zorn Wallrafs. Unter großen persönlichen Opfern – und von Schaaffhausen unterstützt – trug er eine unüberschaubare Sammlung zusammen, die er in seiner Wohnung in der Dompropstei hortete. Oft spazierte die kleine Sibylle an der Hand ihres Vaters die wenigen Schritte zu Wallraf. Mit Mühe wand man sich auf den Gängen und in den Zimmern durch die hier aufgestapelten Massen von Gemälden, Kunstgegenständen, Antiquitäten und Büchern; durch das ganze weite Haus wehte ein eigenthümlicher Moderduft, dem Professor die angenehmste Atmosphäre, denn selbst um und auf seinem schlichten Nachtlager thürmten sich im tollsten Bunterlei Bücher, Kupferstiche, Curiositäten und Antiquitäten aller Gattungen. Die Großmutter erzählte, daß dem Herrn Professor einmal bei einer feierlichen Gelegenheit, wo er nach dem Dome mußte, die einzige schwarzseidene kurze Hose unter seiner tollen Umgebung abhanden gekommen, und erst, nach langem, langem Suchen, als die Domglocken schon riefen, unter einem Haufen von Büchern und Kupferstichen glücklich wiedergefunden worden sei.21 Während Ernst Weyden, der wie Sibylle Schaaffhausen als Kind bei Wallraf ein und aus ging, dessen Tohuwabohu mit kölscher Nonchalance goutierte, sträubten sich dem Ordnung und Schubladen liebenden Goethe bei Wallraf die Haare: Er gehört nämlich zu den Personen, die bey einer gränzenlosen Neigung zum Besitz, ohne methodischen Geist, ohne Ordnungsliebe geboren sind, ja die eine Scheu anwandelt, wenn nur von weitem an Sonderung, schickliche Disposition und reinliche Aufbewahrung gerührt wird. Der chaotische Zustand ist nicht denkbar, in welchem die kostbarsten Gegenstände der Natur, der Kunst und des Alterthums über einander stehen, liegen, hängen und sich durcheinander umhertreiben. Wie ein Drache bewahrt er diese Schätze, ohne zu fühlen, daß Tag für Tag etwas Treffliches und Würdiges durch Staub und Moder, durch Schieben, Reiben und Stoßen einen großen Theil seines Werths verliert.22

Als sie groß geworden war, gehörte Sibylle Schaaffhausen dem Goethe’schen und nicht dem Wallraf ’schen Sammlertypus an. Auch sie ordnete mit großer Freude ihre Sammlungen und ließ, wie Goethe, eigens Schränke für sie anfertigen. Dennoch empfing sie von dem enzyklopädischen Wissenschaftler, chaotischen Kenner und sorglosen Liebhaber bleibende Impulse. Während Wallraf und Schaaffhausen sich über Kunstgegenstände unterhielten, saß die Kleine mit einem Folianten oder einer Hand voll ›Heideköpp‹ (alte Münzen) am Boden, Bilder besehend oder mit letzteren spielend.23 Anschaulich und kindgerecht führte Wallraf sie in die Geschichte der Stadt Köln und die römische Münzkunde ein, wie die Schülerin später einem Freund erzählte: Wallraf sei fast täglich in ihrem Hause aus- und eingegangen und habe ihr von Zeit zu Zeit schöne Römer-Münzen geschenkt; einmal sei er auch an einem Morgen, mit einem Friseur zu ihr gekommen und habe ihr eine sehr schöne Münze der Agrippina – der Gründerin Kölns – gezeigt, die er ihr schenken wolle, wenn sie sich einmal die Haare wolle frisieren lassen wie die Agrippina auf der Münze sie trage, nach Art der alten vornehmen Römerinnen: er habe schon einen, zwar nicht antiken, wohl aber echt kölnischen Haarkünstler mitgebracht. Auf diesen Vorschlag sei sie auch sofort eingegangen. Von dieser Zeit an habe sie fleißig angefangen zu sammeln und dabei auch nicht unterlassen sich zu bemühen, das Gesammelte zu verstehen und zu erklären, was ihr auch nicht ganz mißlungen sei.24

Der ungewöhnliche Unterricht in der Altertumskunde ergänzte Sibylles angeborne Liebhaberey, Abends in die Kirche zu gehen, so dass sie schon als Kind immer hinüber lief in der Dämmerung nach dem nahen Dome.25 Der gotische Chor übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus; der Dom ist mein Vaterhaus und die heiligen Dreikönige sind meine Vettern.26 Im vielfarbigen Licht der mittelalterlichen Kirchenfenster schimmerte der goldene Schrein der Heiligen Drei Könige, geschmückt mit antiken Gemmen und Kameen in verschwenderischer Pracht. Deren Zeichen, Figuren und Symbole kannte Sibylle schon aus Wallrafs Sammlungen. Das liberale Recycling, mit denen heidnische geschnittene Steine zum Lob Gottes umfunktioniert worden waren, prägte ihren eigenen dehnbaren katholischen Glauben. Fasziniert von der Raumwirkung und den Kunstschätzen des Doms konnte sie die Zeit vergessen, so dass sie sogar einmal in diesen Hallen abgeschlossen wurde, wo ich durch Geschrei und Rütteln an dem eisernen Chorgitter endlich die Befreier herbeirief.27

Andere Befreier, Blüchers preußische Truppen, überquerten in der Neujahrsnacht 1813/14 den Rhein. Zwei Wochen später verließen die Franzosen nach fast zwanzig Jahren Köln. Auf dem Wiener Kongress wurde die ehemalige Freie Reichsstadt mit dem gesamten Rheinland Preußen zugeschlagen. Als Abraham Schaaffhausen diese Nachricht hörte, soll er entsetzt ausgerufen haben: Jesses, Maria Josef, do herode mer ävver en en ärm Familich! Der Bund zwischen dem katholischen, bürgerlichen, lebensfrohen und schlampigen Rheinland und dem protestantischen, militaristischen, humorlosen und effektiven Preußen war keine Liebesehe. Die Freiheit der Rede in der Bürgerstadt, die sich in der notorisch liberalen rheinischen Presse niederschlug, kontrastierte scharf mit dem absolutistisch regierten Obrigkeitsstaat Preußen und seinem Polizeispitzelapparat. In zähen Verhandlungen trotzte die Rheinprovinz den neuen Herren das liberale französische Rechtssystem ab.

Zu dieser Zeit erhielt Sibylle Schaaffhausen in einem Mädchenpensionat in Belgien, wohin katholische Eltern ihre Töchter gern schickten, den so genannten letzten Schliff. Als zukünftige Herrinnen repräsentativer Häuser übten die Schülerinnen, elegant auf Französisch zu plaudern, ohne persönliche, politische, geschäftliche oder religiöse Minenfelder zu touchieren. Währenddessen fertigten sie feine Handarbeiten an, denn auch in den besten bürgerlichen Kreisen erregten unbeschäftigte Frauenhände Anstoß. Außerdem wurde von den höheren Töchtern erwartet, einen geselligen Abend musikalisch bereichern zu können. Sibylle brillierte am Klavier. Hoch musikalisch, mit einem sensiblen Gehör, technischer Begabung, Ausdauer und Disziplin begabt, erreichte sie an diesem Instrument Konzertrang. Sie komponierte Lieder und improvisierte stundenlang. Es kannte sie niemand, der sie nicht spielen hören.28

Solche Künste galten freilich nur als schmückendes Beiwerk. Zu Hause bereitete sich die älteste Tochter im großen Haushalt der Schaaffhausens auf ihre zukünftigen Aufgaben vor. Fast alle Dinge des täglichen Bedarfs wurden noch zu Hause hergestellt, Kleidung, Tisch-, Bett- und persönliche Wäsche, Lebensmittel. Im Herbst wurde ein Ochse geschlachtet, zu Weihnachten ein Schwein verwurstet. Organisation und Kontrolle, Ökonomie und Effizienz des Haushalts waren Aufgabe der vornehmen Hausherrin. Die Cölner Köchinn, das rheinische Standardkochbuch der Zeit, hielt die Wirthschaftlichkeit für so nützlich zu unserm eigenen Glücke, und so nothwendig, wenn man die Pflichten einer Gattin und Mutter erfüllen will, daß sie den vornehmsten Rang unter allen weiblichen Pflichten und Eigenschaften verdient; und daß die Haushaltungskunst von rechtswegen den Vorzug vor allen andern Kenntnissen und Wissenschaften, die man jungen Frauenzimmern in der Erziehung beibringt, zu haben gehörte.29 Von der dreifachen Bestimmung des Weibes sollte Sibylle Schaaffhausen allein die Haushaltungskunst ohne Fehl und Tadel erfüllen.

En Ochs und en Esel und en Elephant dazu:
Louis Mertens

Als Tochter eines reichen Bankiers zählte Sibylle Schaaffhausen zu den begehrtesten Partien des Rheinlands, trotz ihrer nicht mit den Reizen weiblicher Schönheit geschmückten Persönlichkeit.1 Sie war etwas über mittelgroß, dünn, und hatte ein schmales Gesicht mit einer langen spitzen Nase; in ihren blassen und scharfen Zügen lag Ernst und Entschiedenheit.2 Eigentlich war nichts Ungewöhnliches in ihrer Erscheinung, aber sie selbst war ungewöhnlich, und das Gewöhnliche wurde an ihr zu einem Besonderen und bildete sie zu einem Besonderen aus.3 Ihre viel bezeugte Ausstrahlung beruhte auf ihrer überragenden Intelligenz samt einem eignen schroffen Willen.4 Weibliche Unterwerfungsgesten, sittsame Demut, überprononcierte Bescheidenheit waren ihr fremd. Die Schriftstellerin Fanny Lewald verglich sie später mit dem Bau, der an ihrer Wiege stand: niemals habe ich den Dom in seinem Ernste, mit seinen großartig harmonischen Linien und mit seinen Tausenden von wunderlichen Gestalten und grillenhaften Steinphantomen vor Augen gehabt, ohne an die wunderbare Frau zu denken, die in der Nähe jenes Domes geboren, wie er, eigenartig und fremd in ihrer Umgebung, harmonisch trotz ihrer Wunderlichkeiten, sanft trotz ihrer Herbigkeit, in meinen Erinnerungen so unvergleichlich und so gesondert dasteht, wie der Riesenbau, dessen Schatten weit hinausragt über ihr Vaterhaus zu Köln.5

Die selbstbewusste junge Frau lebte in Zeiten, die ihren altertumskundlichen Ambitionen mit Unverständnis begegneten. Kein Studium, kein Beruf standen ihr offen. Sie hatte dynastische Aufgaben zu erfüllen. Zwar wurde die Liebesehe in der Literatur und Philosophie diskutiert, und Johann Gottlieb Fichte sprach einer Ehe, die nicht aus Liebe geschlossen wurde, die Sittlichkeit ab. Doch die Lebenswirklichkeit sah anders aus. Arrangierte Ehen, bei denen Vermögen oder Grundstücke, nicht aber Herzen vereint wurden, waren nicht nur in der Kölner Oligarchie immer noch die Regel. Der älter werdende Abraham Schaaffhausen brauchte einen tüchtigen Geschäftsführer an seiner Seite und bot daher dem erfolgreichen Kaufmann Johann Ludwig Joseph Mertens seine Erstgeborene an. Ein solches Tauschgeschäft entsprach ganz den Gepflogenheiten Kölner Kaufleute. Louis Mertens, Weinhändlersohn aus Bonn, handelte mit seinem Vetter Heinrich Joseph Mertens in der Großen Budengasse 19 mit Kolonialwaren en gros.Er ließ sich den Einstieg bei Schaaffhausen nicht entgehen. Da er 6 000 Taler Eigenkapital in die Ehe mitbrachte, gab Abraham seiner Tochter 25 000 Francs als Brautschatz6 mit, was 6 631 Talern entsprach. Dass der Bräutigam fast sechzehn Jahre älter als die Braut war, galt nicht als Problem.

Sibylle Schaaffhausen wurde nicht um ihre Meinung gefragt; im 19ten Jahre hat man sie verheirathet. Gefügig akzeptierte sie die Entscheidung, weil ihr Vater sie getroffen hatte, der für sie über jeder Kritik stand. Da sie als Jugendliche nie ein Liebesverhältniß gehabt7 hatte, dachte sie an keinen anderen. Die standesamtliche Trauung – das Rheinland hatte mit dem französischen Recht auch die Zivilehe behalten – fand am 12. Juni 1816 statt. Tags darauf ließen sich der 34-jährige Louis Mertens und die 19-jährige Sibylle Schaaffhausen in der Pfarrkirche der Braut, St. Mariae Himmelfahrt, trauen. Obwohl ihr Ehename Mertens war, nannten sich beide fortan ›Mertens Schaaffhausen‹. Noch am selben Tag machten sie sich auf in die Flitterwochen. Dass Louis seine kunstsinnige junge Frau nach Italien führte, mag ein Zeichen guten Willens seinerseits gewesen sein.

Eine solche Reise war selbst für Vermögende eine beschwerliche Sache. In der Kutsche ging es gemächlich, dabei nicht ungefährlich voran. Als das Ehepaar Mertens seine Hochzeitsreise antrat, fiel Adele Schopenhauer in Schwalbach bei einem Unfall zwischen Pferde und Räder. Die Alpenüberquerung war nur zu Fuß oder Ross und mit Hilfe von Lastpferden zu bewältigen. Die alte Gotthardstraße war zwar allerorten mit starken Steinen besetzt, aber nur so breit, dass zwei beladene Saumrosse einander fast überall hätten ausweichen können. Von Amsteg (522 m) wanderte man im Tal der wild schäumenden Reuß immer bergauf, über Göschenen, die Schöllenenschlucht, eine gräßliche, zu Zeiten auch wegen der Lawinen gefährliche Gegend,8 vorbei an den Grabkreuzen der von Felsen Erschlagenen, über die Teufelsbrücke und durch das Urner Loch, den ersten Bergtunnel der Schweiz, bis Andermatt (1444 m). Von dort ging’s am zweiten Tag in vier Stunden zum Pass (2112 m) hoch. Den Flitterwöchnern empfahl der Geistliche und Sammler Franciscus Pick in seinen Ratschlägen für die Reise, sich bei den Mönchen (höchsten Verehren wert) mit einem Trunk zu laben, bevor sie der Weg am Ufer der Tremola nun steil bergab führte. Die berühmten Serpentinen wurden erst später für den Fuhrverkehr angelegt. Ab Airolo (1445 m) fuhren dann wieder Wagen. Über Bellinzona und den Lago Maggiore ging es nach Lugano. Hier rufen die Reisende: Italia!, und man wandelt kurz nachher wie in Hesperischen Gärten unter Pomeranzen, Zitronen und Olivenbäumen.9 Ziel der Reise war eigentlich Mailand, doch reisten die Flitterwöchner weiter bis Genua.

Johanna Schopenhauer meinte, Ehewillige sollten erst einmal zusammen verreisen, bevor sie ihre gemeinsame Lebensreise anträten; manches Paar würde darüber, zu beider Frommen, noch rechtzeitig auseinanderfallen. Für Sibylle und Louis Mertens war es zu spät. Diese so ganz verschiedenen Ansichten, Tendenzen, Bedingungen und Wünsche konnten ja wohl nicht freundlich sich nebeneinander bewegen!10 Inmitten der Herrlichkeiten Italiens musste Sibylle feststellen, dass sie ihrem so viel älteren Mann intellektuell und an Kenntnissen in Kunst und Geschichte überlegen war – was ihn nicht scherte; ich will Nichts Uebles von Herrn Mertens sagen ›ich sage man nix, als en Ochs und en Esel in eine Person, und en Elephant dazu‹,11 charakterisierte Annette von Droste-Hülshoff später den nüchternen Geschäftsmann; nichts war ergötzlicher als die Anekdoten, welche Annette von ihm zu erzählen wußte.12 Der Gattin hingegen verging das Lachen bald.

Zurück in Köln, zog das Paar in die Trankgasse 21, gleich beim Elternhaus der jungen Frau. Neben Abraham und Therese Schaaffhausen repräsentierten nun auch Louis und Sibylle Mertens die bedeutendste westdeutsche Bank und mussten vor höchstem Besuch wie dem preußischen König Friedrich Wilhelm III., dem Kaiser Franz von Österreich und dem russischen Zaren Alexander eine gute Figur abgeben. Der preußische Kronprinz wurde mit Glanz und Gloria empfangen; trotzdem verlegte Preußen den Sitz der rheinischen Universität sowie des Provinzialmuseums nach Bonn, die Kunstakademie und den Landtag nach Düsseldorf. Hauptstadt der Rheinprovinz wurde Koblenz. Das alte, stolze, katholische Köln erhielt als Trostpflaster das Appellationsgericht.

Kurz vor ihrem ersten Hochzeitstag, am 3. Juni 1817, wurde Sibylle von ihrem ersten Kind entbunden, einer Tochter, die anderntags auf die Namen Maria Margaretha Theresia Antonetta getauft wurde. Marie war erst acht Monate alt, als ihre Mutter wieder schwanger wurde. Am 26. November 1818 brachte sie am späten Nachmittag ihre zweite Tochter zur Welt, Maria Theresia Carolina Theodora. Zehn Monate nach Thereses Geburt war die junge Mutter zum dritten Mal schwanger. Früh um 8 Uhr gebar sie am 1. Juli 1820 ihren ersten Sohn, Julius Emanuel Walter Heinrich Ludwig. Nach der Geburt des Stammhalters beförderte Abraham Schaaffhausen seinen Schwiegersohn zum leitenden Teilhaber des Bankhauses. Auch die nächste Schwangerschaft ließ nicht auf sich warten. Ihr viertes Kind, Maria Elisabeth Jacobina Antonia, kam am 3. November 1822 zur Welt. Die Wöchnerin war 25 Jahre alt und hatte, unterstützt von Kindermädchen und Hausangestellten, einen Säugling und drei Kleinkinder zu versorgen. Folgte Sibylle den in Köln üblichen Konventionen, wickelte sie ihre Neugeborenen in feste Bandagen und stillte sie selbst.

Um Marie, Therese, Julius und Betty aus dem engen und übel riechenden Köln herauszubringen, kauften Louis und Sibylle Mertens im rechtsrheinischen Unkel südlich des Siebengebirges den ehemaligen Zehnthof. In dieses ländlich einfache Idyll direkt am Rhein zog sich die junge Mutter mit ihren Kindern sowie ihrer Freundin Maria Christina Schmitz zurück, Lehrerin an der Mädchenschule der Dom-Pfarre. Sie übernahm den Elementarunterricht für die beiden Ältesten. Unkel lag zu weit von Köln, als dass Louis abends bei seiner Familie hätte sein können – für seine Frau der Hauptvorzug des Landhauses. Denn die Kinder hatten die ungleichen Eheleute einander nicht angenähert, sondern, im Gegenteil, die Streitpunkte um Erziehungsfragen erweitert. So bestand Louis auf Hochdeutsch als Familiensprache und liebte es überhaupt nicht, wenn seine Frau oder Kinder plattkölsch sprachen,13 wie sich ihre Tochter Betty erinnerte. Die Unterschiedlichkeit ihrer Ansichten und Neigungen steigerte sich durch die Ähnlichkeit ihrer Temperamente ins Feindselige. Beide waren Hitzköpfe; ich will mich ärgern, das bekömmt mir gut,14 sagte Louis von sich, der viel an Langweile und folglich übler Laune15 litt. Seine Frau gab zu, unartig, eigenwillig, verdrießlich, unumgänglich16 zu sein und leidenschaftlich wie ein Malaye.17

In ihrer unbefriedigten Sehnsucht nach jugendlichem Empfinden und Geniessen18 vertiefte sich der herbe Zug, der Sibylle wegen ihres Stiefkindgefühls eignete. Sie spürte bitter, dass ein solches Zusammenleben in unglücklicher Ehe nicht bloss unliebenswürdige Eigenschaften die ursprünglich nicht in den Karakteren der Gatten lagen, hervorruft, sondern auch hindert an der geistigen Entwickelung und Veredlung indem man, all seine Kräfte auf einen Punkt, abwehrend sammelt, und sich daher andererseits weder überwacht noch zügelt: so dass die Anlage zu Unarten, die nicht in dem Bereich strittiger Punkte zwischen den beiden verbundenen Wesen fallen, Zeit haben, gehörig und übermässig sich zu entwickeln. – Außerdem hat eine unglückliche Ehe den moralischen Nachtheil, dass man durch die Gewohnheit, unter den Fehlern und Thorheiten des andern zu leiden, und durch die daraus entspringende grosse Gereiztheit, scharf und gereizt überhaupt wird gegen die Fehler der Menschen, und sie zuletzt nicht mehr bloss beklagt und duldet, sondern sie beurtheilt und über sie zürnt, weil man sie fast für bösen Willen ansieht. Man wird überhaupt durch den dauernden Widerspruch und die Gedrücktheit einer solchen Verbindung leider zuletzt hart gegen andere, weil man gezwungen ist, hart gegen sich selbst zu sein.19 Als ebenbürtige Sparringspartner machten sich Sibylle und Louis Mertens gegenseitig das Leben schwer. Die Droste meinte, sie haben eine wahre Höllenehe geführt, und die Schuld stand ganz zu gleichen Theilen.20

Abb. 1
Abb. 2
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Abb. 10

Ein Wesen eigener Art:
Adele Schopenhauer

Auch im fernen Weimar bahnte sich im Jahr 1816, als Sibylle Schaaffhausen Louis Mertens heiratete, eine unglückliche Ehe an. Die zwanzigjährige Ottilie von Pogwisch überlegte, ob sie August von Goethe heiraten sollte. Mehr als der sieben Jahre ältere Kammerrat lockte sie die Aussicht, Johann Wolfgang von Goethes Schwiegertochter zu werden. Der Geheime Rat selbst warb um sie, ging mit ihr spazieren und schenkte ihr Blumen. Seine eigene Frau war in diesem Jahr gestorben und die Stelle der Hausfrau am Frauenplan vakant.

Adele Schopenhauer machten Ottilies Gedankenspiele fassungslos. Mein Kopf ist mir ganz verrückt, wenn er Dich als A’s Frau denkt; dieser harte wilde Mensch, ich weiß, er zerstört Dich noch ganz, zeigte sie sich überzeugt; denn lieben, wie das Wort in unseren Seelen steht, kanst Du A. nicht. Darum sollst und mußt Du fort, laß dich erbitten und erleichtere es A. nicht; der Sommer komt und dann gehst Du und bist gerettet. Gerettet, denn wir wollen uns nicht betrügen, Du kanst in diesem Verhältniß nicht glücklich seyn. Ich kan Dir weiter nichts sagen; ich liebe Dich unaussprechlich, drum verzeihe mir was Dir auch von mir weh thun mag. Um sie und August zu entzweien, verriet Adele Ottilie, dass er eine gemeinere Liebschaft1 hatte, während er mit ihr anbandelte. Sie selbst verspürte in seiner Nähe ein Grauen.2

Doch Ottilie ließ sich von ihrer Freundin nicht beirren. Weihnachten 1816 war die Sache entschieden; ich habe viel, sehr bedeutend gelitten, vertraute Adele ihrem Tagebuch an, Ottilien betrachte ich als Augusts Braut. Alle übrige Pein verschwindet neben diesem Übel, denn hier hat meine Kraft ihr Ende gefunden. Wehklagend brach es aus ihr heraus, o mein Gott, ich kann ja nicht dafür, daß es so tief schmerzt! Die Verlobung der Freundin betrachtete sie als ihre eigene Hinrichtung: Mir ists wie vor einem gewaltsamen Tode einem Verurteilten sein muß.3

Adele Schopenhauer war auf die Ehe nicht gut zu sprechen. Sie entstammte selbst einer äußerst unglücklichen Verbindung. Ihre Eltern, der Kaufmann Heinrich Floris Schopenhauer und die Kaufmannstochter Johanna Trosiener, hatten 1785 in Danzig nach den Regeln geheiratet, wie sie auch in der Kölner Kaufmannsoligarchie galten. Glühende Liebe heuchelte ich ihm eben so wenig, als er Anspruch darauf machte, gestand Johanna Schopenhauer in ihrer Autobiographie später freimütig.Mehr als ihren Mann schätzte sie das luxuriös ausgestattete Danziger Stadthaus in der Heiligengeistgasse, den Landsitz bei Oliva mit seinem großen Garten sowie die acht Lämmer, deren Toilette die Gärtnerfrau besorgte, so daß sie nie anders als wohlgebürstet und schneeweiß vor mir erschienen. Von diesem Leben am Rande der Dekadenz wollte Johanna ihr ganzes Leben nicht mehr lassen, selbst als die finanziellen Verhältnisse einen solchen Aufwand nicht mehr erlaubten. Doch nicht nur die Lämmer, auch die gewählte und mit großer Eleganz aufgestellte Handbibliothek ihres Mannes zog sie an. Über Voltaire gerieten die Eheleute in Streit; ihr fiel es schwer, mich seiner Ansicht zu bequemen. Er bevorzugte französische Romane voll frauenverachtender Erotik, ungeeignet, mein Geschlecht in seinen Augen zu erheben. Ein leises Gefühl von Unbehagen oder Mißmut4 beschlich sie, zumal sich die Anlage ihres Mannes zu schwermüthigen Grübeleien5 wenig mit ihrer Lebenslust vertrug.

Drei Jahre nach der Hochzeit, 1788, wurde Johanna Schopenhauer von einem Jungen entbunden, der mit Rücksicht auf die dereinstige kaufmännische Firma des jungen Weltbürgers den Namen Arthur erhielt, weil er in allen Sprachen unverändert der nämliche bleibt.6 Um dem Geschäft und sich selbst die Freiheit und Unabhängigkeit zu erhalten, verlegte Heinrich Floris Schopenhauer 1793 kurz vor dem Einmarsch der preußischen Truppen sein Handelshaus von Danzig nach Hamburg. Schon zwanzig Jahre zuvor hatte er ein Angebot von Friedrich II. ausgeschlagen, sich in Preußen als Kaufmann niederzulassen. Seine republikanische Gesinnung, die Abfuhr, die er dem König erteilte, erinnern an Abraham Schaaffhausen, der Napoleon hatte abblitzen lassen. Das Milieu von freiheitlich gesinnten großbürgerlichen Kaufleuten, dem sowohl Sibylle Mertens als auch Adele Schopenhauer entstammten, unterschied sich nur konfessionell; Schopenhauers waren Protestanten.