»Von Liebe und Schatten ist ein Roman mit zwei Gesichtern. Die Hauptfiguren sind Irene Beltrán, eine junge Journalistin aus dem angepaßten Bürgertum, und Francisco Leal, der Sohn von Intellektuellen, dessen Vater Spanien nach dem Bürgerkrieg verlassen hat und der die Hoffnung auf eine Rückkehr nicht aufgibt. Ohne die Diktatur würden sich die beiden jungen Leute nicht lieben, weil sie nicht gemeinsam gekämpft hätten. Weil sie gemeinsam in den Schatten des Regimes vorgedrungen sind, weil sie nach den Verschwundenen gesucht und Tote gefunden haben, haben sie gelernt, sich selbst und den anderen zu erkennen und das, was aus ihrem Lande geworden ist.«
Libération
Isabel Allendes engagierter Roman ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern die Auseinandersetzung mit Chiles jüngster Vergangenheit: »Ich muß einen Kontinent erzählen«, sagt die Autorin, »für diejenigen sprechen, die keine Stimme haben.«
Isabel Allende, 1942 in Chile geboren, ging nach Pinochets Militärputsch 1973 ins Exil. Die Erinnerungen ihrer Familie, die untrennbar mit der Geschichte ihres Landes verwoben sind, verarbeitete sie in dem Weltbestseller Das Geisterhaus. Allende zählt zu den meistgelesenen Autorinnen weltweit, ihr gesamtes Werk erscheint auf deutsch im Suhrkamp Verlag.
Von Liebe und Schatten
Roman
Aus dem Spanischen von
Dagmar Ploetz
Suhrkamp
Titel der 1984 bei Plaza & Jánes, Barcelona, erschienenen Originalausgabe: De amor y de sombra
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2015
Der vorliegende Text folgt der 15. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 1735.
© Isabel Allende 1984
© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1986
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
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Umschlagfoto: Jerry Bauer
Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus und Rolf Staudt
eISBN 978-3-518-74358-4
www.suhrkamp.de
Vorbemerkung
Erster Teil
Ein anderer Frühling
Zweiter Teil
Die Schatten
Dritter Teil
Liebes Vaterland
Dies ist die Geschichte von einer Frau und einem Mann, die ihre Liebe ganz gelebt haben und sich so vor einer gewöhnlichen Existenz bewahrten. Ich habe sie im Gedächtnis behalten und sie gehütet, damit die Zeit sie nicht verbraucht, und erst jetzt, in diesen schweigsamen Nächten hier, kann ich sie endlich erzählen. Ich tue es für die beiden und für andere, die mir ihr Leben anvertraut haben: Nimm es, schreib es auf, damit es der Wind nicht davonträgt.
Isabel Allende
Nur die Liebe mit ihrem Wissen
gibt uns die Unschuld zurück.
Violeta Parra
Der erste Sonnentag ließ die noch winterfeuchte Erde dampfen und erwärmte die zerbrechlichen Knochen der Greise, so daß sie auf den fürsorglich geebneten Gartenpfaden wandeln konnten. Nur der Melancholiker blieb im Bett, es war sinnlos, ihn an die frische Luft zu führen, denn seine Augen sahen nur die eigenen Albträume, und seine Ohren waren taub für den Tumult der Vögel. Josefina Bianchi, die Schauspielerin, trug das lange seidene Kleid, in dem sie ein halbes Jahrhundert zuvor Tschechow deklamiert hatte, und schritt, einen Sonnenschirm schützend über die sprüngige Porzellanhaut gespannt, langsam durch die Beete, die bald von Blüten und Hummeln besetzt sein würden.
Arme Jungs, lächelte die Achtzigjährige, als sie aus einem sachten Beben in den Vergißmeinnicht auf die Anwesenheit ihrer Anbeter schloß, all jener namenlosen Männer, die sie im verborgenen liebten, die in der Vegetation untertauchten, um jeden ihrer Schritte auszuspähen.
Der Oberst stützte sich auf das Aluminiumställchen, das seinen Wattebeinen Halt gab, und rückte ein paar Zentimeter vor. Er hatte, um den einziehenden Frühling zu feiern und die Nationalflagge zu ehren, wie es allmorgendliche Pflicht war, die von Irene aus Blech und Pappe gebastelten Orden angelegt. Wenn der Aufruhr seiner Lungen es erlaubte, brüllte er Kommandos an seine Truppe und befahl den zittrigen Urgroßvätern; das Marsfeld zu verlassen, wo sie von den Infanteristen mit ihrem schmissigen Paradeschritt und ihren Lackstiefeln niedergetrampelt werden konnten. Die Fahne flatterte nur für ihn sichtbar im Wind, knapp über den Telefondrähten wie ein aufgescheuchter Geier, seine Soldaten standen stramm, Augen geradeaus, Trommelwirbel, und mannhafte Kehlen stimmten die heilige Hymne an, die nur seine Ohren hörten. Er wurde von einer Schwester in Kampfkleidung gestört, die hatte sich ihm genähert, heimlich, still und leise, wie solche Frauen vorzugehen pflegen, bewaffnet mit einer Serviette, um den Speichel abzuwischen, der ihm aus den Mundwinkeln aufs Hemd troff. Er wollte ihr eine Auszeichnung zukommen lassen oder sie befördern, doch sie ließ ihn nicht zum Zuge kommen und machte kehrt, nachdem sie ihm drei Klapse angekündigt hatte für den Fall, daß er in die Hose machen sollte, sie habe es nämlich satt, fremde Kacke wegzuputzen. Von wem spricht diese Verwirrte? fragte sich der Oberst und kam darauf, daß nur die reichste Witwe des Reiches gemeint sein konnte. Sie war die einzige im Lager, die Windeln brauchte, weil ein Kanonentreffer ihren Verdauungsapparat zerfetzt und sie für immer an den Rollstuhl gefesselt hatte – aber nicht einmal dafür wurde sie geachtet. Die kleinste Unaufmerksamkeit, und schon wurden ihr Spangen und Schleifen entwendet, die Welt steckt voller Schurken und Gauner.
»Diebe! Man hat mir meine Pantinen geklaut!« schrie die Witwe.
»Ruhig, Oma, die Nachbarn können Sie hören«, mahnte die Pflegerin, den Stuhl in Richtung Sonne rollend.
Die Invalidin stieß weiter Anschuldigungen hervor, bis ihr die Luft ausging und sie schweigen mußte, wollte sie nicht ersticken; doch es blieb ihr noch die Kraft, mit einem arthritischen Finger auf den Satyr zu deuten, der gerade verstohlen den Hosenlatz öffnete, um sein klägliches Glied den Damen zu zeigen. Niemand kümmerte sich darum, nur eine schmale Frau in Trauerkleidung betrachtete die vertrocknete Feige mit einer gewissen Wärme. Sie war in deren Träger verliebt und ließ nachts ihre Zimmertür offen, um ihm Mut zu machen.
»Metze!« murrte die wohlhabende Witwe, mußte dann aber grinsen, weil sie plötzlich jener ach so fernen Zeiten gedachte, als sie noch einen Ehemann hatte, der mit Goldtalern für die Gunst zahlte, zwischen ihren massigen Schenkeln aufgenommen zu werden, was ziemlich häufig geschah. Schließlich hatte sie einen Sack voll gehabt, so schwer, daß kein Matrose ihn sich hätte über die Schulter werfen können.
»Wo sind meine Goldmünzen hin?«
»Was meinen Sie, Großmutter?« fragte zerstreut die Angestellte hinter dem Rollstuhl.
»Du hast sie mir gestohlen! Ich ruf die Polizei!«
»Nerv mich nicht, Alte«, sagte die andere ungerührt.
Den halbseitig Gelähmten hatte man auf einer Bank zurechtgerückt, die Beine in einen Schal gewickelt, heiter und würdevoll trotz der entstellten Gesichtshälfte saß er da, die nutzlose Hand in der Tasche und eine leere Pfeife in der anderen, mit der britischen Eleganz seines Sakkos, das an den Ellenbogen mit Lederflecken besetzt war. Er wartete auf die Post, deshalb hatte er verlangt, daß man ihn dem Tor gegenüber postiere; so konnte er Irene abpassen und auf den ersten Blick sehen, ob sie einen Brief für ihn hatte. Neben ihm sonnte sich ein trauriger Greis, mit dem er nicht sprach, denn sie waren Feinde, obgleich beide den Grund der Zwietracht vergessen hatten. Manchmal sprachen sie sich versehentlich an, aber die Antwort blieb aus, weniger der Feindseligkeit als der Taubheit wegen.
Auf dem Balkon des zweiten Stockes, wo die Bougainvillea noch keine Blätter oder gar Blüten trieb, erschien Beatriz Alcántara de Beltrán. Sie trug eine Wildlederhose und eine französische Bluse, beides erbsenfarben, dazu, Ton in Ton, den Malachitring und den Lidschatten, ein morgendliches Make-up, sie selbst frisch und gelassen nach ihren fernöstlichen Entspannungsübungen, die sie die nächtlichen Träume vergessen ließen, in der Hand das Glas Fruchtsaft für eine gute Verdauung und reine Haut. Sie atmete tief durch, bemerkte diese neue Lauheit der Luft und überschlug die Tage bis zu ihrer Urlaubsreise. Der Winter war hart gewesen, und sie hatte ihre Sonnenbräune verloren. Streng musterte sie den Garten zu ihren Füßen, den die Vorahnung des Frühlings verschönte, doch sie beachtete nicht das Licht auf der Steinmauer und den Duft der feuchten Erde. Der Efeu hatte den letzten Frost überlebt, auf den Ziegeln glänzte noch der Nachttau, der Gästeflügel mit seiner Holztäfelung und den hölzernen Fensterläden wirkte verblichen und trist. Sie beschloß, das Haus streichen zu lassen. Sie zählte die Greise durch und prüfte jedes Detail, um sicherzugehen, daß ihre Anordnungen befolgt wurden. Keiner fehlte, abgesehen von dem depressiven Kerl, der, vor Kummer mehr tot als lebendig, stets im Bett blieb. Sie musterte auch das Pflegepersonal, Schürzen sauber und gebügelt, Haare aufgesteckt, Gummisohlen. Sie lächelte zufrieden, alles bestens, vorüber die Gefahr der Regenzeit mit ihren Epidemien, und kein Klient war ihr zum Opfer gefallen. Ein bißchen Glück, und die eigene Rente war für die nächsten paar Monate gesichert, denn selbst der bettlägrige Alte konnte noch ohne weiteres den Sommer überleben.
Von ihrem Beobachtungsposten aus sah Beatriz, wie ihre Tochter Irene den Garten von »Gottes Wille« betrat. Verärgert stellte sie fest, daß diese nicht die Seitentür benutzte, die in den privaten Innenhof und zur Treppe zum zweiten Stock führte, wo sie sich eingerichtet hatten. Den separaten Eingang hatte sie extra einbauen lassen, um nicht durch das Altenheim gehen zu müssen, wenn sie ausging oder heimkam, denn jede Gebrechlichkeit machte sie trübsinnig, und sie zog es vor, sie aus der Ferne unter Kontrolle zu halten. Ihre Tochter hingegen ließ keine Gelegenheit aus, die Insassen zu besuchen, als fühlte sie sich in deren Gesellschaft wohl. Sie schien eine Sprache gefunden zu haben, die Taubheit und Vergeßlichkeit überwinden konnte. Jetzt ging sie zwischen ihnen herum und verteilte, der dritten Zähne eingedenk, weiche Bonbons. Beatriz sah, wie ihre Tochter sich dem halbseitig Gelähmten näherte, ihm einen Brief zeigte, beim Öffnen half, da das mit nur einer Hand nicht zu schaffen war, und dann noch ein wenig plaudernd bei ihm stehenblieb. Dann drehte sie mit dem anderen greisen Kavalier eine Runde, und obwohl die Mutter ihre Worte nicht verstand, nahm sie an, daß über Sohn, Schwiegertochter und das Baby geredet wurde, das einzige Thema, das den Alten interessierte. Irene hatte lächelnd und streichelnd für jeden ein paar Minuten übrig, und Beatriz dachte oben auf ihrem Balkon, daß sie wohl nie dieses unbekümmerte Mädchen ganz verstehen würde, mit dem sie so wenig gemein hatte. Da plötzlich wurde Irene von dem erotischen Opa angesteuert, der legte ihr beide Hände auf die Brüste und drückte sie ein wenig, eher neugierig als geil. Sie hielt inne, bewegungslos, für ihre Mutter einen unendlichen Augenblick lang, bis eine Pflegerin herbeieilte, um einzugreifen. Irene stoppte sie lachend.
»Lassen Sie nur, er tut niemandem weh.« Beatriz biß sich auf die Unterlippe und verließ den Ausguck. Sie ging in die Küche, wo das Dienstmädchen Rosa Gemüse für das Mittagessen kleinhackte und sich dabei einem Radioroman hingab. Sie hatte ein rundes braunes Gesicht, alterslos, einen breiten Schoß, den Bauch weichgepolstert und massige Schenkel. Sie war so dick, daß sie weder die Beine übereinanderschlagen noch sich selbst den Rücken kratzen konnte. Wie putzt du dir den Popo ab, Rosa? hatte die kleine Irene gefragt und die kuschlige Masse bestaunt, die jedes Jahr um ein Kilo zunahm. Du kommst vielleicht auf Gedanken, meine Kleine! Schönheit will gefettet sein, antwortete Rosa getreu ihrer Gewohnheit, sich in Sprichwörtern mitzuteilen.
»Irene macht mir Sorgen«, sagte die Hausherrin, setzte sich auf einen Schemel und trank schlückchenweise von ihrem Fruchtsaft.
Rosa sagte nichts, stellte aber, zu weiteren Vertraulichkeiten ermunternd, das Radio aus. Die Dame seufzte, ich muß mit meiner Tochter sprechen, weiß der Himmel, was die immer treibt und wer diese Bürschchen sind, mit denen sie herumzieht. Warum geht sie nicht Tennis spielen in den Club und lernt nebenbei junge Leute aus ihren Kreisen kennen? Sie tut, was sie will, entschuldigt alles mit ihrer Arbeit, der Journalismus ist mir schon immer verdächtig gewesen, nichts für Menschen aus gutem Hause; wenn ihr Verlobter wüßte, was Irene so alles treibt, der wäre entsetzt, die Zukünftige eines Offiziers kann sich so etwas nicht leisten, wie oft habe ich ihr das gesagt. Und kommt mir nicht damit, daß es altmodisch ist, auf einen guten Ruf zu achten, die Zeiten ändern sich, ich weiß, aber so sehr nun auch wieder nicht. Man muß schließlich bedenken, das Militär gehört jetzt zur besten Gesellschaft, nicht so wie früher, Rosa. Ich habe Irenes Extratouren satt, ich habe genug Sorgen, daß mein Leben nicht leicht ist, weißt du am allerbesten. Seit Eusebio von der Bildfläche verschwunden ist und mir die gesperrten Konten hinterlassen hat und die fixen Kosten, die einer Botschaft würdig wären, muß ich wahre Wunder vollbringen, um ein angemessenes Niveau zu halten. Aber wie mühselig ist das alles, die Alten sind eine Last, bestimmt stecke ich da mehr Nerven und Geld rein, als unter dem Strich dann für mich rauskommt, bis man denen die Monatsraten abluchst, wenn ich nur an diese verflixte Witwe denke, die ist immer im Verzug. Alles in allem nicht gerade ein glänzendes Geschäft. Ich habe jedenfalls nicht die Kraft, auch noch hinter meiner Tochter herzurennen, damit die eine Gesichtscreme benutzt und sich ein bißchen nett anzieht, um ihren Verlobten nicht zu vergraulen. Sie ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Findest du nicht? Schau mich doch an, wie sähe ich aus, wenn ich da nicht eisern wäre? Wie die meisten meiner Freundinnen, mit einem Gesicht wie eine Landkarte, auf der die Krähenfüße rumspazieren, und überall Säcke und Röllchen. Aber nein, ich habe die gleiche Figur wie mit zwanzig, und meine Haut ist glatt. Nein, niemand kann behaupten, daß ich die Hände in den Schoß lege, ganz im Gegenteil, diese ständige Aufregung bringt mich noch um.«
»Sie haben Sonne im Auge und Kummer im Steiß, Señora.«
»Rosa, warum sprichst du nicht mit meiner Tochter?
Ich glaube, sie hört eher auf dich als auf mich.« Rosa legte das Messer auf den Tisch und musterte ihre Chefin ohne Wohlwollen. Schon aus Prinzip war sie stets anderer Meinung, insbesondere wenn es um Irene ging. Sie duldete keine Kritik an ihrem kleinen Mädchen, mußte aber in diesem Fall zugeben, daß die Mutter recht hatte. Auch sie hätte Irene gern am Arm von Hauptmann Gustavo Morante gesehen, wie sie im duftigen Schleier und geschmückt mit jungfräulichen Blüten die Kirche verließ und durch zwei Reihen erhobener Säbel schritt. Doch Rosas Lebenserfahrung, die sich aus Radioromanen und Fernsehfilmen speiste, sagte ihr, daß es in diesem Leben viel zu leiden gibt und viele Fährnisse umschifft sein wollen bis zum glücklichen Ende.
»Lassen Sie sie besser in Ruhe, Señora. Wer als Spatz geboren wird, stirbt als Nachtigall. Und Irene wird nicht alt, das merkt man an ihren zerstreuten Augen.«
»Um Gottes willen, Rosa! Was redest du für einen Unsinn!«
In einem Wirbel von Baumwollröcken und verwehtem Haar segelte Irene in die Küche. Sie küßte beide Frauen auf die Wange und öffnete den Kühlschrank, um darin zu stöbern. Ihre Mutter war schon drauf und dran, ihr eine Gardinenpredigt zu halten, begriff aber in einem Augenblick geistiger Klarheit, daß jedes Wort überflüssig war, denn dieses junge Mädchen mit den Fingerabdrücken auf der linken Brust war ihr so fern wie ein Astronom.
»Rosa, der Frühling ist da, bald werden die Vergißmeinnicht blühen«, sagte Irene und zwinkerte ihr komplizenhaft zu; beide dachten an das Neugeborene, das einst durchs Oberlicht gefallen war.
»Was gibt’s Neues?« fragte Beatriz.
»Ich mache eine Reportage. Ich muß eine Heilige interviewen. Man sagt, sie wirke Wunder.«
»Was für Wunder?«
»Sie läßt Warzen verschwinden, heilt Schlaflosigkeit und Schluckauf, richtet die Hoffnungslosen auf und macht Regen«, erzählte sie lachend.
Beatriz seufzte, sie war nicht bereit, sich von der guten Laune ihrer Tochter anstecken zu lassen. Rosa brummelte, wo lebendige Heilige rumspazieren, können tote Heilige keine Wunder wirken, und wandte sich schabend und mitfühlend wieder Mohrrüben und Radioroman zu. Irene ging sich umziehen und richtete schon das Tonbandgerät her, um fertig zu sein für Francisco Leal, der sie als Fotograf immer bei der Arbeit begleitete.
Digna Ranquileo betrachtete das Land und bemerkte die ersten Anzeichen für den Wechsel der Jahreszeit.
»Bald haben die Tiere ihre Brunftzeit, und Hipólito wird mit dem Zirkus fortziehen«, murmelte sie zwischen zwei Gebeten. Sie hatte die Angewohnheit, laut mit Gott zu sprechen. An diesem Tag verlor sie sich in langen Gebeten und Geständnissen, während sie das Frühstück vorbereitete. Ihre Kinder hatten oft vorgebracht, daß sich die halbe Welt über diesen Evangelisten-Brauch lustig mache. Konnte sie denn nicht einfach leise beten und ohne die Lippen dabei zu bewegen? Digna hörte nicht auf sie. Der Herr war in ihrem Leben leiblich gegenwärtig, ihr näher und nützlicher als der Ehemann, den sie nur den Winter über sah. Sie gab acht, ihn nur selten um einen Gefallen zu bitten, weil sie die Erfahrung gemacht hatte, daß ständige Petitionen den himmlischen Wesen schließlich lästig werden. Daher beschränkte sie sich darauf, um Vergebung für eigene und fremde Sünden zu bitten sowie um Rat bei ihren unendlichen Zweifeln, wobei sie dann jeweils gleich für kleine Wohltaten dankte: der Regen hat nachgelassen, Jacintos Fieber ist gesunken, im Gemüsegarten sind die Tomaten reif. Seit einigen Wochen bedrängte sie den Erlöser jedoch geradezu wegen Evangelina.
»Mach sie gesund«, flehte sie ihn an, während sie an jenem Morgen das Feuer schürte und vier Ziegelsteine zurechtschob, die den Rost über den brennenden Scheiten tragen sollten. »Mach sie gesund, Herr, bevor man sie in die Klapsmühle bringt.« Nie, nicht einmal angesichts der Prozession von Bittstellern, die um Wunder flehten, hatte Digna die Anfälle ihrer Tochter für Symptome von Heiligkeit gehalten. Und erst recht nicht sah sie Dämonen am Werk, wie die Lästerzungen beteuerten, nachdem im Dorf ein Film über Exorzismus gelaufen war, der Schaum vor dem Mund und verdrehte Augen als Zeichen des Satans deutete. Der gesunde Menschenverstand, ihre Naturverbundenheit und ihre langjährige Erfahrung als Mutter vieler Kinder sagten ihr, daß es sich hier um eine Krankheit von Körper und Geist handele, die weder himmlischen noch höllischen Ursprungs war. Sie machte die Impfungen in der Kinderzeit oder auch den Beginn der Menstruation dafür verantwortlich. Schon immer hatte sie sich den Leuten vom Gesundheitsdienst entgegengestellt, wenn diese von Haus zu Haus zogen und die Kinder aufstöberten, die sich unter den Betten und hinter den Gartensträuchern versteckten. So sehr sie auch traten und zappelten und so lautstark Digna beteuerte, daß sie schon behandelt worden seien, sie wurden doch eingefangen und erbarmungslos gespritzt. Diese Flüssigkeiten wurden vom Blut gespeichert, davon war Digna überzeugt, und führten dann zu Störungen im Organismus. Auf der anderen Seite die Menstruation, zwar ein natürliches Ereignis im Leben jeder Frau, das jedoch manch einer das Gemüt erhitzt und sie auf abartige Gedanken bringt. Eines von beiden war möglicherweise die Ursache des schrecklichen Übels, gewiß war nur, es schwächte ihre Tochter wie die gefährlichste Krankheit, und wenn sie nicht in einer vernünftigen Frist genas, würde sie im Irrenhaus oder im Grab enden. Andere Kinder waren ihr früh gestorben, von Epidemien überwältigt oder hinweggerafft von unvermeidbaren Unfällen. Die kleinen Wesen wurden nicht beweint, stiegen sie doch direkt in die Wolken zu den Engeln auf, wo sie dann zugunsten jener auf der Erde Hinterbliebenen fürsprechen konnten. Wieviel schmerzlicher, Evangelina zu verlieren, für die sie ja auch noch vor deren leiblicher Mutter einstehen mußte! Es durfte nicht einmal so aussehen, als ob sie das Mädchen vernachlässigt hätte, die Leute sollten hinter ihrem Rücken nichts zu tuscheln haben.
Digna war im Haus die erste, die aus dem Bett stieg, und die letzte, die sich wieder hineinlegte. Wenn der Hahn krähte, schichtete sie schon in der Küche Holzscheite auf die von der Nacht noch warmen Kohlen. Von dem Augenblick an, wo sie das Wasser fürs Frühstück aufstellte, setzte sie sich nicht mehr hin, ständig in Trab gehalten von den Kindern, der Wäsche, dem Essen, dem Gemüsegarten, den Tieren. Ein Tag war wie der andere, gleiche Kugeln eines Rosenkranzes, der ihre Existenz bestimmte. Sie kannte keine Muße, nur wenn sie wieder einmal ein Kind gebar, blieb sie im Bett liegen. Ihr Leben bestand aus ineinandergreifenden Routinearbeiten, gleichförmig allesamt, lediglich der Wechsel der Jahreszeiten brachte ein paar Abweichungen. Sie kannte nur Arbeit und Erschöpfung. Der gemütliche Teil des Tages war die Abenddämmerung, dann begleitete sie ihre Näharbeiten mit einem batteriebetriebenen Radio, das sie in ferne Welten versetzte, von denen sie wenig verstand. Ihr Schicksal schien weder besser noch schlechter als das anderer zu sein. Manchmal kam sie zu dem Schluß, Glück zu haben als Frau, denn Hipólito benahm sich nicht wie ein grober Bauer, er trat im Zirkus auf, war Artist, durchstreifte die Welt und erzählte bei seiner Rückkehr von erstaunlichen Begebenheiten. Er guckt etwas tief ins Weinglas, zugegeben, aber im Grunde ist er ein guter Mann, dachte Digna. Wenn es ans Pflügen, Säen und Ernten ging, fühlte sie sich zutiefst allein gelassen, doch dieser flüchtige Gatte hatte Qualitäten, die dafür entschädigten. Nur betrunken wagte er, sie zu schlagen, und dann auch nur, wenn ihr ältester Sohn Pradelio nicht in der Nähe war, denn vor dem Jungen erhob er nicht die Hand gegen sie. Sie genoß mehr Freiheit als andere Frauen, besuchte ihre Nachbarinnen, ohne erst um Erlaubnis fragen zu müssen, sie konnte am Gottesdienst der Wahren Evangelischen Kirche teilnehmen und hatte ihre Kinder nach den eigenen Moralvorstellungen erzogen. Sie war es gewohnt, Entscheidungen zu treffen, und nur im Winter, wenn er heimgekehrt war, senkte sie Kopf und Stimme und fragte ihn, bevor sie handelte, aus Respekt. Aber auch diese Jahreszeit hatte ihre Vorzüge, selbst wenn des öfteren Regen und Armut auf der Erde kein Ende nehmen wollten. Es war eine Zeit der Ruhe, die Felder erholten sich, die Tage wirkten kürzer, es wurde später hell. Um Kerzen zu sparen, legten sie sich um fünf Uhr nachmittags ins Bett, und unter warmen Decken schätzte man den Wert eines Mannes.
Dank seines Artistenberufs war Hipólito nicht an der Landarbeitergewerkschaft und an anderen Neuerungen der vergangenen Regierung beteiligt gewesen, so ließ man ihn in Frieden, als alles wieder so wurde wie zu Großvaters Zeiten, und es gab kein Unheil zu beklagen. Digna, Tochter und Enkelin von Kleinbauern, war vorsichtig und mißtrauisch. Nie hatte sie den Reden der Berater geglaubt, sie hatte von Anfang an gewußt, daß es mit der Agrarreform ein böses Ende nehmen würde. Sie hatte das auch immer gesagt, doch niemand hörte auf sie. Ihre Familie kam glimpflich davon, besser als die Flores, Evangelinas wirkliche Eltern, und als viele andere Landarbeiter, die Haut und Hoffnung in diesem wirren Abenteuer der Versprechungen riskiert und verloren hatten.
Hipólito Ranquileo besaß durchaus die Tugenden eines guten Ehemannes, er war weder starrköpfig noch gewalttätig, ihr war nichts von anderen Frauen bekannt noch von bedenklichen Lastern. Jedes Jahr brachte er etwas Geld heim und dazu irgendein Geschenk, oft nutzlos, doch immer willkommen, denn was zählt, ist die gute Absicht. Er war von galantem Wesen. Eine Eigenschaft, die er nie ablegte, im Unterschied zu anderen Männern, die, kaum verheiratet, ihre Frauen wie Tiere behandeln, behauptete Digna, deshalb hatte sie ihm mit Freude und sogar mit einer gewissen Lust Kinder geboren. Dachte sie an seine Zärtlichkeiten, wurde sie rot. Ihr Mann hatte sie nie nackt gesehen, die Scham ist das höchste Gut, daran hielt sie fest, was aber ihrem Zusammensein nichts von seinem Zauber nahm. Sie hatte sich in die schönen Dinge verliebt, die er ihr zu sagen wußte, und dann beschlossen, vor Gott und dem Standesamt seine Frau zu werden, so ließ sie sich nicht von ihm berühren und ging als Jungfrau in die Ehe, wie sie es sich auch für ihre Töchter wünschte, auf daß sie geachtet würden und niemand sie für leichtsinnig halten könne. Aber das waren andere Zeiten damals, und jetzt wird es immer schwieriger, die Mädchen zu behüten, man dreht sich um, und schon sind sie am Fluß, ich schick sie ins Dorf nach Zucker, und sie verschwinden für Stunden, ich bemühe mich, sie anständig anzuziehen, und sie kürzen die Röcke, öffnen Blusenknöpfe und bemalen sich das Gesicht. O Herr, hilf mir, sie bis zur Hochzeit durchzubringen, dann kann ich aufatmen, bloß nicht noch so ein Unglück wie mit der Ältesten, vergib ihr, sie war so jung und hat kaum gewußt, was sie tat, das arme Ding, so schnell ging das bei ihr, er hat ihr nicht einmal Zeit gelassen, sich nach Menschenart hinzulegen, nein, stehend bei der Weide, dort hinten, wie die Hunde, behüte die anderen Mädchen, damit kein Kerl daherkommt und sich an ihnen vergreift und dann von Pradelio erschlagen wird, Unheil käme über das Haus, meinen Anteil an Schande und Leid habe ich mit Jacinto schon bekommen, armer Junge, er ist nicht schuld an seinem Makel.
Jacinto, der jüngste der Familie, war in Wahrheit ihr Enkel, Bankert ihrer ältesten Tochter und eines Fremden, der im Herbst vorbeigekommen war und gebeten hatte, die Nacht in der Küche verbringen zu dürfen. Jacinto hatte das Fingerspitzengefühl, zu einem Zeitpunkt auf die Welt zu kommen, als Hipólito mit dem Zirkus durch die Dörfer zog und Pradelio zum Militärdienst eingezogen war. So war kein Mann im Haus, um Rache zu nehmen, wie es gebührt. Digna wußte, was sie zu tun hatte. Sie windelte den Neugeborenen, nährte ihn mit Stutenmilch und schickte seine Mutter in die Stadt, wo sie sich als Dienstmädchen verdingen sollte. Als die Männer zurückkehrten, hatte sie Tatsachen geschaffen, die als solche anerkannt werden mußten. Später gewöhnten sie sich an die Gegenwart des Kindes, und schließlich behandelten sie ihn wie einen weiteren Sohn. Er war nicht der einzige Fremde, der im Haus der Ranquileos aufgezogen wurde. Vor Jacinto hatte man schon andere aufgenommen, verlassene Waisen, die irgendwann einmal an die Tür geklopft hatten. Im Laufe der Jahre fragte dann niemand mehr nach Verwandtschaft, was zählte, waren Gewohnheit und Zuneigung.
Wie jeden Tag, wenn das Morgengrauen über die Hügel kroch, füllte Digna einen ausgehöhlten Mate-Kürbis für ihren Mann mit Matetee und rückte seinen Stuhl in die Ecke nah der Tür, wo die Luft reiner strömte. Sie karamelisierte Zuckerstückchen und gab zwei in jede Blechtasse zu dem Polei-Aufguß für die älteren Kinder. Sie feuchtete das Brot vom Vortag an und legte es über die Glut, goß die Milch für die Kleinen durchs Sieb und verrührte dann in einer durch langen Gebrauch geschwärzten Eisenpfanne Eier und Zwiebeln zu einem Revoltillo.
Fünfzehn Jahre waren seit dem Tag vergangen, an dem Evangelina im Hospital Los Riscos geboren wurde, doch in Dignas Erinnerung war es wie gestern. Als erfahrene Kreißende gebar sie schnell und stützte sich dabei, wie jedesmal, auf die Ellenbogen, um zu beobachten, wie das Kind ihr aus dem Leib glitt, und um die Ähnlichkeit mit ihren anderen Kindern zu überprüfen: das steife dunkle Haar des Vaters und die weiße Haut, auf die sie selbst stolz war. Als man ihr später ein in Tücher gewickeltes Baby brachte und sie den blonden Flaum bemerkte, der den sonst fast kahlen Schädel bedeckte, wußte sie deshalb zweifelsfrei, daß es sich nicht um das eigene handelte. Unter spontanem Protest wies sie das Kind zurück, doch die Krankenschwester hatte es eilig, wollte auf keine Argumente hören, legte ihr das Bündel in die Arme und verschwand. Das Neugeborene begann zu wimmern, und so öffnete Digna mit einer Geste so alt wie die Menschengeschichte ihr Nachthemd und legte das Kind an die Brust, während sie den Frauen in den Nachbarbetten dieses allgemeinen Entbindungssaals erklärte, daß ein Irrtum vorliegen müsse: das sei jedenfalls nicht ihr Mädchen. Nachdem sie die Kleine gestillt hatte, erhob sie sich unter Mühen und ging zur Oberschwester, um ihr das Problem zu unterbreiten, die aber bedeutete ihr, nein, sie müsse sich irren, so etwas sei im Hospital noch nie vorgekommen, denn Kinder zu vertauschen verstoße gegen das Reglement. Sie fügte noch hinzu, daß Digna sicherlich mit den Nerven herunter sei, spritzte ihr ohne Federlesen eine Flüssigkeit in den Arm und schickte sie dann zurück ins Bett. Stunden später wurde Digna Ranquileo von den Schreien einer Mutter am anderen Saalende geweckt.
»Man hat mein Mädchen vertauscht!« rief diese.
Alarmiert von dem Geschrei, eilten Krankenschwestern, Ärzte und sogar der Chef des Krankenhauses herbei. Digna nützte die Gelegenheit, um auf taktvolle Weise ihr Problem vorzubringen, denn kränken wollte sie niemanden. Sie erklärte, daß sie ein dunkelhaariges Kind zur Welt gebracht habe, ihr aber eins mit gelben Haaren ausgehändigt worden sei, das nicht entfernt ihren eigenen Kindern ähnelte. Was sollte ihr Mann denken, wenn er das sähe?
Der Chefarzt war empört: Ihr undankbaren Ignorantinnen, statt euch zu freuen, daß ihr hier versorgt werdet, macht ihr so einen Aufstand. Die beiden Frauen zogen es vor, zu schweigen und eine günstigere Gelegenheit abzuwarten. Digna machte sich Vorwürfe, überhaupt ins Hospital gegangen zu sein, und gab sich selbst die Schuld an dem Vorgefallenen. Bisher waren alle ihre Kinder zu Hause mit Hilfe von Mutter Encarnación geboren worden. Die erschien am Vortag der Niederkunft und blieb, bis die Mutter wieder ihren Pflichten nachgehen konnte. Sie kam mit Kräutern zur Beschleunigung der Geburt, mit Scheren, die der Bischof gesegnet hatte, mit sauber ausgekochten Tüchern, brachte Heilkompressen, Balsam für Brustwarzen, Schwangerschaftsstreifen und Dammrisse mit sowie Nähgarn und ihre unangefochtene Weisheit. Während sie die Umgebung für das erwartete Kind herrichtete, schwatzte sie ununterbrochen, lenkte die Kreißende mit dem Dorfklatsch und selbsterdachten Geschichten ab, damit ihr die Zeit kürzer und die Schmerzen erträglicher schienen. Seit über zwanzig Jahren half diese kleine bewegliche Person, die stets in den Duft von Rauch und Lavendel gehüllt war, bei fast allen Geburten in der Gegend. Für ihre Dienste verlangte sie nichts und lebte doch von ihrem Beruf, denn die Dankbaren luden bei ihrer Hütte Eier, Obst, Holz, Geflügel ab und auch mal einen erlegten Hasen oder ein Rebhuhn. Selbst in den schlechtesten Zeiten, als die Ernten verdarben und den Tieren die Bäuche eintrockneten, fehlte es bei Mutter Encarnación nie am Nötigsten. Sie kannte alle Geheimnisse rund um das Ereignis der Geburt und auch ein paar unfehlbare Methoden, mittels Kräutern oder Kerzenstümpfen abzutreiben, doch die setzte sie nur ein in Fällen, wo es eindeutig recht und billig war. Wenn ihre Kenntnisse nicht ausreichten, verließ sie sich auf ihre Intuition. Hatte sich das Kind endlich bis ans Licht vorgearbeitet, durchschnitt sie die Nabelschnur mit ihrer wundertätigen Schere, auf daß ihm Kraft und Gesundheit beschieden seien, und untersuchte es dann sofort von Kopf bis Fuß nach möglichen Abnormitäten. Wenn sie eine Fehlbildung entdeckte, die dem Neugeborenen ein leidvolles Leben vorzeichnete, vielleicht gar als Last für die Mitmenschen, überließ sie es seinem Schicksal, war aber alles in gottgefälliger Ordnung, dankte sie dem Himmel und führte das Kind mit ein paar Klapsen in die Wechselfälle des Lebens ein. Der Mutter gab sie Borretsch zur Entschlackung von Blut und Gemüt, Rizinusöl, um den Darm zu säubern, und mit rohem Eigelb geschlagenes Bier für eine reichliche Milchbildung. Drei oder vier Tage lang versorgte sie das Haus, kochte, fegte, setzte der Familie das Essen auf den Tisch und kümmerte sich um die Kinderschar. So war es immer gewesen bei den Entbindungen von Digna Ranquileo. Als Evangelina geboren werden sollte, saß die Hebamme jedoch wegen illegaler Ausübung der Medizin im Gefängnis und konnte sie nicht betreuen. Aus diesem und keinem anderen Grund begab sich Digna ins Hospital nach Los Riscos, wo sie sich schlechter als eine Verurteilte behandelt fühlte. Bei der Aufnahme bekam sie ein Pflaster mit einer Nummer aufs Handgelenk geklebt, dann wurde sie an den verborgensten Stellen rasiert, man badete sie in kaltem Wasser und Desinfektionsmitteln, ohne auch nur zu erwägen, daß der Milchfluß für immer versiegen konnte, und legte sie schließlich auf ein Bett ohne Laken zu einer anderen Frau in den gleichen Umständen. Nachdem dann ohne ihre Erlaubnis in all ihren Körperöffnungen herumgestöbert worden war, ließ man sie im Scheinwerferlicht gebären, gut sichtbar für jeden Neugierigen. Das alles ertrug sie ohne einen Seufzer, aber als sie dann von dort heimkehrte mit einer Tochter im Arm, die nicht die eigene war, und mit signalrot bepinselten Schamteilen, schwor sie sich, ihr Lebtag keinen Fuß mehr in ein Krankenhaus zu setzen.
Digna wendete noch einmal das Zwiebelomelette und rief die Familie in die Küche. Jeder erschien mit seinem Stuhl. Wenn die Kinder zu laufen begannen, teilte sie ihnen eine eigene Sitzgelegenheit zu, dieser Stuhl gehörte dann zur Person, war das einzige, unantastbare Privateigentum in der gemeinschaftlichen Armut der Ranquileos. Sogar die Betten wurden geteilt, und die Wäsche bewahrte man in großen Weidenkörben auf, aus denen sich morgens jeder das Nötige herausholte. Nichts hatte einen Besitzer.
Hipólito Ranquileo schlürfte laut seinen Mate und kaute langsam das Brot, der Zähne wegen, die, wenn sie nicht fehlten, im Zahnfleisch tanzten. Obwohl er noch nie kräftig gewesen war, wirkte er gesund, allerdings wurde er jetzt alt, die Jahre waren plötzlich über ihn hergefallen. Seine Frau machte das unstete Zirkusleben dafür verantwortlich, dauernd unterwegs ohne festes Ziel, nur schlechtes Essen und im Gesicht immer diese schamlosen Schmierfarben, die hat Gott den gefallenen Straßenmädchen zugedacht, einem anständigen Menschen schaden sie. In wenigen Jahren war der stattliche junge Mann, mit dem sie sich verlobt hatte, zu diesem Männlein zusammengeschrumpft mit einem vom Fratzenziehen zerfurchten Gesicht, darin wie ein Kolben die Nase, und neuerdings hustete er zuviel und konnte mitten in einem Gespräch einschlafen. Während der zwangsläufig untätigen kalten Monate pflegte er die Kinder in seiner Clownsaufmachung zu unterhalten. Seine Frau sah die Spuren der Erschöpfung unter der weißen Maske und um den in ewigem Gelächter riesig geöffneten Mund. Da er schon etwas hinfällig war, wurde es für ihn immer schwieriger, Arbeit zu finden, und so nährte sie die Hoffnung, ihn eines Tages seßhaft und als Hilfe bei der Landarbeit zu erleben. Der Fortschritt wurde jetzt gewaltsam vorangetrieben, und die neuen Verfügungen lasteten ballenschwer auf Dignas Schultern. Auch die Landbevölkerung mußte sich der Marktwirtschaft anbequemen. Das Land und seine Früchte traten in offenen Wettbewerb gegeneinander, und jeder kam entsprechend seiner Leistung, seiner unternehmerischen Initiative und Effizienz voran, das galt selbst für die Indios, die nichts gelernt hatten, alles sehr zum Vorteil derer, die Geld besaßen, denn sie konnten für ein paar Centavos das Land armer Bauern wie der Ranquileos aufkaufen oder für 99 Jahre pachten. Doch Digna mochte den Ort, wo sie selbst geboren war und ihre Kinder großgezogen hatte, nicht gegen eine Unterkunft in einer der neuartigen landwirtschaftlichen Siedlungen tauschen. Dort holten sich die Patrones jeden Morgen die erforderlichen Arbeitskräfte und ersparten sich so den Ärger mit den Landsassen. Das bedeutete Armut in der Armut. Deshalb wünschte sie, daß ihre Familie die sechs ererbten Hektar Land bestelle, auch wenn es immer schwieriger wurde, sich neben den großen Unternehmen zu behaupten, erst recht ohne den Rückhalt eines Mannes, der ihr angesichts so vieler Widrigkeiten hätte beistehen können.
Digna Ranquileo war voller Mitgefühl für ihren Mann. Sie schaffte für ihn die beste Portion Eintopf beiseite, die größten Eier, die weichste Wolle, um seine Strümpfe und Jacken zu stricken. Sie mischte ihm Kräuter für die Nieren, für einen klaren Kopf, entschlacktes Blut und für einen tiefen Schlaf, doch allen ihren Bemühungen zum Trotz alterte Hipólito unübersehbar. Jetzt gerade kämpften zwei der Kinder um einen Rest Rührei, und er schaute nur unbeteiligt zu. In früheren Zeiten wäre er mit Ohrfeigen dazwischengefahren, jetzt galt seine ganze Aufmerksamkeit Evangelina, er ließ sie nicht aus den Augen, als befürchte er, sie könne sich auf einmal in eine dieser monströsen Schaubudenfiguren verwandeln. Zu dieser Tageszeit war das Mädchen nur eins aus dem Haufen zerstrubbelt frierender Kinder. Von ihrem Äußeren konnte man mitnichten auf das schließen, was sich ein paar Stunden später ereignen würde, Punkt zwölf Uhr mittags.
»Mein Gott, mach sie gesund!« wiederholte Digna und verbarg das Gesicht und ihre Selbstgespräche in der Schürze.
Der Morgen war so sanft, daß Hilda vorschlug, in der Küche zu frühstücken, wo nur die Herdplatte ein wenig Wärme ausstrahlte, ihr Mann aber gab zu bedenken, daß sie vor Erkältungen auf der Hut sein müsse, hatte sie es doch auf der Lunge gehabt als Kind. Nach dem Kalender war es immer noch Winter, aber die Farbe der Morgendämmerung und der Gesang der Lerchen kündigten den nahenden Frühling an. Sie mußten Brennstoff sparen. Es waren teure Zeiten, doch eingedenk der Anfälligkeit seiner Frau bestand Professor Leal darauf, den Kerosinofen anzuzünden. Das alte Stück wanderte Tag und Nacht durch die Zimmer und begleitete sie.
Während Hilda die Schalen hinstellte, begab sich Professor Leal in Mantel, Schal und Pantoffeln in den Innenhof, um Körner und frisches Wasser in die Näpfe zu schütten. Er bemerkte die winzigen Triebe am Baum und rechnete sich aus, daß in Kürze die Äste mit Blättern bedeckt sein würden, eine grüne Zuflucht für die Zugvögel. Er liebte es, sie frei fliegen zu sehen, und verabscheute Käfige, da er es für unverzeihlich hielt, Vögel gefangenzusetzen, nur um sie nach Laune vor Augen zu haben. Auch in Kleinigkeiten lebte er konsequent nach seinen anarchistischen Grundsätzen: War die Freiheit das erste Recht des Menschen, so mußte das doch erst recht für jene Wesen gelten, die mit Flügeln an den Seiten geboren werden.
Sein Sohn Francisco rief aus der Küche, der Tee sei fertig und José zu Besuch gekommen. Der Professor beeilte sich, denn es war ungewöhnlich, José so früh an einem Samstag zu sehen, wurde er doch unaufhörlich von seiner Aufgabe, dem Nächsten zu helfen, beansprucht. Jetzt sah er ihn am Tisch sitzen und bemerkte zum erstenmal, daß ihm die Haare am Hinterkopf dünn wurden.
»Was gibt’s, Sohn? Irgendwas passiert?« fragte er und klopfte ihm auf die Schulter.
»Nichts, Alter. Ich hatte Lust auf ein anständiges Frühstück von Mutters Hand.«
José war der stämmigste der Familie, fast grobschlächtig, und hatte weder die langen Knochen noch die Adlernase der Leals. Er sah aus wie ein Fischer aus dem Süden, und seine Erscheinung verriet nichts von seiner zarten Seele. Kaum hatte er die Mittelschule hinter sich, war er ins Priesterseminar eingetreten, was niemanden außer seinen Vater überraschte, da er schon als Junge durch jesuitische Verhaltensweisen aufgefallen war und seine Kindheit damit verbracht hatte, sich mit Badetüchern als Bischof zu verkleiden und Messe zu spielen. Es gab keine Erklärung für diese Neigungen, denn bei ihm daheim war niemand praktizierender Christ. Nur seine Mutter bekannte sich als Katholikin, war aber seit ihrer Hochzeit nicht mehr in der Kirche gewesen. Professor Leal tröstete sich über die Entscheidung seines Sohnes, da er immerhin keine Soutane, sondern eine Arbeitshose trug, nicht in einem Kloster, sondern in einer Proletariersiedlung lebte und überhaupt den unangenehmen Überraschungen dieser Welt näher stand als den Mysterien der Eucharistie. José trug eine vom älteren Bruder geerbte Hose, ein ausgeblichenes Hemd und eine dicke, von der Mutter gestrickte Wollweste. An den Händen hatte er Schwielen von den Klempnerwerkzeugen, mit denen er sich seinen Lebensunterhalt erarbeitete.
»Ich organisiere gerade kleine Kurse in Sachen Christlichkeit«, sagte er verschmitzt.
»Ich verstehe«, antwortete Francisco, der Bescheid wußte, denn sie arbeiteten zusammen bei einer kostenlosen Beratungsstelle der Gemeinde, und die Aktivitäten seines Bruders waren ihm bekannt.
»Ach, José, halt dich raus aus der Politik«, beschwor ihn Hilda, »willst du denn wieder ins Gefängnis, Junge?«
Die eigene Sicherheit war José Leals letzte Sorge. Er hatte kaum genug Kraft, das ganze fremde Unglück im Auge zu behalten. Eine fast untragbare Last aus Schmerzen und Unrecht hatte er sich aufgebürdet. Des öfteren beschwerte er sich beim Schöpfer, weil dieser seinen Glauben so strengen Prüfungen unterwarf: Gab es die himmlische Liebe tatsächlich, war so viel menschliches Leid der reine Hohn. Bei der mühseligen Beschäftigung, die Armen zu nähren und die Waisen zu beschützen, war der geistliche Lack aus dem Priesterseminar bald abgeblättert, und José hatte sich unwiderruflich zu diesem mürrischen Wesen entwickelt, das aufgespalten war zwischen Ungeduld und Erbarmen. Sein Vater fühlte sich ihm mehr als den anderen Söhnen verbunden, da er die Verwandtschaft spürte zwischen den eigenen philosophischen Idealen und dem, was er als den barbarischen christlichen Aberglauben seines Sohnes bezeichnete. Das linderte seinen Schmerz, und schließlich verzieh er José die religiöse Berufung, gab auch sein nächtliches Klagen auf, das er, um Hilda nicht zu beunruhigen, mit dem Kopfkissen gedämpft hatte, immer dann, wenn sich die Pein, ausgerechnet einen Priester in der Familie zu haben, Luft machen mußte.
»Eigentlich bin ich gekommen, um dich abzuholen, Bruder«, wandte sich José an Francisco. »Du mußt dir ein Mädchen aus der Siedlung anschauen. Vor einer Woche ist sie vergewaltigt worden, und seitdem ist sie stumm. Setz deine psychologischen Fertigkeiten ein, bei so viel Problemen kommt Gott einfach nicht nach.«
»Heute geht es unmöglich, ich muß mit Irene los wegen ein paar Fotos, aber morgen schau ich mir die Kleine an. Wie alt ist sie denn?«
»Zehn.«
»Gott im Himmel! Welch ein Monster kann einem unschuldigen Wesen so etwas antun?« rief Hilda.
»Ihr Vater.«
»Schluß, ich bitte euch!« befahl Professor Leal.
»Wollt ihr Mama krank machen?« Francisco schenkte Tee ein, und alle schwiegen eine Weile auf der Suche nach einem Thema, das die verstörte Hilda ablenken könnte. Als einzige Frau in einer Familie von Männern war es ihr gelungen, ihre Sanftheit und ihr Taktgefühl durchzusetzen. In ihrer Gegenwart gab es keine Bubenkämpfe, keine zweideutigen Witze oder Unflätigkeiten. Als Kind hatte Francisco sich immer wieder geängstigt bei dem Gedanken, daß seine Mutter, aufgebraucht durch ein rauhes Leben, unmerklich dahinschwinden könnte, bis sie sich wie Nebel verflüchtigte. Er war dann zu ihr hingerannt, hatte sie umarmt, sich an ihre Kleider geklammert in dem verzweifelten Versuch, ihre Gegenwart zu halten, ihre Wärme, den Geruch ihrer Schürze, den Klang ihrer Stimme. Seitdem war viel Zeit vergangen, aber noch immer war die Zärtlichkeit für sie das unerschütterlichste seiner Gefühle.
Francisco war als einziger im Haus der Eltern geblieben, nachdem Javier geheiratet hatte und José ins Priesterseminar gezogen war. Er wohnte weiterhin in seinem Kinderzimmer mit den Fichtenmöbeln und den vollgestopften Bücherregalen. Er hatte schon mal erwogen, sich eine eigene Wohnung zu mieten, aber im Grunde war er gern in Gesellschaft seiner Eltern, und dann wollte er ihnen auch nicht unnötig Kummer bereiten. Für sie gab es nur drei triftige Gründe dafür, daß ein Sohn das Elternhaus verläßt: Krieg, Ehe oder Priesterweihe. Später sollte ein vierter hinzukommen: Flucht vor der Polizei.
Das Haus der Leals war klein, alt, bescheiden und hätte dringend etwas Farbe und Ausbesserung gebraucht. Nachts knarrte es leise, wie eine müde rheumatische Greisin. Professor Leal hatte es selbst vor vielen Jahren entworfen, geleitet von dem Gedanken, daß unverzichtbar nur eine große Küche ist mit Platz darin für die geheime Druckerpresse, dann noch ein Hof, um die Wäsche aufzuhängen und im Sitzen die Vögel zu beobachten, sowie genug Zimmer für die Betten seiner Kinder. Alles übrige ist eine Frage der Geistesgröße und der Beweglichkeit des Intellekts, sagte er, wenn sich jemand über die Enge oder die Einfachheit beklagte. Dort hatten sie sich eingerichtet, und es war Platz genug und guter Wille da, um Freunde im Unglück und die Verwandten, die vor dem Krieg in Europa geflohen waren, aufzunehmen. Die Leals waren eine zärtliche Familie. Die Jungs krochen selbst nach der Pubertät, als sie sich schon rasierten, noch morgens in das elterliche Bett, um die Zeitung zu lesen und sich von Hilda den Rücken kratzen zu lassen. Nachdem die älteren Söhne das Haus verlassen hatten, wurde es den Leals zu groß, sie sahen Schatten in den Winkeln und hörten Echos auf dem Korridor, dann aber wurden Enkel geboren, und der gewohnte Lärm stellte sich wieder ein.
»Das Dach muß ausgebessert und die Rohre gewechselt werden«, sagte Hilda jedesmal, wenn es durchregnete oder ein neues Leck entstand.
»Wozu?« entgegnete dann ihr Mann. »Wir haben doch noch unser Haus in Teruel, und wenn Franco stirbt, kehren wir nach Spanien zurück.« Gymnasialprofessor Leal träumte von der Rückkehr in die Heimat seit dem Tage, als das Schiff ihn von der europäischen Küste fortgetragen hatte. In seiner Empörung über den Diktator hatte er geschworen, erst dann wieder Socken anzuziehen, wenn er ihn unter der Erde wußte, nicht ahnend, wie viele Jahrzehnte vergehen würden, bis sich sein Wunsch erfüllte. Sein Gelöbnis brachte ihm schuppige Füße und manchen beruflichen Ärger ein. Es gab Gelegenheiten, bei denen er mit wichtigen Persönlichkeiten zusammentraf oder als Prüfer an Mittelschulen und Gymnasien beordert wurde, wo dann seine nackten Füße in den großen gummibesohlten Schuhen die Vorurteile der anderen anheizten. Er war jedoch zu stolz, um Erklärungen abzugeben, und zog es vor, als extravaganter Ausländer oder auch als armer Schlucker angesehen zu werden, dessen Einkünfte nicht ausreichten, um sich ein Paar Strümpfe zu kaufen. Das einzige Mal, daß er mit seiner Familie in die Berge fahren konnte, um den Schnee aus der Nähe zu genießen, mußte er im Hotel bleiben, mit Füßen so eisig und blau wie Heringe.
»Zieh Socken an, Mann!« beschwor ihn Hilda. »Franco weiß doch nichts von deinem Gelöbnis.«
Mit einem Blick voll Zorn und Würde brachte er sie zum Schweigen und blieb einsam am Kamin hocken. Als sein großer Feind dann tot war, zog er sich ein Paar knallrot leuchtende Socken an, die seine ganze Lebensphilosophie veranschaulichen sollten, doch nach kaum einer halben Stunde sah er sich gezwungen, sie wieder auszuziehen. Zu lange hatte er ohne sie auskommen müssen, jetzt vertrug er sie nicht mehr. Also schwor er, um seine Empfindlichkeit zu überspielen, weiterhin darauf zu verzichten, bis der General gestürzt sei, der seine Wahlheimat mit eiserner Hand regierte.
»Zieht sie mir über, wenn ich gestorben bin, verdammt!« sagte er. »Ich will in roten Socken zur Hölle fahren.«