Die schwarze Flamme

 

 

 

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Band 31

 

Die schwarze Flamme

 

von Catalina Corvo und Logan Dee

nach einer Story von Uwe Voehl

 

 

© Zaubermond Verlag 2012

© "Das Haus Zamis – Dämonenkiller"

by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Titelbild: Mark Freier

eBook-Erstellung: story2go

 

http://www.zaubermond.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 

 

 

Was bisher geschah:

 

Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen.

Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.

Doch der Machtanspruch der Zamis-Sippe ist mittlerweile Makulatur: Asmodi hat Michael Zamis in einen krötenartigen Freak verwandelt, und längst hat seine Ehefrau Thekla die Geschicke des Hauses Zamis in die Hand genommen.

Die Machtverhältnisse in Wien sind vakant. Dank Asmodis geschickter Winkelzüge wittern die dämonischen Gegner der Zamis Morgenluft und dringen auf ihre Chance, ihnen die Führung unter den Wiener Sippen streitig zu machen.

Thekla Zamis hat sich unterdessen mit Asmodi – ihren Vater – getroffen, um noch Zeit herauszuschlagen. Asmodi hat ihr daraufhin ein »unmoralisches Angebot« unterbreitet. Die Entscheidung, dieses anzunehmen und damit ihrer Familie zu helfen oder gegen die anderen Sippen in den Kampf zu ziehen, fällt Thekla nicht leicht.

Letztendlich ist Thekla Zamis nicht gewillt, auf Asmodis ungeheuerlichen Vorschlag einzugehen. Im Gegenteil: Sie stellt den Fürsten der Finsternis vor allen Dämonen bloß. Asmodi tobt, und den Zamis bleibt nur eine allerletzte Chance:

Thekla entschließt sich zur Flucht ins Exil. Die Zamis verlassen Wien und suchen Schutz und Unterstützung bei befreundeten Dämonen. In England und auf Lanzarote versuchen sie, neue Verbündete zu gewinnen. Doch schnell wird klar: Asmodi gibt sich damit nicht zufrieden. Er gibt die Zamis zur Jagd frei …

 

 

 

 

Erstes Buch: Die schwarze Flamme

 

 

Die schwarze Flamme

 

von Catalina Corvo

nach einer Story von Uwe Voehl

 

1. Kapitel

 

»Sieh da! Sieh da! Am Hochgericht

Tanzt um des Rades Spindel

Halb sichtbarlich bei Mondenlicht,

Ein luftiges Gesindel. –

›Sasa! Gesindel, hier! Komm hier!

Gesindel, komm und folge mir!‹«

(Gottfried August Bürger: »Lenore«, 1774)

Hadleigh, 1798

»… und so geschieht es noch heute«, beendete der Pierrot seine Erzählung. »Wenn Mond sein Antlitz vor der Welt verbirgt, erstarkt das Böse. Dann erinnert es sich an seine alte Größe. Stets bei Neumond und in den finsteren heidnischen Nächten, über die wir nicht sprechen wollen.« Sein grellweiß angemalter Kopf wippte warnend hin und her, die Schellen an seiner Mütze klimperten. Die Kinder, die sich wie eine Traube um ihn geschart hatten, kicherten.

Nur der schmächtige Frank Browny runzelte die Stirn. Er war der Sohn einer Pächterfamilie und dürr wie die Gerstenhalme auf den Feldern seines Vaters. Mit seiner dunklen, von der Feldarbeit gebräunten Haut und der zu kurzen, mehrfach geflickten Hose glich er einem Zigeuner. »Fanny, unsere Magd, sagt, dass in der Nacht vor Allerheiligen die kleinen Leute mit ihrer Königin Chuchulain in dem Hügel ein Fest feiern. Und wenn es zur Geisterstunde hoch hergeht, dann ist es ihre schauerliche Musik, die man hören kann.«

»Browny Brown hat nicht genug Verstand für 'nen Penny«, krähte Maggie Hotkins, die Tochter des Dorfkutschers. »Das ist ein Geist, ganz sicher.«

Maggies blonde Zöpfe waren ihr ganzer Stolz. Sie pflegte sie mit Pomade und steckte sie alle paar Stunden neu, damit keine Strähne unter ihrer weißen Haube hervorlugte. Ihr Vater reiste weit. Manchmal fuhr er reiche Leute bis Ipswich. Dann brachte er seiner Frau Helen und seiner Tochter Maggie neue Schuhe oder Hauben mit. Manchmal auch Schmuck, den Maggie stolz trug, weil er den Neid der anderen Mädchen hervorrief.

Bis auf Maggie, die Zwillinge des Gastwirts und die drei Kinder des Schulmeisters waren die Bauernkinder von Hadleigh ein verlotterter Haufen, wie es sie überall auf dem englischen Land gab: Söhne und Töchter kleiner Landpächter und Handwerker. Geboren auf Stroh, wuchsen sie auf mit den schuhlosen Füßen im Dreck und den Köpfen im Heu, wie der Schulmeister immer zu sagen pflegte. Kaum eines der Kinder ging gern in die Schule. Aber alle hörten mit Begeisterung die Geschichten der Gaukler und Possenreißer, die jedes Jahr im Frühjahr und zum Erntedank im Herbst für eine Woche den Marktplatz von Hadleigh in fröhliche Farben tauchten.

Der Pierrot bot eine besondere Anziehung für die begierige Dorfjugend. Warum gerade er, vermochte niemand zu sagen, vielleicht lag es daran, dass er wie ein Trauerkloß mit ernster Miene zwischen seinen grimassenschneidenden Freunden, dem gutmütigen Hanswurst und der dicken Drisella, stand. Womöglich lag es einfach daran, dass er sich um nichts und niemanden scherte und sich lange bitten ließ, bis er ein Jonglage-Kunststück oder eine Geschichte zum Besten gab.

Aber beides konnte er. Besonders das Geschichtenerzählen. Wenn der Pierrot sich in den Abendstunden kurz vor Ende des Gaukelfestes und vor Beginn des Feuerwerks dazu überreden ließ, endlich seine Stimme für eines seiner berüchtigten Ammenmärchen zu erheben, dann lauschten nicht nur die Kinder, sondern die gesamte Dorfjugend gebannt. Sogar einige Erwachsene fanden sich nach und nach ein, während das andere Jahrmarktsvolk bereits die Stände abbaute und die Zelte für den Aufbruch vorbereitete.

Und je dunkler das Firmament wurde, umso düsterer erschienen auch die Geschichten des Pierrots. Diesmal hatte er die Sage der jammernden Frau erzählt.

Ganz nahe am Dorf, unweit des verfallenen Herrenhauses bei den Schafsweiden, gab es einen Hügel mit einem altertümlichen Mausoleum. Manche nannten die Erhebung auch Teufelshügel oder Schlund. Aber das höchstens hinter vorgehaltener Hand. Im Allgemeinen nannte niemand die unheimliche Stätte beim Namen, man sagte bloß flüsternd »Der Hügel. Du weißt schon.« Und jeder aus Hadleigh und Umgebung nickte wissend.

Die Schäfer weideten gern ihre Herden dort, denn auf seinen Hängen wuchsen übers ganze Jahr die besten und seltensten Kräuter. Aber dafür munkelte man auch, dass regelmäßig auf diesen Wiesen Lämmer gerissen wurden und es in den Hadleigher Herden erstaunlich viele Fehl- und Totgeburten gab. Bei helllichtem Tag spielte jeder die Sache herunter. Schafe in allen Herden Englands brachten in manchem Jahr viele Fehlgeburten hervor. Und die Wölfe aus dem Wolfswood mochten die wahren Übeltäter sein, die sich in dunklen Neumondnächten bis ans Dorf heranwagten, um saftiges Lämmerfleisch zu genießen.

Dennoch hielt sich hartnäckig das Gerücht, das auch der Pierrot aufgeschnappt und weitergegeben hatte. Nämlich dass alle Mutterschafe, die einmal die Schreie der verfluchten Hexe im Hügel gehört hatten, nie wieder ein gesundes Junges auf die Welt bringen konnten.

Darum mied jede Schwangere die Weiden von Hadleigh, und nur alte Kräuterweiber und Schäfer wagten sich in den Abendstunden oder in den Nächten hinaus. Selbst die kräftigen Bauern fuhren erst weit nach Sonnenaufgang auf die Felder in der Nähe des alten Herrenhauses und des Mausoleums.

Während sich die Kinder dem Schauer hingaben, den die Erzählung des Pierrots geboren hatte, trank der ungesellige Redner ein paar Schlucke kräftiges Ale. Dabei verlor er anscheinend die Lust an weiteren Fantastereien und weigerte sich, weitere Episoden zum Besten zu geben. Trotz der Bitten der Dorfkinder zog er sich zurück. Mit einem letzten Hinweis, bloß stets die Stätte zu meiden, verschwand er in einem der Zelte. Kurz darauf begann das Feuerwerk. Unter bunten Salutschüssen in den Nachthimmel vergaßen die Kinder die Geistergeschichte. Erst, als sie sich spät nachts unter ihre Decken kuschelten und der Wind unheimlich pfiff, erinnerten sie sich wieder an die Worte des Pierrots.

Besonders einen ließen sie nicht wieder los. Frank Browny, genannt Browny Brown, träumte von der Feenkönigin Chuchulain. Von Schleiern und Nebel halb verhüllt, schwang sie ihren schwerelosen, furchtbaren Leib im Tanz herum. Um ihr Haupt wirbelten Maggie Hotkins helle Zöpfe.

 

Es dauerte keine Woche, bis der Streit um Geist und Feenkönigin eskalierte. Frank schlug sich mit Jeffrey Porcsbreath, dem ältesten der benachbarten Pächter. Die Porcsbreaths und die Brownys bewirtschafteten die Felder um das verfluchte Mausoleum gemeinsam. Eigentlich verstanden sich auch die Kinder gut. Wie oft hatten die Knaben im vergangenen Sommer Frösche gefangen, Murmeln getauscht und Fische geangelt. Oder ein Wettschwimmen im Weiher veranstaltet. Aber in diesem Jahr war alles anders. Die schöne Maggie hatte übers Jahr die Gestalt einer richtigen Frau bekommen, und so verpasste Jeffrey Frank ein blaues Auge, und Frank trat Jeffrey so heftig gegen das Schienbein, dass der noch zwei Tage später humpelte.

Seitdem herrschte Krieg unter den Kindern des Dorfes. Die meisten hielten zu Jeff. Aber die Zwillinge und die Kinder des Schulmeisters glaubten Frank, dass er die Feen tanzen gehört hatte. Jeff behauptete jedoch steif und fest, dass ein Geist beim Mausoleum spukte. Maggie Hotkins kicherte nur, wenn ihre Freundinnen über den Streit der Jungen tuschelten. Aber wenn einer der Jungen im Dorf Besorgungen machte, stand sie am Fenster und flocht ihre Zöpfe.

Niemand wusste, wo der Vorschlag hergekommen war, die ganze Angelegenheit beim nächsten Neumond zu klären. Irgendwer hatte angeregt, das Mausoleum in der Zeit, wo der Spuk angeblich stattfand, aufzusuchen. Jeff hatte ein Kreuz geschlagen und sich geweigert, aber dann hatte Frank ihn vor Maggie einen Feigling genannt, und so hatte eins zum anderen geführt.

 

So flog in der dunkelsten Nacht des Junis ein Kieselstein gegen Frank Brownys Fensterladen. Flink und leise wie eine Katze kroch Frank aus dem Lager, das er mit seinen Geschwistern teilte, zog einen gepackten Beutel unter dem Bett hervor und kletterte mit weichen Knien aus dem Fenster. Dort standen Jeff und Maggie und Jeffs jüngerer Bruder Timothy. Jeff sah blass aus, aber trotzige Herausforderung glühte in seinem störrischen Blick.

»Los, gehen wir, Brown«, knurrte er mit der tiefen Stimme, über die er seit einigen Wochen verfügte. »Ich hoffe, du hast alles dabei.«

Frank nickte stumm. Unwillkürlich warf er einen wehmütigen Blick zurück zur Hütte seiner Familie, dann zu Maggie, die herablassend lächelte. Ehe er sich's versah, lief er der Gruppe voran.

Jeff trug eine Sturmlaterne. Frank hatte Werkzeug eingepackt und einen Feuerhaken in der Hand. Den wollte er als Brecheisen nutzen, um in das Mausoleum zu gelangen. Das Metall gab ihm ein vages Gefühl von Stärke und Sicherheit. Dennoch war sein Mund trocken; ein ums andere Mal musste er ein nervöses Husten unterdrücken.

Bei stockfinsterer Neumondnacht fiel selbst den ortskundigen Kindern die Orientierung schwer. Die Wege und Wiesen, über die sie bei Tag tollten, erschienen plötzlich fremd und viel weitläufiger als sonst. Nur dank Jeffs Lampe fanden sie sich überhaupt zurecht.

Sie sprachen wenig. Bleischwer lag die Dunkelheit auf ihren Gemütern. Eine unsichtbare Hand hielt selbst Maggies spitze Zunge im Griff.

Als der Wind kühler wehte, weil sie auf die Felder hinaustraten, zog das Mädchen ihr wollenes Schultertuch fester um ihren Leib.

Im trüben Licht der kleinen Laterne hob sich der Hügel kaum gegen die umgebende Finsternis ab. Jede Erhebung, jeder Schatten im Gras erschien wie ein gähnender Schlund, ein hungriger Rachen. Taufeuchter Wind zog vom Wolfswood herüber.

Niemand war noch zu Scherzen aufgelegt. Alle Worte erstarben in der Stille der mondlosen Nacht.

Frank spürte ein Kratzen in der Kehle. Sein Mund wurde trocken. Er räusperte sich leise. Hinter ihm gab jemand ein unwilliges Zischen von sich. Sicher Jeff.

Nach einer halben Ewigkeit hatten sie den Fuß des alten Grabhügels erreicht. Unruhig spähte Frank zum Eingang des Mausoleums hinauf, das er mehr erahnen als erkennen konnte. Mit trotziger Willensanstrengung schluckte er alle Furcht hinunter und zwang seine Stimme zur Ruhe. »Wir sind da.«

Erwartungsvoll drehte er sich zu den anderen um.

Er fand sich schreiend auf dem Boden wieder, nachdem er rückwärts taumelnd über einen Stein gestolpert war. Er war ungebremst im Gras gelandet, dabei hatte sein linkes Bein entsetzlich laut geknackt. Sein Hinterkopf pochte, und eine Welle der Übelkeit brandete vom Magen her.

Seine Freunde waren fort, und an ihrer Stelle grinsten ihn Dämonenfratzen höhnisch an.

Frank wollte sich aufrappeln, fortlaufen. Aber sein Knie gehorchte ihm nicht mehr, und sein Bein sackte unter ihm weg.

Grelles Gelächter und boshaftes Zischen begleiteten seinen erfolglosen Fluchtversuch. Instinktiv schlug Frank die Arme vor dem Kopf zusammen und duckte sich unter einem Schlag, der nicht kam.

Erst, als das Lachen in ein Wiehern überging und das Zischen in ein helles Kichern, erkannte Frank in den Dämonen seine Begleiter. Sie hatten die Mummenschanz-Masken der traditionellen Allerseelentänze aufgesetzt und ihm einen bösen Streich gespielt.

Maggies herablassendes Gelächter schmerzte weit schlimmer als sein Bein. Und das tat höllisch weh.

»Willst du nicht noch ein bisschen winseln?«, grölte Jeffrey und versetzte ihm einen Tritt gegen die Knie. »Das kannst du bestimmt gut.«

»Verschwinde!« Frank focht mit den Tränen der Wut. Für mindestens zwei Sekunden. Dann verlor er den aussichtslosen Kampf. »Verschwindet einfach alle!«, heulte er. »Ihr verfluchten Quälgeister!«

Jeff lachte bloß und wollte noch einmal zutreten. Aber etwas stoppte ihn. Es war der schrecklichste Laut, den Frank jemals in seinem ganzen Leben gehört hatte. Er drang durch die Ohren direkt in die Seele und gefror das Blut in den Adern.

Später, wenn er an die Nacht zurückdachte, konnte Frank den Laut nicht beschreiben. Hohl, körperlos, tierhaft und beunruhigend schrill – all das konnte das Entsetzliche dieses Geräuschs nicht in Worte fassen. Frank spürte, wie sein Geist sich dem Grauen verweigerte, der in dem Laut mitschwang, wie der Rhythmus in einer Melodie.

Und obwohl er sich wehrte, obwohl seine Seele das Vergessen suchte, konnte Frank nicht aufhören, wie gebannt zu lauschen. Ein Gesang. Es war ein Lied. Ein scheußlicher, grausamer, qualvoller Totentanz.

Gegen seinen Willen begannen Franks Glieder zu zucken, sie hoben sich im Herzschlag des Liedes und wollten ihm folgen. Etwas zog ihn. Zog ihn hinauf auf den Hügel, hin zu den Pforten der Grabkammer.

Aber sein Bein gehorchte weder ihm noch dem schrecklichen Singen. Es fesselte ihn an den Boden, so sehr sein Körper auch danach strebte, Teil dieses Wahnsinns zu werden, sich selbst hinzugeben, um jene unfassbare Qual zu lindern, die aus jeder Kadenz drang.

Die anderen waren nicht lahm und verletzt. Sie erlagen dem Gesang ohne erkennbare Gegenwehr. Er erfasste sie, so wie er auch an Frank nagte. Er zog sie hinauf. Mit wiegenden Schritten tanzten Maggie und Jeff den Hügel hinauf. Die Hände nacheinander ausgestreckt, wie zum Reigen, aber sie berührten sich nicht. In bizarren Pirouetten tanzten sie zum Eingang des Mausoleums hin, außerhalb des Lichtkreises der vergessenen Sturmlaterne.

Frank verlor sie aus dem Blick. Ein Teil von ihm war froh, ihnen nicht folgen zu können, ein anderer verging fast vor Schmerz, weil er sich dem Lockruf nicht anschließen durfte.

Wie lange er im Gras gelegen und dem seelenzersetzenden Ruf gelauscht hatte, vermochte er nicht zu sagen.

Sie fanden ihn am Morgen, stumm und unfähig, irgendjemandem zu berichten, was geschehen war. Erst nach Tagen begriff Frank vollends, dass der mörderische Gesang das Letzte war, dass er in seinem ganzen Leben gehört hatte. Die Nacht hatte ihn vollends taub zurückgelassen.

Wenn er sprach, kam nur noch ein unverständliches Lallen heraus. Selbst nach Jahren der Übung brachte er es kaum auf drei verständliche Worte.

Sein gebrochenes Bein genas wieder, aber ein Humpeln blieb. Der Herr Pastor erbarmte sich seiner und gab ihm Arbeit als Glöckner und Gärtner.

Seitdem sah kein Mensch Frank Browny je außerhalb des geweihten Kirchengrundes. Er gab sich damit zufrieden, zeit seines Lebens die Hecken zu pflegen und die Kirche für die heilige Messe herzurichten. Trotz seines Sprachfehlers und der Taubheit galt er als umgänglicher Geselle. Nur nicht in Neumondnächten. Da schloss ihn der Herr Pfarrer im Schuppen neben der Kirche ein, weil er in seinen Albträumen jaulte wie ein gequältes Tier.

 

Dennoch lebte Frank allen Umständen zum Trotz ein beachtlich beschauliches Leben. Bis im Spätherbst 1828 der Fremde nach Hadleigh kam. An dem Tag, als die letzte Dahlie verwelkte.

Er kam, als Frank gerade hinter der Pforte des Kirchhofs kehrte. Wie immer an einem Samstagnachmittag, damit Gebäude und Grund für die sonntägliche Messe bereitet waren.

Der Abend des Samstags gehörte gemeinhin zu jenen Stunden, die Frank besonders schätzte. Schlag vier begann er vor der Kirche den Besen zu schwingen, dann arbeitete er sich den Weg zunächst hinunter zur Friedhofskapelle, um dann mit einem prüfenden Blick auf den Kräutergarten neben der Apsis den Bogen zum Kirchentor zu schlagen. Kurz nach sechs erschien für gewöhnlich der Herr Pastor. Er lobte Frank für seine gute Arbeit. Dabei pflegte er ein Pint Ale aus dem Dorfkrug mitzubringen, das Frank vor dem Schlafengehen zu sich nahm. In der Stunde acht und neun, stets auf derselben Bank zwischen den Dahlienbeeten. Der Herbst hatte in diesem Jahr noch nicht mit kalter Nässe Einzug gehalten, sondern Felder und Menschen bis tief in den Oktober hinein mit goldener Sonne übergossen.

Doch so kurz vor Allerheiligen waren die milden Nächte empfindlich kühl geworden, und an diesem Morgen hatten selbst die letzten herbstzähen Blüten ihre Köpfe hängen lassen. Seitdem beschäftigte Frank das Problem, sein Ale einsam ohne den lieblichen Anblick seiner stummen Freunde zu sich nehmen zu müssen. Aber zum Glück gab es ja die buntblättrigen Ahornbäume am Vordertor. Vielleicht konnte Frank dort einfach stehen bleiben und beim Bier dem frohen Fall der Blätter zusehen.

Voller Erwartung seines Ales und der letzten Farbtupfer des sterbenden Jahres unterbrach Frank seine Reinigungsarbeiten, um die Glocken zur sechsten Stunde zu läuten. Dann schlenderte er mit dem Besen in der Hand zum Eingang des Kirchhofs, um dort sein Werk zu vollenden und den Herrn Pastor zu erwarten.

Aber der Herr Pastor kam nicht. Stattdessen stand der Fremde vorm Tor. Seine graue Pelerine und der altmodische Hut umrahmten ein hageres, ausdruckloses Gesicht. Lippen wie Asche und Augen wie Glut wandten sich dem Kirchhof zu. Mit eigentümlich starrem Blick spähte der Graue durch die Gitterstäbe zum Anger hin. Prüfend runzelte er die Stirn, seine Nasenflügel bebten unmerklich, als er die Luft einsog, wie ein Jagdhund, der eine Witterung aufnahm.

Obwohl der Mann Frank nicht eines einzigen Blickes würdigte, ja seine Anwesenheit nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen schien, überkam den Glöckner ein jäher Impuls, die Tore zu schließen und zu verriegeln, bevor es zu spät war. Unter der unauffälligen Gestalt verbarg sich das Böse. Ein weiteres Mal kehrte es zu Allerheiligen nach Hadleigh zurück. Frank konnte sie beinahe riechen, die Verderbtheit. Wie sie mit jedem Atemzug, den der Fremde ausstieß, in die frische Luft eindrang und ihr einen süßlich-faulen Beigeschmack gab. So wie die verwesenden Leiber der Toten der Erde einen besonderen salzig-dumpfen Geruch verliehen, den man nur an Regentagen wahrnehmen konnte.

Hastig kramte Frank in seinen Taschen, suchte nach dem Schlüssel, der die Kirchhoftüren auf- und abschloss. Bloß nicht herein. Nicht herein durfte das Böse. Nicht hierher in die Kirche!

Doch in dem Augenblick, da sich Franks schweißnasse Finger um den Schlüsselbund klammerten, senkte sich der Blick des Ungeheuers auf ihn.

Nur für einen Moment streifte die Aufmerksamkeit des Fremden Franks Geist, aber dieser Augenblick reichte, dass Frank die Schwärze in diesem Blick erkannte. Ein Knistern wie von Flammen drang an sein Ohr, während sich ein eisiger Luftzug durch seine Jacke fraß und einer gierigen Zunge gleich über seine Brust leckte.

Der Fremde wandte sich ab. Ein Ausdruck der Geringschätzigkeit glitt über seine Züge, die Lippen zuckten unzufrieden. Dennoch blieb er am Tor stehen wie jemand, der auf ein bald eintreffendes Ereignis wartete.

Frank starrte hinüber, doch sein Blick war glasig. Ein kaltes Kribbeln durchfuhr seinen linken Arm. Er griff sich ans Herz.

Das Böse war nach Hadleigh gekommen. Und es war auf der Suche. Nach einer armen Seele. Noch hatte es sie nicht gefunden, aber es war gekommen, und es würde nicht verschwinden, bis es hatte, wonach es begehrte. Frank wollte schreien, die Welt vor dem Unheil warnen. Oder wenigstens den Herrn Pastor. Aber er war stumm, und zu sehr damit beschäftigt, nicht den Verstand zu verlieren.

 

Der Pastor, der im Dorfkrug zu tief ins Glas geschaut hatte, fand ihn spät abends unter einer Decke aus roten Ahornblättern.

Der Glöckner lag still und leblos, seine Hand über dem Herzen verkrampft, aber es war die Beschaffenheit seines Gesichts, die den Pater ein Kreuz schlagen und ein Gebet murmeln ließ. Frank Brownys einfältiges Antlitz malte im Tode ein Gemälde des Entsetzens. Aus seinem zum Schrei geöffneten Mund hing träge seine Zunge. Sie wirkte unnatürlich lang, als habe eine unsichtbare Kraft daran gezogen. Seine Augen hingegen waren geschrumpft und lagen abstoßend tief in den Höhlen, wie von zwei grausamen Fingern in den Schädel hineingeschoben. Aber das Scheußlichste war, dass die Nasenflügel noch immer bebten, ohne dass sich die Brust hob und senkte. Ganz so, als ob sich hinter der toten Haut, die seinen Schädel umschloss, eine unsichtbare Kraft verbarg.

Jäh erinnerte sich der Pater an Geschichten, die er vor langer Zeit im Priesterseminar aufgeschnappt hatte. Die angehenden Gottesmänner hatten über dergleichen nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Über das gottlose Treiben jener, die sich an Leichen vergingen, angeblich im Namen der Wissenschaft. Strom durch tote Körper leiteten, um sie auf widernatürliche Art ins Leben zurückzurufen. In ein Leben, das nicht Gott geschenkt hatte, sondern die schwarze Magie. Mesmerisieren, so nannte man es.

Noch Stunden danach, so hieß es, zuckten die Leiber der Experimente von den künstlichen Impulsen.

Der Pater schauderte. Es kostete ihn Überwindung, dem alten Frank eine Wolldecke aus der Kirche überzuwerfen. Besonders, weil darunter zeitweilig eine Hand oder eine Fußspitze zuckten.

Der Pater trank das für seinen Glöckner mitgebrachte Ale in einem Zug aus, dann holte er sich eine Axt, eine Schubkarre und eine Schaufel aus dem Geräteschuppen. Das Vaterunser murmelnd, kniete er sich neben Franks Schulter und hob die Axt. Gott erlegte den Seinen schwere Prüfungen auf, aber manches musste getan werden. Die Hand am Schaft der Axt zitterte.

Vielleicht war es nur ein Windhauch im Ahorn, aber für einen Augenblick glaubte der Pater, unter der Wolle ein Stöhnen zu vernehmen.

»Gott steh mir bei!«

Die Axt sauste herab.

 

Während der Pater sein grausiges Werk im Namen Gottes verrichtete, hatte der Mann, der sich für das Grauen des Gottesmannes verantwortlich zeichnete, endlich gefunden, wofür er in die Ödnis englischer Ländlichkeit gereist war.

Das Mausoleum sah genauso aus, wie der Leichnam des Glöckners es beschrieben hatte. Ein Glückstreffer. Verbotenes Wissen hatte ihm selbst zu Lebzeiten in den angstvoll geweiteten Augen gestanden. Im Tode war er zum Glück weniger verstockt gewesen, und als Ortsansässiger war ihm die Lage des Grabmals vertrauter als dem Dämon, der von fern gekommen war, um einen lange vergessenen Schatz zu heben.

Zufrieden musterte der Mann im grauen Mantel den von Säulen umsäumten Eingang. Auf einer hinter Efeuranken verborgenen Wandtafel fanden sich Reste einer Inschrift. Zeit und Wind hatten ihr die Lesbarkeit genommen. Der Besucher jedoch benötigte keine Inschrift, um zu wissen, was ihn im Inneren des Grabhügels erwartete. Doch statt weiter voranzuschreiten, hielt er inne, um sich nachdenklich umzusehen.

Die letzten Strahlen der Sonne nahmen ihren blutroten Abschied. Zugleich erhob sich am Firmament die Dunkelheit. Die kleinen Fachwerkhäuser des Dorfes schienen sich unter ihr wie unter einer unsichtbaren Knute zu ducken. Innerhalb weniger Minuten versank Hadleigh in Schweigen. Die Menschen verbarrikadierten sich in ihren Häusern. Ohne zu wissen, warum. Instinktiv wie das Vieh, das in den Ställen unruhig scharte, oder das Wild, das sich in dieser Nacht nicht auf die Äcker wagen würde. Bald lag der Ort in Finsternis. Lediglich im Dorfkrug schimmerte Kerzenschein hinter den geschlossenen Fensterläden hervor. Hoch oben in der Schwärze blinkten allein die Sterne wie höhnische Irrlichter.

Nur das Herrenhaus oberhalb des Dorfes sparte nicht an Beleuchtung. Herablassend und unbekümmert scherten sich seine Bewohner offensichtlich nicht um die abergläubische Furcht der Bauern. Anscheinend waren sie sich ihrer Macht und besseren Stellung nur allzu deutlich bewusst. Der Fremde musterte den hochmütigen Bau mit dem kühlen Interesse eines Forschers an einer Versuchsratte. Ein Plan reifte in seinem Kopf. Kein schlechter Anfang. Man würde sehen.

An diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen, wandte er sich wieder der vor ihm liegenden Pforte zu. Trotz der jahrhundertealten Verwitterung glitt die Tür unter seiner Berührung lautlos auf. Das Grabmal umfing ihn zärtlich wie einen lang vermissten Geliebten.

Ohne Eile, aber auch ohne zu zögern, trat er ein. Hinter ihm sank die Tür wieder ins Schloss und stand erneut unverrückbar. Wie für die Ewigkeit geschaffen.

Er spürte am kühlen, feuchten Luftzug, dass dieses Mausoleum weit in die Tiefe führte. Der Eingang mit den Basaltsäulen stellte eine hübsche Erweiterung dar, aber er war zweifellos nachträglich hinzugefügt worden. Der ursprüngliche Bau mochte uralt sein. Ein Hügelgrab königlichen Ausmaßes. Vielleicht war seit Jahrtausenden kein Fuß mehr in die wahren Tiefen des Grabes hinabgestiegen.

Mit einem Anflug von Bedauern wurde sich der Besucher seiner eigentlichen Aufgabe wieder bewusst. Auch er würde die Geheimnisse dieses Ortes in dieser Nacht nicht lüften.

Seinem Ziel entgegen glitt er durch die Dunkelheit voran. Nun, da er sich sicher vor jedem zufälligen Beobachter wusste, verzichtete er auf die Illusion einer so langsam unzulänglichen Fortbewegungsart wie Gehen. Seine Umrisse gerade noch wahrend, verschwamm er zu einem Schatten, einer grob menschlichen Wolke aus Geist und Macht. So konnte er sich blitzschnell und umfassend orientieren. Wände stellten für ihn keine Hindernisse mehr dar.

In dieser Gestalt erreichte er sein Ziel in wenigen Augenblicken.

 

Die Mumie hockte umgeben von stinkenden Leichen in verschiedenen Stadien des Moderns aufrecht gegen die Rückwand der Grabkammer gelehnt. Schlaff hingen ihre verdorrten Hände und Füße aus den ins Gestein eingelassenen Eisenringen, obwohl ihre geschrumpften Glieder nun mühelos hindurchpassten. Tief hatte sich ein weiterer Ring ins Fleisch ihres Halses geschnitten. Er fesselte die gefangene Kreatur noch immer an die grob behauene Wand. Sie rührte sich nicht.

Er nahm wieder seine menschliche Form an. Während er langsam auf das Ding zuschritt, tasteten seine magischen Sinne danach, suchten einen Geist, falls noch einer vorhanden war.

Sofort fuhr Leben in das dürre Ding, das einmal ein menschlicher Körper gewesen war. Die Mumie hob den Kopf und riss den Mund auf. Ihre viel zu trockene Haut machte dabei ein Geräusch wie reißendes Briefpapier. Dass diese Haut überhaupt noch existierte, war bemerkenswert, schließlich war sie laut Aktenlage verbrannt. Der alte Asmodi besaß einen besonders schwarzen Humor, die Kreatur wiederzuerwecken. Jedoch ohne Leben, sondern verdammt, für immer und ewig in einer untoten Hülle gefangen zu sein.

Von ihren ausgetrockneten Augen war nichts mehr übrig als zwei dunkle Höhlen. Die wandten sich ihm zu, als die Gefangene in ihm das Leben spürte, dessen sie nicht mehr habhaft werden konnte.

Mit einem Mal drang ein Wimmern aus ihrer Kehle. Eine ehemals helle Stimme schluchzte traurig, verloren. Wie ein ängstliches Kind. Doch dann schwoll das Jammern an, bis der Ton tausendfach im Labyrinth des Grabmals widerhallte. Wie das Stöhnen des Windes glitt es durch die Tunnel, eine gierige Welle aus Qual, die auf ihrem Weg alles niederreißen wollte.

Sie klagte ihr Leid und rief nach dem Leben. Rief es zu sich. Vielleicht aus Instinkt. Womöglich auch, um zu vergessen, was sie selbst nun war. Eine Untote.

Ihr Zauber war jedoch schwach im Vergleich zu seiner eigenen Magie. Es kostete ihn nicht viel mehr als einen Wink, um das Schauspiel zu beenden und das Geheul zwischen ihren zerrissenen Lippen zu ersticken.

Sofort erkannte sie in ihm den Mächtigeren, den Meister. Jäh duckte sie sich, soweit es ihre Fesseln erlaubten. Längst hatte er erkannt, dass die Metallringe, die sie einkerkerten, eine Bannrune aus kalt geschmiedetem Eisen darstellten. Jemand hatte dafür gesorgt, dass es der Dirne nicht möglich war, ihren Fesseln zu entkommen. Nicht einmal, wenn ihr Körper zu Staub zerfiel.

Er vermutete, dass es eben diese Magie der Bannrune war, die ihren Leib so lange vor der Verwesung geschützt hatte. Sie konnte nicht zerfallen, egal wie weit der Prozess der Verwesung und Mumifizierung auch voranschritt. Er hob einen Mundwinkel. Umso besser, dass sie noch in einem halbwegs guten Zustand war. Das erleichterte sein Vorhaben enorm.

Er trat nun so nahe an sie heran, dass er sie berühren konnte. Sie wandte den Kopf ab. Er hockte sich vor sie. »Sei gegrüßt, Elisabeth. Es muss eine Weile her sein, dass du Besuch bekommen hast. Oder?«

Er musterte die menschlichen Überreste zu Füßen der Mumie. Die jüngsten Leichen mochten einige Jahrzehnte alt sein. An der Haube einer ehemals blonden Frau vermutete er, dass die letzten Opfer vor rund dreißig Jahren die Mumie genährt hatten. Einige Finger fehlten. Die Haut, sofern noch vorhanden, wies Bisspuren auf. Arme Sterbliche, die die kleine Elisabeth in Ermangelung einer besseren Beschäftigung mit ihrem Gesang zu sich gelockt hatte. Auf den ersten Blick schienen die Toten wahllos um die Mumie verstreut zu liegen, ein Haufen weggeworfener Puppen. Doch sah man genauer hin, verbarg sich dahinter ein Muster. Ihre Glieder lagen auf seltsame Art verrenkt, als sei jeder Einzelne mitten in einem ekstatischen Tanz zusammengebrochen.

»Zwingst du deine Gäste, mit dir zu spielen, bevor du versuchst, sie dir einzuverleiben?«, erkundigte er sich angelegentlich, ohne dass ihn die Antwort wirklich interessierte.

Sie schwieg. Erwartungsgemäß. Seinem Wissen nach war sie ein braves Mädchen. Und so streng erzogen. Er musterte ihren Bauch. Zwar suchte sie ihn zu verbergen, indem sie sich so gut es ging, zusammenkrümmte, aber dennoch war die faustgroße Ausbuchtung unter der zusammengeschrumpften Bauchdecke deutlich zu erkennen.

Überrascht hob er eine Augenbraue. Das war eine starke Brut. Selbst in diesem ausgetrockneten Körper hatte sie es geschafft, sich zu nähren und zu wachsen. Das erhöhte die Chancen, sie unbeschadet aus dem toten Fleisch zu entfernen.

Er legte die Hand über die Wölbung. Elisabeth fauchte. Anscheinend entlockte die besitzergreifende Geste dem ausgemergelten Ding noch ein wenig Kampfgeist.

»Schsch«, beruhigte er sie. »Ich bin gekommen, um eine gewisse Sache zu Ende zu bringen. Ich werde deine Brut jetzt von dir befreien und sehen, ob ich sie noch retten kann. Viel zu lange schon hat sie in deinem toten Leib gesteckt. So etwas schadet einem Kind. Selbst, wenn es dem Samen Asmodis entspringt.«

Der Name ließ die Mumie zusammenschrecken. Sie gab ein gequältes Röcheln von sich.

»Halt deinen Mund, Weib.« Er griff in eine Tasche seines Mantels. »Wen interessiert, was du willst.«