Émile Zola
Der Zusammenbruch
Rougon-Macquart - Band 19
Impressum
Covergestaltung: Johannes Krüger
Herausgeber: Gunter Pirntke
ISBN: 9783955013813
2014 andersseitig.de
andersseitig Verlag
Dresden
www.andersseitig.de
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Zwei Kilometer von Mülhausen in Richtung auf den Rhein war inmitten der fruchtbaren Ebene das Lager aufgeschlagen. Im vergehenden Tageslicht dieses Augustabends mit dem trüben, von schweren Wolken durchzogenen Himmel standen ausgerichtet die kleinen Schutzzelte und glänzten die Gewehrpyramiden, in regelmäßigen Abständen in einer Linie vor der ersten Zeltreihe aufgestellt, während die Posten sie bewachten, die Gewehre geladen, unbeweglich, den Blick verloren dort hinten in den blassvioletten Nebeln des fernen Horizonts, die vom großen Strom aufstiegen.
Sie waren gegen fünf Uhr aus Belfort eingetroffen. Jetzt war es acht, und die Männer hatten soeben lediglich Verpflegung empfangen. Das Holz jedoch musste abhanden gekommen sein; es konnte keines ausgegeben werden. Es war also unmöglich, Feuer anzuzünden und das Essen zu kochen. Man musste sich begnügen, den Zwieback kalt zu kauen, den man mit großen Schlucken Branntwein hinunterspülte, wodurch die Beine, die schon weich waren vor Erschöpfung, vollends wie zerschlagen wurden. Hinter den Gewehrpyramiden bei der Kantine jedoch versteiften sich zwei Soldaten darauf, einen Haufen grünes Holz in Brand zu setzen, junge Baumstämme, die sie mit ihren Haubajonetten gefällt hatten und die sich hartnäckig weigerten zu brennen. Ein dicker, schwarzer und träger Rauch stieg mit unendlicher Traurigkeit in die Abendluft. Es waren nur zwölftausend Mann hier, alles, was General Félix Douay1 vom VII. Armeekorps bei sich hatte. Die am Vortag angeforderte 1. Division war nach Fröschweiler aufgebrochen; die 3. befand sich noch in Lyon; und er hatte sich entschlossen, Belfort zu verlassen und so mit der 2. Division, der Artilleriereserve und einer unvollständigen Kavalleriedivision vorzurücken. In Lörrach waren Feuer gesichtet worden. Eine Depesche des Unterpräfekten2 von Schlettstadt teilte mit, dass sich die Preußen anschickten, bei Markolsheim den Rhein zu überschreiten. Der General, der sich am äußersten rechten Flügel der anderen Korps ohne Verbindung mit ihnen zu sehr isoliert fühlte, hatte soeben seine Bewegung auf die Grenze zu um so mehr beschleunigt, als am Vortag die Nachricht von der unglückseligen Überrumpelung Weißenburgs3 eingetroffen war. Falls er nicht selber den Feind zurückzuschlagen hatte, konnte er fürchten, von einer Stunde zur anderen zur Unterstützung des I. Korps angefordert zu werden. An diesem Tage, diesem Sonnabend, einem unruhigen Gewittertag, dem 6. August, musste irgendwo in Richtung Fröschweiler gekämpft worden sein: das lag im beängstigenden und niederdrückenden Himmel; große Schauder zogen vorüber, plötzliche angstbeladene Windstöße. Und seit zwei Tagen glaubte die Division in den Kampf zu ziehen; die Soldaten waren darauf gefasst, am Ende dieses Gewaltmarsches von Belfort nach Mülhausen die Preußen vor sich zu finden.
Der Tag neigte sich. Von einer entfernten Ecke des Lagers setzte der Zapfenstreich ein, ein Trommelwirbel, ein Claironsignal, schwach noch und verweht von der weiten Luft. Und Jean Macquart, der damit beschäftigt war, das Zelt fester zu machen, indem er die Pflöcke noch tiefer einschlug, stand auf.
Er hatte Rognes bei den ersten Kriegsgerüchten verlassen und blutete noch ganz von dem Drama, bei dem er soeben seine Frau Françoise und die Äcker, die sie ihm mit in die Ehe gebracht, verloren hatte. Er hatte sich mit neununddreißig Jahren wieder zum Militärdienst gemeldet, bekam seine Korporalstressen wieder und war sofort dem 106. Linienregiment zugeteilt worden, dessen Stammpersonal aufgefüllt wurde; und manchmal wunderte er sich noch, dass er sich wieder mit dem Soldatenmantel auf den Schultern sah, er, der nach Solferino4 so froh war, aus dem Dienst zu scheiden und kein Säbelrassler und kein Eisenfresser mehr zu sein. Aber was tun, wenn man keinen Beruf hat, wenn man weder Weib noch Grundbesitz mehr hat, wenn einem das Herz vor Traurigkeit und Wut in der Brust zerspringt? Da kann man ebenso gut auf die Feinde einschlagen, falls sie einen ärgern. Und er erinnerte sich seines Ausrufs: »Ach, du liebes Leiden!« Da er keinen Mut mehr hatte, die alte Erde Frankreichs zu bestellen, würde er sie verteidigen.
Stehend warf Jean einen Blick auf das Lager, wo eine letzte Bewegung entstand, als der Zapfenstreich vorüberzog. Einige Männer rannten. Andere, die bereits eingeschlafen waren, richteten sich auf, reckten sich mit gereiztem und müdem Aussehen. Geduldig wartete er auf den Appell mit jener Gemütsruhe, jener schönen vernünftigen Ausgeglichenheit, die ihn zu einem ausgezeichneten Soldaten machte. Die Kameraden meinten, mit mehr Bildung würde er es vielleicht weit gebracht haben. Obwohl er vollkommen richtig lesen und schreiben konnte, sehnte er sich nicht einmal nach dem Sergeantendienstgrad. Wenn man Bauer gewesen ist, bleibt man Bauer.
Aber der Anblick des Feuers, das bei dem grünen Holz noch immer qualmte, erregte seine Aufmerksamkeit, und er wandte sich an die beiden Männer, an Loubet und Lapoulle, die beide zu seiner Korporalschaft gehörten und drauf und dran waren, sich zu ereifern.
»Lasst das doch sein! Ihr vergiftet uns ja!«
Der hagere und lebhafte Loubet mit dem Spaßmachergesicht grinste:
»Das brennt an, Korporal, versichere ich Ihnen ... Puste doch, du!« Und er stieß Lapoulle an, einen Riesen, der bereits hochrot im Gesicht, die Augen blutunterlaufen und voller Tränen – sich abmühte, mit seinen wie Schläuche aufgeblähten Backen einen Sturm zu entfesseln.
Zwei andere Soldaten der Korporalschaft, Chouteau und Pache, von denen der erste als rechter Faulenzer, der seine Bequemlichkeit liebt, auf dem Rücken ausgestreckt dalag und der andere sich hingehockt hatte und sehr damit beschäftigt war, sorgfältig einen Riss in seiner Unterhose zusammenzunähen, barsten vor Lachen, weil sie ihren Spaß hatten an der scheußlichen Grimasse, die Lapoulle, dieses Vieh, schnitt.
»Dreh dich um, puste mit der anderen Seite; das wird besser gehen!« rief Chouteau.
Jean ließ sie lachen. Sie würden vielleicht bald nicht mehr so oft Gelegenheit dazu finden; und bei seinem Aussehen eines groben und ernsten Gesellen mit vollem und regelmäßigem Gesicht war er dennoch nicht für Traurigkeit und drückte gern die Augen zu, wenn seine Leute Spaß hatten. Aber eine andere Gruppe beschäftigte ihn; noch ein Soldat seiner Korporalschaft, Maurice Levasseur, unterhielt sich seit fast einer Stunde mit einem Zivilisten, einem rothaarigen Herrn von ungefähr sechsunddreißig Jahren, dessen gutmütiges Hundegesicht von zwei großen blauen vorstehenden Augen, von kurzsichtigen Augen, die ihn dienstuntauglich gemacht hatten, erhellt wurde. Ein Reserveartillerist, ein Wachtmeister, der keck und schneidig aussah mit seinen braunen Schnurrbartenden und seinem Kinnbart, hatte sich zu ihnen gesellt; und alle drei vergaßen da die Zeit, als seien sie ganz unter sich.
Jean glaubte freundlicherweise einschreiten zu müssen, damit sie nicht von irgend jemand angeschnauzt würden.
»Sie täten gut daran, zu gehen, mein Herr. Jetzt ist Zapfenstreich, wenn der Leutnant Sie sieht ...«
Maurice ließ ihn nicht ausreden:
»Bleiben Sie doch, Weiss.« Und zum Korporal sagte er trocken: »Der Herr ist mein Schwager. Er hat eine Erlaubnis vom Oberst, der ihn kennt.« In was mischte er sich ein, dieser Bauer, dessen Hände noch nach Mist rochen? Er, ein im letzten Herbst zugelassener Advokat, der sich freiwillig gemeldet hatte und der durch die Fürsprache des Oberst dem 106. Linienregiment zugeteilt worden war, ohne durch die Ersatzeinheit zu gehen, war wohl damit einverstanden, seinen Tornister zu schleppen, aber von den ersten Stunden an hatte ihn ein Widerwille, eine dumpfe Empörung gegen diesen Ungebildeten, diesen Bauernlümmel aufgebracht, der ihm zu befehlen hatte.
»Es ist gut«, antwortete Jean mit seiner ruhigen Stimme. »Lasst euch erwischen, mir ist es gleich.«
Dann wandte er den Rücken, als er sah, dass Maurice nicht log, denn der Oberst, Herr de Vineuil, mit seinem vornehmen adligen Aussehen, seinem langen gelben, von dichten weißen Schnurrbartenden durchschnittenen Gesicht, ging in diesem Augenblick vorüber, und er hatte Weiss und den Soldaten mit einem Lächeln gegrüßt. Rasch begab sich der Oberst zu einem Pachthof, den man rechts in zwei- oder dreihundert Schritt Entfernung zwischen Pflaumenbäumen gewahrte und in dem sich der Stab für die Nacht einquartiert hatte. Man wusste nicht, ob sich der Kommandeur des VII. Korps dort befand mit seinem entsetzlichen Leid, das ihn soeben durch den Tod seines Bruders getroffen hatte, der bei Weißenburg gefallen war. Aber Brigadegeneral Bourgain-Desfeuilles, dessen Befehl das 106. Linienregiment unterstand, war sicher dort, hatte die blühende Gesichtsfarbe eines Lebemannes, den sein bisschen Hirn keineswegs störte, grölte wie üblich und wälzte seinen dicken Leib auf seinen kurzen Beinen. Die Unruhe rund um den Pachthof nahm zu: jede Minute ritten Melder ab und kamen zurück – all das fieberhafte Warten auf zu langsam eintreffende Depeschen über diese große Schlacht, die seit dem Morgen jeder verhängnisvoll und nah spürte. Wo war sie geschlagen worden und was waren zur Stunde ihre Ergebnisse? In dem Maße, wie die Nacht hereinbrach, schien über dem Obstgarten und über den um die Ställe verstreuten Mieten die Angst heranzurollen und sich in einen See von Schatten auszubreiten. Und außerdem wurde erzählt, ein preußischer Spion, der um das Lager herumstrolchte, sei soeben festgenommen und zum Pachthof gebracht worden, damit der General ihn verhöre. Vielleicht hatte Oberst de Vineuil irgendein Telegramm erhalten, dass er so schnell lief.
Inzwischen hatte Maurice wieder angefangen, sich mit seinem Schwager Weiss und seinem Vetter Honoré Fouchard, dem Artilleriewachtmeister, zu unterhalten. Der Zapfenstreich, der von fern gekommen und allmählich lauter geworden war, zog blasend und trommelnd in dem schwermütigen Frieden der Abenddämmerung an ihnen vorüber; und sie schienen ihn nicht einmal zu hören. Der junge Mann war in Le Chêne-Populeux als Enkelsohn eines Helden der Großen Armee5 und als Sohn eines Vaters geboren worden, von dem sich der Ruhm abgewandt hatte und der auf den mageren Posten eines Steuereinnehmers heruntergekommen war. Seine Mutter, eine Bäuerin, war gestorben, als sie die beiden Kinder zur Welt brachte, ihn und seine Zwillingsschwester Henriette, die ihn aufgezogen hatte, obwohl sie noch ganz klein war. Und wenn er sich als Freiwilliger hier befand, so war das die Folge großer Fehler, der ganzen Zerfahrenheit seines schwachen und überspannten Wesens, des Geldes, das er beim Spiel, bei Frauen, bei den Torheiten des unersättlichen Paris hinausgeworfen hatte, als er hingekommen war, um sein Jurastudium abzuschließen, und seine Familie sich große Geldopfer auferlegt hatte, um aus ihm einen feinen Herrn zu machen. Der Vater war darüber gestorben; die Schwester hatte, nachdem sie alles hergegeben, das Glück gehabt, einen Mann zu finden, diesen rechtschaffenen Burschen, diesen Weiss, einen Elsässer aus Mülhausen, der lange Zeit hindurch Buchhalter in der Allgemeinen Zuckerfabrik in Le Chêne-Populeux gewesen und heute Werkleiter bei Herrn Delaherche war, einem der bedeutendsten Tuchfabrikanten von Sedan. Und bei seinen leicht reizbaren Nerven, die ebenso rasch bereit waren, auf das Gute zu hoffen wie sich vom Leid entmutigen zu lassen, hochherzig, begeisterungsfähig, aber ohne irgendwelche Festigkeit, jedem Umspringen des vorüberstreichenden Windes ausgesetzt, hielt sich Maurice durchaus für gebessert. Er war blond, klein, hatte eine sehr ausgeprägte Stirn, eine kleine Nase und ein kleines Kinn, ein feines Gesicht und graue, zärtliche, mitunter etwas irre Augen.
Am Tag vor Ausbruch der ersten Feindseligkeiten war Weiss nach Mülhausen geeilt, in dem plötzlichen Verlangen, dort eine Familienangelegenheit in Ordnung zu bringen; und wenn er, um seinem Schwager die Hand zu drücken, Gebrauch von Oberst de Vineuils Wohlwollen gemacht hatte, so deshalb, weil dieser sich als der Onkel der jungen Frau Delaherche herausstellte, einer hübschen Witwe, die der Tuchfabrikant im vorigen Jahr geheiratet hatte und die Maurice und Henriette auf Grund einer zufälligen Nachbarschaft noch als kleines schelmisches Mädchen gekannt hatten. Übrigens hatte Maurice außer dem Oberst auch in dem Hauptmann seiner Kompanie jemand wieder getroffen, den er kannte, nämlich Hauptmann Beaudoi einen Bekannten von Gilberte, der jungen Frau Delaherche, der, wie es hieß, ein enger Freund von ihr gewesen, als sie in Mézières noch Frau Maginot war, die Gattin von Herrn Maginot, dem Forstinspektor.
»Geben Sie Henriette einen Kuss von mir«, sagte der junge Mann, der seine Schwester leidenschaftlich liebte, mehrmals zu Weiss. »Sagen Sie ihr, sie wird Freude an mir haben, ich will dafür sorgen, dass sie endlich einmal stolz sein kann auf mich.«
Bei der Erinnerung an seine Verrücktheiten, füllten ihm Tränen die Augen.
Sein Schwager, der selber gerührt war, brach das Gespräch kurz ab, indem er sich an Honoré Fouchard, den Artilleristen, wandte:
»Und sobald ich durch Remilly komme, gehe ich zu Onkel Fouchard hinauf und sage ihm, dass ich Sie gesehen habe und es Ihnen gut geht.«
Onkel Fouchard, ein Bauer, der einige Äcker besaß und einen ambulanten Fleischhandel betrieb, war ein Bruder von Henriettes und Maurices Mutter. Er wohnte sechs Kilometer von Sedan in Remilly oben auf dem Hang.
»Schön!« antwortete Honoré gelassen. »Dem Vater ist das schnuppe, aber gehen Sie trotzdem hin, wenn es Ihnen Spaß macht.«
In diesem Augenblick entstand Bewegung beim Pachthof; und sie sahen den Herumtreiber, den Mann, den man beschuldigt hatte, ein Spion zu sein, frei und von einem einzigen Offizier geführt, herauskommen. Ohne Zweifel hatte er Papiere vorgewiesen und eine Geschichte erzählt, denn man jagte ihn einfach aus dem Lager. Aus solcher Entfernung war er im aufkommenden Dunkel schlecht zu unterscheiden, riesig, vierschrötig, mit rötlichem Kopf.
Maurice stieß jedoch einen Schrei aus:
»Honoré, sieh doch ... Man möchte meinen, das ist der Preuße, du weißt, Goliath!«
Dieser Name ließ den Artilleristen zusammenfahren. Er starrte hin mit seinen glühenden Augen. Goliath Steinberg, der Ackerknecht, der Mann, der ihn mit seinem Vater entzweit, der ihm Silvine genommen hatte, die ganze gemeine Geschichte, die ganze abscheuliche Schmutzigkeit, unter der er noch litt! Am liebsten wäre er hingerannt und hätte ihn erwürgt. Aber der Mann, der bereits jenseits der Gewehrpyramiden war, ging von dannen und verschwand in der Nacht.
»Oh! Goliath!« murmelte er. »Unmöglich! Er ist da drüben bei den andern ... Wenn ich dem je wieder begegne!« Mit einer drohenden Handbewegung hatte er auf den Horizont gezeigt, über den die Finsternis hereingebrochen war, auf diesen ganzen blassvioletten Osten, der für ihn Preußen war.
Schweigen trat ein. Wieder war, aber sehr fern, der Zapfenstreich zu hören, der am anderen Ende des Lagers mit ersterbender Süße inmitten der undeutlich gewordenen Dinge verhallte.
»Verflucht!« versetzte Honoré. »Die werden mich noch schnappen, wenn ich zum Appell nicht da bin ... Guten Abend! Lebt wohl alle miteinander!« Und nachdem er Weiss ein letztes Mal beide Hände gedrückt hatte, machte er sich mit großen Schritten in Richtung des Hügels, wo die Reserveartillerie aufgefahren war, davon, ohne wieder von seinem Vater gesprochen zu haben, ohne Silvine, deren Name ihm die Lippen verbrannte, etwas ausrichten zu lassen.
Minuten verstrichen noch, und links bei der II. Brigade blies ein Clairon zum Appell. Ein anderes antwortete mehr in der Nähe. Dann sehr weit weg ein drittes. Nach und nach bliesen sie alle zusammen, als sich Gaude, der Hornist der Kompanie, beim vollen Schwung der hallenden Töne entschied. Es war dies ein großer, hagerer und sehr empfindlicher Bursche ohne Barthaar, der immer stumm war und seine Signale mit Sturmwindatem blies.
Da begann Sergeant Sapin, ein kleiner verkniffener Kerl mit großen verschwommenen Augen, mit dem Appell: Seine grelle Stimme stieß die Namen hervor, während die Soldaten, die herzugetreten waren, in allen Tönen, vom Violoncello bis zur Flöte, antworteten. Es entstand jedoch eine Stockung:
»Lapoulle!« rief mehrmals der Sergeant sehr laut.
Noch antwortete niemand. Und Jean musste zu dem Haufen grünen Holzes stürzen, den der von seinen Kameraden gehänselte Füsilier Lapoulle unbedingt in Brand setzen wollte. Auf dem Bauch liegend, das Gesicht gebraten, jagte er den Rauch des schwarz werdenden Holzes dicht über den Boden.
»Aber zum Himmeldonnerwetter! Lassen Sie das doch sein!« schrie Jean. »Antworten Sie beim Appell!«
Verdutzt richtete sich Lapoulle auf, schien zu begreifen und brüllte mit einer solchen Barbarenstimme »Hier!«, dass Loubet davon auf den Hintern fiel, so spaßig fand er das. Pache, der seine Näherei beendet hatte, antwortete ziemlich undeutlich, als murmele er ein Gebet. Ohne sich überhaupt zu erheben, schleuderte Chouteau verächtlich sein »Hier!« hin und streckte sich noch mehr aus.
Indessen wartete Rochas, der Leutnant vom Dienst, unbeweglich in einigen Schritt Entfernung. Als der Appell beendet war, kam ihm Sergeant Sapin melden, dass niemand fehle. Er brummte in seinen Schnurrbart und zeigte mit dem Kinn auf Weiss, der immer noch dabei war, sich mit Maurice zu unterhalten:
»Hier ist sogar einer zuviel. Was hat der denn hier zu tun, der Zivilist da?«
»Erlaubnis vom Oberst, Herr Leutnant«, glaubte Jean, der das gehört hatte, erklären zu müssen.
Rochas zuckte wütend die Schultern, und ohne ein Wort begann er wieder, an den Zelten entlangzugehen, und wartete, dass die Feuer ausgelöscht wurden, während sich Jean, dem die Beine vom Tagesmarsch wie zerschlagen waren, einige Schritt von Maurice hinsetzte, dessen Worte anfangs als ein Summen zu ihm herüberdrangen, ohne dass er auf sie hörte, selber in der Tiefe seines schwerfälligen und langsamen Hirns von düsteren, kaum in Worte gefassten Betrachtungen ergriffen.
Maurice war für den Krieg; er hielt ihn für unvermeidlich, für notwendig für den eigentlichen Bestand der Nationen. Das drängte sich ihm auf, seit er sich Entwicklungsideen hingab, dieser ganzen Entwicklungstheorie, die seither die gesamte gebildete Jugend begeisterte. Ist nicht das Leben ein Krieg in jeder Sekunde? Ist nicht der Naturzustand selber ständiger Kampf, der Sieg des Würdigsten, die durch die Tat unterhaltene und erneuerte Kraft, das immer wieder jung vom Tode auferstehende Leben? Und er erinnerte sich des großen Schwungs, der ihn erhoben hatte, als ihm der Gedanke gekommen war, Soldat zu werden, loszuziehen und an der Grenze zu kämpfen, um seine Fehler wiedergutzumachen. Vielleicht wollte das Frankreich der Volksabstimmung6 keinen Krieg, obwohl es sich dem Kaiser7 auslieferte. Er selber erklärte es acht Tage vorher für schuldig und dumm. Man stritt über jene Bewerbung eines deutschen Prinzen um den spanischen Thron8; in der Verworrenheit, die nach und nach entstand, schienen alle dermaßen unrecht zu haben, dass man nicht mehr wusste, von welcher Seite die Herausforderung ausging, und allein das Unvermeidliche bestehen blieb, das verhängnisvolle Gesetz, das zur festgesetzten Stunde ein Volk auf das andere hetzt. Ein großes Erleben aber war durch Paris gegangen; er sah wieder den glühenden Abend, die die Menschenmenge fortspülenden Boulevards, die Scharen, die Fackeln schwenkten und dabei schrien: »Nach Berlin! Nach Berlin!« Er hörte noch, wie vor dem Hôtel de Ville9 eine große schöne Frau, die auf einen Kutschersitz geklettert war und die das Profil einer Königin hatte, in eine Fahne gehüllt, die Marseillaise10 sang. War das denn Trug? Hatte das Herz von Paris nicht geschlagen? Und dann waren wie immer bei ihm auf diese Überreizung der Nerven Stunden entsetzlichen Zweifels und Ekels gefolgt: sein Eintreffen in der Kaserne, der Feldwebel, der ihn im Empfang genommen, der Sergeant, der ihn hatte einkleiden lassen, die stinkende und abstoßend schmutzige Korporalschaftsstube, die plumpe Kameradschaft mit den neuen Gefährten, das mechanische Exerzieren, das ihm die Glieder zerbrach und ihm das Hirn abstumpfte. In weniger als einer Woche jedoch hatte er sich eingewöhnt und hegte von nun an keinen Widerwillen mehr. Und die Begeisterung hatte ihn wieder gepackt, als das Regiment nach Belfort ausgerückt war.
Von den ersten Tagen an hatte Maurice eine unbedingte Siegesgewissheit. Für ihn war der Plan des Kaisers klar: vierhunderttausend Mann über den Rhein werfen, den Strom überschreiten, bevor die Preußen fertig waren, durch einen starken Keil Norddeutschland von Süddeutschland trennen und durch einen strahlenden Erfolg Österreich und Italien zwingen, sich mit Frankreich zusammenzutun. War nicht einen Augenblick das Gerücht umgelaufen, dass das VII. Korps, zu dem sein Regiment gehörte, in Brest eingeschifft werden sollte, um in Dänemark ausgeladen zu werden und einen Ablenkungsangriff auszuführen, der Preußen nötigen würde, eine seiner Armeen zu binden? Preußen würde überrumpelt, von allen Seiten überwältigt und in wenigen Wochen zerschmettert werden. Ein einfacher militärischer Spaziergang von Straßburg nach Berlin. Aber seit dem Warten in Belfort quälten ihn Besorgnisse. Das mit der Bewachung der Schwarzwaldlücke beauftragte VII. Korps war dort in einer unbeschreiblichen Verwirrung und unvollzählig eingetroffen, und es fehlte an allem. Man wartete auf die 3. Division aus Italien. Die II. Kavalleriebrigade blieb aus Furcht vor einer Volkserhebung in Lyon; und drei Batterien waren abhanden gekommen, man wusste nicht wo. Außerdem herrschte unvorhergesehener Mangel; die Magazine von Belfort, die sie mit allem versorgen sollten, waren leer: weder Zelte noch Kochgeschirre, noch Flanellbinden, noch Sanitätstaschen, noch Schmieden, noch Spannstricke. Nicht ein Sanitäter und nicht ein Intendanturarbeiter. Im letzten Augenblick wurde man gewahr, dass dreißigtausend Ersatzstücke fehlten, die für die Bedienung der Gewehre unerlässlich waren; und ein Offizier musste nach Paris geschickt werden, er brachte fünftausend mit, die er mit Mühe losgeeist hatte. Was ihn andererseits beängstigte, war die Untätigkeit. Seit zwei Wochen waren sie hier; warum marschierten sie nicht vorwärts? Er spürte deutlich, dass jeder Tag Verzögerung ein nicht wiedergutzumachender Fehler war, eine vertane Siegesaussicht. Und vor dem erträumten Plan erhob sich die Wirklichkeit der Ausführung, das, was er später erfahren sollte, wovon er damals erst ein beängstigendes und dunkles Gefühl hatte: die längs der Grenze von Metz bis Bitsch und von Bitsch bis Belfort gestaffelten und auseinandergezogenen sieben Armeekorps, die überall unvollständigen Sollstärken, die vierhundertdreißigtausend Mann, die sich auf höchstens zweihundertdreißigtausend verringerten, die Generäle, die eifersüchtig aufeinander und jeder fest entschlossen waren, sich den Marschallstab zu erringen, ohne seinem Nachbarn Hilfe zu leisten; das schrecklichste Fehlen jeder Voraussicht, die Mobilmachung und die Zusammenziehung der Truppen, die auf einen einzigen Schlag durchgeführt worden waren, um Zeit zu gewinnen, und die auf ein unentwirrbares Durcheinander hinausliefen; das langsame Erlahmen schließlich, das von oben ausgegangen war, von dem kranken Kaiser, der unfähig war zu einem raschen Entschluss, und das sich anschickte, die ganze Armee zu befallen, sie zu zerrütten, zu vernichten, in das schlimmste Unheil zu stürzen, ohne dass sie sich wehren konnte.
Und dennoch blieb über dem dumpfen Unbehagen des Wartens, im triebhaften Schaudern vor dem, was kommen würde, die Gewissheit des Sieges.
Unvermittelt war am 3. August die Nachricht von dem am Vortag errungenen Sieg bei Saarbrücken11 hereingeplatzt. Ob ein großer Sieg, wusste man nicht. Aber die Zeitungen flossen über vor Begeisterung: das war der Einfall in Deutschland, der erste Schritt auf dem ruhmreichen Marsch; und um den Kaiserlichen Prinzen12, der kaltblütig eine Kugel auf dem Schlachtfeld aufgehoben hatte, begann sich eine Legende zu weben. Zwei Tage später dann, als man von der Überrumpelung und Vernichtung bei Weißenburg erfahren hatte, war ein Wutschrei der Brust aller entfahren. Fünftausend Mann, die sechs Stunden lang fünfunddreißigtausend Preußen Widerstand geleistet hatten, in einem Hinterhalt gefasst; dieses feige Gemetzel schrie einfach nach Rache! Zweifellos waren die Vorgesetzten schuld, dass sie sich schlecht in acht genommen und keine Vorsichtsmaßregeln getroffen hatten. Aber alles das würde bald wiedergutgemacht sein. Mac-Mahon13 hatte die 1. Division des VII. Korps angefordert. Das I. Korps würde durch das V. unterstützt werden. Die Preußen sollten zu dieser Stunde über den Rhein zurückgegangen sein, die Bajonette unserer Infanteristen im Rücken. Und der Gedanke, dass an diesem Tag wütend gekämpft worden war, das immer fieberhaftere Warten auf Nachrichten, die ganze verbreitete Angst dehnte sich mit jeder Minute unter dem weiten bleich werdenden Himmel aus.
Das war es, was Maurice Weiss wiedererzählte.
»Ach, man hat ihnen heute sicher eine gehörige Tracht Prügel verabreicht!«
Ohne zu antworten, schüttelte Weiss mit besorgter Miene den Kopf. Auch er sah in Richtung des Rheins, gen Osten, wo es bereits vollkommen Nacht geworden war, eine schwarze, geheimnisumdüsterte Mauer. Seit den letzten Signalen zum Appell sank auf das erstarrte Lager eine große Stille herab, die kaum durch die Schritte und die Stimmen der wenigen sich verspäteten Soldaten gestört wurde. Ein Licht, ein blinkender Stern, war soeben im Wohnzimmer des Pachthofes angezündet worden, wo der Stab wachte und auf die Depeschen wartete, die von Stunde zu Stunde eintrafen und noch nicht zu durchschauen waren. Und das endlich aufgegebene Feuer von grünem Holz qualmte immer noch mit dickem traurigem Qualm, den ein leichter Wind über jenen unruhigen Pachthof dahintrieb und dabei die ersten Sterne beschmutzte.
»Eine Tracht Prügel«, wiederholte Weiss. »Gott gebe es!«
Jean, der immer noch einige Schritt entfernt saß, spitzte die Ohren, während Leutnant Rochas, der diesen vor Zweifel bebend ausgesprochenen Wunsch aufgeschnappt hatte, rundweg stehenblieb, um zuzuhören.
»Wie!« versetzte Maurice. »Sie haben kein volles Vertrauen! Sie halten eine Niederlage für möglich!«
Mit einer Handbewegung unterbrach ihn sein Schwager; die Hände zitterten ihm, und sein gutmütiges Gesicht war mit einem Schlage verstört und bleich geworden.
»Eine Niederlage, der Himmel bewahre uns davor! – Sie wissen, ich bin aus dieser Gegend: mein Großvater und meine Großmutter sind 1814 von den Kosaken ermordet worden, und wenn ich an einen Einmarsch der Feinde denke, dann ballen sich mir die Fäuste. Ich würde losfeuern in meinem Gehrock wie ein alter Kommisshengst! – Eine Niederlage, nein, nein! Ich will sie nicht für möglich halten!« Er beruhigte sich und ließ völlig niedergeschlagen die Schultern sinken. »Nur, was wollen Sie! Ich bin nicht ruhig ... Ich kenne es gut, mein Elsass. Ich habe es wegen meiner Angelegenheiten soeben noch einmal durchreist; und wir, wir haben gesehen, was auch den Generälen in die Augen sprang und was zu sehen sie sich weigerten ... Ach ja, wir wünschten den Krieg mit Preußen. Lange haben wir ruhig darauf gewartet, diesen alten Streit in Ordnung zu bringen. Aber das beeinträchtigt unsere gutnachbarlichen Beziehungen zu Baden und Bayern nicht; und wir haben alle Verwandte oder Freunde auf der anderen Seite des Rheins. Wir dachten, dass sie wie wir davon träumten, den unerträglichen Hochmut der Preußen zu brechen ... Und uns, die wir so ruhig, so entschlossen waren, uns erfassen nun seit mehr als vierzehn Tagen Ungeduld und Unruhe, wenn wir sehen, wie alles immer schlimmer geht. Seit der Kriegserklärung hat man zugelassen, dass die feindlichen Reiter die Dörfer in Schrecken versetzen, das Gelände erkunden, die Telegrafendrähte durchschneiden. Baden und Bayern stehen auf. Riesige Truppenbewegungen finden in der Pfalz statt. Die von überall, von Märkten, von Messen eingetroffenen Nachrichten beweisen uns, dass die Grenze bedroht ist; und wenn die Einwohner und die Bürgermeister der Gemeinden schließlich erschreckt herbeieilen, um das den durchkommenden Offizieren zu erzählen, dann zucken diese die Schultern: Hirngespinste von Feiglingen, der Feind ist weit ... Was? Wo man nicht eine Stunde verlieren dürfte, verstreichen Tage um Tage! Worauf kann man warten? Dass ganz Deutschland über uns herfällt!« Er sprach mit leiser und tief betrübter Stimme, als habe er diese Dinge für sich selber wiederholt, nachdem er lange über sie nachgedacht hatte. »Ach ja, Deutschland, ich kenne es auch gut; und das Furchtbare ist, dass ihr andern es ebenso wenig zu kennen scheint wie China ... Sie entsinnen sich, Maurice, an meinen Vetter Günther, diesen Burschen, der im letzten Frühjahr nach Sedan gekommen ist, um mir die Hand zu drücken. Er ist mein Vetter mütterlicherseits: seine Mutter, eine Schwester meiner Mutter, hat sich nach Berlin verheiratet; und der stammt allerdings von dort, er hasst Frankreich. Er dient jetzt als Hauptmann in der preußischen Garde. Ich höre noch, wie er an dem Abend, an dem ich ihn zum Bahnhof zurückgebracht habe, mit seiner schneidenden Stimme zu mir sagte: ›Falls Frankreich uns den Krieg erklärt, wird es geschlagen.‹«
Mit einem Mal trat Leutnant Rochas, der sich bis jetzt beherrscht hatte, wütend vor. Er war ungefähr fünfzig Jahre alt, ein großer hagerer Teufelskerl mit einem eingefallenen, gegerbten, verräucherten langen Gesicht. Die riesige krumme Nase hing über einem breiten, gewaltigen und gutmütigen Mund, über dem sich grau werdende harte Schnurrbartenden emporrichteten. Und er brauste auf mit donnernder Stimme:
»Hören Sie mal! Sie, was treiben Sie sich hier rum, unsern Leuten den Mut zu nehmen!«
Jean, der sich nicht in den Streit mischte, fand im Grunde, dass er recht habe. Obwohl er sich über die langen Verzögerungen und die Unordnung, in der sie sich befanden, zu wundern begann, hatte auch er niemals an der ungeheuren Tracht Prügel gezweifelt, die man den Preußen verabreichen werde. Das stand fest, denn deswegen war man ja hergekommen.
»Aber, Herr Leutnant«, erwiderte Weiss verwirrt. »Ich will niemand den Mut nehmen ... im Gegenteil, ich möchte, dass alle Welt erfährt, was ich weiß, weil das Wissen das Beste ist, um vorzubeugen und etwas auszurichten ... Und sehen Sie, dieses Deutschland ...« Er redete weiter in seiner verständigen Art und setzte seine Befürchtungen auseinander: das nach Königgrätz14 größer gewordene Preußen, die nationale Bewegung, die es an die Spitze der anderen deutschen Staaten stellte, dieses ganze im Entstehen begriffene Reich, verjüngt und von der Begeisterung und dem unwiderstehlichen Schwung für seine zu erobernde Einheit erfüllt; das System der allgemeinen Wehrpflicht, das die Nation in Waffen auf die Beine stellte, die ausgebildet, diszipliniert, mit gewaltigem Material ausgerüstet, für den großen Krieg abgerichtet und noch ruhmerfüllt war von ihrem donnernden Triumph über Österreich; der Geist, die moralische Stärke dieser Armee, über die Vorgesetzte befehlen, die fast alle jung sind und einem Oberbefehlshaber gehorchen, der wohl mit vollkommener Klugheit und Voraussicht, mit hervorragender Klarheit der Ansichten die Kriegskunst zu erneuern scheint. Und diesem Deutschland gegenüber wagte er dann Frankreich zu zeigen: den alt gewordenen Kaiser, der beim Volksentscheid noch umjubelt wurde, im Grunde aber verkommen war, der, nachdem er den Vaterlandsbegriff entkräftet hatte, indem er die Freiheit zerstörte, zu spät und zu seinem Verderben wieder liberal geworden war, der im Begriff war zusammenzubrechen, sobald er die von ihm entfesselte Genussgier nicht mehr befriedigen würde; die Armee, gewiss von einer bewundernswürdigen, angeborenen Tapferkeit, ganz bedeckt mit Lorbeeren von der Krim15 und Italien16, einzig verdorben durch den Kauf von Ersatzmännern17, im Schlendrian der Schule Afrikas steckengeblieben, zu sehr des Sieges gewiss, als dass sie die großen Anstrengungen neuer Wissenschaft wagen würde; die Generäle schließlich, zum größten Teil mittelmäßig, von Rivalitäten verzehrt, einige von einer verblüffenden Unkenntnis, und der leidende und zaudernde Kaiser an ihrer Spitze, der getäuscht wird und sich selber täuscht in dem entsetzlichen Abenteuer, das beginnt, in das sich alle blindlings und ohne ernsthafte Vorbereitung stürzen in der Fassungslosigkeit, in der Unordnung einer Herde, die zum Schlachthof geführt wird.
Mit offenem Mund und großen runden Augen hörte Rochas zu. Seine furchtbare Nase hatte sich gerunzelt. Mit einem Mal fasste er dann einen Entschluss und fing an zu lachen, ein ungeheures Lachen, das ihm die Kinnladen auseinanderriss.
»Sie, was reden Sie uns da vor? Was sollen all diese Dummheiten bedeuten! – Aber das ist ja unsinnig, das ist zu blöd, dass man sich den Kopf zerbricht, es zu begreifen ... Gehen Sie das Rekruten erzählen, aber nicht mir, nein, nicht mir, der ich siebenundzwanzig Jahre gedient habe.« Und er schlug sich mit der Faust auf die Brust. Als Sohn eines Maurers aus dem Limousin18 war er in Paris geboren worden und hatte sich, angewidert vom Stand seines Vaters, im Alter von achtzehn Jahren zum Militär gemeldet. Er hatte von der Pike auf gedient, hatte seinen Tornister geschleppt, war in Afrika Korporal, bei Sewastopol19 Sergeant, nach Solferino Leutnant geworden, nachdem er fünfzehn Jahre harten Daseins und heldenhafter Tapferkeit darauf verwandt hatte, diesen Grad zu erringen, und dabei fehlte es ihm so sehr an Bildung, dass er niemals Hauptmann werden konnte. »Aber, mein Herr, Sie, der Sie alles wissen, Sie wissen das nicht ... Ja, bei Mazagran20, ich war kaum neunzehn Jahre, waren wir hundertdreiundzwanzig Mann, nicht einer mehr, und wir haben uns vier Tage gegen zwölftausend Araber gehalten ... Ach ja, während all der Jahre da unten in Afrika, in Maskara, in Biskra, in Dellys, später in der Großen Kabylei und noch später in Laghuat, wenn Sie mit dabeigewesen wären, mein Herr, hätten Sie all diese dreckigen Mulatten wie die Hasen davonrennen sehen, sobald wir erschienen ... Und bei Sewastopol, mein Herr, verdammt, man kann nicht sagen, dass das bequem gewesen ist. Unwetter, das einem die Haare samt den Wurzeln ausriss, eine Wolfskälte, immerzu Alarme, dann diese Wilden, die zum Schluss alles gesprengt haben. Was nicht hindert, dass wir sie selber haben springen lassen, oh, nach Noten und in der großen Bratpfanne! – Und bei Solferino, Sie sind nicht dort gewesen, mein Herr. Also warum reden Sie darüber? Ja, bei Solferino, wo es heiß war, obwohl an dem Tage mehr Wasser runtergekommen ist, als Sie jemals in Ihrem Leben gesehen haben! Bei Solferino, wo die Österreicher große Hiebe bezogen; man muss gesehen haben, wie sie vor unsern Bajonetten davonrannten, Purzelbäume schossen, um schneller zu laufen, als ob sie Feuer im Hintern gehabt hätten!« Er brach in behagliches Lachen aus; die ganze alte französische Soldatenfröhlichkeit klang in seinem Siegeslachen.
Das war die Legende; der französische altgediente Soldat, der die Welt durchstreift, sein Mädchen in einem Arm und eine Flasche guten Weins im anderen, und, lustige Lieder singend, die Erde erobert. Ein Korporal und vierzig Mann, und unermessliche Armeen bissen ins Gras.
Plötzlich grollte seine Stimme:
»Geschlagen, Frankreich geschlagen! – Diese Schweinepreußen uns schlagen, uns, uns!« Er trat näher, packte Weiss heftig am Aufschlag seines Gehrocks. Völlig unbekümmert um Zeit und Raum, brachte sein großer, hagerer Leib, der Leib eines fahrenden Ritters, die unbedingte Verachtung des Feindes, wer immer der Feind auch sei, zum Ausdruck. »Hören Sie gut zu, mein Herr ... Wenn die Preußen zu kommen wagen, werden wir ihnen mit Fußtritten in den Arsch heimleuchten ... Verstehen Sie, mit Fußtritten in den Arsch, bis nach Berlin!« Und er machte eine prachtvolle, Handbewegung und hatte die Heiterkeit eines Kindes, die treuherzige Überzeugung eines Unschuldigen, der nichts weiß und nichts fürchtet. »Bei Gott, das ist so, weil es so ist!«
Verdutzt und fast überzeugt, beeilte sich Weiss zu erklären, dass er sich nichts Besseres wünsche.
Maurice aber, der schweigend dabeistand, weil er nicht wagte, sich vor seinem Vorgesetzten einzumischen, brach schließlich mit ihm in Lachen aus: dieser Teufelskerl, den er sonst für stumpfsinnig hielt, ließ es ihm richtig warm werden ums Herz.
Ebenso hatte Jean jedem Wort des Leutnants mit einem Kopfnicken zugestimmt. Auch er war bei Solferino gewesen, wo es dermaßen geregnet hatte. Und das hier, das ließ sich hören! Wenn sich alle Vorgesetzten so hätten hören lassen, wäre man nicht futsch gewesen, weil es an Kochgeschirren und Flanellbinden fehlte!
Längst war es völlig Nacht geworden, und Rochas fuchtelte weiter mit seinen langen Gliedern in der Finsternis herum. Er hatte mühsam immer wieder einen Band der Siege Napoleons gelesen, der aus der Kiste eines Hausierers auf den Boden seines Tornisters geraten war. Und er konnte sich nicht beruhigen, und in einem ungestümen Aufschrei entfuhr ihm sein ganzes Wissen:
»Österreich bei Castiglione21, bei Marengo22, bei Austerlitz23, bei Wagram24 zusammengehauen! Preußen bei Eylau25, bei Jena26, bei Lützen27 zusammengehauen! Russland bei Friedland28, bei Smolensk29, an der Moskwa30 zusammengehauen! Spanien, England überall zusammengehauen! Die ganze Welt zusammengehauen, zusammengehauen von oben bis unten, die Länge und die Quere! – Und heute sollten wir zusammengehauen werden? Warum? Wieso? Hat sich denn die Welt verändert?« Er wuchs noch mehr und hob seinen Arm gleich dem Schaft einer Fahne! »Sehen Sie! Da drüben ist heute gekämpft worden; wir warten auf die Nachrichten. Nun gut! Ich werde Ihnen die Nachrichten geben, ich! – Man hat die Preußen zusammengehauen, zusammengehauen, dass ihnen weder Flügel noch Pfoten blieben, zusammengehauen, dass man die Krümel davon wegfegen muss!«
Unter dem düsteren Himmel strich in diesem Augenblick ein großer schmerzlicher Schrei dahin. War es die Klage eines Nachtvogels? War es eine geheimnisvolle Stimme, die aus der Ferne gekommen und tränenschwanger war? Das ganze in Finsternis getauchte Lager erzitterte davon, und die Angst, die beim Warten auf die so langsam eintreffenden Depeschen um sich gegriffen hatte, fand sich dadurch vom Fieber angesteckt und noch größer geworden. Fern in dem Pachthof brannte die Kerze höher mit einer geraden und unbeweglichen Altarkerzenflamme und beleuchtete die unruhige Nachtarbeit des Stabes.
Es war jedoch zehn Uhr; Gaude tauchte vom schwarzen Erdboden empor, auf dem er verschwunden war, und blies als erster das Signal zum Löschen der Feuer. Die anderen Clairons31 antworteten, entschliefen nach und nach in einem ersterbenden Fanfarenklang, wie benommen bereits vom Schlummer. Und Weiss, der zu so später Stunde hier noch verweilt hatte, schloss Maurice zärtlich in seine Arme: Viel Hoffnung und viel Mut! Er würde Henriette von ihrem Bruder einen Kuss geben und Onkel Fouchard viel erzählen. Als er dann endlich aufbrach, ging ein Gerücht um, eine fieberhafte Erregung. Einen großen Sieg habe Marschall de Mac-Mahon soeben errungen: der Kronprinz von Preußen32 sei mit fünfundzwanzigtausend Mann gefangen genommen, die feindliche Armee zurückgeworfen, vernichtet und habe ihre Kanonen und ihren Tross in unseren Händen zurückgelassen.
»Bei Gott!« rief Rochas einfach mit seiner Donnerstimme. Und Weiss ganz glücklich nachlaufend, der sich beeilte, nach Mülhausen zurückzukehren, setzte er dann hinzu: »Mit Fußtritten in den Arsch, mein Herr, mit Fußtritten in den Arsch, bis nach Berlin!«
Eine Viertelstunde später besagte eine andere Depesche, die Armee habe Wörth33 aufgeben müssen und ziehe sich kämpfend zurück. Ach, was für eine Nacht! Rochas hatte sich, von der Müdigkeit zu Boden geschmettert, soeben in seinen Mantel gewackelt und schlief, unbekümmert um ein Obdach, auf der Erde, wie es bei ihm häufig vorkam. Maurice und Jean waren unter das Zelt gekrochen, wo bereits Loubet, Chouteau, Pache und Lapoulle, den Kopf auf dem Tornister, zusammengepfercht lagen. Es gingen sechs hinein, vorausgesetzt, dass sie die Beine abzogen. Loubet hatte zuerst allen Appetit gemacht, indem er Lapoulle einredete, morgen früh werde es Hühnchen bei der Verpflegungsausgabe geben; aber sie waren zu müde; sie schnarchten, mochten die Preußen kommen. Einen Augenblick blieb Jean, ohne sich zu rühren, dicht an Maurice gepresst, liegen. Trotz seiner großen Erschöpfung schlief er noch nicht sofort ein, denn alles, was jener Herr da gesagt hatte, ging ihm im Kopf herum: Deutschland in Waffen, unzählbar, unersättlich; und er spürte deutlich, dass sein Nebenmann auch nicht schlief und an dieselben Dinge dachte. Dann wurde dieser ungeduldig, machte eine zurückweichende Bewegung, und der andere begriff, dass er ihm lästig war. Die triebhafte Feindschaft, die klassen- und erziehungsbedingte Abneigung standen wie ein körperliches Unbehagen zwischen dem Bauern und dem Gebildeten. Der erstere jedoch empfand darüber im Grunde Scham und Traurigkeit, machte sich klein, versuchte dieser feindseligen Verachtung zu entrinnen, die er dort ahnte. Als die Nacht draußen frisch wurde, benahm es einem unter dem Zelt zwischen den zusammengepferchten Leibern dermaßen den Atem, dass Maurice, der aufgebracht war vor fiebriger Erregung, plötzlich aufsprang und hinausging, um sich einige Schritte weiter auszustrecken. Unglücklich wälzte sich Jean in einem Albtraum, einem beschwerlichen Halbschlummer, in dem sich das Bedauern, nicht geliebt zu werden, und die Vorahnung unermesslichen Unheils mischten, dessen Herangaloppieren er dort unten im tiefsten Unbekannten zu hören glaubte.
Stunden waren wohl verstrichen; das ganze unbewegliche schwarze Lager schien in Nichts zu versinken unter der Beklemmung der weiten bösen Nacht, in der dieses entsetzliche Etwas lastete, das noch keinen Namen hatte. Jähes Auffahren aus einem See von Schatten, ein plötzliches Röcheln drang aus einem unsichtbaren Zelt. Darauf erhoben sich Geräusche, die man nicht recht erkannte: das Schnauben eines Pferdes, das Aufstoßen eines Säbels, das Fliehen eines verspäteten Herumtreibers – alles gewöhnlicher Lärm, der bedrohliches Dröhnen annahm. Aber mit einem Mal blitzte bei den Kantinen ein großer Schein auf. Die erste Zeltreihe war davon grell beleuchtet, man sah die in einer Linie aufgestellten Gewehrpyramiden, die regelmäßigen und hellen Gewehrläufe, über die roter Widerschein lief gleich frisch ausströmendem Blut; und düster und aufrecht tauchten plötzlich die Posten in dieser Feuersbrunst auf. War das denn der Feind, den die Vorgesetzten seit zwei Tagen ankündigten und den zu suchen man von Belfort nach Mülhausen gekommen war? Dann erlosch die Flamme inmitten eines weiten Funkenstiebens. Es war lediglich der Haufen grünes Holz, dem Lapoulle solange zugesetzt hatte und der, nachdem er stundenlang geschwelt, soeben wie ein Strohfeuer aufgeflammt war.
Erschreckt durch diese grelle Helligkeit, stürzte Jean aus dem Zelt; und er wäre beinahe über Maurice gestolpert, der sich auf einem Ellbogen aufgerichtet hatte und hinsah. Schon war die Nacht noch undurchsichtiger wieder hereingebrochen, und die beiden Männer blieben einige Schritt voneinander auf der bloßen Erde ausgestreckt liegen. Ihnen gegenüber war hinten in der dichten Finsternis nichts weiter als das immer noch erleuchtete Fenster des Pachthofes, diese verlorene Kerze, die Totenwacht zu halten schien. Wie spät mochte es sein? Zwei Uhr, drei Uhr vielleicht. Der Stab dort drüben hatte sich offensichtlich nicht schlafen gelegt. Man hörte die grölende Stimme des Generals Bourgain-Desfeuilles, der wütend war über diese schlaflose Nacht, während der er sich nur mit Hilfe von Grog und Zigarren hatte aufrecht halten können. Neue Telegramme trafen ein; die Dinge mussten wohl eine schlimme Wendung nehmen. Schatten von Meldern galoppierten aufgescheucht und undeutlich. Man hörte Getrappel, Fluchen, gleich einem erstickten Todesschrei, auf den ein entsetzliches Schweigen folgte. Was denn? War das das Ende? Ein eisiger Hauch war über das Lager dahingeeilt, das vor Schlaf und Angst im Nichts versunken war.
Und da erkannten Jean und Maurice in einem hageren und langen Schatten, der rasch vorüberschritt, Oberst de Vineuil. Er musste wohl mit Oberstabsarzt Bouroche zusammen sein, einem dicken Mann mit einem Löwenkopf. Beide wechselten zusammenhanglose Worte, jene unvollständigen geflüsterten Worte, wie man sie in bösen Träumen vernimmt.
»Sie kommt aus Basel ... Unsere 1. Division vernichtet ... Zwölf Stunden Kampf, die ganze Armee auf dem Rückzug ...«
Der Schatten des Oberst blieb stehen, rief einen anderen, einen leichten, feinen und untadeligen Schatten an, der sich beeilte.
»Sind Sie es, Beaudoin?«
»Ja, Herr Oberst!«
»Ach, mein Freund, Mac-Mahon bei Fröschweiler34 geschlagen, Frossard35 bei Spichern36 geschlagen, de Failly bewegungsunfähig gemacht und unnütz zwischen den beiden ... Bei Fröschweiler ein einziges Korps gegen eine ganze Armee, Wunder an Tapferkeit. Und alles fortgerissen, wilde Flucht, Panik, Frankreich offen ...« Tränen würgten ihn, weitere Worte verloren sich. Die drei Schatten verschwanden, untergetaucht, zerschmolzen.
Am ganzen Leibe bebend, war Maurice aufgestanden.
»Mein Gott!« stammelte er.
Und ihm fiel nichts anderes ein, während Jean mit erstarrtem Herzen murmelte:
»Ach! Verflucht! – Dieser Herr, Ihr Verwandter, hatte also doch recht, als er sagte, dass sie stärker sind als wir.«
Außer sich, hätte ihn Maurice am liebsten erwürgt. Die Preußen stärker als die Franzosen! Das ließ seinen Stolz bluten.
Schon fügte der Bauer ruhig und starrköpfig hinzu:
»Das macht nichts, sehen Sie mal. Weil man eine Schlappe einstecken muss, deswegen braucht man sich nicht zu ergeben ... Man muss trotzdem dreinschlagen.«
Vor ihnen jedoch hatte sich eine lange Gestalt aufgerichtet. Sie erkannten Rochas, der noch seinen Mantel umhängen hatte und den die verworrenen Geräusche, der Hauch der Niederlage vielleicht, soeben aus seinem schweren Schlaf gerissen hatten. Er stellte Fragen, wollte wissen, was vorgefallen war. Als er mit vieler Mühe begriffen hatte, malte sich eine ungeheure Bestürzung in seinen leeren Kinderaugen. Mehr als zehnmal wiederholte er: »Geschlagen! Wieso geschlagen? Warum geschlagen?«
Im Osten graute jetzt der Tag, ein trüber Tag von unendlicher Traurigkeit, über den schlafenden Zelten, und in einem von ihnen begann man die erdigen Gesichter von Loubet und Lapoulle, von Chouteau und Pache, die immer noch mit offenem Mund schnarchten, zu unterscheiden. Eine Morgendämmerung voller Trauer zog zwischen den rußfarbenen Nebeln herauf, die vom fernen Strom dort hinten aufgestiegen waren.
Gegen acht Uhr zerteilte die Sonne die schweren Nebelschwaden, und ein glühender und reiner Augustsonntag strahlte inmitten der weiten fruchtbaren Ebene über Mülhausen. Vom Lager aus, das jetzt erwacht war und von Leben summte, hörte man die Glocken aller Pfarrkirchen mit vollem Schwünge in der klaren Luft läuten. Dieser schöne Sonntag entsetzlichen Unheils hatte seine Fröhlichkeit, seinen strahlenden Festtagshimmel.
Plötzlich blies Gaude zur Verpflegungsausgabe, und Loubet wunderte sich. Was? Was gab es? Gab es das Hühnchen, das er gestern abend Lapoulle versprochen hatte? Er war in den Markthallen in der Rue de la Cossonnerie als Zufallssohn einer Kleinhändlerin geboren worden, hatte alle möglichen Berufe ausgeübt und sich dann »für ein paar Kröten«, wie er sagte, zum Militär gemeldet, war der Küchenbulle und schnüffelte unausgesetzt nach Leckerbissen. Und er ging nachsehen, während sich Chouteau, der Künstler, der Häuseranstreicher vom Montmartre, ein schön gewachsener Mann und Revolutionär, der wütend war, wieder eingezogen worden zu sein, nachdem seine Dienstzeit beendet war, grimmig über Pache lustig machte, den er eben dabei überrascht hatte, wie er hinter dem Zelt knieend sein Gebet verrichtete. Seht mal an, ein Pfaffe! Konnte er nicht seinen lieben Gott um zehntausend Francs Jahreszinsen bitten! Aber Pache, der aus einem entlegenen Dorf in der Picardie37 kam, kränklich war und einen spitzen Kopf hatte, ließ sich mit der stummen Sanftmut von Märtyrern zum besten halten. Er war der Sündenbock der Korporalschaft zusammen mit Lapoulle, dem den Sümpfen der Sologne38 entsprossenen Vieh, der so unwissend in allem war, dass er am Tag seiner Ankunft beim Regiment den König zu sehen verlangt hatte. Und obwohl sich die unselige Nachricht von Fröschweiler seit dem Aufstehen herumsprach, lachten die vier Männer, und sie verrichteten mit ihrer maschinenhaften Gleichgültigkeit die gewohnten Arbeiten.