Fallrückzieher
Wild auf Fußball
Fallrückzieher
Michael nahm ganz genau Maß. In voller Konzentration flutschte seine Zungenspitze unbemerkt aus dem Mund hervor und tänzelte über seine Unterlippe. Der nächste Schuss sollte sitzen. Unbedingt. Mit nur einem Schritt Anlauf peilte er das untere Loch in der Torwand an, stieß den Ball diesmal mit der Fußspitze, in der Hoffnung, er würde zielgenau unten rechts durch die Öffnung kullern. Stattdessen segelte der Ball weit rechts außen an der Torwand vorbei.
Lennart kicherte. »Wieder nicht mal die Torwand getroffen. Immer noch 3:0 für mich.«
Lennart hatte seine drei Schüsse unten zielgenau versenkt, während Michael jetzt das dritte Mal danebengehauen hatte.
»Das war Pech!«, behauptete Michael. Und erntete erneutes Gelächter von Lennart.
»Ja,« lästerte der. »Pech, dass du nicht Fußball spielen kannst.«
Die beiden vertrieben sich die Zeit auf dem Schulhof mit einem Spiel auf die Torwand, während sie auf Ilka und Linh warteten, die sich am Schwarzen Brett noch einige Trainingstermine abschreiben wollten. Danach ging es schnurstracks ins Schwimmbad. Es war der erste heiße Tag im Frühling. Und ein so strahlend blauer Himmel, dass sich sogar Frau Kick hatte erweichen lassen, die Kinder früher nach Hause zu schicken. Allerdings hatte Frau Kick diese Entscheidung nicht ganz uneigennützig getroffen. Denn auch sie fieberte darauf, bei diesem herrlichen Wetter für ihren Triathlon endlich mal nicht im Schwimmbad, sondern draußen im See zu trainieren.
Jabali war schnell nach Haus gelaufen, weil er als Einziger trotz des herrlichen Wetters nicht vorausgeahnt hatte, dass sie nach der Schule gemeinsam schwimmen gehen würden. So hatte er auch als Einziger kein Schwimmzeug dabei. Kurz hatte er überlegt, ob er überhaupt mitgehen oder lieber einen langen Lauf absolvieren sollte. Aber dann hatte er sich doch breitschlagen lassen.
Lennart traf gerade mit dem ersten von drei Schüssen oben links das Loch, als die Mädchen ankamen.
Michael klemmte sich den Ball unter den Arm.
»Glück gehabt«, prahlte er. »Oben hätte ich alle drei versenkt.«
»Klar«, nickte Lennart ihm schmunzelnd zu. »Dann hätte ich aber immer noch 4:3 gewonnen. Du schuldest mir ein Eis.«
Michael winkte ab. Er wusste, dass Lennart ohnehin lieber eins von Jabalis selbst gemachtem Eis statt eines gekauften essen würde. So kam Michael um die Einlösung seiner Wettschulden elegant herum.
Die vier schwangen sich auf ihre Räder und sausten durch die Stadt zum Freibad. Am Fußballplatz mussten sie abbiegen.
»Mann!«, stöhnte Michael. »Wie kann man bei dem Wetter Fußball spielen, statt schwimmen zu gehen?«
Die Mädchen sahen sich kurz an und schüttelten lachend die Köpfe. Als ob Michael es nicht selbst wüsste. Schließlich fand er auch nichts dabei, bei jedem Wetter Sprints, lange Läufe und Kraft zu trainieren. Er war ein begeisterter Zehnkämpfer. Da blieb so gut wie kein Tag ohne Training. Selbst an diesem Tag würde er nach dem Badespaß im Schwimmbad noch eine Krafteinheit einlegen. Nicht nur deshalb fieberte Michael darauf, so schnell wie möglich ins Wasser zu kommen.
Aber vor dem Schwimmbad mussten sie erst noch auf Jabali warten.
Michael murrte deshalb schon, noch während sie ihre Räder anschlossen.
»Oh Mann!«, meckerte er. »Nur weil Jabali bestimmt wieder läuft, statt das Rad zu nehmen, müssen wir uns hier die Beine in den Bauch stehen.«
Jabali nutzte wirklich stets jede Strecke als Lauftraining. Aufs Rad stieg er nur, wenn er speziell für Radrennen trainierte. Umso ungewöhnlicher war es, als Ilka ihn auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus dem Bus aussteigen sah.
»Was ist denn mit dem los?«, wunderte sie sich. »Hat er sich etwa verletzt?«
Auch Linh und die beiden Jungs schauten besorgt hinüber zu Jabali. Wenn Jabali den Bus nahm, musste etwas Schreckliches passiert sein.
Doch Jabali rannte – wie immer in Laufkleidung und nachdem er sich sorgsam vergewissert hatte, dass die Straße frei war – flink und leichtfüßig über die Straße auf seine Freunde zu. Ungewöhnlich war nur, dass er ihnen dabei heftig zuwinkte.
Was hat der denn?, fragte sich Lennart.
»Hey!«, rief Jabali ihnen schon von Weitem zu. »Ich muss euch was erzählen!«
»Deine Eismaschine ist kaputt«, vermutete Michael. Jabali war berühmt für sein selbst gemachtes Eis. Die Eismaschine in der Küche seiner Eltern nutzte er fast täglich.
Jabali winkte ab. »Quatsch!«
Er griff in seine Sporttasche, die über seiner Schulter hing, knisterte in einer speziellen Plastiktüte für Tiefgefrorenes herum und fischte für jeden seiner Freunde ein Eis am Stiel heraus. Auch selbst gemacht, wenngleich ebenso ungewöhnlich wie sein gesamter Auftritt. Normalerweise gab es bei Jabali nur Kugeleis oder aufwendige Eiskunstwerke.
»Südafrika!«, rief Jabali.
Michael betrachtete sein Eis voller Skepsis. »Aus Südafrika?«, fragte er. »Dafür ist es aber noch gut gefroren.«
Jabali schüttelte ungeduldig den Kopf. »Unsinn! Wir können hinfliegen!«
Erwartungsvoll schaute er in die Gesichter seiner Freunde und wunderte sich, weshalb sie nicht vor Freude in die Luft sprangen.
»Nun mal langsam«, versuchte Linh ihn zu beruhigen. »Und erzähl mal der Reihe nach. Wer fliegt nach Südafrika?«
»Die Fußballnationalmannschaft«, warf Lennart ein. »Aber erst im Juni. Dieses Jahr ist doch Fußball-WM.«
Jabali nickte aufgeregt. »Genau.«
Michael verzog schon wieder das Gesicht. »Und deshalb machst du so einen Aufstand? Stell dir vor, das wussten wir schon.«
Jabali versuchte, seine Gedanken zu sortieren und seine Neuigkeit verständlicher zu erklären. »WIR können nach Südafrika fliegen. Schon in zehn Tagen.«
»Oh, Glückwunsch«, gratulierte Ilka ihm, in der Annahme, Jabali spreche von seiner Familie, die ihren Urlaub dort verbringen würde. »Dann müssen wir in den Pfingstferien wohl ohne dich auskommen«, stellte sie enttäuscht fest.
»Nein, nein!«, rief Jabali aufgeregt. »Also«, begann er nun endlich der Reihe nach und berichtete, dass es in Südafrika verschiedene Sozialprojekte gäbe, die mit Fußballspielen Straßenkindern halfen. Im Vorfeld der WM lud nun eine Organisation solcher Projekte einige Fußballmannschaften, Schulen und so weiter aus der ganzen Welt ein, an einem internationalen Jugendfußballturnier in Südafrika teilzunehmen.
Michael, Lennart, Linh und Ilka nahmen diesen Bericht still zur Kenntnis. Sie ahnten noch nicht, was dieses Turnier mit ihnen zu tun haben sollte.
»Und ihr wisst ja«, berichtete Jabali weiter, »dass mein Vater hier im südafrikanischen Konsulat arbeitet.«
Seine Freunde nickten. Sie wussten auch von Jabalis Mutter, die hier in Deutschland als Journalistin für verschiedene Zeitungen und sogar fürs Fernsehen in Südafrika arbeitete.
»Und beide haben vor und während der WM direkt in Südafrika beruflich zu tun«, erzählte Jabali.
Ilka verstand. Klar, dass die Eltern da ihre Kinder mitnahmen. So würden Jabali und sein Bruder Rasul nach Südafrika kommen. »Glückwunsch«, wiederholte sie. Und gab ehrlich mit ein wenig Fernweh zu: »Da würde ich auch gern mitkommen.«
»Aber das ist es doch!«, rief Jabali aus. Fast wäre ihm das Eis aus der Hand gefallen, so wild gestikulierte er mit den Armen. »Ihr kommt mit!«
»Hä?«, fragte Lennart.
Michael wollte sich schon verwirrt am Kopf kratzen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass er ein Eis in der Hand hatte.
Endlich ließ Jabali die Katze aus dem Sack und zog seine Überraschung aus der Hosentasche: eine feine, auf Karton gedruckte Einladungskarte.
»Hier!«, präsentierte er stolz. »Dies ist eine Sondereinladung an unsere James-Conolly-Schule, an dem Turnier teilzunehmen!«
»Aber wir sind doch nur Fußballfans! Wir spielen doch gar nicht Fußball«, stellte Linh fest. Ein wenig Enttäuschung lag in ihrer Stimme. Gern wäre sie mit nach Südafrika geflogen. Doch Jabali konnte sie sogleich beruhigen.
»Wir sind nicht als Mannschaft eingeladen, sondern als Abordnung unserer Sport-Schule«, erklärte er. »Sozusagen als special guests oder VIPs, Very Important Persons!«
An dem Grinsen in seinem Gesicht erkannte Linh, dass Jabalis Vater als diplomatischer Mitarbeiter des Staates Südafrika bei der Einladung wohl ein bisschen mitgeholfen hatte.
»Und wer wäre eine bessere Abordnung unserer Schule als wir?«, fragte Jabali.
Unter den Fünf Assen brach ein riesiger Jubel aus. So laut, dass andere Kinder, die ins Schwimmbad gingen, sich erstaunt nach ihnen umdrehten.
Der Anflug auf Johannesburg war enttäuschend. Erst wenige Minuten vor der Landung durchbrach die Maschine eine dichte Wolkendecke und der Blick auf die Stadt wurde endlich frei. An so einem Tag schienen die riesigen Hochhäuser wirklich an den Wolken zu kratzen und wurden zu Recht Wolkenkratzer genannt. Lennart wunderte sich. Diese Stadt am anderen Ende der Welt glich aus dieser Höhe den Bildern, die er von New York kannte. Im Zentrum erhoben sich majestätisch und hoch gigantische Glasbauten mit glänzenden Fassaden, am Rand der Stadt prägten eintöniger Beton und Holzbaracken das Bild.
»Welcome in Johannesburg!«, begrüßte eine Stewardess die Fluggäste wenige Sekunden später, als die Maschine schon wie ein riesiger verirrter Vogel auf der Landebahn rollte.
Das Gewusel, das die Fünf Asse in der Flughafenhalle erwartete, war enorm. Wie von selbst hielten sich die Fünf Asse an den Händen, damit sie sich in diesen Menschenmassen nicht verloren. Jabalis Vater hatte Rasul an der Hand und lächelte beruhigt, als er die Fünferkette sah. Er und seine Frau kannten sich hier gut aus und lotsten die fünf und Jabalis Bruder auf dem kürzesten Weg zur Gepäckausgabe. Auch hier war noch keine Gelegenheit, sich umzuschauen. Denn der Blick der Freunde richtete sich wie gebannt auf das Gepäckband und prüfte blitzschnell, ob gerade einer ihrer Koffer oder Rucksäcke ausgespuckt wurde. Linh lief zielsicher zu ihrer riesigen Sporttasche, die sie mit ihrem alten orangenen Judogürtel gesichert hatte. Michael wartete am ungeduldigsten auf seinen Rucksack. Nach elf Stunden Flug waren seine Beine taub, seine Augenlider schwer und er fühlte sich matt wie nach einem Wettkampf. Schweiß klebte an seinem Körper, als hätte man seine Kleidung einmal durch Sirup gezogen. »Moment mal! Das ist meiner!«, rief Michael mindestens dreimal, weil er glaubte, in den vorbeiziehenden Rucksäcken seinen erkannt zu haben. Bis er jedes Mal enttäuscht feststellte, dass es doch ein anderer war.
Doch ausgerechnet sein Rucksack ließ auf sich warten. Alle übrigen Passagiere hatten die Ankunftshalle längst Richtung Innenstadt verlassen. Nur Michaels Freunde, Rasul und Jabalis Eltern standen noch da und warteten ebenfalls unruhig auf Michaels Gepäck.
»Ich glaube, der kommt nicht mehr«, mutmaßte Lennart und machte Michael noch nervöser.
Michael stellte sich vor, wie er die nächsten 14 Tage in Südafrika überstehen sollte, wenn sein Rucksack verschwunden wäre. Die vergangenen zehn Tage waren auch so schon turbulent genug gewesen. Erst hatten sie ihre Eltern überzeugen müssen, gewissermaßen »allein« nach Südafrika reisen zu dürfen. Wenngleich natürlich Jabalis Eltern dabei waren und sie hier in Johannesburg sofort in dem Fußball-Jugendlager von Erwachsenen betreut wurden. Nachdem alle mühsam, aber erfolgreich, ihre Genehmigungen eingeholt hatten, ging der Behördenkampf los, um die Kinderausweise und Visa zu besorgen. Nur mithilfe von Jabalis Vater hatte die knappe Zeit dafür ausgereicht. Zum Glück waren keine Impfungen vorgeschrieben. Und die Jahreszeit, in denen in bestimmten Gebieten eine erhöhte Malaria-Gefahr herrschte, ging auch dem Ende zu. Mit zwanzig Grad herrschte draußen eine angenehm milde Temperatur, von der die Kinder aber noch nichts spürten.
Und dann, als schon niemand mehr daran glaubte – am allerwenigsten er selbst –, erschien endlich doch noch Michaels Rucksack auf dem Gepäckband.
Michael machte direkt einen Freudensprung. Obwohl sein Rucksack so schmutzig und zerzaust aussah, als hätte er schon ohne seinen Besitzer eine kleine Safari-Tour hinter sich gebracht. Vermutlich war er zwischendurch einfach nur vom Gepäckwagen gefallen.
Hinter der Zollgrenze erwartete die Kinder ein pompöser Empfang, der sie sofort für die lange Wartezeit entschädigte. Jabalis Onkel und dessen gesamte Familie standen in der Eingangshalle, feierlich in bunte Stoffe gekleidet, und hielten zur Begrüßung ein großes Transparent in die Höhe, auf dem erstaunlicherweise die »Funf Ase herrlich will komen« geheißen wurden. Alle hielten eine seltsam geformte Plastiktröte in der Hand und tuteten damit los.
»Siehst du? Vuvuzelas!«, sagte Jabali mit ehrfürchtigem Ton und zeigte auf die Tröten.
»Uwe Seeler?«, fragte Michael überrascht. Was um alles in der Welt hatte der Fußball-Opa aus Hamburg hier auf dem Flughafen zu suchen?
»Mein Onkel hat sogar noch ein echtes Horn von einer Kudu-Antilope!«, antwortete Jabali aufgeregt und ließ den Blick nicht von seinen Verwandten.
Michael verstand immer noch nicht.
Nicht nur wegen der Schreibfehler erkannte Jabali sofort, dass das Transparent von seinen Cousins und Cousinen geschrieben worden war. Rund um den Schriftzug rankten sich bunte Kinderbilder mit Fußbällen, symbolisierten Sportarten, aber auch wilden Tieren, wunderschönen Palmen und einer fetten, gelben Sonne. Michael und Ilka waren die Schreibfehler völlig schnuppe. Sie freuten sich, hier in Südafrika endlich wieder in ihrer Muttersprache Englisch reden zu können.
Einer seiner Cousins war genauso alt wie Jabali. Ihre Geburtstage lagen nur eine Woche auseinander. Kaum erspähte er Jabali, übergab er die Stange des Transparents einem seiner älteren Brüder, rannte auf Jabali zu, sprang ihm förmlich um den Hals und führte sofort einen wilden Freudentanz auf.
Michael, Lennart, Linh und Ilka schauten fasziniert und amüsiert zu, wie Jabali und sein Cousin über den glatt polierten Boden der Ankunftshalle fegten wie bei einem Salsa-Wettbewerb. Als das Tanzpaar an den verbliebenen vier Assen vorbeihuschte, stoppte Jabali abrupt und machte seinen Cousin und seine besten Freunde miteinander bekannt: »Das ist Ajani.«
Ajani gab jedem freundlich die Hand und strahlte sie dabei an, als wären sie ebenfalls schon seit Jahren befreundet.
Ilka gefiel die herzliche Art von Jabalis Cousin, besonders seine großen, wachen, intelligenten dunkelbraunen Augen. Das breite Lachen, das seine Zähne strahlen ließ. Und sogar die deutlich zu groß geratenen Ohren gefielen Ilka, denn Ajani hatte keine verschämten Versuche unternommen, sie zu verstecken. Im Gegenteil. Er hatte seine Haare fast zu einer Glatze kurz geschoren, sodass die Größe seiner Ohren noch gewaltiger wirkte.
Verwundert war sie, dass Ajani sie in gutem Deutsch empfing und nicht, wie sie gedacht und sogar gehofft hatte, in der Landessprache Englisch.
Ilka grinste ihn an, grüßte in fließendem australischen Englisch zurück und fragte, woher Ajani Deutsch spreche.
»Genau wie du«, antwortete er auf Englisch. »Ich hab’s einfach gelernt.«
Jabali erklärte, dass Ajani in der Familie den Spitznamen »Doc« verpasst bekommen hatte, weil er nicht nur außerordentlich schlau, sondern auch außerordentlich lernbegierig war. Michael verzog gleich das Gesicht, sein Lerneifer hielt sich in Grenzen. Aber Linh und Ilka strahlten.
»So«, unterbrach Jabalis Onkel – Ajanis Vater – die Begrüßung. »Wir wollen hier nicht übernachten. Wir gehen erst mal ein großes Eis essen, dann fahren wir euch in die Unterkunft.«
Michael, Lennart, Ilka und Linh lachten laut auf. Die Liebe zum Speiseeis lag offenbar in Jabalis Familie.
»Aaaaachtung!«, rief Lennart aufgeregt von der hintersten der drei Sitzbänke, als Jabalis Onkel auf die Autobahn fuhr. Er drehte sich hektisch in alle Richtungen.
»Was ist denn?«, fragte Michael. Er verstand nicht, wen Lennart mit seinem Ausruf warnen wollte und wovor.
»Moment mal …«, murmelte Lennart jetzt leise und schaute sich verwirrt um. Irgendwas war falsch. Er wusste nur nicht, was.
»Was ist denn?«, wiederholte Michael ungeduldig und ohne seinen Blick von den vielen Autos, die auf vier Spuren in die Stadt hinein- und auf vier Spuren aus der Stadt herausfuhren, zu lösen.
»Ach, klar!« Jetzt fiel es Lennart endlich auf. In Südafrika herrschte Linksverkehr! Darum fühlte er sich anfangs irgendwie fehl am Platz, auf der falschen Seite, auf der falschen Spur, auf der falschen Straße.
Für Ilka und Linh war das nichts Besonderes. In ihren Heimatländern, Australien und Vietnam, fuhr man auch auf der linken Straßenseite.
»Wie in England! Nicht schlecht, oder?«, strahlte Michael, der das schon mal in London erlebt hatte.
Lennart war der Einzige, der sich noch eine ganze Weile unbehaglich fühlte.
Als die fünf das Jugendlager schließlich erreichten, war ihre Müdigkeit von der langen Reise wie weggeblasen. Viel zu viele neue und aufregende Eindrücke waren auf sie eingeprasselt. Die breiten Straßen mitten in der Stadt, die Menschenmassen, die sich überall ihren Weg zwischen den Autos bahnten, riesige Werbetafeln, schicke Läden und heruntergekommene Einkaufsbuden, pompöse Springbrunnen zwischen modernen Bauten aus glänzendem Granit, tonnenweise Müll an den Straßenrändern. Und dazwischen immer wieder Männer in Uniform. Mal in blau, mal in braun, mal in schwarz.
Der kleine Bus, den Ajanis Vater extra ausgeliehen hatte, um die Kinder vom Flughafen abzuholen, setzte sie auf dem Gelände eines nagelneu gebauten Sportzentrums für Jugendliche ab.
»Das ist bei den ganzen Arbeiten für die Fußball-WM mit herausgesprungen«, erklärte Ajanis Vater. »Es hat einige Diskussionen gegeben, weil es sehr teuer war. Aber schließlich haben sich die lokalen Sportvereine durchgesetzt und so konnte dieses Sportzentrum vor zwei Monaten eingeweiht werden.«
Er schaute vom Lenkrad kurz nach hinten zu den Kindern auf den Rückbänken. »Deshalb seid ihr auch hier. Im nächsten Jahr werden fünf Schüler aus diesem Sportzentrum im Gegenzug eure Schule in Deutschland besuchen.«
»Echt?«, freute sich Jabali. Das hatte er noch gar nicht gewusst. Und natürlich knüpfte sich an diese Neuigkeit sofort die Hoffnung, dass sein geliebter Cousin Ajani einer dieser fünf sein würde.
»Wieso Sportzentrum?«, wunderte sich Lennart. »Ich dachte, hier ist ein Fußballzentrum?«
Ajanis Vater schüttelte den Kopf. »Nur jetzt in Vorbereitung der WM und zur Durchführung des internationalen Turniers nutzen wir die Quartiere für die Jugendfußballmannschaften. Nach der WM wird dies eine allgemeine Sportschule. So ähnlich wie eure.«
»Wow!«, rief Michael begeistert. Fußball gehörte wahrlich nicht zu seinen besten Sportarten.
Ajanis Vater hielt den kleinen Bus an. »So, da sind wir. Dort ist euer Quartier!«
Ilka aber zeigte zur anderen Seite aus dem Fenster. »Schaut mal!«, rief sie aufgeregt.
Ein riesiges Becken lud mit herrlich blauem Wasser zum Schwimmen ein.
Auch Michael bekam sofort große Augen. »Mit Zehner!«
»Ihr werdet hier noch mehr finden«, versprach Ajanis Vater. »Aber erst mal bringen wir euer Gepäck in eure Zimmer. Und dann zeige ich euch die Fußballplätze.«
»Fußballplätze?«, fragte Ilka. »Och, wieso nicht das Schwimmbad?«
»Weil wir hier zu einem internationalen Fußballturnier eingeladen sind«, erinnerte Lennart. Er freute sich schon sehr darauf. Wenn die Fußballplätze nur halb so viel hergaben wie das schicke Schwimmbad, dann mussten sie grandios sein. Er bedauerte sehr, dass sie nur als Besucher und nicht mit einer eigenen Fußballmannschaft angereist waren. Andererseits hätte er dann auf seine besten Freunde verzichten müssen. Denn keiner von ihnen – außer ihm selbst – spielte gut genug Fußball, um bei einem Turnier bestehen zu können.
Die Fünf Asse und Jabalis Cousins sprangen aus dem Bus, luden das Gepäck aus und schleppten es durch die gläserne Eingangstür, die sich von selbst öffnete.
Drei Jungs mit Bällen in den Händen und im Fußballdress kamen ihnen entgegen.
»Hi!«, rief Lennart ihnen zu.
Die drei Jungs grüßten stumm zurück, indem sie nur kurz die Hände anhoben.
»Wohnt ihr auch hier?«, fragte Lennart.
»Nee!«, kicherte Michael. »Die leben auf dem Mond und sind hier nur zu Besuch! So eine blöde Frage!«
Lennart überhörte Michaels spitze Bemerkung und wartete lieber auf eine Antwort der drei, die ihn aber nur stumm ansahen.
»Die verstehen dich nicht«, begriff Michael. Und übernahm die Begrüßung auf Englisch. Endlich konnte er mal groß gegen Lennart auftrumpfen. In allen Schulfächern hinkte er Lennart weit hinterher, außer in seiner Muttersprache: Englisch. Endlich wusste er mal etwas besser und Lennart, der Fremdsprachen am liebsten aus dem Unterricht verbannt hätte, war voll und ganz auf Michael angewiesen.
Doch die drei verstanden Michael trotzdem nicht.
Ilka sprach auch nur Englisch, ebenso wie Jabali und Ajani. Und Linh brauchte es mit ihrem Vietnamesisch gar nicht erst probieren. Woher auch immer die drei kamen, mit Sicherheit nicht aus Asien.
»Olá! Como está?«, grüßte einer zurück.
»Oh, Spanier!«, glaubte Ilka.
Die drei Jungs zogen weiter, ohne noch etwas zu sagen.
»Das war Italienisch«, behauptete Lennart.
Ajanis Vater kam mit den letzten beiden Gepäckstücken hinterher und rief den Kindern zu: »Ah, habt ihr schon Freundschaft mit unseren Brasilianern geschlossen?«
Alle fünf und Ajani lachten laut los. Und bezogen endlich ihr Quartier.
Außer den Brasilianern nahmen noch Mannschaften aus Italien, Spanien, China, USA und Ghana an dem Turnier teil. Und natürlich das Gastland Südafrika. Auch eine deutsche Mannschaft war dabei.
»Ich wusste gar nicht, dass es in unserer Altersklasse schon Nationalmannschaften gibt«, wunderte sich Linh, als Ajani ihnen die Länder aufzählte.
Ajani gehörte zur südafrikanischen Mannschaft, die hier im Sportzentrum nur trainierte und spielte, nicht aber wohnte. Alle Spieler der Mannschaft kamen aus Johannesburg. So konnten sie alle auch ebenso gut zu Hause übernachten. Wenngleich Ajani das sehr bedauerte. Er wäre über Nacht gern in dem internationalen Camp geblieben.
Ajani führte Jabali und dessen Freunde zu den Fußballplätzen und erzählte weiter, wie sich die Mannschaften zusammensetzten: »Es sind Schulmannschaften aus der ganzen Welt. Wie mein Vater schon gesagt hat, es geht hier nicht nur um Fußball, sondern um den Beginn eines sportlichen Schüleraustausches für die nächsten Jahre.«
»Super Idee!«, fand Ilka. »Wer hatte die?«
Ajani blieb stehen und konnte seinen Stolz nicht verhehlen. »Mein Vater!«
Mit einem Blick auf Jabali ergänzte er: »Als mein Vater hörte, auf was für eine Schule Jabali bei euch in Deutschland geht, fand er, so etwas müsste man hier auch machen.«
»Da hat er recht!«, stimmte Michael eifrig zu, der trotz vieler und großer Schwierigkeiten in den unterschiedlichsten Fächern seine Schule wahnsinnig mochte.
Lennart klopfte Jabali anerkennend auf die Schulter. »Mensch, Jabali. Dann bist du gewissermaßen der Erfinder dieser Einrichtung.«
Jabali winkte ab. So fühlte er sich ganz und gar nicht.
»Kommt!« Ajani setzte seinen Weg fort. »Die Deutschen trainieren gerade. Morgen beginnt das Turnier.«
Die fünf folgten Jabalis Cousin, bogen um die Ecke der Sporthalle, hinter der sich die Fußballfelder befanden, und … Michael blieb stehen, als wäre er gerade gegen eine Wand gelaufen. Die anderen hatten noch gar nicht erkannt, was ihm da soeben in die Augen gesprungen war.
»Da-das … ka-kann … doch nicht sein!«, stotterte Michael vor Staunen, vor allem aber vor Entsetzen.
»Was?«, fragte Linh ungerührt.
Michael zeigte auf den Platz, als ob da nicht ein Dutzend Jungs, sondern eine Horde gefährlicher Rhinozerosse mit dem Ball herumbolzte.
Linh schaute genauer hin und hatte plötzlich das Gefühl, als hätte sie einige der Jungs schon mal gesehen.
Lennart musterte die spielenden Jungs mit kritischem Blick. Ihm dämmerte, was Michael so erschreckt hatte.
Ilka erkannte nun auch einen der Jungs und sprach aus, was Michael im Halse stecken geblieben war: »Die Grünheimer!«
»Was?«, fragte Ajani, der nichts verstand.
Jabali erklärte es ihm: »Die Jungs dort sind aus Grünheim. Ein Nachbarort von uns!«
»Oh, ihr kennt euch?«, staunte Ajani. »Wonderful! Prima! Prima!«
Michael starrte Ajani fassungslos an. »Wonderful? Prima? Was soll denn daran wonderful sein?«, bölkte er los.
Jabali trat schnell einen Schritt zwischen ihn und den erschrockenen Ajani.
Lennart stürzte sich auf Michael und hielt ihn zurück.
Ilka bemühte sich, Ajani zu erklären, wer die Grünheimer waren: nicht nur Kinder aus der Nachbarstadt, sondern von einer Sportschule wie ihrer. Und seit Jahren in allen Wettkämpfen ihre größten Rivalen. Ein Lokalderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 war nichts dagegen.
»Wie kommen die hierher?«, schrie Michael entsetzt. Wie sollte man zwei Wochen unbeschwert Ferien machen, wenn man die Grünheimer an seiner Seite hatte?
Ajani war untröstlich. Er hatte gehofft, die Fünf Asse würden sich freuen, andere Schüler aus ihrer Heimat hier zu treffen.
»Nicht gut, die Grünschleimer?«, fragte er, ohne seinen Versprecher zu bemerken.
Michaels Gesicht hellte sich auf. »Grünschleimer? Doch, das war gut!«
Aber seine Laune verbesserte sich nur für wenige Sekunden. Zu groß war der Schock, den Grünheimern hier, knappe 9 000 Kilometer von zu Hause entfernt, zu begegnen. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, erspähte Michael unter den Grünheimern auch noch Tom, seinen Erzrivalen im Mehrkampf. »Was macht der denn hier?«, schnaufte Michael verärgert. »Der kann doch überhaupt nicht Fußball spielen!«
»Du doch auch nicht«, kicherte Lennart.
Doch Michael war überhaupt nicht nach Scherzen zumute. Auch seine Freunde waren nicht besonders gut auf die Grünheimer zu sprechen, aber so eine extreme Abneigung wie Michael verspürte niemand. Lennart, Jabali, Linh und Ilka gelang es, wesentlich gelassener mit der Anwesenheit der Grünheimer umzugehen.
»Wir könnten wenigstens Hallo sagen«, schlug Linh vor.
»Niemals!«, entgegnete Michael sofort.
Linh verzog das Gesicht. Michaels rabiate und pauschale Ablehnung der Grünheimer ging ihr erheblich gegen den Strich.
»Wir sind hier auf einer Sportveranstaltung«, zischte sie böse. »Und wir sind Gäste. Da können wir uns ja wohl auch anständig benehmen, wie es sich für Gäste gehört!«
Michael wollte gerade widersprechen. Doch eben noch rechtzeitig sah er die vorwurfsvollen Blicke seiner Freunde. »Na gut, wenn es sein muss.«
Auch die Grünheimer waren alles andere als erfreut, die Fünf Asse hier zu treffen. Anders als diese hatte man sie allerdings vorher informiert. Und so zeigten sich die Grünheimer zwar nicht wirklich herzlich, aber doch einigermaßen höflich.
Trotzdem spürte Ajani, dass es zwischen den Kontrahenten erheblich brodelte, wie ein Topf mit kochendem Wasser, der jeden Moment übersprudelte.
Nachdem ein paar äußerst unterkühlte Begrüßungsfloskeln ausgetauscht waren, zog Ajani die Fünf Asse schnell weiter.
»Dort hinten trainieren die Brasilianer. Wollen wir hin?«
»Ja!«, riefen alle Fünf Asse wie aus einem Mund. Keiner hegte das Bedürfnis, länger als nötig bei den Grünheimern zu verweilen.
Nur einen Platz weiter sahen die Fünf Asse die drei Jungs wieder, denen sie am Eingang der Unterkunft begegnet waren.
Während die Grünheimer gerade damit begonnen hatten, ein hartes Konditionstraining zu absolvieren, spielten die Brasilianer mit dem Ball.
Die eine Hälfte der Mannschaft stand etwas abseits, damit jeder Spieler genügend Platz hatte, allein mit dem Ball zu jonglieren. Offenbar war ihnen die Aufgabe gestellt worden, den Ball so lange wie möglich in der Luft zu halten. Lennarts Augen begannen zu strahlen. Jonglieren! Lennarts liebstes Hobby und große Stärke. Ohne lange zu fragen, rannte er zu den Brasilianern auf den Platz, schnappte sich einen der herumliegenden Bälle, zog ihn mit der Sohle zurück und lupfte ihn dann mit der Fußspitze hinauf auf seinen Oberschenkel, von dort weiter hoch, sodass er ihn mit dem Kopf jonglierte. Vier-, fünfmal stieß er ihn mit der Stirn nach oben, dann plötzlich ließ er seinen Kopf nach vorn fallen und der Ball kam in seinem Nacken zur Ruhe.
Einige der brasilianischen Jungs unterbrachen ihre Übung. Manche, weil sie sich wunderten, was das fremde Bleichgesicht plötzlich zwischen ihnen zu suchen hatte. Andere warfen Lennart anerkennende Blicke zu. Und sofort, ohne auch nur ein einziges Wort zu wechseln, begannen sie mit einem Austausch ihrer besten Tricks. In nur wenigen Sekunden hatte sich in stillem Einverständnis ein Kreis gebildet, in dem die Jungs sich der Reihe nach ihre Kunststücke vorführten.
Obwohl die brasilianischen Jungs ein unglaubliches Ballgefühl an den Tag legten, konnte Lennart spielend mithalten. Anerkennend applaudierten die Jungs sich gegenseitig, wenn einem von ihnen ein besonders schwieriger Trick gelungen war.
»So!« Ilka klatschte einmal laut in die Hände und stellte mit einem Lächeln im Gesicht fest: »Lennart hat neue Freunde gefunden und ist für den Rest der zwei Wochen beschäftigt. Und was machen wir?«
»Ich stelle euch meine Mannschaft vor«, schlug Ajani mit einem Blick auf seine Uhr vor. »Das Training fängt gleich an.«
»Oh ja!« Jabali freute sich riesig darauf, die Freunde seines Cousins kennenzulernen.
Auf dem ersten Platz trainierten die Grünheimer, auf Platz zwei die Jungs aus Brasilien. Auf dem dritten und damit letzten Platz der Sportanlage sollten jetzt die Gastgeber trainieren. Die ersten Jungs standen auch schon bereit, als Ajani und seine Gäste den Platz erreichten.
Jabali war vor lauter Spannung, endlich Ajanis Freunde kennenzulernen, schon ganz zappelig. Und auch Linh, Ilka und Michael freuten sich auf neue Bekanntschaften. Nur Lennart war zurückgeblieben und spielte noch immer mit den Brasilianern, hatte aber versprochen, später nachzukommen.
Michael warf einen Blick auf den Platz und erkannte sofort: »Da stimmt etwas nicht!«
Um das zu erkennen, musste man allerdings auch nur mindestens bis elf zählen können. Die Mannschaft war nicht vollzählig. Diese Tatsache allein hätte Michael sicher nicht so sehr stutzen lassen. Es konnte immer mal vorkommen, dass der eine oder andere sich verspätete. Ajani selbst fehlte ja auch noch, weil er die Fünf Asse betreute und begleitete. Aber hier standen gerade mal sieben Spieler auf dem Platz. Das hätte so eben für eine Hallenfußballmannschaft inklusive Ersatzspieler gereicht, aber doch nicht für eine normale Fußballelf draußen auf dem Platz. Auch Ajani stutzte, als er das kleine Häufchen seiner Mitspieler sah. Und vor allem als er bemerkte, dass die sich nicht warm machten, sondern mitten auf dem Platz im Kreis saßen und ihrem Trainer lauschten, der in der Mitte stand und den Jungs irgendetwas mitteilte. Das war das zweite Auffällige: Ganz offensichtlich hielt der Trainer keine Ansprache, gab keine Anweisungen oder Tipps, machte keine Spielanalyse. Vielmehr wirkte der Trainer selbst etwas ratlos, wie er da in der Mitte stand, seinen Jungs in die Augen sah und jetzt – so schien es Michael – überhaupt nichts mehr sagte. Auch nicht gestikulierte. Der Trainer stand einfach nur da. Und schaute ratlos in die Runde.
Michael wiederholte: »Da stimmt etwas nicht!«
Ajani warf ihm einen sorgenvollen Blick zu. Und nickte. »Ich befürchte, da hast du recht.«
Ajani lief voraus zu seinen Mannschaftskameraden. Michael und seine Freunde sahen ihm hinterher.
»Was meint ihr, was da los ist?«, fragte Jabali bedrückt.
Ilka und Linh hatten keine Idee. Aber sie teilten Michaels Eindruck. Zumindest im Vergleich zu den anderen Mannschaften wirkten Ajanis Mitspieler irgendwie niedergeschlagen, so als hätten sie gerade eine schlimme Nachricht erhalten.
»Vielleicht wurden sie aus dem Turnier ausgeschlossen oder so«, mutmaßte Michael.
»Wieso das denn?«, entfuhr es Jabali heftiger als er gewollt hatte.
Michael zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht. Nur so ein Gedanke. Was soll denn sonst passiert sein?«
Je mehr sie sich Ajanis Mannschaft näherten, desto langsamer gingen sie. Sie trauten sich nicht, in die kleine Runde hineinzuplatzen. Aber sie spürten deutlich die bedrückte Stimmung. Mit einem netten Kennenlernen von Ajanis Freunden würde es wohl nichts werden, vermutete Jabali. Und es machte ihn ein wenig traurig. Noch mehr aber sorgte er sich um seinen Cousin.
Ajani schien Jabalis Gedanken gehört zu haben. Denn in dem Augenblick drehte er sich um, wandte sich den Fünf Assen zu und führte sie ein wenig von seinen Mannschaftskollegen fort.
Von der anderen Seite kam Lennart angelaufen.