Sandra König wurde 1986 in Kassel geboren, seitdem lebt sie in Vellmar, einer Kleinstadt im Landkreis von Kassel. Schon zu ihrer Kinder- und Jugendzeit hat sie gerne Geschichten erfunden und aufgeschrieben. Den Traum, irgendwann ein eigenes Buch in der Hand zu halten, hatte sie bereits zu dieser Zeit. Im Herbst 2013 packte sie diesen beim Schopf und begann, Zeile für Zeile ihr Debüt zu schreiben. Melancholische Musik, ein Platz in der Sonne oder am Wasser, das sind für Sandra König die schönsten Orte und Gegebenheiten, um neue Ideen für ihre Geschichten zu sammeln. Immer mit dabei – ein Notizbuch, um alle Ideen, Gedanken oder Gefühle direkt festzuhalten. Am liebsten schreibt sie Geschichten für Kinder und Jugendliche.
Impressum
Copyright: © Sandra König, Mai 2019
2. Auflage: © Sandra König, März 2021
3. Auflage: © Sandra König, August 2021
Covergestaltung & Illustration: Books on Demand GmbH, Norderstedt
Bildnachweis – www.fotolia.de
Stars and tree with a raven on it – © astrosystem Celtic raven Spell with a sinister raven head materialising – © Heartland Arts
Lektorat: Jil Aimée Bayer (www.jil-aimee.com)
Korrektorat: Sabine Wagner (www.kolibrilektorat.de)
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783749424962
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Autorin. Sämtliche Handlungen, Charaktere und Dialoge in diesem Buch sind rein fiktiv. Jegliche Übereinstimmung mit realen Personen, öffentlichen Einrichtungen oder Geschäften ist zufällig und nicht beabsichtigt. Bereits von der Autorin erschienen:
• Die Raben-Bande: Abgezockt! (Band 1)
• Die Raben-Bande: Giftköder! (Band 2)
• Die Raben-Bande: Der geheimnisvolle Turmfalke (Band 3)
Die Raben-Bande sind fünf junge Spürnasen im Alter von zehn bis zwölf Jahren, die auf eigene Faust in der Stadt Vellmar ermitteln. Dabei halten sie stets fest zusammen und stellen sich gemeinsam vielen Herausforderungen. Sie sind intelligent. Zusammen sind sie stark. Sie sind liebevoll und helfen, wenn sie helfen können. Sie halten zusammen, komme was da wolle – sie sind: die Raben-Bande!
Rebecca von Langenguth – die Geheimwaffe:
Rebecca ist ein modebewusstes Mädchen, was gerne auf ihr Äußeres achtet. Ihre langen, dunkelblonden Haare, die ihr bereits bis auf den Rücken gehen, trägt sie gern offen, bindet sie zu einem Pferdeschwanz zusammen oder flechtet sich einen französischen Zopf. Ihre braunen Augen wirken treu und ehrlich, aber sie kann auch eine fiese Miene aufsetzen, vor allem dann, wenn sie sich mal wieder mit Ben streitet. Wenn sie aufgeregt ist, tippelt sie gerne von dem einen Bein auf das andere.
Alex Brinkmann – der Technikheld:
Alex ist der Technikfreak der Bande, und wann immer er im Hauptquartier ist, hat er seinen Laptop dabei und ist für die Recherche zuständig. Alex ist der beste Freund von Ben und gemeinsam haben sie das Hauptquartier eingerichtet. Seine braunen, wuscheligen Haare versteckt er gerne unter seiner geliebten Beanie-Mütze. Diese ist sein Markenzeichen. Seine Gesichtszüge sind im Gegensatz zu seiner Nase, die spitz zuläuft, sehr weich. Seine braunen Augen strahlen stets Ruhe und Gelassenheit aus. Wenn Alex aufgeregt ist oder intensiv nachdenkt, knubbelt er sich gerne am Ohr herum.
Ben Kramer – der Bandenchef:
Ben Kramer ist der Chef der Truppe, dennoch treffen die jungen Spürnasen die Entscheidungen gemeinsam. Er ist ein liebenswerter Junge, der aber auch schnell aufbrausend werden kann. Seine blauen Augen wirken gütig und freundlich. Auf seiner Nase hat er leichte Sommersprossen, die ihn aber nicht weiter stören, schließlich findet Emilia diese so süß an ihm. Die beiden sind erst seit Kurzem ein Paar und sehr schüchtern im Umgang miteinander. Seinen Pony hat er stets nach oben gegelt. Wenn Ben aufgeregt ist oder nachdenkt, knetet er seine Finger.
Emilia Sokolow – der ruhende Pol:
Emilia wurde im ersten Fall der Detektive von den älteren Mitschülern Mirko und Sascha mächtig in die Mangel genommen und abgezockt. Emilia ist ein sportbegeistertes Mädchen mit langen, blonden Haaren, welche sie meistens zum Zopf zusammengebunden trägt. An ihrem linken Unterarm hat sie eine Brandwunde, die sie sich vor einigen Jahren zugezogen hat. Ihre blauen Augen, die Ben sehr liebt, strahlen stets Freude und Güte aus. Wenn Emilia nervös ist oder angestrengt nachdenkt, zwirbelt sie ihre Haare mit dem Zeigefinger.
Nele von Langenguth – der kleine Wirbelwind:
Nele ist mit ihren zehn Jahren die Jüngste der Raben-Bande und die kleine Schwester von Rebecca. Da sie die Kleinste ist, kann sie sich überall hineinschmuggeln, verstecken und noch in die winzigsten Löcher krabbeln. Ihre langen, braunen Haare trägt sie meistens zum Zopf gebunden oder lässt sich von Rebecca die Haare flechten. Nele ist sehr wissbegierig und unendlich neugierig. Zudem ist sie eine kleine Kämpferin und stellt sich vor schwächere Mitschüler, um ihnen zu helfen. Sie hinterfragt alles und tritt immer und überall für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit ein. Nele braucht zum Nachdenken immer einen Keks.
Die alte, bequeme Couch von Bens Eltern passt wunderbar in die mystisch dunkle Atmosphäre des Raumes. Dann gibt es noch den dazu passenden Couchtisch, den Ben und Alex mithilfe von Bens Vater vom Sperrmüll geholt haben, sowie einen Küchentisch, der passend lackiert in der Ecke steht. Er dient dazu, Pläne zu schmieden, und wann immer Alex da ist, steht stets sein Laptop darauf. Ben und Alex haben das Hauptquartier gemeinsam eingerichtet, auch wenn Ben das letzte Wort hatte, wie es wirklich aussehen sollte. Die Wände sind teilweise in Schwarz gestrichen und mit von Ben selbst angefertigten Fotografien, die Raben in diversen Lebenslagen zeigen, geschmückt. Auch ein selbst gebastelter Drache von Ben und Alex hat dort seinen Platz gefunden. Diesen haben sie vor einigen Jahren gemeinsam gebaut und im Herbst auf dem Feld steigen lassen. Nun hängt er als Andenken im Hauptquartier. In einer anderen Ecke baumelt ein Boxsack, auf den die Jungs gerne mal einschlagen, um Frust abzubauen oder nachzudenken. Über der Tür und auf dem kleinen Schrank neben der Couch sitzen zwei ausgestopfte Raben. Nele findet, dass sie sehr majestätisch aussehen.
Abgezockt! ist der erste Band der jungen Spürnasen aus Vellmar, wo sie zusammenfinden, um ihrer neuen Mitschülerin Emilia zu helfen. Gemeinsam versuchen sie, den beiden älteren Schülern Mirko und Sascha eine Falle zu stellen, damit sie Emilia endlich in Ruhe lassen. Am Ende kommt der kecken Nele die Idee, dass Vellmar dringend eigene Detektive braucht. Nach kurzer Überlegung bastelt sie die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen zusammen und es entsteht – Die Raben-Bande. Rebecca, Alex, Ben, Emilia und Nele.
Aber nun wartet bereits das zweite Abenteuer auf die Detektive. Seid ihr bereit, der Raben-Bande beim Lösen des zweiten Falls zu helfen? Dann macht euch bereit für – Giftköder!
Die Sonne schien aus voller Kraft an diesem Samstagnachmittag, als die Raben-Bande zufrieden ihr Eis in der Eisdiele am Rathausplatz in Vellmar schleckte. Der Himmel war blau und nur wenige Schleierwolken boten hin und wieder ein kleines bisschen Schatten. Um die Kinder herum herrschte lautes Gemurmel – andere Kinder lachten, Eltern diskutierten und viele Fahrradfahrer suchten die Eisdiele mit Straßenverkauf auf, um sich ein kühles Eis auf die Hand zu holen. Die Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin und die Bienen summten von Blume zu Blume. Alles schien perfekt. Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, begann Rebecca, wild um sich zu schlagen.
»Jetzt hau endlich ab, du blödes Mistvieh!«
Rebecca von Langengut war zwölf Jahre alt und trug ihre langen, dunkelblonden Haare heute zu einem französischen Zopf geflochten.
»Du darfst nicht danach schlagen.« Nele kicherte, als sie sah, wie ihre große Schwester nach der Wespe schlug. Die Insekten waren diesen Sommer aber auch wirklich lästig. Mürrisch blickte Rebecca ihre kleine Schwester an und lachte laut, als auch diese wenig später wild um sich schlug.
Nele von Langengut war mit ihren zehn Jahren die Jüngste in der Raben-Bande, was sie aber nicht weiter störte. Heute früh hatte sie sich ihre langen, braunen Haare von Rebecca zu einem geflochtenen Dutt eindrehen lassen. Auf dem Kopf trug sie ein Bandana ihrer Lieblingsband Santiano, die Neles Meinung nach trotz ihres Alters herrlichen Shanty-Rock spielten.
»Nicht danach schlagen. Hast du eben selbst gesagt«, tadelte Rebecca und lehnte sich schmunzelnd zurück. Nun mussten auch die anderen lachen und Ben packte eine Sprühflasche mit Wasser aus. Als guter Detektiv und Bandenchef war er immer bestens ausgerüstet. Schnell besprühte er die Wespe und diese flog sofort erschrocken davon. Hoffentlich kam sie nicht umso zorniger wieder.
»Wow, das ist ja cool. Wo hast du das denn her?« Alex blickte seinen Freund fragend an. Sonst war er immer derjenige, der sich und anderen zu helfen wusste.
»Tja, ich bin halt der Master der Natur.« Triumphierend und mit einem frechen Grinsen beobachtete Ben seine Freunde, die ihn wiederum mit verzogenen Mienen musterten.
»Wer es glaubt, wird selig«, erwiderte Emilia und zwinkerte ihrem Freund zu. Emilia und Ben waren erst seit Kurzem zusammen und noch sehr schüchtern im Umgang miteinander.
»Jetzt sag schon!« Alex beäugte seinen besten Freund, der ihn weiterhin bloß angrinste. Ben genoss sichtlich die Anerkennung und Neugier seiner Truppe.
»Also gut, ich hab in einer Doku im Fernsehen gesehen, dass das helfen soll! Und da der Sommer so heiß und die Biester so lästig sind, hab ich es immer parat. Wir wollen ihnen ja nicht schaden, sondern sie nur vertreiben.« Ben blickte wie ein begossener Pudel nach unten, weil die Idee aus einer Doku kam, die er sonst eigentlich nicht schaute. Es wirkte für ihn uncool, aber seine Mutter hatte vor einigen Wochen nicht zum Fußball umschalten wollen, daher hatte er den Beitrag über die Wespen gesehen. Jetzt im Nachhinein war das gar nicht so schlimm, sondern recht nützlich gewesen.
Plötzlich kitzelte Nele etwas am Bein und sie quietschte erschrocken los. Panisch und wie aus Reflex schlug sie sich auf den Schenkel – aus Angst, dass sich eine weitere Wespe heimlich auf ihr niedergelassen hatte. Blitzschnell wanderten ihre Augen nach unten, doch statt eines Insektes fand sie dort einen Flyer vor. Neugierig hob sie ihn auf und starrte mit großen Augen auf das Geschriebene. Auch die anderen Detektive wurden mit einem Mal mucksmäuschenstill und beugten sich in ihre Richtung.
Was hatte sie da nur gefunden? Diese Frage beschäftigte die ganze Bande.
»Hey, was hast du da?« Rebecca konnte ihre Neugier nicht länger zähmen und riss ihrer Schwester den Flyer aus der Hand. Was sie dann zu lesen bekam, konnte sie nicht glauben. Ihr Gesicht wurde ganz weiß.
»Jetzt lies doch endlich vor!«, rief Ben. Alex riss Rebecca den Zettel aus der Hand und las an ihrer Stelle: »Achtung, vergiftete Hundeköder im Ahnepark gefunden – Die Polizei der Stadt Vellmar weist darauf hin, dass derzeit mit Gift versetzte Hundeköder im Ahnepark ausliegen. Bisher konnten die Täter noch nicht geschnappt werden. Bitte achten Sie auf Ihre Hunde. Sollten Sie etwas Auffälliges beobachten, wenden Sie sich umgehend an die Polizei!«
»O Mann, wer tut denn so was Schreckliches? Die Polizei bittet um Mithilfe, dass die Bürger die Augen offen halten sollen«, erwiderte Emilia erschrocken und schlug sich die Hände vor den Mund.
»Ich würde sagen, das ist ein klarer Fall für die Raben-Bande! Genug ausgeruht, weiter geht es!«, jubelte Ben.
Die Kinder aßen noch gemütlich ihr Eis auf, obwohl das gar nicht so einfach war, da die Wespen immer wieder um die Köpfe der Detektive flogen. Außerdem kreisten ihre Gedanken bereits um die armen Hunde, die vergiftet worden waren.
Nervosität breitete sich unter den Detektiven aus. Sie wollten diesen Fall unbedingt lösen und den oder der die Täter finden. Irgendwo in der Nähe mussten sie ihr Nest haben.
Nele hatte als Kleinste das größte Eis vor sich, war aber als Erste fertig. Schnell wischte sie sich den Mund ab und rutschte mit ihrem Stuhl ein Stück zurück. So summten die lästigen kleinen Viecher an ihr vorbei. Alex versuchte krampfhaft, sich nicht zu bewegen, wenn eine Wespe angeflogen kam, aber es fiel ihm sichtlich schwer. Schmunzelnd betrachtete Nele das Schauspiel der Großen, die sich so kleinen Lebewesen ausgeliefert sahen.
»Ich esse nie wieder im Sommer draußen! Das ist ja wirklich lästig.« Alex legte mürrisch seinen Löffel in den Eisbecher und schob diesen zur Seite. Schmollend verschränkte er die Arme vor der Brust und grummelte vor sich hin. Seinen Blick hatte er nach unten gesenkt, sodass man seine braunen Augen nicht mehr sehen konnte. Eigentlich strahlten sie stets Ruhe und Gelassenheit aus, aber in diesem Moment war der zwölfjährige Detektiv weder ruhig noch gelassen. Er war sauer, weil er sein Eis nicht in Ruhe genießen konnte. In diesem Jahr war es wirklich schlimm mit den Wespen. Musste an der Hitze liegen.
»Jetzt sei nicht so motzig. Wir essen die Tage einfach im Hauptquartier noch ein Eis«, schlug Ben seinem besten Freund Alex vor. Dabei zog er mit seiner Hand die khakifarbene Beanie-Mütze etwas ins Gesicht seines Freundes, um ihn zu ärgern. Sie war das Markenzeichen von Alex und verdeckte dabei nicht nur seine strubbeligen, braunen Haare, sondern sorgte auch dafür, dass er sich wohler fühlte. Sogar im Unterricht hatte er sie oft auf. Mehrfach hatte er deswegen bereits eine Verwarnung bekommen, weil er sie nicht abnehmen wollte. Einmal musste er sogar die Aula nach der Pause von Müll befreien, aber die Lehrer hatten es mittlerweile aufgegeben, ihn zu bitten, seine Mütze abzunehmen. Alex hatte sich jedes Mal lautstark gewehrt und etwas von Persönlichkeitsrechten und dem Recht nach freier Entfaltung und individuellem Ausdruck gefaselt. Ben musste gerade daran denken, wie sein Kumpel zuletzt vor der neuen Sportlehrerin gestanden und vehement protestiert hatte. Ein Lächeln huschte bei der Erinnerung über sein Gesicht. Alex stand eben ein für das, was ihm wichtig war. Allerdings hatte die neue Sportlehrerin keine Freude an der Mütze gehabt und ihn somit direkt zu einem Gespräch mit dem Direktor geschickt. Zwar hatte der junge Direktor ein wenig Verständnis für Alex aufgebracht, aber ihm auch erklärt, dass es im Sportunterricht viel zu warm für eine Mütze sei und dass er sich an die Regeln seiner Lehrerin zu halten habe. Alex hatte schließlich Einsicht und nahm seitdem die Mütze im Sportunterricht ab. Ansonsten drohte ihm ein Gespräch gemeinsam mit den Eltern beim Direktor. Das wollte er auf jeden Fall vermeiden.
Alex hob seinen Blick, dabei kam seine Nase zum Vorschein, die im Gegensatz zu seinen weichen Gesichtszügen eher spitz zulief. Ben wusste seinen ernsten Blick nicht einzuordnen und traute sich nicht, etwas zu sagen, doch Alex lachte mit einem Mal laut los. Der strenge Ausdruck verschwand. Nach und nach stimmten alle Freunde mit ein, sodass die anderen Gäste sich bald zu ihnen umdrehten und ihnen mürrische Blicke zuwarfen. Und es stimmte, die Raben-Bande war nicht gerade leise.
»Würdet ihr euch bitte etwas leiser verhalten«, bat sie einer der Kellner, als er am Tisch der Kinder vorbeikam. »Es ist ja schön, wenn ihr euch amüsiert. Aber einige der Gäste fühlen sich bereits gestört. Etwas Rücksicht wäre nett.«
»Natürlich, Entschuldigung. Wir wollten eh grad gehen«, erwiderte Ben und nickte dem Kellner zu. Dieser betrachtete die Bande noch kurz nachsichtig und eilte dann zum nächsten Tisch.
Die Detektive legten ihr abgezähltes Geld auf den Tisch, standen auf und schlenderten zufrieden in den Ahnepark.
Gemütlich und mit wachen Augen liefen die Freunde über die Brücke, die über die B7, eine Schnellstraße, führte. Schon nach wenigen Metern konnten sie die Fontäne sehen, die am Teich neben dem Ahnepark-Restaurant in den Himmel spritzte. Es herrschte buntes Treiben im Grün und die Detektive schauten sich jeden genau an. Vor allem jene, die alleine durch den Ahnepark schlichen und sich verdächtig verhielten, weil sie ständig über ihre Schultern blickten oder sich bückten, um dann schnell wieder zu verschwinden. Die Raben-Bande ging am Basketballfeld vorbei und beobachtete ein paar Jungs beim Spielen.
Ob einer von denen die Hunde vergiftet hat, fragte sich Emilia stumm und beäugte die Großen voller Neugier und Argwohn.
Was für Angeber, dachte Ben und überlegte, ob Emilia lieber auf solche Muskeltypen stand als auf ihn, immerhin sah sie den älteren und vor allem sportlicheren Kerlen überraschend intensiv nach. Es wurmte ihn. Skeptisch beobachtete er seine Freundin. Ihrem Blick nach zu urteilen, schienen sie Emilia aber nicht zu beeindrucken, was Ben zumindest etwas zufriedenstellte, dennoch wirkte er leicht verunsichert. Sollte er ihre Hand nehmen, zeigen, dass er und sie zusammengehörten? Oder wäre das kindisch und unangebracht? Ben traute sich nicht. Frustriert zuckte er mit den Schultern und lief weiter.
Die fünf Detektive schlenderten durch den Ahnepark – vorbei an den Tischtennisplatten, wo jüngere Kinder sich fröhlich den Ball zuspielten, dann am Spielplatz entlang, der heute besonders gefüllt war. Einige Erwachsene saßen auf einer Decke im Grünen, das Picknick vor sich ausgebreitet, während die Kinder herumtobten. Die Trampoline waren besonders beliebt bei den Kleinen und auch Alex und Ben sprangen immer mal wieder gerne auf ihnen herum – es machte einfach einen Riesenspaß. Heute jedoch waren sie in besonderer Mission unterwegs und liefen somit weiter zur großen Wiese. Auch dort lagen einige Pärchen auf einer Decke und genossen die Sonne. Die Kinder schauten sich ratlos an. Nichts kam ihnen verdächtig oder seltsam vor. Keiner, der aussah, als würde er etwas verstecken wollen.
»Ich glaub nicht, dass wir heute etwas finden werden. Vielleicht sind wir auch zu früh«, murrte Nele. Enttäuscht blickte sie die Größeren an, als Alex plötzlich etwas ins Auge fiel.
»Schaut mal, der Typ dahinten an der Hütte – sieht der nicht verdächtig aus?«
Alex wandte seinen Blick unauffällig zur kleinen Hütte, die am Ufer eines der Teiche im Park lag. Unauffällig drehten sich auch die anderen um und beobachteten den Mann. Er trug eine schwarze Motorradkluft und hielt seinen Helm in der Hand. Mit der anderen Hand hielt er sein Handy ans Ohr. Immer wieder blickte er sich um und lief nervös hin und her.
»Den sollten wir uns näher anschauen«, flüsterte Rebecca, als würden sie bereits dicht bei ihm stehen. Die Freunde schlenderten tuschelnd in seine Richtung, dabei versuchten sie, so normal wie möglich zu wirken. Es fiel ihnen sichtlich schwer, denn Aufregung breitete sich immer mehr in ihnen aus. Sie konnten nicht verstehen, was er sagte. Sie mussten noch ein Stückchen näher heran, aber wie sollten sie das unauffällig schaffen? Plötzlich kam Emilia eine Idee.
»Seht, da ist ein Fischreiher. Wir könnten ihn doch genauer betrachten wollen, für ein Biologieprojekt oder so.«
Die Jungs waren sich nicht sicher, ob das wirklich klappen könnte, aber sie hatten keine bessere Idee. Somit zeigte Emilia übertrieben energisch auf den Fischreiher und sie schlichen auf leisen Sohlen zum Teich und spitzten ihre Ohren. Als sie fast da waren, musterte Alex unbemerkt den Helm des Motorradfahrers. Er war pechschwarz und hatte oben eine feuerrote Flamme drauf, die mit dem Namen Death Flame versehen war. In den Flammenspitzen konnte er Totenköpfe erkennen. Der Typ sah zum Gruseln aus. Er war sehr groß und muskulös gebaut, zumindest wirkte es durch die Lederkombi so. Seine schwarzen Haare waren wegen des Helms platt gedrückt.
»Seht mal, was der für eine Hakennase hat«, kicherte Nele.
»Pst, Nele. Sonst verrätst du uns noch«, tadelte Rebecca ihre kleine Schwester. Mit seinen braunen Augen blickte der Fremde finster in die Richtung der Kinder und nahm das Handy vom Ohr.
»Könnt ihr euch nicht woanders hinmachen? Man belauscht Erwachsene nicht bei privaten Gesprächen!«, ätzte er mit tiefer Stimme die Kinder an. Nele zuckte zusammen, so bedrohlich klang er. Selbstsicher stellte sich Ben mit etwas Abstand vor seine Freunde und baute sich vor dem Fremden auf.
»Der Park ist für alle da und wir wollen uns den Fischreiher anschauen. Man sieht ihn selten so nah. Also, wen stört das schon?«
Die Stimme des jungen Detektivs zitterte, sein Herz überschlug sich fast, aber er blieb standhaft, hielt den Blick streng auf den gruseligen Kerl gerichtet. Er durfte jetzt keinen Rückzieher machen, schließlich war er nicht alleine und nicht im Unrecht. Außerdem: Wie stünde er sonst vor Emilia da?
Obwohl der finstere Typ ihn locker hätte plattmachen können, blieb er eisern und entschlossen stehen. Ihre Blicke trafen sich, die Spannung war förmlich zu spüren und Ben schauderte, als plötzlich ein zweiter Typ auftauchte.
»Hey, Maik, da bist du ja!«, rief dieser und eilte an Ben vorbei.
Ihm fiel sofort auf, dass er die gleichen Zeichen auf der Lederjacke trug. Die Typen mussten also zu einer Gang gehören. Während die beiden sich begrüßten, ging Ben zu seinen Freunden zurück und sie beschlossen, die Hütte und den Teich zu verlassen. Sie liefen ein Stück den Hügel hoch, der sich gegenüber der Hütte erstreckte, und versteckten sich dort. Ganz flach legten sie sich auf den Bauch, sodass nur ihre Köpfe zu sehen waren, wenn man genau hinguckte. Zum Glück spielte sich das bunte Treiben im Park weiter vorne ab, sodass die Detektive zwar von einigen Erwachsenen skeptisch betrachtet wurden, aber keiner sie auf ihr Verhalten ansprach. Von hier aus konnten sie die finsteren Typen zwar nicht mehr hören, aber heimlich beobachten. Irgendwas war doch faul an denen. Da waren sich die Freunde einig.
»Glaubst du etwa, die haben was mit dem Gift zu tun?« Emilia beäugte Ben kurz von der Seite, während sie die Hütte dennoch nicht aus den Augen ließ.
»Ich weiß nicht, aber er verhält sich verdächtig. Und er war megaunfreundlich, dabei haben wir doch gar nichts getan.«
»Es ist schon komisch, dass sich solche finsteren Typen im idyllischen Park treffen, oder was meint ihr?« Alex blickte die anderen neugierig an, aber es blieb keine Zeit für eine Antwort, denn Nele sprang aufgeregt hoch.
»Hört auf, zu spekulieren, die beiden hauen bereits ab, wir sollten hinterher!«