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Umschlag: Frank Gaschler

Umschlagmotiv: Conny Schafrath

Lektorat: Sonia Gembus

Satz: Gundi Gaschler

Urheberrecht © 2020 von Gundi Gaschler,

www.gundigaschler.com

E-Mail: gundigaschler@me.com

Druck und Veröffentlichung:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783752693362

Dieses Buch ist auch als E-Book erhältlich

Für dich.

Mein Geschenk an dich.

Weil ich die Welt ein klein wenig schöner machen will.

Mögen meine Geschichten dein Herz berühren

und deine Seele nähren.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Frank Gaschler

Gundi sitzt wieder auf dieser kleinen Terrasse in Südfrankreich, bei einem Internationalen Training, wie jedes Jahr. Am Tisch Menschen aus aller Welt.

Alle sitzen da und sind verzaubert. Alle lauschen den magischen Erlebnissen, die erzählt werden und von außen sieht die Szene fast andächtig aus. Wie von einem Magneten werde ich angezogen, hinein in eine Blase, die mich beim Betreten umhüllt. Fast scheint es, als ob die Zeit darin stehen bleibt und alle Außengeräusche verschwinden, wenn aus den gesprochenen Worten lebendige Geschichten werden. Nicht wie ein Film. Mehr, als wäre ich mittendrin. Ich tauche mit ein in das erlebte Wunder. Einmal bin ich in Neuseeland und sehe zwei Meere zusammenfließen. Ein andermal kommt eine alte Ente hupend um die Ecke gefahren. Dann wieder bin ich tanzend auf einem Konzert. Ich bin dabei, als jemand mit einem Kind über Monster redet, sich verliebt und von einem geliebten Menschen Abschied nimmt.

Am Ende jeder Geschichte wird es ruhig. Langsam kommen wir zurück an den Tisch, mit feuchten Augen und einem Lächeln. Gundi überreicht der Erzählerin ein gehäkeltes Deckchen, auf das sie eine gehäkelte Blume anbringen darf.

Jetzt ist er da: Der magische Moment, in dem sich die Erzählerin dafür bedankt, dass sie ihren Schatz teilen durfte und dafür, dass er so liebevoll aufgenommen wurde. Das zärtlich gewahrte Geheimnis, der Schatz aus der Erinnerung, der nun endlich erstrahlen darf und Glanz in die Augen aller bringt. Jede dieser Geschichten ist so fragil, jeder Erzähler so verletzlich.

Dennoch schenken sie ihre Schätze Gundi. Sie heißt sie Willkommen und gibt ihnen ein Platz in ihrem Herzen. Sie empfängt sie mit Wertschätzung, Demut und Würdigung.

Danke, dass du uns mit deinem Buch an der Magie des Lebens teilhaben lässt.

Frank

Vorwort von Marie Wittke

Zum ersten Mal habe ich von Gundis Buchprojekt im Januar 2018 gehört. Wir sind bei einem Vortrag. Gundi häkelt neben mir. Am Ende des Vortrags steht sie auf und erzählt, dass sie magische Geschichten sammelt. Jeder, der mag, kann sich in der Kaffeepause zu ihr setzen und ihr ein magisches Erlebnis von sich erzählen.

„Vielleicht magst du mir auch eine magische Geschichte von dir erzählen?“, sagt sie im Gehen, das Häkelzeug unterm Arm.

Ich bleib sitzen und staune! Magische Geschichten… Dass es sowas gibt! Und wieso glaubt sie, dass ich etwas Magisches erlebt haben könnte? Ich scrolle ein wenig durch mein Leben, etwas Magisches ist da wirklich nicht zu finden.

Ich bin neugierig und folge ihr in die Cafeteria. Aus einiger Entfernung sehe ich, wie sie zuhört. Mit den Ohren, dem Herzen und mit diesen Augen, die dir alles geben, damit du deinen eigenen Zauber spüren kannst. Zum ersten Mal bekomme ich eine Ahnung davon, was sie mit magisch meint.

Inzwischen habe ich alle Geschichten gelesen und jede ist auf ihre Weise magisch. Oft habe ich geweint. Wie viel Wunderbares entstehen kann, wenn man sich erlaubt, alles zu spüren was da ist. Wenn man den Mut hat zu vertrauen! Und wie viel Magie man in sein Leben einlädt, wenn man sich von Liebe leiten lässt!

Die Geschichten berühren mich ganz tief in meinem Herzen. Und auch der Moment, wo sie zu Ende sind, ist kostbar. Der Moment, der ganz erfüllt ist von dem, was an Gefühlen nachschwingt.

Magisch an den Geschichten ist auch, dass ich sie jetzt selbst spüren kann: Die Magie in meinem Leben und den Zauber in mir! Meine Welt ist durch die Geschichten schöner geworden, weil ich jetzt den Sternenstaub auf meinem eigenen Weg sehen und meine eigenen magischen Geschichten erzählen kann.

Ich mag den Gedanken, dass das Buch auch andere inspiriert, ihre magischen Erlebnisse zu sehen und zu feiern. Und dann stelle ich mir vor, wie sie erzählt werden und wie mit dem Herzen zugehört wird, während Sternenstaub ringsum glitzert. Das wird magisch!

Wie es zu dem Buch kam

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit gewaltfreier Kommunikation nach Marshall Rosenberg (GFK). Ich besuchte viele Seminare und war selbst als Trainerin unterwegs. Vor etwa 12 Jahren nahm ich an einem Seminar von Nada Ignatović-Savić teil. Eine ganz besondere Frau. Ich mochte sie sehr. Sie schenkte mir jede Menge herzöffnende Erlebnisse. Das Seminar ging über mehrere Tage und immer wieder verkündete sie, dass uns am letzten Tag etwas ganz Besonderes erwarten würde. So waren wir alle schon ganz neugierig, als es schließlich soweit war.

Sie erzählte uns ihr magisches Erlebnis. Es ging um eine Begegnung mit ihrer verstorbenen Mutter. Sie selbst stand vor einer schwierigen Entscheidung und saß in der U-Bahn. Da kam ein Schmetterling und setzte sich neben sie auf die Fensterscheibe. Er drehte sich im Uhrzeigersinn um seine eigene Mitte, wie ein Uhrzeiger, und blieb fünf vor zwölf stehen. Was genau sie darin erkannte, weiß ich heute nicht mehr. Auf jeden Fall half ihr dieses Erlebnis bei ihrer Entscheidungsfindung und sie glaubte fest daran, dass ihre Mutter ihr dieses Zeichen geschickt hatte. Wir Teilnehmer waren sehr erstaunt. Damit hatten wir nicht gerechnet. Gleichzeitig war da noch so ein kribbeliges „Und was kommt jetzt?“.

Da sagte sie: „Geht jetzt in Vierergruppen und teilt untereinander eure magischen Erlebnisse.“ Ich gebe zu, ich war anfangs ein wenig enttäuscht, weil ich doch etwas ganz Besonderes erwartet hatte. Und jetzt? Eine popelige Austausch-runde, und ich hatte noch dazu überhaupt keine Ahnung, was ich da erzählen könnte. Ich bin doch eher ein rationaler Mensch mit beiden Beinen im Leben – also „magisch“? Das ist doch was für kleine Mädchen, die gerne Prinzessin spielen und in eine Märchenwelt eintauchen wollen, oder? Doch dann saßen wir zu viert in einem kleinen Kreis. Interessanterweise sind wir schon beim Hinsetzen ganz nah zusammengerutscht. Irgendwie war es ein fragiler Moment und anfangs traute sich keiner von uns so recht, bis schließlich einer ganz zaghaft anfing zu erzählen. Ich war erstaunt darüber, dass jeder in unserer Vierergruppe tatsächlich ein magisches Erlebnis zu erzählen hatte, sogar ich. Beim Erzählen entstand ein ganz besonderer Zauber zwischen uns. Eine wunderschöne Energie, während wir alle über unsere kleinen erlebten Wunder sprachen. Sie waren längst vergessen, gut eingepackt und sicher verstaut in unseren Schatzkisten. Jetzt war die Zeit gekommen, sie wieder zu entdecken, die Schatzkiste zu öffnen, um unsere Erlebnisse wieder ans Tageslicht zu bringen, sie den anderen zu zeigen, damit sie endlich bewundert werden konnten. Und das wurden sie. Wir waren alle wie verzaubert und berauscht von diesem Erlebnis. Es war wirklich das absolute Highlight des Seminars.

Und als ich auf der Suche nach einer neuen Aufgabe in meinem Leben war, die mich erfüllte und die mir sinnvoll erschien, erinnerte ich mich wieder daran. An diese Energie, die beim Teilen unserer wunderbaren Geschichten entstand. So wuchs die Sehnsucht in mir, einen Raum dafür zu schaffen, um diese Kostbarkeiten zu bewundern und in dieser wunderschönen Energie zu baden. Ich begann zunächst zaghaft Freunden und Bekannten von meinem Vorhaben zu erzählen. Sie teilten ihre Geschichten mit mir und wieder entstand dieser „verzauberte Raum“.

Ich merkte aber bald, dass es am Ende der Geschichten schwierig war, wieder in den „Normalitätsmodus“ zurück-zuschalten. Eine Freundin gab mir den Tipp, so etwas wie ein Abschlussritual einzuführen. Als ich dann im Sommer wieder auf unserem alljährlichen neuntägigen Seminar in Südfrankreich war, häkelte ich gerade ein Deckchen. Ich hatte das Häkel-Muster beim Aussortieren der verbliebenen Dinge meiner gerade verstorbenen Großmutter entdeckt. Sie hat, so lange ich mich erinnern kann, Makramee-Deckchen gehäkelt. Für mich war es ganz besonders, gerade dieses Deckchen zu häkeln, weil ich genau wusste, dass ich nun dieselbe Häkelanleitung lese, die sie einst gehäkelt hat. Und jedes Mal, wenn ich einen Fehler in meinem Muster entdeckte und mich entschied, es wieder aufzutrennen, fragte ich mich, ob ihr das wohl auch an dieser Stelle passiert war.

Als es schließlich fertig war, das war so etwa am dritten Tag des Seminars, präsentierte ich es voller Stolz in der großen Gruppe und verkündete, dass ich von nun an in den Pausen auf der Sonnenterasse zu finden sei, jederzeit bereit, magische Geschichten zu sammeln. Dann häkelte ich noch kleine Herzchen, Blumen und Schmetterlinge. Ein paar davon hatte ich auch noch aus dem Fundus meiner Oma dabei. Und wenn mir jemand eine Geschichte schenkte, durfte sie oder er sich eine Blume oder ein Herz aussuchen und es auf der Decke anbringen. Ein würdevoller Abschluss, wie ich fand. Immer wieder berührte mich an dieser Stelle, wie sorgfältig und liebevoll meine Erzähler und Erzählerinnen ihre Auswahl trafen, auf ihre eigene, einzigartige Weise, und die ausgewählte Kostbarkeit auf dem Deckchen anbrachten. So war ich in den letzten beiden Jahren unterwegs auf allen möglichen Events und kreierte diese Räume.

Immer wieder stellte ich mit Erstaunen fest, dass die Menschen am Ende ganz glücklich, selig, irgendwie befreit und dankbar waren, dass sie mir ihre Geschichte erzählen durften. Mich selbst haben die Geschichten erstaunt, bewegt, berührt, überrascht, verblüfft, inspiriert, verzaubert und stets haben sie mein Herz geöffnet. Und vielleicht – das ist meine große Hoffnung – kann ich Menschen dazu inspirieren, selbst solche Räume zu öffnen, um selbst verzaubert zu werden von all den Wundern, die wir wirklich erleben, damit die Welt ein klein wenig schöner wird.

Es folgen also die wahren Geschichten, die mir in den letzten Jahren erzählt wurden. Gelegentlich habe ich meine eigenen Gedanken und Reaktionen dazugeschrieben. Dies habe ich durch die Verwendung von Kursivschrift deutlich gemacht. Bei manchen Geschichten hielt ich es auch für kostbar, den Raum und die Stimmung im Vorfeld zu beschreiben. Auch dies ist kursiv.

Kapitel I: Kleine Wunder

Die Folgen einer guten Tat

Es war vor ein paar Jahren. Ich war im Edeka-Markt. Mein Sohn hatte am nächsten Tag Geburtstag und ich wollte Zutaten für seinen Geburtstagskuchen einkaufen. Ich stand in der Schlange an der Kasse und suchte meinen Geldbeutel, bis mir schließlich einfiel, dass er wohl in meiner anderen Tasche sein musste, die zu Hause lag. Mist!

Der Mann vor mir bekam das mit. Ich kannte ihn, aber er mich wohl eher nicht. Er war der Chefradiologe vom Krankenhaus und ich war vor einigen Jahren mal bei ihm zur Besprechung meines Röntgenbildes gewesen. Er drehte sich zu mir um und sagte: „Wissen Sie was? Ich gebe Ihnen die 50 Euro und Sie geben mir das Geld irgendwann zurück.“ Ich war so überrascht und konnte es erst gar nicht glauben. Wie kam er nur dazu? Er kannte mich doch gar nicht und war tatsächlich bereit, mir 50 Euro zu geben. Ich nahm dankend an und bezahlte.

Dann lud er mich auch noch auf einen Kuchen ein. Bei unserem Edeka-Markt gibt es auch ein kleines Café. Wir unterhielten uns und ich erzählte ihm, dass mir so etwas noch nie passiert sei und fragte ihn, ob er das öfter tun würde. Er sagte Nein. Er hätte es getan, weil ich ihm sympathisch gewesen sei, wie ich mit meiner Kiste so hinter ihm stand, und weil er sich sicher war, dass er von mir das Geld zurückbekommt. Ich erzählte ihm noch von einem Kinderbuch, auf das ich später noch zurückkomme. Am Nachmittag brachte ich ihm das Geld.

Die Geschichte geht aber noch weiter und das ist das Spannende. Ein halbes Jahr später stand ich an der Kasse und vor mir war eine Frau, die ihr Geld vergessen hatte.

Ich kriege Gänsehaut. „Nein, wirklich?“, sage ich. Sie lacht.

Sie stand da und es fehlten ihr, glaube ich, 10 Euro. Es war eine Frau mit Migrationshintergrund. Ich erinnerte mich an mein Erlebnis und sagte zu ihr: „Wissen Sie was? Ich gebe ihnen jetzt 10 Euro und Sie geben sie mir irgendwann zurück.“

Ihr ging es genau wie mir damals. Sie sah mich verblüfft an und sagte: „Aber das können sie doch nicht machen?!“

Ich: „Doch, klar kann ich.“

Sie: „Aber wir sind doch in Deutschland!“

Da meinte ich: „Ja, umso wichtiger ist es doch, dass Sie das Geld bekommen.“

Dann gab ich ihr die 10 Euro. Sie wohnte nur ein paar Straßen entfernt von mir und war fassungslos darüber, dass ihr irgendjemand 10 Euro gibt, ohne Absicherung. Wir haben uns bei ihr zu Hause verabredet und fuhren beide los. Dort angekommen, gab sie mir das Geld und war immer noch völlig sprachlos. Ich erzählte ihr, dass ich von dem Chefarzt auch Geld bekommen hatte und dass ich jetzt nur die gute Tat weitergebe. Sie schenkte mir zum Dank noch ein paar Nüsse, die sie gerade gekauft hatte.

Ab und zu sehe ich sie wieder und wir grüßen uns. Es ist nicht mehr daraus geworden, aber für sie war es wirklich dieses Erstaunen: „Wir sind doch in Deutschland und das ist Wahnsinn, ein absolutes Wunder!“

Ach ja, und dieses Kinderbuch: Da geht es genau um dieses Thema. Sinngemäß: Der Wolf lehnt an einer Hütte, da läuft ein Reh vorbei und er entscheidet: „Ach, ich tu mal dem Reh einen Gefallen und fresse es heute nicht.“ Dann liegt er da und ist so zufrieden mit diesem wohligen Gefühl, jemandem einen Gefallen getan zu haben. Dann kommt das Stachelschwein vorbei und hat eine Nuss und fragt ihn: „Hey Wolf, kannst du mir die Nuss aufknacken?“

Der Wolf antwortet: „Normalerweise würde ich dich ja fressen, aber weil ich heute schon jemandem einen Gefallen getan habe, beiß ich sie dir auf.“ Dann macht er dem Stachelschwein die Nuss auf und das Stachelschwein geht weiter und trifft auf, ich glaube, eine Krähe. Und sie sagt: „Krieg‘ ich was von deiner Nuss?“

Und das Stachelschwein sagt: „Ja, der Wolf hat mir gerade einen Gefallen getan, also kriegst du auch ein Stück von meiner Nuss ...“ Und so geht diese Kette weiter, die Krähe tut dem Fuchs etwas Gutes und das Ganze geht weiter über immer mehr Tiere und am Ende landet es wieder beim Wolf.

Die Essenz dieser Geschichte ist, dass, wenn man jemandem einen Gefallen tut, es nicht nur dem anderen etwas bringt, sondern vor allem einem selbst Freude macht. Deshalb gebe ich die Geschichte auch so gerne weiter. Wenn ihr einmal an der Kasse steht und seht, dass jemand Geld braucht, dann erinnert ihr euch vielleicht an meine Geschichte. Das Kinderbuch heißt „Bravo Wolf! Die Folgen einer guten Tat“ von Fulvio Testa.

Das erinnert mich an eine ähnliche Geschichte, die mir passiert ist. Ich war beim Einkaufen an der Kasse und hatte einen vollen Einkaufswagen. Dann kam ein Mann und hatte nur zwei Kleinigkeiten zu bezahlen und ich sagte: „Bitteschön, gehen Sie ruhig vor.“ Für mich ist das eigentlich selbstverständlich ihn vorzulassen. In der Zeit, in der ich meine ganzen Einkäufe auf das Band lege, hat er doch schon längst bezahlt. Für ihn war das aber offensichtlich nicht klar, denn er reagierte richtig erstaunt, freute sich wie ein Schlumpf und bedankte sich mehrmals. Und ich freute mich riesig, weil er sich so herzlich freute, also wirklich so von ganzem Herzen. Wegen so einer Kleinigkeit. Ich meine, gibt es denn etwas Schöneres, als jemand anderem eine so große Freude mit so einer winzig kleinen Kleinigkeit zu machen? Ja, und auch meine Geschichte geht weiter. Ich ging ans Auto, verstaute meine Einkäufe, ging dann noch in den Laden nebenan, weil ich dort noch zwei Sachen einkaufen wollte. Ich kam an die Kasse mit meinen zwei Sachen und vor mir stand eine Frau mit einem vollen Warenkorb. Sie drehte sich zu mir um, sah mich und sagte: „Wollen Sie vor?“ Da stand ich nun und sagte erstaunt zu ihr: „Das kann doch jetzt nicht sein. Gerade eben habe ich das Gleiche getan und jetzt kriege ich das sofort zurück.“

Trampen

Meine Geschichte passierte, als ich in Irland war. Ich war damals etwa 20. Ich war dort auf Reisen und wollte von einer Stadt in eine andere trampen. Ich stand am Straßenrand an der Ortsausfahrt, als eine Gruppe von drei Mädchen auftauchte, die auch trampen wollten. Sie waren jung, blond und sahen gut aus. Ich dachte: „O.k., das war´s für mich. Keiner wird mich mitnehmen, bevor sie nicht weg sind.“

Wir warteten. Nach einer Weile kam ein Auto. Ein älterer Mann saß am Steuer. Er fuhr an den Mädchen vorbei und blieb bei mir stehen. Er lud mich ein, mit ihm mitzufahren. Ich war erstaunt, natürlich auch froh, und stieg sofort ein. Als wir unterwegs waren, fragte ich ihn, warum er denn mich mit-genommen hatte, wo er doch auch drei hübsche junge Mädels hätte mitnehmen können. Er sagte: „Ich sah euch alle da stehen und dachte, die Mädchen werden es bestimmt leicht haben und der junge Mann wird wohl eher nicht mitgenommen werden. Also nehme ich ihn mit, den armen Kerl, weil er ja sonst eh keine Chance hat.“

Er brachte mich sogar bis zu meinem Hostel. Mittlerweile hatte es natürlich begonnen zu regnen. Erst zwei Stunden später tauchten die Mädels im Hostel auf. Sie waren komplett durchnässt, total genervt und erzählten, dass sie ewig warten mussten. Das hätte ich echt nicht erwartet.

Eine „Entengeschichte“

Mit 19 ging ich auf Reisen durch Europa. Ich half bei der Weinlese in der Bourgogne und traf dort auf andere Reisende aus Quebec und Frankreich. Einer von ihnen hatte einen Freund, der in einem großen Haus lebte und angeblich jeden Besucher willkommen hieß. Also fuhren wir zu zehnt dorthin und feierten eine tolle Party mit all dem Wein, den wir gerade erarbeitet hatten. Ein Quebecer und ein Franzose wollten nach München zum Oktoberfest fahren und brauchten ein Auto dafür. Der Besitzer des Anwesens sagte: „Mein Nachbar hat noch einen alten Citroën, eine alte Ente, in seiner Scheune stehen. Vielleicht gibt er euch die ja. Sie muss allerdings repariert werden.“

Wie der Zufall es so wollte, war einer von uns ausgebildeter Auto-Mechaniker. Während er die Ente reparierte, malten wir sie an. Sie wurde blau und ich malte einen Katzenkopf auf die Heckklappe. Es war dieses ganz alte Modell, bei dem man die Türen umgekehrt öffnet. Als die Ente fertig war, reisten die Jungs mit ihr weiter. Das war 1989.

1996 wollte ich dann eine Weltreise unternehmen. Ich begann in Paris und traf mich mit dem Franzosen, der seinerzeit die Ente an sich genommen hatte. Mit Freude stellte ich fest, dass sie immer noch in seinem Besitz war. Er bot sie mir sogar an. Aber es musste wieder einiges repariert werden und außerdem wollte ich lieber trampen und frei sein und lehnte dankend ab. Ich startete also meine Reise und begegnete kurz darauf dem Mann, mit dem ich heute verheiratet bin. Er war ein großer Fan von diesen Autos und als ich ihm erzählte, dass ich jemanden kenne, der mir eine Ente mit diesen Türen Baujahr 1957 geben möchte, sagte er begeistert: „Wir müssen sie holen.“ Also fuhren wir wieder nach Paris und holten die Ente ab. Sie war wirklich schon sehr alt und brauchte viele Reparaturen.

In der Zeit übernahmen wir eine Bar und so blieb nicht genug Zeit, um die Ente zu reparieren. Kurze Zeit später wurde ich schwanger und mein Mann sagte: „Als meine Mutter schwanger war, hatten wir eine Ente. Mein ganzes Leben hatten wir Enten. Mein Baby muss in einer Ente sein.“ Also kaufte er mir eine. Eine wunderschöne weiße aus der Schweiz. Nun war wirklich keine Zeit mehr für die Reparatur der alten Ente übrig und so gab ich sie wieder weiter an einen Mann, der lernen wollte, Autos zu reparieren. An einer Ente ist das sehr leicht. So wechselte die Ente wieder ihren Besitzer und ich war erleichtert, denn ich wollte ja, dass sie fährt. Allerdings behielt ich den Kofferraumdeckel, den ich vor so vielen Jahren mit dem Katzenkopf angemalt hatte. Ich tauschte den weißen Kofferraumdeckel gegen den mit dem Katzenkopf.

Diese Ente habe ich heute noch. Sie ist jetzt nicht mehr so schön, weil sie mich 22 Jahre begleitet hat, überall dorthin, wo ich hinfahren wollte. Sie stand nie in einer Garage. Sie war überall mit dabei.

Sie juchzt.

Jetzt hast du eine kleine „Entengeschichte“.

Ich bin begeistert und sage: „Die habe ich gestern gesehen.“ Am Tag zuvor kam eine alte Ente auf den Hof gefahren. Wir saßen zu viert (vier Frauen gemischten Alters) auf einer erhöhten Terrasse und begannen augenblicklich zu quietschen. So, wie Mädchen das machen, wenn sie etwas „süß“ finden. Die Stimmen entzückt eine Oktave höher: „Oh, mein Gott! Man sollte diese Autos wieder bauen. Ich hätte auch gerne so eine alte Ente ...“ Das Auto wendete direkt vor uns, so dass wir auch die hintere Heckklappe sehen konnten. Ein Katzenkopf war darauf gemalt. Ich hätte nicht gedacht, dass unser Entzücken noch getoppt werden könnte und wurde augenblicklich vom Gegenteil überzeugt. Dieser Katzenkopf war so einmalig und wirkte so klar und kraftvoll.

Noch mehr quietschende Begeisterung. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Bis dato war mir nicht klar, dass mich der Anblick eines Autos in so ein Entzücken versetzen kann und gerade jetzt, wo ich das schreibe, bin ich immer noch erstaunt darüber. Vielleicht waren es die Assoziationen, die der Anblick in mir hervorgerufen hat, die eine Sehnsucht in mir weckten. Eine Sehnsucht nach purem Leben, frei von jeglichen Konventionen, einfach nur in den Tag hineinleben und das Leben genießen. Unabhängig sein und frei. Den Wind in meinen Haaren und die Sonne auf meiner Haut spüren. Ein Mensch, der so ein Auto fährt, muss ein freier Geist sein und natürlich auch ein wenig verwegen. Jetzt fällt mir auch wieder ein, wie ich meinem Mann begegnet bin. Er hatte auch sowas „Verwegenes“ an sich, das mich sehr anzog. Tja, kein Wunder, dass ich so entzückt war. Ich frage nach: „So ist also die Katze auf die Heckklappe gekommen?“

Ja, man nennt mich „Cat“ und mein astrologisches Zeichen ist der Löwe. Deshalb malte ich damals einen Katzenkopf. Und weißt du, dieses Auto wurde für Menschen gebaut, die wenig Geld haben, speziell für Menschen auf dem Land. Alle Stoßdämpfer sind unabhängig voneinander, damit die Eier beim Transport heil bleiben. Man hat auch beim Fahrer Platz nach oben gelassen, damit dieser während der Fahrt den Hut aufbehalten kann. Es gibt noch mehr Kriterien, die mir jetzt aber nicht mehr einfallen. Es ist also ein sehr praktisches Auto. Meine ältere Tochter ist nur mit diesem Auto groß geworden. Als sie eines Tages auf andere Autos schaute, fragte sie: „Warum haben nicht alle Menschen eine Ente? Warum nur haben sie andere Autos?“

Ohne Geld

Ich stieg ins Taxi, um zum Flughafen zu fahren. Ich wollte von Berlin nach Stuttgart fliegen. Die Fahrt zum Flughafen dauert etwa zehn Minuten. Ich war spät dran, mein Flugzeug sollte schon in einer Stunde starten. Kurz vor dem Flughafen stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich meinen Geldbeutel zu Hause vergessen hatte. Ich hatte tatsächlich kein Geld dabei. Was sollte ich also tun? Noch einmal nach Hause fahren hätte bedeutet, dass ich den Flug verpasse. Ich erzählte es sofort dem Taxifahrer und er sagte: „Es ist o.k.“ Er war Türke, etwa mein Alter. Er hatte mir schon von seinen Kindern erzählt. Er sagte: „Ich gebe Ihnen die Quittung mit meinem Stempel und wenn Sie wieder zurück sind, können Sie mir das Geld schicken.“

Erleichterung. So viel zum Taxi. Beim Einchecken wurde ich nach meinem Ausweis gefragt und ich sagte: „Der ist in meinem Geldbeutel und der liegt zu Hause. Aber ich habe meinen Boarding Pass dabei, reicht das?“ Sie ließen mich durch. Als ich im Wartebereich ankam, überlegte ich weiter: „Wie zum Teufel komme ich denn in Stuttgart weg vom Flughafen, so ganz ohne Geld? Ich brauche doch ein Ticket für die U-Bahn.“ Da fiel mir meine Tante ein, die in Stuttgart lebt. Ich rief sie an und fragte: „Wenn ich ein Taxi vom Flughafen zu dir nehme, kannst du das für mich bezahlen und kann ich heute Nacht bei dir bleiben?“ Sie sagte: „Klar.“ Also flog ich nach Stuttgart, ohne Geld und ohne Geldbeutel. Wir landeten. Ich stieg in ein Taxi, ohne Geld. Wir kamen bei meiner Tante an, sie bezahlte das Taxi und wir verbrachten einen wunderschönen Abend miteinander. Am nächsten Morgen brachte sie mich zu meinem Seminar und später dann auch noch zum Flughafen, gab mir noch 20 Euro für das Taxi in Berlin.

Sie lacht herzlich.

So bin ich tatsächlich nach Stuttgart ohne Geld und wieder zurück. Sie summt: „... with a little help of my friends.“ Den Song von den Beatles. Ein anderer Zuhörer fängt an zu singen: „What would you do, if I ran out of cash – would you pay my taxi for me? When I get home at the end of the flight, I will try and then see what will be.“

Das Ritual mit den Füßen

Als du mich fragtest, ob ich ein magisches Erlebnis für dich habe, musste ich erst eine Weile überlegen. Dann fiel mir ein, dass ich eigentlich jeden Morgen magische Momente erlebe. Denn jeden Morgen wecke ich meine Kinder mit einem besonderen Ritual. Zuerst gehe ich zu meinem Sohn, der mittlerweile schon 17 ist, und massiere ihm die Füße.

„Wirklich? Das machst du jeden Morgen?“, frage ich erstaunt.

Ja, und es ist so schön. Er ist ja nun mal schon 17 und da ist es nicht mehr angebracht morgens von seiner Mutti mit Kuscheln geweckt zu werden. Aber Füße massieren genießt er total. Ich gehe also rein, decke seine Füße auf und massiere sie ihm richtig schön durch. Die Zehen werden langgestreckt und in alle Richtungen bewegt, dann knete ich seine Fußsohle kräftig durch, dann massiere ich die Ferse, dann hinten an der Sehne entlang bis rauf zur Wade. Das ist ein ganz entspannter Moment, ganz innig mit meinem Sohn, den auch er sehr genießt.

Wenn wir fertig sind, gehe ich zu meiner 15-jährigen Tochter und mache das Gleiche bei ihr. Sie streckt mir ihre Füße entgegen und schnurrt vor sich hin, wie eine Katze, die in der Sonne liegt. Und in den Füßen knackst es und es löst sich und sie schmilzt dahin. Dieses Ritual machen wir jetzt schon viele Jahre. Für mich ist das ein wunderschöner Einstieg in den Tag und für meine Kinder auch. Sie stehen morgens auf und sind gut gelaunt.

Das Ritual, die Füße zu massieren, hat für mich noch eine andere, viel tiefere Bedeutung. Als ich Mitte 20 war, besuchte ich jeden Donnerstag meine Oma. Wir zwei setzten uns gemütlich aufs Sofa. Dann nahm sie meine Füße und massierte sie richtig lange durch. Sie ließ meine Zehen knacken, streckte sie und massierte meine Füße bis rauf zur Wade, genauso, wie ich es jetzt bei meinen Kindern tue. Für mich war das, als würde in mir drin alles ins Fließen kommen. Dann nahm ich ihre Füße und tat dasselbe bei ihr. Währenddessen erzählten wir uns Geschichten. Ich erzählte von meinem Alltag, was alles so Spannendes in meinem neuen Job passierte, was mit meinem damaligen Freund los war oder beim Tanzen mit meinem Tanzpartner. Sie erzählte mir Geschichten aus ihrem Leben, wie sie als Kind in ihrem Dorf mit den Kühen und Ziegen an den Tümpel ging und lustige Geschichten aus ihrer Jugend. Jeden Donnerstag wiederholten wir dieses Ritual über viele Jahre hinweg. Und wenn ich jetzt morgens die Füße meiner Kinder massiere, denke ich auch immer wieder an meine Oma, an die schönen Momente, die wir zusammen hatten. Deshalb sind diese Momente magisch für mich.

„Wie schön“, sage ich.

Ja, und manchmal schleichen sich dabei auch ein paar Tränen der Dankbarkeit in meine Augen.

Mein Bungee Jump

Wir sind auf einem Training in den Karpaten in Rumänien. Es ist Sommer und die Wiesen sind voll mit Blumen. Blumen in einer Vielfalt, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Wir sitzen auf einer Hollywoodschaukel in der Dämmerung mit Blick auf ein überwältigend schönes Bergpanorama, als mir diese Geschichte erzählt wird.

Ich möchte dir von meinem Bungee Jump erzählen, der für mich ein ganz besonderes Erlebnis war. Vielleicht magisch. Kannst du dann entscheiden. Es war im Frühjahr vor zwei Jahren, ganz in der Nähe von hier, in Rasnov.

Dort gibt es eine Schlucht, die 166 Meter tief ist. Ich glaube, es ist die zweithöchste Schlucht Europas. Oben wurde quer über die Schlucht ein Seil angebracht. In der Mitte des Seils befindet sich ein Seilzug, daran ist eine kleine Kabine angebracht, ähnlich wie in einem Heißluftballon. Die Kabine ist gerade mal groß genug für zwei Personen. Dort stieg ich mit meiner Sprungbegleiterin ein. Sie betätigte eine Kurbel, die uns über einen Seilzug nach oben brachte. Es dauerte etwa 25 Minuten bis wir die Absprunghöhe erreichten. Sie fragte mich: „Hast du Angst?“ Ich spürte keine Angst und sagte: „Nein.“ Damals kannte ich noch keine GFK. Mein Vokabular von Gefühlen war sehr dürftig. Ich kannte eigentlich nur „Es geht mir gut“ und „Es geht mir schlecht“. Ich war also in dieser Kabine mit der Frau und sie erzählte mir, dass die meisten Männer springen, weil sie sich nicht vor einer Frau, also ihr, blamieren möchten. Ich aber sagte: „Ich habe kein Problem. Ich habe wirklich keine Angst.“ Das war auch so, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Die Angst sollte erst später kommen. Ich trug dieses Geschirr an meinen Füßen, an denen das Seil befestigt war. Es war ziemlich schwer und an der Kabine fest verankert. Kurz vor dem Sprung warf sie das Seil aus der Kabine. Da erst spürte ich an meinem Fußgelenk das gesamte Gewicht des Seils und des Geschirrs. Ich musste mich festhalten, sonst hätte es mich unkontrolliert nach unten gezogen.

Ich schaute hinunter. Da war immer noch keine Angst. Sie wies mich ein: „Ich werde sagen: ‚Drei, zwei, eins, go!‘ Und bei Go lässt du dich entweder fallen oder du springst ab, aber nicht mit den Füßen nach unten. Das könnte deine Wirbelsäule verletzen. Du musst mit dem Kopf nach unten springen.“ Ich sagte: „O.k., kein Problem.“ Dann zählte sie: „Drei, zwei ...“, und bei „zwei“, ich schwöre, bei „zwei“ schossen mir alle Möglichkeiten, wie ich jetzt sterben könnte auf einmal in den Kopf: „Was, wenn das Seil zu lang ist? Was, wenn es reißt? Was, wenn die Kabine bricht? Was, wenn ...? Was, wenn ...?“ Alle Eventualitäten waren gleichzeitig in meinem Hirn. Ich erinnere mich weder daran die „eins“ noch das „go“ gehört zu haben. Ich weiß nur noch, dass meine Hände losließen. Ich ließ los, ließ mich nach vorne fallen und streckte meine Arme v-förmig nach unten, genau wie sie mich angewiesen hatte. In dem Moment, als meine Füße keinen Kontakt mehr zur Kabine hatten, wurde mir bewusst, dass es kein Zurück mehr gibt. Dass ich falle. Ich fiel und es war, als würde ich meinen Kopf aus einem fahrenden Auto strecken. Der Wind wurde sehr stark und sehr laut. Dann kapierte auch mein Körper, dass ich falle. Ich fing an zu schreien. Sehr laut. Wirklich sehr, sehr laut. Dieses Schreien war unbewusst und auch unkontrollierbar. In meinem Erleben fühlte sich die Zeit bis zu dem Schreien ewig an, gefühlt etwa ein Drittel des Falls. Auf dem Video, das gedreht wurde, sieht man, dass ich schon nach den ersten drei Metern schrie.

Alle in der Runde lachen ausgiebig.

Ich fiel weiter und dann erinnerte ich mich an die Instruktorin. Sie hatte mir gesagt, dass ich am Ende des Falls meine Arme parallel vor Brust und Kopf halten sollte, die Hände an die Stirn, weil man sich sonst beim Rückstoß am Seil verletzen könnte. Das tat ich. Bei dem vierten Rückstoß hatte sie mich angewiesen, meine Hände wieder zu lösen, einen Bauch-Crunch zu machen und mit meinen Händen nach der Schlaufe oben an meinen Füßen zu fassen und mich dort festzuhalten, damit ich nicht die ganze Zeit während sie mich runterlassen, was etwa fünf Minuten dauert, kopfüber da hänge. Ich ließ die Hände los, aber mehr ging nicht. Ich kam nicht hoch. Ich hatte keine Kraft. Mein Körper gehorchte nicht mehr. In dieser Zeit trainierte ich Karate und schaffte locker 120 Crunches bei jedem Training. Aber in diesem Moment schaffte ich keinen einzigen. Ich kam also kopfüber hängend unten an. Sie halfen mir, mich umzudrehen und brachten mich heil runter auf die Landerampe. Von dort aus gingen vier Treppenstufen runter auf den Boden. Meine Knie waren ganz zittrig und hörten nicht auf mich. Ich wäre fast die Treppen runtergestürzt. Gott sei Dank, war ein Freund mitgekommen und half mir. Er setzte mich auf den Beifahrersitz und wir fuhren mit seinem Auto los. Nach etwa 20 Minuten hielten wir an einer Tankstelle, um zur Toilette zu gehen und uns etwas zu Essen zu besorgen. Als ich auf der Toilette meine Hände wusch, schaute ich in den Spiegel. Auf meiner Stirn waren sechs Fingerabdrücke. Knallrot. Die blieben tatsächlich noch vier Tage sichtbar, so fest muss ich meine Finger an die Stirn gepresst haben. Vier Tage lang, das muss man sich mal vorstellen!

Wieder ausgiebiges Lachen in der Runde.