Pädagogik Österreich
Bildung einer regionalen Theorie für Erziehungs- und Bildungswissenschaft
© 2019 Peter Hartel
Autor: Peter Hartel
Umschlaggestaltung: Wilhelm Ranseder
Lektorat: Jorghi Poll
Verlag: myMorawa von Morawa Lesezirkel GmbH
ISBN: 978-3-99084-958-3 (Paperback)
ISBN: 978-3-99084-959-0 (Hardcover)
ISBN: 978-3-99084-960-6 (e-Book)
Printed in Austria
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Inhaltsverzeichnis
1 Problemstellung
2 Absicht der Arbeit
3 Ausgangspunkt
4 Beschreibung
5 Zugang
6 Einordnung der E&B-begriffe nach der Abfolge ihres Auftretens
6.1 Standpunkt
6.2 Themen
6.3 Formen
6.3.1 Therapeutische Formen
6.3.2 Muße
6.4 rozess
6.5 erhältnis
6.6 rt
6.7 esellschaftsbezug
6.8 rgebnis
6.9 earbeitung
6.10 Handwerkliche Ausbildung
6.11 Lehrstoff
7 Wissenschaftliche Beteiligung:
7.1 Zubringer
7.2 Ableger
8 Kreisläufe
9 Ausrichtung der Pädagogik
9.1 Häusliche Erziehung und Bildung
9.2 Institutionelle Bildung und Erziehung
10 Handelnde Personen
10.1 Laienhafte Praktiker
10.2 Laienhafte Theoretiker
10.3 Professionelle Praktiker
10.4 Professionelle Theoretiker
11 Zusätzliche Fachausdrücke
12 Literatur
1 Problemstellung
Jeder, der über Erziehung1 schreibt, ist das Ergebnis von Erziehung, meistens elterlicher Erziehung. Diese muss man als E-theoretiker entweder ins Treffen führen oder sich davon distanzieren. Diese Selbsteinschätzung – meine präsentiere ich am Schluss des Kapitels „Professionelle Theoretiker“ – vermisse ich bei den meisten Etheoretikern. Ihnen hätte klar sein müssen, dass man aus einem E-kontinuum nicht oder nur bewusst heraustreten kann. Stattdessen orientierten sie sich am Zustand ihrer gesellschaftlichen Lebensumstände und hoben mahnend den Zeigefinger oder fanden, dass alles seine (gottgewollte) Ordnung hatte. Es genügt nicht, die gesellschaftlichen Veränderungen in Betracht zu ziehen und eine Position einzunehmen, die sich zu bisherigen Standpunkten beziehungsweise zum herrschenden politischen, religiösen und moralischen Status quo entweder bestätigend oder ablehnend verhält. Daraus lässt sich bestenfalls ein progressiver oder konservativer E-stil ableiten, aber keine zusammenhängende E-theorie.
Mit Bildung2 verhält es sich auch nicht besser. Über die B-wege von Pädagogen (Erzieher und Bildner) ist in Biografien oft nachzulesen. Pädagogische Seilschaften bestehen, in denen die „großen Pädagogen“ eingebunden waren oder sind, z. B. X war Lehrer von Y oder jemand besuchte eine namhafte Schule usw. Diese Denkschulen können sich durch hochgelobte Denkgewohnheiten zu einer bedeutsamen Irrtumsbildung versteigen beziehungsweise sich als Bildung zur Irrtümlichkeit ablagern, s. FLECK in den Kapiteln „Professionelle Praktiker“ und „Professionelle Theoretiker“, und das dürfte der Theorie der Pädagogik so zugesetzt haben, dass sie von pädagogischen Praktikern ob ihrer Praxisuntauglichkeit nur mehr belächelt wurde.
Allerdings gibt es bei praktizierenden Pädagogen einen Hang, nur im Hier und Jetzt zu theoretisieren und sich tiefergehender und langfristiger Leitgedanken zu verschließen. Ob die Praktiker durch die kleinkarierte Denkschulung von Lehrerbildungs- u. ä. -anstalten dahingehend ausgebildet wurden, oder die Ausbildungsstätten sich an die Denkkapazitäten der Studierenden angepasst haben, ist einerlei. Der Wunsch nach einer wissenschaftlich aufbereiteten Berufsphilosophie wurde in Kollegenkreisen, in denen ich verkehrte, nie geäußert. Diese Fehlhaltung lässt sich von „pädagogischen“ Theoretikern leicht ausnützen, um ihr eigenes Süppchen zu kochen und eine wissenschaftliche Scheinwelt vorzugaukeln. Zu glauben, Theoretiker und Praktiker müssten nur miteinander kommunizieren, bringt nicht viel mehr als Konversation, weil beide von etwas anderem reden.
Wegen der genannten Denkweisen liegt das Hauptproblem der pädagogischen Theorien in der fehlenden Verbindlichkeit untereinander und zur E&B-wirklichkeit. Eine Theorie der Pädagogik müsste für die gesamte Menschheit gelten, da es nur eine Spezies Homo sapiens gibt. Die Anthropologie geht z. B. von der Voraussetzung aus, dass das Werbeverhalten für alle Menschen aus evolutionären Gründen immer dasselbe Motiv hat und daher ähnlich abläuft. Das Motiv ist gelungene Nachkommenschaft. Ist die Nachkommenschaft da, ist die Pflege der Brut in etlichen Spezies angebracht, damit das Überleben gesichert ist. Die Lebenschancen können steigen, wenn die Brutpflege verlängert wird und erworbene Erkenntnisse weitergegeben werden. Dieses E&B-verhalten versammelt sich unter dem Fachbegriff Investment. Es sollte Forschungsgegenstand einer Theorie der Allgemeinen Pädagogik sein, und zwar für die Allgemeinheit. Indes liegt ein Konvolut an pädagogischen Schriften vor, die über ihren Landstrich und ihren Zeitabschnitt wenig hinausragen, also auf die Region zugeschnitten waren. Sie beschreiben den Dreiklang bestehend aus herrschendem Regime – geltenden Moralvorstellungen – Pädagogik. Die drei Töne dieses Akkords sind nicht im wohltönenden Abstand zueinander angeordnet, sondern liegen zu eng übereinander und klingen deshalb dissonant. In dieser Enge konnten sich nur hochfliegende Geister ungestört bewegen, was eine Abkehr vom Gegenstand der Betrachtung und die Einkapselung im Denkumfeld zur Folge hatte, ein weiteres Indiz für die Unverbindlichkeit. Pädagogik, die sich selbst genügt, die auf andere nicht zugeht und einwirkt, ist keine Pädagogik. Sie ist mit einem Notarzt vergleichbar, der neben einem Unfallopfer steht und aus einem Medizinbuch des beginnenden 19. Jahrhunderts sinnentnehmend aufsagt.
Die Regionalität der europäischen Theorien der Pädagogik begann im antiken Stadtstaat und wuchs sich durch Hinzufügen jüngerer regionaler Theorien zur Kon- tinentalität aus. Wenn man abermals von den Ergebnissen ausgeht, mögen einige regionale Theorien in ihrer Umgebung zuweilen Erfolge verbucht haben, eine gegliederte Aneinanderreihung der Theorieansätze, die ein Gesamtbild wie ein Mosaik ergeben, konnte damit nicht gelegt werden. Somit entfiel die Internationalität, das Allgemeinverbindliche.
Da der Kontinent Europa versucht, aus einer Zusammenwürfelung ein Gebilde zu werden, ist ein Zusammenhang von pädagogischen Theorien eine mögliche Voraussetzung.
Die Medienpädagogik mühte sich ab, auf die Gefahren durch den Konsum der Unterhaltungs- und Informationsmedien aufmerksam zu machen. Die Medienpädagogik stand schon deshalb auf verlorenem Posten, weil im Gegensatz zu Fernsehanstalten u. Ä. ihre Informationskanäle anstrengen und ihr Publikum klein ist. Zu den neuen Betätigungsfeldern der Internetionalität zählen der Umgang mit Kommunikations-, Kontroll-, Überwachungsmedien… Datensammlungen und die daraus abgeleitete Persönlichkeit des Benutzers lagern wie ein zweites Ich im virtuellen Raum. Bis jetzt hieß es für die Pädagogik: Wer bin ich? Ab jetzt muss die Pädagogik eine theoretische Basis für das Ich in der Realität und das Ich in der Virtualität erarbeiten. Wie soll das gehen, wenn sich die Theorie der Pädagogik bis jetzt in der Realitätsverweigerung gefällt?
Eine regionale Theorie der Pädagogik denkt folgerichtig nicht an E&B-ziele, die eine Entwicklung auslösen. Warum es zu globalen Fehlentwicklungen kommen konnte, ist aus pädagogischer Sicht leicht argumentierbar. Die E&B-theorien in Fach- und anderen Machwerken gingen über mittelfristige E&B-Ziele der Herkunftsschicht kaum hinaus, weil nach einem mittelfristig erreichten Ziel die Lebenserwartung ohnehin ausgeschöpft war und sich das Lebensziel in der Transzendenz fortsetzte. Durch die fehlende Langfristigkeit, jetzt Nachhaltigkeit, im B-denken häuften sich die u. g. Probleme immer mehr an.
• Sozioökonomisch: Ein winziger Bruchteil der Weltbevölkerung besitzt den Großteil des Weltvermögens, Tendenz steigend. Bevormundung durch Banken, Versicherungen, große Brüder… → neue Leibeigenschaft. Menschen sind auf einmalige Nummern reduziert, statt numerisch3 einmalige Individuen zu sein: Melderegister-, Sozialversicherungs-, Konto-, Steuer-, Personal-, Mitglieds-, Kunden-, Schülernummer… Menschenwürdiges Leben ist erst ab einer gewissen Einkommenshöhe möglich. Davon abhängig sind Wohnumgebung, Freizeitmöglichkeiten, Erwerb von Bildung und von schönen, guten, gesunden… Gütern.
Milderung: Mit sozialen Einrichtungen, professionell und ehrenamtlich, werden soziale Missstände gemildert.
• Sozioökologisch: Klimawandel, Ausbeutung von Ressourcen und Menschen, dann Abfallberge zu Land und zu Wasser, Schrottmeiler in Grenznähe… Spezialproblem: Anwachsen der Bevölkerung + Schwinden des Treibstoffes → kein Transportmittel für Lebensmittel → Überlebenskampf Gegenbewegung: Regionen werden zu Naturschutzparks und Biosphärenparks erklärt, aus Abfall werden neue Rohstoffe gewonnen, Windparks werden errichtet…
• Soziokulturell: Abraumhalden von Forschungsergebnissen vs. Fundamentalismen, einseitige Auslegung des Aufklärungsgedankens vs. subkulturelle Starrsinnigkeit, Doppelidentitäten, wobei die eine sichtbar, die andere für den Virtualitätenbenutzer unsichtbar ist (Datenkraken)…
Entschärfung: Gebäude, Vokabel, Speisen… werden zum Kulturerbe gekürt, Sicherheit im Netz wird propagiert…
• Soziobiologisch: Aussterben von 27 000 Arten pro Jahr und Völkern vs. Explosion von Bevölkerung und Kulturfolgern, Daseinsbedrohung durch Neophyten…
Alarmierung: Bedrohte Tierarten werden auf rote Listen gesetzt, bedrohende Neophyten werden wissenschaftlich erfasst…
Der Kreislauf lautet nicht Produzent-Konsument-Destruent, sondern Ausbeuter-Konsument-Deponent. Gegen die genannten Fehlentwicklungen arbeiten zwar diverse Vereinigungen, Institutionen u. Ä. erfolgreich an, allerdings ist aus pädagogischer Sicht das Verprassen von Ressourcen und Produkten gefolgt von Rückständen, die dann nur teilweise wiederverwertet werden, ein verfehltes E&B-ziel. Das trifft zwar nicht auf die gesamte Menschheit zu, aber zum Leidwesen aller auf einige große Kulturkreise.
Aus den angerissenen Gründen wird die europäische E&B-theorienbildung, die 2500 Jahre auf dem Buckel hat und mit einer Anhäufung von Drohgebärden und Bedrohungen untertänigst einherging, als Fehlentwicklung abgestellt, indem ihre Tradition für historisch erklärt wird. Historisch deshalb, weil die Fehlentwicklung vergleichbar mit einer Spezies ist, die z. B. wegen Riesenwuchs in eine evolutionäre Sackgasse gesteuert ist. „Die Sackgasse ist die (eigentliche) Gefahr des Philosophierens.“ WITTGENSTEIN 1999, S. 165 Das Ende ist Aussterben durch Änderung der Lebensbedingungen, Kometeneinschlag, Klimaverschlechterung… In der vorliegenden Theorienbildung wird bewusst ausgelesen, im Sinn von ausscheiden, aus dem Bestand genommen und der Archivierung überlassen. Die Historisierung ins Archiv ist wahrscheinlich die einzig gangbare Methode, fehlbildende Meme konstant zu halten, weil sie nahezu unausrottbar sind. Bei Genen ist das anders. Sie sterben mit ihren Trägern aus. Der Ersatz einer Theorie, die sich vom Forschungsfeld und -gegenstand entfernt hat und der Ersatz einer Praxis, die grundsätzlich nicht an Theorie interessiert ist, wird in die Wege geleitet.
1 in der folgenden Abhandlung als E abgekürzt, wenn es als Anfang eines zusammengesetzten Nomen steht; als e abgekürzt, wenn es als Anfang eines zusammengesetzte Adjektivs steht;
2 in der folgenden Abhandlung als B abgekürzt, wenn es als Anfang eines zusammengesetzten Nomen steht; als b abgekürzt, wenn es als Anfang eines zusammengesetzte Adjektivs steht;
3 Die Beschränkung der Zahlensprache auf statistische Ergebnisse, Soll und Haben, Zifferndaten… werden für manche als bedrohlich empfunden. Die Berechenbarkeit und die Bemessung sind Werkzeuge des Daseins, die viele gar nicht oder zu spät anwenden. Hier hat der Unterrichtsgegenstand Mathematik einen zukunftsreichen Aufholbedarf.
2 Absicht der Arbeit
ist es, der Theorie der Pädagogik einen eigenen Stellenwert zu geben. Dieser Stellenwert kann erreicht werden, wenn die Berufsphilosophien von Pädagoginnen und Laienerziehern einer Inhaltsanalyse unterzogen und mit dem E&B-verhalten abgeglichen werden. Dieses Unterfangen ist ziemlich aufwändig und müsste von mehreren Kulturkreisen mitgetragen werden. Daher bietet sich eine Rückbesinnung auf die Regionalität einer Theorie der Pädagogik an, was im ersten Moment wie ein Widerspruch zum bisher Geschriebenen erscheint.
• Für eine regionale Theorie spricht, dass sie in Österreich noch gar nicht versucht wurde. Die geisteswissenschaftlichen „Pädagogen“ setzen bequem auf Literatur aus deutschen Kleinstaaten.4 In Lehrveranstaltungen konnte man folgenden Stehsatz hören: „Da gibt es eine Studie in Deutschland, die ist mit einigen Abänderungen leicht auf Österreich übertragbar.“ Wissenschaftlich ist das untragbar. Außerdem gibt eine solche Denkrichtung Leuten Deckung, die den Anschlussgedanken offensichtlich nie fallen gelassen haben, und fällt damit nahezu unbemerkt der Politischen Bildung in den Rücken.
• Ein weiterer Vorteil einer regional abgehandelten Theorie ist, dass sie ihre Grenzen und Grenzübergänge kennt und definiert. Sie kann nicht zu einer überregionalen Theorie aufgebläht werden, und eignet sich hingegen dazu, als Puzzlestein in ein Gesamtbild, wie im Kapitel zuvor beschrieben, eingefügt zu werden. So könnte eine Kontinentalität der pädagogischen Theorien für Europa erreicht werden.
• Der neu aufgestellte Dreiklang mit Pädagogik als Grundton – geltende Moralvorstellungen – herrschendes Regime findet in einer regionalen Theorie Resonanz.
• Soziokulturelle E&B-inhalte gelten manchmal nur für eine Region. Manche E&B-praktiken haben gegebenenfalls keine Allgemeingültigkeit. Mit Sicherheit gibt es aber Unterschiede in der Entwicklung einer Region, die mit pädagogischen Impulsen einhergehen können. Eine Theorie, auf die Region bezogen, nimmt eben Rücksicht auf regionale Besonderheiten.
Bei dieser Arbeit handelt es sich also um einen Ausschnitt aus Region und Epoche im Zuge einer Entwicklung. Dessen bewusst nennt sich die vorliegende Abhandlung
„Pädagogik Österreich Bildung einer regionalen Theorie für Erziehungs- und Bildungswissenschaft“
und beinhaltet Abtragungen baufälliger Gedankengebäude und – pädagogisch kaum anders möglich – Aufträge. Es ist beabsichtigt, ein tragfähiges Gerüst für weitere Einbauten aufzustellen, das zu einem Gedankengebäude hochgezogen werden kann, das in das Gebiet der Errichtung passt, so wie sich ländliche Architektur in die Landschaft einfügen soll.
Abgesehen von der Regionalität der Theorie wird sie so konzipiert, dass durch eine Ursachenkette bestehend aus Praxis – brauchbare Theorie – Transfer – taugliche Praxis – Feinabstimmung der Theorie ein Kreislauf in Schwung gesetzt wird.
Mithilfe einer solchen Theorie soll Erziehung auf ein erträgliches und Bildung auf ein professionelles Niveau mehrheitlich gehoben werden.
4 Diese Geisteshaltung beschränkt sich nicht nur auf diesen Personenkreis. Man braucht sich nur die Abendnachrichten im Fernsehen anhören.
3 Ausgangspunkt
Aus den regionalen Gründen, s. Kapitel davor, werden Pädagogen bemüht, die im Habsburgerreich geboren wurden oder die die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen haben. Alexander S. NEILL hat einen Österreichbezug, indem er in Sonntagberg ein knappes Jahr eine Privatschule betrieb. In zeitlicher Abfolge ist COMENIUS als Erster zu nennen, der das E&B-geschehen auf christlicher Basis in den Lebenskreis eingeordnet hat beziehungsweise umgekehrt. Vinzenz Eduard MILDE gibt 1811 das „Lehrbuch der allgemeinen Erziehungskunde“ heraus, das sich auch heilpädagogischer Themen annimmt. Adalbert STIFTER, der als oberösterreichischer Landesschulinspektor den B-roman „Spätsommer“ verfasst hat, findet als Autor Erwähnung. Otto WILLMANN wird als Sammler sozialwissenschaftlicher Themen in der oder für die Pädagogik zitiert. Zur Auffindung derartiger Personen war Wolfgang BREZINKAS Werk „Pädagogik in Österreich: die Geschichte des Faches an den Universitäten vom 18. bis zum 21. Jahrhundert“ ein hilfreicher Wegweiser durch das pädagogische Gestrüpp. Rudolf STEINER hat erfolgreich eine Nischenpädagogik aufgezogen, die die B-bedürfnisse einer bestimmten Elternklientel und deren Nachwuchs abdeckt. August AICHHORN hat mit einer Spartenpädagogik für Verwahrloste Impulse gesetzt. Siegfried BERNFELD hat einiges zu geisteswissenschaftlicher Pädagogik angemerkt. Schließlich ist wiederum NEILL anzuführen, der einen Paradigmenwechsel im elterlichen E-verhalten auslöste. Er lernte in Wien den Psychoanalytiker Wilhelm STEKEL kennen, der ein Schüler Sigmund FREUDS war. Für die drei letztgenannten Pädagogen war die Psychoanalyse zumindest Anstoß für, wenn nicht sogar die tragende Säule ihrer Pädagogik. Ludwig WITTGEN-STEIN, ein gelernter Pädagoge, der bekanntlich auch praktiziert hat, liefert den Rahmen des vorliegenden Theoriengerüsts.
„Ich glaube, das gute Österreichische (…) ist besonders schwer zu verstehen. Es ist in gewissem Sinn subtiler als alles andere, und seine Wahrheit ist nie auf Seiten der Wahrscheinlichkeit.“ WITTGENSTEIN 1999, S. 107
Ansichten von „großen Pädagogen“ wie z. B. Erwägungen, Schlussfolgerungen oder Vorgaben, die ich nicht vorgefunden habe, liegen gewiss vor. Es ist heutzutage wesentlich aufwändiger, in der Abraumhalde des Wissens zu stochern, als das Rad neu zu erfinden. Daher werden viele meiner Ideen schon irgendwo geschrieben stehen. Diese Arbeitsweise ist auch den Bedingungen unserer Zeit geschuldet, dass man nicht jeden Ideenbringer ausfindig machen kann, gerade weil es so viele Suchmöglichkeiten gibt. Wenn man überdies nach langwierigen Recherchen feststellt, dass etliche lohnende Ansätze nicht weitergedacht wurden, fragt man sich schon: Wieso stellen wohlbestallte Wissenschaftler ohne Not das Denken ein?
4 Beschreibung
Definition der Erziehung: Zwischen Geartetheit und E-ziel liegt der E-weg. Beginnende Erziehung spielt sich familiär ab, wird als ein Aufgeben und Einhalten von Regeln, Geboten wie auch von Verboten vor dem Gebrauch von Stofflichkeiten verstanden. Meist haben die Regeln eine lange Erprobungszeit hinter sich, was nicht bedeutet, dass sie deswegen auch probat sein müssen. So kann trotz jahrtausendelanger Tradition manche Regel völliger Humbug sein, weil sie zu einer Zeit entstanden ist, in der das Faktenwissen gering und der Aberglaube hoch waren. Diese Missstände zu beseitigen, gehört in die B-planung der Pädagogenausbildung, die zu einer verbesserten E-planung beitragen soll.
Definition der Bildung: Zwischen Geartetheit und B-ziel liegt der B-weg. Bildung spielt sich vorwiegend institutionell ab. Der Umgang mit Experimenten, Gedanken, Stoffen… mündet in Musterbildungen, Formeln, Regeln… Es entwickeln sich Umgangsformen, die gelehrt werden. Bildung schreibt somit Verhaltensweisen im Nachhinein fest. Ihre Geltungsdauer kann eine Modesaison lang oder immer noch andauern. Sich ändernde stoffliche, gesellschaftliche und sonstige Zusammensetzungen ziehen neue Umgangsformen nach sich. Bildung versteht sich als Regelwerk aus dem Umgang mit Stofflichkeiten im weitesten Sinne.
Wenn von E&B als Bestandteile einer Wissenschaft gemeinsam die Rede ist, verwende ich die Benennung „Pädagogik“. Ebenso wenn von Begriffen die Rede ist, die man schwerlich in „erzieherisch“ und „bildend“ aufteilen kann, gebrauche ich das Adjektiv „pädagogisch“, z. B. pädagogisches Handeln. Die Bezeichnung E&B meint zwei zusammenhängende Tätigkeitsbereiche.