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Meine Blutdruckwerte sind zu hoch! Was kann ich tun? Dieser Ratgeber möchte Antworten auf Ihre Fragen geben und Sie dazu motivieren, aktiv zu werden. Kümmern Sie sich um Ihre Blutdruckwerte und damit um sich selbst!
Sollte ich meine Blutdruckwerte zu Hause messen?
Unbedingt! Eine regelmäßige Selbstmessung ist genauso wichtig wie eine Messung in der Arztpraxis. Sie können auf diese Weise kontrollieren, wie sich Ihr Blutdruck im Alltag verhält und auch seine natürlichen Schwankungen kennenlernen. Wenn Sie einen Blutdruck im kritischen Bereich haben, gilt es zu überprüfen, ob die Grenze zum Bluthochdruck überschritten wird. Und wenn der Arzt bei Ihnen schon einen Bluthochdruck, medizinisch Hypertonie, diagnostiziert hat, können Sie verfolgen, was die Behandlung bringt. Kleine Erfolge können dann dazu motivieren weiterzumachen. Mit der häuslichen Messung lässt sich auch eine „Weißkittel-Hypertonie“ ausschließen: Bei manchen Menschen sind die Werte in der Arztpraxis zu hoch, zu Hause aber nicht. Deshalb gilt für die Selbstmessung auch ein etwas niedrigerer Grenzwert: 135/85 mmHg statt 140/90 mmHg für die Arztpraxis. Wie Sie richtig messen, erfahren Sie ab S. 15.
Kann ich Bluthochdruck auch mit natürlichen Mitteln behandeln?
Ja! „Natürliche Mittel“, das heißt bei hohen Blutdruckwerten: Änderung der Lebensweise. Maßnahmen, wie Abnehmen, sich regelmäßig bewegen, Salz und Alkohol reduzieren, mit dem Rauchen aufhören und Stress eindämmen, spielen bei der Therapie des Bluthochdrucks sogar eine Schlüsselrolle. Sie sind genauso wichtig wie blutdrucksenkende Medikamente! Damit können Sie Medikamente einsparen. Oder sie sich sogar ganz ersparen, wenn Sie nur eine leichte Hypertonie haben (Tabelle S. 14) und keine weiteren Risikofaktoren (siehe S. 21). Nehmen Sie sich allerdings nicht zu viel auf einmal vor. Konzentrieren Sie sich am besten auf eine konkrete Änderung, die Sie gut in Ihren Alltag einbauen können. Mehr zu den Lebensstiländerungen ab S. 41.
Lohnen sich Bluthochdruck-Medikamente denn noch im höheren Alter?
Ältere Menschen und auch sehr alte Menschen profitieren in kürzerer Zeit von blutdrucksenkenden Medikamenten sogar mehr als Jüngere! Studien zeigen, dass die Gefahr für einen Schlaganfall, für einen Herzinfarkt oder eine Herzschwäche durch Blutdrucksenker, sogenannte Antihypertensiva, deutlich sinkt. Wenn Sie allerdings über 80 Jahre alt und nicht mehr ganz so fit sind, kann man es etwas lockerer angehen lassen und eine Behandlung mit Medikamenten erst ab einem systolischen Wert von 160 mmHg beginnen. Auch bei der Senkung des Blutdrucks sollte man etwas vorsichtiger sein: Ältere Menschen reagieren nämlich oft empfindlicher auf Medikamente. Übrigens ist eine medikamentöse Therapie auch dann angesagt, wenn nur der obere, also systolische Wert erhöht ist. Ab dem 65. Lebensjahr hat etwa jeder zweite eine solche isolierte systolische Hypertonie. Mehr zur Therapie mit Medikamenten ab S. 53.
Mein Arzt hat mir gleich zwei Wirkstoffe verschrieben. Muss das sein?
Die Autoren der aktuellen europäischen und deutschen Leitlinien empfehlen tatsächlich, bevorzugt gleich zu Beginn einer Hypertonie-Behandlung zwei Blutdrucksenker einzusetzen. Der Vorteil dieser Kombitherapie: Die unterschiedlichen Wirkmechanismen der verschiedenen Medikamente ergänzen sich gegenseitig, sodass die Dosis beider Mittel niedriger gehalten werden kann. In einer Beobachtungsstudie mit 100 000 Bluthochdruckpatienten zeigte sich, dass sich der Blutdruck mit einer Kombination zweier Mittel besser senken ließ als mit nur einem Medikament. Der Blutdruck war noch besser eingestellt, wenn die Patienten eine „Kombi-Pille“ bekommen haben: Das heißt, in einer Tablette sind zwei Blutdrucksenker enthalten. In manchen Fällen kann es allerdings auch sinnvoll sein, mit nur einem Wirkstoff zu beginnen. Besprechen Sie das mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt. Mehr zu Medikamenten ab S. 53.
Gibt es eine spezielle Ernährung für Bluthochdruck-Patienten?
Ja, die gibt es! Nämlich die sogenannte DASH-Diät. DASH steht dabei für Diatary Approaches to Stop Hypertension, also Diättipps, um den Bluthochdruck zu stoppen beziehungsweise zu senken. Glücklicherweise ist DASH keine Diät im engeren Sinne. Sie dürfen schlemmen wie die Menschen in den Mittelmeerländern: Viel frisches Obst und Gemüse, Fisch und pflanzliche Fette. Dazu Vollkornprodukte, fettarme Milchprodukte, Nüsse und Geflügel, dafür weniger anderes Fleisch und tierische Fette. Kombiniert mit einer Salzreduktion, ist diese gesunde Kost besonders blutdrucksenkend, wie Studien zeigen, und das oft bereits nach wenigen Wochen. Die Rezepte in diesem Buch lehnen sich an die DASH-Diät an, mehr dazu im Kapitel „Die angepasste Ernährung“ ab S. 75.
Bringt es denn wirklich was, sich salzärmer zu ernähren?
Ja, das bringt was! Der Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Bluthochdruck ist schon lange bekannt. Nicht mehr als fünf bis sechs Gramm Kochsalz am Tag sollten wir zu uns nehmen – das entspricht etwa einem Teelöffel. Doch die Bundesbürger konsumieren im Schnitt doppelt so viel. Wenn Sie um die Hälfte Salz reduzieren, sinken die systolischen Werte um etwa 3 bis 8 mmHg, die diastolischen um 1 bis 4 mmHg. Ältere Menschen, Menschen mit Übergewicht, mit einer Diabetes- oder Nierenerkrankung profitieren übrigens besonders von einer Salzrestriktion. Die Salzzufuhr beschränken – das gelingt am besten, wenn Sie selber kochen (Rezepte ab S. 82). Denn in Fertiggerichten und industriell bearbeiteten Lebensmitteln wie Wurst, Brot, Käse und Konserven ist besonders viel Salz versteckt. Auch wenn Sie auswärts essen gehen – das muss gar nicht der Imbiss sein –, sind die Speisen meistens sehr salzhaltig. Mehr zum Salz auf S. 35 und S. 76.
Mit Bluthochdruck gehöre ich zur Corona-Risikogruppe. Was muss ich beachten?
Die Ansteckung mit dem Coronavirus kann mit starken Belastungen für das Herz einhergehen. Deshalb bringen Sie Ihr Herz-Kreislauf-System in einen bestmöglichen Zustand. Nehmen Sie regelmäßig Ihre Medikamente ein, die Präparate können das Herz entlasten. Bewegen Sie sich ausreichend und ernähren Sie sich gesund. Melden Sie sich bei einem Verdacht auf eine Corona-Infektion frühzeitig bei Ihrem Hausarzt, um einen schweren Verlauf möglichst zu verhindern. Setzen Sie keinesfalls Ihre Blutdruck-Medikamente auf eigene Faust ab: Für den Verdacht, dass bestimmte Blutdrucksenker (siehe auch S. 65) zu einer schlechteren Prognose führen könnten, gibt es bisher keine Belege. Wenn Sie verunsichert sind, halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt.
Auch wenn man oft nichts davon merkt, Bluthochdruck ist lebensgefährlich. Der hohe Druck in den Adern schädigt auf Dauer lebenswichtige Organe. Das Gute: Kein anderes Volksleiden lässt sich so leicht erkennen und so gut behandeln wie Bluthochdruck.
Oft kommt es per Zufall heraus: Die Werte sind zu hoch! Viele Millionen Menschen haben einen zu hohen Blutdruck, ohne es zu wissen. Die Zahl liegt schätzungsweise bei 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland. Im Alter über 70 Jahre haben drei von vier Menschen einen Hochdruck. Nicht jeder, der davon weiß, nimmt die zu hohen Werte ausreichend ernst. Denn Bluthochdruck, in der Fachsprache Hypertonie genannt, tut nicht weh. Die Betroffenen haben meist keine Symptome (siehe S. 11), und so fehlt die Motivation, etwas gegen den Bluthochdruck zu tun.
Werden einmal erhöhte Blutdruckwerte gemessen, sollten die Betroffenen zusammen mit ihrem Arzt der Sache konsequent nachgehen. Denn „ein bisschen“ Bluthochdruck ist keine Banalität: Der hohe Druck schädigt auf Dauer sämtliche blutversorgenden Gefäße und damit lebenswichtige Organe (siehe S. 24). Die Hypertonie gilt als einer der größten Risikofaktoren für Schlaganfall und Herzinfarkt, für Herzschwäche, Nierenversagen und Gefäßschäden. Auf der anderen Seite lässt sich rund die Hälfte der Schlaganfälle und Herzinfarkte durch eine rechtzeitige Behandlung des Bluthochdrucks verhindern. Eine weitere gute Nachricht: Oft reicht es, gesünder zu leben, um erhöhte Werte in den Griff zu bekommen (siehe S. 41).
Der Blutdruck ist ein Wunderwerk des Körpers: Der Druck wird durch hochkomplexe Mechanismen reguliert und ist sehr anpassungsfähig.
Warum haben Giraffen einen wesentlich höheren Blutdruck als der Mensch? Richtig, weil ihr Hals so lang ist. Denn gegen die Schwerkraft muss das Herz das Blut nach oben pumpen. Ohne Druck könnte das Blut im Körper gar nicht zirkulieren und die Organe, das Gewebe und die Zellen mit lebenswichtigen Substanzen wie Sauerstoff versorgen und Abfallprodukte wie Kohlendioxid entsorgen.
Der Druck, mit dem das Blut durch die Adern fließt, ist aber nicht immer gleich, sondern passt sich den Erfordernissen des Alltags an: Fürs Treppensteigen zum Beispiel brauchen die Beinmuskeln mehr Blut – der Blutdruck steigt und die Durchblutung der Muskeln nimmt zu. Vor einer Prüfung sorgt ein hoher Blutdruck für ein Höchstmaß an Wachheit und Konzentration. Beim Schlafen dagegen sinkt er ab, um gegen Morgen in die Höhe zu klettern, und zwar schon bevor der Wecker klingelt. Bei Kälte ziehen sich die peripheren Blutgefäße zusammen, um den Blutfluss zu verringern und möglichst wenig Wärme über das Blut zu verlieren: Bei gleichbleibender Pumpleistung des Herzens steigt dann der Blutdruck. Bei Wärme kann er sinken, weil sich die Gefäße weiten, um mit dem Blut Wärme abzugeben. Schwankungen des Blutdrucks sind also ganz normal, die Schwingungsfähigkeit des Blutdrucks ist sogar lebenswichtig.
Der Bluthochdruck ist ein Wunderwerk des Körpers, das er auf zwei Wegen reguliert:
Zum einen durch die Pumpleistung des Herzens: Je mehr und je häufiger das Herz Blut in den Kreislauf pumpt, desto höher ist der Blutdruck.
Lassen Sie Ihren Blutdruck immer mal wieder beim Arzt überprüfen. Liegen Ihre Werte knapp unter dem Grenzwert von 140/90 mmHg (siehe S. 12), dann sollte der Blutdruck ein- bis zweimal jährlich gemessen werden. Bei einem kritischen Blutdruck ist es auch empfehlenswert, zu Hause regelmäßig zu messen (siehe S. 15).
Zum anderen durch die Weite der Arterien: Verengen sie sich, erhöht sich der Widerstand, gegen den das Herz das Blut durch die Adern pumpen muss.
Dahinter stehen komplizierte Regelkreise, die genauestens aufeinander abgestimmt sind: Neben dem Herzen und den Gefäßen sind das vegetative Nervensystem, Nieren und zahlreiche Hormone an der Regulation des Drucks beteiligt. Deshalb gibt es auch verschiedene Medikamentengruppen gegen Bluthochdruck (siehe ab S. 53), die an diesen verschiedenen Stellen ansetzen. Das vegetative Nervensystem (Betablocker, siehe S. 60) steuert die Pumpleistung des Herzens und die Weite der Gefäße. Es kann auch die Nebennieren dazu bringen, die Hormone Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten (Antisympathotonika, siehe S. 68), die ebenfalls auf Herz und Gefäße wirken.
Die Nieren sind am Blutdruck beteiligt, indem sie Salz und Wasser ausscheiden (Diuretika, siehe S. 58) – der Blutdruck sinkt – oder zurückhalten, sodass der Blutdruck steigt. Außerdem bilden die Nieren das Hormon Renin, unter dessen Einfluss das Hormon Angiotensin entsteht (ACE-Hemmer und Sartane, siehe S. 63 und S. 64). Die Arterien können sich direkt und lokal weiter und enger stellen, wenn Zellen plötzlich mehr oder weniger Blut benötigen (Kalziumantagonisten, siehe S. 61, und gefäßerweiternde Mittel, siehe S. 67).
Checkliste
Mögliche Warnzeichen
Folgende Symptome können mit einem Bluthochdruck zusammenhängen. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt:
Kopfschmerzen
Klopfen an den Schläfen
Müdigkeit
Schwindel
Nasenbluten
Ohrensausen
Luftnot bei Belastung
Manche fühlen sich unwohl, zum Beispiel unangenehm nervös.
Bei den meisten Hochdruckkranken fehlen jedoch all diese Symptome!
Mehr Informationen rund um die Herzgesundheit finden Sie im Internet bei der Deutschen Hochdruckliga e.V. (DHL) unter www.hochdruckliga.de und bei der Deutschen Herzstiftung unter www.herzstiftung.de.
Die Diagnose Bluthochdruck trifft dann zu, wenn der Druck über mehrere Wochen auf hohem Niveau liegt oder immer wieder stark erhöhte Werte auftreten.
Die Maßeinheit für den Blutdruck ist mmHg, eine Abkürzung für „Millimeter Quecksilbersäule“. Denn bei älteren Messgeräten wird der Druck anhand der Höhe einer Quecksilbersäule in einem Glasröhrchen abgelesen. 150 mmHg bedeutet also, dass der Blutdruck so stark ist, dass er eine Quecksilbersäule (chemisches Kürzel: Hg) in einem Glasrohr mit einer festgelegten Dicke 150 Millimeter hochtreiben kann. Der Druck wird immer mit zwei Werten angegeben:
Der obere Wert ist der systolische Blutdruck: Dieser Wert steht als Erstes und ist immer der höhere. Er wird gemessen, wenn sich das Herz zusammenzieht und Blut in die Arterien presst.
Der untere Wert ist der diastolische Blutdruck: Dieser Wert ist immer niedriger, weil er in dem Moment gemessen wird, in dem der Herzmuskel erschlafft und sich wieder mit Blut füllt. Der Druck in den Arterien geht zurück.
Vor vielen Jahren galt für einen Bluthochdruck die Faustformel „100 mmHg plus Lebensalter”, um den oberen Grenzwert zu errechnen. Doch für eine 60-jährige Frau oder einen 60-jährigen Mann ist ein systolischer Blutdruck von 160 entschieden zu hoch und sehr gefährlich.
Als Schwelle zum Bluthochdruck gilt daher in Deutschland – auch nach den neuen europäischen Leitlinien von 2018 – der Wert 140/90 mmHg, und das gemessen in der Arztpraxis. Denn jenseits dieser Grenze steigt das Risiko für Organschäden deutlich an. Und das kann durch Behandlung verhindert werden.
Wenn Sie den Blutdruck zu Hause messen, liegt der Grenzwert niedriger (siehe S. 15), nämlich bei 135/85 mmHg. Diese Grenze gilt auch für den Tagesmittelwert bei der 24-Stunden-Messung, die ja ebenfalls im häuslichen Bereich erfolgt.
Bei älteren Menschen ab dem 65. Lebensjahr kommt es häufig vor, dass nur der obere Wert über dem Grenzwert liegt. Diese isolierte systolische Hypertonie (ISH) wird durch eine altersbedingte Arteriosklerose (siehe S. 24) der Hauptschlagader und großen Arterien verursacht. Die isolierte systolische Hypertonie ist unbehandelt ebenso gefährlich wie der „normale“ Bluthochdruck.
Die Grenze ist fließend
Schon ab einem Blutdruck von 120/80 mmHg steigt langsam die Gefahr, an Herz, Hirn oder Nieren zu erkranken. Für Menschen mit Begleiterkrankungen, wie einer Koronaren Herzerkrankung oder einer Nierenerkrankung (siehe S. 30), kann es deshalb sinnvoll sein, schon ab Werten von 130/80 eine vorsichtige Behandlung mit Medikamenten zu beginnen. In den USA haben die kardiologischen Fachgesellschaften den offiziellen Grenzwert sogar für alle Menschen auf 130/80 mmHg herabgesetzt. Experten in Deutschland dagegen sprechen bei Werten zwischen 130/85 und 140/90 mmHg von „noch normalem” oder „hochnormalem” Blutdruck (siehe Tabelle S. 14). Das bedeutet für Sie: Auch wenn Ihre Werte noch unter dem offiziellen deutschen Grenzwert liegen, aber „hochnormal“ sind, sollten Sie sich zu einem blutdrucksenkenden Lebensstil entschließen (siehe S. 41).
Wenn bei Ihnen einmal zu hohe Werte gemessen wurden, heißt das aber noch nicht, dass auf Sie die Diagnose Bluthochdruck zutrifft. Denn ein einzelner Wert ist nur eine Momentaufnahme. Sie sollten in diesem Fall den Blutdruck beim Arzt oder in der Apotheke mehrmals kontrollieren lassen und auch zu Hause selber regelmäßig messen (siehe ab S. 15). Bei der ersten Messung sollte die Ärztin den Blutdruck an beiden Armen erfassen, zukünftig wird immer am Arm mit den höheren Werten gemessen. Der Blutdruck ist zu hoch, wenn bei der ärztlichen Messung mehrmals Blutdruckwerte von 140/90 mmHg oder darüber festgestellt wurden. Messungen sollten an verschiedenen Tagen und möglichst zu verschiedenen Tageszeiten erfolgen.
Der Arzt entscheidet, ob eine 24-Stunden-Blutdruckmessung erforderlich ist. Eine solche Langzeitmessung (auch ABDM genannt: Ambulante Blut-Druck-Messung) bildet die Schwankungen Ihres Blutdrucks (siehe S. 10) am verlässlichsten ab. Denn Sie tragen dabei einen ganzen Tag und eine Nacht lang ein Blutdruckmessgerät am Körper, das automatisch in regelmäßigen Abständen den Blutdruck misst. Das Gerät ist normalerweise so eingestellt, dass es den Blutdruck in 15–30-minutigen Abständen aufzeichnet.
Blutdruck bewertet
|
systolisch |
diastolisch |
normaler Blutdruck |
||
optimal |
< 120 |
< 80 |
normal |
120 – 129 |
80 – 84 |
hochnormal |
130 – 139 |
85 – 89 |
Hochdruck |
||
leicht (Grad 1) |
140 – 159 |
90 – 99 |
mittel (Grad 2) |
160 – 179 |
100 – 109 |
schwer (Grad 3) |
> 179 |
>109 |
isolierte systolische Hypertonie |
> = 140 |
< 90 |
Es ist besonders aufschlussreich, wie sich der Blutdruck während des Schlafens in der Nacht verhält. Sinkt er nicht, was er normalerweise tun sollte, oder steigt er sogar über die Tageswerte an, kann das ein Hinweis auf einen sekundären Blutdruck sein – also ein Bluthochdruck, der durch andere Krankheiten ausgelöst wurde (siehe S. 38). Auch bereits eingetretene Organschäden an Gehirn, Herz oder Nieren oder auch Schnarchen mit Atemaussetzern (Schlafapnoe, siehe S. 39) verhindern, dass der Blutdruck nachts fällt. Die Langzeitmessung dient auch dazu, einen sogenannten Weißkittel-Hochdruck auszuschließen.
Es ist einem nicht bewusst, aber oft ist man in der Arztpraxis ein bisschen aufgeregt oder angespannt. Das kann den Blutdruck in die Höhe treiben. Bei etwa zwei von zehn Patienten werden solche erhöhten Werte beim Arzt gemessen – während die Werte zu Hause normal ausfallen. Dies kann eine Warnung sein: Bei einem Teil der Menschen, die diesen „Weißkittel-Hochdruck“ zeigen, entwickelt sich mit der Zeit ein richtiger Bluthochdruck. Deshalb sollten Sie in diesen Fällen den Blutdruck im Auge behalten und ein- bis zweimal im Jahr kontrollieren.
Das umgekehrte Phänomen kommt übrigens ebenfalls vor, maskierte Hypertonie genannt: Die Werte sind nur in der Arztpraxis auf normalem Niveau, ansonsten sind sie deutlich erhöht. Vielleicht deshalb, weil die Anwesenheit der Ärztin oder des Arztes beruhigend wirkt, weil man in der Praxis eine kleine Auszeit vom (Arbeits-)Alltag und dem Stress nimmt. Beiden Effekten kann man durch eine Langzeitmessung auf die Spur kommen.
Die Selbstmessung zu Hause ist Dreh- und Angelpunkt bei Diagnose und Therapie des Bluthochdrucks. Auf einiges müssen Sie dabei aber achten.
Blutdruck messen ist einfach, preiswert und tut nicht weh: Jeder kann es zu Hause selber machen. Die Selbstmessung kann dabei helfen, einen Verdacht auf Bluthochdruck zu erhärten oder auszuschließen. Nehmen Sie bereits Medikamente gegen die Hypertonie, können Sie mit der Selbstmessung überprüfen, ob Ihr Blutdruck gut eingestellt ist. Sie können außerdem besser verfolgen, was Ihre sonstigen Bemühungen bringen, wie etwa eine salzarme, vollwertige Ernährung (siehe ab S. 73) oder Ihr Bewegungsprogramm (siehe S. 45). Weil die Werte in der Arztpraxis oft etwas höher liegen als zu Hause, liegt für die Selbstmessung die Schwelle zu Bluthochdruck nicht bei 140/90 mmHg, sondern etwas niedriger, nämlich bei 135/85 mmHg.
Der Erfinder der heutigen Blutdruckmessung, der italienische Arzt Scipione Riva-Rocci, hat sich einen Fahrradschlauch um den Oberarm gebunden und ihn aufgepumpt, um den Blutdruck zu messen. Die Manschette mit Klettverschluss der modernen Geräte ist da schon wesentlich komfortabler.
Diese Manschette gehört zu jedem Gerät und wird beim Messen so weit aufgepumpt, dass sie die Arterie abklemmt und kein Blut mehr durchfließt. Anschließend lässt man die Luft langsam aus der Manschette entweichen. Wenn das Blut wieder anfängt zu strömen, ist der Druck der Manschette unter den systolischen Druck gesunken und man kann den Puls wieder tasten.
Zunächst fließt es nur stoßweise, was Geräusche erzeugt, die die Ärztin mit einem Stethoskop hören kann (auskultatorische Messung). Lässt man den Druck in der Manschette weiter ab, fällt er schließlich auf den diastolischen Druck (siehe S. 12). Das Blut kann jetzt ungehindert strömen und die Geräusche verschwinden.
Bei den meisten Geräten, die Sie in der Apotheke, im Sanitätshaus, im Supermarkt oder im Internet kaufen können, wird die Messung automatisch auf Knopfdruck gesteuert. Diese Geräte registrieren meist nicht mehr die Strömungsgeräusche, sondern die kleinen Schwingungen (Oszillationen) zwischen systolischem und diastolischem Druck, die das Blut beim Durchfließen an der Gefäßwand auslöst (oszillometrische Messung).
Checkliste
In Ruhe richtig messen
Vor dem Messen:
Nicht rauchen, keinen Alkohol oder Kaffee zu sich nehmen.
Setzen Sie sich zum Messen bequem hin und stellen Sie die Beine nebeneinander.
Messen Sie erst nach mindestens fünf Minuten Ruhepause.
Beim Messen:
Immer am selben Arm messen.
Führen Sie keine Unterhaltung beim Messen, essen Sie nicht, sehen Sie nicht fern, bewegen Sie sich nicht.
Enge Ärmel nicht hochkrempeln, das kann zum Blutstau führen. Besser Pulli oder Hemd gleich ausziehen.
Handgelenkgeräte: Beim Messen immer in Herzhöhe halten.
Oberarmgeräte: Unteren Rand der Manschette zwei Finger breit oberhalb der Ellenbeuge positionieren, der aufblasbare Teil sollte sich an der Innenseite des Oberarms befinden. Nicht zu stramm ziehen, Sie sollten noch einen Finger unter die verschlossene Manschette schieben können.
Wiederholen Sie die Messung nach ein bis zwei Minuten noch einmal. Diese oft niedrigeren Ergebnisse sollten Sie nehmen.
Nach dem Messen:
Notieren Sie die Ergebnisse (manche Geräte speichern sie auch), um sie vergleichen und mit Ihrem Arzt besprechen zu können. Dafür eignet sich ein Blutdruckpass, den Sie bei der Krankenkasse oder in der Apotheke bekommen.
Wie oft und wann?
Messen Sie möglichst immer zur selben Zeit, ideal ist morgens vor dem Essen und vor der Medikamenteneinnahme. Zusätzlich kann noch einmal vor dem Abendessen gemessen werden, vor allem zu Beginn einer medikamentösen Blutdruckeinstellung.
Messen Sie anfangs täglich, bei stabilen und normalen Werten genügt es, einmal die Woche, möglichst an einem normalen Arbeitstag, morgens und abends zu messen.
Nicht bei Herzrhythmusstörungen
Bei Herzrhythmusstörungen sind Messautomaten häufig ungeeignet und zeigen „Fehler“ oder „Error“ an. Es gibt aber auch Geräte, die unregelmäßige Herzschläge oder Vorhofflimmern (siehe S. 28) erkennen können. Klären Sie Hinweise auf Herzrhythmusstörungen bei Ihrem Arzt ab. Bei Vorhofflimmern können mehrfache Messungen mit Stethoskop und anschließende Berechnung der Durchschnittswerte notwendig sein.
Man unterscheidet Geräte, die am Handgelenk angelegt werden, von Geräten für den Oberarm.
Vorteil beim Messen am Oberarm: Die Manschette befindet sich automatisch in Herzhöhe.
Vorteil bei den kompakten Handgelenkgeräten: Sie sind besonders bequem anzuwenden. Allerdings müssen Sie darauf achten, dass Sie es in Herzhöhe halten – sonst sind die gemessenen Werte eher zu hoch (bei Geräteposition unterhalb des Herzens) oder zu niedrig (oberhalb des Herzens). Das gelingt, indem Sie zum Beispiel die Hand des Messarmes auf die gegenüberliegende Schulter legen. Oder Sie deponieren ein Kissen auf dem Tisch.