Copyright © der deutschen Ausgabe: Junfermann Verlag, Paderborn 2019

Copyright © der Originalausgabe: „Communicare con empatia“: Edizioni Esserci 2011

Via Silvano Caleri, 14, 42100 Reggio Emilia, Italia

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Übersetzung: Petra Quast

Coverfoto: © Karina Braduliene – iStock

Covergestaltung / Reihenentwurf: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Satz, Layout & Digitalisierung: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2019

ISBN der Printausgabe: 978-3-95571-768-1

ISBN dieses E-Books: 978-3-95571-863-3 (EPUB), 978-3-95571-865-7 (PDF), 978-3-95571-864-0 (MOBI).

6. Empathisch zuhören

Ich möchte dir

Empathie schenken

und mich

von den Vorurteilen befreien,

die meine Sicht einschränken.

Es hat mich einige Zeit gekostet,

aber endlich habe ich erkannt,

wie sehr ich in der Gegenwart fehle,

weil meine Augen

vernebelt sind von der Vergangenheit.

Wenn ich mir etwas mehr Zeit nehme,

bevor ich antworte,

befreie ich mich von den Projektionen,

die meinen Blick entmenschlichen.

 

Wenn wir den Austausch von Ressourcen fördern und Konflikte auf gewaltfreie Weise lösen möchten, müssen wir auch in der Lage sein, von unserem Gegenüber Auskunft über diese vier Punkte einzuholen:

Ich kommuniziere gerne mit Menschen, die darin geübt sind und das nötige Vertrauen haben, diese vier Punkte auszudrücken. Doch oft treffe ich auf Menschen, denen es an Übung fehlt und an dem Zutrauen, die gefragten Informationen beizusteuern.

Diesen Begegnungen mit anderen Menschen verdanke ich es, dass ich zwei Wege gefunden habe, an die vier Informationen zu kommen:

  1. Ich sage zuerst, welche Gefühle mich dazu bewegen, meine Bitte vorzubringen. Wenn mir zum Beispiel jemand sagt: „Du bist kühl und distanziert“, könnte ich antworten: „Ich bin beunruhigt, weil mir nicht klar ist, was genau ich tue, dass du auf diese Weise wahrnimmst. Wärst du bereit, es mir zu sagen?“

    Ich habe nämlich folgende Erfahrung gemacht: Wenn ich Fragen wie: „Wovon sprichst du?“ oder: „Was habe ich getan / nicht getan?“ stelle, interpretiert mein Gesprächspartner in der Regel meine Gründe dafür falsch und vermutet bei mir eine Abwehrhaltung oder einen Versuch, ihn ins Kreuzverhör zu nehmen.

  2. Ich wiederhole, was mir gesagt wurde, sodass mein Gesprächspartner überprüfen kann, ob ich es richtig verstanden habe. Auf diese Weise zeige ich ihm, wie ich seine Botschaft interpretiert habe, und gebe ihm, wenn nötig, die Möglichkeit, mich zu korrigieren.

    Eine solche Wiederholung des Gesagten könnte ich folgendermaßen einleiten:

    „Reagierst du auf …?“ oder „Fühlst du dich …, weil du …?“ oder auch: „Möchtest du, dass ich…?“.

    In welchen Situationen würde ich mich entscheiden, meinem Gesprächspartner zu wiederholen, was er mir soeben gesagt hat? Hierzu einige Beispiele:

  1. Mein Gesprächspartner signalisiert mir indirekt, dass er das Bedürfnis nach Bestätigung hat, ob seine Botschaft korrekt empfangen wurde. Solche indirekten Signale werden häufig so geäußert: „Ist das klar?“ Oder: „Verstehst du, was ich sagen will?“
  2. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Beobachtungen, Gefühle oder Bedürfnisse des anderen exakt erfasst habe, und will das überprüfen, bevor ich reagiere.
  3. Ich erinnere mich daran, dass ich kürzlich selbst ein ähnliches Thema zur Sprache gebracht habe und an mein Bedürfnis, meine Gefühle widergespiegelt zu bekommen. Ich weiß, wie verletzlich ich mich fühle, wenn ich mich jemandem anvertraue, und es beruhigt mich, wenn mir wiederholt wird, was ich gesagt habe.

Wenn jemand mir etwas Intimes mitteilt, würde ich aufgrund dieses letzten Punktes dazu tendieren, ihm das, was ich gehört habe, zu wiederholen. Auch dann, wenn er mir keine spezifischen Hinweise darauf gibt, dass er das möchte, und ich mir ziemlich sicher bin, ihn richtig verstanden zu haben.

Übung Nr. 5

In der folgenden Übung finden Sie jeweils eine Aussage und deren Wiederholung. Sie können für sich überprüfen, ob die verwendete Wiederholung es Ihnen leichter macht, an Informationen über die vier Punkte zu kommen. Kreuzen Sie die Sätze an, die Situationen ausdrücken, bei denen „B“ auf eine Weise antwortet, die dem entspricht, was ich beschrieben habe. Danach können Sie ihre Antworten mit meinen vergleichen.

  1. A: Meiner Meinung nach ist der DISCOUNT der beste Supermarkt in dieser Stadt.

    B: Das ist lächerlich, die Preise von Koger sind niedriger.

  2. A: Ich denke, du machst einen Fehler, wenn du dein Auto verkaufst.

    B (fühlt sich sicher, A verstanden zu haben, und ist sich außerdem sicher, dass A das klar ist): Wenn du das sagst, fühle ich mich genervt, weil ich das ganz anders sehe.

  3. A: Ich bin der Meinung, dass die Werbeunterbrechungen im Fernsehen den Filmen schaden.

    B: Willst du damit sagen, du glaubst, die Filme verlieren ihre Wirkung, wenn die Werbung die Handlung unterbricht?

  4. A: Mir scheint, du verbringst eine unglaubliche Zeit mit Lernen.

    B: Denkst du, ich sollte mehr Zeit mit Lernen verbringen?

  5. A: Ich denke, Laurence Olivier hat seine beste Leistung erbracht, als er Hamlet spielte.

    B: Meinst du, du bist für so ein Urteil kompetent?

  6. A: Du bist der egoistischste Mensch, dem ich je begegnet bin.

    B: Warum sagst du das?

  7. A: Du bist zu großzügig.

    B: Sprichst du von den Dimensionen meines Geschenks an Dorothea?

  8. A: Das war dumm von dir.

    B: Bist du genervt, weil du denkst, ich hätte wissen müssen, wie man dieses Wort schreibt?

  9. A: Ich bin enttäuscht, weil du über die Feiertage nicht nach Hause kommst.

    B: Bedeutet das, du bist enttäuscht, weil ich dir gesagt habe, dass ich über die Feiertage nicht nach Hause komme?

  10. A: Ich werde müde, wenn du so lange Geschichten erzählst.

    B: Langweilst du dich, weil meine Ausführungen zu lang sind?

  11. A: Du bist nicht sehr liebevoll.

    B: Willst du sagen, du wünschst dir, ich wäre liebevoller?

  12. A: Du bist zu dick.

    B: Meinst du damit, ich sollte abnehmen?

  13. A: Ich wünsche mir, dass du gewissenhafter bist und deine Arbeit pünktlich beginnst.

    B: Du meinst, du möchtest, dass ich dir sage, ob ich damit einverstanden bin, meine Arbeit pünktlich zu beginnen?

  14. A: Ich bin überglücklich, um diese Reise herumgekommen zu sein.

    B: Du meinst, du bist froh, nicht zu verreisen? Ich würde sogar zweimal hinfahren, nicht nur einmal.

Meine Antworten zu Übung Nr. 5: