Zum Inhalt dieses Buches: Banale Liebesgeschichten verspricht genau das, was der Titel ankündigt: es handelt sich um eine Ansammlung vollkommen trivialer Kurzgeschichten über jugendliche Liebe. Eine blumige Sprache, dazu eine durch und durch düstere Atmosphäre, Kitsch und Klischee, aber dennoch liebenswert. Wer diese Sammlung von Geschichten anfasst, weil er knochentrockene Literatur erwartet – legt sie wieder weg! Diese Geschichten sind für Träumerinnen, junge Erwachsene, Mädchen, die noch Mädchen sind und sich nicht etwa für heimliche Schwärmereien und das Schmökern von Schnulzen schämen. Schnulzen gehören zum Erwachsenwerden dazu.
Diese Kurzgeschichten entstanden zu einer Zeit, als ich selbst noch mehr ein Mädchen war als eine Frau. Es war eine äußerst prägende Zeit für mich, weshalb ich es nicht übers Herz bringe, diese Zeugnisse meines eigenen Träumens im Schrank verstauben zu lassen. Junge Frauen und Mädchen, die eine Schwäche für düstere Romantik haben, werden die Geschichten lieben. Jungs sollten lieber die Finger davonlassen. Frohes Lesen und schaurig schönes Träumen!
Über die Autorin: Alexandra Schmidt wurde 1990 geboren und studierte Geisteswissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal. Heute schreibt sie Geschichten über die Tücken des Schicksals und die knifflige Frage nach den Kriterien von Gut und Böse.
Außerdem erschienen:
Ira – Zorn des Taaffeits (Die Betonys, Bd. I)
Gula – Gierige Flammen (Die Betonys, Bd. II)
Superbia – Erbe des Hochmuts (Die Betonys, Bd. III)
Flanders Fluch
© 2019 Alexandra Schmidt
Banale Liebesgeschichten
Kurzgeschichten
BoD – Books on Demand
www.as-literatur.de
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand, Norderstedt
ISBN: 9783749430833
Für alle jungen Frauen,
die sich das Träumen noch erlauben.
Mit dem bloßen Auge konnte man sie nicht sehen.
Zumindest nicht, bis man direkt vor ihnen stand. Sie lagen so tief im Tal und wurden vom Blätterdach bedeckt, dass Spaziergänger auf den Höhen zumeist daran vorbeiliefen, ohne sie zu sehen. Nur, wenn dann und wann ein Zug daher rollte, wurde man an den kleinen Bahnübergang dort unten erinnert. Anders verhielt es sich im Winter, wenn die Bäume keine Blätter mehr trugen. Dann waren die Schienen auch von den Hügeln aus zu sehen.
Die nächste Bahnstation, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung, war von jenem Punkt aus etwa drei Kilometer entfernt. Und es fuhr nur eine einzige Linie dort her. Verband zwei kleine Orte miteinander, die zwar behaglich waren, jedoch ziemlich in der Einöde lagen.
Er kannte diese Strecke.
Schon als Junge war er oft auf diesen sträflich ungesicherten Gleisen entlangbalanciert und hatte mit seinen Freunden Mutproben bestritten.
Nun würde er auf genau diesen Gleisen sterben. Dort, wo es einst angefangen hatte, sollte es nun auch enden.
Es war gut so.
Er hatte sich alles wohl überlegt. Zwar hatte er als Kind immer geglaubt, er würde über hundert Jahre alt werden; nun aber würde er nicht einmal das dreißigste Lebensjahr überschreiten. Doch das spielte ja gar keine Rolle mehr.
Ihm war alles entglitten. Damals schon. Als sein Freund bei einer dieser verfluchten Mutproben ums Leben gekommen war. Von da an war ihm nichts mehr geglückt. Obgleich er einen guten Schulabschluss gemacht und danach eine solide Ausbildung bei einer Krankenkasse abgeschlossen hatte, war er einfach nie mehr ganz glücklich gewesen. Seine Beziehungen scheiterten. Er musste mehrmals die Filiale wechseln, da es am Ende immer zu Komplikationen mit den Kollegen gekommen war. Einmal hatte er seinem Vorgesetzten eine runtergehauen. Es gab immerzu Unstimmigkeiten im Familienkreis. Am Ende verstand ihn nicht einmal mehr seine Schwester. Er verstand sich ja selbst kaum.
Bei der Arbeit hatten sie ihn heute früh entlassen. Zu forsch ginge er mit den Kunden um. Zu ungnädig. Nahezu polemisch. Dazu sein bedrohliches Auftreten. Die langen Haare, einst immer noch zu einem Pferdeschwanz gebunden, hatte er nun vermehrt offen getragen. Sich immer weniger rasiert. Diese Zehntagebärte seien unangebracht, an einem Arbeitsplatz, wo gepflegtes Äußeres das A und O war. Vorgestern hatte ihn seine Verlobte abserviert. Wahrscheinlich war es ein anderer Kerl. Das hatte sie nicht gesagt. Aber so etwas vermutete er schon sehr lange. Im Grunde war es von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Sein Antrag war nur der klägliche Versuch gewesen, etwas auf die Beine zu stellen, das ihm keiner nehmen konnte.
Schlichtweg stand einfach fest, dass aus seinem Leben nichts werden würde. Das wusste er. Es muss auch Verlierer geben. Und zu denen gehörte er scheinbar.
Nun stand er also dort. Noch immer in seinem schwarzen Anzug, den er bei der Arbeit getragen hatte. Oder vielmehr, als er zur Arbeit gegangen und ohne wieder zurückgekommen war. Er hatte mit seiner Schwester telefoniert. So könne es nicht weitergehen, hatte sie gesagt. Mama mache sich ernsthafte Sorgen um ihn.
Es war wirklich besser so. Wer ist schon gerne eine Last für andere? Und für sich selbst. Er hatte es ernsthaft versucht.
Die Luft war kalt und angenehm. Nicht unbedingt tröstend. Anspornend. Oder doch betäubend? Die kahlen Äste über ihm rauschten laut im Wind. Dieser erfasste seine dunklen Haare und zerzauste sie. Das Jahr hatte erst vor wenigen Wochen begonnen. Und würde für ihn schon zu Ende gehen. Er stand schon eine ganze Weile an dem Gleis und wartete. Die einzige Linie, die hierherfuhr, würde nur noch ein einziges Mal heute Abend fahren.
Es war nur fair so.
Da es schon dunkel war, würden der Zugführer und die wenigen Fahrgäste nicht viel von dem Gemetzel sehen. Kinder gehörten schon längst ins Bett. Es würde keine zu großen Traumata geben. Und er selbst hatte endlich Ruhe. Würde nicht mehr von Alpträumen heimgesucht werden. Falls es eine Ewigkeit gab, würde er sich dort bei Bernd entschuldigen. Dafür, dass er ihm die Mutprobe damals auferlegte. Ihn in den Tod trieb. Wo er doch wusste, dass Bernd sich immer vor den Gleisen gefürchtet hatte. Vielleicht konnte Bernd ihm vergeben. Vielleicht auch nicht.
Er schaute auf seine Armbanduhr. Zwanzig Minuten hatte er noch. Der Zug fuhr nur stündlich. Und heute zum letzten Mal. Ziemlich entspannt schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Inhalierte. Trat zwischen die Schienen und ließ sich nieder. Blieb dort sitzen. Rauchte. Dachte an nichts. So weit war die Straße gar nicht entfernt. Man konnte sie bis hierhin hören. Nur zu sehen war sie nicht. Lediglich ein paar Laternen, die gute zweihundert Meter von ihm entfernt ansprangen. Es würde eine klare Nacht werden. Sterne standen bereits am dunkelrosafarbenen Himmel. Aber kein Mond.
»Was machen Sie denn da?«
Die Stimme kam von rechts und war weiblich. Genervt verdrehte er die Augen. Nicht einmal sterben konnte man in Ruhe! Er hob den Kopf und sah eine junge Frau, etwa drei Schritte von sich entfernt. Sie trug einen engen, schwarzen Strickmantel am Körper und eine ebenso schwarze Mütze auf dem Kopf, die dunkles Haar verbarg. Deshalb hatte er sie in der Dämmerung auch nicht kommen sehen.
»Ich sitze hier«, antwortete er kühl und sah sie mit einem Blick an, der sagen sollte: Verzieh dich!
»Da sehe ich«, gab sie zurück. »Ist es nicht etwas gefährlich, dort zu sitzen? Auf Eisenbahnschienen? Ich meine, es könnte doch jeden Augenblick ein Zug kommen.«
»Es kommt nur noch einer. In genau fünfzehn Minuten.«
Er nickte nach Westen, als wäre dort das Licht des Tunnels zu erwarten. Die junge Frau trat näher. Ihre Haut war sehr weiß und die Lippen rot. Fast hätte er gelacht bei dem Gedanken, Gott könne ihm gerade einen Engel vorbeigesandt haben. Sie musste etwas älter als zwanzig sein.
»Es ist beruhigend, dass Sie das wissen. Aber wollen Sie hier etwa sitzenbleiben, bis er kommt?«
»Ja, das will ich!«
»Wozu? Ist das eine Art Mutprobe?«
Bei dem Wort zuckte er zusammen. Warum musste das Luder ausgerechnet jetzt hier erscheinen? Und wieso musste es das böse Wort nennen?
»Hör mal, ich habe keinen Nerv auf dich!«, ranzte er sie an und zeigte in die Richtung, wo die Straße irgendwann anfing. »Mach, dass du wegkommst!«
Das Mädchen verzog das Gesicht. Drehte sich um und entfernte sich ein paar Schritte. Gerade wollte er zufrieden aufatmen, da machte es auch schon kehrt und kam zurück. Ärgerlich knurrte er.
»Sagen Sie,«, meinte sie, mit einem Male ganz aufgeregt. »Sie wollen sich doch nicht etwa umbringen?«
Unwillkürlich musste er schmunzeln. »Doch, genau das will ich«, sagte er und lächelte dabei, als sei es das Normalste der Welt. »Bist du jetzt zufrieden? Dann hau endlich ab! Und komm bloß nicht auf die Idee, die Bullen zu rufen, hörst du! Sterben ist ein Grundrecht und wehe, du versaust es mir!«
Das ohnehin blasse Gesicht wurde plötzlich noch weißer und die großen Augen begannen zu schimmern. Sie würde doch nicht etwa anfangen zu heulen? Das fehlte ihm gerade noch!
»Aber …« Sie suchte sichtlich nach Worten. »Wieso wollen Sie sich denn umbringen?«
Was für eine Frage!
»Weil ich nicht mehr leben möchte«, antwortete er trocken.
Wieder zog sie ein Gesicht, legte die Stirn in Falten. Die Hände steckten in den Manteltaschen, nun holte sie eine heraus und deutete in die Richtung, aus der der Zug kommen würde.
»Aber wieso bringen Sie sich denn auf eine solch grauenhafte Weise um? Ich meine … Denken Sie doch nur an den Zuführer. Der muss sein Leben lang damit klarkommen, dass er einen Menschen überfahren hat. Und auch die anderen Fahrgäste. Vielleicht sind Kinder unter ihnen. Wenn die so etwas sehen müssen …«
»Es wird gleich ganz dunkel sein. Wer mich nicht gerade zusammensuchen muss, wird nicht viel von mir sehen.«
»Ja, aber …«
»Du nervst! Geh endlich weg! Und nochmal: Schick mir hier niemanden hin, der mich retten soll! Ich habe noch zwölf Minuten und die will ich mit Rauchen verbringen. Und dem Wind. Den kann ich aber nur hören, wenn du nicht dazwischenredest. Also geh endlich! Bitte!«
Es erstaunte ihn schon gar nicht mehr, dass sie nicht auf seine Aufforderung hörte. Mittlerweile wirkte sie richtig verzweifelt. Kam näher. Sie hatte ein hübsches Gesicht. Große, wache Augen, die in der Dämmerung leuchteten.
»Sie können doch nicht von mir erwarten, dass ich jetzt einfach tatenlos nach Hause gehe!«
»Du musst ja nicht nach Hause gehen«, grunzte er. »Setz dich ins Kino und schau dir etwas an. Wenn du wieder rauskommst, ist alles schon vorbei.«
»Sie sind herzlos!«
»Bitte?« Er musste lachen. Was stimmte nicht mit dem Mädchen? »Weil ich mich umbringen möchte?«
Inzwischen war sie so nahe, dass sie mit den Stiefeln beinahe seine berührte.
»Was machst du eigentlich hier?«, wollte er wissen. »Es ist schon dunkel und dieser Ort ist nicht gerade der Sicherste für eine junge Frau, will ich meinen.«
»Ich gehe gern abends spazieren. Da trifft man nicht so viele Leute.«
Das verstand er. Hatte er früher auch gern gemacht. Früher. Dabei war früher noch gestern.
»Überlegen Sie es sich doch noch einmal«, bat sie eindringlich und ihre Stimme wurde weinerlich, was ihn tierisch aufregte. »Schlafen Sie eine Nacht drüber. Morgen sieht alles wieder anders aus. Solch eine Entscheidung ist der Kummer doch sicher nicht wert. Kommen Sie! Ich trinke auch einen mit Ihnen.«
Jetzt musste er wirklich lachen. Was verstand sie denn nicht? Es ging nicht etwa um die Frage, ob er hier draußen schlafen, sondern darum, dass er in zehn Minuten tot sein wollte. Möglichst einigermaßen schmerzfrei. Und vorher noch eine Zigarette, bitteschön!
»Du bist doch nicht normal«, sagte er.
»Das sagt der Richtige!«
Er schnippte die aufgerauchte Zigarette weg. »Ich sage das jetzt zum letzten Mal: Verschwinde! Es ist mein Leben. Lass mich die letzten Minuten noch genießen.«
Nahezu ermattet atmete das Mädchen schwer aus.
Und aus heiterem Himmel saß es plötzlich neben ihm. Auf dem Gleis. Mit ausgestreckten Beinen. Und trotziger Miene.
»Wenn Sie hier nicht weggehen wollen, werde ich auch nicht gehen.«
»Was soll denn das jetzt?«, stöhnte er auf. »Dir fehlen ein paar Tassen im Schrank! Sieh zu, dass du heimkommst! Für dich gibt es doch gar keinen Grund, dich hier neben einen Fremden zu setzen, um mit ihm auf den letzten Zug zu warten.«
»Ich würde nicht gern allein sterben wollen«, meinte sie und klang schon fast niedlich dabei. »Wenn Sie schon sterben möchten, sollen Sie dabei nicht allein sein.«
»Herzchen, du brauchst dringend einen Doktor!« Er versetzte ihr einen halbfesten Stoß, damit sie aufstand. Was sie aber nicht tat. »Ich will hier allein sterben. Mach dir um mich mal keine Sorgen. Steh auf!«
Das fehlte ihm gerade noch! Ein weiteres Leben, das er auf dem Gewissen haben sollte. Außerdem war sie noch jünger als er; und er war ja selbst noch jung. Eine frische Brise kam auf und trug ihren Duft zu ihm herüber, der lecker roch.
»Wieso solltest du hier sterben wollen?«
Sie stützte die Hände hinter sich auf den Boden und sah in den Sternenhimmel. »Nicht unbedingt wollen. Aber vielleicht sterbe ich sonst irgendwann allein. Auf diese Weise ist es nun keiner von uns. Der Gedanke ist schon fast romantisch.«
»Jeder stirbt für sich allein. Und ich will nicht, dass du jetzt mit mir hier stirbst!« Das wollte er wirklich nicht.
Warum auch? Er hatte ja gar nichts gegen sie.
»Hör mal,«, seufzte er, schon beinahe etwas ratlos. »du bist ja wirklich nett, aber ich habe schon genug Probleme. Da brauche ich dich nicht noch, damit du mir meinen hübsch geplanten Abschied versaust.«
»Ich gehe hier nicht weg!«
Allmählich wurde er richtig sauer. Womit hatte er das nur verdient? Er würde jedenfalls nicht hier mit ihr sitzenbleiben, bis der Zug kam. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Und er würde das Luder loswerden!
»Wenn du nicht augenblicklich verschwindest …!«
»Dann?«
»Mädchen, du sollst hier nicht sterben!«, fuhr er sie an und erhob sich. »Du bist jung und hübsch. Hast du keinen Freund, der auf dich wartet?«
Schon fast ein wenig beleidigt sah sie weg. »Nein, habe ich nicht. »
»Dann geh und such dir einen! Es gibt doch sicher etliche Kerle, die ein Auge auf dich geworfen haben.«
»Das glaube ich jetzt weniger.«
»Steh auf!«
»Nein!«
»Ich trage dich hier weg!«
»Will ich sehen!«
»Das tut dann aber weh, glaube mir!«, drohte er wütend.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und winkelte die Beine an.
Jetzt langte es ihm! Dass er sich in den letzten Minuten seines Lebens mit einem dickköpfigen Weibsbild herumkriegen musste, war echt unfair.
Er packte sie am Arm und zog sie grob auf ihre Füße, doch sie ließ sich hängen. Schnell warf er einen Blick auf die Armbanduhr mit den Leuchtziffern. Es blieben nur noch wenige Minuten. Wenn er sie ein paar Meter forttrug, konnte er zumindest noch zurücklaufen und vor den Zug springen. Sie würde schon stehenbleiben, statt ihm dies nachzutun.
Also schnappte er sie sich, wie ein Bräutigam die Braut, und schleppte sie von den Schienen herunter und einige Meter davon fort. Sie hampelte herum, sodass es auch bloß umständlich für ihn war, und am liebsten hätte er sie einfach fallen lassen. Doch als er sie absetzen wollte, klammerte sie sich mit einem Male an seinem Hals fest, wie ein Äffchen.
»Was wird denn das schon wieder?«, bellte er und versuchte, ihre Arme aus seinem Nacken zu lösen. Aber ihre Finger krallten sich fest in den Stoff seiner Jacke. »Lass los!«
»Nein!«, rief sie wütend. »Nein! Ich lasse nicht los!«
Sie mussten ein merkwürdiges Bild abgeben, als er sich mit ihr im Kreise drehte, nach dem Zug Ausschau hielt und sie gleichzeitig von sich herunterzubekommen versuchte. Doch das Luder klammerte sich mit Armen und Beinen am ihm fest, sodass er es nicht einmal mit ihm zurück zum Gleis schaffen konnte. Mittlerweile gab er sich keine Mühe mehr, ihr nicht wehzutun, sondern versuchte nur noch, sie durch Kneifen und Zwicken loszuwerden.
Parallel strebte er das Gleis wieder an, damit er wenigstens nur noch einen letzten Satz machen musste, wenn der Zug endlich kam. Hoffentlich hatte der nicht auch noch Verspätung!
Das Mädchen klammerte sich fester als eine Ratte, die sich festgebissen hatte.
Und auf einmal war da ein scharfer Luftzug und das laute Rattern und Knattern, dicht vor ihm; nur einen Arm lang von ihm entfernt rauschte der Zug auf den Schienen dahin. Pünktlich und schnell. Drei Sekunden. Dann sah er nur noch die Rücklichter.
Eine Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, stand er nur so da und starrte in die Richtung, in die der Zug verschwunden war. Die junge Frau hing noch immer an seinem Hals und schaute in dieselbe Richtung. Ihr Duft schwebte ihm um die Nase.
»Das war der Letzte heute, sagtest du?«
Schwach nickte er. »Ja. Der Letzte.«