Leben | Sinn | Bewusstsein
Gedanken zu einer freien Weltanschauung
PDF generated July 19, 2018 by Kalin's PDF Creation Station WordPress plugin
Table Of Contents
"Ich glaube nur, was ich sehe..." - Dogma 7
Alles Vergängliche ist ein Gleichnis 9
Anthroposophie ist ein Begriff 11
Anthroposophie versus Egosophie 14
Anthroposophischer Geist. 16
Art 18
ART Basel und ein paar neue Gedanken zur Kunst 19
Authentizität und die Scheinwirklichkeit 22
Begegnung mit Martin Buber 24
Besitz und Freiheit 26
Besitz- Freude und Schenk- Freude 29
Blicke hinter die Kulissen der Persönlichkeit 31
Brief eines Lehrers an seine Schüler 33
Buddhismus oder Christentum? 35
Das "heilige" Feuer 37
Das Gute im Menschen. 40
Das innere Kind lieben lernen 42
Datenschutzerklärung 45
Deine Persönliche Geschichte. 46
Der "Freidenker" in Ihnen 47
Der Apfel fällt nicht weit vom Leben 49
Der böse Traum und die schöne neue Welt 50
Der Neubeginn. 52
Der richtige Weg. 53
Der Schablonenmensch 55
Des Menschen Engel ist die Zeit 57
Die 7 Abhängigkeiten 59
Die 7 Abhängigkeiten (2. Teil) 62
Die Diagnose war eine Bombe 65
Die Illusion vom Glück 67
Die inneren Überzeuger 70
Die Kunst als „weicher Faktor“ 71
Die Kunst der Kommunikation 75
Die Kunst der Kunst 78
Die Kunst des Heilens 79
Die Kunst einander zu verstehen. 81
Die Kunst in der Wirtschaft 82
Die Kunst ist eine Herzensangelegenheit 86
Die Kunst, sein eigner Herr zu sein 88
Die Leiden des jungen Webdesigners 89
Die Wahrheit in der Presse 91
Die Welt ist meine Vorstellung 93
Digitale Technik im Kreuzfeuer 96
Drei geniale Schweizer 98
Dämonen im Mantel des Heiligen 101
Eckard Tolle: "Vieles ist fehlgeschlagen in meiner Geschichte..." 103
Egoismus als Vater aller Kriege. 104
Eigene Geschichte als Spiegel der Weltgeschichte 106
Ein "individuelles Grundeinkommen" 109
Eine Selbstverwirklichungsgeschichte 112
Endlose Jagd nach Inhalten 114
Entdeckung der Langsamkeit 116
Enttäuschung als spirituelles Werkzeug 118
Erkenntnis-Drama an der Schwelle 119
Es gibt nur einen Gott. 122
Es ist alles ganz anders. 124
Es will Ich werden 125
Esoterischer Determinismus 127
Fehlerkultur. 129
Freie Gemeinschaften 131
Freiheit und Beziehung 133
Freiheit und Marktwirtschaft 135
Freiheitsaspekt in der (anthroposophischen) Kunst 136
Fremdbilder sind nie objektiv 140
Freuen Sie sich über Ihre Ausraster! 142
Fussball-Fieber 143
Gedankenfetzen 145
Gedankenfetzen: Vorstellung und Geist? 146
Gedankenfetzen: Wohlstand 148
Gedankenkontrolle 149
Gegenwartsbewusstsein 151
Geld und Macht 152
Gespräch eines Frosches mit sich selbst 153
Gespräch mit Rudolf Steiner 155
Gibt es ein Leben vor dem Geld? 159
Glaube macht selig, Wissen ist Macht, Erleben Realität 162
Glaube macht selig? 164
Göttlicher Funke 166
Heimatgefühle 167
ICH ...und die Welt 169
Ich bin: also gibt es keine Freiheit? 170
Ich gestalte, also bin ich. 173
Ihr könnt mich alle am Arsch lecken! 175
Illusion der Leere 176
Illusion der Sicherheit 179
Impressum 181
Informationslähmung 182
Innenschau oder Verbitterung 185
Instabilität als Triebkraft 187
Intuition und Selbst-Reflexion 188
Intuition und Selbstbeobachtung 191
Ist alles Kunst? 194
Ist Goethes Urpflanze nur eine Idee? 198
Ist Parteipolitik noch zeitgemäß? 200
Jesus 203
Kampf der Standpunkte 204
Kann das wahre Ich bedroht werden? 207
Kann der Materialismus denkend überwunden werden? 209
Karl der kühne Künstler. 214
Karl Popper und der kritische Realismus 216
Kleine Geschichte von Maximilian, dem ersten Banker 218
Krieg der Ideen 221
Kunden finden - Kunden binden 223
Kunst 225
Kunst kommt von Kopf 227
Kunst und Freiheit 229
Kunst, ein kreatives Thema 231
Lauschen 233
Lebendige Prozesse 234
Lebensperspektiven! Lebensperspektiven? 237
Lebensscript und Teilselbste 239
Leiden auf dem inneren Schulungsweg 241
Lernen im Alter 245
Liebe ist bedingungslos. 248
Liebe kennt keine Kontrolle 249
Lob der Mundart 251
Lob des Denkens… 253
Mache 2016 zu Deinem Perspektivenwechsel! 256
Machen Gesetze bessere Menschen? 258
Mann oh Mann 261
Masernimpfung (und andere): kritische Betrachtung 263
Mathematik und Kunst... unüberbrückbare Welten? 265
Mato - Ein Leben für die Kunst 268
Mein therapeutisches Konzept 269
Meine besten 74 Bilder 1999 - 2014 272
Meinungsfreiheit = frei sein von Meinungen 273
Mit fremden Augen sehen. 275
Müssen wir wirklich "umdenken"? 277
Nun kommt der Heiden Heiland 279
Ode an mein Smartphone… 280
Offenheit als Lebenskonzept 282
Ohne Grund Einkommen? 284
Osterglocken im Faust 287
Persönliche Verletzungen 290
Philosophie der Keule 292
Probleme des Dialogs 294
Psychopharmaka und das Heildilemma 297
Pubertät 299
Rudolf Steiner und die Kunst 300
Schlägt dir einer auf die rechte Wange, so halte auch die linke hin… 303
Schon wieder ein neuer "Rat-Geber"! 305
Schwere Zeiten. 307
Selbst-Reflexion, einmal anders betrachtet 309
Selbst-Reflexion, was ist das eigentlich? 312
Sigmund Freud und die "geistige Wende" 314
Sind Gesetz und Freiheit unvereinbar? 316
Sind Illuminaten Erleuchtete oder Verschwörer? 318
Sind Sie glücklich? 320
Sind Smartphones lebensnotwendig? Eine (selbst-) kritische Betrachtung. 321
Sommermärchen 323
Steiner, cooler Kumpel 325
Steppenwölfe 326
Sucht und Gesellschaft 328
Systemwechsel - Aber wie? 330
Und habt ihr die Liebe nicht... | erster Teil 339
Und habt ihr die Liebe nicht... | zweiter Teil 342
Unser Hirncache 344
Unser Lebensscript 347
Unsere Feindbilder 350
Verliebt 352
Vogel friss oder stirb. 355
Vom Sinn des Lebens 358
Vom Wesen der Heilung 361
Von Engeln, die vergessen haben, Engel zu sein 364
Wagnis Denken. 366
Wahrheit in der Politik 368
Wahrheit ist ein anspruchsvolles Geschäft 370
Warum dieser Blog kein Renner wird 372
Warum ich keine Quadrate male… 374
Warum ich schreibe. 376
Warum Materialismus nicht ganzheitlich sein kann 377
Was bleibt, ist Geist. 380
Was bringt die Neurologie für den psychologisch orientierten Therapeuten 382
Was hat Religion mit Glaube zu tun? 383
Was kostet Ihr Ego? 385
Weihnächtliche Spitzfindigkeiten 387
Welcher Lehre soll ich folgen? 389
Wer spricht, wenn Sie Ich sagen? 392
Wer spricht, wenn Sie Ich sagen? 394
Wer spricht, wenn Sie Ich sagen? | zweiter Teil 396
Wesensverwandt. 398
Willkommen im Club der Unbelehrbaren! 399
Wir meißeln ein Leben lang an "unserem Stein" 401
Wirtschaft und Mensch 403
Wissenschaft: Segen oder Fluch? 407
Wo hockt der Feind ? 411
Woher kommen eigentlich unsere Urteile? 413
Woher kommen künstlerische Ideen? 415
Zuhören 417
Zusammenbruch des Systems. 418
Zweites Leben. 420
Über mich 422
Überdruss eines Materialisten 425
Übertragung/Gegenübertragung und die Kunsttherapie 427
http://weth.ch/archive/1637
Aus der Sicht des Materialismus erfolgen Gedanken und Gefühle aufgrund biochemischer Prozesse in den Nervenbahnen. Wenn also der Materialist sagt: "ich denke", dann ist dieser Gedanke seiner Theorie gemäß nichts anderes, als ein Vorgang von diversen Abläufen in den Schaltstellen seines Gehirns. Jetzt kann man sich fragen, woher es denn kommen kann, dass auch nur zwei Menschen den gleichen Gedanken haben können, warum z.b. alle Materialisten sich an diese ihre eigene Theorie anlehnen können?
Wo bleibt Gott?
Das müsste doch zur Folge haben, dass es etwas Übergeordnetes gibt, etwas, was quasi über all diesen Gehirnen "in der Luft liegt". Ein Prozess, der verschiedene Aussagen oder Meinungen zu einem Thema miteinander verbindet und von vielen Gehirnen verstanden wird, kann niemals in einem einzigen, individuellen Gehirn stattfinden. So weit so gut. Es muss also "etwas" geben, was dem zugrundeliegenden Erkenntnisprozess übergeordnet ist und was sich in vielen Gehirnen gleichzeitig oder nacheinander manifestieren kann. Je nach Art und Offenheit des Denkenden, verbinden sich somit Gedanken untereinander zu einem objektiven Tatbestand. Wenn Sie das, was ich hier schreibe, nachvollziehen können, dann ist der Beweis erbracht, dass dem so ist. Nämlich: Dass Sie (im gleichen Moment!) - wo Sie dieses lesen - denselben Gedanken mitdenken können! Ist das nicht unglaublich? Und dann sind Sie gewiss auch kein Materialist, auch wenn Sie sich vielleicht gerne so nennen oder sehen mögen...
Aber auch wenn Sie es nicht verstehen, heisst das noch lange nicht, dass Sie ein Materialist sind. Es ist nämlich gar nicht so einfach, einer zu sein! Es könnte durchaus sein, dass ich meine Worte für Sie ungünstig gewählt habe, oder Begriffe eingeflochten habe, die Sie nicht zu deuten wissen - oder dass es Ihnen erst durch mehrmaliges Lesen erschliesst, was gemeint ist und so weiter...
Diese Denkmöglichkeit liegt aber jenseits des Materialismus! Sie ist sozusagen Materie unabhängig! Sobald wir das Denken außerhalb des Gehirns legen, haben wir als pragmatisch denkende Menschen ein Problem. "Ich glaube nur an das, was ich sehe...". Dieser berühmt-berüchtigte Satz dementiert alles, was sich jenseits vom Sichtbaren, Wägbaren usw. abspielt. Konsequenterweise müssten selbst Smartphones bezweifelt werden und jegliche digitale, webbasierte Übertragung von Daten, wie ich sie eben in diesem Moment, wo ich diese Gedanken via Datenbahnen in die Wolke sende, tätige.
Aber weil es eben funktioniert, glaubt man es auch. Man macht eine grosszügige Ausnahme. Aber da beginnt auch gleichzeitig das Problem des Dogmas. Natürlich funktionieren noch ganz andere Dinge: Tausende und abertausende von sogenannten "Wunderheilungen", seltsamen Phänomenen und
dergleichen, könnten die Sache mit dem "ich glaube nur, was ich sehe" - Dogma ebenso ins Wanken bringen. Denken Sie darüber nach...
[wysija_form id="1"]
Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…
http://weth.ch/archive/3323
Im „Faust“, Goethes großartigem Lebenswerk, treten die Darsteller und Figuren oft in symbolischen Bildern auf. Man versteht das Drama nicht im richtigen Sinn, wenn man sich kein klares Bild über diese Tatsache zu machen versteht. Jedoch darf man den Begriff des Symbols nicht falsch verstehen. Für Goethe war es klar, dass die Bildersprache immer nur im Sinne eines Urbildes in symbolischer Form auftreten kann. Alle Dinge der Welt, alles Dingliche (oder eben Vergängliche) hat ein Urbild, dem es angehört. In diesem Urbild, welches geistiger Natur ist, fassen sich gewisse Dinge der Welt in
„andersartiger Gleichheit“ zusammen. Damit ist der geistige Kern materieller Dinge gemeint, die untereinander wesensverwandt sind. Im „Faust“ kann man erkennen, dass alle Figuren, die hier auftreten, andersartige Wesenheiten ein und derselben Persönlichkeit sind, nämlich jener des Faust. Auch Mephistopheles muss in diesem Sinne aufgefasst werden. Er ist gewissermaßen die Zusammenfassung aller Aspekte dieser Persönlichkeit, die man schlechthin das Böse nennen kann. Dieses Böse ist aber nicht destruktiv zu verstehen, sondern letztlich eine konstruktive Kraft, die es der Persönlichkeit Fausts erlaubt, sich zu weiter zu entwickeln!
Die Symbole oder symbolischen Bilder, die sich im Vergänglichen befinden, haben also immer ihr Urbild im geistigen Welt-Ganzen! Dies war für Goethe klar! Für uns ist dieser Zusammenhang leider nach und nach verloren gegangen. Wenn wir von Symbolen sprechen, haben wir diesen Zusammenhang meistens vergessen. Es entstehen „stroherne Allegorien“, die keine Verbindung zu einem Urbild mehr erkennen lassen. „Alles Vergängliche ist ein Gleichnis“ muss also immer im Zusammenhang mit einem geistigen Urbild verstanden werden, so wie ich es oben für den Faust dargestellt habe. Das Urbild nicht mehr erkennen heißt „Materialismus“. In ihm ist jeglicher Zusammenhang mit einem geistigen Kern jeder materiellen Erscheinung verloren gegangen, selbst jener des Menschen, der Tiere, der Pflanzen. Mit ihm wird jede Möglichkeit einer höheren (geistigen) Entwicklung der Arten und Individualitäten in Frage gestellt. Hier tritt der Begriff der Entelechie in Erscheinung.
In einer materiellen Gesinnung kann man alles zusammenwürfeln, zusammenreimen, mischen und probieren. Manches beißt sich, manches ergänzt sich. Durch „try and error“ findet man das heraus. Die ganze materialistische Wissenschaft beruht auf diesem Prinzip. Selbst akrobatische Bezüge und Zusammenhänge lassen sich oft intellektuell teuflisch gut und vermeintlich logisch erklären. Auch dies ist ein mephistophelischer Aspekt!
Goethe forschte ganz anders! Er nennt die Erscheinungen des Vergänglichen „offenbare Geheimnisse“. Geheimnisse deshalb, weil die Welt der Dinge mehr offenbart, als sich in Worten ausdrücken lässt. Sie sind nur für den erkennbar, der es versteht, diese „innere Sprache“ zu sprechen. Diese innere Sprache beruht auf einer Erkenntnis, die mehr mit Intuition als mit Intellekt zu tun hat. Am besten verstehen wir
dies, wenn wir Menschengesichter betrachten. Jeder halbwegs gesunde Mensch versteht es einigermaßen, den seelischen Zustand seines Gegenübers aus dem Gesicht abzulesen; Zumindest in groben Zügen.
Beschreiben lassen sich diese Empfindungen schon weniger gut. In gleicher Weise verstecken sich aber ähnliche Wahrnehmungen in allen materiellen Dingen. Deren Erkennen ist aber schon schwieriger.
Goethe nennt sie sinnlich-sittliche Erkenntnis. Sowohl die Pflanzenmetamorphose, wie auch die Farbenlehre und auch andere naturwissenschaftliche Forschungen Goethes beruhen auf solcher Erkenntnisart!
Jede Entwicklung beruht also auf einer mehr intuitiven Erkenntnis, die über das „try and error“ hinausgeht. Im Grunde stehen wir hier an einer Schwelle! Wir stehen vor dem Nichts! Denn jede bisherige, auf Wissens-Basis errungene Erkenntnis kann uns eher hinderlich sein als förderlich! Wissen kann uns stufenweise auf einer Treppe höher bringen. Die „Fülle“ des Wissens gibt uns Sicherheit in der materiellen Welt, Sicherheit in der Argumentation. Aber Fliegen (aus eigenem Antrieb) werden wir nie lernen! Hier soll das Fliegen eine Metapher sein für die „andere Seite“, die Entwicklung einer geistigen Erkenntnis. Sie ist das „offenbare Geheimnis“, welches sich Isis-gleich, erst entschleiert, wenn wir gelernt haben zu fliegen. Es ist eine Erkenntnisart, einer Schöpfung gleich, aus dem Nichts heraus.
Hedwig Greiner Vogel schreibt in ihrem Buch „Das Menschen-Drama der Gegenwart“, welches sich mit Goethes Faust beschäftigt folgendes zu der Ariel-Szene: „Goethe verfährt hier, wie die Natur selber, die kein Geheimnis kennt, das sie nicht einmal dem aufmerksamen Blick an einer Stelle unmittelbar offenbart. Es handelt sich um das Geheimnis der Entelechie, deren Wiederherstellung ein sich selbst hervorbringender, schöpferischer Akt ist: die Schöpfung aus dem Nichts.“
[wysija_form id="1"]
Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…
http://weth.ch/archive/218
Ein Begriff (z.B. "Anthroposophie") deckt in erster Linie die persönliche, individuelle Vorstellung jedes Fragenden ab, wenn er dich fragt, ob du ein "Anthroposoph" bist. Dem zuzustimmen ist sehr gefährlich, denn wir kennen die Vorstellungen, die das Gegenüber mit diesem Begriff verbindet, nicht! Und schon sind wir mitten drin...
Die Würdigung gilt dem Menschen Rudolf Steiner und hat durchaus eine persönliche Färbung. Es ist meine Beziehung zu ihm und das Verhältnis, welches sich vor mehr als 33 Jahren zu seinem Werk gebildet hat. Im Frühling 1981 (mit 25), kam mir der Name Steiners zum ersten Mal zu Ohren. Die Annäherung führte über sehr unterschiedliche Stationen schliesslich ins Heute.
Als ich damals mit der Anthroposophie in Kontakt kam, hatte ich einen naiv-kindlichen Zugang und betrachtete alles in einem rosafarbenen Schleier. „Esoterische“ und spirituelle Themen beschäftigen mich schon seit meiner Kindheit. Psychologische Fragen über Mensch, Gott und die Welt, die damit zusammenhängen ebenso wie Fussball und Lesen.
Damals war ich intensiv mit Büchern eines gewissen Carlos Castagneda`s und jenen lebensvollen Romanen von Hermann Hesse beschäftigt. Es prägte sich eine sehr idealisierende Haltung in mein (Unter)-Bewusstsein ein. Von bewusstem Sein kann nicht im Geringsten die Rede sein, weil ich aufgesogen war mit Inhalten aller Art und schnell alles für bare Münze nahm, was mir diesbezüglich in die Hände, oder in den Sinn, kam. Als ich zum ersten Mal Bücher Steiners las, gab es keinen Unterschied zwischen einem Castagneda, Hesse und ihm. Sie sprachen selbstverständlich alle vom gleichen und liessen meinen Interpretationen und Phantasien viel Spielraum.
Was ich gelesen hatte, und das war am Anfang sehr viel, integrierte ich in mein Denken. Ich färbte mein Tun und Handeln danach. Ich sah, dass es anderen auch so erging und es entstanden ähnliche, oft symbiotische Beziehungen im Umfeld von Steiners Anhängern. Man war sich in grundlegenden Fragen wie Reinkarnation und Karma in internen Kreisen meistens einig. Ein Zitat des Meisters galt als unanfechtbares Glaubensgut, was es nach aussen zu verteidigen galt. Differenzierte Fragen wurden hingegen deutlich weniger gleichmütig diskutiert. Ich habe niemals so viele Idealisten an einem Ort erlebt, wie damals.
Dann geschah etwas, was meinem innersten Wesen vollkommen widersprochen hatte: Eine persönliche Absonderung gegen anders Denkende und ein Entwicklungsstillstand wurde spürbar. Das erlebte ich spätestens, als ich die Ausbildung als Werklehrer und Kunsttherapeut am Goetheanum abgeschlossen hatte und wieder in „die Welt da draussen“ eintauchen musste/durfte. Es wurde mir zum innersten Bedürfnis, diese Re-Integration von neuem zu suchen und mich zu öffnen. So kam ich auf kleinen
Umwegen schliesslich an die Psychiatrische Universitätsklinik in Basel, wo ich drei Jahre tätig war, bevor ich eine eigene kunsttherapeutische Praxis eröffnete.
Diese Beschreibungen sollen die Beziehung zu Rudolf Steiner und zur Anthroposophie als Entwicklungsprozess, auf einem individuellen Weg, darstellen. Am ersteren blieb alles, an der letzteren wenig, insofern es sich um den Begriff und einer vorgefertigten Vorstellung darüber handelt! Aus dem Verhältnis als Guru und Lehrer, erwachte allmählich eine innere Bruderschaft zu Rudolf Steiner. In den vergangenen 30 Jahren kam es nie zu einem grundsätzlichen Bruch, trotz meines individuellen und unkonventionellen Weges.
Das erwähnte Stehenbleiben bei den vorgefertigten Interpretationen der anthroposophischen Inhalte war mir zunehmend ein Dorn (-ach) im Auge. Davon (von den Interpretationen,nicht von den Inhalten) habe ich mich gelöst. Das ständig neue überdenken und neue formulieren von Erlebnissen und Erfahrungen brachten mich dazu, auch bei anderen Weltbildern wieder den Zugang zu Antworten über das, was die Welt im Innersten zusammenhält, zu suchen.
Die Synergien zwischen den verschiedenen Weltbildern und Religionen standen im Mittelpunkt und keine abgeschlossene Glaubensdoktrin. Es wurde mir klar: Begriffe können eine Sache benennen, und ihnen einen Anker geben, an dem man sich festhalten kann. Die Rückaufschlüsselung dieses Ankers ist viel schwieriger, weil derselbe Begriff unterschiedliche Bedeutungen haben kann und somit nicht objektiv ist.
Das Bewusstsein der Begrenztheit unserer Vorstellungen (wir nennen es landläufig „denken“) wurde mir immer klarer. So begann ich nach bewusstem Sein zu suchen, welches sich über die reine gedankliche Ebene erhebt. Ich war davon überzeugt, dass wir grundsätzlich keine Begrenzung in der Erkenntnis haben, wie uns dies Immanuel Kant in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ nahegebracht hatte. Was ich aber im Denken suchte, offenbarte sich nun bald in der selbstreflektiven, bedingungslosen Schau desselben.
Dieses Erlebnis bedeutete für mich eine neue Wende in meinem persönlichen Entwicklungsweg. Wenn ich, so sagte ich mir, das Bewusstsein des Wahrnehmens der Gedanken erlebe, dann enthebe ich mich gleichzeitig der Identifikation mit diesen Gedanken. Das Erleben im Zustand der Selbstbeobachtung und der „Achtsamkeit“, wie ihn die buddhistische Tradition kennt, war ein Schlüssel zur Freiheit, ohne deswegen dem Buddhismus oder einem anderen „Ismus“ beitreten zu müssen…
Die Dinge widersprechen sich nicht. Man muss nicht Buddhist werden, um dies zu begreifen. Es gibt immer nur ein zu sich selbst finden.
Ich fühle mich heute näher verbunden mit Rudolf Steiner! Näher denn je! Das Beobachten des Denkens in seinem wichtigsten Werk: Der „Philosophie der Freiheit“ zeugt davon und entschlüsselte mir neue Erkenntnisse. Steiner wollte den Begriff „Anthroposophie“ jeden Tag neu definieren!
Was wäre wohl aus der Gesellschaft geworden, wenn die Menschen heute keinen Begriff mehr hätten, an welchen sie sich klammern könnten? Wenn die vermeintliche „Wahrheit“ nicht mehr aus unendlichen Diskussionen herausgepresst werden müsste, sondern bewusstseinsmässig im Jetzt erfahrbar würde.
Wenn wir in jeder Situation aus uns selbst die Wahrheit finden müssten, ohne Bezugnahme oder
Rezitation von irgendwelchen klugen Sprüchen! Wenn nur noch diese Erfahrungen und Erlebnisse relevant würden auf einer internationalen, vollkommen unabhängigen Plattform, die keinen Namen hat und aus dem Herzen jedes Einzelnen entspringen würde…
Steiners Anthroposophie ist diesem Gedanken sehr nahe gekommen. Nur, wohin steuert dieses zunehmend träge werdende Schiff, welches den Namen heute trägt und verantwortet und welches sich im riesigen Ozean der Ideologien zu verirren droht, sich mehr und mehr spaltet in Untergruppen, Nebengruppen und in feindliche Lager. Wie unabhängig und frei ist die Gesellschaft (…und die damit zusammengeschlossenen Verbände) heute noch?
Solche Fragen bewegen mich unaufhörlich. Ich bin nicht am Ende meiner Weisheit angekommen und werde dies auch nie schaffen. Ich stelle lediglich ehrlich und offen meine persönliche Sicht der Dinge dar. Offenheit im Rucksack tragend, allen ernsthaften Bemühungen gegenüber, seien sie mir ideologisch näher oder ferner… so lautet mein Lebensmotiv.
Die einzige Abhängigkeit, oder besser Verantwortung, habe ich meinem eigenen, inneren geistigen Führer gegenüber. Er aber hat keinen Namen und bleibt für immer unaussprechlich.
[wysija_form id="1"]
Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und ein Kinderbuch „Ursli und der Traum vom Schiff“
http://weth.ch/?p=3200
Begriffserklärung
Anthropos bedeutet Mensch. Sophie ist die Weisheit. Das sind stark zusammengefasste Übersetzungen aus dem Griechischen. Anthroposophie ist somit die Weisheit vom Menschen. Dieses Menschsein bezieht sich aber nicht einfach auf ein allgemeinmenschliches, sondern auf die entwickelte, reife und erwachte Seele. Eine solche hat sich befreit von jeglichen Zwängen. Dagegen steht das Ego eingebunden in die Zwänge der physischen Welt. Dies bewirkt auch eine entsprechende Wirkung auf die seelische Situation der Emotionen und Gefühle.
Egosophie beschreibt die Weisheit von diesem unentwickelten "Ich". Nun ist es aber gar nicht einfach, dieses als solches wahrzunehmen. Jeder Mensch, der eingebunden und unbewusst verhaftet ist mit diesem zweiteren Ich, wird vehement leugnen, dass es ein anderes gibt. Ganz zu schweigen von einem "Höheren". Spricht ein solcher von "Gott", meint er oder sie ein materielles Götzenbild, welches den Umstand der Verhaftung in sich einschliesst. Das Ego wird als Mensch verstanden. Das ganze System ist ein abgeschlossener Tunnel, der "Ego-Tunnel", wie er von Thomas Metzinger richtig beschrieben wird.
Problematisch wird es, wenn sich der Schreiber selbst in diesem Tunnel befindet. Immerhin muss auch er eine Welt ausserhalb für möglich halten.
Nicht dass ich ein Verfechter gegen das menschliche Ego wäre. Oder ein Moralapostel. Nein, im Gegenteil. Ich meide solche Ausflüge ins Nirvana der höchsten Ideale meistens. Insbesondere dann, wenn die Ideale höher liegen als meine persönliche Messlatte, sprich mein persönlicher Erfahrungsbereich.
Anders formuliert, wenn sie dogmatisch vorgetragen werden.
Gewiss, auch das Dogmatische hat seine Berechtigung. Genauso wie der Glaube. Beide können sowohl gut, als auch weniger gut sein: engstirnig oder befreiend wirken. Meistens hangeln wir uns doch an ihnen erst hoch zu jenen Gefielden, die wir mit Freiheit bezeichnen könnten.
Anfangen müssen wir mit den Begriffen. Ich kann für etwas sein oder gegen etwas. Jede Meinung bedingt jedoch, dass ich das Gleiche verstehe, wie mein "Kontrahent". Spreche ich von Weisheit und er spricht von Intelligenz, wir beide dies mit dem Begriff "Vernunft" verbinden, so werden wir nicht sehr weit kommen im gegenseitigen Einvernehmen. Ein Konsens ist nur dann möglich, wenn die Begriffe zumindest annähernd identisch sind. Vielmehr das, was hinter den Begriffen steckt.
Mit der "Anthroposophie" ist es ebenso, wie mit anderen sogenannten "Weltanschauungen". Schon eine solche Definition kann zweifelhaft sein. Fragt mich jemand ob ich ein Anthroposoph sei, so kann ich kaum eine passende Antwort geben. Es ist schwierig herauszufinden, was der Fragende darunter versteht.
Wenn er darin eine Sekte sehen will, so kann ich doch seine Frage nicht bejahen! Denn ich selbst sehe darin keine Sekte. Sieht er darin eine dogmatische Lehre mit einem Schleiher von Überheblichkeit, so müsste ich ebenso rigoros abwinken.
Auf der Suche nach dem Wesen einer Sache durchschreiten wir mannigfaltige Gedankenkomplexe. Diese bilden sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Einmal "gefunden", vermeinen wir die Sache als abgeschlossen ansehen zu können. Jeder Einwand wird abgeschmettert mit dem Schwert der eigenen geschaffenen Vorstellungen.
In dieser Weise kommt man vielleicht an zur Anthroposophie. Nach jahrelangem Besuch des Zweigabends ist man einer von ihnen. Man hat dasselbe gelesen, dieselben Inhalte gewälzt und diskutiert und sich ein Bild geschaffen. Dieses Bild konkretisiert sich mit jedem Steiner-Zitat von Neuem. Es wird zur abgeschlossenen oder doch zumindest ziemlich fertigen Meinung. Ohne entsprechende Erfahrungen zu haben können wir, ohne Zeifel bald schon von Ätherleibern, Astralleibern, von reinkarnation und Karma reden. Oder ein vorgefertigtes Bild über Farbenwirkungen, von "guten" oder "schlechten" Handlungen, entsprechender Kleidung oder vegetarischer Ernährung mit "Alnatura"-Produkten kennzeichnet uns als wackeres Mitglied.
Doch was ist dies alles, wenn wir diese Inhalte nicht hätten? Dies gilt natürlich auch für alle ähnlichen dogmatisch vorgetragenen "Lehren" irgendwelcher Lehrer, auf welchem Gebiet auch immer. Wie frei sind wir, wenn wir nur das Wissen von "geistigen Zusammenhängen" besitzen. Nichts bliebe übrig!
Unsere Freiheit wäre an einem kleinen Platz. Jedes so geschaffene Gebäude zerfällt, egal woher es kommt, wenn nicht eigene Erfahrungen das Wesentliche durchdringen. Gedanken, die sich aktiv daran bilden, können erst zu wahrem Wissen werden. Das Wesen der Anthroposophie hat mit diesen Gedanken mehr zu tun, als mit allen vorher erwähnten Indikatoren.
http://weth.ch/?p=370
Ist der/diejenige, welche/r der anthroposophischen Gesellschaft angehört, zum vornherein und unangefochten, Vertreter/in dieses Geistes? In jedem Fall werden Sie von mir keine Erklärung bekommen. Und die Tatsache, ob ich einer Gesellschaft, einer Religion oder einer bestimmten Weltanschauung angehöre oder nicht, spielt keine Rolle...
Was kann ich Ihnen denn noch mehr bieten als alles, was ich aus meinem eigenen erleben schöpfe? Fast alle Religionen und spirituellen Schulen reden vom Einen, von der Einheit, dem All Einen oder alles umfassenden Sein. Sind damit Gedanken gemeint? Oder anders gefragt: hat das Denken das Potenzial "allumfassend" zu sein? Oder mir anderen Worten, ist möglich durch Gedanken spirituelle Erfahrungen zu machen?
Im Erkenntnis Buch Rudolf Steiners: "Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten" schreibt sogar Rudolf Steiner folgendes:...
Also doch nicht das Denken. Außerhalb des Denkens findet scheinbar das statt, was anthroposophischer Geist ist? Ist eigentlich nicht neu. Schon im Buddhismus und im frühen (noch undogmatischen) Christentum, sowie in vielen spirituellen Schulen war Geist Erfahrung eng verbunden mit dem erleben dieses All Einen. Wie sehr würde die Tatsache, dies nur schon mit aller Konsequenz zu erkennen, die Welt verändern! Spielt es da noch eine Rolle, was anthroposophischer Geist ist? Spielt es eine Rolle, wie man ihn nennt? Wenn selbst Steiner sagt, er würde den Begriff Anthroposophie am liebsten jede Woche ändern, dann sollte vieles klarer werden.
Sie sehen, ich kann also gar nicht für oder gegen etwas argumentieren. Ich kann Ihnen nicht sagen, was objektiv "anthroposophischer Geist" ist! Ich könnte bestenfalls meine persönliche Meinung darüber kund tun und hoffen, es mögen mir so viele wie möglich folgen oder zustimmen...
Denn soviel ist klar: meine Meinung ist nicht frei und sakrosankt. Ich kann mittels meiner Gedanken zwar logische Zusammenhänge verifizieren, wie solche der Mathematik. Insofern sind meine Gedanken wohl objektiv (insofern ich rechnen kann). Aber es sind nicht "meine" Gedanken, sondern lediglich Produkt von Gesetzmäßigkeiten, die ich (wieder-) erkannt habe.
Zu denen gehört der besagte anthroposophische Geist aber nicht. Es ist kein mathematisch-objektiver Geist. Sondern?
Ja, eben, das ist die Frage.
Ob man sich Anthroposoph nennt oder nicht: maßgebend ist das Ermessen der jeweiligen Person, ob der anthroposophische Geist darin lebe oder nicht. Diesem Urteil ist Mann/Frau schnell einmal ausgeliefert, selbst dann, wenn man sich durchaus vertraut fühlt mit diesen Geiste.
Nur, was ist denn wirklich anthroposophischer Geist oder anthroposophisches Gedankengut?
Werden jetzt wieder Gedanken geäußert, die irgend eine Meinung darüber vermitteln wollen, Sie, lieber Leser, liebe Leserin, davon überzeugen zu wollen, dass nun gerade meine Meinung die richtige und
unumstößliche Wahrheit sei? Dass ich nun der Richter sein soll, der das gute vom bösen scheidet um Sie davon zu überzeugen, dass alles anders gedachte falsch sei...?
Doch gerade darauf will ich nicht hinaus. Ich will Sie von nichts überzeugen, keine mir eigenen Gedankenargumente und Schlagworte zur Verteidigung einer persönlichen Sichtweise anbringen. Doch wie anders, als mittels Gedanken soll man denn überhaupt die Wahrheit finden? Ist Wahrheit ein Gedankenprodukt? Oder mit anderen Worten: ist irgend jemandes Gedanke die absolute, objektive Wahrheit?
http://weth.ch/archive/693
Mato: Relief in Terracotta
Was früher Ausdruck war in der Kunst (Expressionismus), oder „Kunst ist, was beeindruckt“ (Impressionismus), entwickelte sich ebenso zum Symbolismus (Kunst ist, was symbolhaft ist), zu einem Ästhetizismus (Kunst ist, was ästhetischen Reiz hat), "Spaßismus" (Kunst ist, was Spaß macht), "Sensationismus" oder auch "Exklusivismus" usw. Das einzig stabile was bleibt, ist der -ismus an sich, das Leitbild sozusagen, welches hinter der Motivation des Tuns steckt. Noch einer ist vielleicht zu nennen, der Egoismus (Ich bin Kunst, siehe Bild...)
Bei allem Normierten und begrenzt durch die vielen persönlichen und weltlichen -ismen (die ja meistens auch mit Geld und öffentlichem Geschmack/Meinung zu tun haben), will doch jeder und jede nicht auf die Originalität verzichten, man kann es schon fast wieder im gleichen Atemzug „Originalismus“ nennen. Welche Intentionen, frage ich mich, hatten denn die „alten Meister“ vor hundert oder vor 500 Jahren und noch ältere? Ging es um dasselbe wie heute? Um das krankhafte Bemühen nach Anerkennung, Prestige, Verkäuflichkeit, Massengeschmack usw.? Es ist sicherlich nicht abzustreiten, dass sich manches auch darum drehte.
Dennoch sehe ich die Sache etwas anders...
Ich bin allerdings sehr vorsichtig geworden mit Kritik an jedwelcher Kunstbemühung der heutigen Zeit. Zum einen kommt man dabei in Teufels Küche und zum anderen wird man gerne als überheblich und arrogant abgestempelt. Schnell wird man als (vermeintlich) Wissender hingestellt, der den
„Nichtwissenden“ predigt, was gut und was schlecht ist und der sich auf den Sockel des erhabenen Expertentums stellt. Sicher, genau das tun tausende selbst ernannte Kunstkritiker auch, ohne mit der Wimper zu zucken.
Mir persönlich liegt diese Rolle eigentlich nicht und ich meine gelernt zu haben, dass doch die Bemühung um Toleranz in jedem Urteil über allen Schatten der Gegenwart stehen sollte. Diese Haltung stößt gelegentlich auf Widerstand, nämlich dann, wenn wirkliches Unrecht in der Welt geschieht, wenn es um kriegerische Handlungen geht zum Beispiel, oder um Menschenrechte, die verletzt wurden/werden usw. Immer dann sind wir aufgefordert uns den Ungerechtigkeiten mutig entgegenzustellen, aufzustehen und laut in die Welt hinaus zu schreien, was Sache ist und nicht schweigend zuzusehen und solches geschehen zu lassen! Auch wenn vieles kaum Anlass zu Fehlurteilen gibt, so sind die wirklichen Gründe doch oft tieferliegend. Dasselbe kennen wir auch in unserer eigenen, persönlichen Geschichte und wir lehnen uns (oft zurecht) auf, wenn man undifferenziert oder plakativ mit groben Geschützen unsere Taten verurteilt.
Für die Kunst gilt dies, spätestens seit der allgemeinen und provokativen Aussage, dass „alles Kunst ist“, nicht mehr. Und generell verbindet man mit Kunst nur das Adjektiv „gut“. Es gibt im Sinne der Meinung vieler Kunstexperten keine „böse Kunst“ (höchstens kaufbare und unkaufbare) Mit dem Begriff "Kunst" verbindet man nicht zum Vornherein Gewalt, Verletzung von Menschenrechten usw. Wenn alles Kunst ist, kann man eben alles hinter diesem Begriff verstecken, einerlei, was es ist. Niemand schreit dann auf und sagt, „was Sache ist“. Einerlei gilt diese Sache oft mehr dem Beurteiler als zum Verurteilten. Auch dieses Urteil hält sich hartnäckig. Also wohin des Wegs? Was lässt sich mehr darüber sagen? Jedes Urteil wird somit im Keime erstickt. Schachmatt sozusagen. Alles ist Kunst. Punkt. Was soll das ganze Geschwafel.
Die Lösung liegt im Begriff selbst. Denn nicht alles ist ein Auto, nicht alles ist ein Kühlschrank, nicht alles ist Gott, nicht alles ist Liebe. Begriffe sind Namen, Symbole, Bezeichnungen für „etwas“, was dahintersteckt. Was als Gott „verkauft“ (oder gepredigt) wird, muss nicht zwingend Gott sein, was als Kühlschrank verkauft wird, muss kein Kühlschrank sein. Immerhin könnte es doch auch eine Attrappe sein? Außen fix und innen nix. Und was als Kunst verkauft wird, muss auch nicht Kunst sein! Denn die Aussage „alles ist Kunst“ ist im Grunde eine unsachgemäße Spielerei mit Begriffen. Denn dann wäre auch der Kühlschrank, Gott, der Mensch, das Wasser usw. Kunst. Die Welt wäre Kunst. Es gäbe Nichts, was NICHT Kunst wäre. In dieser Weise führt jeder Begriff ad absurdum. Er hebt sich selber auf. Gerade so gut könnte man sagen: Nichts ist Kunst! Also können wir wieder von vorn anfangen...
Es gibt eben nicht einfach Kunst oder Nicht-Kunst. Sondern es gibt lediglich unterschiedliche kreative Bemühungen. Wie oben erwähnt, enden sie oft mit übergeordneten Idealen, sprich -ismen. Und manche mögen die Bemühungen, andere eben nicht. Objektive Ansprüche müssen ins Tote laufen. Genau deswegen ist die Beurteilung auch so schwierig. Man kann höchstens dieses oder jenes annehmen oder ablehnen, weil man einen (subjektiven), persönlichen Bezug dazu hat oder gerade nicht. Das gilt auch für Kunstkritiker.
Die Gedanken enden immer wieder am selben Punkt, bei derselben Einsicht, nämlich dass die Geschichte dieser „Gedanken über die Kunst“ einmal mehr urteilsfrei ausgehen muss. Und wer sich ein Urteil zutraut, der sollte sich im Klaren darüber sein, dass es sich um seinen persönlichen Geschmack handelt. Damit ist mein Aufsatz am Ende angelangt. Wie so oft einmal mehr mit der Bemühung um Urteilslosigkeit.
Ich schreite durch die Räume, urteilsfrei selbstverständlich: Fleischhaken an der Decke mit Kadavern, die herunterhängen… Drei Tonnen Kies auf dem nackten Boden der Kunsthalle… Leere, rötlich gefärbte Kartonschachteln ohne irgendwelche erkenntliche Ordnung in der Ecke aufgetürmt…
Ach so, die Schachteln sind kein Kunstobjekt? Was denn? Verstehe! Da waren diese Kleider drin, aus Fäden genäht, die - in Blut getüncht - zu einer Unterhose gewoben wurden… und die jetzt an einer Leine in der Vorhalle hängen…
Auch dieser Aufsatz wie immer ohne Gewähr… ob Frauen Bärte tragen oder Männer Strapse ist doch völlig Wurscht. Kunst ist und bleibt ein umstrittenes Thema...
Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…
http://weth.ch/archive/1972
"Authentisch" will fast jeder und jede sein. Der Begriff ist in aller Munde. Es ist cool, "authentisch" zu sein: fragt sich nur: authentisch? Womit? Auch Besoffene sind authentisch...
„Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden“, heißt es treffend im Online-Lexikon Wikipedia. Wichtig für diese Sichtweise des eigenen Scheins oder Seins ist allerdings die persönliche Identifikationssituation. Es fragt sich, womit sich ein Mensch am meisten identifiziert: Mit dem Schein oder mit dem Sein? Dazu müsste untersucht werden, welche Attribute sein Leben bestimmen, von was oder wem Mann/Frau sich führen oder bestimmen lässt. Die Gebundenheit an den Schein ist nicht per se etwas Schlechtes! Sie zeigt lediglich einen Lebensaspekt auf, der von äusseren Kriterien geleitet wird. Wir bauen uns im Laufe unseres Lebens so manche äußere (Trutz-) Burg auf, konstruieren so manche Vorstellungen und Gedankengebilde, die sich durch die Verhaftung mit dem Schein zeigen. Dadurch bleiben sie mit dem an die Sinne gebundenen Weltbild verbunden. Würden wir genau dies bei uns selbst erkennen, so würde uns etwas klar werden müssen, was wir bislang schlicht vergessen haben; nämlich dass es eben nur ein Schein war. Wir hatten den Schein gelebt, im Schein gelebt und ihn mit dem Sein verwechselt, ohne es zu bemerken!
Genau diese Erkenntnis spaltet unser Bewusstsein in zwei Hälften; die eine, die im Schein verhaftet bleibt, ohne dies zu erkennen. Die andere, die erwacht und den bisher gelebten Schein wie von außen wahrnimmt! Das doppelte Bewusstsein, welches in einer Persönlichkeit wohnt, löst eine Art Erkenntnisdrama aus und verändert unser Leben dadurch schlagartig! Wir stehen jetzt plötzlich erlebend einem Du gegenüber. Die Verhaftung mit diesem Du in uns, bezeichneten wir landläufig als Ich. Wenn wir sagten, „Ich“ will authentisch sein, dann meinten wir, dem Schein gemäß zu wirken, weil wir nichts anderes als den Schein kannten, weil wir mit ihm verbunden und verknüpft waren. Der Schein war unser Sein. Erst das Heraustreten aus dieser Verhaftung löst den gordischen Knoten der Verbundenheit mit dem
„falschen Ich“. Wenn wir ihn zerschlagen, „erlösen“ wir uns, wir erkennen den „Erlöser“ in uns, unser wahres Ich, welches sich aus dem Schein der Dinge und der äußeren Welt herauslöst.
Glauben Sie also nicht jedem, der sich authentisch bezeichnet oder so "scheinen" will. Genauso in Mode gekommen ist es, „ganzheitlich“ zu sein. Wenn aber diese „Ganzheit“ nur die Welt des Scheins ist, dann ist diese Aussage eine Art „Selbstbetrug“. So wie viele „scheinheilige“ Aussagen Selbstbetrug sind, weil sie eben nur zum Schein heilig sind.
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche und scheinbar frohe Faschingszeit ;-)
by weth - Montag, Juli 21, 2014
http://weth.ch/archive/769
Unscheinbar, freundlich und warmherzig begrüsste er mich und bat mich einzutreten. Seine gütigen Augen, der weisse lange, etwas struppelige Bart und sein durchgeistigter Blick faszinierten mich. Ich folgte ihm in sein Studierzimmer und setzte mich auf den angebotenen etwas abgewetzten Barockstuhl, der sich gleich hinter seinem bescheidenen Schreibtisch befand. Ich wunderte mich darüber, wie wenig Bücher sich in diesem Zimmer befanden. Nur auf einem kleinen Holzgestell standen einige Werke. Der Schreibtisch hingegen war voll von kleinen Notizzetteln und Papierstreifen. Dazwischen lagen einige alte Zeitungsausschnitte.
Buber zog einen Stuhl herbei, setzte sich mir gegenüber und schaute mit leichtem Schalk in mein Gesicht: Bitte, Herr Volkelt, begann er mit einem warmen, ruhigen Ton – stellen Sie Ihre Fragen. Ich höre Ihnen gerne zu…
Noch etwas unsicher, durch seine Wärme und seine geistige Präsenz aber inspiriert, begann ich zu sprechen: Ich habe Ihre Texte wieder und wieder gelesen, Herr Buber. Ich bin ein grosser Verehrer von Ihnen und möchte einige Fragen zur Kunst stellen, die mich schon lange beschäftigen.
- Bitte! - Herr Buber forderte mich mit einer Handbewegung dazu auf.
In Ihrem Buch „Ich und Du“ habe ich folgende Stelle gelesen, die ich Ihnen gerne erst vorlesen möchte. Sie schreiben über das Suchen: - "Das Du begegnet mir von Gnaden – durch Suchen wird es nicht gefunden. Aber daß ich zu ihm das Grundwort spreche, ist Tat meines Wesens, meine Wesenstat". - Wie muss ich das verstehen, was ist mein wahres Wesen?
Buber, nickend, nach einer Bedenkpause: Das Du begegnet mir. Aber ich trete in die unmittelbare Beziehung zu ihm. So ist die Beziehung Erwählt werden und Erwählen, Passion und Aktion in einem. Wie denn eine Aktion des ganzen Wesens, als die Aufhebung aller Teilhandlungen und somit aller – nur in deren Grenzhaftigkeit gegründeter – Handlungsempfindungen, der Passion ähnlich werden muß. Das Grundwort Ich-Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden. Die Einsammlung und Verschmelzung zum ganzen Wesen kann nie durch mich, kann nie ohne mich geschehen. Ich werde am Du; Ich werdend spreche ich Du. Alles wirkliche Leben ist Begegnung!
Ich fragte ihn: Muss ich diesen Gedanken nur dem Menschen gegenüber, der mir als Du begegnet, in dieser Weise auffassen, oder ist damit alles gemeint, was mir im Leben begegnet und entgegentritt? Buber besann sich einen kurzen Augenblick. Er senkte seinen Kopf, schien ganz in sich zu gehen , blickte
dann zu mir auf und ein freudiges Gesicht blickte mich jetzt sanft und wohlwollend an: Das ist der ewige Ursprung der Kunst, nach dem Sie da fragen, daß einem Menschen Gestalt gegenübertritt und durch ihn Werk werden will. Keine Ausgeburt seiner Seele, sondern Erscheinung, die an sie tritt und von ihr die wirkende Kraft erheischt. Es kommt auf eine Wesenstat des Menschen an: vollzieht er sie, spricht er mit seinem Wesen das Grundwort zu der erscheinenden Gestalt, dann strömt die wirkende Kraft, das Werk entsteht.
Also ist das Werk ebenso lebendig wie ein Baum, ein Mensch, ein Tier? - fragte ich ihn, nachdem er seine Gedanken zu Ende geführt hatte.
Buber fuhr fort: Die Tat umfaßt ein Opfer und ein Wagnis. Das Opfer ist: Die unendliche Möglichkeit, die auf dem Altar der Gestalt dargebracht wird; alles, was eben noch spielend die Perspektive durchzog, muß ausgetilgt werden, nichts davon darf ins Werk dringen; ...so will es die Ausschließlichkeit des Gegenüber. Das Wagnis: Das Grundwort kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden; wer sich drangibt, darf von sich nichts vorenthalten; und das Werk duldet nicht, wie Baum und Mensch, daß ich in der Entspannung der Es-Welt einkehre, sondern es waltet: - diene ich ihm nicht recht, so zerbricht es, oder es zerbricht mich. Die Gestalt, die mir entgegentritt, kann ich nicht erfahren und nicht beschreiben; nur verwirklichen kann ich sie. Und doch schaue ich sie, im Glanz des Gegenüber strahlend, klarer als alle Klarheit der erfahrenen Welt. Nicht als ein Ding unter den »inneren« Dingen, nicht als ein Gebild der »Einbildung«, sondern als das Gegenwärtige. Auf die Gegenständlichkeit geprüft, ist die Gestalt gar nicht »da«; aber was wäre gegenwärtiger als sie? ...und wirkliche Beziehung ist es, darin ich zu ihr stehe: sie wirkt an mir wie ich an ihr wirke.