Oliver Schmidt, Chefredakteur
Das sagt der Hamburger Hafenchef Jens Meier zur Kreuzfahrt 2021:
Liebe Leser, liebe Freunde der Kreuzfahrt!
Niemand hätte sich vor Jahresfrist die Situation vorstellen können, in der wir uns jetzt gerade befinden. Ein befreundeter Reeder fragte mich dieser Tage: »Wollen Sie denn mit Ihrem Buch wirklich erscheinen? Oder lieber einmal aussetzen?« Meine Antwort: »Das hätten wir letztes Jahr tun müssen!« In der Tat: Der 2020er Guide taugte nach vier Monaten nur noch als Lektüre für bittersüße Träume. Jetzt aber ist Aufbruch angesagt. Wir lernen mehr und mehr, aus veränderten Lebensumständen neue Realitäten zu kreieren. Die Hamburger Reisemesse findet Ende März als Präsenzmesse statt. Und im Kreuzfahrtmarkt gibt es so viele Veränderungen wie noch nie: Viva Cruises startet im Frühjahr mit einem Hochseeschiff (der ehemaligen BREMEN), nicko cruises hat die VASCO DA GAMA im Programm, Celestyal die schöne ehemalige COSTA NEOROMANTICA, und Herr Verhounig, bisher Geschäftsführer der insolventen CMV, hat sich gewiss nicht ohne Grund die Rechte an TransOcean gesichert, während eine griechische Fährreederei Cruise Liner kauft und hortet. Der riesige Gebrauchtschiffmarkt zu kleinen Preisen bietet Chancen für Start-ups und Newcomer. Diejenigen, die selbst in Kurzarbeit oder von Insolvenz bedroht sind, hören das gewiss nicht gern, aber so sind die Realitäten. Für uns ist es daher selbstverständlich, dass Sie Koehlers Guide Kreuzfahrt in der Hand halten, der über vieles Neue berichtet. Dazu gibt es ein neues Extra: »Koehlers Guide Kreuzfahrt – das Multimedia-Buch« bietet Ihnen zu einigen Beiträgen zusätzlich Bewegtbilder an. Lesen Sie dazu bitte mehr auf Seite 4. Ich persönlich möchte Ihnen zeigen, dass die Pandemie für manche Dinge ein Ende, für noch mehr aber ein Anfang ist. Spätestens, wenn Sie meine Reisegeschichte vom Oktober 2020 ab Seite 138 lesen, schöpfen Sie Hoffnung und sehen: Die Welt ist schön – und sie bleibt es auch!
Mit dem sehnlichen Wunsch, dass Sie gesund bleiben und eine schöne Reise für 2021 finden, die dann auch stattfindet, grüßen Sie herzlich
Ihr
Oliver Schmidt
und das ganze Redaktionsteam von Ihrem Koehler-Guide
Eine gute Nachricht in eigener Sache
Klassische Bücher und E-Books, Zeitungen und Online-Medien, Fernsehen und Mediatheken, das alles verschmilzt immer mehr. Nicht jedes Medium ist für jedes Thema sinnvoll und passend, dennoch sollte jeder Verlag und jede Redaktion prüfen, ob es nicht für ihr Thema moderne, elektronische Kanäle gibt, die zumindest eine gute Ergänzung zum Printmedium sind.
Es gibt Geschichten, die selbst der beste Fotograf nicht festhalten kann. Nicht ohne Grund ist die Verfilmung vieler Bücher eine Enttäuschung.
Noch mehr Dinge aber lassen sich nur mit bewegten Bildern ideal darstellen; nicht umsonst ist das Fernsehen seit zwei Generationen das Medium Nummer eins, bekam auch das Internet erst den rechten Schwung, seit es Bewegtbilder übertragen kann.
Wir machen mit!
Wir liefern Filmbeiträge!
Wir sind im Netz!
Erstmals finden Sie in dieser Ausgabe von
KOEHLERS GUIDE KREUZFAHRT
DAS MULTIMEDIA-BUCH
zu einigen unserer Reportagen zusätzliche Filmbeiträge.
Ihr Lieblingsschiff fährt!
Ihre Lieblingsmannschaft wird lebendig!
Ihr Kapitän spricht zu Ihnen!
Achten Sie auf dieses Logo
Wenn Sie mit Ihrem mobilen Endgerät den QR-Code darunter scannen, sind Sie sofort bei Ihrem Filmbeitrag! Dieser ist nur über den QR-Code in Ihrem Buch erreichbar und enthält oft weiterführende Informationen oder greift ein Detail aus der Reportage auf, das sich mit der Filmkamera besser einfangen lässt.
Am besten, Sie probieren es gleich einmal aus!
TOP TEN
TOP TEN Kreuzfahrten ... die Sie auch in Coronazeiten machen können
TRENDS
Ausflaggen – warum und wohin?
Die Flaggenwahl hat rechtliche Konsequenzen
SEETAGE
Delphine an Backbord – Sechs Tage zwischen Karibik und Kanaren: kein Land in Sicht, eine Woche lang nur Wasser, Wind und Wolken
KREUZFAHRTMETROPOLE
Salam Aleikum – Dubai
Ein Versuch, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu verstehen
VOR 40 JAHREN
Vor 40 Jahren: Die »ASTOR-Dynastie«
Eine ungewöhnliche Zwillingsgeschichte auf See
EDITOR’S EXPERIENCE
Südsee zum Träumen – Eine lange Winterreise mit der ALBATROS
SCHIFFSJUNGFERN
Inspiration zum Abenteuer – Expeditions-Taufe in Hamburg
INTERVIEW
»Das Wichtigste: nicht zu viel Leute an Bord«
Weltumseglerin Laura Dekker tauft und reist mit
SCHIFFSJUNGFERN
Italienerin im Designergewand – Die neue COSTA SMERALDA setzt Maßstäbe
Hamburg tauft Italien – Ein innovatives Schiff am Elbstrom
Noch einmal, bitte! – Die NORWEGIAN ENCORE stieß Ende 2019 zur NCL-Flotte
Die Neue von Plantours – Lady Diletta und ihre Taufe in Düsseldorf
Rekord an Bord: CELEBRITY APEX – Wie ein Kreuzfahrtschiff sich von einer Großbaustelle in einen schwimmenden Wohlfühltraum verwandelt
Waschen, schneiden, trocknen! – MS HAMBURG macht sich schön
AUSBLICK
Moderner Ozeanliner
Die VASCO DA GAMA entdeckt jetzt mit nicko-Passagieren die Welt
Jubiläen und Taufe – 2021 ist das Sea-Cloud-Jahr
Neue Horizonte – Die GOLDEN HORIZON geht eigene Wege
Umdenken an Norwegens Küsten
Vier neue Schiffe, ein neuer Betreiber – Hurtigruten ist nicht mehr allein
Europäisches Bekenntnis einer jungen Italienerin
Die COSTA FIRENZE kommt in den europäischen Markt
Swan Hellenic ist wieder da – Neustart eines Traditionsunternehmens
Kleiner Eispanzer mit Charme – Die SEAVENTURE beginnt ihr drittes Leben
Romantische Erfahrung – Aus COSTA NEOROMANTICA wird CELESTYAL EXPERIENCE
SCHIFFSJUNGFERN
LE BELLOT, SEVEN SEAS SPLENDOR, SILVER MOON, FRIDTJOF NANSEN
RÜCKBLICK
Bye-bye, my love ...
Vier beliebte deutsche Kreuzfahrtschiffe sind 2020 vom Markt verschwunden
ROUTEN UND HÄFEN IM TREND
Spaniens Schätze am Atlantik – Vigo, Galicien und der heilige Jakob
In keinem Taxi nach Paris
Die Schönheit der Normandie macht den Ausflug nach Paris abwegig
God Save the Queen
… und bewahre Kreuzfahrer vor einem Ausflug nach London
Mit Spaß und Spontanfaktor – Landausflüge auf eigene Faust in Norwegen
Der TITANIC auf der Spur – Auf vielen Kreuzfahrten lassen sich Originalschauplätze des berühmtesten aller Schiffe entdecken
Des Kaisers Kanal – Ein kreuzfahrttouristisches Highlight auf deutschem Boden
Basel – Europäische Kulturstadt für Genießer
VIER JAHRESZEITEN
Kapverden – Inselhüpfen mit der Motoryacht
Korsische Auszeit – Ein beinahe surreales Yachterlebnis
Vom Mittelalter in die Autostadt – Eine Landschaftsfahrt mit der SANS SOUCI
Mein Stiefel ist der schönste – Ein designverwöhntes Schiff auf Italienroute
FESTTAGSREISEN
Donauwellen und Maroniduft
Mit dem Flussschiff von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt
Weihnachtsbräuche aus aller Welt
VOR UND NACH DER KREUZFAHRT
Warnemünde – Mehr als Rostocks Hafen
Lass mich dir eine Geschichte erzählen …
Das Maritime Museum in Hamburg steckt voller spannender Storys
HOTEL- UND MUSEUMSSCHIFFE
Altenteil im sicheren Hafen
Drei Schiffe erinnern an die goldene Transatlantik-Ära
DAS BESONDERE SCHIFF
Segeln ohne Grenzen – Das »Klassenzimmer unter Segeln« nimmt Schüler mit auf die THOR HEYERDAHL
MENSCHEN AN BORD
Vom »Einspänner« zum Kamelritt
Ida Pfeiffer – Wiener Dame ohne Berührungsangst
Klappe: Traumschiff, die Erste
Deutsche Bildschirme zwischen Kreuzfahrt-Alltag und Phantasie-Romanze
Es muss nicht immer Achterbahn sein
Mit Kind unterwegs auf einem Kreuzfahrt-Klassiker
Was kommt nach der Pandemie? – Antworten eines Branchen-Insiders
Der Maître lädt zum Essen – Oceania-Kulinarik in der eigenen Küche
Pleiten, Pech und Pannen – Echt passiert: die besten Lacher auf hoher See
KREUZFAHRTWISSEN
Wie funktioniert das? – Technik – so einfach wie möglich erklärt
Deal mit der UNESCO – Seabourn-Passagiere zahlen und profitieren
RATGEBER
Im rechten Licht – Fototipps vom Profi für Ihre Kreuzfahrt
Flug zum Kreuzfahrtschiff – Tipps & Tricks einer Flugexpertin
Alles, was Recht ist – Kreuzfahrt in Coronazeiten
HOCHSEEGCHVB MNM,.
Mondänes Flair und Hippie-Charme
Von den Balearen nach Südfrankreich mit der EUROPA 2
Nordlichter an Backbord – Wer fährt denn um diese Zeit zum Nordkap?
ERSTE KREUZFAHRT
Mein Leben an Bord der AIDAPRIMA – Eine Berufsanfängerin schildert ihre ersten Kreuzfahrterfahrungen vor und hinter den Kulissen
FLUSSREISE
Ein Hoch auf die Niederlande
Unterwegs auf verschlungenen Kanälen und in idyllischen Orten
Darum ist es am Rhein so schön – Schönheiten vor der Haustür
Arun Sousdey: »Ein neuer Tag, ein neues Glück«
Mit der RV LAN DIEP durch Kambodscha und Vietnam
SEGEL-KREUZFAHRT
5 Masten, 42 Segel und nichts als das Meer
Mit der ROYAL CLIPPER über den Atlantik
EXPEDITION
Von Galliern und Bretonen
Neue Gegebenheiten verlangen nach neuen Expeditionsrouten
FÄHRREISE
Hallo, Helsinki! – Im hohen Norden den Frühling begrüßen
CORONA-CORNER
25 Seetage – Die Nonstop-Heimreise der ALBATROS
Alles bleibt anders – Kreuzfahrt in und nach Coronazeiten
Neues Sicherheitsmanagement
Einblicke eines ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters
Besser maskiert auf Kreuzfahrt
Wie verträgt sich eine Seereise mit der Infektionsgefahr?
MARKTÜBERSICHT, FLOTTENPHILOSOPHIE UND BEWERTUNG
KLASSISCHE KREUZFAHRTSCHIFFE
Azamara Club Cruises
MS AZAMARA JOURNEY – Ein Top-Schiff, das in aller Welt zu Hause ist
Celestyal Cruises
MS CELESTYAL CRYSTAL – Produkt für Wertschätzer mediterraner Lebenskultur
CroisiMer
MS LA BELLE DES OCÉANS – Charmanter Mini-Ozeanliner
Crystal Cruises
MS CRYSTAL SERENITY – Ein Schiff für den »Mehr geht nicht«-Anspruch
Hansa Touristik
MS OCEAN MAJESTY – Ein gut modernisierter Oldie mit Charme
Hapag-Lloyd Cruises
MS EUROPA 2 – Legerer Lifestyle auf höchstem Niveau
Oceania Cruises
MS MARINA – Komfort pur mit der besten Küche auf See
Phoenix Reisen
MS AMERA – Das einstmals luxuriöseste Kreuzfahrtschiff der Welt
Plantours Kreuzfahrten
MS HAMBURG – Zwischen Kreuzfahrt und Expedition
Regent Seven Seas
MS SEVEN SEAS EXPLORER – Elegante Mega-Yacht mit höchstem Anspruch
Seabourn Cruise Line
MS SEABOURN SOJOURN – Eine Ultra-Luxus-Yacht
SeaDream Yacht Club
MS SEADREAM I – Ein Luxus-Tempel im Matchbox-Format
Silversea Cruises
MS SILVER SHADOW – Entspannter Luxus für Freunde klassischer Kreuzfahrt
MEGALINER
AIDA Cruises
MS AIDABELLA – Ein Schiff aus der Mitte der AIDA-Familie
Carnival Cruise Line
MS CARNIVAL SPLENDOR – Ein Riesenschiff für ungezwungenen Urlaub
Celebrity Cruises
MS CELEBRITY EQUINOX – Luxus im Maxi-Format
Color Line
MS COLOR FANTASY – Angebot für die ganz kurze Kreuzfahrt zum Testen
Costa Kreuzfahrten
MS COSTA FORTUNA – Ein Cruise Liner für Familie und kleines Budget
Cunard Line
MS QUEEN MARY 2 – Der letzte Transatlantik-Liner unserer Zeit
Holland America Line
MS EURODAM – Ein Megaliner, der lieber gemütlich sein will
MSC Kreuzfahrten
MS MSC GRANDIOSA – Italienerin der XXL-Klasse
Norwegian Cruise Line
MS NORWEGIAN ENCORE – Entertainment at its best
Princess Cruises
MS ROYAL PRINCESS – Eine Hoheit, auf der nicht alles »royal« ist
Royal Caribbean
MS SYMPHONY OF THE SEAS – Das größte Schiff der Welt
TUI Cruises
MS MEIN SCHIFF 1 – Ein modernes Stück schwimmende Heimat
EXPEDITIONSSCHIFFE
Hapag-Lloyd Cruises
MS HANSEATIC INSPIRATION – Das perfekte Schiff für die Expedition
Hurtigruten
MS POLARLYS – Skandinavisches Design an Norwegens Küste
nicko cruises (Expedition)
MS WORLD VOYAGER – Ein kleines, aber feines Entdeckerschiff
Ponant
MS LE BORÉAL – Charmant-französischer Mix aus Yacht und Explorer-Schiff
GROSSSEGLER
Sea Cloud Cruises
SY SEA CLOUD – Das älteste Kreuzfahrtschiff im Markt
Star Clippers
SY ROYAL CLIPPER – Die Königin der Großsegler
FLUSSSCHIFFE
1AVista Reisen
MS VISTA SKY – Ein komfortables Balkonschiff
A-Rosa
MS A-ROSA DONNA – Eine moderne Donau-Klassikerin
CroisiEurope
MS MIGUEL TORGA – Eine Entdeckerin auf Genießerkurs
nicko cruises
MS NICKOVISION – Begründerin einer völlig neuen Flussschiff-Generation
Phoenix Reisen
MS ALENA – Bewährtes Schiff für legere Silver Ager
Plantours Kreuzfahrten
MS SANS SOUCI – Ein elegantes Entdeckerschiff mit persönlicher Note
Thurgau Travel
MS THURGAU ULTRA – Ein komfortables Schiff für entspannte Flussentdecker
Viva Cruises
MS INSPIRE – Außergewöhnliche Kabinenvielfalt auf dem Fluss
BILDNACHWEIS/IMPRESSUM
... die Sie auch in Coronazeiten machen können
Altstadt in Wismar
Man könne nicht auf Kreuzfahrt gehen in diesen Zeiten, höre ich immer wieder und von allen Seiten. Ich habe seit August 2020 drei Kreuzfahrten gemacht. Mit FFP2-Maske (vgl. Seite 248 f.) und ein wenig Vorsicht habe ich mich dabei nicht unwohler oder gefährdeter gefühlt als beim Einkaufen daheim. Dabei gilt trotz aller (guten!) Hygienekonzepte an Bord: Jeder Einzelne ist selbst dafür verantwortlich, auf seinen Schutz zu achten und Risiken möglichst zu minimieren (Menschenansammlungen, Gespräche mit maskenlosen Leuten, enge Läden und Markthallen oder – wenn sie denn angeboten würden – Tanz- und derlei Veranstaltungen). Viele Reedereien haben bis zum Frühjahr ihre Reisen abgesagt – Verlängerung nicht ausgeschlossen –, einige aber nutzen die Zeit, um Erfahrungen im Umgang mit einer Kreuzfahrt unter Coronabedingungen zu sammeln. Dabei kann die Redaktion natürlich nicht ausschließen, dass es wegen steigender Infektionszahlen in einer Destination oder auch an Bord eines Schiffes kurzfristig zu Routenänderungen oder Absagen kommt. Diese Möglichkeit bucht man in diesen Zeiten mit.
Jeder Veranstalter wird jedoch alles daransetzen, Covid-Fälle zu vermeiden, denn funktionierende Reisen sind sein Kapital, und sich äußerst kulant zeigen, wenn abgesagt oder geändert werden muss, denn zufriedene Reisende sind seine einzige Marktchance. Für alle, die Risiken realistisch bewerten und nicht in Panik geraten, haben wir eine kleine Auswahl zusammengestellt – unverbindlich und ohne Durchführungsgarantie, allerdings haben wir uns bei der Auswahl auf Anbieter beschränkt, die seit Beginn der Pandemie bereits wieder Reisen durchgeführt haben und somit über Erfahrung verfügen.
Burgbesichtigung in Bratislava
Stadtspaziergang in Neapel
Jungfernreise mit VIVA Cruises
Es gibt eine Jungfernreise im zweiten Corona-Frühling! Der Düsseldorfer Fluss-Spezialist, eine 100-prozentige Tochter der renommierten Schweizer Reederei Scylla, setzt seinen Fuß ins Hochseegeschäft und startet mit der SEAVENTURE (164 Passagiere). Das Schiff ist eine alte Bekannte; als BREMEN war es über ein Vierteljahrhundert für Hapag-Lloyd unterwegs. Die erste Reise im April startet und endet in Bremerhaven und hat Wismar, Stettin, Stralsund, Kopenhagen, Helgoland und Hamburg zum Ziel.
Gefunden bei www.viva-cruises.com
Donau mit der HEIDELBERG
Im März 2021 startet nicko cruises mit dem kleinen, feinen Luxusschiff HEIDELBERG zu einer einwöchigen Donaureise. Mit nur 124 Passagieren an Bord ist der Rahmen recht persönlich gesetzt, das großzügige Platzangebot vermittelt Sicherheit. Krems, Esztergom, Budapest, Bratislava, Wien und Ybbs sind die Ziele. Dabei gibt es auch ungewöhnliche Ausflüge, z. B. die Entdeckung Wiens mit dem Drahtesel. Wer privat anreisen möchte, kann mit dem Pkw problemlos Passau erreichen.
Gefunden bei www.nicko-cruises.de
Italienische Reise mit der COSTA SMERALDA
Costa hat Durchhaltevermögen gezeigt: Selbst im beginnenden Italien-Lockdown konnte man die Kreuzfahrten mit dem jüngsten Spross der Flotte COSTA SMERALDA von den Beschränkungen ausnehmen. Noch bis Februar will die SMERALDA wöchentlich von Savona aus über La Spezia, Cagliari, Neapel, Messina und Civitavecchia unterwegs sein. Das Schiff wird dabei nicht ausgebucht, der Gästekomfort ist entsprechend hoch. Die Vielzahl von Restaurants, Unterhaltungsmöglichkeiten und nicht zuletzt wirklich italienischen Angeboten an Bord (Eiscafé, Campari-Bar, Pizzeria) machen die Reise auch für Passagiere, die nicht an Land gehen möchten, zum italienischen Urlaubserlebnis (vgl. Seite 146–149).
Gefunden bei
www.costakreuzfahrten.de
Mit der JUNKER JÖRG durch die Ostseebodden
Das kleine, private Flussschiff fährt von Stettin aus übers Haff, legt auf Usedom an und gibt seinen Reisenden Zeit für einen ganztägigen Ausflug über Deutschlands Sonneninsel, der im Reiseprogramm inkludiert ist. Weiter führt die Reise mit Salzwasser unterm Kiel nach Wolgast, Rügen, Greifswald und Stralsund. Auf Rügen wird die Ostküste der Insel per Ausflug entdeckt. Der Veranstalter verspricht kleine Gruppen (insgesamt sind nur max. 112 Passagiere an Bord) bei den Stadtrundgängen (Stettin, Swinemünde, Greifswald und Stralsund). Die Reise gibt es auch in umgekehrter Reihenfolge – irgendwie muss die JUNKER JÖRG schließlich zurück nach Stettin. Am Ende lockt noch ein inkludierter Aufenthalt (zwei Nächte) in einem 4-Sterne-Resort am Neuruppiner See.
Gefunden bei
www.humboldt-reisewelt.de
Zur Lavendelzeit über die Rhône in die Provence
Südfrankreich mit der A-ROSA LUNA
Ab April 2021 ist die A-ROSA LUNA wieder auf Rhône und Saône unterwegs. Die freundlichen Temperaturen lassen eine Menge Außenaktivitäten und den Aufenthalt an Deck zu, so dass die Passagiere an Bord Gelegenheit haben, sich zu verteilen. Ziele der Fahrt sind Châteauneuf-du-Pape, Avignon, Arles, Viviers, Chalon-sur-Saône, Tournus und Mâcon. Die Pkw-Anreise nach Lyon ist möglich.
Ostseestrand bei Ahlbeck
Karibik mit SeaDream
Die beiden Luxusyachten von SeaDream wagen Karibik-Kreuzfahrten. Die Reisen starten und enden auf Barbados, wo man entweder auf Quarantäne für Durchreisende verzichtet oder ein paar Tage Hotelaufenthalt vorschreibt, bis ein negatives Testergebnis vorliegt (das hat sich geändert und wird sich womöglich ein- oder mehrere weitere Male ändern). Flugverbindungen nach Bridgetown sind auch zu bekommen. Auf wechselnden Routen werden Antigua, Martinique, Grenada, Marigot, St. Martin, St. Vincent, Grenada, Antigua, St. Kitts, Virgin Gorda, St. Lucia oder Tortola angelaufen. Die beiden Schiffe haben maximal 112 Passagiere.
Gefunden bei
https://seadream.mocean.de
Strandtag auf Grenada
Kanaren mit der EUROPA 2
Die EUROPA 2 bedient bis auf Weiteres einwöchige Kanaren-Routen. Die Reisen starten und enden auf Teneriffa, angelaufen werden Gran Canaria, La Palma, El Hierro, Lanzarote und La Gomera. Natürlich bietet Hapag-Lloyd Cruises dazu ein geeignetes Flugan- und -abreisepaket an. Für einige Reisen gibt es sogar Hapag-Lloyd-untypische Rabatte. Zu Beginn und am Ende liegt das Schiff je eine Nacht in Santa Cruz de Tenerife im Hafen. Selbst wenn hier einer der Landgänge ausfallen müsste – ein Tag an Bord der EUROPA 2 ist dafür die beste Entschädigung.
Gefunden bei www.hl-cruises.de
Gärten auf Teneriffa
Korsika mit der LA BELLE DES OCÉANS
Das frisch in die Flotte von CroisiEurope integrierte Hochseeschiff mit max. 120 Passagieren nimmt im Frühjahr 2021 seine wöchentlichen Törns rund um Korsika wieder auf (vgl. Seite 138–141). Ausschließlich Ziele auf der französischen Mittelmeerinsel werden angelaufen: Ajaccio, Bonifacio, Porto-Vecchio, Bastia und die L‘Île-Rousse sind die Ziele. Der Basishafen Nizza ermöglicht die Anreise im eigenen Pkw für jeden, der keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen mag.
Gefunden bei www.CroisiEurope.de
Küstenwanderung auf Korsika
»Amazonas des Nordens« mit der SANS SOUCI
Bis der »echte« Amazonas wieder bereist werden kann, mag es noch etwas dauern. Mit Recht jedoch wird die Peene als »Amazonas des Nordens« bezeichnet – ein naturbelassenes Paradies für Biber, wo es Solarbootfahrten gibt, die den Besucher ganz leise durch die Heimat einer beeindruckenden Fauna bringen. Die SANS SOUCI reist auf dieser Route erstmals von und bis Stralsund über Wolgast, Anklam, Stolpe und Demmin. In Stolpe empfiehlt sich ein Besuch im Gutshaus, das unter der Hand der einstigen Besitzerfamilie zu einem sehr individuellen Hotel geworden ist.
Gefunden bei
www.plantours-partner.de
Gutshaus Stolpe
Kanaren mit der MEIN SCHIFF 2
TUI Cruises gehört zu den Veranstaltern, die zuallererst den Neustart der Kreuzfahrt gewagt, darin viel investiert und naturgemäß dabei Erfahrungen gesammelt haben. Die MEIN SCHIFF 2 ist auf Kanaren-Routen unterwegs; zwei alternierende Reisen ermöglichen auch eine vierzehntägige Kombination, wobei Gran Canaria als Basis für den Passagierwechsel dient. »Kanarische Inseln 1« hat Teneriffa, Lanzarote und La Gomera zum Ziel, »Kanarische Inseln 2« ergänzt mit Fuerteventura und La Palma, was noch fehlt. Teneriffa wird auf beiden Fahrten angelaufen. Ein großes Schiff wie die MEIN SCHIFF 2 hat den Vorteil, dass auch an unerwarteten Seetagen keine Langeweile aufkommt, falls mal ein Landgang ausfallen muss.
Gefunden bei www.tuicruises.com
Steinlandschaft am Teide (Teneriffa)
Sechs Tage zwischen Karibik und Kanaren: kein Land in Sicht, eine Woche lang nur Wasser, Wind und Wolken
Liegestuhl an der Reling: komfortabler Beobachtungsposten für Wale und Delphine
Blauer Himmel, am Horizont ballen sich tropische Haufenwolken. Der Nordostpassat treibt eine lange Dünung vor sich her. Etwa alle halbe Stunde schwappt Wasser aus dem Pool auf das Sonnendeck. Ein Jogger zieht bei 33 Grad im Schatten seine Runden an der Reling entlang. Es ist der zweite Seetag auf einem langen Törn über den Atlantik. Seit Bridgetown, dem letzten Hafen auf den karibischen
Inseln, hat das Schiff 557 Seemeilen zurückgelegt; vor dem Bug liegen weitere 2.059 nautische Meilen, sechs Tage bis Teneriffa, eine Woche lang kein Hafen, kein Landgang, kein Ausflugsprogramm.
Eine Handvoll Passagiere verliert sich am späten Vormittag im Vortragssaal und sieht spannende Bilder zur »Metamorphose unseres Planeten«. Für die »Freunde der leichten Küche« wird derweil unter dem Sonnensegel pochiertes Filet vom Zander angerichtet, dazu Blattsalat mit Bohnensprossen, so knackig, als sei er gerade auf dem Wochenmarkt daheim eingekauft worden. Der Kapitän gibt die Position durch: 16° 9' N, 50° 46' W, das ist etwa derselbe Breitengrad wie Acapulco, Sanaa im Jemen oder Bangkok. Unter dem Kiel, das sagt er auch noch, geht es fast 6.000 Meter in die Tiefe. Die Passagiere nehmen es mit wohligem Schaudern zur Kenntnis. Sie sehen zu, wie die letzten Möwen, die uns von Barbados bis hier gefolgt sind, in Richtung Küste abdrehen.
Einen Tag später, knapp 400 Seemeilen weiter östlich. Die Temperatur ist um zwei Grad gefallen, 31 Grad, morgens um neun. Heute früh mussten die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden. Jetzt treffen sich zehn Passagiere an Deck zu Yoga-Übungen in frischer Luft. Dieses meditative Programm passt zur bewusst gewählten langsamen Annäherung an den alten Kontinent. Keine Hektik morgens an der Gangway, kein Drängeln an Bussen oder Ausflugsbooten. Das Leben an Bord tröpfelt aufs Angenehmste durch den Tag: Die Schachfreunde nehmen sich Zeit für ihre Turniere, das dicke Buch wird endlich ausgelesen, und am Abend kitzeln Berichte über die schönsten Städte der Welt das Fernweh. Aus der Bibliothek und aus dem Vortragssaal gehen Träume auf Reisen, bis weit hinter die Erdkrümmung, die in dieser Einsamkeit gut zu sehen ist.
Hobby-Seebären postieren sich zwischen Brücke und Blondine
Vierter Seetag, 7.30 Uhr. Kurze Enttäuschung beim ersten Blick auf den Fernseher in der Kabine. Das Bild, das die Kamera am Bug einfängt, zeigt bleigrauen Himmel, Schaumkronen auf grünen Wellen. Unser Jogger lässt sich nicht abhalten von seinem Ritual, der Wind weht mit Stärke 5. Das Schiff stampft und schaukelt sanft mit der Dünung. Im Tanzstudio geraten die Paare am Nachmittag zuweilen aus dem Takt. Aber nach der Siesta ist die Wolkendecke aufgerissen, das Meer glitzert wieder, und kurz vor vier, rechtzeitig zur Kaffeezeit, holt der Kapitän mit sonorer Stimme aus dem Lautsprecher die dösenden, lesenden, träumenden Passagiere aus den Deckstühlen: »Delphine an Backbord voraus.«
Alle Mann an der Reling – Besuch außenbords!
Drei Minuten, das ist eine lange Zeit, begleiten uns die glänzenden Leiber, ausgelassen springen sie neben dem Schiff her und geben eine Vorstellung, die nicht im täglichen Bordprogramm ausgedruckt ist. Der nördliche Wendekreis ist passiert; wir haben die Tropen verlassen. Mit ruhiger See und wenig Wind halten wir Kurs auf die Kanaren, 646 Seemeilen voraus. Irgendwo an Steuerbord, so meldet es die Brücke, soll Mauretanien liegen, gut tausend Kilometer entfernt. Mauretanien? Man wird nachher mal googeln, was das für ein Land ist.
Zwei Schiffe begegnen uns in großer Distanz, ein Containerfrachter, ein Tanker. Mit Ferngläsern vor den sonnenverbrannten Gesichtern fachsimpeln die alten »Seefahrer« unter den Passagieren über mögliche Routen und Reedereien dieser Dampfer da in der Ferne. Dann beobachten sie wieder die Wolken, die immer neue Figuren und Skulpturen am Himmel aufbauen.
Noch einmal ein langer Sonnentag, etwas mehr als 200 Passagiere dösen dem alten Kontinent entgegen. Die Stimmung ist entspannt, angenehm träge. Manche sagen, sie fühlen sich, als wären sie allein mit Wind, Wellen und Wolken. Andere haben sich ein stilles Plätzchen an der Reling gesucht und schicken von dort ihre Gedanken wie eine Flaschenpost in die Ferne. Und noch andere, inzwischen wieder unternehmungslustig geworden, statten der Bordküche, der Maschine oder der Brücke Besuche in kleinen Gruppen ab. Sogar Rezepte werden in der modernen Großküche, die nichts mehr mit einer romantischen Kombüse zu tun hat, ausgetauscht.
Gegen Mittag, 18 Grad Außentemperatur, Luftdruck steigend, nähert sich eine erste Seeschwalbe von Europa her; neugierig, fast zaghaft kreist sie um das Schiff herum. Land in Sicht, nach gut viertausend Kilometern. Die ersten Koffer werden gepackt, die Bilder vom Farewell Dinner beim Bordfotografen abgeholt. Auf einmal werden auch Nachrichten aus der Heimat wieder wahrgenommen. Mit der Funkzeitung flattern sie jeden Morgen in die Kabine: »Bayern auf Meisterkurs«, »Hannover: bedeckt, regnerisch, 7 Grad«, Merkel, Söder und Scholz, alle sind sie noch da. Daheim also nicht viel Neues, man könnte es wohl gut und gerne noch drei Tage länger unter dem weiten Himmel aushalten.
Eine Kochshow lockert den Seetag auf
Santa Cruz auf Teneriffa, später Vormittag. Die Gangway ist festgezurrt. Die Behörden, so sagt der Lautsprecher, haben das Schiff »freigegeben«. Vor ein paar Stunden, exakt um 7.23 Uhr, haben wir noch einmal die Sonne aus dem Meer steigen sehen. Kurz darauf schälten sich die weißen Häuser auf der Insel aus der Dämmerung.
Nicht viel war passiert in diesen sechs Seetagen, nur dies: fliegende Fische, Wolkentürme und ein Wind, der das Bild am Himmel alle paar Minuten neu gemalt hat. Und natürlich das Meer, das Wasser, eben noch glitzernd blau, dann wieder voller Dramatik. Eine Reise über den Ozean, hochgradig spannend, wunderbar entspannt.
Der Zauber des Teide – Teneriffa ist erreicht
Ein Versuch, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu verstehen
»Bestaunen Sie unsere Attraktionen, Kultur und Weltrekorde. Aber bitte nicht uns. Freundlichst, Ihre Gastgeber!«
Ein solches Plakat hängt leider in keinem Kreuzfahrt-Terminal der sieben Vereinigten Arabischen Emirate. Aber schön wäre es, denn es wäre ein überaus freundlicher und ehrlicher Empfang für Touristen. Alleine Dubai empfing in der Saison 2019/20 über 800.000 Kreuzfahrer und mehr als 200 Schiffe in seinem Hafen Mina Rashid.
Abendliche Video-Installation am Präsidentenpalast von Abu Dhabi
Skyline von Katar
Handwerksvorführung im Kreuzfahrtterminal: Katarischer Fischer flickt sein Netz
Die Emirate und umliegende Länder wie Bahrain oder Katar locken mit Sonne, Luxus, Vergnügungsparks, beeindruckender Kunst und Architektur. Nur – einen der wenigen Einheimischen kennenzulernen, wird Ihnen als Urlauber kaum gelingen. So weltoffen und hypermodern die Emirate auf den ersten Blick wirken, so verschlossen bleibt doch das private Leben der Emiratis, die nur rund ein Zehntel der Bevölkerung ausmachen. Daher mein Tipp: Genießen Sie die Zeit in der Warteschlange an der Passkontrolle und beobachten die einheimischen Kontrolleurinnen bei der Arbeit. Vermutlich haben Sie hier überhaupt keine Frauen erwartet. Tatsächlich sind an der Universität von Dubai mehr als die Hälfte der Studierenden weiblich, Frauen arbeiten in Sondereinheiten der Polizei, als Pilotin und eben auch zusammen mit männlichen Kollegen, die sich in langen Gewändern, mit großer Erhabenheit und ausgeprägt ruhigen Bewegungen um Ihren Reisepass kümmern. Zeit ist schließlich relativ. Erwarten Sie bitte kein Verständnis dafür, dass Sie davon selbst im Urlaub nicht genug zu haben scheinen.
Ihnen stehen Menschen gegenüber, deren Großväter auf Dromedaren ritten, wo heute Wolkenkratzer an achtspurigen Schnellstraßen in den Himmel ragen und Flugzeuge im Minutentakt in die Luft steigen. Großeltern, die sich mit ihren Tieren je nach Jahreszeit in der Wüste oder an der Küste niederließen, bevor sie vor wenigen Jahren große Villen bezogen. In fast jedem Garten eines von Emiratis bewohnten Hauses steht hinter den hohen Mauern, die jeden Blick auf die Frauen des Hauses abwehren, noch heute ein solches Zelt. So angenehm die Klimaanlage im Haus auch sein mag – was wirklich zählt, sind Zeit mit der Familie unter der gewebten Stoffkonstruktion und der freie Blick in den Sternenhimmel. Ist es da wichtig, ob die Uhr 22.00 oder 23.00 Uhr geschlagen hat? Und was ändert es schon in Allahs großem Werk, wenn ein Ausflug oder ein Geschäftsmeeting um 11.00 statt wie geplant um 10.00 Uhr beginnt? Nichts!
Erwarten Sie also bitte keine (Über-) Pünktlichkeit, für die wir uns in unserem Kulturraum so gerne rühmen. Mit einer Ausnahme: Das Einhalten der richtigen Gebetszeit unterliegt einer ausgeprägten sozialen Kontrolle durch Familie und Freundeskreis! Nicht nur wann und ob man betet, was zu den Pflichten jedes Gläubigen und den fünf Säulen des Islam gehört, ist fremdbestimmt. Wen man heiraten soll, was man anziehen kann, was man trinken darf – wichtige Lebensentscheidungen unterliegen strengen Regeln und Gesetzen, die keine Zweifel oder Diskussion zulassen. So wird der Ehemann für junge Frauen noch immer meist von der Mutter der Braut ausgesucht. Wenn sozialer Stand, das Brautgeld und familiäre Verbindungen stimmen, darf sich das zukünftige Paar unter Aufsicht treffen. Der Braut wird anschließend eine Bedenkzeit eingeräumt. Wobei schon alleine aus Respekt vor den Eltern ein »Nein« nur schwer auszusprechen ist.
Dieser Spagat zwischen Religion, Tradition und Familie auf der einen Seite sowie Sehnsucht nach Individualität auf der anderen treibt vor allem junge Menschen in einen inneren Zwiespalt, aus dem sie zu entfliehen versuchen. Urlauberinnen empfehle ich einen Besuch in einem der unzähligen Schönheitssalons. Achtung: Es herrscht absolutes Fotografier- und Männer-Verbot. Denn hier legen die Kundinnen ihren Schleier ab. Maniküre, Pediküre, Waxing, Make-up gehören zum Minimal-Programm. Es ist beeindruckend, wie viele Designer-Jeans, Spitzen-BHs, Botox-Behandlungen und Schönheits-Operationen zum Vorschein kommen und um was sich die Gespräche drehen. Perfektion und Individualität im Rahmen der Möglichkeiten.
Graffiti im Kreuzfahrthafen von Abu Dhabi
Jeep-Tour in die Wüste
Junge Männer testen das Limit ihrer persönlichen Freiheit gerne im eigenen Sportwagen aus. Spritztouren im Maserati, Lamborghini und Ferrari enden oft auf Dubais Friedhof der Luxuskarossen, wo mehr als 150 Wagen verrotten wie weggeworfenes Spielzeug, verhüllt von einer Schicht Wüstensand. Für den nächsten Geschwindigkeitsrausch und die gute Laune liefert der Premium-Händler des Vertrauens jederzeit Nachschub. Stillstand wäre für die Herrscher-Familien und ihre Untertanen auf der Arabischen Halbinsel schwer erträglich. Dubais aktueller Emir Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum formulierte es im Jahr 2020 so: »Wir haben und werden uns nie auf unseren Lorbeeren ausruhen, sind nicht besessen von unserem Erfolg oder glauben, dass dieser Weg nach vorne von alleine weitergeht.«
Aus diesem Selbstverständnis heraus wird alles ausprobiert, was nicht gegen Sitten oder Gesetze verstößt. Gerade diese manchmal verwirrende Mischung aus uralten Traditionen und visionärem Fortschritt macht die Emirate und umliegende Länder zu einem so spannenden Ziel. Ein paar Beispiele für diese Seite der Region: Als im Juli 2020 weltweit die ersten Covid-19-Impfstoffe an Menschen getestet wurden, gehörte Abu Dhabi zu den Studienorten. Als Erster ließ sich der Vorsitzende der Gesundheitsbehörde öffentlichkeitswirksam impfen, innerhalb von 24 Stunden meldeten sich mehr als 5.000 Freiwillige.
Für Besucher geöffnet: der Präsidentenpalast von Abu Dhabi
In den Badia-Farms in Dubai wachsen in einer 4.600-Quadratmeter-Halle auf vertikalen Regalen täglich 3.500 Kilo Bio-Obst, -Salate und -Kräuter unter LED-Licht. Das Verfahren reduziert laut der Betreiber den Wasserverbrauch um 90 Prozent, benötigt keine Erde, liefert immer gleichbleibende Qualität und verringert den Import von Lebensmitteln. Angenehmer Nebeneffekt ist das Sammeln von Erfahrungen für die Versorgung in noch schwierigerer Umgebung als der Wüste.
Absurd wirkt der Plan, einen Eisberg in die Emirate zu schleppen. Alleine die Kosten für einen geplanten und seit 2019 immer wieder verschobenen Versuch werden auf 70 Millionen Euro geschätzt. Außer einer weiteren Touristen-Attraktion soll der Eisberg auch Süßwasser liefern und für Wolkenbildung samt Regen sorgen. Letzteres provoziert das Nationale Meteorologie-Zentrum der Emirate schon jetzt erfolgreich mit »Cloud Seeding«. Bei dem Verfahren werden Wolken mit einer chemischen Verbindung aus Silber und Iodid »geimpft« und regnen dann ab. Alleine im ersten Halbjahr 2020 wurden 219 »Cloud Seeding«-Flüge durchgeführt. Regionale Zeitungen berichten zunehmend von Tagen mit schweren Regenfällen und überschwemmten Straßen.
Zum Schluss ein Blick in die ultimative Zukunftsvision: Die Emirate wollen bis 2117 den Mars besiedeln. Unter dem Namen »Hoffnung« schickten sie am 19. Juli 2020 ihre erste Rakete zur Erkundung der dortigen Wetterbedingungen ins All. Zeitgleich entsteht auf der Erde die »Mars Wissenschaftsstadt«, wo Lebensbedingungen auf dem Roten Planeten simuliert werden sollen. Die Hausarbeit verrichten dann Roboter. Eine Videoinstallation im »Frame«, einer der aktuellen Touristen-Attraktionen Dubais, zeigt, wie die Helfer aussehen sollen. Männliche Roboter tragen ein langes Gewand, weibliche sind verhüllt bis auf einen Augenschlitz. Wegen des Umzugs auf einen anderen Planeten muss man seine Grundwerte ja nicht gleich über Bord werfen!
Ausblick aus dem Louvre Abu Dhabi, einem Ableger des Pariser Museums
Stararchitekt Jean Nouvel hat den Louvre Abu Dhabi entworfen
Das MIA (Museum für islamische Kunst) in Doha, entworfen von I. M. Pei
Wegweiser an öffentlichen Toiletten in Doha
TIPPS FÜR HERAUSRAGENDE ARCHITEKTUR UND MUSEEN IN DEN EMIRATEN UND KATAR
Louvre Abu Dhabi
Der 2017 eröffnete Ableger des Pariser Originals steht auf der künstlichen Insel Saadiyat (»Insel des Glücks«). Durch das offene Dachgeflecht fallen Sonnenstrahlen ins Innere wie durch ein Palmendach. Die Idee für seine Wandelhalle kam Architekt Jean Nouvel beim Spaziergang durch die Oase von Al Ain. Ausgestellt sind Exponate von der Antike bis zum 21. Jahrhundert, darunter viele Leihgaben aus Frankreich.
Sustainable City Dubai
Begrünte Wege, die an arabische Gassen erinnern, Elektro-Buggys statt Autos und Gemeinschaftstreibhäuser, die an Mars-Behausungen erinnern – zehn Kilometer vom Zentrum entfernt leben 2.700 Bewohner in einem neuen, nachhaltig konzipierten Stadtteil, dessen ökologisches Gesamtkonzept und Architektur wegweisend sind.
Masdar City
Das Team um Sir Norman Foster, der u. a. die Kuppel auf dem Berliner Reichstag entworfen hat, arbeitet in Abu Dhabi an einer müll- und CO2-neutralen Stadt für 50.000 Einwohner. Die Arbeiten geraten immer wieder ins Stocken, für Zukunftsinteressierte lohnt sich aber schon der Besuch der ersten fertigen Gebäude.
MIA (Museum für Islamische Kunst) – Doha/Katar
Von dem chinesisch-amerikanischen Star-Architekten I. M. Pei entworfenes und 2008 eröffnetes Museum. Die Sammlung umfasst Spitzenwerke islamischer Kunst vom siebten bis zum 20. Jahrhundert. Viele Exponate, die während der Kriege im Irak, Iran und Syrien ins Ausland geschmuggelt und von Katar weltweit zurückgekauft wurden, haben hier eine Heimat gefunden.
Blick vom MIA auf die Skyline von Doha
Traditioneller Brautschmuck und Souvenir für kurze Zeit: mit Henna gemalte Tattoos
Fertig für die Fußball WM: die Metro von Doha
Nationalmuseum von Katar: die Decke des Museumsshops
Nationalmuseum Katar – Doha/Katar
Noch ein spektakuläres Bauwerk in Doha: das von Jean Nouvel entworfene und 2019 eröffnete »National Museum«. Wie eine überdimensionale Wüstenrose wirkt das Gebäude an der Uferpromenade. Die Ausstellung im Inneren zeigt Katars Geschichte und seine Entwicklung als junge Nation.
Überdimensionale Wüstenrose: das Nationalmuseum von Katar
Den »neuen Souk« von Sharjah gibt es seit 40 Jahren
Regierungsgebäude im klassischen Stil
AUSFLUG INS NACHBAREMIRAT
Die Zeiten, da ein Stück Wüste den Wechsel von Dubai nach Sharjah kenntlich machte, sind vorbei. Die knapp halbstündige Tour im Taxi führt durch die fließenden Grenzen der »Suburbs«. Sharjah kam etwas später zu Reichtum als Dubai und konnte aus den Fehlern der Pioniere lernen. Statt auf die höchsten Wolkenkratzer der Welt setzte man bereits mit den ersten Neubauten Anfang der achtziger Jahre auf einen Stil, den man »maurische Moderne« taufen könnte; sandfarbene Gebäude mit Windtürmen, orientalischem Zierwerk und viel Blau. Zu seinem Vorzeigestück wurden die »neuen« Souks von Sharjah, mehr als eine Menschengeneration alt mittlerweile und an mondäner Eleganz längst von den Shopping-Malls unserer Tage überholt, sind sie heute schon ein Stück Geschichte, das es jedoch in den Ein-Mann-Herrschaften der Emirate immer noch geben könnte: Der Scheich fand die erbärmlichen Gassen mit den fliegenden Händlern hässlich und dem aufkommenden Weltruf des Landes nicht angemessen und ordnete kurzerhand den Neubau an. Ebenso wie er den Alkohol verbieten ließ – auch für Touristen; Hotels sind daher in Sharjah oft ein wenig günstiger als in Dubai –, nachdem sein Sohn sich in jungen Jahren alkoholisiert in die Arme Allahs gefahren hatte. Neben der gefälligeren Skyline und dem günstigeren Preis hat Sharjah noch einen Vorzug: Es verfügt über »echte« Strände, während alle Badeoasen für die Touristen an der felsigen Küste Dubais künstlich geschaffen wurden.
(Oliver Schmidt)
Imbiss-Idylle auf Arabisch
Besuch im neuen Souk
Eine ungewöhnliche Zwillingsgeschichte auf See
Weihnachten 1981 ging die erste ASTOR auf Jungfernreise. Sie wurde das zweite Schiff, das die Starrolle in der ZDF-Serie »Traumschiff« spielen durfte. In Erinnerung aber ist das Schiff den deutschen Kreuzfahrern eher als ARKONA oder ASTORIA.
1982 wurde das erste volle Betriebsjahr der neuen ASTOR vermarktet
Der Stadt Hamburg gefiel der Plan auf Anhieb: ein Prestige-Schiff für die Hansestadt. Ein weißer Passagierdampfer mit der roten Flagge der Hansestadt im Topp, der HAMMONIA heißen sollte. Deshalb beteiligte sich unter anderem die Stadt Hamburg an dem Kontrakt, der die Geldgeber für das 120 Millionen D-Mark teure Projekt zusammenhielt. Unter ihnen Hamburger Unternehmer wie der Importeur Bruns oder Reemtsma. Letzterer bat darum, das Schiff nach seiner schwächelnden Zigarettenmarke ASTOR zu benennen, und legte so lange Hand an das Schornsteindesign, bis der Kamin einer geöffneten Zigarettenschachtel ähnlich sah. Mit der HADAG, bisher nur zuständig für Barkassenfahrt im Hamburger Hafen, trat eine Reederei auf den Plan, die vom Kreuzfahrtgeschäft nicht die leiseste Ahnung hatte.
Auf der Grundlage der Baupläne, die bei HDW (Howaldtswerke-Deutsche Werft AG) in Kiel gerade für Deilmanns neue BERLIN gemacht worden waren, entstand ein Schiff, gemacht für deutsches Publikum, knapp unter der Luxusklasse, aber mit eigenen Attributen und persönlichem Charme. Der Werbeslogan »Eine Klasse für sich« sollte sich zwischen Russenschiffen und ausrangierten Atlantiklinern auf der einen und der neuen EUROPA, die ein halbes Jahr später kam, auf der anderen Seite bald bewahrheiten. Auch die Suche nach einem Kapitän, der schon in der Bauphase dazustößt, war erfolgreich: Raimund Krüger, bekannt und beliebt als langjähriger Master von LINDBLAD EXPLORER und WORLD DISCOVERER, den damals einzigen Expeditionskreuzfahrtschiffen, wird genau die persönlich-charmante Welle verkörpern, auf der die ASTOR schwimmen soll. Er ist nach den Probefahrten begeistert: Die ASTOR verfügt über Bugstrahl-Ruder, damals noch eine recht neue Erfindung, und sogar über verstellbare Antriebspropeller, die Vorläufer des heutigen Azipod. Krüger: »Ich habe noch nie ein Schiff gefahren, das sich so gut manövrieren lässt!« Zuvor hatte ein Brand in der Küche die Fertigstellung um Monate verzögert.
Weihnachten auf Jungfernfahrt – dieser Traum geht 1981 für über 500 Passagiere der ASTOR in Erfüllung. Unter ihnen die Schauspieler Nadja Tiller und Walter Giller, Rock ’n’ Roll-Star Peter Kraus, Opernsänger René Kollo, Schauspielerin und Peter-Frankenfeld-Witwe Lonny Kellner sowie die Pianisten-Legende Paul Kuhn. Bei der Ausstattung der ASTOR hat Schiffsarchitekt Hans Sabert die Linie verfolgt, sich in seinem eleganten Gesamtkonzept keine »unzeitgemäßen gestalterischen Rückblenden« erlauben zu wollen. Dieser Plan gelingt: Kein Schiff nach der ASTOR – auch nicht die mit Architektenpreisen gekürte neue EUROPA (1982) – verstand es, zeitlose Eleganz mit so viel maritimer Gediegenheit zu verbinden. Bestaunt wird auch der Luxus eines eigenen TV-Studios, das jeden Abend eine selbstproduzierte Bordnachrichten-Sendung liefert, einen Mix aus Filmbeiträgen vom Bordleben und professionell gelesenen Agenturnachrichten. Auf der Rückseite der abendlichen Speisekarte findet sich jeden Tag ein neues Märchen aus fernen Landen – eine nette Geste, um die Wartezeit zu verkürzen.
Kapitän Raimund Krüger wurde rasch zur Legende
Die Galerien zwischen Restaurant und Show-Lounge sind das Markenzeichen der beiden ASTORs
Die erste ASTOR hatte kräftigere Farbtöne – Anklänge aus den 70ern
Das ASTOR-Buch zeigt u. a. die Original-Einrichtung von 1981
Dennoch lassen sich konzeptionelle Fehler nur schwer verbergen: Zeitweise ist die ASTOR teurer als die neue EUROPA, die jedoch bei gleicher Passagierzahl fast doppelt so viel Platz bietet. Der ASTOR-Passagier muss sich mit 14-m2-Kabinen begnügen, auf der EUROPA gibt es satte 21. HADAG-Chef Jens F. K. Jacobsen gibt seiner Crew gern mal abends in der Bar eine Runde Hundertmarkscheine aus. Das »Traumschiff«-Filmteam lässt er mit einiger Grandezza umsonst mitreisen – Verlust in Millionenhöhe. Der Einzige, der sinnvolle Extraausgaben produziert, ist Kapitän Raimund Krüger: Er kauft sechs eistaugliche Großschlauchboote, damit die ASTOR das kann, was er aus dem Ärmel beherrscht, der EUROPA aber verwehrt bleibt: Landgänge auf Grönland, am Amazonas und in der Antarktis. Den Auftakt bildet seine verrückte Idee, mit der ASTOR in die Bucht von Copacabana zu fahren, um den Passagieren den Strand aus nächster Nähe zu zeigen. Mit Engelszungen muss er beim nächsten Stopp in Belém die Hafenbehörden von ihre Strafmaß von 100.000 US-Dollar herunterhandeln – auf tausend. Bar zu entrichten und ohne Quittung … Im darauffolgenden Sommer geht seine Ausbootung von 580 Passagieren auf der Forschungsinsel Jan Mayen in die Annalen der Kreuzfahrtgeschichte ein. Auf dem Vorschiff hat Krüger außer »seinen« Schlauchbooten auch stets ein schweres Motorrad dabei, für private Landausflüge. Ein Kapitän aus dem Bilderbuch.
Der spätere »Captain’s Club« der ASTOR (I) hieß im Original »Harry’s New York Bar«
Das alles ändert nichts daran, dass die ASTOR Verluste einfährt, welche die Stadt Hamburg mittragen muss. In Zeiten von Pflegenotstand und Hausbesetzungen in der Hafenstraße ist das schwer umzusetzen. Ein Kaufangebot aus Südafrika kommt im Herbst 1983 gerade recht: 130 Millionen D-Mark – zehn Millionen mehr, als das Schiff im Bau gekostet hat – bietet der Apartheidsstaat. Er wünscht sich für den Ernstfall einen Truppentransporter und will die ASTOR mangels anderer Verwendung auf der Route Southampton–Kapstadt im Liniendienst einsetzen. Im Frühjahr 1984 ist Übergabe. Bald stellt sich heraus, dass die Maschine für die Dauerbelastung nicht ausgelegt ist, hohe Wartungskosten folgen. Als dann noch der Dollarkurs die Kosten für den Kredit in astronomische Höhen trägt, sucht auch Südafrika nach einer Lösung. Sie kommt aus der DDR. Dort musste das FDGB-Ferienschiff VÖLKERFREUNDSCHAFT nach 25 Jahren ausgemustert werden. Das System aus Zuckerbrot und Peitsche funktioniert aber nicht, wenn das Zuckerbrot fehlt. Also macht Harry Tisch im Auftrage Honeckers ein veritables Kaufangebot. Nur kann man vom Apartheidsstaat auf keinen Fall ein Schiff kaufen. In einer nebulösen Aktion, bei der dem Vernehmen nach der Direktor des Neptun-Hotels in Warnemünde auf der Ostseite und Ministerpräsident Uwe Barschel für den Westen die Fäden zogen, kehrte die ASTOR bei Nacht und Nebel unter westdeutsche Flagge zurück, um dann zum Schwarz-Rot-Gold mit Hammer und Zirkel zu wechseln. Mit Niederholen der Flagge und Grußerweisung. Die DDR-Führung verließ sich fest auf die Schwarzgucker, die das Schiff aus dem Westfernsehen kannten. Wenn dieser Prestigedampfer von West nach Ost wechselte, konnte es denn da noch Zweifel an der Überlegenheit des Sozialismus geben? Hundert Tage im Jahr wurde die ARKONA, wie sie unter Beibehaltung des Buchstabens A hieß (Handtücher, Geschirr etc. konnten damit weiterverwendet werden) an Seetours im Westen verchartert. Damit musste das ganze Jahr First-Class-Weststandard gefahren werden; eine regelmäßige Umstellung erwies sich als undurchführbar. Lediglich die Anrede »Genosse« fiel für Westgäste unter den Tisch.
Der »Captain’s Club« der ASTOR (II), die gerade abgewrackt wird
In Südafrika ist man die Probleme von 1984 los, dafür hat man wieder die von 1983: Es fehlt ein Schiff. Und die Akzeptanz der ASTOR war bei den Passagieren nicht schlecht. Gleichzeitig kann ein Bau-Auftrag für U-Boote an die HDW-Werft in Kiel nicht aufrechterhalten werden, nachdem es einen Skandal um Blaupausen der Baupläne gegeben hat, die von Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg ans Kap der Guten Hoffnung manipuliert worden sein sollen. Was liegt da näher, als bei HDW anzufragen, ob man nicht stattdessen eine zweite ASTOR liefern möchte – geringfügig größer und vor allem solide finanziert? Die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG hat inzwischen den Standort Hamburg aufgegeben, und so beginnt der Bau der ASTOR (II) in Kiel. Die neue ASTOR ist mit rund 20.000 BRT unwesentlich größer als die alte, 12 Meter länger, die Silhouette ist zum Verwechseln, und auch in der Inneneinrichtung differieren nur die Farbtöne. Doch auch die ASTORSTOREDOROSTOJEWSKIJ
Die ASTOR (II) nach ihrem letzten Umbau 2010
Ein langes Achterdeck zeichnet beide Schiffe aus
Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges müssen sich beide Schiffe erstmals im freien Markt bewähren. Die ASTOR (II) findet Mitte der 1990er Jahre eine Heimat bei Transocean Tours und wird dort rund 25 Jahre verbleiben. Endlich ist sie der deutsche Publikumsliebling, der ihre kleine Schwester immer werden wollte. Die ASTOR (I) bleibt als ARKONA bei Seetours, um später als ASTORIA ebenfalls zu Transocean zu wechseln. Ihre letzten Jahre fährt sie nach einer Auffrischung mit neuem Innendesign und blauem Rumpf als SAGA PEARL II für den britischen Veranstalter Saga Cruises. Mit Investitionsbedarf und ungewissem Schicksal liegt das nun 40-jährige Schiff auf und wartet auf weitere Einsätze. Ihre jüngere Schwester traf es härter: Die erst 33 Jahre alte ASTOR (II) wurde am 23. November 2020 in der Türkei auf den Strand gesetzt. Endstation Abwracker.
Steffi und Peter Frenzel besuchen zum letzten Mal ihr altes Schiff, die SAGA PEARL II. Sie haben sich auf der ARKONA kennengelernt und zehn Jahre als Stewards dort gearbeitet. In ihrem Haus haben sie ein Modell der ASTOR, das von einem privaten Modellbauer in der DDR in 25-jähriger Arbeit mit den (wenigen) dort verfügbaren Mitteln gebaut wurde. Als Vorlage dienten ihm in den ersten Jahren nur die kurzen TV-Sequenzen aus dem »Traumschiff«. Das Modell ist 2,36 Meter lang, schwimmfähig, hat Motoren und Innenbeleuchtung.
»Waldorf«-Restaurant der ASTOR (II): Wo das Original kräftiges Dunkelblau zeigte, dominieren hier pastellne Fliedertöne