Manchmal komme ich mir vor wie ein ausgedientes Möbelstück, das man mit Müh und Not repariert hat, weil es gerade noch zu schade zum Wegschmeißen war.
Ich drehe mich im Bett herum, strecke meinen Arm zu der weißen Nachttischlampe aus und schalte sie ein. Den Schlüssel für die Schublade der kleinen Kommode neben dem Bett trage ich immer bei mir. Tagsüber steckt er in meiner Hosentasche und nachts lege ich ihn unter das Kopfkissen. Denn das, was sich darin befindet, ist mein einziger, wirklich wichtiger Besitz. Das einzig Beständige seit meiner Geburt. Ich krame den Schlüssel hervor, stecke ihn in das Schloss und öffne die Schublade. Blind taste ich darin herum und finde schließlich, was ich suche.
Mein Armband. Ich ziehe es heraus und streiche über das weiche braune Leder. Ein Wort ist darauf eingebrannt. ANDARIA. Was es bedeutet, weiß ich nicht.
Plötzlich fliegt die Tür auf und ich schnappe nach Luft.
»Finley Freytag!«, donnert eine Frauenstimme.
Es ist Hedwig Kaminski, wer sonst. Sie ist die Betreuerin im katholischen Kinderheim Sankt Hildegard.
Körperlich betrachtet ist sie klein, rund und keine atemberaubende Schönheit, was mir jedoch ziemlich egal ist. Mich stört eher, dass sie so ungenießbar ist. Ihre geringe Größe mildert ihre Bedrohlichkeit nur unbeträchtlich.
Mit einer unauffälligen Handbewegung verstecke ich das Armband unter meinem Kopfkissen. »Äh, ja, Frau Kaminski?«
Warum bin ich in meinen Gedanken so viel cooler als in der Realität …?
Ihr Gesicht verzieht sich zu einer noch wütenderen Grimasse und während sie in den Flur deutet, knurrt sie: »Tu nicht so ahnungslos! Marsch, an die Arbeit!« Dann dreht sie sich um, knallt die Tür mit einem lauten Scheppern hinter sich zu und lässt mich wieder allein. Schnell lege ich das Armband in die Schublade, schließe ab und stecke den Schlüssel ein.
Als ich auf den kahlen Flur hinaustrete, fröstele ich. Es riecht leicht muffig, daran wird auch der Zitronenduft des Putzmittels nichts ändern. Aber, so sinnlos es mir auch vorkommen mag, ich muss den blöden Flur wischen. Bei Verweigerung der zugeteilten Aufgaben folgt eine Strafe. Manche widersetzen sich trotzdem, aber ich gehöre nicht dazu. Das Leben ist schon hart genug, da wische ich lieber widerwillig den Flur, als auch noch Taschengeldabzug zu bekommen. Für jede Aufgabe, die man nicht ausführt, muss man nämlich fünf Euro abdrücken. Besser gesagt, man bekommt sie gar nicht erst ausgezahlt. Und da ich ohnehin nur fünfundvierzig Euro pro Monat bekomme, möchte ich davon nichts verplempern.
Der Eimer mit dem Lappen steht noch exakt da, wo ich ihn vor zehn Minuten abgestellt habe. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich hoffte, mir noch einen Moment Ruhe gönnen zu können.
Ich tunke den Lappen in das lauwarme Wasser und beginne lustlos mit dem Putzen der knarrenden Dielen, die dringend einen Anschliff nötig hätten.
Das Sankt Hildegard wirkt ohnehin baufällig; auf allen drei Etagen – und in allen sechs Zimmern pro Etage. Ich will ja nicht lästern, aber einige der – wie ich zu sagen pflege – Insassen, wirken ebenfalls so.
Der Lappen bleibt an einer abgesplitterten Diele hängen und ich fluche. Wenn ich endlich achtzehn bin, also in knapp zwei Jahren, ziehe ich hier aus. In eine Wohnung, die nicht so muffig stinkt und einen intakten Fußboden hat.
Ich befreie den Lappen von dem Dielensplitter, tunke ihn erneut in das Wasser, wringe ihn aus und werfe ihn auf den Boden. Mein Blick schweift kurz durch den Flur. Vergilbte Tapete mit Dekor aus dem vorigen Jahrhundert blättert von den Wänden. Es wird nicht neu tapeziert, da sonst auch verputzt werden müsste und dazu fehlt das Budget, sagen die Betreuerinnen immer. Tja, hier ist es nicht mal außen hui.
Kurze Zeit später bin ich am Ende des Flurs angekommen und betrachte mein Werk. Das müsste genügen. Genervt stelle ich die Putzutensilien in die Kammer im Bad. Davon gibt es eines pro Etage. Was für ein Luxus wird es sein, mal ein eigenes Badezimmer zu haben? Eines, in dem keine Silberfische auf Wanderung gehen … Eines, in dem man keinen Fußpilz beim Duschen bekommt und in dem niemand über die Toilettentüren guckt.
Jetzt kommt der nervigste Teil. Das Putzmittel gehört in den Keller und ich muss Frau Kaminski bitten, ihn mir aufzuschließen. Wie ich das hasse, dass ich um alles betteln muss, selbst darum, die Sachen in den Keller zu stellen. Aber es hilft nichts.
Ich gehe zurück in den Flur, von dem eine Treppe in die unteren Stockwerke führt. Vor Kaminskis Büro angekommen, atme ich tief durch, ehe ich anklopfe.
»Frau Kaminski? Ich bin fertig. Können Sie mir den Keller aufschließen?«
»Komme gleich«, höre ich sie brummen. Dann klappert ihr Schlüsselbund und feste Schritte erklingen. Ich trete beiseite, denn der Kaminski steht man lieber nicht im Weg.
Sie würdigt mich keines Blickes, sondern stampft aus der Tür, läuft zum hinteren Ende des Flures und beäugt kritisch den Boden. Dabei verschränkt sie die Arme hinter dem Rücken und wippt mit den Fußballen einmal auf und ab. »Was ist denn das da?«
Ich gehe ein paar Schritte in ihre Richtung und folge ihrem Blick, den sie starr auf eine Stelle am Boden gerichtet hat. Doch ich kann nichts erkennen. Hat sie Staubdetektoraugen? Oder hätte sie gern welche? »Was meinen Sie?«, frage ich so unterwürfig wie möglich.
Sie stemmt die Hände in die Hüfte und funkelt mich an. Mit einem dicken schwarzen Winterpullover versucht sie vergeblich, ihre Speckrollen zu verbergen. »Ich meine ganz offensichtlich den Dreck, den du nicht weggeputzt hast, Finley. Komm wieder, wenn du wirklich fertig bist, und belästige mich nicht vorher!« Mit diesen Worten dreht sie sich um und ich unterdrücke ein genervtes Stöhnen. Jetzt darf ich wieder alles hervorholen und neu anfangen. Was für eine blöde Kuh!
Fluchend betrete ich das mintgrün geflieste Badezimmer und öffne die Tür zur Kammer, die sich direkt neben einer der Duschkabinen befindet.
»Na, drehste ne Extrarunde?«, ertönt es hinter mir.
Na toll. Kolja, der hat mir gerade noch gefehlt. Der Schläger und Mobber der dritten Etage, also der über meiner. Was bedeutet, dass er extra auf mich gewartet hat. Warum sollte er sonst im Badezimmer der zweiten Etage sein? Hey, Schicksal, möchtest du mich nicht auch noch auf einer Bananenschale ausrutschen lassen oder so? Das würde den heutigen Tag perfektionieren.
»Mhm«, antworte ich knapp.
»Ooooch, das tuuuut mir aber leid!« Er schlägt sich übertrieben die Hand vor den Mund. Dann greift er in die Duschkabine neben sich und ich ahne, was folgen wird. Kann ich noch flüchten? Die Kammer ist zu klein, da kann ich mich nicht reinquetschen. Und wenn ich in mein Zimmer renne, gibt es Ärger von Kaminski. Außerdem wird Kolja dann erst recht darauf warten, mich zu ärgern. Scheiße. Es gibt keinen Ausweg. Ich muss das – was auch immer jetzt kommen wird – wohl oder übel über mich ergehen lassen.
»Brauchst du Hilfe?«, fragt er grinsend.
»Ha, ha …«, antworte ich in dem schwachen Versuch, nicht ganz so hilflos dazustehen, und in der Sekunde darauf spüre ich bereits den Strahl kalten Wassers, der meinen Pullover durchnässt. Ich ziehe die Luft ein, bleibe wie gelähmt stehen und kneife die Augen fest zusammen. Ja, ich weiß, die Reaktion ist kindisch. Aber ich habe keine Ahnung, was ich sonst tun soll, und das Wasser ist eisig kalt.
Immerhin – Kolja, der von seinen Kumpels Kol und von mir in Gedanken Schleimhaar genannt wird, weil er so widerlich gegelte Haare hat, verlässt lachend das Badezimmer. »Gern geschehen, jederzeit wieder!«, ruft er.
Sehr witzig, wirklich.
Als die Badezimmertür hinter ihm zufällt, öffne ich die Augen wieder. Ich bin komplett durchnässt. Vor Kälte zitternd hole ich Eimer, Lappen und Wischmopp aus der Kammer und spähe danach vorsichtig in den Flur hinaus.
Schleimhaar ist wirklich weg, Gott sei Dank.
Ich befülle den Eimer neu und eile mit dem ganzen Kram zurück in mein Zimmer. Dort öffne ich den Schrank und angele mir Zähne klappernd ein Handtuch und trockene Klamotten. Unterwäsche, eine Jeans, ein Shirt und einen dunkelblauen Kapuzenpulli. Mein Mitbewohner und Freund Milo ist nicht da, deshalb ziehe ich mich einfach mitten im Zimmer um. Vorsichtshalber lasse ich aber die Schranktür offen und nutze sie als Sichtschutz. Nur falls doch jemand hereinkommt ohne anzuklopfen, zum Beispiel eine tollwütige Kaminski. Glücklicherweise passiert nichts dergleichen. Noch einmal wische ich entnervt den gesamten Boden, obwohl man meiner Meinung nach sowieso keinen Unterschied sieht. Er sieht immer gammelig aus.
Nach gefühlten zwei Stunden, die in Wirklichkeit ungefähr eine Viertelstunde betragen haben müssten, mache mich erneut darauf gefasst, Kaminski entgegenzutreten.
Ich klopfe und höre, wie sie schimpfend aufsteht. Die Tür fliegt auf und diesmal starrt sie mich an. Sie spuckt mir ihre Worte direkt ins Gesicht. »Wehe, du hast es wieder verbockt. Ich habe keine Lust, noch mal aufzustehen oder am Ende beim Putzen deinen Babysitter zu spielen, nur weil du dir zu fein bist, ein einziges Mal etwas richtig zu machen!«
Mit Bedacht geht sie den Flur entlang und beäugt kritisch jede Ecke. Nichts entgeht ihrem prüfenden Blick. Doch diesmal scheint sie zufrieden zu sein; sie nickt kurz. »In Ordnung.«
Ich traue mich nicht, erleichtert aufzuseufzen, aber innerlich tue ich es.
Sie geht noch einmal ins Büro und ich sehe ihr hinterher. Ihr brauner Holzschreibtisch wirkt akribisch sortiert, alles hat einen festen Platz. Die Stifte sind akkurat nach Farben sortiert und Tacker, Locher sowie Notizbuch sehen aus, als hätte sie die Abstände zwischen ihnen bis auf den letzten Nanometer ausgemessen. Der Schreibtisch gegenüber gehört ihrer Kollegin und sieht wesentlich … nun, ich würde sagen, lebendiger aus.
Ich stecke die noch immer kalten Hände in die Hosentaschen, warte brav und beobachte, wie Kaminski schwerfällig den riesigen Schlüsselbund aus ihrer Schreibtischschublade holt. Zu ihrem verwaschenen, schwarzen Wollpulli trägt sie einen schwarzen Rock, eine grüne Wollstrumpfhose und schwarze Lederschuhe mit einem kleinen Absatz, auf denen sie aussieht wie ein Elefant, der Ballett tanzen möchte.
Sie tritt wortlos aus der Tür, schließt sie ab, dreht sich um und stöckelt zur Treppe. Ich nehme das Putzmittel und steige hinter ihr Stufe um Stufe hinab. Die rissigen Dielen knarzen unter unseren Schritten. Die Wände sind hier so gut wie leer.
So muss es in Kaminskis Kopf aussehen.
Der erste Stock liegt wie ausgestorben da, das Erdgeschoss ebenfalls; kein Wunder, es sind Ferien. Viele denken, wir Kinder im Heim wären alle Waisenkinder. Das trifft zwar auf mich zu, jedoch nicht auf alle. Manche Kinder oder Jugendliche haben nur vorübergehende Probleme zu Hause und können Verwandte in den Ferien besuchen.
Die letzte Treppenstufe vor der Kellertür knackt einmal laut, als Kaminski darauf tritt, und dann noch einmal, als ich es selbst tue. Sie holt die Schlüssel hervor und kneift die Augen zusammen, um den richtigen zu finden und anschließend das Schlüsselloch zu treffen. Vielleicht braucht sie eine Brille. Oder sie tut nur so angestrengt, um mir zu zeigen, wie viele Umstände ich ihr bereite. Hey, ich habe die Regeln nicht gemacht.
Sie öffnet die Tür und wedelt grimmig mit der Hand. »Mach schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«
Ich verkneife mir eine Antwort und betrete den Raum, in dem die Nahrungsmittel und andere Dinge des Haushalts für die zweite Etage untergebracht sind. Ich stelle das Reinigungsmittel in das dafür vorgesehene Regal und ein eiskalter Schauer läuft mir den Rücken hinab, weil ich Kaminskis Blicke spüre.
»Suchst du da drin nach dem Sinn des Lebens? Beweg dich, Junge!«
Bei ihren Worten zucke ich kurz zusammen. Eilig drehe ich mich um und verlasse unter ihren forschen Blicken den Raum, damit sie ordnungsgemäß abschließen kann.
»Ich bin zu alt für dieses ewige Hoch- und Runtergerenne!«, meckert sie hinter mir.
Schön wärs, denke ich.
Da ich jetzt nicht mehr auf sie warten muss, fliege ich die Treppen beinahe hinauf. Für heute bin ich sie los. Zumindest bis zum Abendessen.
In meinem und Milos Zimmer lasse ich mich rücklings aufs Bett fallen. Ruhe, endlich Ruhe! Ich versinke in den Kissen und überlege, was ich mit dem restlichen Tag anfangen soll. Wie spät ist es überhaupt? Stöhnend drehe ich mich zur Seite, um einen Blick auf die Uhr über der Tür zu erhaschen. Kurz vor sechs erst. Na toll. Um halb sieben gibt es Abendessen, was mache ich bis dahin? Schlafen? Nein, dann liege ich bestimmt die ganze Nacht wach. Aber ohne Milo ist es sooo la–
Plötzlich lugt ein fescher Lockenkopf durch den Türspalt und reißt mich aus meinen Gedanken.
»Hey!«, ruft er fröhlich.
»Milo! Ich habe gerade überlegt, was ich ohne dich machen soll. Komm rein, es zieht!« Ich grinse und freue mich wirklich, ihn zu sehen. »Wie wars mit deiner Mutter? War sie halbwegs gesund während eurer gemeinsamen Zeit?«
»Na ja, fit war sie nicht, aber es war okay«, antwortet er knapp und wuchtet sein Gepäck aufs Bett. Er redet nicht gern über seine Familiengeschichte. Ich weiß, dass seine Mutter schwer krank ist und sein Vater schon vor langer Zeit starb. Da es sonst keine Verwandten gab, die ihn hätten aufnehmen können, ist er im Heim gelandet. Seine Mutter wird gepflegt, und wenn er kann und darf, geht er sie besuchen. Danach folgen psychologische Gespräche, die er hinter sich bringen muss, um zu beweisen, dass er der psychischen Belastung standhält.
»Na, immerhin«, sage ich knapp. Ich möchte ihn nicht dazu drängen, mehr zu erzählen.
Er lächelt wissend und beginnt, seine Sachen auszupacken. Neben jeder Menge Kleidung hatte er offensichtlich noch einen MP3-Player und ein Tablet mitgehabt. Ich gebe offen zu, dass ich ein wenig neidisch bin. Ich habe zwar ein Smartphone, auf das ich lange gespart habe, aber es ist ein Billiggerät und hat bereits einen Riss im Display.
Was komisch ist: Jedes Mal, wenn er wiederkommt und seine Sachen auspackt, kommt es mir so vor, als ob sie weniger geworden sind. Das ist natürlich Quatsch. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sein Koffer auf dem Hinweg richtig vollgestopft war und jetzt nur noch annähernd gefüllt ist.
Milo pfeffert die Kleidung in einen Wäschekorb neben dem Bett, legt sein Tablet auf die kleine Nachtkommode und schnauft. »Die Auspackerei nervt!«, sagt er, schiebt den leeren Koffer achtlos auf den Boden und setzt sich auf das Bett. »Neues aus dem Hause Kaminski?« Er steckt sich ein Zimtkaugummi in den Mund und schmatzt übertrieben laut.
Ich winke ab. »Alles wie immer. Durfte heute zweimal den Flur putzen – check. Kolja ist ein verdammter Arsch wie immer – check.«
Milo schießt ruckartig hoch und ballt die Faust. »Was hat er jetzt wieder gemacht?«
Ich winke ab. »Na ja, das Übliche halt. Heute gabs eine kalte Dusche. Aber was solls, hab mich halt umgezogen und fertig.«
Resigniert zucke ich mit den Schultern. Gegen Kolja kann ich nichts ausrichten, er ist größer, stärker und hat mehr Freunde als ich. Nicht, dass ich schwächlich wäre, mit Sicherheit nicht. Aber ein Muskelprotz bin ich auch nicht gerade. Ganz normal eben.
Milo ist schon eher muskulös, weil er in einem Jugendprojekt regelmäßig zum Boxen geht.
»So ein Idiot! Ich würde es ihm so gerne heimzahlen!«, knurrt er. »Ach, Finley. Es tut mir echt leid, dass du dauernd unter diesem Idioten zu leiden hast.«
Erneut winke ich ab. »Unkraut vergeht nicht und so …«
Milo schnaubt und ich verspüre das dringende Bedürfnis, das Thema zu wechseln.
»Was machen wir jetzt? Ist noch ein bisschen hin bis zum Abendessen«, frage ich stattdessen.
»Wer kocht denn heute?« Milo nimmt das Kaugummi aus dem Mund, überlegt offensichtlich, ob er aufstehen und zum Mülleimer gehen soll, und klebt es dann doch unter sein Bett.
»Igitt, Milo! Du pennst ja fast in deinem Rotz!«
Ich schüttle mich, aber er grinst nur. »Also, wer hat Dienst?«
Ich überlege kurz. »Irgendjemand aus Etage drei, glaube ich. Also wird es eventuell essbar.« Ein paar aus der dritten Etage können halbwegs kochen. Die Chancen stehen fifty-fifty.
Milo setzt zu einer Antwort an, da klopft es an der Tür.
»Ja?«
Ein Junge aus dem Erdgeschoss, er heißt Ben, stößt die Tür ein Stück auf. »Gibt heute früher Essen, ihr sollt in zehn Minuten runterkommen.« Kaum, dass er seinen Satz beendet hat, ist er auch schon wieder verschwunden. Natürlich ohne die Tür zu schließen.
Ich stöhne auf. Schon wieder Neuzugänge?
Milo denkt offensichtlich dasselbe, denn er zuckt mit den Schultern. »Vielleicht zieht ja Kolja oder einer seiner Kumpels dafür aus.«