Inhaltsverzeichnis
Band 1
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Glossar
Band 2
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Glossar
Band 3
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Glossar
Band 4
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Glossar
Danksagung
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Leseprobe
Impressum
Sabine Schulter
Federn über London
Sammelband
Roman
Band 1
Für Britta, die vor allen anderen an Ease und Daimion lecken durfte ;)
Kapitel 1
?
Langsam tauchte mein Geist aus einer Dunkelheit auf, von der ich nicht wusste, wie ich hineingeraten war. War ich ohnmächtig geworden? Hatte ich tief geschlafen? Oder war beides nicht der Fall gewesen? Meine Gedanken flossen zäh und ich schaffte es nicht, die dunklen Fetzen abzuschütteln.
Was war als Letztes geschehen?
Ich versuchte, mich daran zu erinnern, zwang mich regelrecht dazu, und glaubte dabei, die Stimme eines Mannes in der Ferne zu hören. Seine Worte blieben verschwommen, als würde ich ihm durch Wasser lauschen, aber sein Tonfall war anklagend, verletzend. Eine Frau antwortete laut, beinahe kreischend, und im nächsten Moment wurde die Ruhe um mich herum von einem verzweifelten Schrei zerfetzt. Schmerzen brandeten in mir auf und es riss mich mit einem Schlag aus meiner Benommenheit. Mein Herz hämmerte gegen die Innenseite meiner Brust und ich schlug die Augen so erschrocken auf, dass mir schwindelig wurde. Was war das gewesen? Wieso hatte ich das Gefühl, innerlich zu zerbrechen, und warum zerfraß mich solche Schuld?
Mit zitternden Händen tastete ich nach meinem Gesicht, weil Tränen meine Wangen benetzten. Ein Traum … Es musste einer gewesen sein, denn sonst hätte ich mich doch genauer an alles erinnern können, oder? Aber nur die Stimmen waren geblieben und selbst die verblassten immer mehr.
Tief durchatmend ließ ich die Hände wieder sinken, zuckte jedoch zusammen, als sie nicht auf einer Matratze aufkamen, sondern in warmes Wasser eintauchten, das perfekt meiner Körpertemperatur angepasst war. Verwirrt nahm ich den Blick von der weißen Decke über mir, die nur durch blasses Licht erhellt wurde – und fuhr mit einem Keuchen in eine sitzende Position.
Ich hatte bisher in keinem Bett gelegen, sondern in einer Art Wanne, die mit hellblauem Wasser gefüllt war, sodass mein Körper etwa zehn Zentimeter tief darin lag. Und ich war vollkommen nackt.
„Was …?“, begann ich und betrachtete erst die Wanne und dann den Raum um mich herum. Er war leer bis auf das Ding, in dem ich saß, wirkte wie ein Krankenhauszimmer und besaß einzig eine Tür, die hinausführte. Verwirrt beugte ich mich über den Wannenrand und verstand nun, dass das sanfte Licht von schlanken Ranken kam, die den Behälter hielten. Dutzende von ihnen drehten sich ineinander und fungierten als eine Art Fuß. Sie waren jedoch nicht braun oder grün, wie ich es von Pflanzen kannte, sondern schimmerten bläulich, genau wie das Wasser in der Wanne.
Ich …
Das Entsetzen krallte sich tief in mein Herz, das sogleich eine Spur schneller schlug. Ja, ich … Wer war ich eigentlich? Da war nur die blasse Erinnerung an den Streit, aber ansonsten nichts. Panisch betrachtete ich meine Hände, die Arme und den nackten Körper. Ich musste sogar schauen, welche Haarfarbe ich besaß, und hätte am liebsten geschrien, während ich die blonden Strähnen durch die Finger gleiten ließ. Nichts davon war mir vertraut. Aber das konnte doch nicht sein. Wieso wusste ich nicht, wer ich war?
Da öffnete sich die Tür und eine Gestalt trat aus einem viel helleren Gang herein, weshalb ich geblendet wurde und zur Seite schauen musste.
„Du bist wach. Das ist gut“, säuselte eine weiche Stimme, die zu einer Frau gehören musste. „Ich weiß, du hast viele Fragen, und ich werde sie dir alle beantworten. Aber vorher muss ich dich bitten, aus dem Becken zu steigen.“
Sie trat zu mir und hob mir eine Hand anbietend entgegen. Aber der Gedanke, von dieser Fremden berührt zu werden, steigerte die Panik in meinem Inneren nur, sodass ich von ihr fortzuckte und dabei versuchte, meinen Körper zu bedecken. War ich entführt worden? Würden schreckliche Experimente an mir veranstaltet werden? Meine Augen weiteten sich noch mehr. Oder waren sie bereits an mir verübt worden? Wieso sonst sollte ich keine Erinnerungen besitzen?
„Nein“, brachte ich hervor, schlug die helfende Hand beiseite und wollte fliehen. Dabei rutschte ich jedoch auf dem Boden der Wanne aus und fiel mit einem überraschten Schrei heraus. Schwer prallte ich auf den weiß gefliesten Boden.
„Beruhige dich“, rief die Frau nun streng und eilte zu mir, um erneut nach mir zu greifen. Doch ich wich ihr aus, krabbelte aus ihrer Reichweite und sprang auf die Füße, um im nächsten Moment aus dem Raum zu fliehen.
„Warte, bitte“, beschwor mich die unbekannte Frau und eilte mir nach. Aber das machte mich noch verzweifelter.
All meine Kräfte zusammennehmend rannte ich durch die Tür und wurde von einem hell erleuchteten Korridor empfangen. Er war nicht so steril wie der Raum, in dem ich aufgewacht war, sondern bestand aus einem warmen Holzboden und hüfthoch getäfelten Wänden, was sehr einladend gewirkt hätte, wenn ich nicht so in meiner Panik gefangen gewesen wäre. Stattdessen nutzte ich die überraschende Breite des Ganges, um meine wackeligen Beine zu einer Kurve zu zwingen, damit ich nicht gegen die Wand prallte. Schnell eilte ich den Flur entlang, ließ weitere Türen links liegen und stürmte auf eine Doppeltür am Ende zu, wobei meine nackten Füße für mich unangenehm laut auf die Dielen trafen.
„Nein, nicht da entlang“, hörte ich die Stimme ängstlich rufen. „Du bist doch …“
Ehe sie aussprechen konnte, stieß ich die beiden Flügel auf und taumelte in den Gang dahinter. Mein Körper war so schwach, dass ich das Gleichgewicht verlor und mit einem Keuchen zu Boden fiel. Unkontrolliert und durch die an meiner Haut verbliebene Feuchtigkeit getragen, schlitterte ich über ihn, ehe mich die nächste Wand aufhielt. Benommen blieb ich liegen und erstarrte, als erschrockene Rufe ertönten.
Langsam hob ich den Kopf und sah Dutzende überraschte Augenpaare, die auf mir lagen. Scharf sog ich die Luft ein, drückte mich gegen die Wand und versuchte, mit Armen und Beinen meine Blöße zu verstecken. Das musste ein Albtraum sein. Es musste einfach!
„Jetzt starrt sie doch nicht so an“, rügte eine befehlsgewohnte Stimme und im nächsten Moment kniete sich ein Mann zu mir, der noch währenddessen seinen langen blauen Umhang abnahm und ihn mir hilfsbereit über die Schultern legte. Er war blond, vielleicht Ende zwanzig und warf den Leuten um mich herum einen finsteren Blick zu. Doch der Ausdruck verschwand, als er sich mir zuwandte und freundlich lächelte. „Du brauchst keine Angst zu haben. Niemand hier will dir etwas Böses.“
Obwohl ich keinen Beweis für diese Behauptung hatte, sprang ich nicht wieder auf, sondern verharrte. Etwas zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Detail an diesem Mann war anders, merkwürdig. Meine Panik legte sich so weit, dass ich genauer hinsehen konnte. Ich wusste nicht, ob es an seinen warmen türkisfarbigen Augen lag, an seinem Lächeln oder … Schon wieder riss ich die Augen auf, als er doch tatsächlich zwei weiße Schwingen ausbreitete, um mich vor den Blicken der anderen abzuschirmen. Bevor die Federn mir die Sicht nehmen konnten, erkannte ich, dass auch jeder um ihn herum welche auf dem Rücken trug. Schnell wandte ich den Kopf, um über meine Schultern schauen zu können. Und tatsächlich … Auch ich trug Schwingen. Sie waren jedoch viel kleiner und … schwarz.
„Bei den hohen Mächten, Lance, wie gut, dass du gerade in der Nähe warst“, hörte ich die atemlose Stimme der Frau, der ich zuerst begegnet war, doch ich ignorierte sie.
„Ich bin … tot?“, brachte ich zitternd hervor.
„Nein“, antwortete mir der blonde Mann, der wohl Lance war und nun sacht seine Hände auf meine Schultern legte. „Nicht mehr. Dir wurde eine zweite Chance gegeben.“
„Als was?“, unterbrach ich ihn rüde. „Als Engel?“
„So in etwa, ja.“
Vielleicht hatte er gedacht, dass mich das beruhigen würde, aber das Gegenteil war der Fall. Das war also der Grund, wieso ich mich an nichts erinnern konnte. Ich war gestorben. Die Panik siegte nun über mich und meine Lungen weigerten sich, Luft aufzunehmen. Ich griff mir an die Brust, als ob mein Herz zerreißen würde, während heiße Tränen über meine Wangen rannen.
Da löste Lance die Hände von meiner Schulter und zeichnete mir etwas auf den Rücken. „Zerus“, murmelte er leise und im nächsten Moment zog mich eine warme Zufriedenheit zurück in die Bewusstlosigkeit.
***
Lance
Ich gab ungewohnt viel meiner Macht in Zerus, denn die Panik der Neuerwachten war so groß, dass es nichts bringen würde, sie nur sacht zu betäuben. Kaum sprach ich das Zeichen aus, seufzte das Mädchen und kippte gegen mich. Umsichtig fing ich sie auf, wobei ihr blondes Haar nicht nur über meinen Arm floss, ich bekam auch einen besseren Blick auf ihre schwarzen Schwingen. Das war eine Kombination, die ich bisher noch nie gesehen hatte – und ich hatte meinen Dienst als Engel schon vor vielen Jahren angetreten.
Nora kniete sich neben mich und griff sogleich nach einem Arm des Mädchens, um ihren Puls zu fühlen. Mit einem erleichterten Seufzen sah sie zu mir auf. „Danke, Lance. Sie hat mich so überrumpelt, dass ich gar nicht hinterhergekommen bin.“
Leise lachte ich. „Vielleicht hat deine Ausdauer während der Arbeit im Krankenflügel ein wenig gelitten?“
Nora kratzte sich verlegen an der Wange, ehe sie eine blonde Strähne ihres kinnlangen Haars beiseitepustete. „Das mag sein. Aber normalerweise rennen mir meine Schützlinge nicht davon.“
Ich wandte mich wieder der Neuerweckten zu. „Das stimmt. Sie scheint großes Temperament zu besitzen.“
„Oder einfach nur Angst“, flüsterte Nora, sodass die Umstehenden sie nicht hören konnten.
Kurz presste ich die Lippen aufeinander, denn obwohl es schon einige Jahre her war, als ich erwacht war, erinnerte ich mich noch zu genau daran. Die neue Umgebung, nicht zu wissen, wer man war, mit Schwingen auf dem Rücken … Das war nichts, womit man leicht zurechtkam. Niemand von uns. Noch einmal ließ ich den Blick über das blonde Haar und die schwarzen Schwingen gleiten, ehe ich die junge Frau fester in den Umhang wickelte und dann auf meine Arme lud.
„Mura“, rief ich, als ich mich aufrichtete, und der angesprochene Engel stellte sich sogleich stramm. In kürzester Zeit schien sich die gesamte Akademie hier versammelt zu haben und jeder wollte auf die Neue schauen, die so offensichtlich anders war als wir. Noch ein Grund, warum es gut war, Zerus so stark beschworen zu haben. Das Mädchen hätte nur noch mehr Angst bekommen. „Geh und suche Ease. Ich brauche ihn hier.“
Der Angesprochene nickte sofort. „Bringt ihr sie wieder in den Krankenflügel?“
Kurz senkte ich den Blick auf die Neuerwachte. „Ja, es ist keine gute Idee, sie schon jetzt zu den anderen zu bringen. Sie sollte sich zuerst beruhigen.“
Der Engel nickte erneut und Nora scheuchte die anderen auf Abstand, damit wir durch die Doppeltür gehen konnten. Niemand folgte uns, aber ich hörte die aufbrandenden Diskussionen, noch bevor Nora das schwere Holz hinter uns zuschob. Zuerst schwiegen wir, während mich Nora zu einem freien Zimmer brachte. Aber am Ende konnte sie doch nicht mehr an sich halten.
„Ich habe noch nie einen mit blondem Haar gesehen“, murmelte sie, während sie über das Mädchen in meinen Armen blickte. Bewusstlos wirkte sie friedlich, aber ich erinnerte mich an die Angst in ihren Augen, die stumme Bitte, ihr zu erklären, was passiert war.
„Ich auch nicht“, gab ich zu und verschob ihr Gewicht ein wenig. „Tatsächlich habe ich noch nicht einmal gewusst, dass es überhaupt möglich ist.“
Leise lachte Nora. „Eigentlich sollten wir nach Wets Erwachen nicht sonderlich überrascht sein.“
„Das stimmt“, erwiderte ich und musste lächeln, als ich an Wets Auftauchen dachte. Sie war bisher der außergewöhnlichste Engel an der Akademie gewesen, aber von heute an würde sich das ändern. „Trotzdem, einen blonden dürfte es eigentlich nicht geben.“
Nora winkte ab und ließ sich nach dem ersten Schrecken nicht mehr aus der Ruhe bringen. „Das zeigt nur, dass auch wir Engel Individuen sind. Und es ist gut, wenn die alten Grenzen aufgeweicht werden.“ Sie betrachtete die junge Frau in meinen Armen und strich ihr durch die hellen Strähnen. „Selbst wenn es durch einen neu erwachten Todesengel passiert.“
***
?
Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, lag ich wirklich in einem Bett und diese unnatürliche Zufriedenheit, die das Ding ausstrahlte, das mir der Fremde auf den Rücken gemalt hatte, lag wie Watte über mir. All die Angst, die Panik und das Entsetzen waren dumpf in mir. Wieder starrte ich an eine weiße Decke, aber nun gab es ein Fenster zu meiner Linken, durch das ich den blauen Himmel eines wolkenlosen Tages sehen und das typische Rauschen von Autos hören konnte. Scheinbar befand ich mich in einer Stadt, in welcher blieb mir jedoch verborgen. Irgendwie beruhigte mich die Alltäglichkeit der Motorengeräusche, genau wie das weiche Gefühl der Decke unter meinen Fingern.
Ich atmete tief durch, weil mich das erleichterte. Alles fühlte sich wie ein Traum an, aber trotzdem hatte ich nichts von dem vergessen, was passiert war. Oder eher was ich erfahren hatte. Ich war gestorben und nun … ein Engel. Tatsächlich spürte ich am Rücken, dass da mehr war, als es bei einem Menschen der Fall war. Aber konnte das sein? Wie …?
Ein Räuspern ließ mich fort von dem Fenster und zur anderen Seite blicken. Direkt neben meinem Bett standen zwei Männer, die sich mir zugewandt hatten. Einer davon war Lance, der mir ein sanftes Lächeln schenkte, obwohl ich einzig die weißen Schwingen anstarren konnte, die ich hinter seinen Schultern ausmachte. Auch der andere Mann besaß welche, doch seine waren schwarz … So wie meine.
Schwer schluckte ich, aber da sprach Lance mich bereits an. „Guten Morgen“, wünschte er mir. „Geht es dir besser?“
Langsam nickte ich und zwang mich, die beginnende Unterhaltung in meinen Fokus zu bringen und nicht die ungewohnten Schwingen. Vielleicht erhielt ich so Antworten auf all die Fragen in meinem Kopf. „Mein Geist ist allerdings noch ziemlich benebelt.“
Lance verzog verstehend den Mund. „Das liegt an dem Zeichen, das ich auf dich gewirkt habe.“
Ich erinnerte mich deutlicher daran und die Schwere ließ mich trotz der merkwürdigen Worte von Lance nicht wieder in Panik geraten. „Zerus?“
Lance bestätigte mir das mit einem Lächeln, das ich langsam zu mögen begann. „Das hast du dir gut gemerkt. Wenn du möchtest, nehme ich es von dir, aber versprich mir bitte, nicht gleich wieder davonzurennen.“
„Dann lass es noch auf mir“, entschied ich mit einem matten Kopfschütteln. „Ich habe Angst, dass mein Geist zerbricht, wenn ich wieder klar denken kann.“
Lance’ Miene wurde ernst, aber der andere Mann nickte verstehend. „Es ist nicht leicht, den eigenen Tod zu akzeptieren.“
Seine Stimme war tief und angenehm, was mich trotz der beängstigenden Worte beruhigte. Aber vielleicht lag das auch an Zerus. Ich betrachtete den Engel und entschied, dass er ein hübscher Mann war. Anders als Lance strahlte er eine gewisse Düsternis, aber auch eine Ruhe aus, die mir gefiel. Seine Augen waren zudem faszinierend, denn sie besaßen ein so helles Braun, dass es eher golden wirkte. Beinahe wie Honig. Auch er konnte höchstens Ende zwanzig sein und trug so wie Lance einen langen Mantel, der bei ihm jedoch schwarz war – wie seine Schwingen.
Lance deutete auf ihn. „Das ist Ease und er wird ab heute deine geeignetste Anlaufstelle für jede Frage sein, die dir in den Sinn kommt. Natürlich beantworten wir alle sie gern für dich, aber … vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass er dir ähnlicher ist als ich.“
Wie könnte es das auch nicht? Meine Augen wanderten von Lance zu Ease. „Bin ich wirklich gestorben?“
Kurz presste Ease die Kiefer aufeinander, nickte dann jedoch. „Dein altes Ich, ja, aber deine Seele wurde zurückgebracht.“
„Als Engel“, stellte ich kraftlos fest.
„So in etwa, ja.“
Wieder diese merkwürdige Formulierung, die schon Lance genutzt hatte. Mühsam richtete ich mich in eine sitzende Position auf und drückte mir dabei eine Hand gegen die Brust, weil ich noch immer nackt war und nur die Decke mich verhüllte. Allerdings berührte mich dieser Umstand wenig. Mein Blick schweifte durch das Zimmer, aber obwohl es nur mit einem Bett, einem Schrank und einem kleinen Tisch samt Sessel ausgestattet war, wirkte es nicht so kühl wie der Raum, in dem ich zuerst aufgewacht war. Das lag an Details wie einem Bild, auf dem man eine Sommerwiese sah, aber auch an den blasslila Vorhängen und der kleinen Vase auf dem Tisch, in der sich drei Margariten befanden. Mit einem kleinen Funken der alten Verzweiflung blickte ich zu Ease auf. „Wieso ich?“
Leise seufzte der Engel und strich sich durch das schwarze Haar. Erst jetzt fiel mir auf, dass er und Lance wie absolute Gegensätze wirkten. Ease düster und ruhig, Lance hell und freundlich. „Das wissen wir leider nicht. Selbst uns ist unbekannt, wie die Seelen, die zu Engeln werden, ausgesucht werden. Aber Tatsache ist, dass du nun hier bist.“ Kurz wanderte Ease’ Blick über mich. „Sag, wie würdest du dich nennen?“ Mich verwirrte diese Frage, was sich offensichtlich in meinem Blick niederschlug, denn Ease fügte hinzu: „Welchen Namen würdest du dir geben?“
„Ich … ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern.“
Ease schüttelte den Kopf. „Das sollst du auch nicht. Nach dem Tod verschwimmt unser altes Leben. Es ist noch immer ein Teil von uns, aber unsere Gedanken können nicht mehr aktiv darauf zugreifen. Doch es gibt einen Namen, der zu uns gehört. Er wird zu dir kommen, wenn du über dich selbst nachdenkst.“
Zweifelnd sah ich auf die Bettdecke hinab, während sich meine Finger in den Stoff vergruben, den ich gegen meine Brüste drückte. Ich tat, was mir Ease erklärt hatte, konnte aber nicht glauben, dass ich wirklich tot sein sollte. Oder nun wieder lebendig. Ich spürte mein Herz in der Brust schlagen, hörte das Rauschen meines Blutes in den Ohren und … spürte die zarten schwarzen Schwingen auf meinem Rücken. Aber ein Name … Nein.
Ich sah wieder auf zu Ease und Lance. „Da ist nichts.“
Schwer schluckte ich, weil die Angst erneut von mir Besitz ergreifen wollte, obwohl ich noch immer Zerus’ Einfluss auf mich spürte.
„Doch, auch du besitzt einen“, versicherte mir Ease und trat näher. Er ging vor meinem Bett in die Hocke, stützte die Arme auf die Matratze und bot mir eine Hand an, sodass ich auf seinen Handteller blicken konnte. Er sagte nichts, aber es war offensichtlich, was er von mir wollte. Ich zögerte, meine Finger in seine zu legen – schließlich war er ein Fremder –, und schaute ihm stattdessen noch einmal in die honigbraunen Augen. Aber obwohl ich keinen Grund dafür wusste, vertraute ich Ease.
Es war vollkommen unbegründet und eher natürlich bedingt. So etwas hatte ich noch nie gespürt, fand es aber faszinierend, weswegen ich vorsichtig seine Hand berührte. Sie war warm und fühlte sich an den Fingern rau an, als ob er es gewohnt wäre, schwer zu arbeiten. Und unbegreiflicherweise konnte ich durchatmen. Es war, als wäre ich von einer Sekunde auf die nächste von meinen Ängsten befreit, einfach nur weil ich Ease anfasste. Sogar Zerus’ Einfluss war nicht dermaßen stark, weswegen ich den dunkelhaarigen Mann verblüfft ansah.
Umsichtig schloss Ease die Hand um meine. „Hör noch einmal genau hin.“
Ich folgte seiner Bitte und obwohl eben die Angst über mich hatte siegen wollen, tat sie es nun nicht mehr. Das bot mir die Möglichkeit, mich nur auf mich zu konzentrieren. Langsam schwebte ein Wort aus den dunklen Tiefen herauf. Aber wie ein Name klang es nicht.
„Clear“, sagte ich, doch es hörte sich eher nach einer Frage an, weshalb ich die beiden Männer unsicher anblickte.
Lance lächelte zufrieden und auch Ease nickte. Sacht legte sich seine zweite Hand auf meine. „Hallo, Clear, willkommen im Kreis der Engel von London.“
London? Sofort wandte ich meinen Kopf dem Fenster zu, aber von meiner Position aus konnte ich nichts von der Millionenmetropole erkennen. Verwirrt runzelte ich die Stirn und sah wieder zu Ease. „Wieso weiß ich, dass London eine Stadt in England ist, wenn ich vorhin nicht einmal eine Ahnung hatte, welche Farbe meine Haare besitzen?“
„Ich lasse euch dieses Gespräch lieber allein führen“, warf Lance ein, bevor Ease antworten konnte. „Nora wollte Bescheid wissen, wenn unser neustes Mitglied aufgewacht ist, und der Doktor sowie die Direktorin sollten auf dem Laufenden gehalten werden. Ich kann dir doch alles Weitere überlassen, Ease?“
„Natürlich“, war die einzige Erwiderung.
Lance lächelte zufrieden – was er oft zu tun schien – und nickte mir noch einmal zu, bevor er den Raum verließ. Ease und ich sahen noch einen Moment auf die geschlossene Tür, ehe er leise seufzte, sich in den Stand drückte und dabei meine Hand losließ. Sofort brandete Unruhe in mir auf, aber sie war durch Zerus gedämpft, weshalb ich mich auf Ease’ Worte konzentrieren konnte. „Auch wenn wir uns nicht aktiv an etwas erinnern können, ist unser altes Leben weiterhin ein Teil von uns. Das muss es auch, denn sonst würden wir alles verlieren, was uns ausmacht. Wir wären leere Hüllen, die nicht mit ihrer Umwelt interagieren könnten. Auch jetzt noch kannst du die Dinge anwenden, die du vor deinem Tod gelernt hast, du wirst bestimmte Vorlieben haben und Wissen besitzen, das du dir in deinem Leben angeeignet hast. Daher weißt du auch, was London oder Engel sind, obwohl dir keine Erinnerung aus deiner Vergangenheit dazu in den Sinn kommt.“
„Das klingt merkwürdig“, murmelte ich und zog die Knie an die Brust. Obwohl mich nur die Decke verbarg und ich allein mit Ease war, ängstigte mich das nicht. Was verwunderlich war, wenn ich bedachte, dass mir im Moment eigentlich alles Angst machte. Ich runzelte die Stirn. Oder auch nicht, wenn ich ein Zeichen, das mich beruhigte, nicht einmal hinterfragt hatte. Ich stöhnte, drückte mir die Handballen gegen die Augen und versuchte, all der Gedanken in meinem Kopf Herr zu werden.
„Es wird besser, Clear“, sagte Ease und ich senkte die Hände ein wenig, um ihn betrachten zu können. Auf seinen Lippen ließ sich ein Lächeln erahnen, aber es wirkte … traurig. „Wir alle haben durchgemacht, was du gerade erlebst, aber die Verwirrung wird nachlassen und nach und nach wirst du in diesem neuen Leben ankommen. Aber du musst Geduld haben. Unsere Welt, unsere Aufgaben und all die vielen Feinheiten lassen sich nicht an einem Tag erklären. Zuerst musst du akzeptieren, dass du nun ein Engel bist.“
„Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüsterte ich und betrachtete bekümmert die Bettdecke. Sie war nicht einfach weiß, sondern eher beige und am Fußende entdeckte ich eine kleine Blumenstickerei, die noch einen Tupfer mehr Farbe in den Raum brachte.
„Lass dir Zeit“, meinte Ease und es tat gut, dass er mich nicht drängte.
Als ich schwieg und meinen Gedanken nachhing, ging er zum Fenster, lehnte sich an den Rahmen und blickte hinaus. Sein dunkles Haar in Verbindung mit dem schwarzen Mantel und den Schwingen ließ ihn zwar düster wirken, aber nicht im negativen Sinne. Er war eher wie eine Sommernacht: finster, aber doch angenehm warm und beruhigend. Ein merkwürdiger Gedanke, allerdings passte der Vergleich zwischen Lance und einem Sommertag ebenfalls.
Nachdenklich betrachtete ich Ease und fragte mich, woher mein Vertrauen in ihn rührte. Kam das von Zerus? Ich spürte das Zeichen in meinem Rücken. Warm pulsierte es im Takt meines Herzens und lag direkt zwischen meinen Schwingen. Vorsichtig griff ich nach hinten, strich über die weichen Federn und legte die Finger auf Zerus. „Was ist das, was Lance auf meinen Rücken gemalt hat?“
„Es ist eines von mehreren Zeichen, mit denen wir ein Tor zur Macht eines gefallenen Sterns öffnen, um seine Fähigkeiten zu nutzen. Diese Sterne nennen wir Vellas.“
Ich blinzelte. „Bitte was?“
Nun zeigte sich der Hauch eines Grinsens bei Ease, das ich nur erahnte, weil er weiterhin aus dem Fenster sah. „Du wirst sie noch früh genug kennenlernen. Man könnte es darauf herunterbrechen, dass wir mit diesen Zeichen zu bestimmten Dingen fähig sind. Zerus beruhigt beispielsweise.“
„Ja, das spüre ich sehr deutlich“, murmelte ich und strich noch einmal über das Zeichen, ehe ich die Arme um die Beine schlang. „Werde ich das auch können?“
Ease nickte. „Jeder Engel lernt die Vellas kennen und nutzen, denn ohne sie können wir unsere Aufgaben nicht erfüllen.“
„Was sind das für Aufgaben?“, wollte ich wissen und ließ die Neugier zu, die durch Zerus’ Beruhigung an der Angst und Verwirrung in meinem Kopf vorbeidringen konnte.
Ease schüttelte jedoch den Kopf, wandte sich mir zu und lehnte sich mit verschränkten Armen an das Fensterbrett. „Falsche Frage, Clear, bevor ich sie dir beantworte, solltest du grundlegendere stellen. Ansonsten überforderst du dich nur selbst.“
„Und was soll ich dann fragen?“, wollte ich überrascht wissen, doch Ease schwieg und blickte mich abwartend an. Er war scheinbar niemand, der gern mehr als das Nötigste sagte, was ein wenig anstrengend war, da er mir ja Rede und Antwort stehen sollte. Ich kaute auf meiner Unterlippe, während ich überlegte, welche Frage Ease von mir hören wollte.
Etwas Grundlegenderes …
Langsam glitt mein Blick über seine schwarzen Schwingen. Im Nachhinein fiel mir auf, dass alle Engel, die ich im Flur gesehen hatte, weiße besaßen, und auch Lance hatte gemeint, dass Ease und ich uns mehr ähneln würden. Es gab also Unterschiede zwischen den Engeln.
„Wieso“, begann ich, zögerte aber, denn es kam mir vor, als ob ich Ease mit dieser Frage zu nahe treten würde. Allerdings betraf es ja auch mich. „Wieso sind unsere Schwingen schwarz und die von Lance weiß?“
Damit wollte ich scheinbar das Richtige wissen, denn Ease antwortete dieses Mal. „Das liegt daran, dass uns bereits bei unserer Wiedererweckung ein bestimmter Sinn zugesprochen wird, eine übergeordnete Aufgabe. Es gibt viele Dinge, die zu deinem täglichen Leben gehören werden, aber es gibt eine Sache, die quasi deine Bestimmung ist. Der Grund, wieso du erweckt wurdest. Und das sieht man an der Farbe unserer Schwingen. Lance gehört zu der größten Gruppe unter uns: Er ist ein Schutzengel. Die Menschen vor allem von übernatürlichen Dingen fernzuhalten und vor Schaden zu bewahren, ist seine Bestimmung. Wir, also du und ich, haben dagegen eine andere.“
Ease wählte seine Worte mit Bedacht und ich merkte ihm an, dass er bestimmte Dinge noch unausgesprochen ließ, was mich unruhig machte. Den Einfluss von Zerus spürte ich nun wieder stärker und ich hatte das Gefühl, dass mir nicht gefallen würde, was Ease mir gleich sagen würde. Fest krallte ich meine Finger in die Decke. „Was ist unsere Bestimmung?“
Ease hatte bisher nur wenige Regungen in seinem Gesicht zugelassen, aber jetzt schien er sich noch mehr zu verschließen und blickte über die Schulter hinaus in den hellen Tag. „Wir schützen die Menschen auf andere Art, denn wir Engel mit den schwarzen Flügeln sind dafür da, ihre Seelen einzusammeln und in den Lebensstrom zu geben.“ Er sah wieder zu mir. „Wir sind Todesengel, Clear.“
Fassungslos starrte ich ihn an und Zerus brannte sich regelrecht in meinen Rücken, als die Panik wieder nach meinem Herzen greifen wollte. „Was?“, brachte ich hervor. „Soll das heißen, dass wir Menschen töten?“
„Nein“, sagte Ease zu meiner Erleichterung. „Wir bringen niemanden um, sondern müssen anwesend sein, wenn die Menschen ihren letzten Atemzug tun. In dem Moment löst sich die Seele vom Körper und wir sammeln sie ein, damit sie zu einem späteren Zeitpunkt in ein neues Leben einziehen kann.“
Ich schloss kurz die Augen, um das Gehörte zu verarbeiten. „Das heißt, wir helfen bei einer Reinkarnation?“
„So in etwa, ja. Vollkommen neue Seelen sind selten und ein Großteil der Menschen besitzt eine, die bereits in einem anderen Körper ein Leben verbracht hat.“ Ease schien die folgenden Worte ungern auszusprechen. „Wenn man es schön umschreiben möchte, sind wir dazu da, dass Seelen eine weitere Chance bekommen.“
„Das … klingt nobel“, bemerkte ich überrascht.
Ease nickte nach einem Moment des Zögerns. „Es ist eine sehr wichtige Aufgabe, da ohne uns die Menschen in wenigen Jahren aussterben würden, weil freie Seelen fehlen. Aber das alles hat auch Schattenseiten, denn wir sind nicht die Einzigen, die Anspruch auf die Seelen haben.“
Nun, da mich Ease beruhigt hatte, kehrte die Neugier zurück, trotzdem zögerte ich, die weiterführende Frage zu stellen. Zu viele Informationen wirbelten in meinem Kopf umher und ich schloss die Augen, um sie einen Moment zu verarbeiten. Ich lauschte auf die Geräusche um mich herum, ließ mich von dem Rauschen, das die Autos vor meinem Fenster verursachten, beruhigen, hörte Schritte auf dem Gang vor meinem Zimmer und nahm das leise Rascheln wahr, das von meinen Schwingen kam, als ich sie schüttelte.
Ja, meine Schwingen …
Zu gern würde ich all das Gehörte als Tagtraum abtun, Ease als Spinner abstempeln, aber die spürbare Anwesenheit der schwarzen Federn machte diese Idee zunichte. Ich musste der Tatsache in die Augen sehen, dass ich als Engel wiedergeboren worden war. Mehrere Sekunden ließ ich mir Zeit, das zu akzeptieren, und sah dann zu Ease auf, der mich nachdenklich beobachtete. „Wer hat noch Anspruch auf die Seelen?“
Zu meiner Verwunderung zeigte sich ein hauchfeines, zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen, doch ehe der ruhige Todesengel weitersprechen konnte, wurde die Tür so schwungvoll aufgerissen, dass sie schwer gegen die Wand dahinter knallte. Erschrocken fuhr ich herum.
Kapitel 2
Ease
Ich seufzte lautlos, weil ich mir eigentlich hätte denken können, dass er mal wieder im falschen Moment auftauchte. Der Doktor hatte ein wahres Händchen dafür, aber heute hätte ich mir gewünscht, dass er noch ein paar Minuten mit seiner Ankunft gewartet hätte. Allerdings … Ich warf Clear einen Blick zu, die erschrocken zusammengezuckt war und den Arzt anstarrte, als ob sie nicht wüsste, ob sie Angst haben sollte oder nicht. Vielleicht war es besser, wenn ich ihr noch nicht alles über unsere Aufgabe erzählte.
„So, wo ist denn unser neustes Schätzchen?“, rief der eintretende Mann und ließ mich beinahe das Gesicht verziehen. Dr. Clarke war ein exzellenter Arzt, aber immer so laut, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten. Schon rieb sich der ältere Mann mit dem grauen, zerzausten Haar die Hände und wandte sich mit einem solch glücklichen Grinsen Clear zu, dass diese aussah, als ob sie gleich aus dem Bett springen und fliehen würde.
„Doktor“, sagte ich daher eingreifend. „Reißen Sie sich zusammen. Clear ist noch verunsichert und steht derzeit unter Zerus’ Einfluss.“
„Was?“, fragte der Mann überrascht und musterte Clear, stürmte aber nicht auf sie zu, sondern hob stattdessen die Hände. „Wieso? Es ist doch alles gut.“
„Das sehen vielleicht Sie so“, bemerkte Nora verschnupft und trat hinter dem Doktor ein. „Aber Sie sind auch so sensibel wie ein umgefallener Sack Reis.“
Dr. Clarke legte sich theatralisch eine Hand an die Brust, die von einem weißen Kittel, den man eigentlich immer an ihm sah, bedeckt wurde. „Nora, du bist so hart zu mir.“
„Anders kann man Sie ja auch nicht bremsen. Wie wäre es, wenn Sie den Neuankömmlingen nicht gleich wie ein heranstürmendes Gewitter gegenübertreten? Dann hat man auch weniger Angst vor Ihnen.“
Nora sprach da nichts Unwahres, denn Dr. Clarke war ein wenig … eigen. Neben seinem offensichtlich hohen Alter, das es unter uns Engel nur selten gab, war er zudem der Einzige innerhalb der Akademie ohne Schwingen. Die abstehenden weißen Haare und sein Dreitagebart ließen ihn zudem wie einen Landstreicher wirken. Ich konnte Clear daher nicht verdenken, dass sie sich bei seinem Anblick von ihm weglehnte und die Decke näher an die Brust drückte.
Zum Glück hatte der Doktor Nora an der Seite, die viel seiner rauen Art auffing. Nun lachte der Doktor jedoch so laut, dass es mir in den Ohren schmerzte. „Das sagt diejenige, die unseren Neuling dazu gebracht hat abzuhauen?“
Nora tötete den Doktor regelrecht mit Blicken, ich hingegen nutzte ihren Streit, um mich vom Fenster zu lösen und an Clears Seite zu treten. Mir fiel durchaus auf, dass sie sogleich noch ein Stück näher rückte, und in mir regte sich Zufriedenheit, da sie mir zu vertrauen schien, obwohl wir uns noch nicht lang kannten. Aber ich unterdrückte diese Gefühlsregung sofort.
Behutsam legte ich Clear eine Hand auf die Schulter, sodass sie zu mir aufsah, und für eine Sekunde betrachtete ich das Zusammenspiel ihrer hellgrünen Augen mit dem blonden Haar. Letzteres ließ mich noch immer innerlich den Kopf schütteln. Ein Todesengel mit blondem Haar … Dann riss ich mich jedoch zusammen. „Das hier ist Dr. Clarke mit seiner Assistentin Nora. Die beiden untersuchen jeden neu eingetroffenen Engel und sind stets zur Stelle, solltest du dich einmal verletzen. Der Doktor mag etwas verschroben sein, aber du brauchst keine Angst vor ihm zu haben.“
„Das habe ich gehört“, beschwerte sich der Doktor.
„Gut“, meinte ich ungerührt. „Dann besteht ja vielleicht noch die Chance, dass Sie sich irgendwann ändern.“
Rau lachte der Mann und winkte ab, während Dutzende Fältchen um seine Augen erschienen. „Dafür ist es bereits zu spät. Du musst mich wohl oder übel so ertragen, wie ich nun einmal bin.“
„Etwas anderes bleibt mir ja auch nicht übrig“, murmelte ich kaum wahrnehmbar. Clear hatte mich jedoch gehört und grinste schwach, was darauf schließen ließ, dass sie durchaus Spaß verstand, wenn Angst und Überforderung ihren Geist nicht überdeckten.
Einen Moment betrachtete ich ihre zarten Züge. Clear war eine hübsche Frau, mit Freude, aber auch Güte im Gesicht, was sehr gut zu einem Engel passte. Ob ihr unsere Arbeit Ersteres nehmen würde, würde sich in den nächsten Monaten zeigen, aber ich hoffte, dass sie ihr erhalten blieb.
Als mein Blick weiter hinab über ihren nur ungenügend verdeckten Körper streifen wollte, zwang ich mich dazu, Nora entgegenzublicken. Die zarte Frau mit dem kinnlangen Haar trug einen Stapel Kleidung im Arm: Clears Erstausstattung. Statt sich an unseren Neuling zu wenden, sah sie zu mir.
„Tune hat nach dir gesucht“, sagte sie ernst. „Scheinbar ist ein großer Auftrag reingekommen, bei dem dich die anderen brauchen. Sie warten im Eingangsbereich auf dich.“
„Alle?“, fragte ich mit einem Stirnrunzeln. Als Nora nickte, verfinsterte sich meine Laune. Es war selten, dass unser ganzes Team ausgesandt wurde, und das hieß, dass in London etwas geschehen war, das mehreren Leuten das Leben genommen hatte oder in den nächsten Minuten nehmen würde. Oder … Was es auch war, ich sollte nicht spekulieren und mich auf den Weg machen.
„Du gehst?“, fragte Clear angespannt und ließ mich wieder zu ihr blicken. Sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie einen harten Strich bildeten. Mich verwunderte ihr Vertrauen in mich, aber im Moment krallte sie sich wohl an alles ein wenig Bekannte, das sie hatte.
Sacht drückte ich ihre Schulter. „Ich muss. Aber Nora und der Doktor werden dir eine gute Gesellschaft sein und danach kannst du das Geschehene erst mal sacken lassen, ehe ich zurückkomme.“
Zuerst wirkte Clear, als ob die Angst wieder überhandnehmen würde, aber dann nickte sie abgehackt und ihr Blick war fest und voller Überzeugung. Sie war eine mutigere Frau, als ich angenommen hatte. Mit etwas Glück würde sie sich schneller einleben als Wet damals. Ich musste mich beeilen, aber trotzdem fragte ich noch: „Soll ich Zerus lösen oder willst du noch seine Ruhe auf dir haben?“
Clear dachte kurz darüber nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Ich sollte mich nicht zu sehr an seine Anwesenheit gewöhnen. Nimm ihn weg, ich werde schon nicht gleich wieder in Panik ausbrechen.“
Das nahm ich zufrieden auf und auch der Doktor brummte zustimmend. „Weise Entscheidung, man sollte sich nie zu sehr auf die Macht eines gefallenen Sterns stützen.“
Ich unterließ es, den Doktor darauf hinzuweisen, dass er gegenüber Clear nichts ansprechen sollte, wovon sie vielleicht noch nicht wusste, aber ich glaubte nicht mehr, dass sie sich zu schnell überfordert fühlen würde. Clear war aufnahmebereit und inzwischen auch aufgeschlossen gegenüber dem, was ihr widerfahren war.
Wet hatte sich bei ihrem Erwachen eine halbe Ewigkeit in ihrem Zimmer eingeschlossen und wollte niemandem auch nur verraten, wie sie hieß. Die Zusammenarbeit mit ihr war damals ein Gewaltakt für meine Nerven gewesen und ich war dankbar, dass es bei Clear, nach dem anfänglichen Fluchtversuch, einfacher werden würde.
Als ich mich vorbeugte, um an das Zeichen in ihrem Rücken zu gelangen, lehnte sie sich sogar gegen ihre angewinkelten Knie und breitete die schwarzen Schwingen aus. Kurz musterte ich ihre Flügel, die im Moment nur so lang waren wie meine Unterarme, aber das war ganz normal für einen gerade erwachten Engel, weswegen ich mich dem Zeichen zwischen den Ansätzen zuwandte. Sacht leuchtete dort Zerus in einem rötlichen Gold und als ich ihn berührte, hob ich die Augenbrauen. Lance hatte eine starke Bindung zwischen Clear und dem Vellas gewoben, was mir zeigte, wie überrascht er von Clears Panik gewesen sein musste. Beinahe hätte ich geschmunzelt. Es fiel einem eben nicht jeden Tag ein Neuling nackt vor die Füße.
Als ich das Zeichen auflöste, sog Clear scharf die Luft ein, ließ sie aber langsam und kontrolliert wieder entweichen, was zeigte, dass sie sich nicht ihrer Angst hingeben wollte. Trotzdem legte ich ihr die flache Hand zwischen die Schwingenansätze und sagte: „Ich komme so schnell wie möglich zurück, dann kannst du mir weitere Fragen stellen.“
Sie verdrehte den Kopf so, dass sie mich anschauen konnte, und schenkte mir ein müdes Lächeln. „Vielen Dank, aber nun geh. Ich will nicht schuld daran sein, dass eine Seele zu Schaden kommt, nur weil ich dich aufgehalten habe.“
Nora blinzelte überrascht, während der Doktor noch zufriedener wirkte. Ich jedoch runzelte die Stirn, ehe ich nickte und den Raum ohne ein Abschiedswort verließ. Clear zeigte schon jetzt ein gewisses Maß an Verantwortungsbewusstsein den Seelen gegenüber, obwohl sie kaum verstehen konnte, was es damit auf sich hatte. Allmählich konnte ich nachvollziehen, wieso sie für den Posten eines Engels auserwählt worden war. Doch jetzt musste ich die Gedanken an unseren Neuling abschütteln und mich auf den Auftrag konzentrieren.
Mein schwarzer Mantel, der mir bis zu den Knien reichte, sich aber ab der Hüfte öffnete, wallte hinter mir auf, so schnell lief ich durch die Gänge des Krankenflügels. Kaum betrat ich jedoch die Flure der Akademie traf ich auf jede Menge Engel, die entweder genau wie ich auf dem Weg zu einem Auftrag waren, sich zum Training trafen oder einfach Zeit miteinander verbringen wollten. Dadurch musste ich mein Tempo drosseln. Am Tag war hier immer viel los und die Dutzenden Stimmen summten regelrecht und wurden durch die hohen Decken verstärkt.
Ohne meiner Umgebung viel Aufmerksamkeit zu schenken, ging ich weiter, ignorierte die Blicke, die mir die anderen zuwarfen, und hielt erst inne, als ich den Eingangsbereich der Akademie erreichte. Von der Galerie blickte ich hinauf zu der runden Glaskuppel, die das Tageslicht hereinließ, ehe ich zu den Treppen sah, die rechts und links von mir hinabführten.
Aber es waren nicht die steinernen Stufen, die meine Aufmerksamkeit forderten, sondern die Menschen, die das Erdgeschoss bevölkerten und nicht merkten, wie wir Engel uns unter sie mischten. Sie konnten uns durchaus sehen, aber unsere Schwingen blieben ihnen verborgen – genauso wie der Zugang zur Akademie. Für sie war das Gebäude bloß ein Museum, selbst wenn es sich bei der National Gallery um eines der berühmtesten in London handelte.
Einerseits kam es mir noch immer merkwürdig vor, dass sich das Hauptquartier der Engel Englands gerade hier befand, andererseits mochte ich die Nähe zu den Menschen. Durch die Räume des Museums liefen tagtäglich so viele von ihnen, dass wir die Verbindung zu ihnen nie verloren und immer daran erinnert wurden, wen wir mit unserer Arbeit schützten.
„Yo, Ease“, hörte ich jemanden rufen und suchte zwischen den Menschen und Engeln nach dem Verursacher. Schon entdeckte ich Black, Tune und Wet, die mitten auf dem Mosaik standen, über das man automatisch gehen musste, wenn man von der Eingangshalle in die Museumsräume gelangen wollte. Black hob eine Hand und winkte mich ungeduldig heran.
Normalerweise zeigte er sich gelangweilt oder als ginge ihn nichts in der Welt etwas an, was er durch die großen Kopfhörer demonstrierte, die eigentlich immer seine Ohren bedeckten. Heute wirkte er jedoch ungeduldig und wollte offensichtlich sofort los. Auch Wet und Tune blickten ernst zu mir auf, sodass ich innerlich seufzte. Was war in London nur wieder geschehen?
Ohne weitere Verzögerung ging ich die Treppe hinab, trat aus dem für die Menschen unsichtbaren Aufgang heraus und die letzten Stufen hinab zu meinen Kollegen. Angst, dass jemand mich plötzlich aus dem Nichts auftauchen sah, hatte ich nicht. Schließlich liefen die Menschen gern blind durch die Welt und taten viele Dinge als Einbildung ab, wenn sie doch einmal etwas mitbekamen. Im schlimmsten Fall griff Sonas ein, der Vellas des Schutzes, dessen Macht stets über der National Gallery lag.
„Was ist passiert?“, fragte ich, kaum dass ich bei den anderen angekommen war.
„Ein Autounfall auf der A2“, erklärte mir Tune mit ihrer rauchigen Stimme. Die große Frau strich sich die schwarzen Locken zurück und wirkte ungehalten. „Eigentlich liegt er außerhalb unseres Einsatzgebiets, aber die Todesengel vor Ort haben um Verstärkung gebeten, weil nicht nur ein Reisebus, sondern auch ein LKW und mehrere Autos darin verwickelt sind. Sie kommen nicht hinterher und befürchten, dass bald Besuch auftaucht.“
„Wann ist der Unfall passiert?“, wollte ich wissen, während ich schon meinen Weg aufnahm und die Stufen in die Eingangshalle hinabeilte.
„Vor etwas mehr als einer halben Stunde“, antwortete mir Wet. Sie war die Kleinste von uns und musste sich beeilen, um mit unserem Tempo mitzuhalten. Daher nahm sie mehrere Stufen auf einmal, wobei nicht nur ihre langen Haare aufwallten, sie schlug als Unterstützung auch mit den schwarzen Schwingen, wodurch mir wieder einmal die weißen Spitzen daran auffielen.
„Und?“, fragte Black und zeigte ein schiefes Grinsen, während wir aus der National Gallery in den nachmittäglichen Sonnenschein traten. „Was kannst du uns über die Neue erzählen? Sie hat mit ihrem Fluchtversuch ja ordentlich Wirbel veranstaltet.“
„Ihr Name ist Clear“, gab ich ohne Zögern preis. „Und, na ja, sie ist blond.“
Black blieb so plötzlich stehen, dass Wet in ihn hineinrannte und das Gleichgewicht verloren hätte, wenn Tune nicht nach ihrem Arm gegriffen hätte. „Du willst mich doch verarschen.“
„Nutze nicht so schmutzige Worte“, rügte ihn Tune.
Meine Lippen zuckten belustigt. „Nein, es ist wirklich so, Clear ist blond.“
„Wie krass“, rief Black und lachte im nächsten Moment.
„Es gibt keine blonden Todesengel“, warf Wet ein, weshalb ich wieder über ihre Schwingen blickte.
„Du meinst, wie es keinen Todesengel gibt, dessen Federn weiß enden?“
Black grinste und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Punkt für dich, Ease. Wie ist sie denn so?“
„Das kann ich noch nicht sagen. Ich konnte nur ein paar Minuten mit ihr sprechen, ehe Nora auftauchte und mich zu euch schickte. Aber der Doktor ist bereits bei ihr, weshalb sie bei unserer Rückkehr sicherlich den Krankenflügel verlassen darf. Dann kannst du dir ein eigenes Bild machen. Jetzt sollten wir uns aber beeilen.“
Ohne auf die Zustimmung der anderen zu warten, formte ich mit den Fingern das Zeichen des Vellas Nebras, der für Dunkelheit, aber auch das Verbergen stand. Dadurch wurden die Blicke der Menschen von uns abgelenkt und wir konnten ungesehen die Schwingen ausbreiten, um in die Luft aufzusteigen. Wind kam auf, als wir schwer mit unseren Flügeln schlugen, sodass sich Tune die Locken beiseitewischen musste, während sich Wet lieber gleich einen Zopf band.
Als wir uns nach Südosten wandten, ließ ich Tune vorausfliegen, da sie genauer wusste, wohin wir mussten. Das ermöglichte es mir, über den kommenden Auftrag nachzudenken. Autounfälle waren immer unangenehm, gerade wenn so viele Leben dabei verloschen. Da seitdem jedoch eine halbe Stunde vergangen war, hatten die Einsatzkräfte der Menschen die härtesten Auswirkungen sicherlich bereits beseitigt. Dem Todeskampf eines Lebewesens durch Feuer beiwohnen zu müssen, war die schlimmste Seite unserer Aufgabe – und leider kam das viel zu häufig bei Autounfällen vor.
„Wet“, wandte ich mich daher an die zierliche Frau, die neben mir flog und bereits jetzt nervös wirkte. „Wenn wir ankommen, bleibst du am Rand und hältst Ausschau, ob jemand ein Auge auf die Seelen geworfen hat, verstanden?“
Erleichtert atmete sie auf und nickte sogleich, was mir zeigte, dass meine Entscheidung richtig gewesen war. Wet war gut darin, alte oder kranke Menschen in ihren letzten Minuten zu begleiten, aber wenn die Leben gewaltsam entrissen wurden, nahm das die zart besaitete Frau stark mit, weswegen ich sie in solchen Fällen nach Möglichkeit gar nicht mitnahm. Heute hatte sich das nicht verhindern lassen, dennoch würde ich sie nur im Notfall zwischen die zerstörten Autos holen. Black, Tune und mir gefielen solche Situationen ebenfalls nicht, aber sie gehörten zu unserer Aufgabe dazu. Wir mussten uns ihnen ebenfalls annehmen, wenn wir nicht zu viele Seelen verlieren wollten.
Die Stadt zog schnell unter uns vorbei und schon nach wenigen Minuten erreichten wir die Außenbezirke. Die hohen, nah beieinanderstehenden Gebäude wechselten hier zu meist zweistöckigen Einfamilienhäusern und auch der Verkehr nahm langsam ab. Zumindest war das so, bis wir dem Unfall näher kamen und sich die Autos auf der A2 stauten.
„Krass“, rief Black aus und pfiff sogar beeindruckt. „Alle acht Spuren sind gesperrt. Da hat es ein paar Autos aber ordentlich zerrissen.“
„Bitte, Black, sag das nicht so“, erwiderte Wet und wand sich regelrecht. „Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm.“
„Klar“, meinte Black abschätzig. „Deswegen wurden wir ja auch als Verstärkung gerufen.“
Wet schaute mehr als unglücklich nach vorn, wo uns die vielen blinkenden Lichter der Feuerwehr, Polizei und der Krankenwagen deutlich machten, dass wir den Unfall fast erreicht hatten. Von meiner erhöhten Position aus erkannte ich, dass ein LKW-Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren haben musste, denn die Leitplanke war vom Führerhaus durchstoßen worden. Die Anhänger befanden sich jedoch noch auf der ursprünglichen Fahrbahn und hatten sich überschlagen, wodurch sich der Inhalt – Lebensmittel, wie ich aus dieser Entfernung vermutete – über die gesamte Autobahnhälfte verteilt hatte. Das war zwar ärgerlich, aber nicht weiter schlimm.
Härter hatte es die andere Straßenseite erwischt, denn das Fahrerhaus des LKW war frontal in einen Reisebus geprallt, wodurch sich die beiden Fahrzeuge beinahe zu einem verschmolzen hatten. Dazu waren weitere PKW aufgefahren, die wohl nicht rechtzeitig hatten bremsen können. Es war kein schöner Anblick und Wet wimmerte leise.
„Bleib hier“, sagte ich umsichtig, als wir den Luftraum über dem Unfall erreicht hatten. Dankbar blieb Wet zurück, während wir bei einigen Engeln, die auf dem Grünstreifen neben der Autobahn standen, landeten.