Heinrich von Kleist

Die Hermannsschlacht

Ein Drama in fünf Aufzügen

 

 

 

Heinrich von Kleist: Die Hermannsschlacht. Ein Drama in fünf Aufzügen

 

Neuausgabe mit einer Biographie des Autors.

Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2016.

 

ISBN 978-3-8430-9137-4

 

Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:

ISBN 978-3-8430-9123-7 (Broschiert)

ISBN 978-3-8430-9124-4 (Gebunden)

 

Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.

 

Entstanden bis Ende 1808. Teildruck in: Zeitschwingen oder des deutschen Volkes fliegende Blätter (Jena), 2. Jg., 22. u. 25. April 1818, Erstdruck in: Schriften, Berlin (Reimer) 1821. Uraufführung am 29.8.1839 in Pyrmont.

 

Der Text dieser Ausgabe folgt:

Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Herausgegeben von Siegfried Streller in Zusammenarbeit mit Peter Goldammer und Wolfgang Barthel, Anita Golz, Rudolf Loch, Berlin und Weimar: Aufbau, 1978.

 

Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe wortgenau mitgeführt und macht dieses E-Book auch in wissenschaftlichem Zusammenhang zitierfähig. Das Textende der Vorlagenseite wird hier durch die Seitennummer in eckigen Klammern mit grauer Schrift markiert.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über http://www.dnb.de abrufbar.

 

 

Personen

Hermann, Fürst der Cherusker.

 

Thusnelda, seine Gemahlin.

 

Rinold,

Adelhart, seine Knaben.

 

Eginhardt, sein Rat.

 

Luitgar,

Astolf,

Winfried, dessen Söhne, seine Hauptleute.

 

Egbert, ein andrer cheruskischer Anführer.

 

Gertrud,

Bertha, Frauen der Thusnelda.

 

Marbod, Fürst der Sueven, Verbündeter des Hermann.

 

Attarin, sein Rat.

 

Komar, ein suevischer Hauptmann.

 

Wolf, Fürst der Katten.

 

Thuiskomar, Fürst der Sicambrier,

Dagobert, Fürst der Marsen,

Selgar, Fürst der Brukterer, Mißvergnügte.[241]

 

Fust, Fürst der Cimbern,

Gueltar, Fürst der Nervier,

Aristan, Fürst der Ubier, Verbündete des Varus.

 

Quintilius Varus, römischer Feldherr.

 

Ventidius, Legat von Rom.

 

Scäpio, sein Geheimschreiber.

 

Septimius.

 

Crassus, römische Anführer.

 

Teuthold, ein Waffenschmidt.

 

Childerich, ein Zwingerwärter.

 

Eine Alraune.

 

Zwei Ältesten von Teutoburg.

 

Drei Cheruskische Hauptleute.

 

Drei Cheruskische Boten.

 

Feldherrn, Hauptleute, Krieger, Volk.[242]

 

 

 

 

Wehe, mein Vaterland, dir! Die Leier, zum Ruhm dir, zu schlagen,

Ist, getreu dir im Schoß, mir, deinem Dichter, verwehrt.

 

 [243]

 

Erster Akt

Szene: Gegend im Wald, mit einer Jagdhütte.

 

Erster Auftritt

Wolf, Fürst der Katten, Thuiskomar, Fürst der Sicambrier, Dagobert, Fürst der Marsen, Selgar, Fürst der Brukterer, und andere treten, mit Pfeil und Bogen, auf.

 

WOLF indem er sich auf den Boden wirft.

Es ist umsonst, Thuskar, wir sind verloren!

Rom, dieser Riese, der, das Mittelmeer beschreitend,

Gleich dem Koloß von Rhodus, trotzig,

Den Fuß auf Ost und Westen setzet,

Des Parthers mut'gen Nacken hier,

Und dort den tapfern Gallier niedertretend:

Er wirft auch jetzt uns Deutsche in den Staub.

Gueltar, der Nervier, und Fust, der Fürst der Cimbern,

Erlagen dem Augustus schon;

Holm auch, der Friese, wehrt sich nur noch sterbend;

Aristan hat, der Ubier,

Der ungroßmütigste von allen deutschen Fürsten,

In Varus' Arme treulos sich geworfen;

Und Hermann, der Cherusker, endlich,

Zu dem wir, als dem letzten Pfeiler, uns,

Im allgemeinen Sturz Germanias, geflüchtet,

Ihr seht es, Freunde, wie er uns verhöhnt:

Statt die Legionen mutig aufzusuchen,[243]

In seine Forsten spielend führt er uns,

Und läßt den Hirsch uns und den Ur besiegen.

THUISKOMAR zu Dagobert und Selgar, die im Hintergrund auf und nieder gehen.

Er muß hier diese Briefe lesen!

– Ich bitt euch, meine Freunde, wanket nicht,

Bis die Verräterei des Varus ihm eröffnet.

Ein förmlicher Vertrag ward jüngst,

Geschlossen zwischen mir und ihm:

Wenn ich dem Fürsten mich der Friesen nicht verbände,

So solle dem August mein Erbland heilig sein;

Und hier, seht diesen Brief, ihr Herrn,

Mein Erbland ist von Römern überflutet.

Der Krieg, so schreibt der falsche Schelm,

In welchem er mit Holm, dem Friesen, liege,

Erfordere, daß ihm Sicambrien sich öffne:

Und meine Freundschaft für Augustus laß ihn hoffen,

Ich werd ihm diesen dreisten Schritt,

Den Not ihm dringend abgepreßt, verzeihn.

Laßt Hermann, wenn er kömmt, den Gaunerstreich uns melden:

So kommt gewiß, Freund Dagobert,

Freund Selgar, noch der Bund zustande,

Um dessenthalb wir hier bei ihm versammelt sind.

DAGOBERT.

Freund Thuiskomar! Ob ich dem Bündnis mich,

Das diese Fremdlinge aus Deutschland soll verjagen,

Anschließen werd, ob nicht: darüber, weißt du,

Entscheidet hier ein Wort aus Selgars Munde!

Augustus trägt, Roms Kaiser, mir,

Wenn ich mich seiner Sache will vermählen,

Das ganze, jüngst dem Ariovist entrißne,

Reich der Narisker an –

 

Wolf und Thuiskomar machen eine Bewegung.

 

Nichts! Nichts! Was fahrt ihr auf? Ich will es nicht!

Dem Vaterlande bleib ich treu,

Ich schlag es aus, ich bin bereit dazu.

Doch der hier, Selgar, soll, der Fürst der Brukterer,[244]

Den Strich mir, der mein Eigentum,

An dem Gestad der Lippe überlassen;

Wir lagen längst im Streit darum.

Und wenn er mir Gerechtigkeit verweigert,

Selbst jetzt noch, da er meiner Großmut braucht,

So werd ich mich in euren Krieg nicht mischen.

SELGAR.

Dein Eigentum! Sieh da! Mit welchem Rechte

Nennst du, was mir verpfändet, dein,

Bevor das Pfand, das Horst, mein Ahnherr, zahlte,

An seinen Enkel du zurückgezahlt?

Ist jetzt der würd'ge Augenblick,

Zur Sprache solche Zwistigkeit zu bringen?

Eh ich, Unedelmüt'gem, dir

Den Strich am Lippgestade überlasse,

Eh will an Augusts Heere ich

Mein ganzes Reich, mit Haus und Hof verlieren!

THUISKOMAR dazwischentretend.

O meine Freunde!

EIN FÜRST ebenso.

Selgar! Dagobert!

 

Man hört Hörner in der Ferne.

 

EIN CHERUSKER tritt auf.

Hermann, der Fürst, kommt!

THUISKOMAR.

Laßt den Strich, ich bitt euch,

Ruhn, an der Lippe, bis entschieden ist,

Wem das gesamte Reich Germaniens gehört!

WOLF indem er sich erhebt.

Da hast du recht! Es bricht der Wolf, o Deutschland,

In deine Hürde ein, und deine Hirten streiten

Um eine Handvoll Wolle sich.[245]

 

Zweiter Auftritt

Thusnelda, den Ventidius aufführend. Ihr folgt Hermann, Scäpio, ein Gefolge von Jägern und ein leerer römischer Wagen mit vier breitgespannten weißen Rossen.

 

THUSNELDA.

Heil dem Ventidius Carbo! Römerritter!

Dem kühnen Sieger des gehörnten Urs!

DAS GEFOLGE.

Heil! Heil!

THUISKOMAR.

Was! Habt ihr ihn?

HERMANN.

Hier, seht, ihr Freunde!

Man schleppt ihn bei den Hörnern schon herbei!

 

Der erlegte Auerochs wird herangeschleppt.

 

VENTIDIUS.

Ihr deutschen Herrn, der Ruhm gehört nicht mir!

Er kommt Thusnelden, Hermanns Gattin,

Kommt der erhabenen Cheruskerfürstin zu!

Ihr Pfeil, auf mehr denn hundert Schritte,

Warf mit der Macht des Donnerkeils ihn nieder,

Und, Sieg! rief, wem ein Odem ward;

Der Ur hob plötzlich nur, mit pfeildurchbohrtem Nacken

Noch einmal sich vom Sand empor:

Da kreuzt ich seinen Nacken durch noch einen.

THUSNELDA.

Du häufst, Ventidius, Siegsruhm auf die Scheitel,

Die du davon entkleiden willst.

Das Tier schoß, von dem Pfeil gereizt, den ich entsendet,

Mit wuterfüllten Sätzen auf mich ein,

Und schon verloren glaubt ich mich;

Da half dein beßrer Schuß dem meinen nach,

Und warf es völlig leblos vor mir nieder.

SCÄPIO.

Bei allen Helden des Homers!

Dir ward ein Herz von par'schem Marmel, Fürstin!

Des Todes Nacht schlug über mich zusammen,

Als es gekrümmt, mit auf die Brust

Gesetzten Hörnern, auf dich ein,[246]

Das rachentflammte Untier, wetterte:

Und du, du wichst, du wanktest nicht – was sag ich?

Sorg überflog, mit keiner Wolke,

Den heitern Himmel deines Angesichts!

THUSNELDA mutwillig.

Was sollt ich fürchten, Scäpio,

Solang Ventidius mir zur Seite stand.

VENTIDIUS.

Du warst des Todes gleichwohl, wenn ich fehlte.

WOLF finster.

– Stand sie im Freien, als sie schoß?

VENTIDIUS.

Die Fürstin?

SCÄPIO.

Nein – hier im Wald. Warum?

VENTIDIUS.

Ganz in der Nähe,

Wo kreuzend durch die Forst die Wildbahn bricht.

WOLF lachend.

Nun denn, beim Himmel –!

THUISKOMAR.

Wenn sie im Walde stand –

WOLF.

Ein Auerochs ist keine Katze,

Und geht, soviel bekannt mir, auf die Wipfel

Der Pinien und Eichen nicht.

HERMANN abbrechend.

Kurz, Heil ruf ich Ventidius noch einmal,

Des Urs, des hornbewehrten, Sieger,

Und der Thusnelda Retter obenein!

THUSNELDA zu Hermann.

Vergönnst du mein Gebieter mir,

Nach Teutoburg nunmehr zurückzukehren?

 

Sie gibt den Pfeil und Bogen weg.

 

HERMANN wendet sich.

Holla! Die Pferd!

VENTIDIUS halblaut, zu Thusnelden.

Wie, Göttliche, du willst –?

 

Sie sprechen heimlich zusammen.

 

THUISKOMAR die Pferde betrachtend.

Schau, die Quadriga, die August dir schenkte?

SELGAR.

Die Pferd aus Rom?

HERMANN zerstreut.

Aus Rom, beim Jupiter!

Ein Zug, wie der Pelid ihn nicht geführt!

VENTIDIUS zu Thusnelda.

Darf ich in Teutoburg –?[247]

THUSNELDA.

Ich bitte dich.

HERMANN.

Ventidius Carbo! Willst du sie begleiten?

VENTIDIUS.

Mein Fürst! Du machst zum Sel'gen mich –

 

Er gibt Pfeil und Bogen gleichfalls weg; offiziös.

 

Wann wohl vergönnst du,

Vor deinem Thron, o Herr, in Ehrfurcht

Dir eine Botschaft des Augustus zu entdecken?

HERMANN.

Wenn du begehrst, Ventidius!

VENTIDIUS.

So werd ich

Dir mit der nächsten Sonne Strahl erscheinen.

HERMANN.

Auf denn! – Ein Roß dem Scäpio, ihr Jäger!

– Gib deine Hand, Thusnelda, mir!

 

Er hebt, mit Ventidius, Thusnelda in den Wagen; Ventidius folgt ihr.

 

THUSNELDA sich aus dem Wagen herausbeugend.

Ihr Herrn, wir sehn uns an der Tafel doch?

HERMANN zu den Fürsten.

Wolf! Selgar! Redet!

DIE FÜRSTEN.

Zu deinem Dienst, Erlauchte!

Wir werden gleich nach dem Gezelt dir folgen.

HERMANN.

Wohlauf, ihr Jäger! Laßt das Horn dann schmettern,

Und bringt sie im Triumph nach Teutoburg!

 

Der Wagen fährt ab; Hörnermusik.[248]

 

Dritter Auftritt

Hermann, Wolf, Thuiskomar, Dagobert und Selgar lassen sich, auf eine Rasenbank, um einen steinernen Tisch nieder, der vor der Jagdhütte steht.

 

HERMANN.

Setzt euch, ihr Freunde! Laßt den Becher

Zur Letzung jetzt der müden Glieder kreisen!

Das Jagen selbst ist weniger das Fest,[248]

Als dieser heitre Augenblick,

Mit welchem sich das Fest der Jagd beschließet!

 

Knaben bedienen ihn mit Wein.

 

WOLF.

O könnten wir, beim Mahle, bald

Ein andres größres Siegsfest selig feiern!

Wie durch den Hals des Urs Thusneldens sichre Hand

Den Pfeil gejagt: o Hermann! könnten wir

Des Krieges ehrnen Bogen spannen,

Und, mit vereinter Kraft, den Pfeil der Schlacht zerschmetternd

So durch den Nacken hin des Römerheeres jagen,

Das in den Feldern Deutschlands aufgepflanzt!

THUISKOMAR.

Hast du gehört, was mir geschehn?

Daß Varus treulos den Vertrag gebrochen,

Und mir Sicambrien mit Römern überschwemmt?

Sieh, Holm, der Friesen wackern Fürsten,

Der durch das engste Band der Freundschaft mir verbunden:

Als jüngst die Rach Augustus' auf ihn fiel,

Mir die Legionen fernzuhalten,

Gab ich der Rach ihn des Augustus preis.

Solang an dem Gestad der Ems der Krieg nun wütet,

Mit keinem Wort, ich schwör's, mit keinem Blick,

Bin ich zu Hülfe ihm geeilt;

Ich hütet, in Calpurns, des Römerboten, Nähe,

Die Mienen, Hermann, die sich traurend

Auf des verlornen Schwagers Seite stellten:

Und jetzt – noch um den Lohn seh ich

Mich der fluchwürdigen Feigherzigkeit betrogen:

Varus führt die Legionen mir ins Land,

Und gleich, als wär ich Augusts Feind,

Wird es jedwedem Greul des Krieges preisgegeben.

HERMANN.

Ich hab davon gehört, Thuiskar.

Ich sprach den Boten, der die Nachricht

Dir eben aus Sicambrien gebracht.

THUISKOMAR.

Was nun – was wird für dich davon die Folge sein?[249]

Marbod, der herrschensgier'ge Suevenfürst,

Der, fern von den Sudeten kommend,

Die Oder rechts und links die Donau überschwemmt,

Und seinem Zepter (so erklärt er)

Ganz Deutschland siegreich unterwerfen will:

Am Weserstrom, im Osten deiner Staaten,

Mit einem Heere steht er da,

Und den Tribut hat er dir abgefordert.

Du weißt, wie oft dir Varus schon

Zu Hülfe schelmisch die Kohorten bot.

Nur allzuklar ließ er die Absicht sehn,

Den Adler auch im Land Cheruskas aufzupflanzen;

Den schlausten Wendungen der Staatskunst nur

Gelang es, bis auf diesen Tag,

Dir den bösart'gen Gast entfernt zu halten.

Nun ist er bis zur Lippe vorgerückt;

Nun steht er, mit drei Legionen,

In deines Landes Westen drohend da;

Nun mußt du, wenn er es in Augusts Namen fordert,

Ihm deiner Plätze Tore öffnen:

Du hast nicht mehr die Macht, es ihm zu wehren.

HERMANN.

Gewiß. Da siehst du richtig. Meine Lage

Ist in der Tat bedrängter als jemals.

THUISKOMAR.

Beim Himmel, wenn du schnell nicht hilfst,

Die Lage eines ganz Verlornen!

– Daß ich, mein wackrer Freund, dich in dies Irrsal stürzte,

Durch Schritte, wenig klug und überlegt,

Gewiß, ich fühl's mit Schmerz, im Innersten der Brust.

Ich hätte nimmer, fühl ich, Frieden

Mit diesen Kindern des Betruges schließen,

Und diesen Varus, gleich dem Wolf der Wüste,

In einem ew'gen Streit, bekriegen sollen.

– Das aber ist geschehn, und wenig frommt, du weißt,

In das Vergangene sich reuig zu versenken.

Was wirst du, fragt sich, nun darauf beschließen?[250]

HERMANN.

Ja! Freund! Davon kann kaum die Red noch sein. –

Nach allem, was geschehn, find ich

Läuft nun mein Vorteil ziemlich mit des Varus,

Und wenn er noch darauf besteht,

So nehm ich ihn in meinen Grenzen auf.

THUISKOMAR erstaunt.

Du nimmst ihn – was?

DAGOBERT.

In deines Landes Grenze? –

SELGAR.

Wenn Varus drauf besteht, du nimmst ihn auf?

THUISKOMAR.

Du Rasender! Hast du auch überlegt? –

DAGOBERT.

Warum?

SELGAR.

Weshalb, sag an?

DAGOBERT.

Zu welchem Zweck?

HERMANN.

– Mich gegen Marbod zu beschützen,

Der den Tribut mir trotzig abgefordert.

THUISKOMAR.

Dich gegen Marbod zu beschützen!

Und du weißt nicht, Unseliger, daß er

Den Marbod schelmisch gegen dich erregt,

Daß er mit Geld und Waffen heimlich

Ihn unterstützt, ja, daß er Feldherrn

Ihm zugesandt, die in der Kunst ihn tückisch,

Dich aus dem Feld zu schlagen, unterrichten?

HERMANN.

Ihr Freund', ich bitt euch, kümmert euch

Um meine Wohlfahrt nicht! Bei Wodan, meinem hohen Herrn!

So weit im Kreise mir der Welt

Das Heer der munteren Gedanken reichet,

Erstreb ich und bezweck ich nichts,

Als jenem Römerkaiser zu erliegen.

Das aber möcht ich gern mit Ruhm, ihr Brüder,

Wie's einem deutschen Fürsten ziemt:

Und daß ich das vermög, im ganzen vollen Maße,

Wie sich's die freie Seele glorreich denkt –

Will ich allein stehn, und mit euch mich –

– Die manch ein andrer Wunsch zur Seite lockend zieht, –

In dieser wicht'gen Sache nicht verbinden.[251]

DAGOBERT.

Nun, bei den Nornen! Wenn du sonst nichts willst,

Als dem August erliegen –?!

 

Er lacht.

 

SELGAR.

– Man kann nicht sagen,

Daß hoch Arminius das Ziel sich stecket!

HERMANN.

So! –

Ihr würdet beide euren Witz vergebens

Zusammenlegen, dieses Ziel,

Das vor der Stirn euch dünket, zu erreichen.

Denn setzt einmal, ihr Herrn, ihr stündet

(Wohin ihr es im Lauf der Ewigkeit nicht bringt)

Dem Varus kampfverbunden gegenüber;

Im Grund morast'ger Täler er,

Auf Gipfeln waldbekränzter Felsen ihr:

So dürft er dir nur, Dagobert,