Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin
Zwei Gästebücher und ein Verdacht
Grande Dame mit leichtem Gepäck
Hitlers Leibfotograf oder die Kunst, sich durchzuschlagen
Der Ankläger und der Gestapochef
Der General mit dem roten Schal
Stellungskrieg um einen Füllfederhalter
Geburtstagsschecks vom Zigarettenkönig
Bittere Souvenirs
Ein unsittlicher Angriff
Von Forellen- und Frauenjägern
Ein Gast, der Goldzähne zählte
Skelette im Birkenwald
Ein überzähliges Negligee
Herr Messerschmitt und die Mathematik
Ein Häftling, der mit dem Teufel paktierte
Von Kandiszucker und Zyklon B
Nachwort
Zeugenhaus-Mitarbeiter, US-Militärs und Langzeitbewohner
Bibliografie
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Bildnachweis
Copyright

Autorin

 

Christiane Kohl studierte Politik und Germanistik, arbeitete als Bonner Korrespondentin des Kölner »Express«, als Pressesprecherin im Hessischen Umweltministerium und schließlich als Redakteurin und Reporterin beim »SPIEGEL«. Von 1995-2005 berichtete sie als Italien-Korrespondentin aus Rom, zunächst für den »SPIEGEL«, dann für die »Süddeutsche Zeitung«. Nach weiteren acht Jahren als SZ-Korrespondentin für Ostdeutschland lebt sie heute als freie Schriftstellerin in Nordhessen, wo sie seit 2012 ein jährlich stattfindendes Literatur-Festival organisiert. Bereits in ihrem ersten Dokudrama »Der Jude und das Mädchen« gelang ihr auf der Basis akribischer Recherche ein beklemmendes Stimmungsbild des Nazi-Deutschland der 30er Jahre, das verfilmt wurde. Nach »Das Zeugenhaus« wird mit »Villa Paradiso« zurzeit ein weiteres Buch von der Autorin verfilmt.

Nachwort

Manche Geschichten sind nie zu Ende. Auch über das Zeugenhaus ließe sich noch viel erzählen. Bis zum Herbst 1948 wurde es betrieben, in den letzten Monaten seines Bestehens waren die von Kleists ausweislich der Eintragungen im Gästebuch noch in eine andere Villa im Nürnberger Stadtviertel Erlenstegen umgezogen – die Herberge wurde dort offensichtlich weitergeführt. Eine der letzten Unterschriften in ihrem Gästebuch stammt von dem ehemaligen Hitler-Adjutanten Fritz Wiedemann. »Ich scheide … mit neuem Glauben für Deutschlands Zukunft«, schrieb er am 7. September 1948.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Gräfin Kálnoky Deutschland bereits verlassen, sie war zunächst nach Österreich gegangen und wanderte 1949 mit ihrer Familie nach Amerika aus. Bei ihrer Ankunft in Boston wurde die Familie von einem Zeitungsreporter fotografiert: »Auf der Flucht vor dem Kommunismus«, stand später in der Zeitung in großen Lettern über dem Bild. Die Überfahrt mit dem Schiff war von einer katholischen Hilfsorganisation organisiert worden, dem War Relief Service des National Catholic Welfare Council. Deren Europadirektor mit Sitz in Wien war mittlerweile ein alter Bekannter der Gräfin: Fabian Flynn. Möglich, dass er bei der Übersiedlung geholfen hatte. Der Pater sollte bald nach Ungarn gehen, wo er über mehrere Jahre die amerikanischen Hilfsdienste organisierte.

Unterdessen versuchten Ingeborg Kálnoky und ihr Mann sich in der Neuen Welt unter schwierigen Bedingungen zu behaupten. Bei ihrer Ankunft hatte jedes Familienmitglied zwei Dollar in die Hand gedrückt bekommen; zunächst landeten die Kálnokys als Arbeitskräfte auf einer Hühnerfarm. Sie gingen nach Washington, wo die Gräfin eine Anstellung als Hausmädchen fand, während ihr Mann in einer Kunstgalerie putzte. Später kam der Graf als Übersetzer in den Dienst der Library of Congress, er starb schon 1955 an Nierenkrebs. Ingeborg Kálnoky lebte längere Zeit im US-Bundesstaat Alabama, zusammen mit ihrem ehemaligen Kindermädchen Cuci. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte die Gräfin dann in jener kleinen Wohnung bei Cleveland im US-Bundesstaat Ohio, unweit vom Wohnsitz ihrer Tochter Lori entfernt. Sie starb 1997.

Auch von den Gästen des Zeugenhauses sind heute nur noch ganz wenige am Leben. Als Erster verabschiedete sich Karl Haushofer aus dem Leben, er beging 1946 Selbstmord. Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann starb 1957, zuvor war er in einem Spruchkammerverfahren zunächst als »Hauptschuldiger« eingestuft und zu zehn Jahren Arbeitslager und entsprechend langem Berufsverbot verurteilt worden sowie zur Herausgabe seines Vermögens, das auf etwa neun Millionen Reichsmark geschätzt worden war. Er legte Rechtsmittel dagegen ein und erreichte schließlich 1953, dass die Strafe wie auch das Arbeitsverbot zurückgenommen wurden, und dass ihm letztlich auch sein Vermögen blieb, das bedingt durch die Kriegswirren am Ende freilich erheblich geringer gewesen sein soll als anfangs angenommen.

Rudolf Diels kam 1957 bei einem Jagdunfall ums Leben, er hatte sein ungesichertes Gewehr auf den Rücksitz des Autos gelegt, im nächsten Moment sprang sein Hund darauf, ein Schuss löste sich und traf den einstigen Chef der Gestapo und unverbesserlichen Frauenhelden in den Bauch. Es gab allerlei Spekulationen um seinen Tod, denn zuvor hatte Diels immer mal wieder durch Buch- und Essayveröffentlichungen von sich Reden gemacht, in denen er provozierende Thesen ausbreitete. So beispielsweise über den Reichstagsbrand, den er aus nächster Nähe erlebt hatte, oder auch zu Geheimdienstfragen.

Robert Kempner starb 1993 in seinem angestammten Zimmer im Hotel Sonnenhof, das er bis zuletzt behalten hatte. Seine Assistentin Jane Lester blieb noch ein paar Jahre in ihrer Wohnung in Oberursel, wo sie große Teile des umfangreichen Nachlasses von Kempner verwaltete. Ich habe sie oft dort besucht und die Unterlagen von Kempner durchgesehen, die später ins Archiv gehen sollten. Kempner, der im Wilhelmstraßen-Prozess die Anklage führte, blieb noch bis Ende der 40er Jahre in Nürnberg. Und auch sein Kollege Drexel Sprecher, der als Hauptankläger im IG-Farben-Prozess fungierte, arbeitete noch einige Jahre in der Frankenstadt: »Ich war einer der Ersten, der kam, und einer der letzten, der ging«, erzählte er mir in Washington.

Als Kriegsgefangener fast vergessen wurde Erwin Lahousen nach seinem spektakulären Auftritt vor dem Hauptkriegsverbrecherprozess im November 1945; man schob ihn nach seiner Verlegung aus dem Zeugenhaus in immer neue Unterkünfte ab. Einmal noch trat Lahousen als Zeuge im Nürnberger Nachfolgeprozess gegen einige Wehrmachtsgeneräle auf, die als besonders verwickelt in NS-Händel galten. Im Juni 1947 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, er ging nach Tirol und heiratete 1953 nach dem Tod seiner ersten Frau ein zweites Mal. Zwei Jahre später, im Februar 1955, starb Lahousen dann an einem Herzinfarkt.

Der Flugzeugkonstrukteur Willy Messerschmitt musste noch bis Juli 1947 in Nürnberg zu Vernehmungen erscheinen, doch trat er nie in einem der Prozesse als Zeuge auf. Durch ein Spruchkammerverfahren als »Mitläufer« eingestuft, machte er sich bald wieder daran, Flugzeuge zu entwickeln, diesmal für die Bundeswehr. Das von ihm einst gegründete Flugzeugunternehmen ging Ende der 60er Jahre nach mehreren Fusionen in der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH auf. Messerschmitt starb 1978.

Als einer der Letzten unter den prominenteren Zeugenhausgästen verschied Rechtsanwalt Otto Kranzbühler im Jahr 2004 im Alter von 97 Jahren. Nach seiner erfolgreichen Verteidigung des letzten NS-Reichspräsidenten Großadmiral Dönitz gehörte Kranzbühler zu den gefragtesten Anwälten der Nachfolgeprozesse; er verteidigte im Flick-Prozess und vertrat im Verfahren gegen Manager des Krupp-Konzerns den Firmenchef Alfred Krupp von Bohlen und Halbach.

Einige Gäste des Zeugenhauses waren so kurz in der Novalisstraße, dass ihre Erinnerung an die Herberge nur noch in Sekundenbildern lebendig schien, als ich mit ihnen sprach – wie ein Blitzlicht, das für einen flüchtigen Moment eine Szene erleuchtet. Ein ausgezeichnetes Gedächtnis zeigte hingegen Gerhard Krülle, der Sohn der Besitzerin des Hauses in der Novalisstraße. Aber natürlich war er mit seinen damals 13 Jahren auch weit jünger gewesen als alle Gäste des Hauses. Der US-Soldat Richard Sonnenfeldt gehörte ebenfalls zu den wenigen ganz jungen Leuten, die mit dem Zeugenhaus zu tun hatten; auch seine Erinnerungen erbrachten mir wichtige Informationen über einzelne Zeugen und das ganze Haus. Zu den jüngeren Leuten gehörte damals auch Kempners Rechercheur Eddi Wahler. Ich danke Krülle, Sonnenfeldt und Wahler für ihre offene Bereitschaft zur Erinnerung und allen anderen noch lebenden wie auch den bereits verstorbenen Zeitzeugen für ihre wertvollen Hinweise und die klugen Diskussionen, die ich mit ihnen führen durfte.

Ganz besondere Dankbarkeit empfinde ich gegenüber den Kindern von Ingeborg Gräfin Kálnoky für das Vertrauen, das sie mir schenkten, für die wichtigen Tipps und persönlichen Informationen, die sie mir gaben, und auch für die angenehme Zeit, die ich mit ihnen verbringen durfte. Hierfür wie für vieles andere sei Lori Bongiovanni, Fárkas Graf Kálnoky und Ingeborg Despres-Kálnoky mein sehr herzlicher Dank ausgesprochen. Desgleichen möchte ich Michael Kogon und Cornelia Ebeling, den Kindern von Eugen Kogon, für ihre Mühen danken, den Nachlass ihres Vaters für mich nach Hinweisen auf das Zeugenhaus durchzusehen. Ich danke Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell für seine bereitwilligen, für mich wichtigen Auskünfte, und ich danke Thomas Ginsburger, dem Sohn der französischen Ausschwitz-Überlebenden Marie-Claude Vaillant-Couturier, für seine wertvolle Hilfe.

Viele Jahre lang war das Zeugenhaus in Erlenstegen in seiner Bausubstanz beinah unverändert geblieben, dafür hatte Elisabeth Kühnle gesorgt. Die Nichte der vormaligen Eigentümerin Elise Krülle hatte das Gebäude mit ihrem Mann in den 50er Jahren gekauft und lange Zeit darin gewohnt. Mit ihr verbrachte ich viele Stunden in der kleinen Villa am Wald und erkundete beinahe jeden Winkel des Hauses. Elisabeth Kühnle war fasziniert von der großen Vergangenheit ihres kleinen Hauses. Mittlerweile über 90-jährig zog sie 2004 in ein Altersheim um, ich danke ihr für die vielen anregenden Geschichten, die sie mir zu erzählen wusste. Das Haus wurde nach ihrem Auszug teilweise umgebaut, eine Nürnberger Familie lebt heute darin.

Wenn man Vergangenes rekonstruiert, dann setzt sich die Arbeit aus vielen kleinen Schritten zusammen. Wie bei einem Mosaik wird ein Stück zum anderen gesetzt. Um ein Gesamtbild der Situation im Zeugenhaus zu zeichnen, habe ich auf vielfältige Informationen zurückgreifen können. Aus Gesprächen mit Zeitzeugen, aus öffentlichen Archiven oder privaten Nachlässen, aus Augenzeugenberichten, der Korrespondenz von Gräfin Kálnoky und natürlich aus den Gästebüchern, mit denen alles begann. Insbesondere die Vernehmungsprotokolle der Zeugen von damals waren eine wichtige zusätzliche Quelle für mich, nicht nur, um zu ergründen, weshalb die jeweiligen Personen sich in Nürnberg aufhielten. Sondern auch, um mir ein Bild von ihnen zu machen und zumindest im Ansatz zu erahnen, was sie seinerzeit im Gerichtsgebäude wie auch im Zeugenhaus empfunden haben mögen. Bei der Recherche nach alten Dokumenten und Vernehmungsprotokollen war mir im Staatsarchiv Nürnberg Gunther Friedrich sehr behilflich, in den National Archives in Washington fahndete Axel Frohn für mich nach möglichen Abhörprotokollen aus dem Zeugenhaus (die es im Übrigen nicht zu geben scheint) und manch anderem Dokument – beiden möchte ich für Ihre Arbeit danken. Ein besonderer Dank gilt auch Pater Fabiano Giorgini und Father Robert E. Carbonneau, zwei Geistlichen, die in Rom und Amerika die Archive des Passionistenordens leiten.

Natürlich lässt sich Jahrzehnte nach den Ereignissen die Geschichte nicht in allen Einzelheiten recherchieren, zwangsläufig bleiben Lücken. Überdies können sich Fehler eingeschlichen haben, einzelne Zeitzeugen mögen sich im Nachhinein in manchen Details vertan haben, und auch ich bin vor Irrtümern und fehlgeleiteten Schlüssen nicht gefeit. Ich bitte für diesen Fall um Nachsicht. Mein Anliegen war es, die historische Wahrheit nach bestem Wissen und Gewissen zu ergründen, sie erzählerisch zu ordnen und so wiederzugeben, dass sie verstehbar wird auch für Menschen, die sich nicht wissenschaftlich mit den Fragen der Vergangenheit befassen. In diesem Zusammenhang möchte ich ein ganz besonders großes Dankeschön an Klaus Brill aussprechen, der das Manuskript durchsah und immer wieder wertvolle Verbesserungsvorschläge einbrachte. Zugleich danke ich den Mitarbeitern des Goldmann Verlags für ihre Langmut.

Bis zum Schluss hat mich die Frage bewegt, warum es im Zeugenhaus alles in allem doch recht ruhig zuging; warum in dieser wohl bizarrsten Hausgemeinschaft der frühen Nachkriegszeit kein offener Krieg unter den höchst unterschiedlichen Gästen ausbrach. Dies mag in Teilen der Konversationskunst von Gräfin Kálnoky und ihrer Nachfolgerin Annemarie von Kleist zu verdanken sein. Viel mehr aber scheint es mir Ausdruck eines Phänomens zu sein, das die gesamte Nachkriegszeit prägen sollte: die absolute Sprachlosigkeit, die sich als dumpfer Nebelschwaden über die Ereignisse legte und für sehr lange Zeit eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Geschehenen verhinderte. Ob Täter, Mitläufer oder überlebende Opfer der Nazizeit – keiner konnte oder mochte wirklich offen über seine Erfahrungen sprechen. Auf den einen lastete die Schuld zu schwer. Die anderen lebten mit Erinnerungen, die so furchtbar waren, dass es dafür keine Worte gab.

Ein »Dschungel der Verwilderung« sei das System der Konzentrationslager gewesen, schrieb Eugen Kogon zur ersten Auflage seines Buches 1946 – in diesem Dschungel hatten sich alle verloren, die Täter wie die Opfer. Es ist das große Verdienst der Amerikaner, durch ihre intensiven Recherchen direkt nach dem Krieg die Scheinwerfer auf die schlimmsten Verbrechen der NS-Zeit gerichtet zu haben. Doch die eigentliche Aufarbeitung der Vergangenheit konnte den Deutschen niemand abnehmen, sie mussten diese Aufgabe selbst bewältigen. Es dauerte bekanntlich Jahrzehnte, bis eine Mehrheit der Deutschen dies nicht nur begriffen hatte, sondern auch beherzigen wollte. Erst dann war die Zeit offenbar reif, um der Vergangenheit den lähmenden Schleier der Sprachlosigkeit zu nehmen.

Zeugenhaus-Mitarbeiter, US-Militärs und Langzeitbewohner

Ingeborg Gräfin Kálnoky

Erste Hausdame des Zeugenhauses. Geboren 1909 in Metz als Ingeborg von Breitenbuch, aufgewachsen auf Burg Ranis in Thüringen, heiratete 1934 Graf Hugo Kálnoky und lebte fortan im rumänischen Transsilvanien und später in Budapest. Kam 1945 auf der Flucht durch Nürnberg, wo sie von den Amerikanern als Hausdame für das Zeugenhaus engagiert wurde. Kálnoky quittierte im Januar 1947 ihren Dienst in Nürnberg und ging 1949 in die USA, wo sie 1997 starb.

 

Hugo Graf Kálnoky

Ehemann von Ingeborg Kálnoky. Geboren 1900 in Wien, lebte zunächst in Transsilvanien, dann in Budapest, wo er als Lektor und Journalist arbeitete. Holte seine Frau 1947 in Nürnberg ab und ging mit ihr und den gemeinsamen vier Kindern – Eleonora, Fárkas, Antony, Ingeborg – 1949 in die USA, wo er 1955 starb.

 

Rudolf Diels

Erster Chef der Gestapo. Geboren 1900 in Berghausen im Taunus, studierte Jura in Marburg, wurde 1930 Regierungsrat im preußischen Innenministerium unter dem Sozialdemokraten Carl Severing. Dessen Nachfolger Hermann Göring betraute Diels 1933 mit der Leitung der von ihm neu gegründeten Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Schon im Mai 1934 musste Diels sein Amt nach einem Machtkampf zwischen Göring und Heinrich Himmler räumen; er wurde Regierungspräsident in Köln, wechselte 1935 in derselben Stellung nach Hannover und war später Direktor der Schifffahrtsabteilung bei den Hermann-Göring-Werken. Im Zuge der Verhaftungen nach dem Attentat des 20. Juli 1944 kam Diels in Haft, wo er bis zum Januar 1945 verblieb. Diels starb 1957 bei einem Jagdunfall.

 

Heinrich Hoffmann

Hitlers Leibfotograf. Geboren 1885 in Fürth, Bayern. Eröffnete 1909 ein Fotoatelier in München-Schwabing; 1920 Eintritt in die NSDAP, erste Hitler-Portraits 1923. Nach der Machtübernahme 1933 hatte Hoffmann praktisch das Monopol über die Hitler-Fotos, er nannte sich Reichsbildberichterstatter, gab zahlreiche Bildbände über Hitler heraus, gründete eine Illustrierte und baute sein Fotogeschäft zu einem gut florierenden Öffentlichkeitskonzern aus. Hoffmann starb 1957 in München.

 

Robert M. W. Kempner

Stellvertreter des Chefanklägers Robert Jackson im Hauptkriegsverbrecherprozess und später Hauptankläger im Wilhelmstraßen-Prozess. Geboren 1899 in Freiburg im Breisgau, aufgewachsen in Berlin, studierte Jura in Freiburg. Arbeitete zunächst als Staatsanwalt und wechselte 1928 ins preußische Innenministerium, wo er Justitiar der Polizei wurde. Nach der NS-Machtübernahme wurde Kempner 1933 entlassen und 1935 verhaftet. Er kam wieder frei und emigrierte 1939 in die USA. Kempner ließ sich nach dem Krieg als Anwalt in Frankfurt nieder und kämpfte in zahlreichen Prozessen um die Rehabilitierung und Wiedergutmachung für NS-Opfer; er starb 1993 in Königsstein.

 

Fabian Flynn

Militärpriester in Nürnberg. Geboren 1905 in Boston, trat dem Passionistenorden bei und erhielt 1932 die Priesterweihe. Flynn arbeitete zunächst als Redakteur bei dem katholischen Monatsmagazin »The Sign«, und von 1942 bis 1946 als Militärgeistlicher bei der US-Armee. Er erhielt zahlreiche Orden und brachte es bis zum Major. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär kümmerte er sich um die Flüchtlingshilfe und war Direktor des katholischen Hilfsdienstes National Catholic Relief Service in verschiedenen Regionen Europas. Zurück in Amerika wirkte Flynn von 1961 bis 1968 als Public-Relations-Direktor des Catholic Relief Service in New York. Flynn starb 1973.

 

Richard Sonnenfeldt

Dolmetscher der US-Ankläger. Geboren 1923 in Berlin, aufgewachsen in Gardelegen bei Magdeburg, kam Sonnenfeldt als 15-Jähriger nach England und erreichte schließlich auf abenteuerlichen Wegen während des Krieges die USA. Als Gefreiter der US-Armee kehrte Sonnenfeldt nach Deutschland zurück und wurde wegen seiner guten Deutschkenntnisse 1945 als Dolmetscher der Anklage in Nürnberg engagiert. Sonnenfeldt machte nach dem Krieg als Manager in der amerikanischen Medienbranche Karriere und lebt heute in Long Island.

 

Drexel Sprecher

Mitarbeiter im Anklagestab von Robert Jackson und Hauptankläger im IG-Farben-Prozess. Geboren 1913, Jurastudium in Cambridge, USA. Sprecher, ein entfernter Verwandter von Nina von Faber-Castell, vertrat im Hauptprozess die Anklage gegen Baldur von Schirach. Nach dem Krieg lehrte Sprecher unter anderem an der Georgetown University in

Washington, er lebt heute in einem Altersheim bei Washington.

 

Elise Krülle

Besitzerin des Hauses in der Novalisstraße 24, die als Hausmädchen im Zeugenhaus arbeitete. Geboren 1894 in Regensburg, Ausbildung zur Steuerinspektorin. Elise Krülle starb 1952 in Nürnberg.

 

Gerhard Krülle

Sohn von Elise Krülle, der zur Zeit der Öffnung des Zeugenhauses 13 Jahre alt war. Geboren 1932 in Nürnberg, studierte Maschinenbau und wurde Professor für Raumfahrttechnik. Krülle lebt heute im Ruhestand in der Nähe von Stuttgart.

 

Annemarie von Kleist

Zweite Hausdame im Zeugenhaus. Geboren 1907 im estnischen Dorpat. Heiratete 1935 Bernhard von Kleist, mit dem sie zwei Kinder hatte. Sie starb 1967 in Bonn.

 

Bernhard von Kleist

US-Dolmetscher in der Zeit der Nachfolgeprozesse und Ehemann der Annemarie von Kleist. Geboren 1901 in Groß-Kössin in Pommern, arbeitete er in den 20er Jahren zunächst als Geschäftsmann in Marokko, Venezuela und Kolumbien; 1933 kam er nach Europa zurück, wechselte in die Landwirtschaft und pachtete einen Hof bei Riga. Während des Krieges als Soldat an der Front. Ab 1946 Dolmetscher in verschiedenen Nachfolgeprozessen in Nürnberg. Nach dem Krieg arbeitete von Kleist als Dolmetscher im Verteidigungsministerium. Er starb 1983 in Frankenberg/Eder.

 

Weitere Zeugenhaus-Gäste und Besucher

 

Josef Ackermann

Journalist und KZ-Häftling in Dachau, Buchenwald und Dora-Mittelbau. Geboren 1896 in München arbeitete Ackermann für verschiedene Zeitungen als Journalist. Ackermann war zwischen 1933 und 1945 mit kurzen Unterbrechungen praktisch ständig inhaftiert, zuletzt in dem unterirdischen Lager Dora-Mittelbau bei Nordhausen, wo die so genannte »Vergeltungswaffe 2« sowie verschiedene Flugzeugteile montiert wurden. Ackermann war nach dem Krieg Direktor des Städtischen Nachrichtendienstes in München und gründete 1948 den Münchner Stadtanzeiger. Er starb 1959.

 

Edinger Ancker

SS-Obersturmbannführer und Mitarbeiter von Martin Bormann. Geboren 1909 in Kiel, Jurastudium in Hamburg, Wien und Berlin. 1933 Gerichtsreferendar in Kiel, 1937 Regierungsassessor im Landratsamt Altenkirchen, Westerwald. Ab 1942 Mitarbeiter von Martin Bormann in der NS-Parteikanzlei.

 

Nina Gräfin von Faber-Castell

Gastgeberin in Dürrenhembach und Jugendfreundin von Rudolf Diels. Geboren 1916 in Küsnacht in der Schweiz als Katharina Sprecher von Bernegg, studierte Musik in Berlin und heiratete 1938 Graf Roland von Faber-Castell. Sie starb 1993 in der Schweiz.

 

Hans Bernd Gisevius

Kollege von Rudolf Diels im Preußischen Innenministerium und später Mitarbeiter der Abwehr. Geboren 1904 in Arnsberg, Jurastudium in Berlin, Marburg und München. Gisevius trat im Februar 1933 der NSDAP bei, arbeitete als Referatsleiter im Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin und ging später als Vizekonsul nach Zürich, wo er für die Abwehrabteilung unter Canaris arbeitete und zugleich Kontakte zum amerikanischen Office of Strategic Services (OSS) knüpfte. Gisevius starb 1974 in Müllheim in Baden.

 

Karl Haushofer

Geopolitiker und Inspirateur von Hitlers Lebensraumpolitik. Geboren 1869 in München, Militärlaufbahn bis zum Generalmajor, später Universitätsprofessor für Geopolitik, Lehrer von Rudolf Heß und Präsident des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland. Haushofer saß zwischen Juli und August 1944 in KZ-Haft wegen der Beteiligung seines Sohnes an der Verschwörung gegen Hitler. Er beging 1946 Selbstmord.

 

Robert Havemann

Chemiker und Widerständler. Geboren 1910 in München, Studium der Chemie. Havemann trat 1932 der kommunistischen Partei bei und gründete 1942 mit anderen die Widerstandsgruppe »Europäische Union«. 1943 wurde Havemann verhaftet und wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Während die Vollstreckung des Urteils immer wieder verschoben wurde, saß er im Zuchthaus Brandenburg. Havemann lebte nach dem Krieg in der DDR und wurde später einer der bekanntesten Dissidenten, er starb 1982.

 

Eugen Kogon

Ehemaliger Buchenwald-Häftling, Schriftsteller und Publizist. Geboren 1903 in München studierte Kogon Nationalökonomie in München, Florenz und Wien und promovierte in Wien. Kogon war ab 1934 Generalbevollmächtigter des Prinzen von Sachsen-Coburg-Gotha-Kohary. 1938 kam er in Wien zunächst in Gestapohaft und wurde ein Jahr später nach Buchenwald deportiert. Dort arbeitete er im lagerinternen Widerstand, nach der Befreiung des KZ im Frühjahr 1945 beauftragten ihn die Amerikaner, einen Bericht über das Lager zu verfassen. Der Text wurde der Grundstock für Kogons Buch »Der SS-Staat«. Nach dem Krieg gründete Kogon die »Frankfurter Hefte«. Er war außerdem einer der Mitbegründer der CDU, wandte sich jedoch später scharf gegen Konrad Adenauers Restaurationspolitik. Kogon starb 1987 in Königsstein.

 

Otto Kranzbühler

Verteidiger im Hauptkriegsverbrecherprozess. Geboren 1907, studierte Kranzbühler Jura und wurde im Krieg Flottenrichter. Im Hauptkriegsverbrecherprozess verteidigte er den Großadmiral Karl Dönitz, später vertrat er Alfred Krupp von Bohlen und Halbach im Krupp-Prozess. Nach dem Krieg war Kranzbühler ein erfolgreicher Industrieanwalt. Er starb im Sommer 2004.

 

Erwin Lahousen Edler von Vivremont

Ehemaliger Abwehroffizier und erster Zeuge der Anklage im Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg. Geboren 1896 in Wien, schlug die Offizierslaufbahn ein und arbeitete im österreichischen Kriegsministerium in der Abteilung für Gegenspionage. Nach dem österreichischen »Anschluss« wechselte Lahousen in die Abwehrabteilung unter Admiral Wilhelm Canaris und schloss sich dem Widerstand gegen Hitler an. Lahousen starb 1955.

 

Gisela Limberger

Bibliothekarin und Privatsekretärin von Hermann Göring. Geboren 1893 arbeitete Limberger zunächst als Sekretärin und dann als Bibliothekarin in der Staatsbibliothek in Berlin. 1935 wechselte sie in das Stabsamt des damaligen preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring. Sie ordnete und verwaltete zunächst Görings Bibliothek, katalogisierte bald auch seine Kunstwerke und wirkte ab 1942 als seine Privatsekretärin, wobei sie vor allem private Geldgeschäfte erledigte.

 

Willy Emil Messerschmitt

Flugzeugkonstrukteur. Geboren 1898 in Frankfurt gründete Messerschmitt 1923 die Messerschmitt-Flugzeugbau-Gesellschaft und konstruierte 1925 sein erstes Flugzeug (Me-17). 1934 entwarf Messerschmitt das im Zweiten Weltkrieg mit am meisten eingesetzte Flugzeug der Deutschen, die Me-109. Der Flugzeugkonstrukteur, der von Hitler zum »Wehrwirtschaftsführer« ernannt worden war, entwickelte 1940 mit der Me 262 den ersten Düsenjäger, der später im Konzentrationslager Dora-Mittelbau montiert wurde. Nach dem Krieg entwickelte Messerschmitt Flugzeuge für die Bundeswehr, sein Unternehmen ging in dem Messerschmitt-Bölkow-Blohm-Konzern auf. Er starb 1978.

 

Henriette von Schirach

Tochter von Heinrich Hoffmann und Ehefrau Baldur von Schirachs. Geboren 1913 in München, lebte mit ihrem Mann in Berlin und ab 1940 in Wien. Nach dem Krieg versuchte sie sich in der Filmindustrie. Henriette von Schirach starb 1992.

 

Carl Severing

Sozialdemokrat und preußischer Innenminister. Geboren 1875 in Herford, ab 1893 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Severing war von 1907 bis 1911 Reichstagsabgeordneter. 1920 wurde Severing erstmals preußischer Innenminister, 1928 avancierte er zum Reichsinnenminister und übernahm 1930 erneut das preußische Innenministerium. Nach dem »Preußenschlag« Franz von Papens wurde Severing 1932 abgesetzt, er kam 1933 kurzzeitig in Haft und zog sich aus der Politik zurück. Später wurde ihm vorgeworfen, dass er gegen die aufziehende braune Gefahr zu wenig Widerstand geleistet habe. Nach dem Krieg war Severing nordrhein-westfälischer Landtagsabgeordneter für die SPD, er starb 1952 in Bielefeld.

 

Marie-Claude Vaillant-Couturier

Ausschwitz-Überlebende und französische Parlamentsabgeordnete. Geboren 1912 in Paris, arbeitete sie als Bildreporterin und schloss sich der französischen Résistance gegen die deutsche Besatzung an. Vaillant-Couturier wurde im Februar 1942 verhaftet und kam im Januar 1943 nach Auschwitz. Nach dem Krieg war sie kommunistische Abgeordnete in der verfassungsgebenden Nationalversammlung. Vaillant-Couturier starb 1996.

 

Ernst von Weizsäcker

Staatssekretär im Auswärtigen Amt und deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl. Geboren 1882 in Stuttgart trat von Weizsäcker 1920 in den Dienst des Auswärtigen Amtes. Im März wurde er Staatssekretär im Außenministerium und trat einen Monat später der NSDAP bei. Seit Juni 1943 war von Weizsäcker als deutscher Botschafter beim Vatikan in Rom tätig. Im Wilhelmstraßen-Prozess wurde von Weizsäcker wegen der billigenden bürokratischen Mithilfe an den Judendeportationen zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Im Oktober 1950 wurde er nach etwas über einem Jahr Haftzeit vorzeitig entlassen. Weizsäcker starb 1951 in Lindau.

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Padover, Saul K.: Lügendetektor – Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45, Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, Frankfurt 1999

Persico, Joseph E.: Nuremberg – Infamy on Trial, Penguin Books, New York 1994

Radlmaier, Steffen: Der Nürnberger Lernprozess – Von Kriegsverbrechern und Starreportern, Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, Frankfurt 2001

Shirer, Wiliam L., Berliner Tagebuch, Reclam Verlag, Leipzig 1995

Shirer, Wiliam L.: The Rise and Fall of the Third Reich – A History of Nazi Germany, Simon and Schuster, NewYork 1960

Sigmund, Anna Maria: Die Frauen der Nazis, Ueberreuter Verlag, Wien 1998

Sonnenfeldt, Richard W.: Mehr als ein Leben – Vom jüdischen Flüchtlingsjungen zum Chefdolmetscher der Anklage bei den Nürnberger Prozessen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2005

Taylor, Telford: Die Nürnberger Prozesse – Hintergründe, Analysen und Erkenntnisse aus heutiger Sicht, Wilhelm Heyne Verlag, München 1992

Ueberschär, Gerd R.: NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler, Primus Verlag, Darmstadt 2000

Vaccaro, Tony: Entering Germany 1944–1949, Taschen Verlag, Köln 2001

Völklein, Ulrich: Die Weizsäckers. Macht und Moral – Portrait einer deutschen Familie, Droemer Verlag, München 2004

Von der Lippe, Viktor: Nürnberger Tagebuchnotizen – November 1945 bis Oktober 1946, Verlag Fritz Knapp, Frankfurt/M 1951

Von zur Mühlen, Bengt: Der Todeskampf der Reichshauptstadt, Chronos-Film GmbH im Eigenverlag, Berlin-Kleinmachnow 1994

Weiß, Hermann: Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, S. Fischer Verlag, Frankfurt 1998

West, Rebecca: Gewächshaus mit Alpenveilchen, Edition Tiamat, Verlag Klaus Bittermann, Berlin 1995

Bildnachweis

CORBIS, Düsseldorf: Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild 5, /Bettmann Bild 6, Bild 7, /Hulton-Deutsch Collection Bild 8; Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin: Bild 9; Heinrich Hoffmann/Privatbesitz: Bild 10, Bild 11, Bild 12; Keystone, Hamburg/Egon Matthes, Bild 13; picture alliance/dpa, Frankfurt: Bild 14; Privatbesitz: Bild 15, Bild 16, Bild 17, Bild 18, Bild 19, Bild 20, Bild 21, Bild 22, Bild 23, Bild 24, Bild 25, Bild 26; Privatbesitz Thomas Ginsburger/Francesco Boix: Bild 27, Privatbesitz Familie Kogon: Bild 28; The Passionist Historical Archives, Union City, USA: Bild 29; Stadtarchiv München: Bild 30; SV Bilderdienst, München: Bild 31, /Scherl Bild 32, Bild 33; Ullstein Berlin: /ullstein-bild Bild 34, /Abraham Pisarek Bild 35

 

Der Verlag konnte trotz intensiver Recherche den Rechteinhaber am Foto Bild 36 nicht ermitteln. Wir bitten darum, dem Verlag eventuell bestehende Ansprüche mitzuteilen.

Nürnberg, am 8. Mai 1945: Amerikanische Soldaten hissen die Siegesfahne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände – der Krieg ist zu Ende.

Die alte Frankenstadt ist ein Trümmermeer, rund um die Lorenzkirche gibt es nur Ruinen. Erst langsam entwickelt sich wieder Leben in den zerstörten Gassen.

Wie ein Poesiealbum voll widersprüchlicher Erinnerungen: Das erste Gästebuch des Nürnberger Zeugenhauses. Oben rechts haben sich zwei Holocaust-Überlebende eingetragen, darunter eine Skizze von Henriette von Schirach.

Als Hausmädchen im eigenen Haus angestellt: Elise Krülle sorgte für das Wohl der Gäste im Zeugenhaus. Ihr Sohn Gerhard, damals 13 Jahre alt, beobachtete sie. Der Junge, hier in einer Aufnahme aus dem Jahre 1949, sammelte Erkenntnisse fürs Leben.

»Sie war so ein Typ Sünderin«: Ingeborg Gräfin Kálnoky, die erste Hausdame des Zeugenhauses. Im August 1945 hatten die Amerikaner sie engagiert: Adelig, politisch unbelastet, mehrerer Sprachen kundig und bildhübsch – das passte. Die Amerikaner verpflichteten die Gräfin, die gerade ihr viertes Kind zur Welt gebracht hatte, noch vom Wochenbett weg.

Auf den ersten Blick war die Villa in der Novalisstraße eine Enttäuschung: Klein und geduckt stand das Gebäude da, ein Würfel mit heruntergezogenem Dach. Doch im Innern spielten sich denkwürdige Szenen ab.

Ein Langzeitbewohner im Zeugenhaus: Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann 1946 beim Bildersortieren im Gericht.

Talentiert, aus jeder Situation ihren Nutzen zu ziehen: Hoffmanns Tochter Henriette von Schirach 1946.

Frauenverführer mit Schmiss aus Männerbund-Zeiten: der erste Chef der Gestapo Rudolf Diels im Zeugenhaus.

Einer der ersten Verhandlungstage im Gerichtssaal: Ein Vertreter der Anklage erläutert Dokumente und Strukturen der NS-Organisation.

Hermann Göring im Zeugenstand des Hauptkriegsverbrecherprozesses. Der Angeklagte gelobte vor seiner Vernehmung, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen. Seine Aussage im März 1946 war im Gericht mit Spannung erwartet worden.

Robert M. W. Kempner, der Chefankläger im Wilhelmstraßen-Prozess, hier 1948 im Gerichtssaal mit seiner Assistentin Jane Lester.

Ein streitbarer Jurist, dessen Verhörmethoden gefürchtet waren: Kempner in den 50er Jahren.

SS-Chef Heinrich Himmler 1933 im Gespräch mit Rudolf Diels, dem ersten Leiter der Gestapo. Ein parteiinterner Machtkampf mit Himmler sorgte dafür, dass Diels schon 1934 den Posten wieder verließ.

Adolf Hitler und die Spitzen der Militärs bei einer Besprechung im Führerhauptquartier: Rechts neben dem Diktator General Franz Halder, der Spezialist für die Blitzkriege. Halder, der später in Ungnade fiel, erklärte US-Anklägern bei seiner Vernehmung nach dem Krieg in Nürnberg anhand von Spielzeugsoldaten seine Taktik.

Kronzeuge der Anklage in Nürnberg: General Erwin Lahousen. Das Zeitungsfoto hatte Gräfin Kálnoky über die Jahre aufbewahrt.

Ein prominenter General im Zeugenhaus: Der Fliegerkommandeur Ulrich Kessler, ebenfalls auf einem Zeitungsausschnitt aus dem Besitz der Gräfin.

Der sportlichste unter den Generälen: Ernst Köstring, der zuletzt Militärattachée in Moskau war, joggte im Garten des Zeugenhauses. Heinrich Hoffmann hatte ihn am Abendbrottisch in der Villa fotografiert.

Sie heirateten 1934 in Thüringen: Hugo Graf Kálnoky und seine Braut Ingeborg von Breitenbuch.

Die Kálnoky-Kinder Fárkas, Lori, Antal und Ingeborg nach der Übersiedlung in die USA 1949.

Ein Traumschloss in Transsilvanien: Köröspatak, der Wohnsitz der Kálnokys. Ende der 30er Jahre musste die ungarische Familie das Anwesen jedoch auf Druck der rumänischen Regierung verlassen.

Schwieriger Neuanfang nach der Ankunft in Amerika: Gräfin Kálnoky in den 50er Jahren.

Familienidyll vor Kriegsausbruch: Walter Krülle meldete sich freiwillig an die Front und kam nie wieder zurück.

Vater und Sohn Krülle vor ihrem neuen Haus Ende der 30er Jahre – wer hätte gedacht, dass es später einmal Zeugen beherbergen sollte?

Als Zeugin in Nürnberg: Die Auschwitz-Überlebende Marie-Claude Vaillant-Couturier, fotografiert von dem Spanier Francesco Boix, der im Prozess über das Lager Mauthausen aussagte.

Völlig entkräftet und verhungert: Gefangene im Konzentrationslager Buchenwald am 16. April 1945, dem Tag ihrer Befreiung durch die Amerikaner.

Im Konzentrationslager Mauthausen am 6. Mai 1945: Spanische KZ-Häftlinge haben zur Begrüßung ihrer Befreier ein Transparent an der KZ-Mauer angebracht.

Ein Flugzeugkonstrukteur, der hoch im Ansehen der Nazis stand: Willy Messerschmitt (rechts) 1941 im Gespräch mit Hermann Göring. Darunter: Messerschmitts Eintrag im zweiten Gästebuch des Zeugenhauses im Februar 1947.

Zur gleichen Zeit im Zeugenhaus: Josef Ackermann, ehemaliger KZ-Häftling in Dora-Mittelbau, wo Messerschmitt Flugzeuge montieren ließ.

Ein Verhör wie eine Schlacht: Der Schriftsteller Eugen Kogon wurde 1947 in Nürnberg heftig von den Anwälten der Angeklagten attackiert.

Das Protokoll der Wannsee-Konferenz: Von 30 Ausfertigungen wurde später nur diese eine Kopie gefunden, und auch das erst 1947, nach dem Ende des Hauptverfahrens.

Ein Widerständler, der im Zeugenhaus auf Flick-Manager traf: Robert Havemann.

Fabian Flynn, katholischer Priester im Dienste der US-Armee und häufiger Besucher im Zeugenhaus.

Allseits bewundert und in mancher Hinsicht beneidet: Ingeborg Gräfin Kálnoky im Zeugenhaus, aufgenommen 1946 von Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann.

Ein Leben lang bewahrte sie ihre Erinnerungsstücke aus Nürnberg auf: Gräfin Kálnoky 1995 in ihrer Wohnung bei Cleveland mit ihrem alten Gästebuch aus der Novalisstraße.

Setzte sich nach dem Krieg als Anwalt für NS-Verfolgte ein: Robert Kempner 1969 in seiner Frankfurter Kanzlei.