"Das kleine lila Nilpferd" ist ein Kinderbuch, welches durchaus auch von erwachsenen Menschen gelesen werden kann. Die beiden besten Freunde von "Lila" sind "Bunt", ein kleiner Ara Papagei und Otto, der Dachdecker. Der entdeckt eines Tages eine Wolke, an die er seine lange Leiter anlegen kann. Diese Wolke entpuppt sich als "Schwebeinsel", auf der viele Tiere, unentdeckt von der menschlichen Zivilisation, in FRIEDEN miteinander leben!
...das Buch soll Freude und Entspannung bringen und manches kleine Schmunzeln, wenn wir uns bei den Abenteuern der Tiere selber entdecken!
Bernd Kaczmarek
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In der Nähe der orangenen Berge und des blauen Flusses ist ein kleines lila Nilpferd zur Welt gekommen. Voller Erstaunen blicken die Eltern auf den Neuankömmling. Nein, so etwas gab es in ihrem erweiterten Bekanntenkreis noch nicht. Das Wasser des Flusses schlägt sanfte Wellen und die Köpfe zweier Krokodile tauchen auf, die interessiert zu dem kleinen lila Nilpferd herüberblicken. Wütend schnauft Vater Nilpferd mächtig durch seine großen Nasenflügel, schüttelt seinen Kopf und reißt sein Maul ganz weit auf. Dazu gibt er dumpfe, dröhnende Laute von sich. Schnell tauchen die beiden Krokodile wieder unter. Das kleine lila Nilpferd steht nun auf den Füßen und blinzelt seine Eltern freundlich an. Zum ersten Mal erblickt es diese Welt. Große bunte Vögel mit gekrümmten Schnäbeln sitzen in den Bäumen. Kleine Affen springen von Ast zu Ast. Eine strahlende Sonne spendet Licht. An einem tiefblauen Himmel treiben wie verloren zwei einsame Wölkchen dahin. Das Gewirr der Stimmen und andere Geräusche, die aus dem flussnahen Wald dringen, ist die Musik des Lebens. "Guten Tag, kleines lila Nilpferd! Du bist bei uns angekommen!"
Die Mutter säugt ihr kleines Kind.
Der Vater tanzt mit dem Wind.
Der Flamingo steht auf einem Bein
für das kleine lila Schwein..?, natürlich Nilpferd!
Die Affen tragen huckepack
die kleinen Äffchen Blatt zu Blatt
und springen durch die weite Welt,
auf dass ein Ast sie kaum noch hält.
Die Papageien krächzen Lieder
und rauschen sich durch das Gefieder.
Die Schlange hängt verzückt am Baum,
das Wiesel träumt den Tagestraum.
Lila, das kleine Nilpferd
Das kleine lila Nilpferd ist ganz begeistert von den vielen Farben und den Tieren, die überall zu sehen sind. Mutig dreht es sich im Kreis und wackelt noch etwas benommen von den vielen Eindrücken um die Füße seiner Eltern herum. Eigentlich sind die Nilpferde ja am Nil zu Hause, wie ihr Name verrät, aber unsere Familie lebt hier am blauen Fluss mit den orangenen Bergen. Weit erstreckt sich das Land nach allen Himmelsrichtungen. Es schwebt als eine freie Insel hoch über der Erde. Da es ringsum immer von dichten Wolken umgeben ist, hat nie ein Mensch je das Land gesehen. Die Tiere halten Frieden miteinander. Ein jeder frisst, was dem anderen nicht schadet. Für Tiere, die großen Appetit auf Fleisch haben, gibt es extra einen Garten mit Fleischpflanzen.
EIN MENSCH kennt das Land. Das ist Otto, der Dachdecker. Manchmal legt er seine Leiter an und sieht auf dem Inselreich nach dem Rechten. Er muss dann lange oben bleiben, wenn er die Insel überqueren - und noch viel länger, sie umrunden will.
Otto mit der Leiter und Bunt
Die Tiere sprechen eine Sprache.
Ein jeder kennt sie und noch viel mehr.
Sie reden laut und manchmal leise,
laufen im Kreis und hin und her.
Der eine wackelt mit den Ohren.
Der andere wippt mit Federnschwanz.
Und singen können sie im Chore
und leben größte Toleranz.
Sind sie dann müde, ob des Tages
getaner Arbeit matt und schwer,
so hat ein jeder seine Höhle,
oder ein Bett im Wolkenmeer.
Der Wind spielt leise in den Zweigen
die Melodie zur Friedensnacht.
Ein Vogel zwitschert in den Zweigen:
"Der Tag war toll! ... ist nun vollbracht!"
Einige Tage und Wochen sind vergangen. Das kleine lila Nilpferd hat sich gut eingelebt. Mittlerweile frisst es schon, wie seine Eltern, Gräser und Pflanzen. Am liebsten frisst es Apfelsinen. Da die Apfelsinenbäume nicht so groß sind, kommt es, wenn es sich auf seine Hinterbeinchen stellt, gerade noch an die süßen Früchte heran. Zudem hat es sich mit einem jungen Ara angefreundet.
"Du bist so schön bunt!" "...und Du bist lila!"
Heute wollen sie gemeinsam den Fluss erkunden. Vorsichtig stellt das kleine blaue Nilpferd am Flussufer seinen rechten Fuß ins Wasser. Sanft wird er von kleinen Wellen umspült. Der junge Ara lässt sich auf dem Rücken des kleinen lila Nilpferdes nieder.
Bunt: "Deine Eltern gehen ganz hinein!"
Lila: "Sie sind schon groß, ich bin noch klein!"
Bunt: "Gewiss! Aber, was für mich die Luft -, ist für Dich das Wasser!"
Lila: "...meinst Du?"
Bunt: "Natürlich! Nun mach schon! Ich pass' auf! Wenn Du untergehst, zieh' ich Dich hoch!",
dabei schlägt er aufmunternd mehrfach mit seinen Flügeln. Vorsichtig geht das kleine lila Nilpferd weiter in den Fluss hinein und ...stößt sich ab! und... schwimmt! Seine Eltern beobachten das Geschehen aus der Ferne, doch ganz genau! Und jetzt, nachdem ihr Sprössling das vollbracht hat, nicken sie einander freudig zu.
Mutter Nilpferd: "Das war ganz schön mutig!"
Vater Nilpferd: "...ist nur seiner Natur gefolgt, unser Kleines, Mutter, ...nur seiner Natur!"
Das Wasser ist warm und weich. Das kleine lila Nilpferd fühlt sich "pudelwohl". Vater Nilpferd steigt nun auch mit ein, in den Fluss. Man weiß ja nie, ob die Krokodile auch wirklich ihr Versprechen halten..! ...Und wehe ihnen, wenn sie sich mit Vater Nilpferd anlegen sollten!
Lila: "Er hat mich "Lila" genannt und ich ihn "Bunt"!
Bunt: "Ich hab es "Lila" genannt und es mich "Bunt"!"
Bunt: "Ich hab auf dem Rücken gesessen, fast kugelrund!"
Beide: "Wir wollen das Leben erkunden,
zu Fuß" ..."und zu Luft!"
"Wir lieben das blaue Wasser,...der Feigen Duft!
Bunt: "Ich fliege zum Mond bald rüber!"
Lila: ..."Er nimmt mich mit!"
Beide: "Dann fliegen wir weiter zur Sonne!"
Lila: "...ein echter Hit!"
Beide: "So werden wir die Welt erkunden,
nicht nur alleine, auch zu zweit
und füllen jede leere Stunde
ganz schnell mit Bunt, wir sind bereit.
Lila: "Ich bin ein kleines lila Nilpferd,
Bunt: ...ich, ein Ara Papagei."
Beide: "Wir lassen unsere Träume leben,
davon ganz schnell? ...Eins, Zwei, Drei!"
Vater Nilpferd: "Wundert es Dich nicht, dass unser Kind nicht wächst?"
Mutter Nilpferd: "Nein, Du bist auch nicht "groß" geworden!"
Mutter Nilpferd
Vater Nilpferd nickt. "Da magst Du wohl recht haben, denn "groß" und "groß" ist wohl nicht das selbe!"
Mutter Nilpferd: "So ist das, mein Kind!"
Nilpferd-Muttis kennen das Leben und manchmal wollen besonders die Väter einfach nicht erwachsen werden. Ein "großes" Nilpferd muss doch nicht unbedingt auch körperlich groß sein!
Das kleine lila Nilpferd hat dem Gespräch seiner Eltern interessiert zugehört.
Lila: "Ihr seid so groß, ich bin so klein!?"
Mutter Nilpferd: "Das wird schon noch. Du musst ein wenig Geduld haben! Die Hauptsache ist, Du fühlst Dich wohl! Und sieh mal, einen netten Freund hast Du auch schon!"
Lila: " "Bunt", das ist mein Freund!"
Nachdem das kleine lila Nilpferd mit seinen Eltern gesprochen hat, ist es nun ganz beruhigt. Es weiß jetzt, dass "klein" und "groß" im Leben nicht wirklich von Bedeutung ist. Viel wichtiger ist es, nette Freunde zu haben. Heute will das kleine lila Nilpferd einen Ausflug in den nahe gelegenen Wald machen. Dieser Wald ist nicht dicht und undurchlässig, sondern ein Baum steht neben dem anderen, eine Pflanze neben der anderen. Das Gras am Boden ist ganz kurz und weich und bildet so einen idealen Untergrund für all Jene, die auf ihm laufen.
Die Tiere:
"Fast so weich wie Moos ist unser Gras.
Auf ihm zu laufen, das bringt Spaß.
Die Giraffe, sie schlägt Purzelbaum!
Der Löwe hat einen Wiesen-Traum!
Das Äffchen springt mit Anlauf runter,
von einem Baum zum anderen munter.
Fast so weich wie Moos ist unser Gras!"
Das kleine lila Nilpferd wandert los. Die Sonne scheint hier fast jeden Tag strahlend vom Himmel herab. Bienen summen um die Blumen herum. Ein kleines Murmeltier steht vor seiner Höhle und betrachtet voller Interesse und immer aufgeweckt und lebendig seine Umgebung. Ein Tapir lugt um einen Baum. Ein Känguru hüpft mit einem Baby in seinem Beutel hinter einem Busch hervor und springt und springt in weiten Bögen übers Land. Ein Schwalbenpärchen fliegt durch die warme, klare Luft und sinkt hernieder, schnellt wieder nach oben in kühnem Flug. Ganz ohne Anfang, ganz ohne Ende. Ein Elefant erhebt sich mutig, steht nur noch auf den Hinterbeinen und reckt sich hoch und schiebt den Rüssel geschickt um hohe Zweige herum. Dann zieht er sie mit Kraft nach unten und frisst die jungen Triebe mit Genuss. Ein Löwe liegt auf einem Hügel und gähnt ein wenig in den Tag.
"Der hat aber Zähne!", denkt das kleine lila Nilpferd " ...und was für mächtige Pranken!"
Nun ist es am Rand des Waldes angekommen und geht hinein. Der hohe Wald begrüßt das kleine lila Nilpferd mit tausend Stimmen, tausend Düften und dämmerigem Licht. Viel Platz haben die Bäume zum Wachsen, aber deren mächtige Kronen und Blätter bilden ein Dach, durch das die Sonnenstrahlen Mühe haben, hindurch zu finden. Einige Fledermäuse hängen kopfunter an einem der großen Blätter. Während sie ihre Flügel putzen, bewegen sie ihre Köpfchen nach allen Seiten. Und wer klettert dort an einem Baum herum? Bunt!
Lila: "Bunt, Du bist ja auch hier?"
Bunt: "Hallo, Lila! Wohin des Weges?"
Lila: "Ich will im Wald spazieren geh'n!"
Bunt: " So ganz alleine? ...soll ich Dich begleiten?"
Lila: "Gerne doch. Und wenn Du willst, kannst Du Dich wieder auf meinen Rücken setzen!"
Gesagt, getan. So ziehen sie nun gemeinsam tiefer in den Wald hinein.
...Er umfängt sie wie ein buntes, dunkles Meer.
Kreuz und quer laufen die kleinen Tiere dort
ganz schnell von einem, hin zum anderen Ort.
Ein kleiner Zeisig baut ein Nest.
Ein grüner Tümpel-Frosch verlässt
grad seinen Tümpel. Er zieht weiter.
Er sucht eine Wetter-Leiter.
"Quak!" sagt er, heißt "Guten Tag!"
"Quak!" sagt er, weil er uns mag!
"Quak!" sagt er. Er will zum Licht.
"Quak! , das finde ich hier nicht!"
Und schon springt er davon. Da er ein kleiner, hellgrüner Frosch ist, sieht es so aus, als würde ein grünes Licht durch den hohen Wald hüpfen.
Weiter geht es. Viele Pflanzen, die ihnen unterwegs begegnen, sind den beiden noch unbekannt. Schließlich stehen sie vor einer, die sich mit ihren Blättern und ihren dicken Stielen, an denen rötliche "Kannen" hängen, behaglich in einem Sonnenstrahl räkelt.
Bunt: "Das ist eine fleischfressende Pflanze."
Lila: "Ach so?"
Der Inselfrosch
Bunt: "Sie lockt mit tollem Geruch und ihren Farben Mücken und Fliegen an. Der Rand der Öffnung ist ganz rutschig und glatt. Setzen sich die kleinen Insekten da rauf, rutschen sie ab und fallen nach unten in die "Kanne" rein! ...dort werden sie dann verspeist!"
Lila: "Ach! Du weißt ja Sachen?"
"Ich bin eine "Kannen-Pflanze".
Schön bin ich und groß!
Locke jede Fliege an,
dann ist hier der Teufel los.
Gar nicht laut, ich bin ganz leise.
Immer wachsam, steh' ich hier.
Jeder Käfer ist willkommen,
jedes kleine Flügeltier!"
Lila: "Da musst Du aufpassen, Bunt!"
Bunt: "Ich bin viel zu groß. Und außerdem kann ich mit meinem Schnabel jede Pflanze knacken!"
Lila: "Dann bist Du ja stark!"
Bunt: "Ganz stark!"
Dabei klopft er sich mit seinen Flügeln auf die Brust. Hinter dem nächsten Busch kommt plötzlich ein Fuchs hervor gelaufen.
"Wer seid Ihr denn? Euch habe ich hier im Wald noch nicht gesehen."
Lila: "Ich bin Lila und auf meinem Rücken, das ist Bunt!"
Fuchs: "So, so. Lila und Bunt. Habt Ihr Euch verlaufen? Denn soweit ich weiß, sind Nilpferde nicht im Wald zu Hause!"
Lila: "Ich bin ein kleines lila Nilpferd!"
Fuchs: "Gewiss. Auch wenn Du klein bist, so bist Du doch ein Nilpferd!"
Lila: "Es ist so interessant, hier lang zu laufen und das Gras ist so schön weich!"
Fuchs: "Das mag schon sein, aber hier verstecken sich auch böse Tiere. Vor denen müsst Ihr Euch in Acht nehmen!"
Lila: "Wer soll das denn sein?"
Fuchs: "Zum Beispiel der "Dunkle-Baum-Springer"! Der kommt mir nicht so ganz geheuer vor! Er grüßt zwar immer freundlich, wenn wir uns begegnen, aber man weiß nie..! Er nimmt die Farbe des Baumes an, auf dem er sitzt und ist deshalb kaum zu erkennen. Also seid vorsichtig und immer Augen und Ohren auf!"
Da sind die beiden ja nun gewarnt. Böse Tiere gibt es also auch. Kann ja nicht nur Gutes geben auf der Welt.
Lila: "Glaubst Du, dass es böse Tiere gibt?"
Bunt überlegt. "Wenn er das sagt..! Ich weiß von meinem Vater, dass Füchse schlaue Tiere sind! Fast so schlau wie wir Papageien!"
Lila: "Oh! Dann bist Du also nicht nur stark, sondern auch noch schlau dazu?"
Bunt: "Was heißt schon schlau. Außerdem kann man so etwas von sich selbst schlecht behaupten. Eigentlich müssen das andere Tiere sagen, dass mit dem schlau! Ich würde mutig sagen! Jawohl, mutig ist besser. Klingt nicht so angestrengt!"
Lila: "Also bist du stark und mutig!"
"Krächz!, krächz! , ...hoppla!"
Beinahe wäre das kleine lila Nilpferd über eine Baumwurzel gestolpert.
Bunt: "Sagen wir mal so: Ich kann eine Nuss knacken und das finde ich ...mutig und stark!"
Lila: "Was ist daran mutig, Bunt?"
"Das knacken selber, kein Problem,
kannst Du an meinem Schnabel sehn!
Die Nuss zu pflücken, ist nicht leicht,
denn oft, da hängt sie unerreicht
oben in des Baumes Spitze
und dazu die Sonnen-Hitze.
Kämpfen muss ich um die Nuss,
manch anderer, der sie haben muss.
Der Eichelhäher und das -Hörnchen,
der Rabe und das "Stummeldörnchen",
die "Western-Meise" und "Krakehlchen",
von weit heran das "Wanderseelchen".
Und nicht zuletzt, dem frechen Spatz ...
mach ich keinen Platz!"
Lila: "Das ist in der Tat mutig von Dir!"
Bunt: "Es geht so ..!"
Tiefer ziehen sie, immer tiefer in den Wald hinein.
Lila: "Sag mal, da wir nun befreundet sind, was sind eigentlich die entscheidenden Unterschiede zwischen Dir und mir?"
Bunt: "Du bist lila. Ich bin bunt. Du kannst schwimmen. Ich kann fliegen. Du hast vier Füße. Ich habe nur zwei. Ich glaube, das ist es!"
Lila: "...und was ist besser, fliegen - , oder schwimmen können?"
Bunt: "Fliegen!",
dabei hüpft er ein wenig auf Lilas Rücken herum, schlägt mit seinen Flügeln, dreht eine kleine Runde und landet wieder dort, wo er gestartet ist.
Bunt: "Wenn Du im Meere bist verschollen
und gar kein Boot ist mehr zu sehn,
würd' es in dem Meere drinnen
irgendwann nicht weiter geh'n.
Fliegen kann ich aber immer,
hoch zu Lüften bis zum Land.
Wäre dann vom Meer gerettet.
Ja, das find' ich allerhand!"
Lila: "Dann wäre es doch bestimmt gut, wenn ich auch das Fliegen erlernen würde!"
Bunt: "...würde ich so sagen!"
Lila: "Dann könntest Du doch versuchen, es mir beizubringen!"
Bunt: "Können wir versuchen! Ähm. Das müssten wir erst einmal von einer niedrigen Abflughöhe ausgehend probieren!"
Da sie sich in der Nähe eines alten, von Otto abgesägten Baumes befinden, haben sie die "Probier-Plattform" schnell gefunden. Jetzt steht das kleine lila Nilpferd zum "Abflug" bereit auf dem Baumstumpf.
Bunt: "Jetzt empfehle ich Dir, das rechte Bein zu heben und damit ein wenig in der Luft herumzurühren! So entwickelt man das Gefühl für Bodenlosigkeit!"
Lila: "Aha!"
...und schon rührt das kleine lila Nilpferd mit seinem rechten Beinchen hingebungsvoll in der Luft herum.
Bunt: "Und... wie fühlt sich das an?"
Lila: "Phantastisch! Ich spüre schon, wie mein Körper leichter und leichter wird!"
Bunt: "Bravo! So will ich Dich hören! ...und jetzt solltest Du zusätzlich Deine anderen drei Beine beugen und strecken, beugen und strecken!"
Lila tut, wie ihr gesagt.
Lila: "Fliege ich schon?"
Bunt: "...fast!"
Kritisch beäugt Bunt das Geschehen. Irgendetwas gefällt ihm noch nicht.
Bunt: "Was mir prinzipiell zu fehlen scheint, ist Deine, ähm... angeborene Leichtigkeit!"
Lila: "Wie meinst Du das, Bunt?"
Bunt: "Ich denke, Du müsstest, sozusagen von Geburt an, insgesamt ein wenig stromlinienförmiger aussehen!"
Lila: "Was sind das für Linien?"
Bunt: "Das sind Linien, die den Verlauf des Schwungholens und Abhebens fördern! ...wir können es ja mal probieren! ...und jetzt innere Spannung aufbauen ...und abheben!" Mit gewaltigem (winzigem) Sprung (Hüpfer) hebt das kleine lila Nilpferd ab und landet stehenden Fußes auf dem Boden.
Lila: "War das gut?"
Bunt: "Für den Anfang... gar nicht schlecht!"
Otto ist ein Mann mittleren Alters. Er ist groß und schlank und trägt eine große Brille mit runden Brillengläsern. Er ist immer mit einem dicken, bunten Hemd, einer grauen Hose und ein paar großen, hohen Lederschuhen bekleidet. Von Beruf ist Otto Dachdecker, doch sein Hobby sind die Tiere. Zu Hause hat er keine, doch geht er oft in den Zoo. Zudem hat er eine Vorliebe für lange Leitern! Das hängt natürlich mit seinem Beruf zusammen. Ein Auto besitzt Otto nicht. Dafür nennt er ein schweres, altes Fahrrad, zusammen mit einem schweren, alten Anhänger sein Eigen. Er liebt es, über die Dächer der Stadt zu blicken und auf ihnen spazieren zu gehen. Manchmal sitzt er stundenlang auf einem Dach, holt sich seine selbstgeschmierten Brote und eine Thermoskanne mit Kaffee gefüllt hervor und isst und trinkt und fühlt sich wohl. Im Sommer kreisen Schwalben über ihm und im Winter kuschelt sich so manche Katze an ihn ran. Letzten Sommer hat er Urlaub am Meer gemacht. Er liebt die Sonne und findet es toll, bis an die Knöchel hoch im Meer "baden" zu gehen. Nicht, dass Otto nicht schwimmen könnte, doch im Gegensatz zu "seinen" hohen Dächern, ist ihm das Meer zu tief. Aber gut. Ein Jahr ist es her, da leiht sich Otto eines Tages, während seines Urlaubs am Meer, ein Boot aus. Tags zuvor hatte er vom Ufer aus eine wunderschöne tief hängende, große Wolke gesehen. Da sie am nächsten Tag noch immer an der selben Stelle steht, ist sie für Otto von großem Interesse. Um sie besser untersuchen zu können, hat er seine längste Leiter eingepackt. Die Wolke ist nicht allzu weit vom Ufer entfernt, so dass es dort bestimmt nicht allzu tief ist, denkt Otto. Unter der Wolke angekommen, senkt er seine Leiter ins Wasser ab und sofort steht sie auch schon auf dem Meeresboden. Jetzt klappt er das Gegenstück auf und drückt dieses ebenfalls fest in den Meeresboden hinein. Um zu verhindern, dass seine Leiter zur Seite kippt, hat sich Otto zwei große "Schwimm-Tonnen" zum aufblasen und einen Anker eingepackt. Nachdem er die gewaltigen "Schwimm-Tonnen" mit einer Gasflasche aufgeblasen hat, macht er sie an der Leiter fest. Nun versenkt er den Anker, der mit den Tonnen verbunden ist. Das Boot macht er ebenfalls an den "Schwimm-Tonnen" fest und stellt sich schon mal auf seine Leiter drauf. Wackelt und hat Luft, aber hält! Jetzt leiert er mit Hilfe einer alten quietschenden Holzrolle seine längste Leiter nach oben aus. Und siehe da, was Otto ganz leise gehofft hatte, sie lässt sich an der Wolke anlegen!
"Wunderbar", denkt er, "...dann werd ich mal..!"
Und schon klettert Otto auf seiner längsten Leiter nach oben an die Wolke ran! ... was er dort sieht, verschlägt ihm fast den Atem. Orangene Berge, einen blauen Fluss, hübsche Tiere aller Art und in der Ferne einen hohen geheimnisvollen Wald.
"Hier muss ich rauf!"
... Und auf einmal steht Otto auf einer "Schwebeinsel".
"Mein Gott, wo kommt diese Insel her und wieso fällt sie, zumindest sinkt sie nicht zu Boden?"
Schnell guckt er nochmal nach seiner Leiter. Diese ist durch das dichte Wolkenband, welches die Schwebeinsel umgibt, kaum noch zu sehen.
"Aha! Jetzt mache ich meine Leiter hier oben fest und dann kann die Insel vorerst nicht weiterziehen. Meine Leiter ist ja mit den Schwimm-Tonnen verbunden und die sind am Meeresboden verankert! So komme ich auch wieder runter!"
Gedacht, getan! Und schon bindet Otto seine Leiter mit einem Strick an einer Baumwurzel, die etwas aus dem Boden hervorguckt, an! Den Strick hat er nebst einem Taschenmesser immer in seiner Hosentasche dabei.
"Dann werde ich mich mal umsehen!"