Sternenschweif
Die magische Quelle
KOSMOS
Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik GmbH, Würzburg
unter Verwendung einer Illustration von Carolin Ina Schröter, Berlin
Textillustrationen: © Biz Hull
Sternenschweif – Die magische Quelle, erzählt von Svenja Grünbach
Based on characters created by Working Partners Ltd.
© Working Partners Ltd., 2014
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele
weitere Informationen zu unseren Büchern,
Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und
Aktivitäten findest du unter kosmos.de
© 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-14305-6
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Laura Foster stand auf der geheimen Lichtung und atmete die klare Nachtluft ein. Unzählige Glühwürmchen tanzten über der Wiese und das funkelnde Licht der Sterne brachte die kleinen Tropfen auf den Grashalmen zum Glitzern. Laura liebte diesen magischen Ort!
Mit einem Lächeln auf den Lippen streichelte Laura ihrem Pony Sternenschweif über den Hals und schaute es an. Seine Mähne und sein Fell waren grau und seine Augen schimmerten sanft und dunkel im Mondlicht. Laura hätte vor lauter Freude platzen können! Was gab es Schöneres, als ein eigenes Pony zu haben? Glücklich legte Laura ihre Wange an sein weiches, warmes Fell. Sein vertrauter Duft kam ihr entgegen.
„Du bist mein allerbester Freund, Sternenschweif. Und ein ganz besonderer dazu …“, sagte sie leise und ihr Pony nickte. Sternenschweif und Laura hatten nämlich ein großes Geheimnis: In Wirklichkeit war Sternenschweif ein Einhorn mit magischen Kräften und gemeinsam konnten sie sogar fliegen!
Laura trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Pony.
„Bist du bereit? Soll ich dich verwandeln?“ Natürlich war Sternenschweif bereit! Er machte einen kleinen Schritt zurück und schaute Laura erwartungsvoll an. Sie räusperte sich kurz, dann sprach sie den magischen Verwandlungszauber:
„Silberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
Funkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dieses Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.“
Mit Lauras letztem Wort durchzog ein Blitz die Luft und plötzlich stand Sternenschweif in seiner wahren Einhorngestalt vor ihr. Er sah aus wie ein wundervolles Wesen aus einer anderen Welt. Sein strahlend weißes Fell glänzte und sein gedrehtes, silbernes Horn schimmerte in der Dunkelheit. Seine lange Mähne umfloss seinen Hals wie ein Silberregen. Und obwohl Laura inzwischen viele Einhörner kannte, hatte keines ihr Herz je so berührt wie Sternenschweif. Und das war auch richtig so, denn jedes Einhorn hatte eine ganz spezielle Einhornfreundin oder einen ganz speziellen Einhornfreund auf Erden, mit dem es eine tiefe und innige Freundschaft verband. Nur dieser Mensch konnte den Verwandlungszauber bewirken. Für alle anderen blieb ein Einhorn immer nur ein ganz normales, kleines Pony.
„Hallo, Laura!“, sagte Sternenschweif und legte seine Stirn an ihren Kopf.
„Hallo, mein Freund!“, erwiderte Laura und lächelte. Eine weitere magische Fähigkeit von Sternenschweif war, dass Laura sich ganz normal mit ihm unterhalten konnte, sobald sie ihn verwandelt hatte.
„Was meinst du, sollen wir los?“ In Lauras Händen kribbelte es. Sie konnte es kaum noch erwarten, sich mit ihrem Freund endlich in die Luft zu schwingen. Sofort war Sternenschweif begeistert.
„Na klar! Lass uns die Sterne besuchen!“
Flink schwang sich Laura auf seinen Rücken und mit einem kräftigen Galoppsprung flogen die beiden hoch über die Lichtung in den Sternenhimmel.
„Juhu!“, rief Laura glücklich und breitete die Arme aus. „Und weißt du, was das Beste ist?“ Sternenschweif schaute sich um und blickte fragend nach hinten.
„Morgen fangen die Ferien an!“ Laura lachte und umarmte Sternenschweifs Hals.
„Noch schöner wäre es allerdings, wenn Mel und Jessica hierbleiben würden“, schob Laura etwas trübsinnig hinterher. Ihre zwei besten Freundinnen würden übermorgen in den Urlaub fahren. „Ich hätte auch große Lust, zu verreisen, aber leider geht das ja nicht.“
Seitdem sie mit ihren Eltern von der Stadt hierhergezogen war, hatte ihr Vater mit dem Hof alle Hände voll zu tun. Das Geld reichte nicht für eine Aushilfe und so machten sie nur hin und wieder kleine Familienausflüge. Sie und Max, ihr achtjähriger Bruder, fanden das zwar sehr schade, aber es gab auch in der näheren Umgebung immer wieder tolle Sachen, die sie unternehmen konnten. Und Sophie, ihre kleine, eineinhalbjährige Schwester, wusste sowieso noch nicht, was Schulferien waren.
„Aber weißt du was“, sagte Laura plötzlich. „Wir haben trotzdem etwas Spannendes vor!“
„Was denn?“, fragte Sternenschweif und flog etwas langsamer, um aufmerksam zuhören zu können.
„Mrs Wakefield, Grace’ Mutter, veranstaltet nächste Woche auf ihrem Ponyhof eine Reiterwoche für Kinder aus der Stadt und sie hat mich gefragt, ob ich ihr und Grace helfen möchte.“
„Das klingt toll!“, rief Sternenschweif und flog vor lauter Übermut einen kleinen Salto. Laura quiekte vor Vergnügen.
Wie gut, dass Laura auf Sternenschweifs Rücken immer sicher war und nicht herunterfallen konnte.
Sternenschweif wieherte ausgelassen und wirbelte gleich noch einmal durch die Luft.
„Das musst du unbedingt Nachtwind beibringen!“, meinte Laura. „Grace wird es lieben!“
Laura hatte Grace vor einiger Zeit kennengelernt. Sie war mit ihren vierzehn Jahren zwar schon älter als Laura, doch es gab etwas, das ihre Freundschaft zu etwas ganz Besonderem machte: Nachtwind, Grace’ Pony, war genau wie Sternenschweif ein Einhorn! Laura und Sternenschweif hatten Grace geholfen, das Geheimnis ihres Ponys zu entdecken. Seitdem trafen sie sich, sooft es ging, um gemeinsam Zeit zu verbringen und durch den Sternenhimmel zu fliegen.
„Eine gute Idee“, sagte Sternenschweif. „Aber weißt du, worauf ich mich am meisten freue? Dass wir uns in den Ferien jeden Tag von morgens bis abends sehen werden!“
„Du hast recht, darauf freue ich mich auch am meisten!“, jubelte Laura und warf ihm eine Kusshand zu.