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INHALT

A

AARON

Der Auftrag des Herrn

Endlich Freiheit

Das Goldene Kalb

Das Amt des Hohepriesters

ABDON

ABEL

ABIGAJIL

ABIJA

ABIMELECH

ABIMELECH 2

ABINADAB

ABISCHAG

ABISCHAI

ABJATAR

ABNER

ABRAHAM

Verheißung künftiger Größe

Das neue Versprechen

Namensänderung

Abraham legt Fürbitten ein

Ein Brunnen, ein Schwur, ein Baum

In die Wüste verbannt

Das Familiengrab

Glauben über Gesetz

ABSCHALOM

ACHISCH

ADAM

Ein folgenschwerer Verstoß

Der Sündenfall und seine Deutung

ADONIJA

ADONI-ZEDEK

AGAG

AHAB

AHAS

AHASJA

AHASJA 2

AHIJA

AHIMELECH

AHINOAM

AHITOFEL

ALEXANDER DER GROSSE

ALEXANDER BALAS

ALKIMUS

AMAZJA

AMNON

AMON

AMOS

AMRAFEL

ANDREAS

ANTIOCHUS IV. EPIPHANES

ANTIOCHUS V. EUPATOR

ANTIOCHUS VI. EPIPHANES DIONYSOS

ANTIOCHUS VII. SIDETES

APOLLOS

ARCHIPPUS

ARETAS

ARISTARCH

ARTAXERXES

ARTEMIS

ASA

ASAEL

ASAF

ASARHADDON

ASCHER

ASSURBANIPAL

ATALJA

AUGUSTUS

B.C

BAAL

BAKCHIDES

BALAK

BARABBAS

BARAK

BARJESUS

BARNABAS

BARTHOLOMÄUS

BASCHA

BEL

BELSCHAZZAR

BENAJA

BEN-HADAD

BENJAMIN

BERENIKE

BETUEL

BEZALEL

BILDAD

BILEAM

CHLOE

CLAUDIUS

D

DAGON

DAMARIS

DAN

DANIEL

Für den Hof erzogen

Der Traumdeuter

Aus dem Feuerofen errettet

Vertrauen auf Gott

DARIUS I.

DARIUS DER MEDER

DATAN

DAVID

Die Eifersucht des Königs

Anführer der Geächteten

Ein Rivale wird getötet

Glaubenssymbol Bundeslade

Das Haus David

Die umstrittene Thronfolge

DEBORA

DEMAS

DEMETRIUS

DEMETRIUS I. SOTER

DEMETRIUS II. NIKATOR

DINA

DIONYSIUS

DIONYSOS

DOEG

DORKAS

DRUSILLA

E.F

EBER

EFRAIM

EFRON

EGLON

EHUD

ELA

ELDAD

ELEASAR

ELI

ELIESER

ELIHU

ELIJA

Elijas Taten

Der Einfluss Isebels

Anrufung ohne Antwort

Bitterer Sieg

Elijas Wanderschaft

Ein neuer Auftrag für Elija

Elijas letzte Prophezeiung

ELISABET

ELISCHA

Salz für eine Quelle

Helfer der Armen

Der Lebenspender

Krankheit als Strafe

Kriegsberater und Königsmacher

EPAPHRAS

EPAPHRODITUS

ESAU

ESRA

Wiederbelebung der Religion

ESTER

Ein glückliches Ende

Nacherzählung einer Legende?

EUTYCHUS

EVA

EWIL-MERODACH

EZECHIEL

Eine Botschaft der Hoffnung

FELIX

FESTUS

G

GABRIEL

GAD

GAD 2

GAMALIEL

GEDALJA

GERSCHOM

GERSCHON

GIDEON

Der Herr beruft einen Retter

Ein kleines Heer

GOLIAT

GOTT

Die Freiheit der Wahl

Der Bund mit Abraham

Hoffnung auf einen Messias

H

HABAKUK

HADAD-ESER

HAGAR

HAGGAI

HAM

HAMMURAPI

HANANIAS

HANANJA

HANNA

HANNA 2

HANNAS

HANUN

HASAEL

HEILIGER GEIST

HENOCH

HERODES DER GROSSE

Vertrauter Roms

Bündnis durch Heirat

Besser als Salomo

Der Kampf um die Nachfolge

HERODES AGRIPPA I.

HERODES AGRIPPA II.

HERODES ANTIPAS

HERODES ARCHELAOS

HERODES PHILIPPUS

HIOB

Eine uralte Geschichte

Ausdauer, nicht Geduld

HIRAM I.

HIRAM 2

HISKIJA

Hiskija verteidigt Jerusalem

HOSCHEA

HOSEA

Gleichnis für Gottes Großmut

HULDA

HUR

HUSCHAI

I

IBZAN

IMMANUEL

ISAAK

Eine Braut aus der alten Heimat

Von Gott gesegnet

Getäuscht von Frau und Sohn

ISAI

ISCH-BOSCHET

ISEBEL

ISMAEL

ISSACHAR

J

JABIN

JADDUA

JAEL

JAFET

JAIR

JAIRUS

JAKOB

Erschleichung des väterlichen Segens

Jakobs Vision von der Himmelsleiter

Jakob bei Laban

Rückkehr nach Kaanan

Ein göttlicher Widersacher

Eine Geburt, zwei Todesfälle

Zusammenführung in Goschen

JAKOBUS

JAKOBUS 2

JAKOBUS 3

„Brüder und Schwestern“ Jesu

Konservative gegen Liberale

JAKOBUS 4

JANNES UND JAMBRES

JASON

JASON 2

JEHU

Vollendung des Gottesplans

JEHU 2

JEREMIA

Prophet wider Willen

Zeitloser Rat

JEROBEAM I.

Eine zurückgewiesene Bitte

Ein Volksgründer voller Sorgen

JEROBEAM II.

JESAJA

Der göttliche Auftrag

Konfrontation mit den Königen

Ein aufmerksamer Monarch

Jesajas Botschaft an die Christen

JESCHUA

JESREEL

JESUS

Die Geburtslegenden

Die Jahre im Verborgenen

Jesus empfängt den Heiligen Geist

Wasser zu Wein

Verkündigung des Reiches Gottes

Berufung seiner Jünger

Engerer und größerer Kreis

Die Erneuerung des Judentums

Der neue Gottesgehorsam

Beherrscher der Natur

Die letzten Tage

Im Angesicht seiner Gegner

Sein Leib, sein Blut

Verurteilung und Kreuzigung

Das leere Grab

JESUS JUSTUS

JESUS SIRACH

Lebensrealismus

JIFTACH

JITRO

JOAB

Kampf um die Macht

JOAHAS

JOAHAS 2

JOASCH

JOASCH 2

JOCHEBED

JOEL

JOHANAN

JOHANAN 2

JOHANNA

JOHANNES

JOHANNES HYRKAN I.

JOHANNES VON PATMOS

JOHANNES DER TÄUFER

Ein gemeinsamer Auftrag

Lobpreisung und Rivalität

JOJACHIN

JOJADA

JOJAKIM

JONA

JONADAB

JONADAB 2

JONATAN

JONATAN 2

JONATAN 3

JORAM

JORAM 2

JOSCHAFAT

Königlicher Reformator

JOSCHIJA

Neuerliche Anbetung im Tempel

JOSEF

Die Brüder planen Rache

Eine Gottesgabe

Ein verzweifelter Vater

Segnungen auf dem Sterbebett

JOSEF 2

JOSEF VON ARIMATHÄA

JOSEF BARSABBAS

JOSUA

In Moses Fußstapfen

Wer anderen eine Grube gräbt

Siege unter dem Herrn

JOTAM

JOTAM 2

JUDA

JUDAS

JUDAS 2

JUDAS 3

JUDAS 4

JUDAS BARSABBAS

JUDAS ISKARIOT

Judaskuss und Reue

JUDAS MAKKABÄUS

Kampf um die Religionsfreiheit

JUDIT

Judit rettet die Israeliten

JULIUS

K

KAIN

KAJAPHAS

KANAAN

KEHAT

KETURA

KISCH

KLEMENS

KLEOPAS

KORACH

KORNELIUS

KRISPUS

KUSCHAN-RISCHATAJIM

KYRUS II. (DER GROSSE)

L

LABAN

LAMECH

LAMECH 2

LAZARUS

LAZARUS 2

LEA

LEVI

LOIS

LOT

LUKAS

LYDIA

M

MACHIR

MALCHUS

MALEACHI

MANAEN

MANASSE

MANASSE 2

MANOACH

MARIA

Aufforderung zum ersten Wunder

MARIA 2

MARIA 3

MARIA 4

MARIA VON MAGDALA

MARKUS

MARTA

MATTATIAS

MATTHÄUS

MATTHIAS

MELCHISEDEK

MENAHEM

MENELAUS

MERAB

MERIB-BAAL

MERODACH-BALADAN

MESCHA

METUSCHELACH

MICHA

MICHA 2

MICHA 3

MICHAEL

MICHAL

MIDIAN

MIRJAM

MNASON

MOAB

MORDECHAI

MOSE

Zu Großem ausersehen

Göttliche Zeichen

Die ägyptischen Plagen

Der Weg ins Gelobte Land

Himmlisches Manna

Widerstand gegen Gottes Bund

Furcht und Zweifel

Kein Einlass ins Gelobte Land

An Jesu Seite

N.O

NAAMAN

NABAL

NABOT

NADAB

NADAB 2

NAFTALI

NAHOR

NAHUM

NATAN

NATANAEL

NEBUKADNEZZAR

NEBUSARADAN

NECHO II.

NEHEMIA

NIKODEMUS

NIKOLAUS

NIMROD

NOAH

Ein Schiff nach Gottes Plan

Der Blick auf des Vaters Blöße

NOOMI

OBADJA

OBADJA 2

OBED-EDOM

OG

OMRI

ONAN

ONESIMUS

ONESIPHORUS

ONIAS III.

OREB

ORPA

OTNIEL

P.Q

PALTI

PASCHHUR

PAULUS

Eine folgenschwere Erscheinung

Eine Botschaft für die Heiden?

Als Götter bejubelt

Apostelkonzil

Schläge, Haft, Befreiung

Reich an geistigen Gaben

Probleme der Missionsarbeit

Bekehrung und Widerstand

Die Glaubenslehre des Paulus

Das letzte Ziel

PEKACH

PEKACHJA

PELEG

PEREZ

PETRUS

Begegnung mit Jesus

Stärke und Schwäche

Die Gabe des Zungenredens

Die Aufnahme von Heiden

PHILEMON

PHILIPP II.

PHILIPPUS

PHILIPPUS 2

PHÖBE

PILATUS

PINHAS

Entschlossener Glaubenseifer

POTIFAR

POTIFERA

PRISKA

PUBLIUS

PUDENS

QUIRINIUS

R

RAFAEL

RAHAB

RAHAB 2

RAHEL

REBEKKA

Späte Mutterschaft

RECHAB

REHABEAM

REZIN

RIZPA

RUBEN

RUT

Treue und Liebe

S

SACHARJA

SALMANASSAR V.

SALOME

SALOME 2

SALOMO

Ein extravaganter Bauherr

Besuch der Königin von Saba

Geschenkte Einsicht

SAMUEL

Einführung des Königtums

Gehorsam gegenüber Gott

Salbung König Davids

SANBALLAT

SANHERIB

SAPHIRA

SARA

SARGON II.

SATAN

Verführung Davids

Herrscher über das Reich des Bösen

SAUL

Monarch wider Willen

Aus Bewunderung wird Eifersucht

SCHADRACH

SCHAFAN

SCHALLUM

SCHAMGAR

SCHEAR-JASCHUB

SCHEBA

SCHEBNA

SCHEMAJA

SCHEMAJA 2

SCHESCHBAZZAR

SCHIMI

SCHISCHAK

SEBULON

SECHARJA

SECHARJA 2

SEM

SERACH

SERAJA

SERGIUS PAULUS

SERUBBABEL

SET

SICHEM

SIHON

SILAS

SILPA

SIMEON

SIMEON 2

SIMEON 3

SIMEON 4

SIMEON 5

SIMON

SIMON 2

SIMON 3

SIMON 4

SIMON 5

SIMON 6

SIMRI

SIMRI 2

SIMSON

Hochzeitsfeier mit jähem Ende

Das Geheimnis wird gelüftet

SISERA

SKEVAS

SOSTHENES

STEPHANAS

STEPHANUS

SUSANNA

SUSANNA 2

T

TAMAR

TAMAR 2

TERACH

TERTIUS

THADDÄUS

THEOPHILUS

THEUDAS

THOMAS

Jesus verstehen lernen

Werbung für den Glauben

TIBERIUS

TIBNI

TIGLAT-PILESER III.

TIMOTHEUS

TITUS

TOBIAS

TOBIJA

TOBIT

TOLA

TROPHIMUS

TRYPHON

TYCHIKUS

U.W.X

ULAM

URIEL

URIEL 2

URIJA

URIJA 2

URIJA 3

USA

USIJA

WASCHTI

XERXES I.

Z

ZACHARIAS

ZACHÄUS

ZADOK

ZEBEDÄUS

ZEFANJA

ZEFANJA 2

ZELOFHAD

ZERUJA

ZEUS

ZIBA

ZIDKIJA

ZIDKIJA 2

ZIPPORA

ZOFAR

Die Heilige Schrift, das bedeutendste Buch der Christenheit, weist wie kaum ein anderes Werk einen einzigartigen Reichtum an Begebenheiten und Berichten auf, in deren Mittelpunkt die unterschiedlichsten Persönlichkeiten stehen. Eine Vielzahl von ihnen wird in diesem illustrierten Lexikon in alphabetischer Abfolge dem heutigen Leser nähergebracht.

Manche Gestalten sind berühmt und allen geläufig, von anderen sind vielleicht nur die Namen vertraut und man erinnert sich nur noch dunkel an ihr biblisches Wirken. Schließlich gibt es die zahllosen Nebengestalten, deren Leben und Taten sich aber mindestens so spannend lesen wie die Berichte über ihre berühmten Zeitgenossen.

Am Anfang eines jeden Eintrags befinden sich Hinweise zur Herkunft und Bedeutung des jeweiligen Namens. Daran schließt eine Präsentation der wichtigsten Ereignisse und Taten aus dem Leben der betreffenden Gestalt an, die durch fett gedruckte Querverweise zu anderen Beiträgen ergänzt wird.

Die Redaktion

AARON

HEBRÄISCH: AHARON

Bedeutung nicht geklärt

Obwohl Aaron in der Frühgeschichte der Israeliten einen bedeutenden Platz einnimmt, bleibt seine Person immer im Schatten seines charismatischen jüngeren Bruders Mose. Er gewinnt an Größe vor allem, wenn er Mose beisteht, seine Gestalt verblasst aber, wenn er als Gegenspieler seines Bruders auftritt.

In der biblischen Überlieferung erscheint Aaron erstmals im Alter von 83 Jahren, als er von Ägypten in die Wüste Sinai zieht, um Mose zu finden, der die Heimat 40 Jahre zuvor verlassen hatte. Über Aarons erste acht Lebensjahrzehnte ist nur wenig bekannt. Er wurde in Ägypten vermutlich um 1360 v. Chr. geboren und seine Eltern – der Vater hieß Amram, die Mutter Jochebed – gehörte dem Stamm Levi an.

Aaron hatte eine ältere Schwester namens Mirjam. Als er noch ein kleiner Junge war, hatte sie geholfen, Moses Leben zu retten. Der Pharao hatte zu jener Zeit befohlen, alle israelitischen Jungen zu töten. Jochebed hatte jedoch den Säugling in einen Binsenkorb gelegt und im Schilf am Nilufer ausgesetzt. Dort fand ihn die Pharaonentochter, die aus Mitleid beschloss, das Kind aufziehen zu lassen. Als sie eine Dienerin nach einer Amme schickte, kam Mirjam, die alles heimlich beobachtet hatte, aus ihrem Versteck hervor und führte sie zur Mutter, die so wieder ihr Kind stillen konnte.

Dem 2. Buch Mose 6,16 – 20 zufolge war Aarons Vater Amram der Sohn Kehats und Enkel des Stammvaters Levi. Amram hatte mit Jochebed die Schwester seines Vaters geheiratet. Eine solche Ehe wurde später durch das Gesetz Moses verboten, war aber zu jener Zeit noch durchaus üblich. Manche Forscher sind der Ansicht, dass man die Stammbäume der Bibel nicht wörtlich nehmen muss und dass Aaron und seine Geschwister lediglich Nachkommen Amrams und Jochebeds waren. Dafür spricht auch, dass Amrams Familie zur Zeit des Exodus einer weitverzweigten Sippe angehörte und dass einige Stellen im 2. Buch Mose den Auszug aus Ägypten vier Jahrhunderte nach der Zeit Levis datieren. Dennoch war Jochebed, wenn man das 4. Buch Mose zugrunde legt, „eine Tochter Levis, die ihm geboren wurde in Ägypten. Und sie gebar dem Amram Aaron und Mose und ihre Schwester Mirjam“ (4 Mose 26,59).

Als älterer Sohn war Aaron zum Oberhaupt der Familie und vielleicht sogar des ganzen Stammes Levi bestimmt, zumal der jüngere Sohn offenbar als verschollen galt. Mose, der einst einen Ägypter ermordet hatte, war aus Furcht vor der Bestrafung in die Fremde geflohen. Seit Jahrzehnten war nichts mehr über sein weiteres Schicksal bekannt. Aaron dagegen blieb während der gesamten Zeit der Knechtschaft bei seinem leidgeprüften Volk in Ägypten und war als redegewandter Wortführer der Israeliten berühmt.

Aaron heiratete Elischeba, die Tochter von Amminadab, einem Führer des Stammes Juda, mit der er vier Söhne hatte: Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Spätere jüdische Überlieferungen berichten vom Wirken Aarons als Prophet und Friedensstifter unter den Israeliten in Ägypten. Anders als der aufbrausende Mose war Aaron auf Aussöhnung bedacht und vermied Auseinandersetzungen. Daher fordert der berühmte Rabbi Hillel aus dem 1. Jh. v. Chr.: „Werdet zu Jüngern Aarons, die den Frieden lieben und den Frieden betreiben, ihre Mitmenschen lieben und sie der Thora nahebringen.“

Der Auftrag des Herrn

Aarons Leben nahm eine Wende ein, als Gott in Ägypten zu ihm sprach: „Geh Mose entgegen in die Wüste!“ (2 Mose 4,27). Dieser hatte sich offenbar bei den Midianitern, einem Stamm von Schafhirten auf der Halbinsel Sinai, niedergelassen. Aaron folgte dem Befehl Gottes und ging in die Wüste bis zum „Gottesberg“ (2 Mose 4,27), dem Berg Sinai, um seinen Bruder zu suchen. Als er Mose fand, begrüßte er ihn freudig mit einem Kuss. Mose berichtete ihm von dem beispiellosen Auftrag Gottes, die Israeliten aus der Sklaverei zu befreien, und zusammen kehrten die Brüder nach Ägypten zurück.

Nach 40-jähriger Abwesenheit war Mose, wenn überhaupt, nur noch wenigen Israeliten bekannt, und das als ein Mann, der zum Kreis des Pharaos gehört hatte. Aaron stellte nun seine Überzeugungskraft und Redegewandtheit in den Dienst seines Bruders und den Auftrag des Herrn. Er übernahm es, Mose, der „im Reden viel zu schwerfällig und unbeholfen“ (2 Mose 4,10) war, den Ältesten seines Volkes vorzustellen. Sie hatten noch nie erlebt, dass Gott ihnen in Zeiten der Not zu Hilfe gekommen war. Es war darum um so schwieriger, sie zu überzeugen, dass Gott endlich ihr Flehen erhört hatte.

Mose vollbrachte vor ihnen die Wunder, zu denen Gott ihn befähigt hatte. Er verwandelte seinen Stab in eine Schlange und wieder zurück in einen Stab; seine Hand wurde von Aussatz befallen und dann wieder gesund. Diese Zeichen sowie Aarons Beredsamkeit überzeugten die zunächst noch misstrauischen Israeliten davon, dass Gott ihnen als Befreier eben jenen Mose schickte, der so lange nicht unter ihnen geweilt hatte, und „die Israeliten fassten Vertrauen“ (2 Mose 4,31).

Dann galt es, die Einwilligung des Pharaos – vermutlich Ramses II. (1290 – 24 v. Chr.) – einzuholen. Aaron und Mose teilten ihm den von Gott empfangenen Befehl mit: „Lass mein Volk ziehen“ (2 Mose 5,1). Der eloquente Aaron wiederholte die Wunder, zu denen Gott Mose befähigt hatte. Er warf seinen Stab auf den Boden, und dieser verwandelte sich wie vorher bei Mose in eine Schlange. Auch den vom Pharao herbeigerufenen ägyptischen Zauberern gelang das, „doch Aarons Stock verschlang die Stöcke der Ägypter“ (2 Mose 7,12). Der Pharao gab aber trotz dieser Machtdemonstration nicht nach.

Endlich Freiheit

Es bedurfte zehn Plagen, um den Pharao zu zwingen, sich Gottes Willen zu beugen. Zuerst schlug Aaron seinen Stab in den Nil, sodass alle Gewässer des Landes zu Blut wurden. Es folgten die Froschplage, die Verwandlung von Staub in Stechmücken, die Peinigung durch Ungeziefer, die Viehpest, die Geschwüre, die Menschen und Tiere befielen, die Zerstörung der Felder durch Hagel und Blitz, die Heuschreckenplage und die drei Tage währende Finsternis. „Da machte der Herr den Pharao von neuem starrsinnig“, heißt es in der Bibel, „so dass er die Israeliten nicht gehen ließ“ (2 Mose 10,27). Aber die letzte Plage, die Tötung aller Erstgeborenen in Ägypten, war so entsetzlich, dass die Ägypter die Israeliten geradezu drängten, das Land zu verlassen.

Nachdem die Flüchtlinge in die Wüste auf der Halbinsel Sinai gekommen waren, nahm Aaron seine Rolle als Sprecher und wichtigster Helfer von Mose wieder auf. Von Hunger und Durst entmutigt „rottete sich die ganze Gemeinde der Israeliten gegen Mose und Aaron zusammen“ (2 Mose 16,2). Mose bat seinen Bruder zu sprechen, und als er dies tat, „erschien ihnen … die Herrlichkeit des Herrn in der Wolke“ (2 Mose 16,10). Als Gott ihnen Manna, jenes honigsüße Brot, und Wachtelschwärme sandte, erkannte das Volk, dass der Herr ihm helfen würde.

Wenig später wurden die Israeliten von einem Wüstenvolk, den Amalekitern, angegriffen, und wieder berichtet das 2. Buch Mose von einer wundersamen Errettung. Während Josua die Männer Israels führte, beobachtete Mose die Schlacht von einem Hügel aus und lenkte von dort den Kampf. Solange er seine Hand hob und den Stock hochhielt, „durch den Gott bisher so große Wunder getan hat“ (2 Mose 17,9), waren die Israeliten überlegen. Als Mose seine Arme nicht länger emporhalten konnte, stützten ihn Aaron und Hur, einer seiner Getreuen, bis der Sieg errungen war. Diese Szene, wie Aaron die Arme von Mose stützt, ist bezeichnend für das Verhältnis der beiden Brüder zueinander.

Die langen Berichte im 2., 3. und 4. Buch Mose über das Lager der Israeliten beim Berg Sinai lassen sowohl die positiven Züge als auch die Schattenseiten in Aarons Wesen erkennen. Als sich Gott in Blitz und Donner auf dem Berg Sinai offenbarte, war Aaron nach Mose der Erste, der auf den Berg gerufen wurde. Zusammen mit Mose und seinen beiden ältesten Söhnen Nadab und Abihu sowie 70 von den Ältesten Israels stieg er auf den Berg, wo sie eine ungewöhnliche Erscheinung erlebten: „Sie sahen den Gott Israels“ (2 Mose 24,10) und aßen und tranken in seiner Gegenwart, um ihren Bund mit dem Herrn zu feiern.

Einige Zeit nach dieser Offenbarung stieg Mose wieder auf den Berg Sinai und überließ Aaron und Hur für 40 Tage die Führung des Volkes. Die Gebote, die Mose von Gott empfing, enthielten genaue Anweisungen für die Einsetzung Aarons und seiner Söhne als Priester der Israeliten. Mose erhielt auch den Auftrag, für Aaron kostbare Priesterkleider anfertigen zu lassen, die „der Würde seines Amtes angemessen sind“ (2 Mose 28,2). Die Gebote umfassten ferner Anleitungen zu Aarons Salbung und nannten auch die Einsetzungsopfer, die man darbringen sollte.

Das Goldene Kalb

Zu dieser Zeit geriet die Beziehung Aarons und seines Volkes zu Gott in eine Krise. Da die Israeliten nicht wussten, was auf dem Berg Sinai geschah, und sie Tag für Tag auf Moses Rückkehr warteten, wurden sie ungeduldig. Sie gingen zu Aaron und forderten Götzenbilder, wie sie sie aus Ägypten kannten: „Mach uns einen Gott, der uns schützt und führt!“ (2 Mose 32,1).

In diesem entscheidenden Augenblick versagte Aaron als Sprecher von Mose und gab ihrem Drängen nach. Er ließ alles Gold einsammeln, schmolz es und goss daraus das Standbild eines Kalbes oder jungen Stieres. Und wie zum Hohn auf das erste Gebot riefen alle, dies wäre der Gott, der sie aus dem Land Ägypten geführt hatte. Aaron versuchte, diesen Verrat noch etwas abzumildern, indem er den Stier als ein Abbild des wahren Gottes Israels hinstellte und für den folgenden Tag ein Fest zu Ehren des Herrn ansetzte. Aber er war bereits zu weit gegangen.

Als Mose den Berg hinabstieg, sah er das Stierbild und das wild tanzende Volk. Da zerschmetterte er vor Zorn die Gesetzestafeln am Fuß des Berges, ließ das Götzenbild einschmelzen und zu Pulver zerreiben. Das vermischte er mit Wasser und gab es den Israeliten zu trinken. Seinen Bruder Aaron aber stellte er zur Rede und fragte ihn: „Was hat dir das Volk getan, dass du es in so schwere Schuld gestürzt hast?“ (2 Mose 32,21). Aaron versuchte sich herauszureden, aber es gelang ihm nicht.

In dieser Lage zeigt sich die wahre Größe von Mose: Trotz seiner Empörung über die Vergehen seines Bruders und des ganzen Volkes bat er Gott, ihnen zu vergeben, und machte Aaron sogar wieder zum Führer der Israeliten.

Das Amt des Hohepriesters

Das 3. Buch Mose berichtet, wie Aaron und seine Söhne mit all der Feierlichkeit und Pracht, die Gott forderte, als Priester eingesetzt wurden, obwohl seine ältesten Söhne Nadab und Abihu die Opfervorschriften im Heiligtum Gottes missachteten und daraufhin zur Strafe getötet wurden.

Vielleicht wollte Aaron als Hohepriester die Vorrangstellung seines jüngeren Bruders nicht mehr anerkennen. Aaron und Mirjam, beide zu Propheten des Herrn bestimmt, zweifelten Moses Recht an, als alleiniger Sprecher Gottes aufzutreten. Gott verteidigte Mose aber nachdrücklich, indem er Mirjam mit Aussatz schlug; Aaron dagegen schonte er, damit er weiter seine Aufgaben als Hohepriester ausüben konnte. Aaron zeigte sich reuig, denn er setzte sich bei Mose für Mirjam ein, und auf Moses Bitte heilte Gott sie auch bald. Danach standen Aaron und Mirjam bis zu ihrem Lebensende Mose immer fest zur Seite.

Das 4. Buch Mose beschreibt ein weiteres Wunder. Es bestätigt einmal mehr, dass Gott Aaron und dessen Nachkommen vom Stamm Levi für das Amt des Hohepriesters bestimmt hat. Die Anführer der zwölf Stämme Israels gaben Mose je einen Stock mit dem Namen ihres Stammes. Mose legte sie über Nacht vor die Bundeslade. Als er am nächsten Morgen das Zelt betrat, „sah er, dass der Stock Aarons, der den Stamm Levi vertrat, Zweige und Blüten getrieben hatte und schon Mandeln trug“ (4 Mose 17,23). Von nun an bestand für die Israeliten kein Zweifel mehr über Aarons göttliche Berufung als Priester.

Die unbedingte Treue zu Mose brachte Aaron aber auch Nachteile. Die entbehrungsreiche Zeit in der Wüste Sinai ließ die Israeliten immer wieder gegen die Führerschaft von Mose und Aaron aufbegehren. Einmal versprach Gott, den durstigen Wanderern durch ein Wunder zu helfen, und veranlasste Mose, einem bestimmten Felsen zu befehlen, er solle Wasser geben. Als Mose und Aaron vor der aufgebrachten Menge standen, nahm Mose seinen Stock und schlug damit zweimal gegen den Felsen, während er sagte: „Ihr seid ein widerspenstiges Volk! Haltet ihr es für möglich, dass wir euch Wasser aus diesem Felsen verschaffen können?“ (4 Mose 20,10). Unterstützt von Aaron, hatte Mose also sich selbst als wundertätig dargestellt und Gottes Wunder dazu benutzt, seine eigene Macht und Autorität wiederherzustellen. Daraufhin entschied Gott, dass weder Aaron noch Mose das Volk in das Gelobte Land führen durfte.

Als die 40-jährige Wanderschaft dem Ende zuging und das Volk zum Berg Hor im Süden Kanaans kam, erfüllte sich für Aaron Gottes Urteil. Der 123 Jahre alte Mann stieg mit seinem Sohn Eleasar und mit Mose auf den Berg. Dort zog Mose Aaron das Priestergewand aus und legte es seinem Neffen an. „Dann starb Aaron, und Mose kehrte mit Eleasar wieder ins Lager zurück“ (4 Mose 20,28). Als die Israeliten die Nachricht von Aarons Tod erhielten, trauerten sie 30 Tage.

Für spätere Generationen war Mose eine einzigartige Persönlichkeit ohne wirklichen Nachfolger. Mit Aaron begann jedoch eine Priesterdynastie, die trotz vieler Wirren über 1000 Jahre bestand. Erst die Römer setzten dem Tempeldienst ein Ende, als sie im Jahre 70 Jerusalem und den Tempel zerstörten.

ABDON

HEBRÄISCH: AVDON

Untertänig, Knecht Gottes

Abdon, der Sohn Hillels, zählte zu den sogenannten kleinen Richtern (siehe Tola) und war ein Nachfolger von Elon, dem Sebuloniter. In Israel herrschte er acht Jahre. Der wohlhabende Mann stammte aus Piraton, einer Stadt westlich von Sichem, die den Amalekitern entrissen und dem Stamm Efraim zugewiesen worden war. Im Buch von den Richtern (12,14) heißt es, dass Abdons 40 Söhne und 30 Enkel auf 70 Eseln ritten.

ABEL

HEBRÄISCH: HEVEL

Hauch oder Nichtigkeit

Der Zweitgeborene von Adam und Eva trug einen Namen, der seinem kurzen Leben entsprach. Anders als sein Vater und sein älterer Bruder Kain, die Bauern waren, wurde Abel Schafhirte. Eines Tages brachten die Brüder Gott ein Opfer dar: Kain einen Teil seines Ernteertrags und Abel eines seiner erstgeborenen Lämmer, was in alter Zeit als wertvollste Gabe galt. Gott nahm Abels Opfer wohlwollend an, wies aber das von Kain zurück. In einem Eifersuchtsanfall lockte Kain Abel in die Felder, wo er ihn erschlug.

BRUDERZWIST

Bruder gegen Bruder – dieser Konflikt ist so alt wie die Menschheit selbst. In der Bibel geht es oft um einen Zwist zwischen einem älteren und einem jüngeren Bruder, der mit dem Sieg des jüngeren endet. Es war der jüngere Abel, der im Gegensatz zu Kain ein gottgefälliges Opfer darbrachte. Kain reagierte darauf mit dem Mord an Abel. Er wurde von Gott verstoßen, sodass nun sein jüngerer Bruder Set an seine Stelle trat.

Isaak übernahm von seinem Vater Abraham den Bund mit Gott, während sein älterer Bruder Ismael, dessen leibliche Mutter nicht Sara, sondern nur die Dienerin Hagar war, verstoßen wurde. Auch Isaaks Sohn Jakob erhielt das Erstgeburtsrecht und den väterlichen Segen nur durch eine List zuungunsten des älteren Zwillingsbruders Esau.

Josef wurde von seinen älteren Brüdern derart gehasst, dass sie ihn in die Sklaverei verkauften; als „Herr über ganz Ägypten“ (1 Mose 41,45) aber er konnte dann über deren Leben bestimmen.

ABIGAJIL

HEBRÄISCH: ABIGAJIL

Mein Vater ist Freude

Abigajil, eine kluge und schöne Frau, war zuerst mit Nabal, einem reichen Hirten aus Karmel, und später mit König David verheiratet. David, der zu jener Zeit mit seinen Männern Nabals Herden schützte, wurde von diesem beleidigt. Abigajil kam Davids Rache zuvor, indem sie ihn mit Essen für seine Männer beschenkte und die Schuld auf sich nahm (1 Sam 25,24). Als Nabal hörte, was vorgefallen war, ereilte ihn plötzlich der Tod. Nun konnte David, der von Abigajils Haltung tief beeindruckt war, sie heiraten. Abigajil gebar David seinen zweiten Sohn, der im 2. Buch Samuel (3,3) Kilab, im 1. Buch der Chronik (3,1) jedoch Daniel heißt.

ABIJA

HEBRÄISCH: ABIYAH

Jahwe ist mein Vater

Als Sohn Rehabeams und Enkel Salomos erbte Abija ein Reich, das durch die Torheit seines Vaters gespalten war. Von etwa 910 bis 908 v. Chr. regierte er das Königreich Juda – einen kleiner Rest des ehemals stattlichen Reiches, das von David geschaffen worden war. Er stand in Dauerfehde mit dem Nordreich Israel unter Jerobeam. Abija war nicht der älteste von Rehabeams 28 Söhnen, doch der Erstgeborene von Rehabeams Lieblingsfrau Maacha. Sie war vermutlich die Tochter von Davids Sohn Abschalom. Um ihr seine Gunst zu zeigen, bestimmte Rehabeam Abija zum Thronfolger, während er seinen anderen Söhnen verschiedene Städte im Königreich schenkte. Noch vor der Thronbesteigung hatte Abija von seinen 14 Frauen Dutzende Söhne und Töchter.

Die Bibel zeichnet ein widersprüchliches Bild von Abija. Im 1. Buch von den Königen (15,3) wird er verurteilt, denn „er folgte dem bösen Beispiel seines Vaters“. Das 2. Buch der Chronik (13) hingegen stellt ihn als großen Verteidiger Gottes und des Tempels zu Jerusalem dar. Vor einer Schlacht gegen Jerobeams zahlenmäßig weit überlegenes Heer hielt Abija eine Rede und rief: „Gott selbst steht auf unserer Seite.“ Zugleich warnte er die feindliche Armee, gegen den Herrn zu kämpfen, denn „es kann nicht gut für euch ausgehen!“ (2 Chr 13,12). Obwohl in der Minderzahl, gewann Abija den Kampf und eroberte drei Städte im Norden, konnte jedoch König Jerobeam nicht stürzen. Abija herrschte nur drei Jahre. Nachfolger wurde sein Sohn Asa.

ABIMELECH

HEBRÄISCH: AVIMELECH

Der Vater ist König

Bei dem Namen Abimelech handelt es sich möglicherweise um den Titel der Könige von Gerar im Südwesten Kanaans. Laut 1. Buch Mose (20) kam Abraham nach Gerar. Da er fürchtete, der König Abimelech könnte ihn töten, um seine Frau Sara zu bekommen, gab er sie, wie schon einmal in Ägypten, als seine Schwester aus. Tatsächlich ließ Abimelech Sara zu sich bringen. Im Traum warnte ihn Gott jedoch, dass er für dieses Vergehen sterben müsse, da sie verheiratet sei. Nachdem er Gott seine Unschuld beteuert hatte, tadelte er Abraham für seinen Betrug und gab ihm Sara mit vielen Geschenken zurück.

ABIMELECH 2

Abimelech, der Sohn Gideons, wollte die zersplitterten Stämme Israels zu einem Königreich vereinen. Sein Vater hatte mit seinen zahlreichen Frauen 70 Söhne gezeugt und so eine riesige Sippe begründet. Abimelechs Mutter stammte aus Sichem. Nach dem Sieg über die Midianiter hatte Gideon die Macht seinen Söhnen überlassen.

Um sein Ziel umzusetzen, zog Abimelech zu seiner Mutter nach Sichem. Nachdem er sich ihre Unterstützung gesichert hatte, tötete er seine Halbbrüder, um alle Rivalen auszuschalten. Nur Jotam, dem jüngsten Bruder, gelang die Flucht. Es kam zu Spannungen zwischen dem König, der seinen Sitz nach Aruma verlegt hatte, und den Männern von Sichem, die sich mit Gaal, dem Sohn Ebeds, verbündeten. Abimelech lockte sie in einen Hinterhalt, schlug den Aufstand nieder und zerstörte auch Sichem. Dann griff er Tebez an, doch während der Belagerung warf eine Frau von der Festungsmauer einen Stein hinab, der Abimelech am Kopf traf. Der verwundete König befahl seinem Waffenträger, ihn zu töten, damit es nicht heißen sollte: „Eine Frau hat ihn umgebracht!“ (Ri 9,54). Sein Königreich bestand drei Jahre.

ABINADAB

HEBRÄISCH: AVINADAV

Mein Vater ist großzügig

Abinadab war ein angesehener Bürger von Kirjat-Jearim, einer Bergstadt nordwestlich von Jerusalem. Er bewahrte in seinem Haus über Jahre hinweg die Bundeslade auf. Als die Philister Israel besiegt hatten, raubten sie die Lade aus dem Heiligtum in Schilo. Geheimnisvolle Plagen Gottes veranlassten sie aber, die Lade wieder zurück nach Israel zu bringen. Sie setzten sie auf einen von zwei Kühen gezogenen Wagen, der in Bet-Schemesch ankam. Die Einwohner brachten der Bundeslade jedoch nicht die gebührende Ehrfurcht entgegen und wurden dafür mit dem Tod von 70 Männern bestraft. In ihrer Ratlosigkeit wandten sie sich an Abinadab, der offenbar ein Priester war. Man brachte die Lade in sein Haus, und „seinen Sohn Eleasar weihten sie zum Hüter der Lade“ (1 Sam 7,1). In seiner Obhut blieb sie 20 Jahre, bis David sie nach Jerusalem holte.

ABISCHAG

HEBRÄISCH: AVISHAG

Mein Vater ist gewandert

Der hochbetagte König David wurde von Abischag, einer schönen, jungen Frau aus Schunem, gepflegt. Sie sollte in den Armen des Königs schlafen, um ihn warm zu halten, „aber der König hatte keinen Verkehr mit ihr“ (1 Kön 1,1.4). Nach Davids Tod wollte sein Sohn Adonija sie heiraten und überredete Batseba, die Königsmutter, seine Bitte König Salomo zu überbringen. Dieser ließ jedoch Adonija hinrichten, da er dachte, sein älterer Bruder würde den Thron für sich fordern, weil er in der Thronfolge übergangen worden war.

ABISCHAI

HEBRÄISCH: AVISHAI

Mein Vater ist Isai

Abischai war ein Krieger, der zum engeren Kreis von Davids militärischen Führern gehörte und treu zum König stand. Er hatte noch zwei Brüder: Einer hieß Joab und wurde Davids Heerführer, der andere war Asael, ein für seine Schnelligkeit bekannter Krieger. Die Brüder waren Davids Neffen, Söhne seiner Schwester Zeruja.

Abischai hatte sich offenbar als Erster der drei Brüder seinem Onkel angeschlossen, als dieser sich auf der Flucht vor König Saul befand. Er hatte sich freiwillig gemeldet, um David zu begleiten, der sich nachts in Sauls Lager schlich. Zusammen drangen sie bis zum schlafenden König vor. Der impulsive Abischai wollte Saul mit dem Speer töten, doch David hielt ihn zurück. „Vergreif dich nicht an ihm! Der Herr hat ihn zum König gemacht; er wird dich zur Rechenschaft ziehen“ (1 Sam 26,9). Unbemerkt verließen sie wieder das Lager des Feindes.

Nach Sauls Tod schmiedeten Abischai und Joab Rachepläne gegen Sauls Heerführer Abner, der ihren Bruder Asael getötet hatte und nun den Thronanspruch von Sauls Sohn Isch-Boschet unterstützte. Abischai und Joab rächten den Tod ihres Bruders und töteten Abner. Dies erzürnte David so sehr, dass er Abner mit allen Ehren beisetzen ließ. Verbittert bekannte er: „Diesen Söhnen Zerujas bin ich nicht gewachsen“ (2 Sam 3,39). Dennoch kam ihm Abischais und Joabs Tat zugute, da er seine Herrschaft über das Reich festigen konnte.

Während Davids Feldzug gegen die Philister rettete Abischai dem König das Leben. Als David im Kampf einem der Riesen der Philister gegenüberstand, der ihn töten wollte, kam Abischai „David zu Hilfe und erschlug den Philister“ (2 Sam 21,17). Er stieg in Davids Armee zum Heerführer auf und befehligte auch die „Dreißig Tapferen“, eine Elitetruppe des Königs von Israel. Er wurde für seine Heldentaten berühmt, z. B. dafür, dass er mit dem Speer 300 Feinde getötet hatte.

Die Verfasser der Bibel schildern oft Abischais Hang zu Gewalttätigkeit, um seinen Charakter von dem des sanfteren David abzuheben. Als David vor dem Verschwörer Abschalom floh und einer von dessen Leuten namens Schimi den geschwächten König verfluchte, wollte Abischai „hingehen und ihm den Kopf abschlagen“ (2 Sam 16,9). Aber David hielt ihn zurück. Nach seinem Sieg bat Schimi ihn um Vergebung. David ließ Milde walten, während Abischai ihn hinrichten wollte. Wieder heben die Erzähler Davids Sanftmut hervor. Die Gewalttaten während Davids Regierungszeit werden meistens Abischai und Joab zugeschrieben, obwohl David diese rohen Krieger häufig zu seinem Nutzen einsetzte: Etwa, als er sie mit der gnadenlosen Verfolgung des Rebellen Scheba beauftragte.

Abischai starb vermutlich noch vor David, da er in den Kämpfen um die Thronfolge nicht erwähnt wird, in denen sein Bruder Joab auf der Verliererseite stand.

ABJATAR

HEBRÄISCH: EVYATAR

Der Vater hat Überfluss

Abjatar, einer der Hohepriester Israels unter König David, begann seine Laufbahn an der Seite seines Vaters Ahimelech, der Hohepriester des israelitischen Heiligtums in Nob gewesen war. Das ruhige Priesterleben war jäh gestört worden, als David auf der Flucht vor Saul in Nob Schutz gesucht hatte. Abjatars Vater gab ihm Brot vom Tisch des Heiligtums und das hier verwahrte Schwert des Philisters Goliat. Als Saul erfuhr, dass Ahimelech David geholfen hatte, ließ er in Nob alle 85 Priester umbringen. Nur Abjatar entkam und floh zu David.

Abjatar war es gelungen, auch den Amtsschurz des Hohepriesters, den sogenannten Ephod, zu retten, an dem sich der Orakelbeutel mit den Lossteinen befand. Diese Steine verwendete der Hohepriester, um Gottes Willen zu deuten. Später benutzte Abjatar den Ephod, um David zu helfen. Dieser hatte den Herrn um Rat gefragt, da er nicht wusste, ob er die Amalekiter verfolgen sollte. Sie hatten seine Stadt Ziklag geplündert, niedergebrannt und Frauen und Kinder verschleppt, darunter seine beiden Frauen Ahinoam und Abigajil. „Verfolge sie!“, riet ihm Abjatar. „Du wirst sie einholen und die Gefangenen retten“ (1 Sam 30,8). Und so geschah es.

Nach seiner Thronbesteigung erhob David Jerusalem zur Hauptstadt und ließ auch die Bundeslade dorthin bringen. Abjatar ernannte er zu einem der beiden Hohepriester des Heiligtums; der andere war Zadok, Ahitubs Sohn. Nach Abschaloms Verschwörung befahl David den beiden Priestern, Jerusalem selbst nach seiner Flucht aus der Hauptstadt nicht zu verlassen. Auf diese Weise konnten sie ihm durch ihre Söhne Jonatan und Ahimaaz Nachrichten über die Verschwörer übermitteln. Nachdem David seine Widersacher besiegt hatte, half ihm Abjatar, wieder den Thron zu besteigen.

Als David im Sterben lag, unterstützte Abjatar Adonija, Davids vierten Sohn und vermeintlichen Erben, darin, seine Thronansprüche durchzusetzen. Offenbar wusste Abjatar nicht, dass David seiner Frau Batseba versprochen hatte, ihren Sohn Salomo als Thronfolger einzusetzen. Nach seiner Krönung ließ Salomo Adonija und dessen Haupthelfer hinrichten und enthob Abjatar seines Priesteramts. Doch aus Respekt für die Dienste, die er seinem Vater geleistet hatte, schonte der neue König Abjatars Leben und verbannte ihn in seine Heimatstadt Anatot. Er war der letzte der Nachfahren Elis, der in Israel das Amt des Hohepriesters ausübte.

ABNER

HEBRÄISCH: AVNER

Vater ist ein Licht

Abner, der Vetter König Sauls, war dessen Heerführer und einer seiner engsten Berater. Abners Vater Ner und Sauls Vater Kisch waren Brüder und die Oberhäupter einer reichen Sippe vom Stamm Benjamin. Sie sollte, so hoffte Abner, in Israel eine Dynastie von Bestand hervorbringen. Es entbehrt daher nicht einer gewissen Ironie, dass Abner in der biblischen Geschichte erstmals erwähnt wird, als er den jungen David, der gerade den Riesen Goliat getötet hatte, zu Saul führte.

Die Beziehung zwischen David und Saul wirkte sich entscheidend auf Abners Lebensweg aus. Zwar gehörte David dem rivalisierenden Stamm Juda an, doch dank seiner Heldentaten beförderte ihn Saul zum Heerführer, der nur Abners Befehl unterstand. Auch beim Volk erfreute sich David größerer Beliebtheit als jeder andere Soldat, sogar selbst als der König. Sauls Eifersucht vertrieb David vom Hof, doch „sein Heerführer Abner saß neben ihm“ (1 Sam 20,25), dem König treuer ergeben als dessen eigener Sohn Jonatan, der zu David hielt.

Abner begleitete Saul, als dieser David durch die Wüste verfolgte. Indessen bot sich auch David Gelegenheit, Saul zu töten, er schonte ihn aber. Eines Nachts nämlich schlich sich David in Sauls Lager und hätte den König ermorden können. Aus sicherer Entfernung verspottete er danach Abner, weil er den König nicht besser bewacht hatte.

Nach dem Tod Sauls in der Schlacht im Gilboagebirge (um 1004 v. Chr.) nutzte Abner seine Macht, um Sauls Sohn Isch-Boschet als König einzusetzen, während David im Süden zunächst nur König über Juda wurde. Isch-Boschet war aber ein Schwächling, der unter Abners Einfluss stand. Auf dessen Drängen verließ er Gibea, Sauls Hauptstadt, und setzte über den Jordan, um sich dem Zugriff Davids zu entziehen.

Ein Bürgerkrieg brach aus. In Gibeon trafen Abners Truppen auf Davids Männer, die von den Brüdern Joab, Abischai und Asael angeführt wurden. Die Niederlage war unabwendbar und Abner ergriff die Flucht, aber Asael verfolgte ihn. Als Asael ihn eingeholt hatte, tötete Abner seinen Verfolger mit einem Speer. Für Joab und Abischai war er damit ein todgeweihter Mann, der sich zunächst über den Jordan retten konnte.

Mit der Zeit wuchs Abners Verachtung für den schwachen Isch-Boschet immer mehr. Als der König Abner auch noch beschuldigte, sich mit Rizpa, einer der Nebenfrauen Sauls, eingelassen zu haben, kündigte Abner ihm die Treue auf. Er begann mit David über ein Bündnis zu verhandeln und traf ihn in Hebron. Hier erklärte er sich bereit, Davids Anspruch auf ganz Israel zu unterstützen. Kurz nachdem Abner Hebron verlassen hatte, kehrten Abischai und Joab zurück. Als sie vom angestrebten Bündnis hörten, sandte Joab heimlich einen Boten zu Abner und bat ihn zurückzukehren. Kaum war dieser in Hebron eingetroffen, nahm Joab ihn am Stadttor beiseite, „als wolle er unter vier Augen mit ihm reden“ (2 Sam 3,27). Dabei stieß er ihm das Schwert in den Leib und tötete ihn. Als David vom Tod seines mächtigen Verbündeten erfuhr, wurde er so zornig, dass er Joab und dessen Männer zwang, sich in Tuch zu hüllen und die Totenklage für Abner anzustimmen. Er selbst sang ein Klagelied.

ABRAHAM

HEBRÄISCH: ABRAHAM

Vater zahlreicher Völker

Abraham gilt als erster Stammvater Israels und wird auch von Christen und Muslimen als Verkörperung der Ergebenheit in Gottes Willen verehrt. Sein Name, dessen Herkunft umstritten ist, soll „Vater zahlreicher Völker“ (1 Mose 17,5) bedeuten. Seine Geschichte, die im 1. Buch Mose geschrieben steht, scheint auf drei voneinander unabhängige Quellen zurückzugehen und schildert den Weg von Abrahams Sippe aus Mesopotamien nach Palästina.

Abraham, der ursprünglich Abram, d. h. erhabener Vater, hieß, wurde vermutlich vor etwa 4000 Jahren in der südmesopotamischen Stadt Ur in Chaldäa, auf dem Gebiet des heutigen Irak, geboren. Er war ein Nachkomme von Noahs Sohn Sem und Oberhaupt einer halbnomadischen Sippe, die große Viehherden besaß. Vielleicht infolge eines Einfalls der Amoriter in Ur beschloss Abrams Vater Terach, mit seiner Familie nach Haran zu ziehen, das etwa 800 km nordwestlich in der heutigen Türkei unweit der syrischen Grenze lag. Möglicherweise bestand zwischen den zwei Städten eine enge Verbindung, da in beiden der Mondgott Sin angebetet wurde. Abram lebte in Haran als wohlhabender Hirte, aber er war betrübt darüber, dass Sarai (Sara), seine wunderschöne Frau und Halbschwester väterlicherseits, kinderlos blieb.

Verheißung künftiger Größe

Abrams Gottesglaube bewährte sich zum ersten Mal, als er 75 Jahre alt war. Gott erschien ihm und versprach, ihn zum Vater eines großen Volkes zu machen, wenn er bereit sei, seine Heimat und viele seiner Verwandten zu verlassen, um in das fremde Land Kanaan zu ziehen, das etwa 600 km weiter südlich lag. Als Lohn versprach ihm Gott: „Allen, die dir und deinen Nachkommen Gutes wünschen, werde auch ich Gutes erweisen. Aber wenn einer euch Böses wünscht, dann trifft ihn mein Fluch. Alle Völker der Erde werden Glück und Segen erlangen, wenn sie dir und deinen Nachkommen wohlgesonnen sind“ (1 Mose 12,3).

Offenbar war Abrams Vertrauen in Gott zu dieser Zeit sehr groß, denn er packte sofort sein Hab und Gut und verließ die Heimat. Auf die beschwerliche Reise, die jetzt begann, folgten ihm seine Frau Sarai und Lot, der Sohn seines Bruders, sowie eine zahlreiche Dienerschaft. Während sie durch das fremde Land Kanaan zogen, mag sich Abram gefragt haben, wie es je in den Besitz seiner ungeborenen Nachfahren gelangen sollte, denn es war schon durch zehn verschiedene Völker besiedelt. Doch wieder erschien ihm Gott und sprach unmissverständlich: „Dieses Land will ich deinen Nachkommen geben!“ (1 Mose 12,7). Abram schlug in dieser Gegend sein Lager auf und errichtete zu Ehren Gottes Altäre nahe der heiligen Eiche bei Sichem sowie auf einem Berg östlich von Bet-El, obwohl in diesem Land Baal angebetet wurde.

Doch die Zeit verging und Abram, dessen Ehe immer noch kinderlos war, sah sich weiterhin von heidnischen Kanaanitern umgeben. Vielleicht kamen ihm jetzt die ersten Zweifel an Gottes Verheißung. Als nämlich eine Hungersnot Kanaan heimsuchte, wartete er nicht lange auf Gottes Hilfe, sondern brach kurz entschlossen seine Zelte ab und suchte Zuflucht im fruchtbaren Ägypten.