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Inhaltsverzeichnis

Über den Autor
Widmung
Eins
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Fünfzehn
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Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Sechsundzwanzig
Siebenundzwanzig
Achtundzwanzig
Neunundzwanzig
Dreißig
Einunddreißig
Zweiunddreißig
Dreiunddreißig
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DER AUTOR

 

Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Reynolds lebt in der Nähe von Leiden in den Niederlanden. Im Wilhelm Heyne Verlag sind außerdem seine Romane Unendlichkeit , Chasm City, Die Arche, Offenbarung, Himmelssturz, Ewigkeit, Das Haus der Sonnen, Unendliche Stadt sowie der Erzählband Träume von Unendlichkeit erschienen.

Eins

Der Fahrstuhl raste von der Andockstation im Zentrum durch eine Speiche. Thalia Ng spürte, wie sie schwerer wurde. Sie ließ sich zu Boden sinken und versuchte den Moment zu erraten, in dem die scheinbare Schwerkraft genau den Standardwert von einer Ge erreichte. Hoffentlich war dies nicht eines jener puritanischen Habitate, die auf hoher Schwerkraft bestanden, als ob es moralisch erhabener wäre, bei zwei Ge durch die Gegend zu stolpern. Der Gürtel mit der Hundepeitsche und den Instrumenten für die Analyse des Votenprozessors drückte jetzt schon auf ihre Hüften.

»Thalia«, sagte Dreyfus ruhig, als der Fahrstuhl langsamer wurde und schließlich stehen blieb. »Müssen Sie Ihre Nervosität so deutlich zeigen?«

Sie zog sich die Uniformjacke glatt. »Es tut mir leid, Sir.«

»Sie werden es schon schaffen.«

»Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit gehabt, Sir. Um über Haus Perigal nachzulesen, meine ich.«

»Sie wurden doch unmittelbar nachdem wir Panoplia verlassen hatten, über unser Ziel informiert.«

»Das war erst vor einer Stunde, Sir.«

Er sah sie träge an, das rechte Auge halb geschlossen. »Wie hoch ist Ihr Schnelllese-Index?«

»Drei, Sir. Nichts Besonderes.«

Dreyfus nahm einen Schluck Kaffee aus dem Trinkkolben, den er vom Schiff mitgebracht hatte. Thalia hatte den Kaffee angefordert: pechschwarz, wie ihr Chef ihn liebte. »Der Aktenauszug war wohl tatsächlich ziemlich lang.«

»Mehr als tausend Absätze, Sir.«

»Aber alles, was Sie wissen müssen, wurde doch bereits im Unterricht behandelt.«

»Hoffentlich. Trotzdem ist mir aufgefallen …«

»Was?«, fragte Dreyfus nachsichtig.

»Ihr Name taucht in der Akte andauernd auf, Sir.«

»Ich bin mit Caitlin Perigal oft genug aneinandergeraten.« Er lächelte verkrampft. »Und sie wird es sicher nicht lassen können, mich daran zu erinnern.«

»Darauf können Sie Gift nehmen«, sagte Sparver, der zweite Unterpräfekt im Außendienst in diesem Ausschlusskommando.

Dreyfus legte Thalia seine plumpe Hand auf die Schulter. »Denken Sie daran, Sie haben hier nur eine Aufgabe – Beweise zu sichern. Etwaige Behinderungen sind Sparvers und meine Sache.«

Als sich die Fahrstuhltüren auffalteten, schlug den dreien eine Welle von Hitze und Feuchtigkeit ins Gesicht wie eine schallende Ohrfeige. Wogende Dämpfe erfüllten die Luft, so weit das Auge reichte. Sie standen am Eingang einer riesigen Höhle in dem Felsenring, der die Felge des radförmigen Habitats bildete. Das Innere bestand, soweit sichtbar, hauptsächlich aus Wasserbecken in unterschiedlichen Höhen, die durch ein kunstvolles System von Schleusen und Kanälen miteinander verbunden waren. In den Becken badeten oder schwammen viele Leute oder amüsierten sich mit irgendwelchen Spielen. Die meisten waren nackt. Neben Standardmenschen gab es andere, die kaum noch menschliche Züge hatten. Außerdem sah Thalia stromlinienförmige Gestalten kraftvoll durchs Wasser gleiten, die womöglich gar nicht mehr zur Gattung Mensch zählten.

Dreyfus zog eine Spezialbrille mit vorgewölbten schwarzen Linsen aus der Tasche seiner Uniformjacke, rieb sie am Ärmel blank und setzte sie auf. Thalia folgte seinem Beispiel, und sofort sah sie die Welt mit anderen Augen. Viele der vermeintlich nackten Körper waren jetzt maskiert oder bekleidet oder verbargen sich zumindest teilweise unter flimmernden Farbfeldern oder schemenhaftem Gefieder. Bei einigen hatten sich Größe und Form verändert. Ein paar waren sogar unsichtbar geworden, wobei die Spezialbrille sie allerdings als blinkende Silhouetten zeigte. Über den Becken leuchteten vielfach verzweigte Gebilde – es mochten Skulpturen oder auch Visualisierungen von Daten eines gerade laufenden Psychospiels sein, Thalia wusste es nicht.

»Da ist das Empfangskomitee«, sagte Dreyfus.

Über einen trockenen Pfad, der sich zwischen den Badebecken hindurchschlängelte, kamen zwei wohlgeformte weibliche Beine in Strümpfen und Schuhen auf sie zugeschritten. Die Beine trugen ein Tablett mit Getränken und setzten mit neurotischer Präzision und klappernden Stöckelabsätzen einen Fuß vor den anderen. Die Flüssigkeit in den Gläsern blieb dabei völlig unbewegt.

Thalia fasste mit der Hand an ihren Gürtel.

»Ruhig«, hauchte Dreyfus.

Der Servomat blieb vor ihnen stehen. »Willkommen in Haus Perigal, Präfekten«, quäkte er. »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«

»Danke«, sagte Thalia, »aber wir sollten …«

Dreyfus stellte den Kaffeekolben ab, streckte die Hand nach dem Tablett aus und zögerte. »Was kannst du uns empfehlen?«

»Der Rote ist trinkbar.«

»Dann einen Roten.« Er nahm ein Glas und hob es an die Lippen, aber nur so weit, um daran riechen zu können. Auch Thalia griff nach einem Glas. Nur Sparver verzichtete: Sein Metabolismus konnte Alkohol nicht verarbeiten.

»Bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie zur Matriarchin.«

Sie gingen hinter den Beinen an den Becken vorbei durch die Höhle. Wenn sie bei ihrer Ankunft scheinbar unbemerkt geblieben waren, so konnte davon jetzt nicht mehr die Rede sein. Thalia spürte die beklommenen Blicke wie ein Kribbeln im Nacken.

Sie stiegen hinauf zu einem der höchsten Becken. Hier spritzten dicke Wasserstrahlen aus den klaffenden Mäulern vier eiserner Zierfische. Drei Erwachsene trieben, bis zur Brust mit duftendem Schaum bedeckt, in den Fluten. Zwei waren Männer. Die dritte war Caitlin Perigal. Thalia kannte ihr Gesicht aus der Akte. Ihre muskulösen Schultern und Arme endeten in eleganten Flossenhänden mit giftgrünen Fingernägeln. Eine Pfauenfeder zierte ihr Haar. Grüne Nymphen und Satyrn umschwirrten ihren Kopf.

»Präfekten«, sagte sie mit der ganzen Wärme superflüssigen Heliums.

»Matriarchin von Perigal.« Dreyfus blieb wenige Zentimeter vor dem Beckenrand stehen. »Das hier sind die Unterpräfekten im Außendienst Sparver Bancal und Thalia Ng. Mich kennen Sie ja bereits.«

Caitlin Perigal wandte sich gelangweilt an ihre beiden Begleiter. »Der Fettwanst mit dem verschlafenen Gesicht ist Tom Dreyfus«, erklärte sie.

Einer der Badenden – ein Mann mit aristokratischen Zügen und langem weißem Haar – musterte Dreyfus aus scharfen grauen Augen. Er trug ein Gefieder aus impressionistischen Pinselstrichen. »Eure Wege haben sich also schon früher gekreuzt, Caitlin?«

Die Matriarchin von Perigal wühlte mit einem muskulösen Flossenschwanz, den man ihr an Stelle ihrer Beine transplantiert hatte, das Wasser auf. Thalia berührte den Knopf an der Seite ihrer Brille, um sich zu vergewissern, dass der Schwanz echt und keine Halluzination war.

»Dreyfus sieht seinen einzigen Daseinszweck offenbar darin, nach obskuren juristischen Bestimmungen zu suchen, mit denen er mich schikanieren kann«, sagte Caitlin Perigal.

Dreyfus blieb unbeeindruckt. »Ich tue nur meine Pflicht. Dass ich dabei ständig auf Sie stoße, ist nicht meine Schuld.«

»Es ist aber so, nicht wahr?«

»Sieht ganz danach aus. Übrigens ein hübscher Schwanz. Was ist aus den Beinen geworden?«

Die Matriarchin wies mit dem Kopf auf das wandelnde Tablett. »Ich habe sie immer in meiner Nähe – als Gesprächsthema.«

»Jeder nach seinem Geschmack.«

»Das ist unser Grundsatz.« Caitlin Perigal beugte sich vor, ihr Ton wurde härter. »Der Austausch von Höflichkeiten ist hiermit beendet. Tun Sie, was Sie nicht lassen können, führen Sie Ihre Inspektion durch und verschwinden Sie dann aus meinem Habitat.«

»Ich bin nicht hier, um das Habitat zu inspizieren«, sagte Dreyfus.

Thalia hielt unwillkürlich den Atem an. Das war der Moment, den sie gefürchtet und auf den sie sich zugleich im Stillen gefreut hatte.

»Was wollen Sie dann?«, fragte Caitlin Perigal.

Dreyfus zog eine Karte aus der Jackentasche, hielt sie hoch und kniff leicht die Augen zusammen. Bevor er zu lesen begann, streifte er Thalia und Sparver mit einem kurzen Blick. »Caitlin Perigal, als Matriarchin dieses Habitats werden Sie hiermit eines Verstoßes der Kategorie Fünf gegen den Demokratischen Prozess beschuldigt. Man wirft Ihnen vor, den Abstimmungsmechanismus manipuliert zu haben, um Ihrem Haus Vorteile zu verschaffen.«

Caitlin Perigal wurde rot vor Empörung und fing an zu stottern, aber Dreyfus gebot ihr mit erhobener Hand zu schweigen und fuhr fort:

»Ihr Habitat wird bis zum Abschluss der Ermittlungen von der Außenwelt abgeriegelt. Der reale Verkehr zwischen Haus Perigal und dem Rest des Systems einschließlich Chasm Citys wird eingestellt. Nachrichten dürfen weder gesendet noch empfangen werden. Jeder Versuch, diese Sanktionen zu durchbrechen, wird gewaltsam unterdrückt. Die Verfügung ist unwiderruflich und bindend.« Dreyfus hielt inne und ließ die Karte sinken. »Der Ausschluss tritt hiermit in Kraft.«

Betroffenes Schweigen, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Wassers gegen die Beckenwand, war die Antwort.

»Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte der Mann mit den grauen Augen nach einer Weile und sah Caitlin Perigal auffordernd an. »Bitte sag mir, dass es ein Scherz ist.«

»So weit ist es also gekommen«, sagte die Matriarchin. »Dass Sie ein Dreckskerl sind, Dreyfus, wusste ich schon immer, aber dass Sie zu solchen Mitteln greifen würden, hätte ich Ihnen doch nicht zugetraut.«

Dreyfus legte die Karte neben das Becken. »Hier sind alle Vorwürfe gegen Sie zusammengefasst. Mir scheint die Anklage wasserdicht zu sein, aber ich bin nur ein einfacher Präfekt im Außendienst.« Er tippte sich mit dem Finger ans Kinn, als wäre ihm noch etwas eingefallen. »Jetzt muss ich Sie um eine kleine Gefälligkeit bitten.«

»Sie sind wohl verrückt geworden.«

»Bitte verfassen Sie eine Eilmeldung an alle Ihre Bürger und Gäste. Teilen Sie ihnen mit, dass über Ihr Habitat der Ausschluss verhängt wurde und die Verbindung zum Rest des Universums in Kürze unterbrochen sein wird. Weisen Sie darauf hin, dass dieser Zustand bis zu einem Jahrhundert andauern könnte und dass für Nachrichten an Freunde und Verwandte außerhalb von Haus Perigal noch sechshundert Sekunden Zeit bleiben.«

Er wandte sich an Thalia und Sparver und sagte mit gedämpfter Stimme, aber nicht so leise, dass Caitlin Perigal ihn nicht hätte hören können: »Sie wissen, was Sie zu tun haben. Wer Sie behindert oder sich weigert zu kooperieren, darf euthanasiert werden.«

 

Die Felgenbahn fuhr so schnell, dass die zentrifugale Schwerkraft des langsam in die entgegengesetzte Richtung rotierenden Rades verringert wurde. Thalia saß, in trübe Gedanken versunken, neben Sparver.

»Es ist nicht fair«, sagte sie.

»Was ist nicht fair?«

»Alle, die nur zufällig zu Besuch waren, nun einfach hier festzuhalten.«

»Manchmal ist die einzig gangbare Lösung eben nicht fair.«

»Aber sie werden vom Glitzerband abgeschnitten, von Yellowstone, von Freunden und Verwandten, von der Abstraktion, von ihren medizinischen Behandlungen … einige von ihnen könnten sogar sterben, bevor der Ausschluss aufgehoben wird.«

»Das hätten sie sich vorher überlegen sollen. Wer nicht von einem Ausschluss erwischt werden will, muss sich über sein Habitat informieren.«

»Ein hartes Urteil.«

»Sie haben an der Demokratie herumgepfuscht. Wenn die Demokratie zurückschlägt, wird mir das keine schlaflosen Nächte bereiten.«

Thalia spürte, wie das Gewicht zurückkehrte, als die Bahn kurz vor dem Ziel langsamer wurde und in einer Höhle anhielt, die kleiner und heller war als die erste. Die beiden Präfekten stiegen aus. Hier war der Boden schachbrettartig mit spiegelblanken schwarzen und weißen Kacheln gefliest. Aus einem Loch in der Mitte wuchs ein zylindrisches Gebilde, dick wie ein Baumstamm, mit einer schmalen Spitze, die fast die Decke berührte. Über die schwarze Oberfläche flimmerten in raschem Wechsel rote und blaue Linien: schematische Darstellungen von Datenströmen. Eine geländerlose Wendeltreppe führte um die Säule herum zu mehreren Interface-Anschlüssen, die wie Aststummel aus dem Stamm ragten.

Ein Mann in beiger Uniform – ein Techniker oder Beamter, dachte Thalia – stand am Fuß der Säule und sah ihnen entgegen wie das verkörperte Misstrauen.

»Keinen Schritt weiter«, warnte er.

Sparver machte sich zum Sprecher. »Hat Ihnen die Matriarchin von Perigal nicht mitgeteilt, dass wir auf dem Weg zu Ihnen sind und nicht behindert werden dürfen?«

»Das ist ein Trick. Sie sind Agenten von Haus Cantarini.«

Sparver sah ihn skeptisch an. »Sehe ich aus wie ein Agent von Haus Cantarini?«

»Ein Agent kann aussehen wie jedermann.«

»Ich bin ein Schwein. Glauben Sie wirklich, man würde ein so hässliches Wesen wie mich schicken, wenn es andere Möglichkeiten gibt?«

»Ich kann das Risiko nicht eingehen. Wenn Sie den Prozessor anfassen, verliere ich meine Arbeit, meinen guten Ruf, alles, was ich habe.«

»Treten Sie beiseite, Sir«, forderte ihn Thalia auf.

»Es tut mir leid. Ich darf Sie nicht näher heranlassen.« Der Mann streckte die flache Hand aus. Auf seiner Handfläche lag ein mattsilbernes Instrument mit rotem Feuerknopf. »Die Waffen sind bereits auf Sie gerichtet. Bitte zwingen Sie mich nicht, sie abzufeuern.«

»Wenn Sie uns töten, schickt Panoplia eben andere Präfekten«, sagte Sparver.

Thalia bekam eine Gänsehaut. Sie spürte förmlich den prüfenden Blick der unsichtbaren Waffen, die nur auf den Daumendruck des Mannes zu warten schienen, um sie einfach auszulöschen.

»Ich werde Sie nicht töten, wenn Sie kehrtmachen und das Habitat verlassen.«

»Wir gehen erst, wenn wir die Beweise haben.« Sparver griff an seinen Gürtel, löste den Schaft seiner Hundepeitsche und schüttelte ihn mehrmals. Die Schnur entrollte sich mit scharfem Knall auf volle Länge und schoss über den Boden.

Thalia unterdrückte das Zittern in ihrer Stimme. »Er hat recht«, sagte sie. »Wir sind Panoplia.«

»Bitte.« Der Daumen des Mannes streichelte den Feuerknopf. »Ich werde vor nichts zurückscheuen, um den Prozessor zu schützen.«

Sparver ließ die Hundepeitsche los. Der Schaft blieb, gestützt vom eingerollten Ende der versteiften Schnur, auf Hüfthöhe und bewegte sich wie ein Schlangenkopf suchend hin und her. Dann ringelte sich das Ende nach oben und richtete sich auf den Mann.

Auf seinem Adamsapfel erschien ein hellroter Punkt.

»Ich muss Ihnen eine Frage stellen«, sagte Sparver. »Wie sehr hängen Sie an Ihren Fingern?«

Der Mann holte tief Luft und hielt den Atem an.

»Die Hundepeitsche hat Sie jetzt im Visier«, fuhr Sparver fort. »Wenn sie feindliche Absichten entdeckt – und da ist sie sehr empfindlich –, stürzt sie sich schneller auf Sie, als ein Nervenimpuls Ihre Hand erreichen kann. Und die Schnur hat eine scharfe Seite, die üble Schäden anrichten kann.«

Der Mann öffnete den Mund, aber nur ein trockenes Krächzen kam über seine Lippen. Er spreizte Finger und Daumen, so weit er nur konnte, und streckte beide Hände aus.

»Sehr vernünftig«, lobte Sparver. »Bleiben Sie so, aber treten Sie vom Prozessor zurück.« Er nickte Thalia auffordernd zu. Die Beweissicherung konnte beginnen. Die Hundepeitsche blieb an seiner Seite, nur das stumpfe Ende der Schnur folgte dem Mann, als er sich langsam von der Säule im Zentrum entfernte.

Thalia ging auf den Prozessor zu. Es war ein Standardmodell, irgendwann in den letzten zwanzig Jahren eingebaut, und sie wusste genau, wo sie anzusetzen hatte.

»Ich bin Unterpräfekt im Außendienst Thalia Ng«, sagte sie laut. »Kennung bestätigen.«

»Willkommen, Unterpräfekt im Außendienst Thalia Ng«, antwortete die Maschine mit der neutralen, geschlechtslosen Stimme aller Prozessoranlagen. »Wie kann ich Ihnen helfen?«

Thalia rief sich den Einmalschlüssel ins Gedächtnis, den man ihr nach dem Start des Kutters von Panoplia gegeben hatte. »Bestätige Abschaltung der Sicherheitsfunktionen unter Narzissus Acht Palisander.«

»Abschaltung bestätigt. Sie haben jetzt für sechshundert Sekunden freien Zugriff, Unterpräfekt Ng.«

»Sperre Zugang zur äußeren Abstraktion nach beiden Richtungen.«

»Zugang ist gesperrt.«

Die roten Linien verschwanden. Die Säule zeigte nur noch blauen Datenverkehr. Kein Signal erreichte oder verließ das Habitat. Prompt wurde der blaue Verkehr stärker. Die Bürger gerieten in Panik und schickten Notanfragen an den Prozessor.

Thalia warf einen Blick auf den Techniker, der immer noch von Sparvers Hundepeitsche in Schach gehalten wurde. Seine Implantate standen nun zum ersten Mal in seinem Leben nicht mehr in ständigem Kontakt mit der Informationsmatrix außerhalb von Haus Perigal. Er musste sich vorgekommen sein, als hätte ihn eine Guillotine enthauptet.

Sie wandte sich dem Prozessor zu. »Stelle mir in drei Kopien eine Diskette mit einer Übersicht über alle ein- und ausgehenden Datensendungen dieses Habitats in den letzten tausend Tagen zusammen.«

»Disketten sind in Vorbereitung. Bitte haben Sie einen Moment Geduld.«

Thalia berührte ihr Kehlkopfmikrofon. »Hier Thalia, Sir. Wir sichern jetzt die Beweise. In zehn Minuten müssten wir wieder bei Ihnen sein.«

Keine Antwort. Sie wartete so lange, wie Dreyfus gebraucht hätte, um sein eigenes Mikrofon zu aktivieren, aber es kam immer noch nichts.

Sie warf Sparver einen raschen Blick zu. »Ich kriege nichts rein.«

»Vielleicht ist der Bossmann anderweitig beschäftigt«, sagte Sparver.

»Er müsste sich inzwischen gemeldet haben. Ich mache mir Sorgen. Vielleicht sollten wir zurückgehen und nachsehen …«

»Wir brauchen die Datendisketten, Thalia. In fünf Minuten kommen Sie nicht mehr an den Prozessor heran.«

Sparver hatte recht. Der Einmalschlüssel – der ihr zehn Minuten uneingeschränkter Handlungsfreiheit bescherte – konnte ihr kein zweites Mal Zugriff auf den Prozessor verschaffen.

»Beeile dich«, knirschte sie.

Sie rief Dreyfus ein zweites Mal an, bekam aber noch immer keine Antwort. Nach einer Ewigkeit spuckte der Prozessor die angeforderten Daten aus einem Schlitz ganz unten am Sockel. Thalia steckte die dicken Disketten zusammen und befestigte sie an ihrem Gürtel. Es war absurd, aber sie hätte schwören können, dass sie das Gewicht der darauf gespeicherten Informationen spürte. Es hätte Tage gedauert, diese Datenmenge über einen Strahl zu schicken.

»Fertig?«, fragte Sparver.

»Wir haben alles, was wir brauchen. Die lokale Abstraktion kann weiterlaufen.«

»Und wenn nun jemand versucht, den Block zu umgehen, den Sie eben angelegt haben?«

»Dann hat er einen toten Prozessor. Wenn er Glück hat, läuft hinterher die Lebenserhaltung noch, aber an Abstraktion ist gar nicht zu denken.« Thalia wandte sich wieder dem Prozessor zu und gab ihm die Genehmigung, das eben erteilte Zugriffsprivileg für Panoplia wieder aufzuheben. »Das war es dann«, sagte sie mit einem unerwarteten Gefühl der Ernüchterung.

»Na also. War doch gar nicht so schwierig.«

»Ich mache mir Sorgen um den Boss.«

»Es liegt nur daran, dass das Ding aus Fels besteht. Der blockiert unsere Signale.« Sparver lächelte den Techniker an. »Wir sind fertig. Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie keine Dummheiten machen, wenn ich die Hundepeitsche zurückrufe?«

Der Mann schluckte krampfhaft und nickte vorsichtig.

»Ich nehme das als ›Ja‹«, sagte Sparver, streckte die Hand aus und winkte die Peitsche zu sich. Das Schnurende zuckte, der Schaft sprang in Sparvers Pfote, die Schnur schoss laut schnalzend in das Gehäuse zurück.

Sparver tätschelte den Peitschengriff und machte ihn wieder am Gürtel fest. »Und jetzt sehen wir nach, was der Bossmann treibt.«

Sie fuhren mit der Felgenbahn zurück. Dreyfus war allein und stand völlig reglos inmitten eines Gemetzels, das kaum zu beschreiben war. In einer Hand hielt er seine Spezialbrille, in der anderen die Hundepeitsche.

Thalia riss sich die eigene Brille herunter, um die Szene so zu sehen, wie sie wirklich war. Schreiende Menschen flüchteten spritzend vor dem Präfekten und seinen Opfern durch das aufgewühlte Wasser. Caitlin Perigals männliche Gäste lagen, umgeben von rosaroten Blutschlieren, zusammengesunken im Becken. Der Weißhaarige hatte einen Unterarm verloren, der nun, die Hand anklagend auf Dreyfus gerichtet, auf dem marmornen Beckenrand lag. Hinter dem Gelenk wölbte sich die Haut, als hätte eine in den Knochen implantierte Waffe den Durchbruch versucht. Der zweite Mann zitterte wie in Krämpfen, das Blut lief ihm aus beiden Nasenlöchern, und er starrte mit weit aufgerissenen Augen zur Decke. Nicht weit davon kämpften drei oder vier weitere Gäste mit mehr oder weniger schweren Verletzungen. Bei so viel Blut – das über die Wasserfälle und Schleusen in alle Becken getragen wurde – konnte man kaum übersehen, wie viele Opfer es tatsächlich waren. Medizin-Servomaten waren bereits vor Ort und versorgten die schwersten Fälle, aber sogar die Maschinen schienen verwirrt.

Caitlin Perigal war noch am Leben, aber sie atmete schwer. Eine blutende Schramme zog sich vom Mundwinkel bis zum Ohr über ihre rechte Wange. Ihre Augen waren vor Wut und Angst so verdreht, dass man nur noch das Weiße sah.

»Das ist ein Irrtum«, stieß sie hervor. »Sie haben sich geirrt, und das werden Sie büßen.«

Dreyfus drehte sich langsam zu Thalia und Sparver um. »Haben Sie die Daten?«

Thalias Mund war trocken. »Ja«, stieß sie mühsam hervor. Es fiel ihr schwer, die Fassade professioneller Gelassenheit zu wahren.

»Dann haben wir hier nichts mehr zu suchen. Lassen Sie uns gehen.«

Zwei

Dreyfus war im Büro des Generalpräfekten kaum bis zur Mitte gekommen, als ihn die Sicherheitsleine mit einem Ruck zum Stehen brachte. Jane Aumonier war so in eines ihrer Wand-Displays vertieft, dass sie ihn zunächst gar nicht wahrnahm. Er räusperte sich leise, bevor er sie ansprach.

»Wenn Sie meinen Abschied wollen, können Sie ihn haben.«

Aumonier wandte ihm den Kopf zu, ohne den übrigen Körper zu bewegen. »Mit welcher Begründung, Tom?«

»Das überlasse ich Ihnen. Wenn ich einen Verfahrensfehler begangen oder die Lage falsch eingeschätzt habe, brauchen Sie es nur zu sagen.«

»Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, dann den, dass Sie sich selbst und Ihre Untergebenen nicht entschieden genug verteidigt haben. Wie hoch war letztlich die Zahl der Opfer?«

»Sechs«, sagte Dreyfus.

»Wir hatten schon schlimmere Einsätze. Dass die Perigal eine harte Nuss sein würde, war bekannt. Ich finde eine Opferzahl im einstelligen Bereich durchaus annehmbar, gemessen an dem, was man erwarten konnte.«

»Ich hatte gehofft, dass es nicht ganz so blutig enden würde.«

»Dafür ist die Perigal verantwortlich, nicht Sie.«

»Ich glaube, wir sind immer noch nicht fertig miteinander. Sie sagte zu mir …« Dreyfus zögerte. Aumonier hatte ohnehin genügend Sorgen, er wollte sie nicht auch noch mit seinen Zweifeln belasten. »Ich habe das Gefühl, als wäre eine Rechnung beglichen worden. So sollte man als Präfekt nicht denken.«

»Es ist nur menschlich.«

»Sie ist bisher immer durchgekommen, weil wir nicht schlau oder nicht schnell genug waren, um eine Inspektion durchzuführen, solange die Beweise noch frisch waren. Aber selbst wenn wir ihr etwas hätten nachweisen können, hätte sie für ihre Vergehen kein volles Jahrhundert Ausschluss verdient.«

»Wir wissen nicht, ob es diesmal so weit kommt.«

»Sie glauben, sie schlüpft uns wieder durch die Maschen?«

»Das kommt auf die Beweise an. Jetzt ist der richtige Moment, um Ihre brillante neue Expertin einzusetzen.«

»Ich habe volles Vertrauen zu Thalia.«

»Dann haben Sie nichts zu befürchten. Wenn die Perigal schuldig ist, bleibt der Ausschluss bestehen. Wenn die Beweise nichts ergeben, darf Haus Perigal ins Glitzerband zurückkehren.«

»Mit sechs Personen weniger.«

»Wenn die Bürger die Verbindung zur Abstraktion verlieren, geraten sie in Panik. Das ist nicht unsere Schuld.«

Dreyfus bemühte sich, Aumoniers Gesichtsausdruck zu deuten. Er hatte den Verdacht, etwas übersehen zu haben. Es war ungewöhnlich, dass sie ihn fragen musste, wie viele Opfer ein Einsatz gefordert hatte: Normalerweise hätte sie sich die Zahlen eingeprägt, bevor er wieder in Panoplia eingetroffen war. Aber Aumoniers Miene war so undurchdringlich wie eh und je und verriet nichts von ihren Gefühlen. Er konnte sich noch erinnern, wie sie vor ihrem Zusammenstoß mit dem Uhrmacher ausgesehen hatte, wenn sie lächelte, lachte oder zornig war, aber es fiel ihm zunehmend schwerer.

»Verzeihung«, sagte er, »aber wenn es nicht um eine Abmahnung geht … wozu haben Sie mich dann rufen lassen?«

»Zur Unterhaltung? Wegen Ihres geschliffenen Mundwerks? Aus Sehnsucht nach menschlicher Wärme?«

»Wohl kaum.«

»Es ist etwas geschehen. Die Meldung kam herein, während Sie unterwegs waren. Der Fall ist mindestens so heikel wie die Perigal-Sache. Und dringend. Wir müssen sofort handeln.«

Dreyfus hatte nicht gehört, dass sich etwas Neues zusammenbraute. »Noch ein Ausschluss?«

»Nein. Das hätte leider nicht mehr viel Sinn.«

»Wie bitte?«

Aumonier deutete mit einer Hand auf die Wand, um eines der Display-Felder zu vergrößern. Die Fläche füllte sich mit dem Bild eines kugelförmigen Habitats, einem grauen Ball voll verwirrender, mikroskopisch kleiner Strukturen, mit einem Gürtel von Solarzellen im Tropenbereich und riesigen Spiegelflächen an den Polen und um den Äquator. Die Größe war schwer zu schätzen, aber nach Dreyfus’ Meinung betrug der Durchmesser nicht weniger als einen Kilometer.

»Sie werden es nicht kennen. Dies ist eine neuere Aufnahme der Ruskin-Sartorius-Blase, eines Schalenhabitats der fünften Stufe in den hohen Außenorbits. Die Blase ist bisher bei Panoplia nicht aktenkundig.«

»Was hat sie denn jetzt angestellt?«

»Dies ist ein ganz neues Bild, vor drei Stunden aufgenommen.«

Die Ruskin-Sartorius-Blase war entlang der Mittellinie aufgeschlitzt, als wäre jemand mit einer Rasierklinge über einen Augapfel gefahren. Der Schnitt hatte das Habitat in zwei fast genau gleiche Halbkugeln gespalten. An den Rändern waren die Wände tiefschwarz verkohlt. Darunter glühte das Innere kirschrot.

»Wie viele Opfer?«, fragte Dreyfus. Er hatte Mühe, das Grauen zu unterdrücken.

»Die letzte Volkszählung ergab eine Bevölkerung von neunhundertsechzig. Vermutlich sind alle tot, aber wir müssen sofort ein Team hinschicken, das den Tatort untersucht. Es ist nicht auszuschließen, dass es Überlebende gibt. Zumindest könnten sich Beta-Kopien finden, die sich wiederherstellen lassen.«

»Warum ist das noch nicht im ganzen Band herum?«

»Weil wir es unter der Decke halten. Es sieht nicht nach einem Unfall aus.«

»Jemand muss doch bemerkt haben, dass Ruskin-Sartorius nicht mehr am Netz ist.«

»Sie waren nur so oberflächlich in die Abstraktion eingebunden, dass wir mit unseren Netzwerkprivilegien vorerst auch weiterhin ein voll funktionsfähiges Habitat simulieren können.«

»Und vorerst heißt … wie lange?«

»Die optimistischste Schätzung? Weniger als sechsundzwanzig Stunden. Dreizehn käme der Sache vielleicht näher.«

»Und wenn die Geschichte rauskommt?«

»Haben wir eine dicke Krise. Ich glaube zu wissen, wer das zu verantworten hat, aber ich muss erst völlig sicher sein, bevor ich tätig werde. Deshalb möchte ich, dass Sie Ruskin-Sartorius sofort anfliegen. Nehmen Sie sich mit, wen Sie brauchen. Sichern Sie Beweise und Beta-Kopien und kehren Sie nach Panoplia zurück. Dann müssen wir abwarten, was weiter geschieht.«

Dreyfus sah sich das Bild des zerstörten Habitats noch einmal an. »Es gibt nur eines, was dazu fähig gewesen wäre, nicht wahr? Und das ist nicht einmal eine Waffe.«

»Dann sind wir uns ja einig«, sagte Aumonier.

 

Die Wände des Taktikraums bestanden aus fein gemasertem Teak unter einer abweisend glänzenden Firnisschicht. Es gab weder Fenster noch Bilder, um den Raum menschlicher zu machen. Die schweren dunklen Möbel bestanden ausschließlich aus träger Materie: natürlich entstanden und von einem Tischler zurechtgeschnitten und zusammengebaut. Die Doppeltüren waren mit gehämmertem Bronzeblech beschlagen und mit riesigen Messingnägeln gespickt, jede Tür zeigte in Einlegearbeit Panoplias Symbol, eine stilisierte Eisenhand, die sich nach oben reckte. Die Hand sollte ein Zeichen für Schutz sein, aber man konnte sie auch als drohend erhoben verstehen, als Warnung an alle Feinde oder Verräter.

»Wir bitten um Ihren Bericht, Ng«, sagte Oberpräfekt Michael Crissel, der Thalia gegenübersaß.

Sie schob die Disketten mit den gesicherten Daten an die Tischkante und hätte sie vor lauter Nervosität fast fallen gelassen. »Danke, Oberpräfekt. Das sind die Daten aus dem Votenprozessor von Perigal in dreifacher Ausfertigung.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf das Systemmodell des Taktikraums. Das Perigal-Habitat, ein winziges Symbol in Form eines Uhrenrädchens, schwebte in Vergrößerung über seiner Orbitalebene. »Die Daten von vollen tausend Tagen wurden inzwischen in unsere Archive kopiert. Ich habe mich vergewissert, dass die drei Ausfertigungen übereinstimmen und nicht in irgendeiner Weise manipuliert wurden.«

»Und was haben Sie festgestellt?«

»Ich hatte nur ein paar Stunden, um mich damit zu beschäftigen, und in dieser Zeit kann man eigentlich nur oberflächlich …«

Oberpräfekt Gaston Clearmountain wurde ungeduldig: »Machen Sie’s nicht so spannend, Ng«, knurrte er. »Sagen Sie einfach frei heraus, was Sie haben.«

»Sir …« Thalia geriet ins Stammeln. »Die Voranalyse bestätigt alles, was im Ausschlussbericht steht. Haus Perigal hat sich tatsächlich einer Manipulation des Demokratischen Prozesses schuldig gemacht. Wir konnten bei unbedeutenden Voten in mindestens acht Fällen eine Beeinflussung der Abstimmungsmuster zugunsten von Perigal oder seiner Verbündeten feststellen. Es mag noch weitere Fälle geben. Nach ausführlicher Überprüfung aller Daten haben wir sicher ein klareres Bild.«

»Ich hatte eigentlich schon jetzt ein klareres Bild erwartet«, sagte Clearmountain.

Oberpräfekt Sheridan Gaffney beugte sich vor. Sein mächtiger schwarzer Ledersessel knarzte. »Nicht ganz so hart, Gaston«, brummte er. »Man hat sie mächtig unter Druck gesetzt, um den Bericht in so kurzer Zeit zu bekommen.«

Gaffney war als aufbrausender Charakter bekannt, der für Begriffsstutzigkeit nicht das geringste Verständnis aufbrachte. Aber sowohl als Leiter der Inneren Sicherheit wie bei der Ausbildung an den Hundepeitschen hatte der barsche Gaffney Thalia stets fair behandelt und sie sogar gefördert. Jetzt war er der Einzige im Raum, der rückhaltlos hinter ihr stand. Es wäre anders gewesen, wenn Dreyfus oder Jane Aumonier an der Sitzung teilgenommen hätten, aber Dreyfus war nicht da (dank seines Pangolin-Privilegs hätte er mit am Tisch sitzen können, obwohl er kein Oberpräfekt war), und der Platz, an dem der Generalpräfekt normalerweise manifestierte – sie wurde als Projektion eingestrahlt –, war unübersehbar leer. Auf dem Weg hierher hatte Thalia Gerüchte aufgefangen, wonach sich unabhängig von dem Ausschluss, den sie über Haus Perigal verhängt hatten, eine zweite Krise zusammenbraute.

Die anderen Oberpräfekten waren weder für noch gegen sie. Michael Crissel wirkte wie ein freundlicher und etwas schüchterner Gelehrter. Nach allem, was man hörte, war er früher ein erstklassiger Außendienstpräfekt gewesen, hatte aber die letzten zwanzig Jahre zumeist innerhalb Panoplias verbracht und den Bezug zur harten Wirklichkeit des Außendienstes verloren. Lillian Baudrys Laufbahn im Außendienst war jäh zu Ende gewesen, als eine Hundepeitsche verrückt spielte und sie in Stücke riss. Man hatte sie wieder zusammengeflickt, aber ihr Nervensystem hatte bleibende Schäden erlitten. Sie hätte sich bei medizinischen Spezialisten in Behandlung begeben können, die im Glitzerband durchaus zur Verfügung standen, doch dann hätte sie Panoplia aus Sicherheitsgründen für immer verlassen müssen. Also hatte sie sich für die Pflicht entschieden, auch wenn die für sie nun darin bestand, so steif wie eine Porzellanpuppe in irgendwelchen Konferenzen zu sitzen.

Wie wichtig Thalias Bericht genommen wurde, war daran abzulesen, dass außer ihr nur vier Personen am Tisch saßen. Normalerweise hätten sich mindestens sechs oder sieben der zehn auf Lebenszeit ernannten Oberpräfekten eingefunden, aber heute waren mehr Plätze frei als üblich. Gewiss, man wollte die Sache so schnell wie möglich abschließen  – dennoch war sie nicht mehr als eine Bagatelle im Alltag von Panoplia.

»Fassen wir zusammen«, sagte Clearmountain. »Wir haben die Daten. Sie bestätigen unseren Verdacht, dass die Perigal die Finger im System hatte. Der Ausschluss kann bestehen bleiben. Jetzt müssen wir nur noch das Leck abdichten, bevor ein anderer kommt und es ebenfalls ausnützt.«

»Ganz Ihrer Meinung, Sir«, sagte Thalia.

»Wie groß war der Schaden durch diese Votenmanipulationen denn tatsächlich?«, fragte Baudry.

»Insgesamt nicht allzu groß«, antwortete Thalia. »Es handelte sich in allen Fällen um Abstimmungen über vergleichsweise belanglose Fragen. Caitlin Perigal hätte sicher gern Einfluss auf wichtigere Entscheidungen genommen, aber dabei wäre die Gefahr der Entdeckung noch größer gewesen. Sooft ein großes Votum ansteht, sind die Aufsichts- und Kontrollmechanismen bereits jetzt so umfangreich, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie jemand die Abstimmung in statistisch signifikantem Ausmaß manipulieren sollte.«

»Es ist aber Ihre Aufgabe, sich das vorzustellen«, sagte Michael Crissel.

»Das weiß sie selbst«, flüsterte Gaffney.

Thalia wandte sich an Crissel. »Verzeihen Sie, Sir. Ich meine nur – nach allem, was wir wissen – ist es unwahrscheinlich. Die Unfehlbarkeit des Systems lässt sich nicht endgültig beweisen; nach dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz …«

»Sie brauchen mir keinen Vortrag über Gödel zu halten, Ng«, wehrte Crissel gereizt ab.

»Ich will nur sagen, Sir, dass sich das System im Gebrauch selbst testet. Haus Perigal hat uns eigentlich einen Gefallen getan. Es hat uns auf einen logischen Fehler hingewiesen, den wir vorher nicht gesehen hatten: einen Fehler, der eine leichte Beeinflussung der Voten gestattet. Wir werden ihn beheben und weitermachen wie bisher. Irgendwann wird wieder jemand einen guten Einfall haben und ein anderes Schlupfloch finden. Auch das werden wir stopfen. So läuft das Verfahren.«

»Sie sind also überzeugt, dass wir diese Lücke schließen können?«, fragte Baudry.

»Absolut, Oberpräfekt. Ein Kinderspiel.«

»Wenn es so ein ›Kinderspiel‹ ist, wieso ist uns der Fehler dann bis jetzt entgangen?«

»Weil wir ihn selbst eingebaut haben.« Thalia bemühte sich, nicht allzu selbstgerecht zu klingen. »Wir haben ein Loch gestopft – und uns für sehr schlau gehalten – und dabei ein anderes Loch aufgerissen, ohne es zu merken. Der Fehler verbarg sich in unserer Fehlerbehandlungsroutine. Die sollte verhindern, dass gültige Stimmen verloren gingen, ließ aber ungewollt zu, dass falsche Mehrstimmen mitgezählt wurden.«

»Und das wahrscheinlich nicht zum ersten Mal in der Geschichte«, sagte Crissel trocken.

Thalia faltete die Hände auf dem Tisch und versuchte, den Vorwurf abzuwehren, ohne ihre professionelle Gelassenheit zu verlieren. »Es ist bedauerlich. Aber bislang haben nur eine Handvoll Habitate von dem Schlupfloch profitiert.«

»Bedauerlich?«, fragte Clearmountain. »Ich würde es sträflich nennen.«

»Sir, die bestehende Fehlerbehandlungsroutine umfasste bereits zweiundzwanzig Millionen Codezeilen, darunter einige Subroutinen, die noch im Ersten System vor mehr als zweihundertzwanzig Jahren geschrieben wurden. Die Programmierer von damals sprachen noch nicht einmal modernes Canasisch. Ihre Dokumentationen zu lesen, das ist … als wollte man Sanskrit entziffern.«

»Ng hat recht«, sagte Gaffney. »Die Leute haben ihr Bestes getan. Und die sekundäre Lücke war so unauffällig, dass von zehntausend Habitaten nur fünf jemals davon Gebrauch zu machen versuchten. Ich denke, wir können den Fall unter Erfahrung abbuchen und es dabei bewenden lassen.«

»Immer vorausgesetzt natürlich, wir haben eine zuverlässige Korrektur«, sagte Baudry und nickte Thalia steif zu. »Sie sagten doch, die Sache wäre ganz einfach?«

»Ausnahmsweise ja. Die Korrektur ist bei weitem nicht so kompliziert wie jene Änderung, die den Fehler eigentlich erst verursachte. Nur ein paar tausend Zeilen müssen umgeschrieben werden. Dennoch möchte ich die ersten Installationen manuell vornehmen, um alle Probleme auszuräumen, die aufgrund anderer Prozessorarchitekturen unerwartet auftreten könnten. Wenn alles klar ist, können wir den Patch auf alle zehntausend Anlagen überspielen.«

Gaffney sah Thalia scharf an. »Wir müssen den Schlamassel natürlich möglichst schnell aus der Welt schaffen. Bis der Perigal-Ausschluss bestätigt wird – woran ich nicht zweifle –, sollten wir mit der Implementierung des Updates beginnen können. Die Sonderkommission für die Beweissicherung hat Zugriff auf die Daten?«

»Seit heute Morgen, Sir.«

Gaffney zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich den Schweiß von der glänzenden Stirn. »Erfahrungsgemäß ist mit der Entscheidung binnen zehn Tagen zu rechnen. Können Sie diesen Termin halten?«

»Wenn Sie wollen, könnten wir in zwei Tagen überspielen, Sir. Ich bin sicher, dass bei den Tests keinerlei Anomalien auftreten.«

»Sicher waren wir auch beim letzten Versuch«, mahnte Gaffney. »Wir sollten den Fehler von damals nicht wiederholen.«

Aber zwischen damals und heute gibt es einen Unterschied, dachte Thalia. Als das letzte Upgrade erstellt wurde, war sie nicht mit im Team gewesen. Sie konnte nicht im Namen ihrer Vorgänger sprechen, aber ihr wäre ein solcher Lapsus sicher nicht passiert.

»Dazu wird es nicht kommen«, versprach sie.

 

Dreyfus betrachtete den Schauplatz des Verbrechens von Bord eines Panoplia-Kutters aus. Es war sicher ein schneller Tod gewesen, überlegte er, aber nicht unbedingt schnell genug, um schmerzlos oder gnädig genannt zu werden. Das Habitat war luftleer – eine tote Hülle. Sobald der wie immer geartete Strahl, der es aufgerissen hatte, durch die Außenhaut zur Atmosphäre vorgedrungen war, musste sich diese wie ein Feuerball aus superheißen Gasen und Dämpfen explosionsartig ausgedehnt haben. Niemand hätte Zeit gehabt, ein Shuttle, eine Rettungskapsel oder auch nur ein gepanzertes Sicherheitsgewölbe zu erreichen. Aber die Zeit hätte gereicht, um zu erkennen, was vorging. Die wenigsten Menschen im Glitzerband rechneten mit dem Tod, schon gar nicht mit einem Tod unter Ängsten und Qualen.

»Das sieht nicht gut aus«, sagte Sparver. »Wollen Sie immer noch reingehen, bevor die Spurensicherung eintrifft?«

»Aus den gehärteten Datenprozessoren könnte sich noch etwas herausholen lassen«, antwortete Dreyfus bedrückt. Er war sich nicht einmal bei den Prozessoren mehr sicher.

»Was war das für eine Waffe?«

»Ich glaube nicht, dass es eine Waffe war.«

»Sieht mir nicht nach einem Kollisionsschaden aus. Die Brandspuren lassen auf eine gesteuerte Energiequelle schließen. Könnten die Synthetiker etwas derart Übles ausgegraben haben? Alle Welt behauptet, sie hätten irgendwo noch einige große Geschütze versteckt.«

Dreyfus schüttelte den Kopf. »Wenn sich die Spinnen mit einem einsamen Habitat anlegen wollten, hätten sie sauberer gearbeitet.«

»Trotzdem …«

»Jane kann sich recht genau vorstellen, wer das getan hat. Aber daraus ergeben sich Schlussfolgerungen, die ihr nicht gefallen.«

Dreyfus und Sparver traten durch die Anzugwand des Kutters ins Vakuum und passierten eine Reihe von altmodischen, aber noch funktionsfähigen Luftschleusen. Dahinter schlossen sich mehrere zunehmend größere Empfangsräume an, die jetzt alle dunkel und unbelüftet waren. Riesige Schuttwolken drehten sich hier langsam um sich selbst, doch Dreyfus konnte kaum etwas von den Trümmern zuordnen. Die Karte auf der Innenseite seines Helmvisiers basierte auf den Angaben, die Ruskin-Sartorius bei der letzten Volkszählung gemacht hatte. Der Votenprozessor – der wahrscheinlichste Aufbewahrungsort für Beta-Kopien – befand sich vermutlich an der Innenfläche der Kugel nahe dem Äquator. Sie konnten nur hoffen, dass der Strahl nicht ihn getroffen hatte.

Die Haupträume im Innern – die zwei Kilometer große Blase war in mehrere Zonen unterteilt – waren schwarz verkohlte Höhlen, die nur noch von der Hitze verformte oder vom Druck zermalmte Trümmer enthielten. Wo der tödliche Strahl im Umkreis des Risses durch Metallteile gegangen war, breiteten sich immer noch Netzwerke aus glühenden Linien aus. Die Bewohner der Blase waren offenbar Anhänger der Schwerelosigkeit gewesen, Vorrichtungen zur Erzeugung künstlicher Schwerkraft waren nur begrenzt vorhanden. Es gab im Band viele solche Habitate, ihre Bürger wurden mit der Zeit gertenschlank und reisten nicht gerne.

Sparver und Dreyfus schwebten durch das Zentrum der Kugel und steuerten mit ihren Anzugdüsen um die größeren Schrottteile herum. Die Anzüge warnten bereits vor erhöhter Strahlung, was Dreyfus’ Verdacht, dass Aumonier die Täter richtig erkannt hatte, nicht unbedingt entkräftete. Aber für eine Anklage brauchten sie mehr als ein paar Messwerte.

Sie hatten sich zwanzig oder dreißig Meter voneinander entfernt, als Sparver plötzlich sagte: »Ich habe etwas gefunden.«

»Was?«

»Hier drüben schwebt ein ziemlich großes Stück. Könnte mal zu einem Schiff gehört haben.«

Dreyfus war skeptisch. »Im Innern des Habitats?«

»Sehen Sie selbst, Boss.«

Dreyfus steuerte seinen Anzug näher an Sparver heran und richtete die Scheinwerfer auf das schwebende Objekt. Sparver hatte insofern recht, als das Ding auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Schiffsteil oder ein undefinierbares Stück einer großen Maschine aussah. Aber bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass das nicht zutraf. Der rußgeschwärzte Klumpen war vielmehr ein erst zur Hälfte fertiggestelltes Kunstwerk.

Der Künstler hatte sich einen metallreichen Gesteinsbrocken vorgenommen, einen kartoffelförmigen Felsblock von zehn oder zwölf Metern im Durchmesser. Die Oberfläche schimmerte in einem tiefen Dunkelblau, das ins Olivgrün überging, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel darauf fiel. Eine Seite des Blocks war noch rau und unbearbeitet, aber die andere ließ Ansätze einer kunstvollen Skulptur erkennen. Stellenweise befand sich die Arbeit auch hier noch im Anfangsstadium, doch in anderen Bereichen war sie bereits so weit fortgeschritten, dass nur noch wenige Zentimeter abzutragen waren. Um diese Abschnitte herum war das Gestein offensichtlich flüssig geworden und wieder erstarrt, der Künstler hatte wohl eher Fusionsbrenner eingesetzt als Hammer und Bohrmaschine. Die fließenden Formen hatten nichts Zufälliges, sondern waren ganz bewusst in die Komposition mit einbezogen worden.

Was das Ganze darstellen sollte, war Dreyfus allerdings ein Rätsel. Zwar konnte er in dem Felsen ein Gesicht erkennen, ein Männergesicht, aber es stand von ihm aus gesehen auf dem Kopf. Als er seinen Anzug drehte, kamen ihm die Züge für einen flüchtigen Moment bekannt vor, erinnerten ihn freilich eher an eine berühmte Persönlichkeit oder eine historische Figur als an einen Menschen, der ihm schon einmal persönlich begegnet war. Doch schon im nächsten Augenblick erschien ihm das Antlitz vollkommen fremd. Und das war vielleicht gut so. Der Ausdruck in den Zügen war schwer zu deuten, aber wenn es nicht höchste Verzückung war, dann war es eine alles verzehrende Angst.

»Was halten Sie davon?«, fragte Sparver.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Dreyfus. »Wenn wir einige von den Beta-Kopien retten können, werden sie uns vielleicht etwas darüber erzählen.« Er steuerte den Anzug näher an den schwebenden Felsblock heran und markierte ihn mit einem Klebeetikett, ein Hinweis für die Spurensicherung, ihn mitzunehmen.

Dann strebten sie der Eintrittswunde zu, bis sie dicht vor dem Rand des Risses schwebten. Hier war die luftdichte Verkleidung schwarz verfärbt und blätterte ab, darunter kam geschmolzenes, deformiertes Gestein zum Vorschein, das einmal die Außenhülle der Blase gebildet hatte. Der Strahl hatte den Fels zum Kochen und zum Schmelzen gebracht, und beim Erstarren waren organische Formen entstanden, die erschreckend an Teile der Skulptur erinnerten und unter den Helmscheinwerfern glänzten wie schwarzes Glas. Hinter der zehn Meter breiten Öffnung funkelten die Sterne. Irgendwo da draußen, überlegte Dreyfus, trieb alles, was vom Biom des Habitats noch übrig war, durch das All davon.

Er steuerte seinen Anzug in die Öffnung, schwebte bis zur Mitte der durchtrennten Außenschicht und hielt neben einem glitzernden Objekt an, das in den erstarrten Felsen eingebettet war. Es war ein Metallstück, wahrscheinlich ein Stück Verkleidung, das sich gelöst hatte und stecken geblieben war, als das Gestein wieder aushärtete. Dreyfus löste ein Messer von seinem Gürtel und schnitt eine handtellergroße Probe ab. Nicht weit davon entdeckte er ein zweites blankes Ding und gleich darauf ein drittes. Eine Minute später hatte er drei verschiedene Muster genommen und verstaute sie in der Bauchtasche des Raumanzugs.

»Haben Sie was?«, fragte Sparver.

»Ich denke schon. Wenn es ein Antriebsstrahl war, muss das Metall eine Menge subatomarer Teilchen aufgesogen haben. Außerdem müssten sich Spallationsreste, schwere Isotope und Fragmentationsprodukte finden. Die Spurensicherung kann feststellen, ob die Signaturen zu einem Synthetiker-Triebwerk passen.«

Jetzt war es heraus, er hatte es ausgesprochen.

»O. k., aber was immer die Spurensicherung dazu sagt, warum sollten die Ultras so etwas tun?«, fragte Sparver. »Sie hatten doch keine Aussicht, damit durchzukommen.«

»Vielleicht wollten sie sich ja nach dem Angriff sofort aus dem Staub machen. Sie könnten dieses System für Jahrzehnte, ja, für Jahrhunderte meiden. Und wen würde es dann noch kümmern, was mit Ruskin-Sartorius passiert ist?«

Sparver überlegte eine Weile, dann sagte er: »Ihnen wäre es nicht egal.«

»Ich bin dann nicht mehr da. Und Sie auch nicht.«

»Sie haben heute ein ungewöhnlich sonniges Gemüt.«

»Hier sind neunhundertsechzig Personen ums Leben gekommen, Sparver. Für mich ist das nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln.« Dreyfus sah sich um, fand aber nichts mehr, wovon er ohne größeren Aufwand Proben hätte nehmen können. Die Spurensicherung würde bald eintreffen, aber die eigentliche Arbeit konnte erst beginnen, wenn die Geschichte öffentlich bekannt war und Panoplia nicht mehr auf Geheimhaltung zu achten brauchte.

Dann allerdings wäre die Hölle los.

»Sehen wir uns den Votenprozessor an«, sagte er und steuerte seinen Anzug aus dem Riss. »Je früher wir von hier verschwinden, desto besser. Ich spüre schon, wie die Gespenster ungeduldig werden.«