Die Handlung der Geschichte ist frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt, sondern rein zufällig. Für Ähnlichkeiten der Geschichte mit wahren Begebenheiten oder mit lebenden Personen wird keine Haftung übernommen. Es handelt sich um eine Geschichte, die die Autorin ihrer Fantasie entnommen hat.

1. Auflage

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© 2020 Leyendecker, Gudrun

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783751974981

Inhaltsverzeichnis

  1. Kapitel
  2. Kapitel
  3. Kapitel
  4. Kapitel
  5. Kapitel
  6. Kapitel
  7. Kapitel
  8. Kapitel
  9. Kapitel
  10. Kapitel
  11. Kapitel
  12. Kapitel
  13. Kapitel
  14. Kapitel
  15. Kapitel
  16. Kapitel
  17. Kapitel
  18. Kapitel
  19. Kapitel
  20. Kapitel
  21. Kapitel
  22. Kapitel
  23. Kapitel
  24. Kapitel

1. Kapitel

Stella schiebt den Hefezopf in den vorgeheizten Backofen, schließt mit zufrieden lächelndem Gesicht die Tür und stellt den Küchenwecker für die Backzeit auf eine halbe Stunde.

Von der Haustür her ertönt die Klingel mit einem melodischen Gong. Moni, der kleine schwarze Pudel, eilt mit freudig wedelndem Schwänzchen in den Flur. Die junge Frau hält kurz ihre Hände unter das fließende Wasser und streift das Küchenhandtuch, das neben der Spüle hängt.

Sie überlegt einen Augenblick und hebt die Augenbrauen. Kann das schon Silvia sein, die sie zu einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück eingeladen hat? Und wenn schon, beruhigt sie sich schnell wieder. Es ist ja sonst schon alles fertig: Wurst und Käse zeigen sich hübsch angerichtet auf Servierplatten, die kleinen Grillwürstchen und das Schinken-Rührei befinden sich in den Warmhalteboxen und der Tisch ist liebevoll gedeckt, mit einem bunten Frühlingsstrauß, dekorativ gefalteten Servietten und Schokoladen-Marienkäfern geschmückt.

Stella öffnet die Tür, ein junger Mann mit einem großen Pappkarton hält ihr einen Stift entgegen, damit sie den Empfang dieses Geschenks bestätigen kann. Eilig schreibt sie ihren Namen auf das Display. Ob er jetzt ein Trinkgeld erwartet? Sie erinnert sich, dass sie nur noch einen Schein in ihrem Portmonee verwahrt, aber bevor sie mit ihrer Überlegung fertig ist, ob sie sich das Geld von dem netten jungen Mann wechseln lassen soll, hat er sich schon umgedreht und stapft eilig die Treppe hinunter.

Moni läuft aufgeregt neben ihr her, als sie den Karton ins Wohnzimmer bringt und ihn neugierig öffnet. Eingepackt in Pappe und viel Papier enthüllt sie einen großen, bunten Rosenstrauß, dessen Blüten intensiv duften. Ganz unten findet sie einen Brief, den sie erwartungsvoll öffnet. In maschinellen Druckbuchstaben steht dort nur ein einziger Satz. „Weil ich Dich immer noch liebe, Dein Mario“.

Oh nein! Nicht diese alte Geschichte! Stella stöhnt. Die Zeit mit Mario will sie lieber vergessen. Trotzdem, die armen Blumen können schließlich nichts dafür! Sie holt eine Vase aus dem Besenschrank, füllt sie mit Wasser, schneidet die Rosen und sortiert sie in das bauchigen Glasgefäß. Erneut klingelt es an der Tür. Wer ist das schon wieder? Doch nicht etwa Mario selbst?!

Vorsichtig öffnet sie die Haustür einen Spalt breit. Sie atmet befreit auf. Vor der Tür steht Silvia mit einem Kuchenpaket in der Hand.

Erfreut reißt Stella die Tür auf. „Gut, dass du es bist! Hatte schon jemanden anderes befürchtet.“

Die Freundin drückt ihr das Kuchenpaket in die Hand. „Und ich dachte, wir sind jetzt verabredet?!“

„Oh, natürlich! Aber ich habe eben vom Blumendienst ein Paket mit einem großen Rosenstrauß erhalten, von Mario, und als es klingelte, habe ich einen Augenblick lang befürchtet, er könnte nun persönlich hinterherkommen. Jetzt bin ich wieder beruhigt und erleichtert. Es ist alles fertig, ich hab mich schon auf dich gefreut.“

Die beiden jungen Frauen gehen in die kleine Essecke, in der die Gastgeberin das Frühstücksbuffet aufgebaut hat. Nachdem Stella den Kuchen im Kühlschrank untergebracht und Silvia sich die Hände gewaschen hat, bedienen sich die beiden an den Leckereien.

„Dann will Mario also immer noch etwas von dir“, überlegt die Freundin. „Dabei ist das Ganze doch schon eine Weile her. Wie lange? Zwei Jahre?“

„Zwei Jahre und einen Monat. Und ich kann mich noch sehr gut an alles erinnern. Besonders an die Begegnung damals, in dem kleinen Café, als ich so ungeduldig auf ihn gewartet habe.“

„Richtig, Stella. Ich erinnere mich auch, du hast es mir noch am selben Tag erzählt. Es muss sehr schlimm für dich gewesen sein.“

„Ich erinnere mich genau an diese Augenblicke. Draußen schien die Sonne, aber drinnen war es mir eiskalt: Ich sitze in der Ecke des kleinen Cafés und löffele den Milchschaum aus der Kaffeetasse. Was für ein Tag! Ich atme tief. Vielleicht kann die Luft meine enge Brust weiten und von dem unbestimmten Druck befreien? Ob er wohl heute kommen wird? Er hat es fest versprochen, aber kann man ihm noch glauben? Drei Wochen habe ich nichts von ihm gehört, nicht ein Wort. Ich versuche, mich an seine Stimme zu erinnern, als er mir zugeflüstert hat, dass er mich liebt. Doch da ist nichts mehr in den tiefen Höhlen der Erinnerung. Die stillen Tränen haben alles weggespült in den traurigen, einsamen Nächten, in endlosen Stunden mit brennenden Schmerzen. Schmerzen, die meine Gefühle getötet haben. Da gibt es nur noch Leere und Trostlosigkeit. Und jetzt? Was wird er mir heute sagen? Warum will er mich unbedingt sprechen? Wird er mir mitteilen, dass es aus ist zwischen uns, endgültig? Dass er nach reiflicher Überlegung festgestellt hat, dass wir nicht zusammenpassen? Wird er fadenscheinige Erklärungen stammeln oder mich mit Ausreden beschwichtigen wollen? Wird er sich eine Lüge ausdenken, die sein plötzliches Verschwinden rechtfertigen soll? Etwa so: Ich hatte einen Unfall, lag in einem komatösen Zustand?

Ohne Schaum verführt die braune Brühe in der Kaffeetasse zu tiefgründigen, trüben Ahnungen. Er wird keine plausible Erklärung für sein Verhalten haben, vermute ich. Keine, die ich entschuldigen kann, keine, die einen neuen Anfang ermöglicht. Die Brust zieht sich noch enger zusammen. Gerade in dem Moment steht er vor mir, ein zaghaftes Lächeln fliegt mir entgegen. Ich bleibe sitzen, grußlos, sehe ihn fragend an. Er setzt sich, sieht mich an, greift nach meiner Hand. Eilig ziehe ich meine Arme zurück und verkrampfe die Hände im Schoß. Jetzt kommt sie sicher, die große Geschichte! „Es gibt keine Entschuldigung“, beginnt er. „Aber es war nur ein kurzes Abenteuer und hat nichts zu bedeuten. Es tut mir sehr leid, dass ich dir wehgetan habe. Aber ich weiß, dass ich dich liebe. Kannst du mich noch lieben?“

Ich verschränke die Arme vor der Brust. Hat er gerade eine Schleuse geöffnet? Unmengen von erdrückenden Gefühlen versuchen mich mitzureißen: Enttäuschung mischt sich mit Trauer, verletzter Stolz mit Wut, Eifersucht mit gekränkter Eitelkeit, Hass mit Liebe.

Meine Stimme zittert, flüstert heiser: „Ich weiß es noch nicht.“

„Und er?“ Silvia sieht Stella erwartungsvoll in die Augen. „Was hat er darauf gesagt?“

„Er meinte, dass er mir die Zeit gibt, bis ich mit meinen Gefühlen im Klaren bin. Danach bin ich ganz schnell aufgestanden und aus dem Café gelaufen. Alles andere weißt du ja. Eine Zeit danach bin ich umgezogen, hierhin auf den Venusberg, in diese hübsche kleine Wohnung, und natürlich habe ich ihm nicht meine neue Adresse genannt. Vor drei Monaten habe ich dann auch meinen Job gekündigt bei der Filmgesellschaft in Hürth, und anstatt weiter als Kostümdesignerin zu arbeiten, fand ich dann hier in Bad Godesberg eine angenehme Beschäftigung in dem modischen Hut-Laden „La Parisienne“. Mit diesen Entscheidungen bin ich im Moment sehr zufrieden, ich fühle mich wohl. Nur in meiner Freizeit, da fehlt mir immer noch etwas. Da bin ich noch auf der Suche.“

Silvia bedient sich mit duftendem Kaffee. „Wir könnten wieder einmal zusammen tanzen gehen. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Was hältst du davon?“

„Keine schlechte Idee, grundsätzlich. Aber irgendwie spukt mir noch etwas anderes im Kopf herum. Weißt du, dass Tanzen ist schon eine entspannende Freizeitbeschäftigung, aber ich suche noch irgendetwas Sinnvolles, etwas, wofür ich brennen kann.“

Die Freundin lächelt und nimmt einen Schluck Kaffee. „Willst du einen Töpferkurs besuchen? Da wird Ton gebrannt. Oder etwas mit Emaille in einem heißen Brennofen? Nein, Scherz beiseite, ich weiß schon, was du meinst. Bei meiner Arbeit im Kindergarten spüre ich das immer wieder, wie sehr ich mit Leib und Seele dabei sein kann. Es ist immer wieder faszinierend, wenn ich beobachten kann, wie die kleinen Jungen und Mädchen die Welt entdecken. Wenn sie zu mir kommen, und mit leuchtenden Augen etwas in ihrer Kindersprache erzählen, dann merke ich jedes Mal, dass ich am richtigen Platz bin.“

„Das kann ich mir gut vorstellen, Silvia. Du hast einen Beruf gewählt, bei dem du spüren kannst, dass du Freude bringst. Ich werde mich hier einmal umschauen, ob ich einen Nebenjob finde, bei dem ich mich auch nützlich machen kann.“

Silvia nascht von der Quarkspeise. „Ich glaube, du findest schon etwas. Jetzt hast du dich erst einmal eingelebt in deiner neuen Wohnung, und nun kannst du dich umschauen und vielleicht auch noch ein paar Leute kennen lernen. Aber, jetzt noch einmal zurück zu Mario, wie willst du dich jetzt verhalten? Du wirst dich doch bestimmt für den herrlichen Strauß bedanken, oder?“

Draußen ertönt das Signal eines Rettungswagens. „Das ist der einzige Nachteil hier oben auf dem Venusberg: die Nähe der Universitätsklinik. Dauernd hört man die Sirenen der Rettungswagen. Aber immerhin ist es auch ganz schön beruhigend zu wissen, dass man hier schnell Hilfe bekommt. Was ich mit Mario mache? Sicher wohnt er noch in Röttgen, in dem Haus seiner Tante. Ich weiß es nicht. Eigentlich muss ich mich nicht bedanken. Ich habe die Blumen weder bestellt noch erwartet. Dass ich einfach verschwunden bin, das hätte ihm doch genug sagen müssen. Das heißt doch, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Findest du etwa, dass ich mich bei ihm bedanken muss?“ Sie füllt sich ebenfalls mehrere Löffel der Erdbeerquarkspeise in eine kleine Schale.

Silvia überlegt einen Moment lang. „Das tut man doch, wenn man Blumen geschenkt bekommt, oder? Schließlich bedeutet das ja nicht, dass du ihm alles verzeihst, oder dass du mit ihm wieder eine Beziehung anfangen möchtest.“

„Ich muss jetzt erst einmal eine kleine Pause machen, beim Frühstück, meine ich. Kommst du einen Augenblick mit hinaus auf den Balkon? Es duftet im Moment so intensiv nach Frühling. Und gestern hat der Hausmeister den Rasen gemäht. Diesen Duft nach Heu mag ich besonders gern.“

Stella führt Silvia auf den Balkon, sieht einer kreisenden Schwalbe nach und fährt fort: „Ja, das ist gar nicht so dumm, was du gesagt hast. Ich werde ihm antworten und mich bedanken. Schließlich hat er jetzt sowieso meine neue Adresse. Was soll’s?! Das heißt noch lange nicht, dass ich ihm die Tür öffne, falls er einmal persönlich davor steht. Du hast Glück mit Jens! Ihr beide habt nicht solche Probleme.“

Silvia beugt sich über das Geländer und betrachtet die bunten Blumenbeete, die die Terrasse im Untergeschoss einschließen. „Ein wahrer Künstler, euer Gärtner hier! Er versteht es, aus den blühenden Pflanzen ein buntes Bild zaubern, das wie ein kunstvoller Teppich aussieht. Jens und ich? Vielleicht klappt das auch nur so gut, weil er die ganze Woche unterwegs ist. Ich freue mich auf ihn, wenn er freitags nachmittags nach Hause kommt, und er behauptet mir gegenüber genau das gleiche. Dann haben wir natürlich auch inzwischen einiges erlebt und können uns eine ganze Menge erzählen. Aber er ist auch im Gegensatz zu mir ein gemütlicher Typ. Wenn er die ganze Woche Stress gehabt hat, dann ist er froh, wenn wir beide das Wochenende gemeinsam harmonisch verleben können. Das hängt natürlich auch ein bisschen damit zusammen, dass ihm seine Exfrau früher immer sehr viel Stress gemacht hat. Da weiß er es zu schätzen, dass ich ihn respektiere. Ja, mit ihm ist alles perfekt. Fast alles. Das einzige, was mich stört, ist, dass er wegen seiner ersten unglücklichen Ehe solch ein Heiratsmuffel geworden ist. Ich selbst spreche ihn schon gar nicht darauf an. Aber wenn ihn andere darauf ansprechen, dann sucht er schnell das Weite.“

Stella rollt die Augen. „Vielleicht hat er eine Ehephobie. Aber jede Phobie ist behandelbar. In der Regel geht man da mit eine Konfrontationstherapie vor.“ Ihr Lachen schalt hell in den Garten, mischt sich mit dem Gesang der Meisen in der nahen Birke.

Silvia antwortet mit einem Kopfschütteln. „Ach, wie stellst du dir das vor? Soll ich ihm vielleicht nachts, wenn er schläft, einen Ring anziehen oder ihn mit Handfesseln zum Traualtar schleppen?“

Die beiden Frauen lachen gemeinsam. Stella schaut den ziehenden Wolken nach. „Seit ich hierhergezogen bin, habe ich das Gefühl, es beginnt ein ganz neues Leben. Ich habe ein gutes Gefühl, ich denke, ich werde daraus etwas machen.“

„Es kommt ein kühler Wind auf, gehen wir wieder hinein!“ schlägt Silvia vor. „Außerdem musst du unbedingt noch den Kuchen probieren, den ich mitgebracht habe. „Er ist aus dem Café, hier oben vom Venusberg. Die Torten in den Auslagen sind immer sehr verführerisch, das habe ich beim letzten Mal schon bemerkt. Also, wenn du mich fragst, um noch einmal auf das Thema Mario zurückzukommen, ich denke, er hat die Blumen schon einmal vorausgeschickt. Eines Tages wird er persönlich an deiner Tür stehen, damit musst du jetzt rechnen.“

Sie gehen in die Küche, packen den Kuchen aus und dekorieren ihn auf einem großen gläsernen Kuchenteller.

„Der sieht aber fein aus!“ findet Stella und nascht ein bisschen Creme, die am Papier hängengeblieben ist. „Dann werde ich mich von jetzt an schon seelisch darauf vorbereiten müssen, wenn das tatsächlich bedeutet, dass nach den Blumen auch der Absender irgendwann an meiner Tür klopft. Himmel! Kann ich ihm dann eigentlich die Tür vor der Nase zuknallen?“ Silvia bringt die Kuchenplatte in die Essecke. „Das kannst du dir immer noch überlegen. Noch hast du wahrscheinlich etwas Zeit. Aber es spricht nichts dagegen, dass du ihn hereinlässt und mit ihm ein paar Worte wechselst. Du kannst ihm doch Freundschaft vorschlagen, machen das die Männer nicht immer so, wenn sie einen verlassen?“

Stella füllt die Kaffeetassen erneut. „Ob er das versteht?“

Die Freundin legt die Kuchenstücke auf die Dessertteller. „Das weiß man nie. Ich glaube, Männer und Frauen verstehen sich grundsätzlich nicht. Schon gar nicht bei der wörtlichen Kommunikation. Bei uns sind es immer halt ganz bestimmte Themen, die sehr viel Sachliches enthalten, bei denen Jens und ich uns verstehen. Aber überall da, wo’s um Gefühle geht, wird es schwierig. Da ist es oft besser, man sieht sich stattdessen in die Augen, man lächelt sich an, man umarmt oder küsst sich. Das verstehen Männer und Frauen beide gleich.“

Die beiden Frauen probieren die Sahnetorte und teilen sich hinterher noch ein Stück von der mit einer Schokopraline dekorierten Sachertorte.

„Jetzt habe ich aber für drei Tage genug gegessen“, stellt Silvia für sich selbst fest. „Eigentlich komisch, dass man immer wesentlich mehr futtert, wenn man in netter Gesellschaft ist. Erinnerst du dich noch an früher? Nach der Schule oder manchmal auch vorher, da haben wir uns immer Süßigkeiten an dem Büdchen gekauft, dort wo die Straßenbahn um die Ecke fuhr. Wie hieß diese Straße noch einmal?“

„Damals hieß sie noch Kaiserstraße, aber vor etlichen Jahren wurde sie umbenannt, weil es eine zweite Kaiserstraße in Bad Godesberg gibt, und man diesen Stadtteil jetzt in den Stadtbereich von Bonn eingemeindet hat.“

Stella lächelt. „Und erinnerst du dich auch noch an diese Leckmuscheln, die wir während des Unterrichts immer heimlich gelutscht haben? War das eine Schweinerei!“

„Aber noch viel schlimmer war es mit der Brause in den kleinen Tütchen. Wenn man sie mit dem Strohhalm eingesaugt hat, das ging ja nun noch. Aber manchmal haben wir sie uns in den Handteller geschüttet und daraus geschleckt. Oder die kleinen Lakritzrhomben, die haben wir uns wie einen Stern auf den Handrücken geklebt, mit Spucke und dann abgeleckt. Du liebe Zeit, was waren wir doch für kleine Ferkel!“

Sie lachen gemeinsam und erinnern sich an allerlei Süßkram, den man früher in dem kleinen Büdchen kaufen konnte.

„Gut, dass wir diese Zeit damals gemeinsam erlebt haben“, findet Silvia. „So können wir auch nichts vergessen. Und wenn wir uns in 40 Jahren noch einmal treffen, dann werden wir uns gegenseitig immer daran erinnern.“

„In 40 Jahren? Ich bin gespannt, was bis dahin aus uns geworden ist. Hast du Lust, mit mir gleich noch eine Runde durch den Wald bis zur Waldau zu gehen? Es wird Zeit für den Spaziergang mit Moni. Am Wochenende gehe ich mit ihr mittags immer eine lange Runde, das tut ihr gut. Zum Glück habe ich keinen Ganztagsjob! So viele Stunden könnte ich mein Hundchen nicht ohne schlechtes Gewissen allein lassen.“

Silvia verzieht das Gesicht. „Oh, das ist heute schlecht. Jens will heute noch mit mir im Siebengebirge etwas wandern gehen, möglicherweise auf den Drachenfels. Da kann ich mir dann den Kuchen etappenweise wieder etwas ablaufen. Er hat heute Morgen schon etwas schief geguckt, weil ich mich am Wochenende mit dir verabredet habe. Er meinte, er hätte sonst heute zu wenig Zeit mit mir, weil er morgen schon in aller Frühe wieder los muss.“

„Ja, das kann ich natürlich verstehen. Das nächste Mal verabreden wir uns lieber an einem Tag, an dem Jens nicht zu Hause ist. Was hältst du davon, wenn du ihm hier ein paar von den Leckerbissen einpackst und mitbringst? Vielleicht von den Salaten und ein Stück Sachertorte?“

„Eine super Idee, das mache ich glatt. Aber erst helfe ich dir noch beim Aufräumen.“

Stella wehrt ab, packt einige Päckchen mit delikaten Lebensmitteln und geleitet die Freundin zur Wohnungstür, an der sich die beiden herzlich und mit einer festen Umarmung verabschieden.

***

2. Kapitel

Stella streift mit Moni durch den Wald und hält die Leine kurz, zwischen dem alten Laub des letzten Jahres hüpfen die Vögel auf dem Boden herum und suchen Nahrung. Die ersten Buschwindröschen zeigten ihre weißen Köpfchen im Licht des Nachmittags.

In den Kiefernzweigen sitzt ein Taubenpaar, dessen melancholische Rufe in Stellas Ohr dringen. Sie fühlt sich angesprochen von dem lauten Gurren, wie Weckrufe tönt es zu ihr herüber.

Die Gedanken der jungen Frau schweifen in die Vergangenheit ab. Wie war das doch damals, als sie Mario kennenlernte? Natürlich, es war ebenfalls an einem lauen Frühlingsabend gewesen, Silvia und sie hatten sich auf dem kleinen Minigolfplatz getroffen, der neben dem Ausflugslokal Casselsruhe die Gäste zum Spielen einlud. Die beiden jungen Frauen mochten diesen idyllischen Platz, der zwischen den hohen Kiefern die Gäste lockte und spielten voller Begeisterung die ersten zehn Bahnen, wobei sie sich voller gegenseitiger Anerkennung nur wenige Punkte anschreiben mussten. Bei der Bahn mit der Zahl Nummer 11, bei der sich das Loch für den Golfball in einer Schräge in einem Irrgarten von kleinen Metallzäunen befand, passierte das Unglück. Stella holte kräftig aus und schoss den Ball mit dem Schläger hoch in die Luft. Unglücklicherweise stand dort in der Fluglinie ein gut aussehender, dunkelhaariger junger Mann, der gerade von der letzten Bahn einige Kiefernzapfen aufsammelte, die dort im Wege lagen.

Es kam, wie es kommen musste, der Ball traf den fleißigen jungen Mann am Kopf. Stella und Silvia eilten zu ihm hinüber, fragten nach seinem Befinden, während sie zusehen konnten, wie sich eine kleine Beule auf seiner Stirn entwickelte.

„Entschuldigen Sie!“ stammelte Stella verlegen. „Sollen wir Sie zu einem Arzt bringen?“

Der junge Mann wehrte ab. „Das ist nur halb so schlimm“, versicherte er ihr. „Ich werde gleich einen Eiswürfel darauf drücken, dann wird es bald besser. Das war ein guter Schlag, ziemlich temperamentvoll.“ Er reichte ihr die Hand. „Ich bin Mario, und meinem Onkel gehört hier dieser Minigolfplatz. Ab und zu helfe ich ihm hier. Er hat diesen Platz nämlich nicht sehr günstig gewählt unter den Bäumen. Im Herbst fallen hier die Nadeln, und selbst im Frühjahr immer noch ein paar alte Zapfen, wie man hier sieht. Jetzt müssen wir nur noch Ihren Ball suchen.“

„Machen Sie sich deswegen keine Gedanken!“ mischte sich Silvia ein. „Den werden wir schon finden, Sie in Ihrem verletzten Zustand setzen sich besser einmal auf eine Bank und ruhen sich aus!“

Aber er ließ sich nicht stören, sondern suchte gemeinsam mit den beiden jungen Frauen nach dem verlorenen Minigolfball. Stella sichtete ihn zuerst, Mario nur eine Sekunde später, beide bückten sich danach und stießen mit den Köpfen aneinander.

Der junge Mann stöhnte leicht auf, beide lachten und baten gegenseitig um Entschuldigung.

Mario zog die Augenbrauen hoch. „Ich glaube, Sie haben es auf meine Stirn abgesehen. Eine Beule hatte ich schon, finden Sie etwa, dass ich ein Teufel bin und mich mit zwei Hörnern kenntlich machen sollte?“

Stella amüsierte sich. „Ich weiß nicht, ob sie ein Engel oder ein Teufel sind, oder irgendetwas dazwischen. Schließlich kenne ich Sie ja nicht.“

Mario sah der jungen Frau tief in die Augen. „Dann müssen wir das unbedingt nachholen. Darf ich Sie beide zu einem Eis einladen?“

Die beiden jungen Frauen sahen sich an, nickten sich augenzwinkernd zu und nahmen seinen Vorschlag an.

Etwas später saßen sie dann auf der Gartenterrasse der Casselsruhe und löffelten genüsslich die Eisbecher, während Stellas Blicke das Rheinpanorama streiften, das sich ihnen mit dem Siebengebirge und den vielen Kirchen und unzähligen Häusern der Stadt Bonn von der Höhe aus im Tal liegend darbot.

Silvia beobachtete Mario aus den Augenwinkeln heraus, er blickte unverwandt Stella an und schien seine eigenen Gedanken zu haben.

„Hier kann man es aushalten“, fand Silvia. „Zwar dringt diese gedämpfte Geräuschkulisse des städtischen Treibens immer noch bis hier herauf, aber es hört sich fast an wie Musik aus dieser Entfernung.“

Mario schreckte hoch. „Wie bitte? Ach so, ja, hier ist es wirklich ganz nett. Den Platz hat mein Onkel, was den Tourismus angeht, ganz gut gewählt. Im Sommer sind hier viele Gäste. Sind Sie öfters hier oben?“

Silvia sah ihn aufmerksam an. „Nicht so oft. Wir wohnen beide im Stadtteil Endenich, in einem Haus, in dem es fast nur Studentenwohnungen gibt. Aber der Venusberg ist wirklich sehr schön, vor allen Dingen der viele Wald mit seinen Ausflugsmöglichkeiten und den Gartenrestaurants. Wir lieben auch die Waldau, mit den Tieren in den eingezäunten Waldstücken, die Rehe und Hirsche, die Ziegen und den Streichelzoo.“

„Tiere mag ich auch, ich hätte auch gern einen Hund, aber dort wo ich wohne, sind Haustiere nicht gestattet.“

„Bei uns in Endenich auch nicht“, warf Stella ein. „Eines Tages werde ich umziehen, in eine Wohnung, in der Hunde erlaubt sind. Ich möchte mir nämlich unbedingt einen zulegen.“

Jetzt bemerkte auch sie, wie intensiv Mario sie ansah, sie wagte es, ebenfalls in seine Augen zu schauen und verlor sich in seinem tiefen Blick.

Silvia bemerkte, dass mit den beiden etwas Unbeschreibliches geschah, das sich in diesem Moment vor ihren Augen abspielte. Wie eine Brücke zog sich ein unsichtbares Band von Mario zu Stella. Die Blicke der beiden versanken ineinander.

Stella fühlte es, tief in ihrem Inneren sagte ihr eine Stimme, dass sie Mario schon seit Ewigkeiten kannte. Ein magisches Band zog sie zu ihm hin.

„Hallo Frau Brinkmann! Genießen Sie auch diesen Frühlingstag?“ reißt eine weibliche Stimme Stella aus den Gedanken an die Vergangenheit.

Die junge Frau schreckt hoch. Vor ihr steht die Gemeindehelferin aus der Kirchengemeinde vom Venusberg. „Hallo Frau Lemke! Ja, der Hund geht hier gern durch den Wald, hier hat er viel zum Schnuppern. Und bei dem Wetter muss man das einfach ausnutzen.“

„Ich wollte Sie schon seit geraumer Zeit etwas fragen, Frau Brinkmann. Haben Sie vielleicht noch etwas Zeit übrig außer Ihrer normalen Arbeit. Ich habe gehört, dass Sie nicht ganztags beschäftigt sind.“

„Das stimmt. Und ich habe mich gerade heute Morgen mit meiner Freundin darüber unterhalten, dass ich noch einen zweiten Job oder ein interessantes Hobby suche. Hätten Sie da denn irgendeine Idee?“

„Ich habe Sie neulich in der Kirche gesehen. Sie sind recht neu in der Gemeinde, trotzdem habe ich das Gefühl, dass Ihnen der Kirchgang viel bedeutet. Ist das richtig so, Frau Brinkmann?“

„Ja, ich fühle mich im Glauben meiner Religion geborgen. Das ist mir schon immer so gegangen. Möchten Sie mich vielleicht als Küsterin engagieren?“

Frau Lemke lächelt. „Nein, für dieses Amt haben wir eine nette ältere Dame, die ihre Arbeit mit Liebe erledigt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie gut mit Kindern umgehen können. Wir suchen noch eine Betreuerin für die Kindergottesdienstgruppe der Sechs- bis Achtjährigen. Hätten Sie denn nicht Lust, unser Team zu verstärken?“

Stella überlegt einen Augenblick. „Das ist eine ganz neue Überlegung für mich. So etwas habe ich noch nie gemacht. Meinen Sie denn, ich eigne mich dafür?“

„Ich traue Ihnen das schon zu. Sie haben in Ihrem Beruf doch auch immer schon mit Menschen zu tun gehabt, das hat mir der Pfarrer erzählt. Ihre Aufgabe wäre es, an den Sonntagvormittagen den Kindern die entsprechenden Bibelgeschichten zu erzählen, danach ein wenig mit Ihnen über die Bedeutung zu reden. Den Rest übernimmt dann der Pfarrer im anschließenden Gemeinschaftsteil des Gottesdienstes.“

„Ich werde mir einmal darüber Gedanken machen, Frau Lemke. Ich kann mir vorstellen, dass es auch Freude macht, mit Kindern über den Glauben zu reden. Ich denke darüber nach, und dann probieren wir es vielleicht einfach einmal aus, ob ich mich dafür eigne.“

„Nach meinem Gefühl sind Sie das. Man muss für die Kinder Freund und Respektsperson gleichzeitig sein, dann klappt das schon. Werden Sie sich bei mir melden?“

„Gern. Sobald ich mir sicher bin, dass dies für mich die richtige Aufgabe ist, sage ich Ihnen Bescheid.“

Die beiden Frauen verabschieden sich voneinander, wünschen sich einen guten Tag und trennen sich, um in den verschiedenen Richtungen ihren Weg fortzusetzen.

Stellas Gedanken setzen sich in Bewegung. Dieses Angebot kommt wie gerufen. Eine neue Aufgabe, die sie mit Menschen zusammenbringt, mit hoffentlich noch unvoreingenommenen Kindern, die möglicherweise ein offenes Ohr haben. Kinder, denen man den Weg zum Glauben zeigen kann. Sie erinnert sich kurz an die eigene Jugend. Wie war das da im Kindergottesdienst? Manchmal etwas langweilig, aber je nach Pfarrer oder Betreuer hatte es auch sehr intensive Stunden gegeben, die sich wie ein Wegweiser angefühlt hatten. Warum sollte sie das nicht auch einmal versuchen? Es würde sich schon herausstellen, ob die Kinder ihr zuhörten oder sich langweilten.

Ein älteres Ehepaar, dass sich beim Gehen eingehakt gegenseitig stützt, kommt ihr entgegen und grüßt freundlich. Unwillkürlich denkt sie an ihr eigenes Alter. Wie würde es ihr wohl gehen? Würde sie dann auch mit einem Partner gemeinsam den Sonntagnachmittag verbringen können?

Ein junger Mann kreuzt ihren Weg, aber bevor er sich entfernt, bleibt er noch einmal ruckartig stehen und dreht sich zu ihr um. „Sie haben aber einen braven Hund“, lobt er Moni. „Ich hatte einmal einen Hund, der im Wald immer nur den Vögeln hinterher jagen wollte. Er war aus dem Tierheim und so unerzogen, dass er mich manchen Nerv gekostet hat, besonders wenn er anderen Tieren hinterher jagen wollte.“

„Das muss wirklich nervig gewesen sein“, stimmt ihm Stella zu. „Mit Moni habe ich da keine Probleme. Jedenfalls nicht, wenn sie angeleint ist. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an der Rasse. Sie ist ein Pudel, in der Regel sind das ruhige Hunde.“

„Ich bin Benno“, stellt sich der junge Mann mit den blauen Augen und dem dunkelblonden Haar vor.

„Ich bin Stella, und meinen Hund kennen Sie ja schon“, erwidert die junge Frau und sieht ihm in das erwartungsvoll lächelnde Gesicht.

Er nickt und reicht ihr die Hand. „Ist er immer so brav? Oder kann er auch so wild spielen wie manche anderen Hunde?“

„Wirklich wild ist Moni nie. Selbst wenn sie zu Hause spielt, mit ihren kleinen Plüschtieren, ihrem Ball und ihrem Gummiknochen, dann hält sich ihr Toben in Grenzen. Da habe ich auch schon ganz andere Hunde kennengelernt. Möchten Sie sich denn jetzt keinen neuen Hund zulegen?“

„Das will ich einem Hund momentan nicht zumuten. Ich arbeite viele Stunden am Tage im Büro, das arme Tierchen wäre zu viele Stunden allein. Ansonsten ist dieses Stadtviertel schon sehr geeignet, um sich Hunde zu halten. Hier geht es von überall direkt ins Grüne. Ich nehme an, Sie wohnen auch hier oben auf dem Venusberg?“

„Richtig. Seit einigen Wochen in der Siedlung, die nach dem Krieg für die Beamten der ehemaligen Bundeshauptstadt gebaut wurden. Es gefällt mir sehr gut hier.“

„Mir auch. Ich wohne nämlich auch dort. Auf dem Kiefernweg, ziemlich weit hinten an der Bushaltestelle.“

Stella lächelt. „Und ich wohne ganz am Anfang, gleich in der zweiten Reihe hinter der Apfelallee.“

Benno staunt. „Das gibt es doch gar nicht, so ein Zufall! Allerdings wohne ich schon etwas länger dort, etwa zwei Jahre. Und wie machen Sie das mit dem Hund? Wie bekommen Sie das hin mit dem Gassi gehen und Ihrer Arbeit?“

„Ich habe im Moment nur eine Halbtagsbeschäftigung. Das passt natürlich prima. In den Stunden, in denen ich morgens in Godesberg bin, schläft Moni brav in ihrem Körbchen. Sie ist dann auch ganz ruhig, nicht einmal die Nachbarschaft wird durch Bellen oder Jaulen gestört.“

Er schaut auf seine Armbanduhr. „Ach du Schreck! Jetzt habe ich tatsächlich nicht mehr auf die Uhr geachtet. Ich muss noch schnell einen Geschäftsbrief zu Ende schreiben und zum Briefkasten bringen. Um 18:00 Uhr wird er gelehrt, und sie wissen ja bestimmt, dass dies an unserem Briefkasten die letzte Leerung ist. Ich hätte sonst noch gern mit Ihnen hier ein bisschen über Ihren Hund gesprochen. Aber jetzt muss ich mich beeilen, tut mir leid!“

„Kein Problem! Ich denke, Moni wird es sowieso recht langweilig, wenn ich hier noch länger stehen bleibe. Gehen Sie nur, ich wollte noch ein bisschen tiefer in den Wald, um zu hören, ob es zurzeit einen Kuckuck gibt.“

Er grinst, streift sie mit einem wissenden Blick und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich habe mein Portmonee nicht dabei, ansonsten hätte ich mit Ihnen den Kuckuck gesucht. Und vergessen Sie nicht: Wenn er ruft, dreimal auf das Portmonee klopfen, dann sind Sie in ein paar Monaten reich. Einen schönen Sonntag noch, Stella!“

„Ihnen auch, Benno! Und viel Erfolg für den Brief!“

Sie winken sich noch einmal zu und gehen in den entgegengesetzten Richtungen ihren Weg weiter.

Während Moni unentwegt schnüffelt und ab und zu aufgeregt mit dem Schwänzchen wedelt, hört Stella aufmerksam den Vogelstimmen zu. Ab und zu bleibt sie stehen und lauscht, während sich ihr Kopf erwartungsvoll zu den Baumwipfeln hebt. Aber es tut sich nichts, während des ganzen restlichen Spaziergangs bleibt der Kuckuck verborgen.

***

3. Kapitel

Am Abend desselben Tages telefoniert Stella mit Frau Lemke, die ihr alle Informationen über den Kindergottesdienst übermittelt. „Wir treffen uns am Mittwochabend um 20:00 Uhr im Gemeindehaus, um über das Thema für den kommenden Sonntag zu sprechen. Es geht um die Losung aus dem Brief der Kolosser, 3 Vers 13. Sie können sich schon einmal Gedanken darüber machen, wie Sie das den Kindern vermitteln möchten. Nehmen Sie einfach ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben der Kinder. Ihnen wird bestimmt etwas einfallen, und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Wir sprechen ja am Mittwoch alle gemeinsam darüber und helfen uns gegenseitig, um gute Ideen zu entwickeln.“

„Und wie heißt der Vers, der dazu gehört?“ erkundigt sich die junge Frau.

„Brief der Kolosser 3 Vers 13? Auswendig hätte ich das auch nicht gewusst. Aber ich habe eben schon einmal nachgeschaut. Er lautet: „Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.“ Ich glaube, daraus kann man ziemlich gute Geschichten machen.“