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Das Buch

Mit seinem Buch »Hitlers erster Krieg« erregte Thomas Weber 2010 internationales Aufsehen. Anhand einer Fülle neuer Quellen konnte er darlegen, dass Hitler am Ende des Ersten Weltkriegs, anders als von seinen Biographen geschildert, politisch absolut orientierungslos war. Nur fünf Jahre später präsentierte er dann in »Mein Kampf« das ideologische Weltbild, das ihm bis zum Ende im Berliner Bunker Richtschnur blieb. Wie kam es zu dieser Verwandlung eines unpolitischen Soldaten zum Führer einer Bewegung, die die Welt veränderte? Welchen Einflüssen war Hitler ausgesetzt, mit wem verkehrte er, welche politischen Äußerungen aus diesen Jahren sind von ihm überliefert? Anhand neuer Quellenfunde beleuchtet Weber diese Schlüsselzeit in Hitlers Karriere.

Vor dem Hintergrund der sich besonders in München zuspitzenden Nachkriegswirren mit Revolution, Räterepublik, Freikorps und Konterrevolution zeichnet Weber minutiös den Weg Hitlers vom Kriegsende bis in die Parteiversammlungen der Deutschen Arbeiterpartei nach. Er zeigt, wie opportunistisch der vereinsamte, bindungslose Hitler sich verschiedenen politischen Strömungen anschloss und wieder von ihnen abkehrte, und beschreibt akribisch die Schritte, die ihn schließlich, getrieben von der Sorge um Deutschlands Zukunft, zum fanatischen Nationalsozialisten machten.

Der Autor

Thomas Weber, geboren 1974 in Hagen, lehrt Europäische und Internationale Geschichte an der University of Aberdeen. Zuletzt war er für drei Jahre Gastwissenschaftler an der Harvard University. Sein Buch »Hitlers erster Krieg« (Propyläen 2011) erhielt zahlreiche Preise und erschien in zehn Sprachen.

Thomas Weber

Wie Adolf Hitler zum Nazi wurde

Vom unpolitischen Soldaten zum Autor von »Mein Kampf«

Aus dem Englischen von
Heike Schlatterer und Karl Heinz Siber

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Propyläen

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ISBN: 978-3-8437-1309-2

© 2016 Thomas Weber
© der deutschsprachigen Ausgabe
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016
Titelbild: © ullstein bild - JT Vintage/Glasshouse Images
Gestaltung: Morian & Bayer-Eynck, Coesfeld

E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Für Sarah

Inhalt

Über das Buch und den Autor

Titelseite

Impressum

Widmung

Einleitung

Anmerkungen zum Kapitel

Der streunende Hund

Coup d’État

Anmerkungen zum Kapitel

Ein guter Soldat unter faulen, undisziplinierten Kameraden

Anmerkungen zum Kapitel

Ein Rädchen im Getriebe des Sozialismus

Anmerkungen zum Kapitel

Verhaftet

Anmerkungen zum Kapitel

Teil des Rudels

Ein zielloser Hund

Anmerkungen zum Kapitel

Der Wendehals

Anmerkungen zum Kapitel

Hitlers Damaskuserlebnis

Anmerkungen zum Kapitel

Endlich ein neues Zuhause

Anmerkungen zum Kapitel

Ein Familienzwist

Anmerkungen zum Kapitel

Hitlers Werkzeug

Anmerkungen zum Kapitel

Genie

Anmerkungen zum Kapitel

Hitlers Schwenk nach Osten

Anmerkungen zum Kapitel

Anführer des Rudels

Der bayerische Mussolini

Anmerkungen zum Kapitel

»Lebensraum«

Anmerkungen zum Kapitel

Anhang

Archive

Literatur

Danksagung

Feedback an den Verlag

Empfehlung

Einleitung

Der Nationalsozialismus ist aus der Verbindung der beiden großen politischen Ideen des 19. Jahrhunderts hervorgegangen. Aus der emanzipatorischen Bewegung, die im Zeitalter der Aufklärung und wankender dynastischer Reiche in den eineinhalb Jahrhunderten nach der Französischen Revolution aufkam und darauf abzielte, aus dynastischen Staaten Nationalstaaten zu machen. Und aus dem Sozialismus, der sich mit der Industrialisierung in Europa entwickelte, in deren Verlauf eine verarmte Arbeiterklasse entstand, und im Gefolge der großen Krise des Liberalismus heranreifte, ausgelöst durch den Wiener Börsenkrach 1873.

Der Nationalsozialismus war vor allem dort besonders erfolgreich, wo die wirtschaftlichen Schwankungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts auf kriselnde multiethnische dynastische Reiche trafen. Daher überrascht es kaum, dass die ersten nationalsozialistischen Parteien im Habsburgerreich entstanden. Die Tschechische National-Sozialistische Partei wurde 1898 gegründet. Die Deutsche Arbeiterpartei entstand 1903 in Böhmen und benannte sich im Mai 1918 in Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei um, nachdem sie sich in zwei Flügel gespalten hatte, der eine mit Sitz in Österreich und der andere im Sudetenland, dem deutschsprachigen Teil Böhmens. Auch Zionisten sprachen von ihren »National-sozialistischen« Träumen.1 Seinen politischen Durchbruch erlebte der Nationalsozialismus, als sich die Sozialisten während des Krieges in ganz Europa wegen der Frage stritten, ob man die Kriegsbemühungen des eigenen Landes unterstützen solle oder nicht, und Politiker, die gleichermaßen gegen den Kapitalismus wie gegen den Internationalismus eingestellt waren, mit ihren bisherigen Parteien brachen. Der große Tag der Nationalsozialisten war gekommen, als am 14. Dezember 1918 der erste Kandidat für eine nationalsozialistische Partei in ein nationales Parlament gewählt wurde. An jenem Tag stimmten 51,6 Prozent der Wähler in dem von Arbeitern geprägten Wahlkreis Silvertown nordöstlich von London für John Joseph »Jack« Jones von der National Socialist Party, damit er sie im Unterhaus vertrat.2 Der Nationalsozialismus erlebte also seinen Durchbruch in den britischen Houses of Parliament.

Deutschland dagegen war, was die Geschichte des Nationalsozialismus angeht, eine verspätete Nation. Als 1916 die britische National Socialist Party gegründet wurde, war der zukünftige Führer der deutschen nationalsozialistischen Partei noch ein unbeholfener Einzelgänger mit schwankenden politischen Vorstellungen. Adolf Hitlers Metamorphose zu einem Führer mit festen nationalsozialistischen Überzeugungen begann erst 1919. Sie erfolgte in einer Stadt, die im Vergleich zu Silvertown und vielen Städten im Habsburgerreich bis zum Ende des Ersten Weltkriegs relativ stabil geblieben war.

Erst sechs Jahre nach der Wahl von Jack Jones ins britische Unterhaus wurden die ersten Nationalsozialisten in Deutschland in den Reichstag gewählt, damals noch unter dem Banner der Nationalsozialistischen Freiheitspartei. Und erst 1928, zehn Jahre nach dem ersten britischen Parlamentsmitglied, wurden die ersten Kandidaten der NSDAP unter der Führung Adolf Hitlers in den Reichstag gewählt.

Dieses Buch erzählt die Geschichte des späten Erfolgs des Nationalsozialismus in Deutschland. Es ist die Geschichte von Adolf Hitlers Wandlung vom unbeholfenen Einzelgänger mit sich noch im Fluss befindlichen politischen Ideen zum charismatischen Führer mit extremistischen und antisemitischen Überzeugungen. Und es ist die Geschichte des politischen Wandels einer Stadt, in der Hitlers Aufstieg seinen Anfang nahm.

Anmerkungen zum Kapitel

1. Deuerlein, Aufstieg, S. 38 ff.; Fest, Hitler, S. 169.

2. Crick, Social-Democratic Federation, S. 329, 332. Ein weiterer Kandidat der National Socialist Party, D. D. Irving im Wahlkreis Burnley, wurde ebenfalls ins Parlament gewählt, allerdings mit Unterstützung der Labour Party.

Der streunende Hund