Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2019 Gopal Norbert Klein

Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7494-5896-7

www.traumaheilung.net

Das Buch (Online- und Printversion) darf gerne als Ganzes kopiert, vervielfältigt und in eigenen Seminaren und Veranstaltungen verwendet sowie online zum Download bereitgestellt werden. Eine Vervielfältigung oder Bereitstellung zum Download in Teilen oder Auszügen sowie eine kommerzielle Nutzung sind jedoch untersagt! Alle Rechte liegen bei Gopal Norbert Klein.

Veröffentlichung von Version 1.0 des E-Books: 14. November 2018

INHALT

  1. Wenn du nicht mehr weiter weißt…
  2. Die Biologie von Interaktion
  3. Vier Optionen in Beziehungen
    • 3.1 Unterdrücken
    • 3.2 Ausagieren
    • 3.3 Wegmeditieren
    • 3.4 Mitteilen
  4. Wenn ich keinen Partner habe
  5. Mitteilen ist der Schlüssel
    • 5.1 Emotionen oder Sachebene
    • 5.2 Autonomie oder Verschmelzung
    • 5.3 Das Kontinuum der Regulation
    • 5.4 Achtsamkeit im Kontakt
    • 5.5 Praxis konkret
    • 5.6 Zuhören ist heilig
    • 5.7 Hindernisse überwinden
    • 5.8 Das Mitteilen von Gedanken
    • 5.9 Energieflüsse
    • 5.10 Energiekrieg vs. Kommunikation
    • 5.11 Gemeinsam Lieben: Eltern & Kinder
    • 5.12 Eine neue Erde
    • 5.13 Hinweise für Medien
  6. Umgang mit Wut und Hass
  7. Bindungstrauma und Spiritualität
    • 7.1 Wie sich ein Trauma im persönlichen Erleben auswirken kann
    • 7.2 Traumapatienten im Satsang
    • 7.3 Satsang aus Sicht der Traumatherapie
    • 7.4 Die vielen Gedanken…
    • 7.5 Psychotherapeuten prüfen
    • 7.6 Anerkennung für deine Leistung
    • 7.7 FLOATING
  8. Ein vergessenes Mysterium
  9. Transformation durch Lesen
    • 9.1 Der Spiegel des Geistes
    • 9.2 Erleuchtung überwinden
    • 9.3 Das Brücken-Kapitel
    • 9.4 Wo finde ich Dich?
    • 9.5 Meditieren lernen – Einfach sein
    • 9.6 Öffnen für die Liebe
    • 9.7 Sex oder Bewusstsein
  10. Projekt »Lokale Gruppen«
    • 10.1 FAQ Lokale Gruppen
    • 10.2 Das G-Symbol
  11. Danke
  12. Anhang
    • 12.1 Literaturempfehlungen
    • 12.2 Kontakt/Internet

VORWORT

Dieses Buch freut sich, wenn es bei dir sein darf. Es handelt vom Schlüsselprinzip glücklicher Beziehungen und somit von der Wandlung dieser Welt zum Guten. Es ist in sich komplett und vollständig. Es enthält Aktivierungen aller Ebenen, vom Individuellen bis zum Planetaren. Das Buch beginnt mit hilfreichen Informationen, mit Kontextbildung und geht dann mehr und mehr dazu über, das Lesen selbst als Tor zum Bewusstsein werden zu lassen.

Wenn du einen Partner oder eine Partnerin hast, dann schlage ich euch vor, dieses Buch gemeinsam zu lesen. Es stellt meinen eigenen Weg dar und ist somit direkt aus erlebter Praxis geschrieben. Das, was du hier erfährst, kann nicht nur deine Partnerschaft in ein Himmelreich verwandeln, es hat auch das Potenzial, dich tiefgreifend zu transformieren, weit über alle Beziehungsthemen hinaus. Wenn du zurzeit keinen Partner hast oder noch nie eine Partnerschaft hattest, dann kann dir dieses neue Bewusstsein dazu verhelfen, dass ein wunderbarer passender Mensch in deinem Leben erscheint.

Beziehung geht nur ohne Ego, Beziehung oder Verbindung ist der Tod des Egos. Wir begeben uns auf eine Reise in die Verbindung, wobei unsere Wahrnehmung als ein getrenntes Individuum in den Hintergrund treten wird. Das bedeutet nicht, dass man sich aufgibt, sondern dass wir unser Zentrum von »ich« oder »du« hin zum Verbunden-Sein mit anderen Menschen verlagern. Dieses Leben in Verbindung ist ein Austausch auf allen Ebenen: Sprache, Körper, Geist und Energieflüsse.

Das Schlüsselprinzip lautet Ehrliche Kommunikation über das, was wir brauchen und möchten, und über das, was wir nicht wollen und nicht gut für uns ist. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Da die Umsetzung aber aufgrund von ungünstigen Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit oft schwierig ist, möchte ich diesem Thema ein ganzes Buch widmen. Es ist ein geradliniger Weg, prinzipiell einfach, jederzeit möglich und von jedem ohne spezielle Fähigkeiten machbar. Damit entspricht er dem natürlichen Fluss des Lebens, wenn man alle Konditionierungen der Gesellschaft weglässt. Insofern führt dich dieses Buch dahin zurück, wo du vielleicht als Kind gezwungen wurdest, auszusteigen. Ich komme auch immer wieder auf die Themen Entwicklungstrauma und Bindungstrauma zu sprechen, weil diese die Ursachen für alle Hindernisse in Beziehungen sind.

Darüber hinaus möchte ich einige spirituelle Aspekte vermitteln, die mir von meinen Lehrern und Lehrerinnen übertragen wurden und die ich selbst praktisch erfahren und erforscht habe. All dies geht sehr weit über die Konzepte dieser Gesellschaft hinaus. Der Gesellschaft, in der wir heute leben, fehlt jegliches tiefgründige Wissen und Verständnis über die Gesetze des Lebens, wie man gemeinsam alles zum Schönen und Guten gestalten kann.

Erst wenn wir uns auf tiefe, langfristige und glückliche Beziehungen und Gemeinschaften einlassen können, ist der Weg für Meditation und Spiritualität frei. Ohne diese Basis wird Letzteres zur Flucht vor unangenehmen Gefühlen aus der Kindheit, die durch eine fehlende Verbindung heute immer wieder reaktiviert werden.

1 WENN DU NICHT MEHR WEITER
WEISST …

Wir alle wissen nicht mehr weiter … Diese Gesellschaft und Kultur, in der wir leben, ist am Ende ihres Weges angekommen. Wir können nicht noch mehr kämpfen, arbeiten, konsumieren, Dinge und Erlebnisse anhäufen. Insofern geht es allen so, dir, mir und auch allen, die scheinbar noch ihr Leben stabil halten können. Warum sage ich das? Weil es ein kollektives Phänomen ist, wir haben die Verbindung untereinander verloren. Auch die erfolgreichen Menschen dieses Systems leiden darunter, denn es gibt keine Lösung allein, es gibt nur gemeinsame Lösungen. Und die Lösung, die wir suchen, ist ein ehrlicher Austausch über unsere tiefsten Gefühle und Empfindungen. Stattdessen leben wir aber eher wie Arbeitsroboter in einer imaginierten gnadenlosen Welt aus Leistung, Erfolg, Selbstdarstellung und Konkurrenzkampf. Das, was uns Menschen lebendig und glücklich macht, wird nicht gefördert: Familien, Frieden, Entspannung, Verbindung, Kommunikation, Natur usw.

Insofern sitzen wir alle im selben Boot. Trotzdem kann jeder individuell dieses sinkende Schiff verlassen und völlig neue Wege gehen und dabei andere unterstützen, das Gleiche zu tun. Dieses Buch ist ein Leitfaden nicht nur zur Transformation deines individuellen Lebens, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Da wir aufgrund unserer Biologie in Wahrheit alle dasselbe suchen, ist es letztlich ganz einfach. Und trotzdem ist dies das größte Tabu unserer Welt: »Ich sehne mich nach Verbundensein, Angenommensein, Austausch, Frieden, Lebendigkeit, Liebe.«

Zuerst räumen wir eine zentrale kollektive Programmierung aus dem Weg, nämlich dass du schwach, klein und ohnmächtig bist und weder in dir noch in der Welt etwas verändern kannst. Das ist das Lebensprogramm, das man dir gegeben hat, und das werfen wir jetzt als Erstes über Bord. Man hat dich angelogen über dich selbst. Das Wichtigste, was du in diesem Buch lernen kannst, ist, dass du handeln, gestalten und die Welt verändern kannst! Auch wenn es sich im Moment vielleicht anders anfühlt. Das Gefühl von klein zu sein, schwach zu sein usw. ist nicht wahr, es ist nur Teil der Matrix, die wir mit diesem Buch gemeinsam verlassen. Die Realität, die Wahrheit ist das Gegenteil, nämlich dass du nahezu unbegrenzt erschaffen und gestalten kannst!

2 DIE BIOLOGIE VON INTERAKTION

Wir Menschen gehören zur Gattung der Säugetiere. Säugetiere konnten sich in der Evolution über die Reptilien hinaus entwickeln, indem sie etwas Neues ins Spiel brachten: Zusammenarbeit!

Säugetiere haben sich als Gruppentiere entwickelt und hatten dadurch einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Reptilien. Gemeinsam und in koordinierter Zusammenarbeit waren sie den isoliert lebenden Reptilien überlegen. Hinzu kam, dass die Säugetiere sich über ein Frequenzband verständigen, welches Reptilien nicht hören konnten. Säugetiere kommunizieren über höhere Töne, als Reptilien wahrnehmen können. Somit konnten sie von den Reptilien unerkannt miteinander in Verbindung treten. All dies brachte gewaltige Vorteile in der Evolution. Auf der anderen Seite erforderte dieser Entwicklungsschritt aber auch völlig neue Fähigkeiten für das Nervensystem.

Da Säugetiere in Gruppen leben, müssen sie sich gefahrlos einander annähern können und sich gegenseitig signalisieren können, ob dies möglich ist. Unser Nervensystem und unser Gehirn entwickelten sich daher für ein Leben in Gruppen und sozialem Austausch. Ein Eingebundensein in ein Rudel, in eine Gruppe, bedeutete Sicherheit und die Möglichkeit zur Fortpflanzung. Der Ausschluss aus dem Rudel bzw. der Gruppe bedeutete in der Evolution Leiden und Tod.

Unsere Nervensysteme sind also grundlegend, physisch und biologisch, dazu angelegt, in Gruppen, sozialer Interaktion und in langfristigen Beziehungen zu leben! Für uns als Teil der Säugetierwelt gibt es keine Lösung als getrenntes, isoliertes Individuum. Isolation und fehlende soziale Interaktion bedeuten für unseren Körper extremen Stress. Insofern gibt es für uns keine Lösung oder Heilung allein, sondern das In-Verbindung-Sein *ist* die Heilung, weil es die tiefsten Schichten unseres Nervensystems beruhigt und uns dadurch in einen glücklichen Zustand versetzt. Ob wir uns glücklich und erfüllt fühlen, hängt weitgehend vom Zustand dieser tiefen Nervensystemschichten (Körper) ab und kann nur wenig durch höhere Vorgänge (Gedanken) beeinflusst werden.

Wenn wir die beiden zentralen Grundbedürfnisse unseres Nervensystems erfüllen können, Sicherheit durch Verbundensein mit anderen Menschen und Fortpflanzung, stellen sich Gefühle von Frieden, Glück und Erfüllung ein. Diese werden von tiefen Körperprozessen gespeist, die so gut wie gar nicht durch Denken, Probleme lösen und Planen zu beeinflussen sind.

Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges beschreibt diese Zusammenhänge in bisher nie dagewesener Klarheit, Tiefe und Präzision. Sie liefert ein grundlegendes Verständnis für die zwischenmenschlichen Interaktionen auf Basis biologischer Vorgänge.1


1 Vgl. Porges, S. (2017). Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit. Lichtenau/Westf.: Probst Verlag.

3 VIER OPTIONEN IN BEZIEHUNGEN

Ob eine Beziehung gelingt, sie sich immer weiter vertieft und entfaltet oder ob sie stagniert und in Frust, Resignation oder gar Trennung endet, hängt einzig und allein davon ab, ob wir es schaffen, zu einem ehrlichen Mitteilen unserer Zustände zu gelangen.

Beziehung entsteht auf der Grundlage, einem anderen Menschen über längere Zeit physisch nahe zu sein. Aus dieser physischen Nähe und den Interaktionen entwickelt sich das, was wir Beziehung nennen. Kommt es zu einem echten Austausch, hat dies tief greifende, heilsame Änderungen in unserem Nervensystem und unserer Psyche zur Folge. Glücksgefühle, Lebenssinn und Erfüllung stellen sich ein, die zu ekstatischen und transpersonalen Erfahrungen führen können.

Das Ausmaß an Glück in unserem Leben entspricht exakt dem Ausmaß an Verbindung, die wir zu anderen Menschen haben. Und das Ausmaß an Verbindung wird durch die Tiefe der Ebenen bestimmt, über die wir uns austauschen können. Verbindung ist das Glück, das wir suchen. Genau dieses Maß an Verbindungsvermögen ist das Kriterium, das Menschen als Paare zusammenbringt. Ein reines Zusammenbringen der Körper führt nicht zu Intimität und Nähe, die uns nährt. Nur das ehrliche Austauschen aller Zustände und Gefühle führt in den Beziehungshimmel. Wer eine solche Intimität gelebt hat, ist am Ziel seines Erdenlebens, er hat gelernt, zu lieben und sich lieben zu lassen, alle Barrieren seinem Partner und dem Leben gegenüber aufzugeben. Solche Menschen sind durch den Tod ihrer Egos gegangen und leben bereits hier auf Erden im Paradies.

Jedes Paar hat eine zentrale Gemeinsamkeit: der Abstand zueinander. Dieses Maß ist das, worauf sich Paare unbewusst einigen bzw. aus ihrer Kindheit in die Beziehungsgestaltung mitbringen. Jeder Partner eines Paares hat prinzipiell die gleiche Verzerrung im Nervensystem und braucht das gleiche Maß an Abstand. Das ist die eigentliche Basis, die aber meist völlig unbewusst ist. An der Oberfläche mag es unterschiedlich aussehen, z. B. dass ein Partner immer versucht, mehr Nähe herzustellen, während sich der andere distanziert. Fakt ist aber, dass beide Partner durch ihre Konstellationen das gleiche Maß an Abstand und Nähe erfahren. Es spielt also keine Rolle, wer welche Funktion an der sichtbaren Oberfläche ausübt. Für eine erfüllende Partnerschaft geht es nur darum, wie viel ehrlicher Austausch möglich ist. Das ist der zentrale Schlüssel, nur darum müssen wir uns kümmern.

Das Schöne ist nun, dass das Herstellen glücklicher Beziehungen prinzipiell tatsächlich sehr einfach ist. Das, was es zu einer Herausforderung macht, sind negative Erfahrungen mit Kontakt in unseren ersten Lebensjahren, die wir vielleicht noch nicht überwunden haben. In diesem Buch erfährst du, wie du zusammen mit deinem Partner deine Kindheit heilen und zu einem glücklichen Leben finden kannst. Denn Heilung bedeutet immer nur das Aktualisieren von Beziehungsmustern und das Erfahren, dass ein Leben in Verbindung möglich, sicher und sogar schön sein kann. Alles andere sind Symptome an der Peripherie, wie z. B. Krankheiten, um die es in Wirklichkeit gar nicht geht, sie sind nur Folgen von Nichtverbundensein.

Um zu diesem Glück zu finden, brauchen wir einen völlig neuen Umgang mit unserem Partner bzw. mit anderen Menschen. Allgemein gesagt haben wir vier Möglichkeiten, um mit dem, was im Kontakt mit anderen Menschen in uns passiert, umzugehen: Unterdrücken, Ausagieren, Meditieren oder Mitteilen. Der goldene Weg, der auf leichteste Art zum Ziel führt und uns durch das gesamte Buch führen wird, ist das ehrliche Mitteilen. Gehen wir die vier Optionen der Reihe nach durch:

3.1 UNTERDRÜCKEN

Unterdrücken ist die destruktivste Form, die es gibt, um mit inneren Bewegungen im Beziehungskontext umzugehen. Es bedeutet, das, was in uns passiert, innerlich abzuspalten, sodass wir es selbst nicht mehr wahrnehmen. Eine in uns aufkommende Wut z. B. einfach zu leugnen und dies solange zu tun, bis wir sie selbst nicht mehr spüren. Dies kann bereits seit der Kindheit geschehen und völlig automatisiert sein, sodass wir uns dieses Vorgangs bezüglich einzelner Gefühle gar nicht mehr bewusst sind. Dabei geht es immer um Gefühle und Zustände in zwei Bewegungsrichtungen: Abgrenzung und Zuwendung, also um Dinge, die wir nicht wollen, die uns nicht gut tun, und um Bedürfnisse und Wünsche an unseren Partner. Unterdrücken bedeutet, wir reagieren nicht, wir handeln nicht, wir tun so, als wäre nichts.

Wer jedoch feinfühlig ist, spürt einen solchen Konflikt des Partners im eigenen Nervensystem. Es fühlt sich sehr quälend an, denn das, was der Partner aus seinem Bewusstsein erfolgreich verbannt hat, steigt nun in der eigenen Wahrnehmung auf! Dort allerdings wahrnehmbar als diffuse Spannung und subtile Leidenszustände, die wenig greifbar sind. Insofern bewahrt man seinen Partner damit nicht vor den eigenen Abgründen, sondern viel schlimmer, er bekommt es in einer verzerrten Version zu spüren. Für Menschen, die nicht auf diesen Ebenen geschult sind, ist es praktisch unmöglich, damit adäquat umzugehen, und so mündet es zwangsläufig in äußeren Konflikten.

Ein typisches Beispiel: Die Partnerin verdrängt ihre Wut auf den Partner darüber, dass er ihr angeblich nicht genug Aufmerksamkeit gibt. Er fühlt diese Energie als diffusen Stress in seinem Körper und projiziert ihn wiederum nach außen auf seine Partnerin. Am Ende gibt es endlosen Streit über äußere Dinge, die mit der Ursache rein gar nichts zu tun haben.

Ein anderes typisches Beispiel: Der Partner verdrängt sein Bedürfnis nach Abgrenzung und Eigenleben. Die Partnerin erlebt die damit verbundene unterdrückte Wut des Partners in ihrem System und nimmt es als drohende Distanzierung wahr. Um gegenzusteuern, versucht sie nun umso mehr, den Partner zu erreichen. Eine Spirale, die wiederum in endlosen Konflikten über äußere Begebenheiten mündet, weil die entscheidenden Dinge weder bewusst wahrgenommen noch kommuniziert werden.

3.2 AUSAGIEREN

Ausagieren ist für den Körper etwas weniger destruktiv als das Unterdrücken, weil das, was in uns passiert, einen Kanal nach außen findet. Jedoch leidet dann unser Partner, was wiederum die Beziehung belastet oder zerstört. Ausagieren bedeutet, ein Gefühl, das in uns aufkommt, direkt in eine Aktion gegenüber dem Partner umzusetzen. Zum Beispiel bei Wut den Partner sofort anzuschreien oder etwas in der Wohnung kaputtzumachen. Ausagieren kann aber auch subtilere Formen annehmen wie exzessives Reden über leere mentale Inhalte oder ständiges Herumnörgeln. Auch sich zu trennen ist Ausagieren, denn Trennung passiert nur und ausschließlich dann, wenn etwas nicht kommuniziert werden kann! Auch das führt letztlich nicht zum Ziel. Ausagieren geschieht immer dann, wenn wir etwas *tun*, statt unsere Gefühle mitzuteilen. Wenn die inneren Bewegungen jedoch so stark sind, dass wir sie nicht mehr mitteilen können, geht es darum, sie auf eine nicht-destruktive Art zu kanalisieren: Briefe schreiben und dann verbrennen, in einer sicheren Umgebung die Wut rausschreien, auf ein Kissen oder Sofa einschlagen usw. Wenn sehr viel Wut seit der Kindheit festgehalten wurde, kann es sein, dass ein solches Ausagieren anfangs notwendig ist, bevor man über das, was da geschieht, überhaupt mit etwas Distanz sprechen kann.

3.3 WEGMEDITIEREN