Der Autor

Friedhelm Henke, Lehrer für Pflegeberufe, Gesundheits- und Krankenpfleger, Fachbuchautor und Dozent in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, Multiplikator der Bundesregierung zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation, Fachlehrer am Stift Cappel – Berufskolleg, Lippstadt-Cappel sowie an der LIPPSTÄDTER AKADEMIE FÜR PFLEGE UND GESUNDHEIT in der ESTA-Bildungswerk gGmbH in Lippstadt.

 

E-Mail: Friedhelm.Henke@gmx.de

Internet: www.menschenpflege.de

Friedhelm Henke

SIS®-Planungshilfe

Nach Expertenstandards, MDK-Kriterien
des neuen BI und Indikatoren der QPR

2., erweiterte und überarbeitete Auflage

Verlag W. Kohlhammer

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2., erweiterte und überarbeitete Auflage 2021

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-041290-3

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pdf:        ISBN 978-3-17-041291-0

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mobi:     ISBN 978-3-17-041293-4

Vorwort

»Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.«

Kurt Marti (1921–2017), Schweizer Pfarrer,
Schriftsteller und Lyriker

Angesichts immer neuer Vorgaben, wie den Expertenstandards vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege und dem Begutachtungsinstrument (BI) sowie den Qualitätsprüfungs-Richtlinien der Medizinischen Dienste der Krankenkassen (MDK) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV), gewinnt die Fachlichkeit des Pflegepersonals in der intraprofessionellen Pflege und Betreuung zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig sind in vielen Pflegeeinrichtungen wegen des immer dramatischer werdenden Personalmangels zahlreiche Stellen unbesetzt. Mit klaren Übersichten unterstützt diese kompakte Planungshilfe die praktische Umsetzung der SIS® (Strukturellen Informationssammlung) zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation bei knapper Besetzung und der Fülle an Reglementierungen. Ich wünsche allen gutes Gelingen und stehe bei Unklarheiten, Fragen und Anregungen gern zur Verfügung.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch die männliche Form verwendet. Dies schließt alle Geschlechter ein. Vielen Dank allen Lesenden für Ihr Verständnis.

Anröchte-Berge im März 2021
Friedhelm Henke

In Erinnerung an meine Großeltern

Inhalt

  1. Vorwort
  2. 1   SIS®-Themenfeld: Kognition und Kommunikation
  3. 1.1   Initialfrage
  4. 1.2   Erkennen von Personen aus dem näheren Umfeld
  5. 1.3   Örtliche Orientierung
  6. 1.4   Zeitliche Orientierung
  7. 1.5   Erinnern an wesentliche Ereignisse oder Beobachtungen
  8. 1.6   Steuern von mehrschrittigen Alltagshandlungen
  9. 1.7   Treffen von Entscheidungen im Alltag
  10. 1.8   Verstehen von Sachverhalten und Informationen
  11. 1.9   Erkennen von Risiken und Gefahren
  12. 1.10   Mitteilen von elementaren Bedürfnissen
  13. 1.11   Verstehen von Aufforderungen
  14. 1.12   Beteiligen an Gesprächen
  15. 1.13   Kriterien aus dem Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz
  16. 1.14   Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung
  17. 2   SIS®-Themenfeld: Mobilität und Beweglichkeit
  18. 2.1   Initialfrage
  19. 2.2   Positionswechsel im Bett
  20. 2.3   Halten einer stabilen Sitzposition
  21. 2.4   Aufstehen aus sitzender Position/Umsetzen
  22. 2.5   Fortbewegen innerhalb des Wohnbereiches
  23. 2.6   Treppensteigen
  24. 2.7   Kriterien aus dem Expertenstandard Dekubitusprophylaxe
  25. 2.8   Kriterien aus dem Expertenstandard Erhaltung und Förderung der Mobilität
  26. 2.9   Kriterien aus dem Expertenstandard Sturzprophylaxe
  27. 2.10   Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung
  28. 3   SIS®-Themenfeld: Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen
  29. 3.1   Initialfrage
  30. 3.2   Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
  31. 3.3   Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
  32. 3.4   Kriterien aus dem Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden
  33. 3.5   Kriterien aus dem Expertenstandard Schmerzmanagement bei akuten Schmerzen
  34. 3.6   Kriterien aus dem Expertenstandard Schmerzmanagement bei chronischen Schmerzen
  35. 3.7   Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung
  36. 4   SIS®-Themenfeld: Selbstversorgung
  37. 4.1   Initialfrage
  38. 4.2   Angaben zur Versorgung; Ernährung parenteral oder über Sonde; Blasenkontrolle/Harnkontinenz
  39. 4.3   Darmkontrolle, Stuhlkontinenz
  40. 4.4   Waschen des vorderen Oberkörpers
  41. 4.5   Körperpflege im Bereich des Kopfes
  42. 4.6   Waschen des Intimbereichs
  43. 4.7   Duschen und Baden einschließlich Waschen der Haare
  44. 4.8   An- und Auskleiden des Oberkörpers
  45. 4.9   An- und Auskleiden des Unterkörpers
  46. 4.10   Mundgerechtes Zubereiten der Nahrung und Eingießen von Getränken
  47. 4.11   Essen
  48. 4.12   Trinken
  49. 4.13   Benutzen einer Toilette oder eines Toilettenstuhls
  50. 4.14   Bewältigen der Folgen einer Harninkontinenz und Umgang mit Dauerkatheter und Urostoma
  51. 4.15   Bewältigen der Folgen einer Stuhlinkontinenz und Umgang mit Stoma
  52. 4.16   Ernährung parenteral oder über Sonde
  53. 4.17   Kriterien aus dem Expertenstandard Förderung der Harnkontinenz
  54. 4.18   Kriterien aus dem Expertenstandard Ernährungsmanagement
  55. 4.19   Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung
  56. 5   SIS®-Themenfeld: Leben in sozialen Beziehungen
  57. 5.1   Initialfrage
  58. 5.2   Gestaltung des Tagesablaufs und Anpassung an Veränderungen
  59. 5.3   Ruhen und Schlafen
  60. 5.4   Sich beschäftigen
  61. 5.5   Vornehmen von in die Zukunft gerichteten Planungen
  62. 5.6   Interaktion mit Personen im direkten Kontakt
  63. 5.7   Kontaktpflege zu Personen außerhalb des direkten Umfelds
  64. 5.8   Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung
  65. 6   SIS®-Themenfeld: Haushaltsführung bzw. Wohnen/Häuslichkeit (ambulant)
  66. 6.1   Initialfrage
  67. 6.2   Verlassen des Bereichs der Wohnung oder der Einrichtung
  68. 6.3   Fortbewegen außerhalb der Wohnung oder Einrichtung
  69. 6.4   Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im Nahverkehr
  70. 6.5   Mitfahren in einem Kraftfahrzeug
  71. 6.6   Teilnahme an Aktivitäten
  72. 6.7   Einkaufen für den täglichen Bedarf
  73. 6.8   Zubereiten einer Mahlzeit
  74. 6.9   Einfache Aufräum- und Reinigungsarbeiten
  75. 6.10   Aufwendige Aufräum- und Reinigungsarbeiten einschließlich Wäschepflege
  76. 6.11   Nutzung von Dienstleistungen
  77. 6.12   Umgang mit finanziellen Angelegenheiten
  78. 6.13   Umgang mit Behördenangelegenheiten
  79. 6.14   Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung
  80. 7   Erklärungen zur Entbürokratisierten Pflegedokumentation
  81. 7.1   Entbürokratisierte Pflegedokumentation
  82. 7.2   Kasseler Erklärungen
  83. 8   Bewertungskriterien
  84. 8.1   Pflegequalität der stationären Pflegeeinrichtungen gemäß Qualitätsprüfungs-Richtlinien-Transparenzvereinbarung
  85. 8.2   Pflegequalität in ambulanten Pflegeeinrichtungen gemäß Qualitätsprüfungs-Richtlinien-Transparenzvereinbarung
  86. 9   Übersichten
  87. 9.1   Module des Begutachtungsinstruments
  88. 9.2   Vier- und sechsschrittiger Pflegeprozess im Vergleich
  89. 9.3   SIS®-Themenfelder und Lebensaktivitäten im Vergleich
  90. 9.4   Inhalte der SIS®
  91. 9.5   Schwerpunkte der nationalen Expertenstandards
  92. 9.6   Erforderliche Unterlagen zur SIS®-Planung
  93. 9.7   Vordruck Maßnahmenplan – Tagesstruktur
  94. 9.8   Vordruck Stammblatt
  95. 9.9   Vordruck Biografiebogen
  96. 9.10   Vordruck Pflegeabhängigkeitsskala (PAS)
  97. 9.11   Vordruck Bewegungs- und Positionierungsplan
  98. 9.12   Vordruck Ein- und Ausfuhrbogen
  99. 9.13   Vordruck PÜdA-Skala – Pflegerische Überwachung der Arzneimittelwirkung
  100. 9.14   Vordruck Aktivierungsnachweis
  101. 9.15   Häusliche-Pflege-Skala (HPS)
  102. 9.16   Barthel-Index
  103. 9.17   Erweiterter Barthel-Index
  104. 9.18   Risikoassessment
  105. 9.19   Kontrolle von SIS®-Planungen
  106. 9.20   Gesetzesgrundlagen von SIS®-Planungen
  107. Literatur
  108. Stichwortverzeichnis

1          SIS®-Themenfeld: Kognition und Kommunikation

1.1       Initialfrage

Inwieweit ist die pflegebedürftige Person in der Lage, sich zeitlich, persönlich und örtlich zu orientieren und (situativ) zu interagieren sowie Risiken und Gefahren, auch unter Beachtung von Aspekten des herausfordernden Verhaltens, zu erkennen?

1.2       Erkennen von Personen aus dem näheren Umfeld

Die Fähigkeit, Personen aus dem näheren Umfeld wiederzuerkennen, d. h. Menschen, zu denen im Alltag regelmäßig ein direkter Kontakt besteht. Dazu gehören z. B. Familienmitglieder, Nachbarn, aber auch Pflegekräfte eines ambulanten Dienstes oder einer stationären Pflegeeinrichtung.

Ressourcen

•  … erkennt andere Personen aus ihrem näheren Umfeld unmittelbar.

Probleme

•  … erkennt bekannte Personen erst nach einer längeren Zeit des Kontaktes in einem Gespräch oder hat regelmäßig Schwierigkeiten, vertraute Personen zu erkennen.

•  … erkennt aus dem näheren Umfeld stammende Personen nur selten.

•  … erkennt auch Familienmitglieder nicht oder nur ausnahmsweise.

1.3       Örtliche Orientierung

Die Fähigkeit, sich in der räumlichen Umgebung zurechtzufinden, andere Orte gezielt anzusteuern und zu wissen, wo man sich befindet.

Ressourcen

•  … weiß, in welcher Stadt, auf welchem Stockwerk und ggf. in welcher Einrichtung er/sie sich befindet.

•  … verirrt sich nicht in den Räumlichkeiten der eigenen Wohnung oder unmittelbar im Wohnbereich der Einrichtung und findet sich auch in der näheren außerhäuslichen Umgebung zurecht.

•  … weiß, wie sie/er zu benachbarten Geschäften, zu einer Bushaltestelle oder zu einer anderen nahe gelegenen Örtlichkeit gelangt.

Probleme

•  … hat Schwierigkeiten, sich in der außerhäuslichen Umgebung zu orientieren.

•  … hat Schwierigkeiten, nach dem Verlassen des Hauses den Weg wieder zurückzufinden.

•  … hat auch in der gewohnten Wohnumgebung Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden.

•  … erkennt regelmäßig genutzte Räumlichkeiten und Wege in der eigenen Wohnung nicht immer.

•  … ist selbst in der eigenen Wohnumgebung regelmäßig auf Unterstützung angewiesen, um sich zurechtzufinden.

1.4       Zeitliche Orientierung

Die Fähigkeit, zeitliche Strukturen zu erkennen. Dazu gehören Uhrzeit, Tagesabschnitte (Vormittag, Nachmittag, Abend usw.), Jahreszeiten und die zeitliche Abfolge des eigenen Lebens. Aufschluss über die Fähigkeit zur zeitlichen Orientierung geben Antworten auf die Frage nach der Jahreszeit, dem Jahr, dem Wochentag, dem Monat oder der Tageszeit.

Ressourcen

•  … kann sich ohne nennenswerte Beeinträchtigungen zeitlich orientieren.

Probleme

•  … ist die meiste Zeit über zeitlich orientiert, aber nicht durchgängig und hat Schwierigkeiten, ohne äußere Orientierungshilfen (Uhr/Dunkelheit u. a.) die Tageszeit zu erkennen.

•  … ist die meiste Zeit nur in Ansätzen zeitlich orientiert und auch unter Nutzung äußerer Orientierungshilfen zumeist nicht in der Lage, die Tageszeiten zu erkennen, zu denen regelmäßig bestimmte Ereignisse (z. B. Mittagessen) stattfinden.

•  … hat kaum oder kein Verständnis für zeitliche Strukturen und Abläufe.

1.5       Erinnern an wesentliche Ereignisse oder Beobachtungen

Die Fähigkeit, sich an kurz oder auch länger zurückliegende Ereignisse oder Beobachtungen zu erinnern. Dazu gehört, dass die Person z. B. weiß, was sie zum Frühstück gegessen hat oder mit welchen Tätigkeiten sie den Vormittag verbracht hat. Im Hinblick auf das Langzeitgedächtnis geht es bei Erwachsenen z. B. um die Kenntnis des Geburtsjahres, des Geburtsorts oder wichtiger Bestandteile des Lebensverlaufs wie Eheschließung und Berufstätigkeit.

Ressourcen

•  … kann über kurz zurückliegende Ereignisse Auskunft geben oder durch Handlungen und Gesten signalisieren, dass sie/er sich erinnert.

•  … hat keine nennenswerten Probleme, sich an Ereignisse aus der eigenen Lebensgeschichte zu erinnern.

•  … hat nicht alle, aber besonders wichtige Ereignisse aus der eigenen Lebensgeschichte präsent.

Probleme

•  … hat Schwierigkeiten, sich an manche kurz zurückliegende Ereignisse zu erinnern oder muss hierzu länger nachdenken.

•  … vergisst kurz zurückliegende Ereignisse häufig.

•  … ist nicht oder nur selten in der Lage, sich an Ereignisse, Dinge oder Personen aus der eigenen Lebensgeschichte zu erinnern.

1.6       Steuern von mehrschrittigen Alltagshandlungen

Die Fähigkeit, zielgerichtete Handlungen des Lebensalltags, die eine Abfolge von Teilschritten umfassen, zu steuern. Die Betonung liegt in diesem Fall auf dem Begriff Alltagshandlungen. Gemeint sind zielgerichtete Handlungen, die diese Person täglich oder nahezu täglich im Lebensalltag durchführt oder durchgeführt hat, wie z. B. das komplette Ankleiden, Kaffeekochen oder Tischdecken.

Ressourcen

•  … ist in der Lage, die erforderlichen Abfolgeschritte von Alltagshandlungen selbstständig in der richtigen Reihenfolge auszuführen oder zu steuern, sodass das angestrebte Ergebnis der Handlung erreicht wird.

Probleme

•  … verliert manchmal den Faden und vergisst, welcher Handlungsschritt der nächste ist; mit einer Erinnerungshilfe wird die Handlung aber selbstständig fortgesetzt.

•  … hat erhebliche Schwierigkeiten, verwechselt regelmäßig die Reihenfolge der einzelnen Handlungsschritte oder vergisst einzelne notwendige Schritte.

•  … beginnt mehrschrittige Alltagshandlungen erst gar nicht oder gibt nach den ersten Versuchen direkt wieder auf.

1.7       Treffen von Entscheidungen im Alltag

Die Fähigkeit, folgerichtige und geeignete Entscheidungen im Alltag zu treffen. Dazu gehört z. B. die dem Wetter angepasste Auswahl der Kleidung, die Entscheidung über die Durchführung von Aktivitäten wie Einkaufen, Familienangehörige oder Freunde anrufen, einer Freizeitbeschäftigung nachgehen.

Ressourcen

•  … trifft in unbekannten Situationen folgerichtige Entscheidungen, beispielsweise beim Umgang mit unbekannten Personen, die an der Haustür klingeln.

•  … kann im Rahmen der Alltagsroutine oder in zuvor besprochenen Situationen Entscheidungen treffen.

Probleme

•  … hat Schwierigkeiten, in unbekannten Situationen Entscheidungen zu treffen.

•  … trifft in der Regel nur ungeeignete Entscheidungen, mit denen kein bestimmtes Ziel erreicht werden kann (z. B. will bei Minusgraden in leichter Bekleidung im Freien spazieren gehen).

•  … kann Entscheidungen auch mit Unterstützungen (Aufforderung, Anleitung, Aufzeigen von Handlungsoptionen) nicht mehr oder nur selten treffen.

1.8       Verstehen von Sachverhalten und Informationen

Die Fähigkeit, Sachverhalte zu verstehen und Informationen inhaltlich einordnen zu können. Hier geht es um Ereignisse und Inhalte, die Bestandteil des Alltagslebens der meisten Menschen sind. Gemeint ist etwa die Fähigkeit, zu erkennen, dass man sich in einer bestimmten Situation befindet, z. B. gemeinschaftliche Aktivitäten mit anderen Menschen, Versorgung durch eine Pflegekraft sowie die Fähigkeit, Informationen zum Tagesgeschehen aus den Medien, z. B. Fernseher und Tageszeitung, aufzunehmen und inhaltlich zu verstehen. Gleiches gilt für mündlich von anderen Personen übermittelte Informationen.

Ressourcen

•  … kann Sachverhalte und Informationen aus dem Alltagsleben ohne nennenswerte Probleme verstehen.

•  … kann einfache Sachverhalte und Informationen nachvollziehen.

Probleme

•  … hat Schwierigkeiten, komplizierte Sachverhalte und Informationen zu verstehen.

•  … kann auch einfache Informationen häufig nur verstehen, wenn sie wiederholt erklärt werden.

•  … gibt weder verbal noch nonverbal zu erkennen, dass er/sie Situationen und übermittelte Informationen verstehen kann.

1.9       Erkennen von Risiken und Gefahren

Die Fähigkeit, Risiken und Gefahren zu erkennen. Dazu gehören Gefahren wie Strom- und Feuerquellen, Barrieren und Hindernisse auf dem Fußboden bzw. auf den Fußwegen, eine problematische Beschaffenheit des Bodens (z. B. Glätte) oder Gefahrenzonen in der außerhäuslichen Umgebung (z. B. verkehrsreiche Straßen, Baustellen).

Ressourcen

•  … erkennt Risiken und Gefahrenquellen im Alltagsleben ohne Weiteres.

•  … erkennt Risiken und Gefahrenquellen innerhalb der vertrauten innerhäuslichen Wohnumgebung.

Probleme

•  … hat Schwierigkeiten, Risiken und Gefahrenquellen in ungewohnter Umgebung (z. B. Straßenverkehr) zu erkennen.

•  … erkennt Risiken und Gefahrenquellen auch in der gewohnten Wohnumgebung oft nicht oder nur kaum.

1.10       Mitteilen von elementaren Bedürfnissen

Fähigkeit, elementare Bedürfnisse verbal oder nonverbal mitzuteilen. Das beinhaltet, sich bei Hunger oder Durst, Schmerzen oder Frieren bemerkbar zu machen. Bei Sprachstörungen kann dies ggf. durch Laute, Mimik oder Gestik bzw. unter Nutzung von Hilfsmitteln erfolgen.

Ressourcen

•  … äußert Bedürfnisse.

•  … äußert auf Nachfrage elementare Bedürfnisse.

•  … kann elementare Bedürfnisse nonverbal (mittels Gestik, Mimik, Lautäußerungen) mitteilen.

•  … kann nach entsprechender Stimulation und Anleitung elementare Bedürfnisse mittels Zustimmungs- oder Ablehnungsreaktionen deutlich machen.

Probleme

•  … äußert Bedürfnisse nicht immer von sich aus.

•  … äußert von sich aus keine elementaren Bedürfnisse.

•  … äußert (auch nonverbal) keine oder nur wenige Bedürfnisse und kann weder Zustimmung noch Ablehnung signalisieren.

1.11       Verstehen von Aufforderungen

Die Fähigkeit, Aufforderungen im Hinblick auf alltägliche und elementare Grundbedürfnisse zu verstehen. Dazu gehören z. B. Essen, Trinken, sich kleiden, sich beschäftigen, Ausscheiden.

Ressourcen

•  … versteht Aufforderungen und Bitten zu alltäglichen Grundbedürfnissen.

•  … versteht einfache Aufforderungen und Bitten.

•  … zeigt Zustimmung oder Ablehnung mittels nonverbalen Aufforderungen (Berührungen oder Geleiten an den Esstisch).

Probleme

•  … versteht Aufforderungen und Bitten in nicht alltäglichen Situationen ohne nähere Erklärung, ohne deutliche Ansprache und/oder Wiederholungen sowie ohne Zeichen-/ Gebärdensprache oder ohne Schrift nicht.

•  … kann Anleitungen und Aufforderungen kaum oder nicht verstehen.

1.12       Beteiligen an Gesprächen

Die Fähigkeit, in einem Gespräch Gesprächsinhalte aufzunehmen, sinngerecht zu antworten und zur Weiterführung des Gesprächs Inhalte einzubringen.

Ressourcen

•  … kommt in Einzel- und Gruppengesprächen gut zurecht.

•  … zeigt Eigeninitiative und Interesse und beteiligt sich an Gesprächen.

Probleme

•  … ist in Gesprächen mit Gruppen überfordert, verliert dann den Faden, hat dann regelmäßig Wortfindungsstörungen.

•  … ist auf deutliche Ansprache und auf Wiederholungen von Worten und Sätzen angewiesen.

•  … kann auch einem Einzelgespräch nicht folgen und/oder sich daran nur mit einzelnen Worten beteiligen.

•  … zeigt wenig Eigeninitiative; reagiert auf Ansprache mit wenigen Worten; weicht in der Regel vom Gesprächsinhalt ab, führt mehr ein Selbstgespräch; ist durch Umgebungseinflüsse rasch ablenkbar.

•  … kann (auch nonverbal) kein oder kaum ein Gespräch mit einer Person führen, das über eine einfache Mitteilung hinausgeht.

1.13     Kriterien aus dem Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz

•  Schrittweise kriteriengestütztes pflegefachliches Erfassen von mit der Demenz einhergehenden Unterstützungsbedarfen in der Lebensgestaltung (zu Beginn des Pflegeauftrages und anlassbezogen).

•  Erkennen, Schaffen und Berücksichtigen von Rahmenbedingungen für personzentrierte Angebote und Beachtung der Vorlieben und Kompetenzen des Menschen mit Demenz.

•  Planung von individuell angepassten personzentrierten Maßnahmen auf Basis einer Verstehenshypothese unter Einbeziehung des Menschen mit Demenz und seiner Angehörigen sowie allen beteiligten Berufsgruppen.

•  Koordination von Angeboten und Durchführung von beziehungsfördernden und -gestaltenden Maßnahmen unter Einbeziehung der Angehörigen und anderer Berufsgruppen.

1.14       Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung

1.14.1   Explizite Maßnahmenschwerpunkte

1.14.1.1  Selbstbestimmung

Erfassung der Wünsche und Bedürfnisse des Pflegebedürftigen aus seiner eigenen Perspektive (der/die Pflegebedürftige hat auch das Recht, Pflegemaßnahmen abzulehnen):

•  biografieorientierte Pflegemaßnahmen und Tagesstrukturierungen,

•  gezielte Bewegungsförderung zur Vermittlung eines Gefühls von Freiheit und Selbstbestimmung sowie Berücksichtigung der Wünsche des Pflegebedürftigen.

Erfassung der Wünsche und Bedürfnisse des Pflegebedürftigen

•  aus der Perspektive der Angehörigen und der Bezugspersonen oder des gesetzlichen Betreuers, da nicht alle demenziell erkrankten Pflegebedürftigen ihre Wünsche ausreichend äußern können.

1.14.1.2  Individuelle Orientierungshilfen

Konzept zur orientierungsfördernden und individuellen Milieugestaltung (der Zimmer und Aufenthaltsräume und der Außenflächen) mit:

•  örtlichen Orientierungshilfen (Unterstützung der individuellen Raumgestaltung),

•  zeitlichen Orientierungshilfen (Kalender, Uhren),

•  situativen Orientierungshilfen (Tagesstrukturierung),

•  persönlichen Orientierungshilfen (persönliche Fotos und Erinnerungsgegenstände).

1.14.1.3  Ermittlung und Dokumentation, Auswertung und Anpassung des Wohlbefindens von Menschen mit Demenz

•  Ermittlung der Bedürfnisse und Gefühle sowie der Handlungen und Aktivitäten, welche die Zufriedenheit des Pflegebedürftigen fördern.

•  Aussagen des Pflegebedürftigen zu seinem Wohlbefinden erfassen.

1.14.1.4  Überschaubares Pflegeteam

•  Auf den Dienst-/Tourenplan mit separater Spalte »Wunsch-Personal« und/oder Spalte »Bezugspflegeteam« hinweisen.

•  Auf die Übersicht »Interne Bezugspflegeteams« hinweisen.

1.14.2   Textbausteine von A–Z zur Maßnahmenplanung

Bitte jeweils differenziert inklusive »Wer/Wie/Was/Wann/ggf. Wo/Wie oft?« formulieren!