Jürgen W. Goldfuß
Endlich Chef - was nun?
Was Sie in der neuen Position wissen müssen
Über das Buch
Wer befördert und zum ersten Mal mit Personalverantwortung betraut wird, ist häufig unvorbereitet und weiß nicht, was auf ihn oder sie zukommt. Eine systematische Vorbereitung auf die neue Rolle findet in den meisten Unternehmen, vor allem im Mittelstand, wenig oder gar nicht statt. Und so kann es sein, dass beispielsweise in Zeitungshäusern aus guten Redakteuren und brillanten Schreibern schlechte Redaktionsleiter und inkompetente Chefs werden. Das Ergebnis ist doppelt bitter: Die Zeitung verliert eine gute Fach- und erhält eine miserable Führungskraft. Die neue Chef-Position erfordert viel mehr als reines Fachwissen: Es kommt vor allem auf Kommunikationsfähigkeit an.
Über den Autor
Jürgen W. Goldfuß ist selbstständiger Trainer für Führungskräfte. Er hält Seminare in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
»Endlich Chef – was nun?« – Wie wahr, wie wahr ist dieser plakative Titel! Jeder von Ihnen, der bereits die Stufen zum »Chef sein« erlebt hat, weiß, dass die Übernahme von Führungsaufgaben eine der größten Herausforderungen in unserer beruflichen und noch viel mehr in unserer persönlichen Entwicklung ist. Können Sie sich noch an die Zeiten erinnern, in denen Sie gemeinsam mit Ihren Kolleginnen und Kollegen zum Essen gegangen sind, gemeinsam am Abend gekegelt haben? Sie waren ein Team und gehörten einfach zusammen! Und dann wurden Sie befördert. Sie sind von einem Tag auf den anderen zum Teamleiter, Abteilungsleiter oder vielleicht sogar zum Geschäftsführer ernannt worden. Und plötzlich sah Ihre Welt anders aus. Sie gingen mittags immer öfter allein essen, erfuhren vielleicht erst am nächsten Tag, dass Ihre Kollegen am Abend zuvor gemeinsam einen netten Abend in ihrem Lieblings-Italiener hatten… Um mit vielen dieser neuen Situationen umgehen zu lernen, ist eines besonders wichtig – Ihre persönliche Einstellung, Ihre Motivation zum »Chef sein«.
Für mich persönlich ist »Chef sein« eine wichtige Basis, wenn nicht sogar ein wesentlicher Vorteil, um Dinge voran zu bringen, neue Ideen im Team umzusetzen, Menschen zu fördern und zu entwickeln. Führen kann eine gottgegebene Begabung sein, doch für die meisten gilt eher der Leitspruch »Auch Führen will gelernt sein!« Und genau das ist möglich.
Als Agentur, die Unternehmer bei der Wahl des passenden Referenten für ihre individuellen Weiterbildungskonzepte begleitet, erleben wir tagtäglich, dass das Thema Führung zu den Top 3 Themen gehört. Wiederkehrende Fragen sind dabei: Was ist meine Rolle als Führungskraft? Wie kommuniziere ich richtig mit meinen Mitarbeitern? Wie stelle ich mich auf die unterschiedlichsten Typen ein? Wie gehe ich mit dem stetigen Wandel um? Gerade in Zeiten, in denen das Personal das wichtigste Kapital eines erfolgreichen Unternehmens ist, werden natürlich auch die Persönlichkeit und die Fähigkeit der Führungskraft, ihre Mitarbeiter zu motivieren und langfristig ans Unternehmen zu binden, immer wichtiger.
Jürgen W. Goldfuß ist es mit diesem Buch auf hervorragende und sehr praxisorientierte Art und Weise gelungen, Menschen, die frisch zur Führungskraft ernannt wurden, einen Ratgeber mit an die Hand zu geben. Sie finden auf den nächsten Seiten einen wunderbaren Leitfaden mit entsprechenden Übungen, den auch ich als erfahrener Chef von Situation zu Situation gerne immer wieder zur Hand nehme. Man merkt bei Jürgen W. Goldfuß einfach, dass er sowohl als Referent als auch Prozessbegleiter Unternehmen und Führungskräfte seit vielen Jahren begleitet.
Nun wünsche ich Ihnen erst einmal eine inspirierende Lesezeit und viel Erfolg beim Entwickeln Ihrer Führungspersönlichkeit.
Gerd Kulhavy
Gründer und Geschäftsführer der Speakers Excellence Gruppe
Herbst 2011
Pressemitteilungen können schockieren. »80 Prozent der Mitarbeiter sind unzufrieden mit ihrem Vorgesetzten.« »Jeder fünfte Arbeitnehmer kann seinen Vorgesetzten nicht ausstehen.« »Neun von zehn Angestellten hegen aufgrund tiefgreifender negativer Erfahrungen sogar eine innere Missstimmung gegen ihren Chef.«
Dies sind deutliche Alarmsignale. Vor allem, wenn die Bedeutung der Mitarbeiter für das Wohlergehen eines Unternehmens immer wieder betont wird: »Das Kapital Ihres Unternehmens steckt in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter.« Eine schlechtere Kapitalverzinsung kann man sich kaum vorstellen.
Wenn Sie, liebe Leserin oder lieber Leser, dieser Widerspruch beunruhigt, und wenn Sie Verantwortung – nicht nur für Ihr Budget – übernehmen wollen, dann halten Sie die richtige Lektüre in der Hand.
Warum dieses Buch?
Die Idee zu diesem Buch ist aus einer Seminarreihe erwachsen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz innerhalb von zwei Jahren von mehr als 2000 Teilnehmern besucht wurde. Angesprochen waren Personen, die soeben ihre Beförderung in eine Führungsposition feiern konnten – oder aber kurz vor diesem Schritt standen. Bei den Seminaren fiel die hohe Anzahl von Teilnehmenden im mittleren Alter auf. Sahen so Nachwuchsführungskräfte aus?
Bei Gesprächen unter vier Augen stellte sich heraus, dass diese Personen schon seit einiger Zeit aktiv führten, und zwar Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Als Grund für ihren Seminarbesuch nannten sie meist den folgenden: »Ich wollte mal sehen, ob ich alles richtig mache. Ein Führungstraining habe ich nämlich nie erhalten.« Bei Beförderungen innerhalb des Unternehmens gab es vielleicht einen aufmunternden Tipp des Vorgesetzten: »Sie machen das schon richtig.« Bei Neueinstellungen, also beim Einstieg von außen, ging man ohnehin davon aus, dass der Bewerber die erforderlichen Fähigkeiten mitbringt und in seine Aufgabe hineinwächst. Und wenn der Wechsel innerhalb des Familienunternehmens anstand, dann war der Senior sowieso davon überzeugt, dass der Junior das auch irgendwie schafft, schließlich hatte er ja ein leuchtendes Vorbild.
Woher aber wollen Sie wissen, was richtig und was falsch ist? Wie können Sie sich Ihren Mitarbeitern gegenüber verhalten? Wie setzen Sie sich durch? Müssen Sie Ihr Verhältnis zu den bisherigen Kollegen ändern? Wie sind Mitarbeiter zu motivieren? Kann man einen anderen Menschen überhaupt motivieren? Wie meistert man Krisensituationen?
Jede neue Führungskraft steht vor einer Vielzahl von Fragen. Holen Sie sich aus diesem Buch das Rüstzeug zum Vorgesetzten: gleich, ob Sie von außen kommen oder innerhalb des Unternehmens befördert werden. Erfahren Sie, wie Sie mit Ihren Mitarbeitern – ob mit einer Gruppe, mit einem Team oder mit Einzelkämpfern – erfolgreich die Aufgaben der Zukunft meistern. Wenn Ihnen an dem einen oder anderen Punkt vielleicht Zweifel kommen, ob Sie die vorgeschlagenen Änderungen tatsächlich durchführen können, denken Sie daran, dass Sie jetzt am Lenkrad sitzen. Und innerhalb der Regeln der »Straßenverkehrsordnung« bestimmen Sie, wohin und wie schnell gefahren wird – und wann Ruhepausen einzulegen sind. Sie haben das Steuer in der Hand – fahren Sie los.
Es seien einige Hinweise erlaubt. Sie werden der Einfachheit halber in diesem Buch nur von Mitarbeitern lesen und auch Wort- und Satzungetüme wie MitarbeiterInnen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermissen. Dies ist kein Ausdruck fehlender Wertschätzung, denn wir meinen mit der männlichen Formulierung selbstredend beide Seiten. Laut der Forschungsgruppe Deutsche Sprache schließt das generische Maskulinum bei Berufsbezeichnungen und Substantiven, die den Träger eines Geschehens bezeichnen, auch weibliche Personen mit ein. So wird wahrscheinlich niemand seine Hausärztin mit »Frau Doktorin« ansprechen.
Soweit zum Thema Anrede im Buch. In Ihrer Führungspraxis sollten Sie allerdings schon auf eine »geschlechtsadäquate« Anrede achten. So wird sich eine Gruppe von Mitarbeiterinnen kaum von der Begrüßung »Liebe Mitarbeiter« angesprochen fühlen. Auf der anderen Seite freuen sich die männlichen Kollegen natürlich, wenn ihre Chefin eine Ansprache eröffnet mit den Worten »Meine sehr geehrten Herren und Damen«.
Die Kapitel beginnen mit den wichtigsten Fragen, die sich jeder stellt, der eine Führungsposition zum ersten Mal übernimmt. Der eine oder andere Punkt in diesem Buch kommt Ihnen vielleicht schon bekannt vor. Das ist nicht verwunderlich, denn Film, Funk, Fernsehen und Presse berichten immer wieder medienwirksam über Schlagworte, die mit dem Wirtschaftsstandort Deutschland zu tun haben. Und das ist gut so. Denn der Einfluss qualifizierter Führungskräfte auf eine im Umbruch befindliche Wirtschaft, es sei das Stichwort Globalisierung erlaubt, wird immer bedeutender. Die Änderungsgeschwindigkeit im Wirtschaftsleben steigt. Um so wichtiger sind Führungskräfte, die mit den richtigen Spielregeln vertraut sind.
Für Sie als Lesende ist es wichtig, dass Sie nach der Lektüre des Buches die Dinge konkret in die Tat umsetzen, denen Sie dann vielleicht eine andere Bedeutung zumessen. Den größten Nutzen von diesem Buch erhalten Sie, wenn Sie es von vorn bis hinten Schritt für Schritt durcharbeiten, wie ein Lehrbuch. Als Nachschlagewerk bei Fragen zur Führung empfiehlt sich das Buch Souverän als Chef vom selben Autor.
Das Buch wurde für »Anfänger« geschrieben. Wenn die Profis auch noch einige Tipps mitnehmen können, um so besser für alle – vor allem für die betroffenen Mitarbeiter.
Bevor es endgültig losgeht, möchte ich zwei Zitate anführen, die Ihnen zeigen, wie Sie als frisch gebackene Führungskraft die Kommunikation in unserer Gesellschaft mit beeinflussen können.
Das erste Zitat stammt von einem japanischen Unternehmensberater, der viele Erfahrungen in Deutschland sammeln konnte: »Der Unterschied zwischen einem deutschen Unternehmen und einem Kasernenhof liegt in der Uniform.«
Nicht sehr schmeichelhaft, oder?
Das zweite Zitat stammt von einem amerikanischen Kollegen, der ebenfalls lange in Deutschland tätig war. »Wenn in den USA jemand zum Chef ernannt wird, dann fragt man ihn: ›Wie viele Leute arbeiten jetzt mit dir?‹ In Deutschland lautet die Frage: ›Wie viele Leute arbeiten jetzt unter dir?‹« Mit oder unter? Das sollte uns mitunter zu denken geben.
Entwickeln und verbessern Sie Ihren eigenen Führungsstil. Sorgen Sie mit dafür, dass Menschen gerne zur Arbeit gehen und sich am Arbeitsplatz wohl fühlen. Davon profitieren wir alle.
Und nun viel Spaß bei der Lektüre von Endlich Chef – was nun?