Entdecke die Welt der Piper Fantasy:
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Karen Gerwig
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe
1. Auflage 2012
ISBN 978-3-492-95897-4
© 2010 A. Lee Martinez
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Divine Misfortune«, Orbit, New York 2010
Deutschsprachige Ausgabe:
© Piper Verlag GmbH, München 2012
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
Umschlagabbildung: Kevin Keele
Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Für Mom und den DFWWW – aus den üblichen Gründen.
Für Sally, einfach, weil ich weiß, dass sie total
begeistert sein wird, in einer Widmung erwähnt zu werden. Und jeder, der es so
lange mit mir aushält, verdient eine gewisse Anerkennung.
Für World of Warcraft. For the Horde!
Für mich, weil es eine Weile her ist, dass ich mir
ein Buch selbst gewidmet habe, und verdammt, mit dem hier hab ich es mir
wirklich verdient!
Und für Squirrel Girl,
die größte Superheldin aller Zeiten. Es stimmt – sie hat Thanos wirklich im
Alleingang besiegt. So will es die Kontinuität. Also hört auf zu heulen!
EINS
»Hallo. Mein Name ist Anubis. Ich mag lange Strandspaziergänge, überführe gern die Seelen Verstorbener in die Unterwelt und schätze die Kinokunst von Mr Woody Allen.«
Teri verzog das Gesicht und drückte die Pausentaste. »Igitt!«
»Was? Stimmt mit dem was nicht?« Nachdem er sich seit einer Stunde Internetvideos angesehen hatte, wurde Phils Geduldsfaden allmählich immer dünner. Es sah so aus, als könnte seiner Frau kein Gott gut genug sein.
»Sieh ihn dir doch an!«, erwiderte sie. »Er hat einen Hundekopf!«
»Schakal«, korrigierte Phil. »Es ist ein Schakalkopf.«
Sie runzelte die Stirn. »Iiih. Das ist ja noch schlimmer!«
»Wieso ist das schlimmer?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Ist einfach so. Ich meine, Hunde sind wenigstens nett. Aber Schakale … was lässt sich schon Nettes über Schakale sagen?«
»Er ist kein Schakal, Schatz«, sagte er mit einer gewissen Schärfe in dem Kosewort. »Er hat nur einen Schakalkopf.« Er liebte seine Frau innig, aber jetzt machte sie das Ganze kompliziert. Wäre es nach ihm gegangen, er hätte einfach irgendeinen ausgesucht. Für ihn hätte es jeder x-beliebige pflegeleichte Gott getan.
»Aber was ist das mit der Kinokunst von Mr Woody Allen?«
»Du magst doch Woody Allen«, gab Phil zurück.
»Ja, ich mag ihn. Aber wer sagt schon Kinokunst?«
»Jetzt wirst du spitzfindig.«
»Aber es ist wichtig! Die Worte, die jemand wählt, sagen viel über ihn aus. Und Leute, die Kinokunst sagen, sind prätentiös.«
Er verdrehte die Augen. »Er ist ein Gott. Er darf prätentiös sein.«
»Aber nicht mein Gott. Nein, danke!«
Phil scrollte durch Anubis’ Profil. »Er ist gar nicht so schlecht. Ich finde, wir sollten uns bei ihm anmelden, solange wir können.«
Teri sah ihn mit kühlem Blick an. Sie wählte diesen Blick nicht oft, aber er bedeutete, dass sie sich nicht umstimmen ließ. Er hatte sowieso keine Lust, deswegen zu streiten. Es gab noch massenhaft andere Götter. Irgendwo in den Hunderten von Profilen musste es schließlich einen geben, an dem sie nichts auszusetzen hatte.
Dabei hatte sie recht. So eine Entscheidung traf man nicht leichthin. Die Kette der Ereignisse, die ihn dazu gebracht hatte, die digitalen Seiten von Pantheon.com zu studieren, des zweitgrößten Gottheiten-Vermittlungsportals im Internet, hatte ihn das nicht vergessen gemacht.
Zuerst war da die Beförderung gewesen. Er war mal wieder übergangen worden. Die vierte offene Stelle in genauso vielen Monaten. Stattdessen hatte dieser Arschkriecher von Bob den Schritt auf der Firmenleiter nach oben gemacht – und nicht Phil. Phil hatte sich im Schleimen geübt und machte es inzwischen verdammt gut. Besser als Bob. Sogar so gut, dass er seine Empörung heruntergeschluckt hatte und in Bobs neues Eckbüro rübergegangen war, um seinem neuen Chef zu gratulieren.
Er hatte Bob dabei ertappt, wie er über einen kleinen Altar gebeugt etwas auf Sumerisch intonierte.
»Hallo, Phil.« Das Gesicht voll von schwarzer und roter Farbe, lächelte Bob.
»Hallo, Sir«, erwiderte Phil und tat sein Möglichstes, nicht verärgert zu klingen. »Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Ich komme später wieder.«
»Oh, bitte. Keine Sorge.« Beiläufig winkte er in Richtung Altar ab. »Fünf Minuten werden den alten Knaben nicht umbringen.«
Phil beugte sich im Türrahmen vor, auf der Kante zu Bobs Eckbüro mit seinem plüschigen Teppichboden und dem widerlich großen Schreibtisch, der ohne Frage aus irgendeinem seltenen und teuren Holz gearbeitet war, das Phil zwar nicht kannte, das er Bob aber dennoch verübelte. Er versuchte, die hübsche Aussicht auf den Park direkt unter dem Fenster nicht zu bemerken.
»Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte Bob.
»Wollte nur gratulieren. Sie haben es verdient.«
»Danke. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass nicht Sie die Beförderung bekommen haben. Ich war mir sicher, das gemästete Kalb, das ich dem alten Baal geopfert habe, würde nicht reichen. Was haben Sie geopfert?«
»Nichts.«
»Ah, das erklärt es natürlich. Wissen Sie, es schadet nicht, den Opferaltar dann und wann ein bisschen zu beflecken. Hält die Jungs da oben bei Laune.«
»Ich habe keinen.« Phil verschränkte die Arme so fest, dass er sich beinahe den Blutkreislauf abquetschte. »Einen alten Jungen, meine ich.«
»Ehrlich?« Ein neugieriger Ausdruck huschte über Bobs Gesicht, als hätte Phil eben zugegeben, er sei in Wirklichkeit ein Juwelendieb und Transvestitenclown. »Sie sollten sich wirklich einen besorgen. Absolute Notwendigkeit. Ich versteh nicht, wie man ohne ein bisschen Hilfe von oben klarkommen kann.«
Das allein hatte aber noch nicht genügt, Phil zu einer Entscheidung zu bringen.
Auf der Autofahrt nach Hause hatte er, abgelenkt durch seine Sorgen, einen kleinen Unfall mit Blechschaden gehabt. Der Schaden war nicht groß, nur eine Delle in der Stoßstange und eine hässliche Schramme im Lack. Aber der Wagen des anderen Fahrers hatte keinen einzigen Kratzer abbekommen.
Der andere Fahrer zog ein eigentümliches Messer heraus und schnitt sich damit in die Handfläche, um das Blut seinem Gott zu opfern, während er intonierte: »Gepriesen sei Marduk, der meine Versicherungsprämien niedrig hält.«
Phil kam zu Hause an. Als er in die Einfahrt fuhr, war das Erste, was er bemerkte (es war immer das Erste, was er bemerkte), sein Rasen. Er verspottete ihn: ein Symbol seines vielversprechenden Lebens, einst grün und gedeihend, jetzt grünbraun und welk. Er goss und düngte ihn. Hatte sogar einen Spezialisten hinzugezogen. Aber der Rasen starb, und er konnte nichts dagegen tun. Ihn tröstete allein die Tatsache, dass auch sonst keiner in der Nachbarschaft sein Gras zum Wachsen brachte. Da steckte etwas in der Erde, ein alter Fluch, den Coyote auf diesen Flecken Land gelegt hatte: für die Ungerechtigkeiten, die die amerikanischen Ureinwohner von den Europäern zu erleiden gehabt hatten. Die Ureinwohner bekamen die Windpocken und die Vorstädte gelbes Gras. Eine geringe Strafe für den Diebstahl eines Kontinents, musste Phil zugeben. Aber dennoch ärgerlich.
Nur dass seine Nachbarin Ellen heute einen saftig-grünen Rasen hatte.
Phil brauchte gar nicht erst zu raten, was passiert war. Die einen Meter zwanzig große Göttinnenstatue aus Marmorimitat sagte ihm alles, was er wissen musste.
Als Ellens Wagen in ihre Einfahrt fuhr, bemerkte sie Phil, der ihren Rasen beäugte.
»Ziemlich cool, was?«
Er unterdrückte einen Schrei. »Ich dachte, Sie hätten schon einen Gott. Diesen sonderbaren. Den mit den Hörnern und den neun Armen.«
»Oh, klar. Das läuft auch noch ganz gut, aber er ist ein eifersüchtiger alter Ziegenbock«, sagte sie. »Nur leider macht er keinen Rasen. Also habe ich mir einfach einen externen Service geholt. Sie stellen die Statue auf, bringen die Opfergaben dar, und mein Gott wird nicht eifersüchtig und straft mich. So ist es ein Gewinn für alle Beteiligten.« Ellen kniete sich hin und strich auf eine beinah obszöne Art mit der Hand über das Gras. »Dieser Demeter weiß jedenfalls, wie man mit Fingerhirse umgeht, nicht?«
Und damit war es entschieden gewesen. Am nächsten Tag war Phil online gegangen und hatte sich bei Pantheon.com registriert.
Zunächst war Teri dagegen gewesen.
»Du wusstest vor unserer Hochzeit, dass ich keine Götter will«, sagte sie. »Wir haben lange darüber gesprochen.«
»Ja schon, aber …«
»Mein Großvater wurde von einem Wüstengott getötet, das weißt du«, sagte sie. »Nur weil er sich die Haare geschnitten hat.«
»Ja schon, aber …«
»Am Ende kriegen sie dich immer, Phil. Sie bescheißen dich doch ständig. Das kannst du überall in den Geschichtsbüchern nachlesen.«
Er nahm sie in die Arme. Sie sträubte sich zwar ein bisschen, am Ende erwiderte sie seine Umarmung aber.
»Schatz«, sagte sie, »ich weiß, du bist frustriert davon, wie es in letzter Zeit läuft, aber ich glaube nicht, dass du das zu Ende gedacht hast.«
»Doch«, erwiderte er. »Ich habe viel darüber nachgedacht, und für mich ergibt es einen Sinn.«
Sie löste sich von ihm. »Wir haben es doch nicht so schlecht, oder?«
Phil betrachtete sein Haus. Es war sicher nicht groß, aber groß genug. Sie hatten die besten Möbel, die man bei IKEA bekommen konnte; der Fernseher war größer, als es vor zehn Jahren normal gewesen wäre, und sie hatten so viel Schnickschnack und Kunst an den Wänden, dass Teri zufrieden war, das Haus aber nicht zu überladen wirkte. Wobei er auch ohne das Segelbootmotiv ausgekommen wäre. Er hatte es immer merkwürdig gefunden, vor allem angesichts dessen, dass Teri nicht ein einziges Mal übers Segeln gesprochen hatte, seit er sie kannte.
Sie bezahlten ihre Rechnungen und hatten gar nicht so viele Schulden. Nicht mehr als alle anderen auch. Und er hatte eine Frau, die ihn liebte. Er wusste, das hätte ihm genügen sollen. Es hätte jedem Mann mehr als genügen sollen.
Doch das tat es nicht. Nicht wenn jeder Idiot, der bereit war, ein Lamm auf einen Scheiterhaufen zu werfen, im Leben vorankam, während sie sich abstrampelten. Alles wäre super gewesen, wenn sie nur einfach ein kleines bisschen göttliches Eingreifen hätten haben können.
Sie wandte ihm den Rücken zu. »Ich halte es einfach nicht für eine gute Idee, Phil. Das ist alles.«
»Okay, ich sag dir was. Lass uns einfach noch ein paar Tage drüber nachdenken. Versprichst du mir wenigstens, dass du darüber nachdenken wirst?«
»Wenn es dir so wichtig ist.«
Eine Woche verging. Phil ging online und sah sich Clips von verschiedenen Göttern an. Er dachte sogar daran, sich heimlich bei einem anzumelden. Teri musste es ja nicht wissen. Er konnte den Altar oder Schrein oder was auch immer es war, genauso gut woanders aufstellen. Vielleicht bei einem Freund zu Hause. Oder im Geräteschuppen. Er sagte sich, es wäre eine gute Sache, es würde ihr Leben verbessern, und wenn Teri nicht mit angemeldet war, wäre das erst recht super für sie, denn dann konnte sie alle Vorteile genießen, hatte aber keine Verpflichtungen.
Er konnte es nicht. Nicht hinter ihrem Rücken. Wenn sie es taten, dann mussten sie es gemeinsam tun oder gar nicht. Teri würde ihre Meinung zu diesem Thema niemals ändern, aber vielleicht hatte sie ja auch recht. Er hatte ohnehin schon eine Menge Pflichten. Er brauchte nicht noch mehr. Ganz zu schweigen von Pflichten temperamentvollen Gottheiten gegenüber, die dazu neigten, zuerst zu strafen und sich dann nicht einmal die Mühe zu machen, hinterher die Fragen zu stellen. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass es eine schlechte Idee gewesen war und Teri ihm damit einen großen Gefallen getan hatte, dass sie es ihm ausredete. Deshalb liebte er sie. Sie hatte den gesunden Menschenverstand, der ihm fehlte.
Am nächsten Tag rief sie ihn bei der Arbeit an.
»Tun wir’s.«
»Was tun?«, fragte er.
»Die Gott-Sache. Tun wir’s.«
Phil brauchte eine Weile, bis er sich an die Diskussion erinnerte, so weit hatte er sie in seinem Kopf nach hinten geschoben. »Aber ich dachte, du wolltest nicht …«
»Wollte ich auch nicht. Aber jetzt habe ich meine Meinung geändert.«
»Ach ja? Warum das?«
»Ich habe heute eine Katze von den Toten auferstehen sehen.«
»Okay.« Phil lehnte sich zurück. »Ich mag Katzen auch, Schatz, aber ich glaube nicht, dass man das als Zeichen betrachten kann.«
»Hör einfach zu. Ich habe die Katze überfahren.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Lass mich ausreden«, sagte sie. »Ich bin ausgestiegen und habe nachgesehen – sie war tot. Dann kam dieses kleine Mädchen herüber, das alles gesehen hatte und berührte sie. Da war sie wieder lebendig. Einfach so.«
Er runzelte die Stirn. »Man sollte Kindern nicht erlauben, mit göttlicher Gunst zu spielen.«
»Es geht darum, dass sie ein Leben retten konnte. Und ich dachte, wenn ein kleines Mädchen eine Katze retten kann, was könnte ich dann mit einer solchen Macht anfangen? Und ich dachte, vielleicht hast du recht. Es sind gar nicht die Götter selbst. Es geht darum, was wir aus ihren Gaben machen.«
»Jetzt willst du es also tun? Die Gott-Sache?«
»Ja«, sagte sie. »Vielleicht. Ich weiß nicht. So was nimmt man nicht auf die leichte Schulter, und vielleicht überleg ich es mir später auch wieder anders. Aber es kann nicht schaden, es sich anzusehen, denke ich.«
Phil zögerte.
»Es war doch ursprünglich deine Idee«, erinnerte sie ihn.
»Stimmt.« Er zuckte die Achseln. »Ich glaube auch, dass es nicht schaden kann, sich das mal anzusehen.«
Und jetzt, sechs Stunden später, waren sie wieder auf Pantheon.com und versuchten, den richtigen Gott für sich zu finden.
Sie sahen noch Dutzende weitere durch. Bei den meisten fand Teri einen Grund, sie zu disqualifizieren, und die paar, mit denen sie einverstanden war, gefielen Phil nicht. Einen Gott auszuwählen war nicht so einfach, wie er anfangs gedacht hatte. All die wirklich nützlichen Götter waren stark gefragt, und das wussten sie auch und nutzten es aus. Je mächtiger eine Gottheit, desto mehr verlangte sie von ihren Anhängern. Man musste eine Bonitätsprüfung machen, um Zeus’ Profil überhaupt ansehen zu dürfen, wogegen Tyr verlangte, dass man sich als Zeichen der Hingabe eine Hand abhackte, wenn man die vollen Leistungen in Anspruch nehmen wollte. Und dafür musste man überhaupt erst einmal angenommen werden. Manche Götter erwarteten Blut. Andere Geld. Die meisten wollten Blut und Geld. Aber es gab auch noch weitere Kosten. Schweigegelübde, Armutsgelübde, Keuschheitsgelübde, Rücksichtslosigkeitsgelübde und so weiter. Alles hatte seinen Preis, selbst die geringsten und belanglosesten göttlichen Gefallen. Und Phil und Teri stellten fest, dass sie in den meisten Fällen nicht bereit waren, diesen Preis zu zahlen.
Phil lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. Er wollte gerade vorschlagen, die Suche einfach aufzugeben, als sich Teri einschaltete.
»Der da sieht interessant aus. Luka, Gott des Glücks und Wohlstands.«
»Er hat einen Waschbärkopf«, bemerkte Phil. »Ich dachte, du wolltest keinen mit Tierkopf.«
»Nein, ich wollte keinen mit Schakalkopf. Mit einem Waschbärkopf kann ich leben.«
»Wo ist der Unterschied?«
»Waschbären sind süß.«
»Waschbären sind Schädlinge«, konterte er. »Außerdem übertragen sie Krankheiten.«
Sie sah ihn finster an, und er merkte, dass er nicht einmal wusste, warum er widersprach. Abgesehen von dem seltsamen Kopf sah Luka groß, schlank und stolz aus. Er trug ein Gewand in Regenbogenfarben und hatte einen chinesisch anmutenden Hut auf. Phil wusste nicht, wie die Dinger hießen, aber es war einer dieser Hüte, die in Kung-Fu-Filmen immer von den Ratgebern der Kaiser getragen wurden. Die Hände hatte Luka in die losen Ärmel geschoben, dazu lächelte er. Viele der niedereren Götter, die sie heute gesehen hatten, hatten ebenfalls gelächelt. Doch darunter hatte sich eine stille Verzweiflung versteckt, eine Bedürftigkeit, die Phil abstoßend fand. Lukas Lächeln wirkte echt.
Sie klickte den Abspielknopf für sein Video an.
»Ist sie an?« Luka blickte über die Kamera hinweg. »Ja? Sie ist an? Cool.« Er glättete sein Gewand und rückte den Hut zurecht. »Hi, ich bin Luka, Gott des Glücks und Wohlstands. Ich … äh … was soll ich sagen?«
Jemand hinter der Kamera murmelte eine Antwort.
»Ich hasse solche Sachen wirklich.« Luka blickte finster drein. »Seien wir doch ehrlich. Euch ist egal, was ich mag oder nicht mag. Ihr wollt nur wissen, was ich euch bieten kann und was ich zum Ausgleich dafür will. Ich habe schon bessere Tage gesehen. Eigentlich eine ziemliche Ironie, wenn man bedenkt, dass ich ein Gott des Glücks bin.« Er gluckste. »Was ich brauche, ist ein Neuanfang, und vielleicht geht es euch genauso. Ich brauche euer Blut nicht. Nichts von diesem Tieropfer-Unsinn. Ihr werdet euch nicht selbst verstümmeln müssen oder versprechen, die Schuhe rückwärts zu tragen oder den Deckel von eurem Mülleimer offen zu lassen. Und ich gebe offen zu, dass ich euer Leben nicht im großen Stil verändern werde. Das ist nicht so mein Ding. Ich bin eher der Spezialist für glückliche Zufälle: Die Welt kann sich jeden Augenblick ändern, und dann komme ich ins Spiel. Ihr werdet nicht König des Universums oder von allen geliebt oder ein Supersexgott. Aber wenn ihr mich in euer Herz und Zuhause lasst, bitte ich als Gegenleistung um nicht mehr als einen Prozentsatz des Guten, das ich euch zu erlangen helfe. Sagen wir … zehn Prozent? Vielleicht könnte ich auch auf acht runtergehen. Aber das ist meine Untergrenze.«
Er verbeugte sich und starrte noch ein paar Sekunden lang in die Kamera.
»Ist sie noch an? Soll ich noch sagen …«
Das Video endete.
»Ich mag ihn«, sagte Teri.
Phil ging es genauso. Die meisten Götter waren zu … göttlich. So eingebildet. Selbst die niedereren hatten eine anspruchsvolle Aura, als hätte man großes Glück, sie zu haben. Aber dieser hier schien anders zu sein. Luka wirkte zwar majestätisch, aber entspannt. Er wirkte erfrischend bodenständig.
Sie lasen das ganze Profil, nur um sicherzugehen, was sie sich da aufhalsten. Keine Blutopfer, schrägen Rituale oder großen Forderungen. Bloß die standardmäßige Vereinbarung von wegen »im Zuhause willkommen heißen«. Das hatten sie erwartet. Sie hatten sogar schon die Ecke ausgesucht, in die sie ihr neues Götzenbild stellen wollten.
»Ich glaube, er ist der richtige«, sagte Teri.
Phil war froh, etwas gefunden zu haben, worauf er und seine Frau sich einigen konnten. Außerdem war er überglücklich, dass es endlich erledigt war. Ihm war wirklich nicht danach, noch mehr Profile durchzuscrollen. Auf der Seite stand, Luka sei bereit, also erfüllten sie seine minimalen Bedingungen. Die Annahme war nur noch einen Klick entfernt.
Sie stachen sich mit einer Nadel in den Finger und machten sich bereit, gemeinsam den ZUSTIMMEN-Button zu klicken.
Teri musterte das Blut auf ihrer Fingerspitze. »Ich hoffe bloß, das ruiniert mir nicht die Maus.«
Gemeinsam klickten sie den Button. Teri holte Papiertücher, um den roten Fleck wegzuwischen. Dann verbrachten sie noch ein paar Minuten damit, Einwilligungsformulare auszufüllen und Zustimmen-Buttons doppelt und dreifach anzuklicken. Seit es das BGA, das Büro für Göttliche Angelegenheiten gab, war Religion viel arbeitsintensiver geworden, was den Papierkram anging.
»Müssen wir die Statue selbst abholen?«, fragte Teri. »Oder gehört es zum Service, dass sie sie vorbeibringen?«
Es klingelte an der Tür.
Sie gingen beide öffnen.
Ein kleiner Hügel regenbogenfarbenen Gepäcks füllte ihre Veranda. Darauf saß ein Waschbär mit offenem Hawaiihemd und Jeansshorts. Obwohl es Nacht war, trug er eine Sonnenbrille.
»Ihr müsst Phil und Teri sein, richtig?«
Sie nickten.
Der Waschbär hopste von seinem Koffer, stemmte die Hände in die Hüften und nahm eine dramatische Pose ein. »Sehet, euer neuer Gott: Luka, Herr des Glücks und Wohlstands.«
Er zog die Sonnenbrille zur Nasenspitze herunter und lächelte.
»Wo soll ich mit meinem Kram hin?«
ZWEI
»Nette Bude«, sagte Luka, als er sich an Phil und Teri vorbeidrängte.
»Nicht gerade der Palast des Herrschers von Atlantis, aber in der Not schmeckt jedes Brot, stimmt’s?«
»Du bist Luka?«, fragte Teri.
»Der einzige Wahre. Und bitte nennt mich Lucky.« Er schob die Sonnenbrille in die Tasche und imitierte mit den Fingern Pistolen – für jeden von ihnen eine. »Was zu trinken? Ich bin gerade von den Himmeln herabgestiegen und könnte wirklich einen Saft vertragen.«
»Wir haben Limo«, sagte Teri. »Tut mir leid, kein Saft.«
»Dann nehme ich eine Cola, danke.«
Sie ging in die Küche. Peinliche Stille erfüllte den Raum. Phil sah Lucky nicht direkt an. Dann kam ihm das komisch vor, also stellte er hastig den Augenkontakt mit seinem neuen Gott her. Lucky zwinkerte.
Teri kam wieder. »Wir hatten nur noch Dr Pepper.«
»Auch in Ordnung.« Er schüttete das ganze Getränk in einem langen Zug in sich hinein. »Also, werf ich das weg oder recycelt ihr?«
Teri nahm die Dose und ging wieder in die Küche. Sie kam nicht sofort zurück, weshalb Phil und Lucky sich noch eine Weile gegenseitig ansahen.
»Stimmt was nicht, Phil?«, fragte Lucky.
»Nein, nein«, antwortete Phil rasch. »Ich meine, eigentlich nicht. Es ist nur …«
»Du dachtest nur, ich sei größer.«
Phil nickte.
»Ungefähr so.« Lucky nahm die traditionellere Gestalt an, die man im Video gesehen hatte. Menschlich in den Proportionen, nur der Kopf blieb gleich. »Das ist zur Show. Damit wecke ich am ehesten die Aufmerksamkeit der Leute. Aber so sehe ich nicht immer aus. Glaubst du, Hermes trägt ständig die geflügelten Sandalen? Oder dass Osiris die ganze Zeit diesen Falkenkopf auf hat?«
»Ist das nicht sein echter Kopf?«
»Nö. Er nimmt ihn nur, um seine kahle Stelle zu verdecken. Das hast du aber nicht von mir. Wir sind Götter. Unsere Körper sind wie unsere Kleider. Im Großen und Ganzen eine Frage des persönlichen Geschmacks.« Er verwandelte sich in seine kleinere, zwanglosere Gestalt zurück. »Ich finde es einfach nur bequemer so. Wenn es euch nichts ausmacht. Das ist doch kein Problem, oder?«
Phil schüttelte den Kopf.
»Cool. Und wo ist euer Bad?«
Phil deutete den Flur entlang.
»Danke. Bin gleich zurück. Was gibt’s zum Abendessen? Ich hätte Lust auf Tacos.«
Er schloss die Tür hinter sich.
Teri wagte sich aus der Küche. »Ist er gegangen?«
»Er ist im Bad«, sagte Phil.
»Götter benutzen das Bad?«, fragte Teri.
»Vielleicht will er sich die Hände waschen. Ich glaube, Waschbären machen das gern.«
»Aber er ist doch kein richtiger Waschbär, oder?«
Phil senkte die Stimme, aus Angst, Lucky könnte sie vielleicht hören. »Ich glaube nicht, aber vielleicht besitzt er ein paar von ihren Neigungen, wenn er ihre Form angenommen hat.«
Man hörte die Toilettenspülung. Sie hörten das Wasser am Waschbecken laufen, und Phil versetzte Teri einen Ellbogenstoß, um hervorzuheben, dass er mit dem Händewaschen recht gehabt hatte.
Lucky kam heraus und trocknete sich die Hände am Hemd ab.
»Ich hab darüber nachgedacht, eigentlich wär mir heute Abend doch eher nach Burgern. Aber ich bin da ganz offen.«
Er setzte sich aufs Sofa und schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher an. »Ach, Mist. Der ist nicht HD, oder?«
»Nein«, sagte Phil. »Tut uns leid, äh, Herr.«
»Wie viele Programme bekommt ihr?«
Phil und Teri warteten jeweils, dass der andere die Frage beantwortete.
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, sagte Phil schließlich.
»Ihr habt Premium, oder?«, fragte Lucky.
Phil zögerte. »Es ist nur normales Kabel.«
»Ach, Mist«, sagte Lucky.
»Es tut uns leid … Herr.«
»Hörst du vielleicht mal mit diesem Herr-Zeug auf? Ich heiße Lucky. Einfach Lucky. Das ist nicht eure Schuld. Es ist dieser verdammte Vermittlungsservice. Man möchte meinen, bei all den Formularen, die man da ausfüllen muss, hätten sie irgendwo ein Feld für das Kabelpaket, oder? Es ist nicht ideal, aber ich kann damit leben. Vielleicht könntet ihr nach eurem nächsten Gehaltsscheck über ein Upgrade nachdenken. Ich will euch nichts aufzwängen oder so, aber ein nettes, aufrechtes amerikanisches Paar wie ihr kann doch wirklich etwas Besseres haben als normales Kabel. Obwohl – solange wir wenigstens Oxygen und Discovery kriegen, ist das schon okay für mich.«
Er zappte zu schnell durch die Kanäle, um überhaupt sehen zu können, was lief.
»Wie sieht’s mit den Burgern aus, Leute?«
»Ich glaube nicht, dass wir alles da haben, was wir dazu brauchen«, sagte Phil.
»Na ja, es gibt da diese großartigen neuen Erfindungen namens Supermärkte. Sehr praktisch. Wenn es euch lieber ist, könnt ihr auch was holen gehen. Ich nehme einen Big Mac und eine Kirschtasche. Aber bevor ihr geht, sollten wir wahrscheinlich erst mal mein Zeug reinholen. Wo ist mein Zimmer?«
»Zimmer?«, wiederholte Teri.
»Sag bloß, es gibt kein Zimmer? Enttäuschend. Aber was soll’s, es macht mir auch nichts aus, auf der Couch zu pennen.«
»Entschuldige bitte«, sagte Teri, »aber willst du … einziehen?«
»Darauf kannst du wetten.«
»Hier?«
Lucky nickte.
»In unser Haus?«
Lucky schaltete den Ton des Fernsehers ab. »Reden wir mal Tacheles, ja? Ich bin nicht einer von diesen Göttern, die hoch auf ihrem Berg sitzen und auf ihre Anhänger herabschauen wie auf austauschbare Lakaien. Ich bin mehr der zupackende Typ. Qualität, nicht Quantität, das ist mein Motto. Und ich hab ein gutes Gefühl bei euch beiden. Hier geht es nicht nur um mich. Klar, wenn es euch besser geht, wird es durch die karmische Rückkopplung auch mir besser gehen. Aber das ist nur ein positiver Nebeneffekt. Ich will, dass ihr glücklich seid, und die einzige Art, wie ich mit einem guten Gefühl dafür sorgen kann, ist hier an vorderster Front mit euch guten Leuten.«
Phil und Teri lächelten schwach.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Lucky. »Zu schön, um wahr zu sein, nicht?«
»Würdest du uns bitte einen Augenblick entschuldigen?«, fragte Teri.
»Klar. Ich greif mir nur bis zum Abendessen was zu futtern, wenn euch das nichts ausmacht.«
»Bitte, bedien dich.«
Sie erhielten ihr schwaches Lächeln aufrecht, bis Lucky in die Küche gegangen war.
»Er kann nicht hierbleiben«, flüsterte Teri barsch.
»Ich glaube nicht, dass wir eine Wahl haben«, antwortete Phil. »Wir haben zugestimmt, ihn in unserem Zuhause aufzunehmen.«
»Aber ich dachte, damit sei ein Altar oder eine Götterstatue oder so was gemeint. Funktioniert es nicht normalerweise so? Deine Eltern hatten doch auch einen Gott, oder? Du müsstest das eigentlich wissen.«
»Es gab eine Statue. Einmal im Monat haben sie ihr eine Taube geopfert, glaube ich.«
Sie starrte ihn finster an.
»Was? Sie haben mich nicht mit einbezogen. Es war nur ein kleiner Pakt mit einem geringen Gott. Einfach nur, damit das Haus keine Reparaturen brauchte.«
»Ich will ihn jedenfalls nicht in meinem Haus haben«, sagte sie. »Du musst es ihm sagen.«
»Ich? Warum?«
»Weil es deine Idee war.«
Phil sagte: »Aber als ich meine Meinung geändert hatte, warst du diejenige, die sagte, wir sollten es doch tun. Erinnerst du dich an die Katze? Diese beschissene Wunderkatze?«
»Ich hätte keine Wunderkatze gehabt, wenn du mir nicht überhaupt erst den Floh ins Ohr gesetzt hättest!«
»Wir haben den Deal beide akzeptiert«, sagte Phil. »Wir dürfen ihm nicht einfach sagen, er soll gehen. Das könnte gefährlich werden. In irgendeinem Monat hatte mein Vater mal beschlossen, es würde nicht schaden, ein Opfer um einen Tag zu verschieben. In der Woche danach war das Haus termitenverseucht, die Rohre waren verstopft, der Kamin fing an, Schwefel ins Wohnzimmer zu spucken, und alle Teppiche waren feucht und modrig.«
»Aber er ist doch ein Glücksgott, oder? Was könnte da schlimmstenfalls passieren?«
»Hab ich erwähnt, dass der Speicher voller toter Ratten war?«
Teri biss sich auf die Unterlippe. »Du hast recht. Ich war nur nicht darauf vorbereitet.«
»Er ist nicht groß«, sagte Phil, »und er wirkt wirklich nett.«
Lucky kam mit einem kalten Hühnchenschenkel herein. Den größten Teil des Fleisches hatte er schon abgenagt und kaute jetzt auf dem Knochen herum. »Gibt’s ein Problem, Leute?«
Phil und Teri warteten, dass der andere als Erstes etwas sagte.
»Könnten wir mal mit diesem Scheiß aufhören?«, fragte Lucky. »Seien wir ehrlich, ja? Ich spüre einen gewissen Widerwillen von eurer Seite. Ihr habt einen himmlischen Wohltäter gesucht, keinen Mitbewohner. Und jetzt bekommt ihr Zweifel.«
Sie nickten.
Lucky verwandelte sich mit einem Blitz in ein riesiges Waschbärmonster, so groß wie ein Stier, mit geiferndem Maul, furchterregenden Hauern und brennend roten Augen.
»Frevler!« Donnernd stampfte er mit dem Fuß auf. »Ihr habt euren Gott verschmäht und meinen gerechten Zorn geweckt!« Er brüllte und spie heißen Atem und göttlichen Speichel auf sie. »Rüstet euch für die Hölle der großen, mümmelnden Todesqualen und eine Ewigkeit großer und … äh … mümmelnder …« Die Brauen über Luckys lodernden Augen zogen sich zusammen.
»Todesqualen«, ergänzte Phil furchtsam.
Lucky nahm wieder seine Waschbärgestalt an und zwinkerte.
»Ihr habt richtig Mumm, Kinder.«
»Wirst du uns nicht strafen?«, fragte Phil.
»Nein, ich hab nur Spaß gemacht. Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen! Halb Angst, halb Verwirrung. Es war, als fürchtete ein Teil von euch um euer Leben und der andere könnte gar nicht fassen, dass ihr gleich von einem riesigen Waschbären gefressen werdet.« Er kicherte. »Herrlich!«
Er hob den Hähnchenschenkel auf, zupfte die Teppichflusen ab und lutschte daran.
»Keine Sorge. Ich hab nicht vor, irgendwen zu strafen, auch wenn ich durchaus das Recht dazu hätte. Aber so ein Gott bin ich nicht. Hab nie groß beiläufig gestraft. Klar hab ich zu meiner Zeit ein paar Sterbliche gestraft. Ich bin auch nicht besonders stolz darauf, aber das war eben früher so. Jeder hat es getan, und ich wollte einfach cool sein. Aber diese Art der unbarmherzigen Strafmaßnahmen ist nun für mich vorbei. Es ist gut für einen Lacher hier und da, aber ich will nicht euer Gott sein, weil ihr Angst vor mir habt. Ich will, dass wir Kumpels sind, Compadres. Zum Henker, wir sind doch praktisch eine Familie!
Allerdings, ich werde mich euch nicht aufdrängen. Das muss ich nicht. Ihr werdet früh genug sehen, welche Vorteile es hat, wenn ich in der Nähe bin. Ihr wollt mich nicht bei euch übernachten lassen? Das ist okay. Wenn ich auch nicht umhin konnte zu bemerken, dass ihr ein sehr nettes Gästezimmer habt. Aber ich werde gehen. Keine Strafen. Kein Zorn. Vorausgesetzt ihr macht mir wenigstens ein Sandwich.«
Teri bereitete ihrem neuen Gott eine Schinken-Fleischwurst-Opfergabe zu.
Lucky stand neben seinem Gepäck auf der Veranda. »Extraviel Senf. Genau wie ich es mag.« Er salutierte. »Wir sehn uns, Kinder. Hoffentlich früher als später, aber das ist eure Entscheidung. Danke für das Sandwich. Wahrlich, ich bin erfreut. Und schlage vor, ihr schaut mal unter euren Sofakissen nach.«
Ein heller Feuerball umhüllte den Gott und sein Gepäck.
»Warte«, sagte Phil, »äh, bitte, Sir.«
Das Licht verblasste, während Lucky eine Augenbraue hochzog.
»Hast du eine bevorzugte Art, wie man dich … kontaktieren kann?«, fragte Phil. »Zum Beispiel ein spezielles Gebet oder eine Anrufung oder so was?«
»Oh, klar. Hätt ich fast vergessen.« Lucky griff in seine Hosentasche und reichte ihnen eine Visitenkarte. »Unter dieser Nummer könnt ihr mich erreichen, wenn ihr bereit seid, euch zu verpflichten. Aber ruft nicht vor Mittag an.« Lächelnd setzte er seine Sonnenbrille auf. »Ich schlafe gern aus.«
Die Lichtkugel verschluckte ihn. Damit schoss er in den Himmel hinauf und segelte in den Horizont davon.
Phil und Teri drehten die Sofapolster um und entdeckten Tausende von Münzen. Die gesamte Oberfläche war bedeckt. Hauptsächlich Pennys, ein paar Dutzend Knöpfe und eine Handvoll Münzen aus fremden Währungen. Außerdem fanden sie eine Dublone, einen Ohrring, den Teri vor über einem Jahr verloren hatte und einen alten Schlüssel, den sie nicht mehr zuordnen konnten.
Phil schüttelte das Glas mit dem Wechselgeld. »Kein schlechter Tausch für ein Sandwich.«
»Vielleicht hätten wir ihn doch bitten sollen zu bleiben«, sagte Teri.
»Du bist diejenige, die ihn nicht hier haben wollte.«
»Ich weiß, aber jetzt hab ich irgendwie ein schlechtes Gewissen deswegen.«
Sie legten die Sofakissen zurück und setzten sich. »Es ist bestimmt nicht so schlimm, da bin ich mir sicher.« Er legte den Arm um Teri. »Ich war überzeugt, er würde uns niederstrecken.«
Sie lachte. »Er wirkte wie ein guter Kerl. Für einen Gott. Warum sollte er bei uns leben wollen?«
»Er sagte, ihn habe das Glück verlassen«, bemerkte Phil. »Und ich habe gehört, die Mieten auf dem Olymp sollen ziemlich gesalzen sein.«
Sie puffte ihn liebevoll mit dem Ellbogen in die Rippen. »Wo hast du das gehört?«
»Vor ein paar Monaten lief auf CNN ein Sonderbericht. Wusstest du, dass Odin ein Haus in San Diego gekauft hat?«
»Scheint mir ein bisschen sonnig für einen nordischen Gott.«
»Hatte wahrscheinlich genug von dem ganzen Schnee.« Phil sah sich im Zimmer um. »Hast du die Fernbedienung gesehen?«, fragte er. »Ich hätte schwören können, ich hätte sie auf den Beistelltisch gelegt.«
»Ich bin sicher, sie taucht wieder auf, Schatz.«
Aber sie irrte sich. Zwar machte sich keiner von beiden zu diesem Zeitpunkt groß Gedanken darüber, doch damit begann es.
DREI
Am nächsten Morgen rutschte Teri unter der Dusche aus. Es war kein schwerer Sturz, obwohl sie sich das Steißbein prellte und die Wade am Wasserhahn abschürfte. Phils Auto hatte einen Platten, und als er versuchte, den Reifen zu wechseln, endete es damit, dass er die Radmuttern überdrehte. Teri nahm ihn zur Arbeit mit. Sie verschüttete Kaffee auf ihrem Schoß. Zwar verbrannte sie sich nicht, aber ihr Lieblingsrock war ruiniert.
»Ich hol dich gegen sechs ab«, sagte sie, als sie ihm einen Kuss gab. »Liebe dich, Schatz.«
»Liebe dich auch.« Er stieg aus, und sie riss ihm im Wegfahren ein Stück vom Ärmel ab, das in ihrer Wagentür eingeklemmt blieb.
Brummelnd trottete Phil ins Gebäude. Hank, der Sicherheitsmann, machte eine Bemerkung zu Phils Erscheinung. Irgendein Witz, den Phil nicht richtig mitbekam, aber er nickte und lächelte trotzdem. Als er sich eintrug, zerbrach der Kugelschreiber. Genauer gesagt, er explodierte und bespritzte ihm die Finger und das Hemd mit blauer Tinte.
»Verdammte …!«
Hank reichte Phil ein paar Papiertücher. »Sieht aus, als wär heute nicht Ihr Tag, was?«
Phil tupfte mit den Handtüchern auf der Schweinerei herum und erreichte damit gar nichts. »Wie bitte?«
»Hey, die haben wir alle mal. Diese Tage, an denen alles schiefgeht.«
Phil ließ das Tuch sinken.
»Stimmt was nicht?«, fragte Hank.
»Nein, alles in Ordnung. Entschuldigen Sie mich. Ich muss telefonieren.«
Der Akku seines Handys war tot.
Phil blieb an der Reihe von Aufzügen stehen. Leute drängten sich an ihm vorbei, aber er zögerte. Bisher war das Pech zwar nicht allzu groß gewesen, aber er sah keinen Grund, den Zorn seines neuen Gottes noch herauszufordern, indem er in einen Aufzug stieg.
Er nahm die Treppe. Einen Schritt nach dem anderen, ganz langsam, mit festem Griff am Geländer. Er schaffte es an seinen Arbeitsplatz, ohne sich noch mehr Kleider zu zerreißen oder Knochen zu brechen.
Elliot spähte über die Trennwand seiner Arbeitskabine. »Du meine Güte, Junge, du siehst beschissen aus!«
»Lange Geschichte.« Phil durchsuchte seine Brieftasche, konnte Luckys Karte aber nicht finden.
»Wie lief die Gottsuche?«, fragte Elliot. »Habt ihr einen gefunden, du und Teri, auf den ihr euch einigen konntet?«
Phil nickte.
»Also habt ihr es getan?« Elliot kam herum und setzte sich an Phils Schreibtisch. »Ihr habt es wirklich getan.«
»Ja.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du es wirklich durchziehen würdest, Mann. Ich meine, ich dachte, du würdest vielleicht schon, aber ich war mir sicher, du könntest Teri nicht überreden.«
»Sie hat eine Wunderkatze gesehen«, sagte Phil.
Elliot kicherte und biss von seinem Donut ab. Marmelade schoss heraus und traf Phil im Auge.
»Junge, das tut mir jetzt aber leid!«
»Macht doch nichts.«
»Wie läuft’s?«, fragte Elliot.
Phil wischte sich die Marmelade vom Gesicht. »Nicht so toll. Ich glaube, wir wurden gestraft.«
»Jetzt schon? Das muss ein Rekord sein.« Elliot versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, verließ aber die Arbeitswabe und führte das Gespräch aus einiger Entfernung weiter. »Muss ich nach Blitzen Ausschau halten?«
»Ich glaube, so ernst ist es nicht«, sagte Phil. »So ein Typ ist mein Gott nicht.«
»Trotzdem, Junge, du solltest ihn wahrscheinlich besser besänftigen, bevor es zu spät ist. Solche Sachen können schnell außer Kontrolle geraten. Hat sich Teri auch schon göttlichen Zorn eingefangen?«
»Ich glaube, ja.«
»Ich wette, sie ist nicht glücklich darüber.«
»Ich sage dir Bescheid.«
Elliot ging an seinen Schreibtisch zurück, und Phil wählte Teris Handynummer. Sie ging nicht ran. Ihr Akku war wahrscheinlich auch leer. Er beschloss, nicht in Panik zu geraten. Dazu gab es noch keinen Grund. All die Strafen mochten nervig gewesen sein, aber nur eine Pechsträhne, ausgelöst von einem wütenden Gott des Glücks und Wohlstandes. Bis jetzt nichts Lebensbedrohliches.
Seine Vorstellungskraft arbeitete gegen ihn. Er konnte förmlich sehen, wie sich das Rad von ihrem Auto löste und sie vor einen Sattelzug mit überhöhter Geschwindigkeit schleuderte. Oder wie sie am oberen Ende einer Treppe stolperte und fiel. Oder von einem Stromschlag des Faxgeräts getötet wurde. Oder eine Million andere grausige Möglichkeiten. Letztlich war alles Glück. Wenn es die Wahrscheinlichkeit auf einen abgesehen hatte, konnte man nicht viel dagegen tun.
Er schob seine Sorgen beiseite und versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Dabei sah er ständig auf die Uhr. Eine Minute, nachdem sie bei der Arbeit angekommen sein musste, rief er an. Sie war noch nicht da.
Er wartete eine Viertelstunde, dann rief er noch einmal an. Teri war immer noch nicht im Büro.
Allmählich wurde Phil nervös.
»Gibt’s ein Problem, Mann?«, fragte Elliot, der den Kopf über die Zwischenwand gestreckt hatte.
»Es ist nichts.«
»Bist du sicher? Du tippst gar nicht. Normalerweise hört sich das Geklapper deiner Tastatur wie ein Maschinengewehr an.«
Phils Hände ruhten in seinem Schoß. »Schon in Ordnung.«
Aber es war nicht in Ordnung. Er hätte auf Teri hören sollen, als sie Nein dazu gesagt hatte, sich einen Gott zu besorgen. Und er hätte nicht auf sie hören sollen, als sie gesagt hatte, sie habe ihre Meinung geändert. Jetzt war sie das Opfer eines zornigen Waschbär-Gottes, und alles war seine Schuld. Wenn er gar nicht erst davon angefangen hätte, wäre alles gut geblieben.
Das Telefon klingelte. Er ging so schnell ran, dass er nicht einmal merkte, dass er es am Ohr hatte, bis er Teris Stimme hörte.
»Phil, ist was passiert? Geht es dir gut?«
Er sackte auf seinem Stuhl zusammen und atmete auf. »Mir geht’s gut.« Er dachte an die Marmelade- und Tintenflecken auf seinem Hemd, als er seinen nächsten Satz formulierte. Falls Teri bis jetzt noch nicht mitbekommen hatte, was vor sich ging, gab es keinen Grund, sie aufzuregen. Er konnte Lucky in Ruhe besänftigen, und sie würde es vielleicht nie erfahren.
»Ich hab nur angerufen, um dir zu sagen, dass ich dich liebe«, sagte er.
»M-hm. Ich liebe dich auch.«
Schweigen herrschte in der Leitung, als Teri ihre eigene Antwort formulierte.
»Wir wurden also gestraft, was?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, ja«, stimmte er zu.
»Verdammt. Und mir hat der kleine Mistkerl noch leidgetan.«
Phil zuckte zusammen. »Schatz, ich glaube, es ist keine gute Idee, unseren neuen Gott jetzt zu lästern.«
»Tut mir leid. Ich wusste, es war keine gute Idee. Warum hast du es mir nicht ausgeredet?«
»Warum hast du mich dazu überredet?«, erwiderte er.
»Wir müssen das wieder in Ordnung bringen. Vielleicht könnten wir uns einfach von ihm lossagen.«
Phil sagte: »Ich weiß nicht. Das kostet eine Menge Geld. Am Göttlichen Gerichtshof sind Anwälte nicht billig. Außerdem kostet es Zeit. Manchmal Monate.«
Er stellte sich noch so einen Tag wie diesen vor, und dann noch einen und noch einen. Selbst wenn es ihn letztlich nicht umbrachte, freuen tat er sich nicht gerade darauf. Teri dachte dasselbe.
»Also besänftigen wir ihn, ja?«, fragte sie. »Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Er sagte, wir könnten ihn einfach anrufen, wenn wir bereit seien, uns zu verpflichten.«
»Ich habe die Nummer zu Hause gelassen.«
»Warum?«
»Das war keine Absicht«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Nur Pech.«
»Ich nehme an, du wirst auch dafür Lucky die Schuld geben wollen.«
»Das ist doch nicht schlimm«, sagte er. »Wir schaffen das. Es ist nur ein schlechter Tag. Heute Abend holst du mich ab …«
»Ach ja, richtig. Heute Abend wird dich jemand anders mitnehmen müssen. Ich bin über eine Radkappe gefahren, die Radachse ist gebrochen.«
»Verdammt, weißt du, was uns das kosten wird?«
»Mehr als ein Glas Pennys«, antwortete sie. »Ich will nicht darüber reden. Ich will einfach nur, dass es in Ordnung kommt. Sofort.«
Er hörte einen dumpfen Schlag durch die Leitung.
»Au, Scheiße noch mal! Mir ist gerade mein Briefbeschwerer auf den Fuß gefallen. Mann, das tut weh! Phil …«
»Ich kümmere mich darum. Mach dir keine Sorgen.«
»Mach schnell, okay?«, sagte sie. »Ich habe um zwei ein wichtiges Meeting, und ich weiß, wenn es damit endet, dass ich den Sitzungssaal in Brand setze, bekomme ich vermutlich eine Abmahnung.«
Er legte auf und versuchte, seine Arbeit zu sichern. Kränkliches Grün füllte seinen Monitor aus, während Rauch vom Computer aufstieg. Hastig zog Phil den Stecker.
Elliot tauchte auf. »Riecht hier was verbrannt?«
Phil wedelte den Rauch weg. »Ich muss mir dein Auto leihen.«
Misstrauisch verengte Elliot die Augen. »Warum hast du nicht deins?«
»Hab ’nen Platten.«
»Das hat doch nichts mit göttlichem Zorn zu tun, oder?«
Phil dachte kurz daran zu lügen, aber er war nicht besonders gut darin. »Vielleicht.«
»Vergiss es.«
»Weißt du noch, als ich dich und Ginger beim Frühlingsfest in der Besenkammer erwischt habe?«, sagte Phil. »Und deine Frau hätte dich auch gleich entdeckt, wenn ich sie nicht abgelenkt hätte, falls ich mich recht erinnere.«
»Das ist nicht fair. Ich war betrunken. Wir haben sowieso nur ein bisschen rumgemacht. Nichts Ernstes.«
»Ich bin mir sicher, Amy hätte es nichts ausgemacht, dich und Ginger zwischen den Mopps fummeln zu sehen.«
Elliot warf Phil seinen Autoschlüssel zu.
»Wir sind quitt. Aber sei bitte vorsichtig mit dem Wagen. Ich hab ihn gerade erst gekauft, und meine Versicherung deckt keine höhere Gewalt ab.«
VIER
Bonnie würde später darüber nachdenken, wie willkürlich dies alles war und wie sich ein ganzes Leben wegen eines gestohlenen Motorrades ändern konnte. Der Dieb wurde nie gefasst. Manchmal gefiel ihr der Gedanke, dass es Schicksal war, dass ein Gesandter des Schicksals sich ihre geliebte Harley als Teil eines höheren Planes geschnappt hatte. Vielleicht wurde das Motorrad jetzt dazu benutzt, die Sonne über den Himmel zu schleppen. Damit konnte sie leben.
Sie wusste es besser. Wenn es eines gab, das ihr Handel mit dem Göttlichen sie gelehrt hatte, dann war es, dass es keinen höheren Plan gab. Das mochte den Sterblichen nicht gefallen. Die Götter mochten es leugnen, so gut sie konnten. Doch Launenhaftigkeit war der wahre Herrscher des Universums. Bonnie hatte ihre Harley aus einer Laune heraus gekauft. Jemand hatte sie aus einer anderen Laune heraus gestohlen. Es war eine Laune der Verkehrsbetriebe, dass es nur einen Häuserblock von ihrer Wohnung entfernt eine Bushaltestelle gab. Und es war eine Laune der Natur, dass der Morgen so schön war, dass sie früher das Haus verließ, um sich auf die Bank zu setzen und das frische Wetter zu genießen.
Eine einsame Frau saß auf der Bank. Sie wirkte ungepflegt und hatte schmutzige, braune Haare. Ihr Kleid war vielleicht vor einem Jahrzehnt schön gewesen, jetzt aber zerfetzt und schmutzig. Sie saß in sich zusammengesunken da. Ihr Gesicht war nicht zu sehen, außerdem trug sie Handschuhe, sodass Bonnie ihr Alter nicht einschätzen konnte. Sie fragte sich, ob die Frau obdachlos war oder ein ausgebrannter Hippie oder noch etwas ganz anderes. Bonnie hatte mehr Menschen erwartet, es war schließlich die morgendliche Pendlerzeit, aber vielleicht hatte die Frau sie alle vertrieben.
Bonnie wäre auch beinahe gegangen, fand das dann aber voreingenommen. Sie wollte sich nicht von einem vorschnellen Urteil den Tag verderben lassen.
»Hallo«, sagte sie also so warmherzig sie konnte.
Die Frau wandte ihr den Kopf zu. Die Haare fielen ihr über die Augen und verbargen alles bis auf ihr Kinn. Es war glatt und blass. Zu blass. Als wäre ihre Haut nie dem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen. Oder überhaupt irgendwelchem Licht. Wie ein Albino. Sie lächelte nicht.
»Hallo.« Ihre ausdruckslose Stimme klang leicht rau.
»Schöner Tag, nicht?«
»Ach ja?« Die Frau hob den Kopf, das Haar klebte ihr am Gesicht. »Hatte ich gar nicht bemerkt.«
Bonnie beschloss, diese Frau sei seltsam, aber harmlos. Wenn sie die anderen Pendler verjagt hatte, bot das Bonnie nur mehr Platz auf der Bank. Sie setzte sich. Ein Frösteln durchlief sie.
»Das hätten Sie nicht tun sollen«, sagte die Frau kopfschüttelnd.
»Wie bitte?«
»Sie hätten sich nicht da hinsetzen sollen.«
Die Frau seufzte tief, während ein eisiger Wind über die Bank fegte. Das Vogelgezwitscher wurde schrill. Dunkelheit verhüllte die Sonne, da fiel ein grauer Schatten über die Bushaltestelle – und zwar nur über die Bushaltestelle. Der Rest der Welt blieb genauso hell und warm wie vorher, aber die Miniatur-Sonnenfinsternis hüllte die Bushaltestelle in eine rohe, alles verzehrende Hoffnungslosigkeit. Es gab kein anderes Wort dafür.
Die Dunkelheit verging wieder. Sie verklang weniger, sondern strömte vielmehr in den Boden und formte sich zum Schatten der Frau. Die Kälte verringerte sich, verschwand aber nicht. Bonnie sprang von der Bank auf und rieb die Hände aneinander.
»Dafür ist es zu spät«, sagte die zerlumpte Frau.
Bonnies Handy klingelte. Der Klingelton sagte ihr, dass es ihr Freund war.
»Tut mir leid«, sagte die Frau.
Bonnie klappte das Telefon auf. »Hallo, Walter. Du wirst nicht glauben, was mir gerade passiert …«
Er machte mit ihr Schluss. Er war nicht grob, aber er heuchelte auch keine Höflichkeit. Sagte ihr nur, dass es vorbei sei und legte auf. Sie hatte keine Zeit, die Nachricht zu verdauen, ganz zu schweigen davon, eine Antwort zu formulieren. Sie versuchte fünf Mal, ihn zurückzurufen, aber er ging nicht ran.
»Es tut mir leid«, sagte die Frau, »aber ich hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollen sich da nicht hinsetzen.«
»Nein, das haben Sie nicht.«
»Nicht? Sind Sie sich da sicher? Ich weiß es nämlich ziemlich genau.«
»Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie es nicht gesagt haben.«
Bonnie wählte wieder die Nummer ihres Freundes, allerdings mit demselben Ergebnis. Sie hinterließ noch eine Nachricht.