Die Falle



Vorbemerkung zur Neuveröffentlichung

Dieses Buch ist 1977 im Berliner Parallel-Verlag erschienen. Damals, in der Zeit kurz nach der Studentenrevolte, war der Begriff "AAO" (Aktionsanalytische Organisation) in der Szene der Jugendbewegung allgemein bekannt, heute ist dies nicht mehr dar Fall. Einigen Aktivisten dieser Zeit ist er noch geläufig und löst einen nostalgischen "ach, ja, damals..."-Effekt aus. Ich bin 1976 ein halbes Jahr lang Mitglied dieser Kommunebewegung gewesen und habe danach meine Erfahrungen in diesem Buch veröffentlicht. Teile dieses Buches sind auf www.orgon.de veröffentlicht worden. Dies ist die erste vollständige neue Veröffentlichung meines Textes von 1977. Im Originalbuch hatten noch vier weitere Autoren von ihren Erfahrungen mit der AAO berichtet.

Die AAO war eine Kommune, die ursprünglich vom Wiener Aktionskünstler Otto Mühl Mitte der siebziger Jahre gegründet worden war. Der Kernpunkt dieser Kommune war der Anspruch, die Erkenntnisse Wilhelm Reichs in gesellschaftliche Praxis umzusetzen. Das Buch "Die Falle" handelt davon, wie ein solcher Versuch kläglich scheitern und sich ins genaue Gegenteil verkehren kann.

Die AAO wurde zur Sekte, zum Menschenfänger, zu einer Institution, die es darauf abgesehen hatte, Menschen abhängig und fügsam zu machen. Angetreten waren sie mit einem absolut emanzipatorischen Anspruch: den Menschen nicht nur über Indiviadualtherapie aus seinen strukturellen Problemen herauszuhelfen, sondern diese Veränderung auch in eine konkret gesellschaftliche Realität münden zu lassen.

Das Scheitern der AAO sehe ich von der heutigen Warte aus – es sind inzwischen 40 Jahre vergangen – ähnlich wie das Scheitern der "Sexuellen Revolution" und der "antiautoritären Kinderläden" der Studentenbewegung. In all diesen Fällen wollten (normal) charakterlich deformierte Menschen über einen Willensakt eine Veränderung herbeiführen, der jedoch einen langjährigen individuellen Entwicklungsprozess eines jeden Menschen voraussetzt und wahrscheinlich auch – was die gesellschaftliche Umsetzung angeht – eine Entwicklung, die über viele Generationen wachsen müßte. Reich hatte nie die "Umsetzung" seiner wissenschaftlichen Arbeiten zur Charakterstruktur des Menschen außerhalb einer qualifizierten psychotherapeutischen Arbeit gefordert. Seine eigenen Versuche – z.B. die Sexpol-Bewegung innerhalb der KPD –Reich‘schen sexualökonomischen Standpunkt betrachtet – als äußerst naiv einzuschätzen. 

Dennoch ist das, was wir damals in der Studentenbewegung und in der AAO erlebt haben, es wert, dokumentiert und offen betrachtet zu werden. Das Phänomen, das hier betrachtet wird heißt "emotionelle Pest"; es ist die deformierte, destruktive Charakterschicht, die beim zivilisierten Menschen zwischen der ersten Schicht, dem animalischen, liebesfähigen Kern des Menschentiers liegt und der dritten Schicht der angepassten Moral, der Höflichkeit, des "normalen" distanzierten gesellschaftlichen Verkehrs der Menschen untereinander. Alle Versuche der Menschen, diese für das emotionelle Leben sehr unbefriedigende dritte Schicht zu verlassen und in die friedliche Heimat des menschlichen Kerns zu gelangen endet in der Destruktivität der zweiten Schicht, er emotionellen Pest. Das gilt für Individuen genauso wie für Gruppen und für ganze Staaten.

Wilhelm Reich hat ein zentrales Buch über Sexualökonomie veröffentlicht: "Christusmord. Geschichte der Entdeckung der Lebensenergie". Der amerikanische Originaltitel "The Murder of Christ. The Emotional Plague of Mankind" drückt genauer aus, dass es in diesem Werk genau um dieses Problem geht: Wie geht die Menschheit mit diesem strukturellen Problem um, woher kommt die emotionelle Pest und warum fallen wir immer wieder in diese Falle hinein. Mit diesem Werk schließt Reich an sein sexualökonomisches Werk aus den dreißiger Jahren, die "Massenpsychologie des Faschismus" an, und beide sind heute immer noch genauso aktuell wie zur Zeit, als Reich sie verfasst hat.

"Die Falle" zeigt, dass völlig normale Menschen – und das waren wir damals tatsächlich – den Mechanismen der emotionellen Pest völlig hilflos erliegen können. Je nach Struktur haben die Menschen mehr oder weniger Widerstandskraft gegen die politische Pest, doch letztlich führt die Unkenntnis über die strukturellen Zusammenhänge dazu, sich einem Führer, einer Ideologie zu ergeben, wenn dahinter auch nur ein schmaler Horizont einer möglichen Befreiung vermutet wird. So werden die vitalsten, die besten, phantasievollsten Menschen einer ganzen Generation geopfert, diejenigen, die bereit sind, sich einer Idee von Freiheit ganz und gar hinzugeben. Es ist die Sehnsucht nach Freiheit, die Menschen in Sekten, in die Fänge politischer Extremisten und ganze Staaten in den Faschismus hineinführt. Dieses Sehnsucht wird einerseits schamlos ausgenutzt für die Machtinteressen einzelner oder kleiner Eliten. Doch andererseits sind es die Opfer selber, "die Massen", die sich ihren Führer, ihre Sekte, ihren politischen Despotismus auswählen, an die Macht bringen und ihm folgen. Wenn sie erkennen, dass daraus geistige, emotionelle Gefangenschaft resultiert oder im Falle von Staaten Krieg, Arbeitslager, KZs und gezielte Massenvernichtung, ist es bereits zu spät, das Rad der Geschichte anzuhalten.

Es wäre gleichsam naiv anzunehmen, dass uns so etwas wie der historische Faschismus "nie wieder" passieren könnte. Im ehemaligen Jugoslawien – in Srebrenica – wurde etwa 1000 km von hier entfernt ein faschistischer Ausbruch der emotionellen Pest verübt und von der „zivilisierten Welt“ einem Massenmord zugesehen. Das Unwort "ethnische Säuberung" heißt nichts anderes, als dass Moslems oder Serben aus Gründen ihrer Herkunft abgeschlachtet, vertrieben, vergewaltigt und in Massenlagern gequält wurden – hier und heute, von Menschen, deren Struktur nicht anders aussieht als unsere. Wilhelm Reich hat uns in seinen sexualökonomischen Werken beschrieben, dass dies immer wieder geschehen kann. Es geschieht gerade im Nahen Osten und in Ruanda hat es eine Pestkatastrophe gegeben.

Für mich persönlich war die Zeit, die ich in der AAO verbracht habe, eine Lehre. Ich meine, am eigenen Leib erfahren zu haben, wie die organisierte emotionelle Pest funktioniert und glaubte, nun dagegen gefeit zu sein. Eigenartigerweise hat mich das nicht davon abgehalten, wenige Jahre später wieder in eine Sekte hineinzugeraten, diesmal in ein spirituelles Gebilde, eine Buddhistische Sekte, die zwar nicht derart radikalen Mitteln vorgeht wie die AAO, aber mit genau denselben emotionellen Deformationen arbeitet, um Menschen an sich zu binden. Die Ergebnisse sind hier wie dort, dass Menschen, die sich einem solchen autoritären System unterordnen, als emotionelle, geistige Wracks enden, unfähig, den Begriff der Freiheit, die sie ursprünglich in der Organisation suchten, auf ihr persönliches Leben anzuwenden, denn Freiheit ist nun perverserweise als die Freiheit der Organisation(sführer), oder auch als jenseitige "Erleuchtung" umdefiniert und mit der Gefolgschaft eines Otto Mühl oder eines Lamas in das genaue Gegenteil umgedreht. Die Absurdität, die jedem unvoreingenommenen Beobachter sofort auffällt, dass Freiheit in der absoluten Unterordnung unter eine (väterliche) Autorität – ob nun ein geiler Otto oder ein heiliger Lama – zu finden sein könnte, ist für diejenigen, die sich in den Fängen der emotionellen Pest aufhalten, nicht mehr nachzuvollziehen, ja sie werden es immer als persönlichen Angriff gegen ihre Integrität erleben und entsprechend wütend reagieren.

Es geht mir jedoch nicht um die Personen, die in diesem Bericht auftauchen, die meisten werden sich längst von der AAO und anderen Sekten losgesagt haben. Ich veröffentliche "Die Falle" als Dokument, als Fallstudie zur emotionellen Pest.

Man mag mir die manchmal deftige Ausdrucksweise verzeihen, sie entspricht der Sprache, mit der wir 1977 gelebt haben. Ich kann mich damit heute nicht mehr identifizieren, dennoch bin ich beim Wiederlesen meines ersten Buches angenehm überrascht worden von der Vitalität und Kraft, die ich in diesem Text wiederfinde, die mich das Lebensgefühl in den Kommunen in Berlin-Kreuzberg am Ende der siebziger Jahre nachempfinden lässt.

Geschichte von einem, der (sich) auszog und das Fürchten lernte

Dieser Text ist nicht geschrieben, um die AAO zu "entlarven", zu verdammen oder zu demütigen. Ich habe diesen Text geschrieben, um mit meinen Erfahrungen klarzukommen und wir veröffentlichen ihn, um diejenigen, die so denken wie wir, und die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, in ihrem Tun und Denken zu ermuntern und zu bestätigen.

Die Zeit in der AAO war für mich eine wichtige Periode auf dem Weg zur Erkenntnis meiner eigenen speziellen Wahrheit. So, wie ich es in den Erfahrungen mit Kollektiven des linken Buchwesens erkannt habe, dass es für mich nicht darauf ankommt, Kollektivität und Arbeitsdemokratie mit den Mitteln der Politik durchzusetzen, mit der eigenen Lebenserfüllung zu warten, bis der Sozialismus gesiegt hat, so ist mir im Kontakt mit der AAO und nachher klar geworden, wie unsinnig das Prinzip der Politik überhaupt ist. Das bedeutet, dass es unmöglich ist, die Wahrheit, die Freiheit oder die Liebe durchzusetzen, sei es mit Prinzipien, durch Abstimmung, durch Parlamente, Bürgerinitiativen oder psychische oder physische Gewalt.

Das einzige, was ich selber tun kann ist, das sich in mir entwickelnde Leben zu schützen vor den irrationalen Mechanismen, die die Erkenntnis der Wahrheit immer wieder verdunkeln. Und ich muss darauf aufpassen, dass dieser Schutz nicht selber wieder zum Werkzeug der Irrationalität wird. Es ist nicht möglich, die Gesundheit zu organisieren, weder gesellschaftlich noch individuell. Jede Organisation ist Ausdruck der Krankheit des Menschen, der kranke Mensch braucht sie, wie er Krücken braucht. Ich bin überzeugt, dass weder Parteien, kommunistische oder bürgerliche, noch Kommuneorganisationen die Welt auch nur einen Deut „besser“ machen werden. Eher werden sie den Prozess der gegenseitigem Vernichtung der Menschen und der Vernichtung der Natur um den Menschen herum beschleunigen. Der kranke Mensch verliert den Kontakt zur lebendigen Wahrheit und klammert sich an Ideale, die er in den Organisationen verherrlicht. Wenn die Wahrheit dann unvermutet plötzlich zutage tritt, benutzt er die Organisationen, um genau diese Wahrheit mit aller Gewalt zu bekämpfen. Er richtet ein Ideal nach dem anderen auf und öffnet damit denjenigen Tür und Tor, die ihm versprechen, ihm diese Wahrheit zu verkaufen, auf Vorkasse,versteht sich.

Dieses Buch ist im Verlauf eines halben Jahres entstanden, nachdem ich aus der AAO ausgetreten war. Danach habe ich versucht, in Berlin-Kreuzberg eine Kommune aufzuziehen, zusammen mit anderen, die ebenfalls in der AAO Erfahrungen gemacht hatten.

Wir haben uns in dieser Zeit stark mit dem Werk Wilhelm Reichs beschäftigt und mit vielen geredet, die im letzten halben Jahr aus der AAO ausgetreten sind. Unsere Kritik wurde in diesen Auseinandersetzungen immer klarer, differenzierter. Wir erkannten, wie sich krankhafte Charakterstrukturen in der AAO eine Organisation geschaffen haben, mit der sich die emotionale Krankheit selber am Leben erhalten kann. Sicher war die Motivation, diese Organisation zu schaffen der Wunsch nach wahrhaftigem Leben. Aber gerade in einer Organisation, die das wahrhaftige Leben radikal, kompromisslos zu vertreten scheint, setzt sich das Gegenteil, Lüge und Terror, in geradezu erschreckendem Maße durch. Die AAO ist ein interessantes Studienobjekt für die Verzerrung der Wahrheit durch den Versuch sie zu organisieren. Die AAO weist noch verhältnismäßig überschaubare Strukturen auf. Sie demonstriert in einer gesellschaftlichen Randgruppe in konzentrierter Form, was in der gesellschaftlichen Realität über Jahrtausende an krankhaften Strukturen gewachsen ist.

Andererseits sahen wir uns damit konfrontiert, irgendwie selber leben zu müssen. Wir waren aus der AAO ausgetreten und mussten uns eine neue gesellschaftliche Realität schaffen. Mit den Erfahrungen aus der AAO standen wir unversehens jenseits aller gesellschaftlicher Praxis, jenseits vom Leben in Wohngemeinschaften und politischen Kommunen, jenseits von politischen Ideen, seien es Parteien, Kollektive oder Initiativgruppen.

Wie auch bei anderen, die aus der AAO gekommen sind, zeigten sich bei uns zum Teil erhebliche Schwierigkeiten, mit der "normalen" gesellschaftlichen Realität fertig zu werden. Wir hatten uns in der AAO einen "AA-Charakter" zugelegt. Diese Veränderung der Persönlichkeit äußert sich vor allem in extremer emotionaler Aggressivität oder emotionalem Exhibitionismus. Man lernt in der AAO, Gefühle spontan nach außen zu bringen und dies als Abwehr intensiverer Gefühle zu benutzen. Ob es nun Hass, sexuelle Lust oder Frustration ist, wenn man mit solchen Gefühlen intensiv nach außen an seine Umwelt herantritt, sind die meisten Menschen völlig verblüfft und man selber ist in einer emotional stärkeren Position.

Ein anderes Element des AA-Charakters ist der stark ausgeprägte Führungsanspruch. Viele, die aus der AAO gekommen sind, haben sich erst einmal eine Gruppe von Leuten gesucht, in der sie "Otto" sein konnten.

So war es auch bei mir. Bereits nach zwei Wochen war ich "Kommunikationsleiter" einer Gruppe von fünf Leuten, die ich vorher noch nicht gekannt hatte. Wir wollten nach den "AA-Prinzipien" unsere Kommune aufziehen. Dabei ergaben sich Konflikte, besonders,was meine Rolle als Leiter, also die Dimension der Hierarchie anging. Als dann eines Abends Uli uns besuchte, der die Münchner AAO aufgebaut hatte und ebenfalls ausgestiegen war, löste er unsere Konflikte, indem er vier Leute kurzerhand an den Friedrichshof und nach Genf zum Kurs schickte. Von denen sind nur zwei wiedergekommen. Nachdem auch sie in der AAO "Gehorsam" gelernt hatten, war meine Rolle als "Kommunikationsleiter" unangefochten. Als Joachim aus der Münchener AAO ausgestiegen war und zu uns kam, übernahm er diese Rolle.

Wir machten in unserer Kommune immer wieder die Erfahrung dass die Prinzipien mit unseren Bedürfnissen im Widerspruch waren. Wir hatten keine Lust, eine Hierarchie aufzustellen und es war uns einfach lästig, immer wieder die Kommunikation anzukurbeln, andere dazu zu drängen, ihre Aggressionen darzustellen, wenn sie selber nicht dazu bereit waren. "Selbstdarstellung" wurde als Prinzip abgeschafft. Jeder konnte "SD" machen, wenn er Lust hatte, und es waren inzwischen genug Leute, die "SD-Leiter" spielen konnten. Mit der "freien Sexualität" klappte es nicht. Es hatten sich bereits nach wenigen Wochen Beziehungen heraus kristallisiert und besonders Doris litt darunter, dass sie mich "haben" wollte, es aber den Prinzipien gemäß nicht zulassen durfte. Wir hoben das Prinzip der freien "Sexualität"auf. Doris und ich hatten offen eine Liebesbeziehung zueinander. Wir hatten kein Interesse mehr an wechselnden sexuellen Beziehungen. Die Gruppe unterstützte unsere Beziehung und wir halfen uns gegenseitig, mit dem Gefühl der Eifersucht zurande zu kommen.

Joachim und ich verstanden uns prächtig und wir waren weit davon entfernt, unsere Freundschaft als "schwul" zu diffamieren, wie das in der AAO geschehen war.

Wir verdienten in der Zeit unser Geld damit, zusammen Kuchen zu backen und aus Papierresten Schreibblöcke herzustellen und zu verkaufen. Joachim arbeitete an einem Buch, das nie erscheinen wird. Es machte uns viel Spaß, wenn er uns daraus vorlas. Wir entschlossen uns, dass Joachim an seinem Buch arbeiten sollte und gaben den Anspruch, dass alle produktiv tätig sein müssten, also das "Prinzip der gemeinsamen Arbeit", ebenfalls auf.

Dann hatte Thomas Lust, weiter durch die Welt zu trampen und mit seiner Kommuneerfahrung erst einmal abzuschließen. Wir gaben ihm unser gesamtes Bargeld und alle unsere guten Wünsche mit auf den Weg.

Joachim verliebte sich in eine Frau von "draußen" und zog mit ihr in eine Wohngemeinschaft. Barbara hing etwas in der Luft und zog dann ebenfalls zu Joachim und Uli in die Wohngemeinschaft und Doris und ich leben seitdem glücklich zusammen in einer Liebesbeziehung. Wir haben erst mal Urlaub in Spanien gemacht und sind dann mit einem Freund zusammengezogen.

Der erste Teil meines Textes "DIES IST EIN RACHEAKT AN DER AAO" ist in der letzten Phase unserer Kommune entstanden. Er spiegelt die Situation wieder, in der wir versuchten, mit den "AA-Prinzipien" fertig zu werden, dem Anspruch, Gruppenleben optimal zu organisieren. Für mich bedeutete dieser Teil die Bewältigung meiner Schuldgefühle, aus der AAO "abgehauen" zu sein, die ich über zwei Monate mit mir herumtrug. Außerdem ist dieser Teil Ausdruck tage- und wochenlanger Gespräche, die wir in der Kommune über die AAO geführt haben.

Der zweite Teil meines Textes, "DIE EMOTIONELLE PEST AM BEISPIEL DER AAO" ist auf der Spanienreise entstanden, als Doris und ich intensiv in der Charakteranalyse von Wilhelm Reich gelesen hatten und ich begann, die Dimension der emotionellen Pest zu erkennen. Typischerweise habe ich diese Erkenntnisse sofort in einer Kritik an der AAO verwertet. Die "emotionelle Pest" war ein solcher Hammer für mich, dass ich sie zunächst einmal in einer "objektiven" Betrachtung festbannen wollte. Ich kanalisierte meine starken Gefühle beim Lesen dieses Buches sofort in meinen Hass auf die AAO, mit dem ich auch heute noch nicht fertig geworden bin. Jedes Zusammentreffen mit einem AA lässt mich auch heute noch in Abwehrhaltung gehen.

Den dritten Teil "DER WAHRHEITSSUCHER" habe ich begonnen, als ich merkte, dass es "so nicht geht". Ich wollte meine Vergangenheit und Gegenwart mit den Erkenntnissen in Zusammenhang bringen, die ich im letzten Jahr gewonnen hatte. Es geht mir um die Erkenntnis der Wahrheit meines eigenen Weges. Diese spezifische, ureigene Wahrheit wird in der AAO völlig geleugnet, zugunsten eines ideologischen Wahrheitsbreis, den die Leute fressen können oder sie verlassen die Organisation wieder, wenn sie nicht verhungern wollen. Andere Organisationen, die "die einzige Wahrheit" gepachtet haben, wie Parteien, Kollektive, Kommunen, sind anders, aber nicht besser. Die emotionale Pest ist mir überall begegnet, gerade in der Alternativszene, denn gerade hier bekämpfen sich die verschiedenen "Freiheits"-Bewegungen gegenseitig mit fast allen Mitteln. Als AA in einen linken Buchladen gehen ist genauso gefährlich wie als Sponti in eine KBWohngemeinschaft. Das Prinzip der Politik ist überall das gleiche: alle Macht der eigenen Idee und vor allem den eigenen Funktionären.

Lassen wir die Politik den Politikern. "Die breite Masse", die ach so dumm sein soll, ist in dieser Beziehung oft weit fortschrittlicher als die "progressiven" Politikanten. Die Politik interessiert die einfachen Leute nicht, diese geschieht irgendwo "da oben" und hat mit dem täglichen Leben nichts zu tun. Das, worum sich die Leute kümmern, ist in erster Linie ihr jeweils eigenes privates Glück. Und das ist gut so. Dass die Mittel, die die meisten zur Verfügung haben, die Verwirklichung wahren Glücks kaum ermöglichen, steht auf einem anderen Blatt.

Ich beschreibe hier, welche Mittel mir zur Verfügung standen, zu meinem Glück, zu meiner Wahrheit zu gelangen und wie ich sie nutzen, bzw. nicht nutzen konnte. Ich halte es für politisch im positiven Sinne, für lebensbejahend, zum eigenen Glück, zur Wahrheit, zur orgastischen Potenz, zu Gott oder wie immer man das nennen mag zu gelangen. Der Weg dahin ist Kampf, der Weg eines Kriegers.

Dies ist ein Racheakt an der AAO...

 

... meine subjektive Darstellung und Kritik dessen, was ich in der AA erlebt habe, warum ich hineingegangen bin und warum ich sie wieder verließ.

Die AAO ist eine Freiheitsbewegung – gewesen. Sie hat das gleiche Schicksal erfahren wie andere Freiheitsbewegungen auch: kaum ist sie mit der Macht in Berührung gekommen, der Möglichkeit, als Mensch andere Menschen zu unterdrücken, hat sie sich korrumpieren lassen: Geld, Geschäfte, Expansion, Bewusstseinsverbreitung, Eroberung oder "Befreiung" der Welt.