Grundkurs Philosophie

Der Grundkurs Philosophie in den Urban-Taschenbüchern gibt einen umfassenden Einblick in die fundamentalen Fragen heutigen Philosophierens. Er stellt die wichtigsten Bereiche der Philosophie systematisch dar; ergänzend gibt er eine Übersicht über ihre Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart. Anliegen des Grundkurses ist es, den Einstieg in die Philosophie zu ermöglichen und zu eigenständigem Denken anzuregen. Besonderer Wert wird deshalb auf eine verständliche Sprache und eine klare Gliederung der Gedankenführung gelegt; zu allen Abschnitten ist weiterführende Literatur angegeben. Koordination: Godehard Brüntrup und Michael Reder.

 

Band 1

Gerd Haeffner

Philosophische Anthropologie

 

Band 2

Harald Schöndorf

Erkenntnistheorie

 

Band 3

Godehard Brüntrup

Metaphysik

 

Band 4

Friedo Ricken

Allgemeine Ethik

 

Band 5

Josef Schmidt

Philosophische Theologie

 

Band 6

Friedo Ricken

Philosophie der Antike

 

Band 7

Rolf Darge

Philosophie des Mittelalters

 

Band 8,1

Heinrich C. Kuhn

Philosophie der Renaissance

 

Band 8,2

Harald Schöndorf

Philosophie des 17. und

18. Jahrhunderts

 

Band 9

Emerich Coreth/Peter Ehlen/Josef Schmidt

Philosophie des 19. Jahrhunderts

 

Band 10

Peter Ehlen/Gerd Haeffner/Friedo Ricken

Philosophie des 20. Jahrhunderts

 

Band 11

Heinrich Watzka

Sprachphilosophie

 

Band 12

Hans-Dieter Mutschler

Naturphilosophie

 

Band 13

Friedo Ricken

Sozialethik

 

Band 14

Norbert Brieskorn

Rechtsphilosophie

 

Band 15

N. N.

Geschichtsphilosophie

 

Band 16

Günter Pöltner

Philosophische Ästhetik

 

Band 17

Friedo Ricken

Religionsphilosphie

 

Band 18

Winfried Löffler

Einführung in die Logik

 

Band 19

Norbert Brieskorn

Sozialphilosophie

Harald Schöndorf

Erkenntnistheorie

Grundkurs Philosophie 2

Verlag W. Kohlhammer

1. Auflage 2014

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Satz: Andrea Siebert, Neuendettelsau

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-025215-8

E-Book-Formate:

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mobi:   ISBN 978-3-17-025218-9

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Inhaltsverzeichnis

  1. A.   Was ist Erkenntnistheorie?
  2. B.   Die Infragestellung der Erkenntnistheorie
  3. I.  Reduktionistisch: Naturalismus
  4. 1.     Naturwissenschaft und Philosophie
  5. a)        Zurückweisung des Reduktionismus
  6. b)        Was wird erklärt?
  7. 2.     Evolutionäre Erkenntnistheorie
  8. a)        Hypothetischer Realismus
  9. b)        Struktur der Argumentation
  10. II. Philosophisch: Skepsis
  11. 1.     Die radikale Skepsis
  12. 2.     Freiheit und Vernunft bedingen einander
  13. 3.     Exkurs: Verteidigung der Willensfreiheit
  14. 4.     Irrtum
  15. C. Selbstgewissheit, Personen- und Welterkenntnis
  16. I.  Die Gewissheit meiner eigenen Existenz
  17. 1.     Aufweis
  18. 2.     Problematisierung
  19. 3.     Zusammenhang von Ich und Welt
  20. II.  Die Erkenntnis anderer Personen
  21. 1.     Verschränkt mit der Erkenntnis meiner selbst
  22. 2.     Erkenntnis anderer ist Anerkennung
  23. 3.     Sprache
  24. D.  Analyse der Erkenntnis
  25. I.  Charakterisierung der Erkenntnis
  26. 1.     Erkennen – Wollen – Fühlen
  27. 2.     Ganzheitlich und vieldimensional
  28. 3.     Sinnliche und geistige Erkenntnis
  29. 4.     Begriffsbestimmung der Erkenntnis
  30. 5.     Wissen und Vertrauen
  31. 6.     Exkurs: Gegenwart
  32. II.  Begriff, Bedeutung, Vorstellung
  33. 1.     Begriff
  34. 2.     Bedeutung
  35. 3.     Vorstellung
  36. 4.     Einige weitere Termini
  37. E. Kritische Auseinandersetzung mit anderen Positionen
  38. I.  Nichtrealistische Positionen: Solipsismus, Idealismus und radikaler Konstruktivismus
  39. II.  Kritische Positionen
  40. 1.     Kant
  41. 2.     Kritischer Rationalismus
  42. F.  Erkenntnisprinzipien
  43. I.  Terminologie
  44. II.  Satz vom Widerspruch
  45. III.  Satz vom Grund und Kausalität
  46. 1.     Wirk- und Zielursache, Formal- und Materialursache
  47. 2.      Kausalität
  48. IV. Teleologie (Finalität)
  49. V.  Modalitäten
  50. G.  Wahrheit
  51. I.  Bedeutungen von „Wahrheit“ und „wahr“
  52. II.  Vorüberlegungen
  53. III.  Die klassische Wahrheitsauffassung
  54. IV.  Andere Wahrheitsauffassungen
  55. 1.     Erfüllung einer Intention
  56. 2.     Redundanz- oder Eliminationsauffassung
  57. 3.     Wahrheit als Offenbarkeit
  58. 4.     Zutreffen
  59. 5.     Performative Wahrheitsauffassung
  60. 6.     Tarskis semantische Wahrheitstheorie
  61. 7.     Kohärenztheorie
  62. 8.     Pragmatische Wahrheitsauffassung
  63. 9.     Konsens- oder Diskurstheorie
  64. V.  Schlussbemerkung
  65. Literatur
  66. Namenregister
  67. Sachregister

A. Was ist Erkenntnistheorie?

Der Ausdruck „Erkenntnistheorie“ kommt erst ca. 1830 auf. Aber schon in der Antike werden die Fragen der Erkenntnis behandelt. In der Moderne wird dann die Frage nach der Erkenntnis der Metaphysik vorangestellt. Dies geschieht vor allem bei Descartes. Locke sagt dann ausdrücklich, man müsse erst das menschliche Erkenntnisvermögen untersuchen, bevor man sich seinen Objekten zuwende. Ebenso macht es dann Kant. Seine „Kritik der reinen Vernunft“ ist eine kritische Untersuchung der menschlichen Erkenntnisvermögen.

Die Fragestellung der Erkenntnistheorie lässt sich in folgender Weise aufgliedern:

Analyse der Erkenntnis

Was ist Erkenntnis, und zwar speziell menschliche Erkenntnis? Welche Elemente lassen sich innerhalb der menschlichen Erkenntnis unterscheiden?

Wahrheit der Erkenntnis

Sind wir zu einer wahren Erkenntnis fähig? Erkennen wir die Wirklichkeit so, wie sie tatsächlich ist, oder ist unsere Erkenntnis ein von uns gemachtes Gebilde, das sich von der eigentlichen Wirklichkeit unterscheidet?

Die letztere Frage bedeutet bereits eine „Kritik“, d. h. eine kritische Untersuchung unseres Erkennens.

Erkenntnis der Erkenntnis

Als Untersuchung der Erkenntnis ist die Erkenntnistheorie Reflexion und richtet sich auf sich selbst. Damit unterscheidet sie sich von anderen philosophischen Disziplinen, die Erkenntnis von etwas anderem sind (der Grundstrukturen der Wirklichkeit, des Menschen, des rechten Handelns, Gottes, der Welt usw.).

B.    Die Infragestellung der Erkenntnistheorie

I.  Reduktionistisch: Naturalismus

1.  Naturwissenschaft und Philosophie

a)  Zurückweisung des Reduktionismus

Es ist naheliegend, diejenige Art von Erkenntnis als Muster und Methode für alles zu nehmen, die sich heutzutage wohl als die erfolgreichste erwiesen hat, nämlich die Naturwissenschaft. Wenn erkenntnistheoretische Fragen aber naturwissenschaftlich geklärt werden könnten, so würde es sich eben nicht mehr um Philosophie, sondern um Naturwissenschaft handeln. Denn Wortprägungen wie „Neurophilosophie“ sind ein hölzernes Eisen und ebenso widersinnig, wie wenn jemand soziologische Untersuchungen über das Rechtsbewusstsein der Bürger nicht als Soziologie, sondern als Rechtswissenschaft bezeichnen würde.

Zuerst soll darum die schärfste Gegenthese zu einer philosophischen Erkenntnistheorie behandelt werden, dass nämlich ihre Themen besser von der Naturwissenschaft geklärt werden können. Eine solche Auffassung, die alles durch die naturwissenschaftliche Forschung erklären will, nennt man Naturalismus. Dieser Naturalismus ist zugleich die gängige Form des Reduktionismus. Der Reduktionismus will eine höhere und komplexere Ordnung der Wirklichkeit völlig durch Rekurs auf eine niedere Ebene erklären und von ihr herleiten, will also das Höhere voll und ganz auf das Niedere zurückführen. Im Allgemeinen handelt es sich dabei um materialistische Theorien, die alles naturwissenschaftlich von der Materie herleiten wollen.

Die Attraktivität des Reduktionismus

Schon Descartes und Kant fanden es misslich, dass nur die Mathematik über eine sichere Methode verfügt, die Philosophie jedoch nicht. Man müsse darum endlich die Philosophie auch so zuverlässig und sicher machen wie die Mathematik und die Naturwissenschaften. Aber keine der in der Neuzeit entwickelten philosophischen Methoden und Theorien erwies sich als unumstößlich. Die naturwissenschaftlichen Methoden und Ergebnisse scheinen hingegen allgemein akzeptiert zu werden. Darum will man die philosophischen Fragen mit naturwissenschaftlichen Methoden beantworten, um so auch auf die philosophischen Fragen eine gesicherte Antwort zu erhalten.

Es wird eine Erklärung gesucht, die für alle Wirklichkeitsbereiche gleichermaßen zutrifft und ihren Zusammenhang erklären kann. Hierfür scheint sich die Evolutionstheorie zu eignen, da es sich gezeigt hat, dass sie sich von der Biologie auf die physikalisch-chemische Kosmologie übertragen ließ und sich als Erklärungsschema aller Prozesse zu eigenen scheint, die im Lauf der Geschichte Wandlungen durchgemacht haben.

Dies ist aber ein Trugschluss. Denn die Geschichte hat gezeigt, dass der wissenschaftliche Fortschritt nur dadurch möglich war, dass sich die verschiedenen Wissenschaften immer mehr ausdifferenziert haben. Dies bedeutet aber, dass es in der empirischen Forschung gerade nicht möglich ist, alles mit denselben Methoden zu erforschen und alles auf dieselben Grundlagen zurückzuführen.

Der vermeintliche Vorzug der Naturwissenschaft

Viele sehen den Vorzug der Naturwissenschaft darin, dass bei ihr der Grundsatz der Überprüfbarkeit durch andere gilt, während ich bei der philosophischen Reflexion nur den anderen auffordern kann, sie auf dieselbe Weise wie ich nachzuvollziehen. Es wird dann gerne gesagt, die Naturwissenschaft habe es mit Tatsachen zu tun, die Philosophie jedoch nicht. Dies stimmt aber nicht, denn die Ansammlung von Tatsachen ist noch keine Wissenschaft, sondern erst die daraus gezogenen Schlussfolgerungen, die wir Theorien nennen. Schlussfolgerungen sind aber keine Tatsachen, sondern Denkvorgänge, die irrtumsanfällig sind. Je komplexer Schlussfolgerungen sind, umso schwieriger ist es, sie zu überprüfen und ihre Wahrheit oder Falschheit nachzuweisen. Zudem ist alles geschichtliche Wissen (außer dem ganz wenigen Selbsterlebten) erschlossen, und dies gilt für die Geschichte des Kosmos oder des Lebens ebenso wie für jede menschliche Geschichte.

Ferner gibt es auch „Tatsachen“, die der Philosophie zugrunde liegen. Dass ich z. B. meine eigene Existenz nicht ernsthaft bestreiten kann, ist eine solche Tatsache. Nicht von ungefähr sprach Fichte von „Tatsachen des Bewusstseins“. Dass ein anderer diese Tatsachen nicht unmittelbar miterfährt, sondern für sich selbst nachvollziehen muss, ist kein Gegenbeweis, denn dies gilt für alle Argumente.

Außerdem tritt in der Philosophie die argumentative Diskussion (die es natürlich in den anderen Wissenschaften auch gibt) an die Stelle einer intersubjektiven Überprüfung der zugrunde liegenden Daten, um die Gegenargumente kennen zu lernen, auch wenn ich selbst entscheiden muss, welches Argument überzeugt und welches nicht.

Woher kommt die „Exaktheit“ und Zuverlässigkeit der klassischen modernen Naturwissenschaft, der sie ihren Fortschritt verdankt?

a) Es handelt sich meist um eine Beschränkung auf quantitative gesetzmäßige Funktionszusammenhänge, die experimentell testbar sind und praktische Folgen haben. Diese Überprüfbarkeit hat allerdings Grenzen: Sie entfällt bei umfassenden Theorien (Grundaxiome können bestenfalls indirekt geprüft werden); ferner setzt sie Wiederholbarkeit unter gleichen Bedingungen voraus, die nicht mehr gegeben ist, wenn der gesamte Naturablauf betroffen (Evolution des Lebens und des Kosmos) ist oder wenn Geschichte und Freiheit (Gesellschaft, Staat, Wirtschaft, Geschichte) im Spiel sind. Ferner gibt es Experimente, deren Wirkungen nicht mehr rückgängig zu machen wären oder die ethisch unerlaubt sind, so dass sie sich verbieten.

b) Je detaillierter und unmittelbarer praxisbezogen etwas ist, um so eher kann es „exakt“ festgestellt werden und umso weniger wird es bestritten. Das gilt auch in der Philosophie, z. B. für die Gesetze der klassischen Logik, sofern ich deren Grundlagen akzeptiere. Aber die Philosophie hat es ihrer Natur nach wenig mit solchen eingeschränkten Fragestellungen zu tun.

Andererseits sind in den Naturwissenschaften vor allem heutzutage meist spezielle Instrumente oder Vorrichtungen nötig, so dass die Überprüfung dieser Experimente wenigen Fachleute unter bestimmte Bedingungen möglich ist. In der systematischen Philosophie werden nur allgemeine menschliche Erfahrung und Denken vorausgesetzt: Jeder kann prinzipiell alle Argumente selbst überprüfen.

Die neuzeitliche Naturwissenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die Naturphänomene unter bewusster Absehung von allem Geistigen zu erklären. Dies ist durchaus legitim und hat die neuzeitliche Naturwissenschaft außerordentlich erfolgreich werden lassen. Dieser Erfolg darf aber nicht vergessen lassen, dass dabei immer methodisch von vornherein alles Geistige ausgeklammert wurde. In ähnlicher Weise beruhen andere Wissenschaften darauf, dass sie ihre Objekte nur unter einem ganz bestimmten Aspekt erforschen, andere Aspekte aber bewusst ausklammern und anderen Wissenschaften überlassen. Nur wenn auf diese verschiedenen Methoden und Rücksichten reflektiert wird, kann sinnvoll danach gefragt werden, welche übergreifenden Gemeinsamkeiten es gibt, was die Philosophie tut.

Der Nutzen beweist nicht die Wahrheit

Die vorhergehenden Überlegungen gelten auch, wenn etwas durch seinen Nutzen erklärt werden soll. Von einem Nutzen kann nur die Rede sein, wenn gezeigt werden kann, dass der betreffende Vorgang oder Gegenstand nützlicher ist als andere, alternative Vorgänge oder Gegenstände. Denn sonst wäre auch das Schädliche nützlich, wenn die Sache gut ausgegangen ist. Die bloße Behauptung, dass etwas faktisch genützt habe, beweist also gar nichts, sondern ist ein Scheinargument.

Außerdem ist es überhaupt verwunderlich, dass der Nutzen als Wahrheitsbeweis angesehen wird. Denn jede bewusste Verfälschung der Wahrheit geschieht, weil man sich davon einen Nutzen verspricht. Darum werden die Vertreter der Ideologiekritik und der Religionskritik nicht müde, darauf zu verweisen, dass die von ihnen kritisierten Theorien nur deshalb erfunden worden seien, weil sie bestimmten Menschen nützen. Nietzsche hat sogar die Behauptung aufgestellt, die Wahrheit selbst sei die Art von Irrtum, ohne welche wir Menschen nicht leben könnten. Der Nutzen für das Überleben wird hier also nachgerade als Argument für die Falschheit der menschlichen Erkenntnis angeführt.

Geltung vs. Fakten und Prozesse

Die Naturwissenschaft untersucht ihre Objekte mit intersubjektiv überprüfbaren und von außen an die Sache herangehenden Instrumenten und Methoden. Sie klassifiziert ihre Objekte und erforscht welche Anfangsbedingungen notwendig sind, damit ein bestimmter Prozess in Gang kommt und wie der Mechanismus dieses Prozesses im Einzelnen abläuft. Die auf diese Weise gewonnenen Naturgesetze sollen möglichst „exakt“, d. h. im Idealfall in mathematischer Formalisierung dargestellt werden.

Die Philosophie fragt im Gegensatz hierzu nicht, wie etwas funktioniert, sondern sie fragt nach dem Wesen der betreffenden Sache und nach der Geltung, der Richtigkeit, der Legitimation. Die Frage, welche faktischen Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit ein Mensch erkennen kann, überlässt sie den entsprechenden Fachwissenschaften wie Biologie, Neurologie, Psychologie, Soziologie usf. Die philosophische Erkenntnislehre fragt nach der Gültigkeit der menschlichen Erkenntnis, und diese Geltung nennen wir im Fall der Erkenntnis die Wahrheit. (Beim Handeln nennen wir die Legitimation Sittlichkeit oder Moralität.)

Immanuel Kant hat dies mit einem juristischen Prozess verglichen, bei dem sowohl die Tatsachenfrage (quid facti) als auch die Rechtsfrage (quid iuris) geklärt werden müssen (Kritik der reinen Vernunft B 116). Die Tatsachenfrage entspricht dem, was die Naturwissenschaften klären. Die rechtliche Bewertung erfolgt nicht mit empirischen Methoden, sondern erfordert die Anwendung des Gesetzes auf den konkreten Fall durch den Richter und lässt sich mit der philosophischen Fragestellung vergleichen. Selbst wenn man also die Entstehung der menschlichen Erkenntnis auf irgendeine wissenschaftliche Weise hinreichend erklären könnte, so würde hieraus noch nichts für ihre Geltung, also für ihre Wahrheit folgen.

Dies hat zur Folge, dass eine der vornehmlichen Tätigkeiten der Philosophie darin besteht, da zu unterscheiden, wo es sich nicht um zwei voneinander trennbare Teile einer Sache handelt, sondern um zwei Aspekte desselben, die aber so verschieden voneinander sind, dass sie als unterschiedlich, ja oft sogar als gegensätzlich betrachtet werden müssen. Von dieser Art ist beim Menschen z. B. die Unterscheidung zwischen der Seele bzw. dem Geist auf der einen und dem Leib auf der anderen Seite. Unterscheiden ist nicht Trennen!

Gehirnprozesse sind nicht Erkenntnis

Literatur:

Vgl. den Bericht von

Schöndorf, Harald: „Gehirn – Bewußtsein – Geist. Kann das Bewußtsein naturwissenschaftlich erklärt werden?“; in: Herder-Korrespondenz 53 (1999) 264–267.

Was man naturwissenschaftlich erklären kann, sind die Naturvorgänge, die, soweit wir dies feststellen können, mit bestimmten Erkenntnisvorgängen korrelieren und die naturhafte Bedingung oder Voraussetzung für die betreffenden Erkenntnisvorgänge sind. Es ist allerdings alles andere als sicher, ob sich eine eindeutige Zuordnung, ein Parallelismus zwischen bestimmten Bewusstseinsakten und Gehirnprozessen überhaupt feststellen lässt. Aber selbst dann wäre immer noch die Frage nach der Verursachung dieser Prozesse völlig offen.

Ferner gibt es keine Entsprechung zwischen den physiologischen und psychologischen Zusammenhängen unserer Bewusstseinsakte und den Gesetzen der Logik, der Mathematik, der Moral usw., wie schon Husserl gegen die Meinung gezeigt hat, man könne alles psychologisch erklären.

Die Frage nach dem Wesen und der Wahrheit der Erkenntnis kann nicht naturwissenschaftlich beantwortet werden, denn der Naturwissenschaftler muss bereits voraussetzen, was Erkenntnis ist. Er kann nur klären, welche Naturvorgänge sich dabei vollziehen.

Schon die Frage, wie die naturwissenschaftliche Erkenntnis selbst aufzufassen ist, keine Frage mehr für die Naturwissenschaft ist, sondern eine Frage der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie.

Die Erkenntnis ist als Vorgang nicht von „außen“ beobachtbar, sondern nur von „innen“ her zugänglich. Eine Wissenschaft, die sich einer Methode verpflichtet fühlt, die nur das untersucht, was intersubjektiv mit bestimmten Methoden und Instrumenten gemessen werden kann, kann prinzipiell aus ihren methodischen Voraussetzungen heraus den Vorgang des Erkennens nicht erklären, weil kein Erkenntnisprozess durch diese Methoden festgestellt werden kann. Darum hat der Behaviorismus sich auch darauf beschränkt, menschliches Verhalten zu analysieren, und alles andere wie Denken oder Wollen auf menschliches Verhalten zurückgeführt.

Denn was jemand wirklich denkt oder ob jemand wirklich Schmerzen hat oder nicht, weiß mit letzter Sicherheit nur er selbst. Von außen her kann ich aufgrund seines Ausdrucks, seines Verhaltens oder seiner Äußerungen bestenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuten, was er denkt oder fühlt. Erkenntnis ist etwas anderes als Gehirnprozesse.

Prinzipien, Theorien, Gründe sind keine Naturprozesse

Alle Reduktionismen scheitern daran, dass sie selbst Theorien sind, und als wissenschaftliche oder philosophische Theorien mit dem Anspruch auf argumentativ aufweisbare Wahrheit vertreten werden und werden müssen. Andernfalls würde man andere Mittel als die der wissenschaftlichen oder philosophischen Begründung als Mittel zu ihrer Propagierung wählen. Nach den Reduktionismen ist aber der eigentlich entscheidende, d. h. kausale Faktor für das, was im Bereich des Geistigen geschieht, etwas Nichtgeistiges.

Dann müsste aber auch konsequenterweise die Theorie selbst so propagiert werden, dass man sich hierzu nichtgeistiger Mittel bedient, dass man also nicht argumentiert und diskutiert, sondern versucht, diese Theorie anderen einzuprogrammieren, sie ihnen durch chemisch-biologische Mittel einzuflößen oder dgl. mehr. Dies geschieht (Gott sei Dank) aber nicht, denn dann würde es sich nicht mehr um wissenschaftliche oder philosophische Theorien handeln, sondern um offensichtliche Macht- und Manipulationsmittel und -methoden im Stil einer Gehirnwäsche.

Aber selbst dann müsste die Frage gestellt werden, welchen Sinn eine solche Manipulation hat, da es auf die Erkenntnisse als solche nach der eigenen Theorie gar nicht mehr ankommen dürfte, sondern nur noch auf die zugrundeliegenden physikalischen Prozesse. Außerdem wäre die Urheberschaft der Theorie selbst nur ein Resultat von Naturprozessen. Da es aber auch Vertreter der entgegengesetzten Meinung gibt, denen menschliche Normalität und Gesundheit nicht abgesprochen werden kann, handelt es sich in beiden Fällen um gleichwertige Naturprozesse. Somit lässt sich auf der Ebene der Naturprozesse die Wahrheit der Theorie des Naturalismus nicht begründen.

Der Vertreter des empiristisch-positivistischen Standpunkts kann sein eigenes Prinzip nicht begründen. Denn dieses Prinzip ist weder eine empirische Feststellung noch ein aus der Empirie hergeleitetes Gesetz. Die Beschränkung aller gültigen Erkenntnis auf die Empirie und die damit verbundene Ablehnung nicht-empirischer Erkenntnis ist eine philosophische und keine empirische These.

Im Gegensatz zu naturhaften Ursachen, die einfach durch ihr Vorhandensein wirken, sofern sie nicht darin behindert werden, müssen uns Gründe bewusst werden, damit wir sie in unsere Überlegung einbeziehen können und uns für oder gegen sie entscheiden können. Unsere Vernunft ist keine Maschine. Dass Gründe nicht automatisch wirksam werden, zeigt sich ferner daran, dass wir dann, wenn wir Gründe für und gegen eine bestimmte Entscheidung kennen, normalerweise eine Überlegung anstellen, welche Gründe wir für die ausschlaggebenden erachten; und diese Überlegung kann kürzere oder längere Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem kann diese Abwägung zu einer ganz unterschiedlichen Gewissheit führen, mit der wir unsere Entscheidung treffen oder auch nicht treffen.

Negation, Modalitäten, Allgemeines, wahr, gut, Logik, Mathematik

Für unsere Gehirnprozesse unterstellen wir, dass sie nach physiologischen und biochemischen Gesetzen ablaufen, so dass wir bei Kenntnis der entsprechenden Faktoren diese Prozesse vorhersagen können. Wenn sich nun aber feststellen lässt, dass es bestimmte Strukturen des Geistigen gibt, die grundsätzlich von anderer Art sind als die Strukturen von Naturprozessen, dann ist es unmöglich, eine Parallele zwischen physiologischen Prozessen und der Erkenntnis und dem Denken herzustellen.

Zur Negation ist nur das Bewusstsein fähig. Die Fähigkeit zur Negation kommt auf der Ebene von Naturprozessen nicht vor. Auf dieser Ebene gibt es nur das Gegebene: positive Daten und Fakten. Der Name „Positivismus“ für eine philosophische Richtung, die nur das empirisch Gegebene gelten lässt, ist hier durchaus bezeichnend. Die Negation setzt den Vergleich des positiv Gegebenen mit anderem, hier und jetzt nicht Gegebenem (mit einer Norm, einer Erwartung, einem Ziel …) voraus. Was nicht faktisch vorhanden ist, kann aber nur im Bewusstsein vergegenwärtigt werden.

Die Feststellung von Dispositionen, Möglichkeiten und dgl. mehr ist nicht durch sinnliche Feststellung möglich, sondern dem Geist vorbehalten. Es lässt sich aber keine Naturwissenschaft treiben, wenn nicht von Eigenschaften und Verhältnissen die Rede ist, die kein tatsächliches Geschehen, sondern nur Kräfte, Dispositionen, Möglichkeiten, Tendenzen o. ä. ausdrücken (biegsam, zerbrechlich, brennbar, beweglich, dehnbar, …).

Dasselbe gilt aber auch für die Notwendigkeit. Auch ihre Feststellung ist ein Werk des Geistes. Der bloßen Feststellung von vorliegenden Fakten lässt sich keine Notwendigkeit entnehmen. Die Notwendigkeit kann nicht durch die Allgemeinheit definiert werden, denn diese ist eine Folge der Notwendigkeit, aber es ist durchaus möglich, dass etwas allgemein der Fall und doch nicht notwendig ist.

Die in unserem Gehirn ablaufenden Prozesse gehorchen zwar auch allgemeinen Gesetzen, aber sie produzieren im Gegensatz zu unserem Denken keine allgemeingültigen und intersubjektiv kommunizierbaren Resultate, sondern jeweils konkrete individuelle Fakten.

Es ist ferner typisch für den Geist, dass er die Unterscheidung zwischen wahr und falsch sowie zwischen gut und böse kennt. Diese Unterscheidung hat aber in Bezug auf Naturprozesse keinen Sinn. Naturgesetzlich ablaufende Vorgänge können nicht als wahr oder falsch oder als gut oder böse bewertet werden, da sie gesetzmäßig sich ergebende Folgen bestimmter naturgegebener Faktoren sind.

Des Weiteren ist unsere Erkenntnis ist nicht (nur) an unseren subjektiven perspektivischen Standpunkt gebunden, sondern trifft allgemeingültige Feststellungen. Wir sprechen miteinander in einer den individuellen Standpunkt übergreifenden Sprache und teilen einander unsere Gedanken mit. Ganz selbstverständlich nehmen wir diese Allgemeingültigkeit für unsere empirischen Wissenschaften in Anspruch. Niemand käme auf den Gedanken, die objektive Gültigkeit der Ergebnisse der Naturwissenschaften in Frage zu stellen.

Der Geist ist in der Lage, exakt und präzise zu denken, wie sich vor allem in der Logik und der Mathematik zeigt. Nicht von ungefähr sprechen wir etwa bei mathematischen Gesetzen von Idealisierungen, die in dieser exakten Weise gar nicht in der konkreten empirischen Natur vorkommen und bestenfalls maschinell imitiert werden können. Außerdem gehorchen Mathematik und Logik bestimmten normativen Gesetzen, bei deren Verletzung falsche Resultate erzielt werden. Biologische Vorgänge wie die Synapsen laufen aber nicht mit derselben Exaktheit und Präzision ab, die die Mathematik und die Logik auszeichnen.

Gehirnprozesse vs. Semantik

Die Physiologie kennt keine Semantik (Lehre von der Bedeutung [sprachlicher Zeichen]), denn Zeichen gibt es nur für einen Verstehenden, für einen Interpreten. Darum gibt es auch genau genommen keine Computersprache, denn für den Computer stehen die Zeichen nicht für etwas anderes, sondern dies gilt nur für den Benutzer. Der Computer vollzieht nur Umformungen auf Grund bestimmter Programmierungen. Diese sind aber prinzipiell nichts anderes als die Transformation eines bestimmten physikalischen Prozesses in einen anderen, wie es sie auch sonst in der Natur gibt.

Zudem zeigt sich bei der menschlichen Sprache, dass derselbe Gehalt durch verschiedene Zeichen ausgedrückt werden kann (das einfachste Beispiel hierfür ist die Übersetzung in eine andere Sprache) und dabei als derselbe verstanden wird. Dies kann von einem Computer nur dadurch simuliert werden, dass es in nacheinander erfolgende Prozesse umgeformt wird, was aber ein anders gearteter Vorgang ist.

In ähnlicher Weise wie beim Verhältnis verschiedener Sprachen zum selben Bedeutungsgehalt wurde auch festgestellt, dass derselbe Bedeutungsgehalt mit unterschiedlichen neurologischen Prozessen verbunden sein kann.

Die übliche Rede von Informationsverarbeitung und dgl. kann diese Tatsache verschleiern und zu der irrigen Ansicht verleiten, es gäbe so etwas wie eine selbständige Information ohne einen Autor und einen Empfänger.

Täuschung eines Epiphänomens?

Der Reduktionist behauptet, dass wir einer Täuschung erliegen, wenn wir meinen, wir seien geistige Subjekte. In Wahrheit seien wir nur Produkte neurophysiologischer Prozesse. Aber wenn wir keine geistigen Subjekte sind, sondern nur ein Produkt von Nervenprozessen, dann gibt es kein Subjekt dieser Täuschung mehr, sondern die Produkte von Nervenprozessen täuschen sich selbst. Das ist aber eine Absurdität, denn sich täuschen oder irren kann sich nur ein zur Erkenntnis fähiges Wesen, aber kein biochemischer Prozess (vgl. Jonas, Hans: Macht oder Ohnmacht der Subjektivität, Frankfurt 1981).

Bewusstsein ist überzeitlich und überräumlich

Die im Bewusstsein geschehende Bezugnahme auf Vergangenheit und Zukunft ist grundsätzlich nicht durch naturwissenschaftliche Phänomene erklärbar. Die physiologische Grundlage des Gedächtnisses ist nur eine Erklärung für die Erinnerung an vergangene Gehalte, aber nicht dafür, wieso das Vergangene als Vergangenes erkannt wird, ohne dass dazu die Verkettung von heute bis zu dem damaligen Datum aktiviert wird.

Dasselbe gilt auch für die Bezugnahme auf räumlich Entferntes. Dagegen kann auch nicht eingewandt werden, dass doch physikalisch alles mit allem zusammenhängt, denn sonst müsste man immer an alles räumlich Entfernte denken.

Im Gegensatz zum menschlichen Körper und zu allen materiellen Gebilden, die durch Hinzufügen oder Wegnehmen vergrößert oder verkleinert werden können, bildet der menschliche Geist eine Einheit und Ganzheit, bei der es kein derartiges Mehr oder Weniger gibt. Auch der Ausfall bestimmter Gehirnfunktionen führt zu keiner „Verkleinerung“ des Bewusstseins oder des Ich, da dieses unteilbar ist, wie das Ichbewusstsein zeigt.

Selbstbewusstsein: Zurückkommen auf mich, kein kybernetischer Prozess

Die Besonderheit der menschlichen Erkenntnis zeigt sich unter anderem daran, dass ich jederzeit darauf reflektieren kann, dass ich derjenige bin, der diese Erkenntnis hat, dem etwas bewusst ist. Da dieses ausdrückliche Selbstbewusstsein immer eine Reflexion im Ausgang von der Erkenntnis von anderem darstellt, wird manchmal die Meinung vertreten, es handle sich dabei um einen kybernetisch zu verstehenden Prozess.

Bei einem solchen Prozess wird beim Überschreiten bestimmter Schwellenwerte oder nach einer bestimmten Zeit die Vorgehensweise des betreffenden Mechanismus oder Apparates entsprechend den eingegangenen „Informationen“ verändert. Eine derartige Rückkopplung darf nicht mit Selbstbewusstsein verwechselt werden.

Denn beim Selbstbewusstsein handelt es sich um ein Zurückkommen auf das, was ich bereits vorher und von Anfang an schon gewesen bin, was mir aber erst im nachhinein ausdrücklich bewusst wird. Darum muss ich das Selbstbewusstsein so interpretieren, dass mir mein Ich, mein Selbst, das mir vorher nur implizit, latent, begleitend bewusst war, nun explizit und förmlich bewusst wird.

Die Rückkopplung ist hingegen kein Zurückkommen auf bereits Vorausliegendes, sondern ein bereits vorher programmierter Eingriff an einer bestimmten Stelle eines Prozesses, um von da an den Prozessablauf zu verändern. Der Steuerungsprozess stellt die Rückkopplung also erst her, während das Selbstbewusstsein auf ein bereits vorhandenes Ich/Selbst zurückkommt.

b) Was wird erklärt?

Erklärung des spezifischen Punkts

Etwas kann nur dann als Erklärung gelten, wenn damit erklärt wird, warum das zu Erklärende gerade in diesem oder jenem Punkt anders ist als andere Dinge oder Vorgänge. Wenn ein gleichartiger Vorgang im einen Fall wesentlich andere Resultate hervorbringt als im anderen Fall, dann ist dieser Unterschied durch diesen Vorgang nicht erklärt.

Der physiologische Bewegungsvorgang meines Armes und meiner Hand für handschriftliches Schreiben ist von derselben Art, ganz gleich, welchen Inhalt der Text hat, den ich schreibe. Also kann der Bewegungsvorgang nicht die hinreichende Ursache für den Text sein, obwohl er für das Hervorbringen dieses Textes notwendig ist.

Lückenlose Erklärung ist nicht unbedingt restlose Erklärung

Naturwissenschaftliche Erklärungen beanspruchen oft, den betreffenden Vorgang vollständig und ohne Rest erklärt zu haben. Für jeden einzelnen Schritt wird das gesetzmäßige Hervorgehen aus dem vorhergehenden Stadium lückenlos dargelegt. Ist damit aber wirklich eine restlose Erklärung des betreffenden Vorgangs geliefert?

Ziehen wir einen Vergleich heran: Man kann ein Gesetz so erklären, indem man genau erklärt, wie das Parlament verfährt: Es wird die Sitzung einberufen, die Parlamentarier kommen zusammen, diskutieren, gehen in die Ausschüsse und votieren in einer späteren Sitzung in einer Abstimmung mehrheitlich für einen bestimmten Text.

Damit ist die Entstehung dieses Gesetzes in allen Einzelheiten lückenlos und genauestens dargelegt. Und doch fehlen die wichtigsten Punkte, nämlich Inhalt, Sinn und Zweck dieses Gesetzes sowie die Argumente dafür und dagegen.

In analoger Weise liefert die Naturwissenschaft zwar eine lückenlose Erklärung der Entstehung eines bestimmten Vorganges, sie erklärt den betreffenden Vorgang nur auf einer ganz bestimmten Ebene vollständig, klammert aber andere Gesichtspunkte aus, die zu einer wirklich restlosen Erklärung ebenfalls erklärt werden müssten.

Erklärung ersetzt nicht die Phänomene

Eine zutreffende Erklärung darf das betreffende Phänomen nicht zum Verschwinden bringen, nicht „wegerklären“. Der radikale Reduktionismus möchte aber an die Stelle des zu erklärenden Phänomens des menschlichen Bewusstseins und seiner verschiedenen Gehalte physiologische Prozesse setzen. Es wird behauptet, in Wirklichkeit handele es sich hier nicht um innerlich wahrnehmbare Gegebenheiten, sondern darum, dass unsere Nerven in einer bestimmten Art und Weise „feuern“. Eine solche Art von „Erklärung“ läuft in Wahrheit darauf hinaus, dass das betreffende Phänomen für eine Täuschung, eine Illusion erklärt wird.

Wesentlich Neues und Höheres ist nicht aus Altem und Niederem herleitbar

Wenn ich von einer Sache behaupte, sie sei in ihren wesentlichen und entscheidenden Punkten etwas völlig Neuartiges, dann behaupte ich damit zugleich, dass sie nicht eine logische, kausale oder sonst wie vorhersehbare Folge des Alten ist. Denn was mit logischer oder ursächlicher Notwendigkeit aus dem Alten hervorgeht, und das heißt, was rein durch das Alte erklärbar ist, dessen Hervorgang kann vorausgesehen werden, und es stellt dann nichts eigentlich Neues dar. Selbst wenn etwas nicht vorhersehbar war, aber dennoch nachher voll und ganz in all seinen Strukturen und seinem Verhalten durch die Strukturen und Gesetze des Alten erklärbar ist, wie zum Beispiel eine bisher nicht bekannte Unterart eines bestimmten Tieres oder eine bisher noch nicht aufgetretene Krankheit, dann kann man sagen, dass es noch zum Bereich des Alten und Bekannten gehört, denn es ist durch die Regeln des Alten und Bekannten hinreichend erklärbar. Es lässt sich, wenn auch nachträglich, noch in die Strukturen des Bisherigen einreihen.

Selbstverständlich kann man möglicherweise auf der Ebene der Naturwissenschaft erklären, wann bei Vorliegen bestimmter Anfangsbedingungen nach welchen Regeln etwas Neues entsteht. Aber damit ist die Neuheit des Neuen nicht erklärt. Das Neue als Neues entzieht sich definitionsgemäß einer Erklärung durch das Alte.

Wenn es sich nämlich um etwas wirklich wesentlich Neues handelt, dann drücken wir durch einen Ausdruck wie „wesentlich neu“ gerade aus, dass es durch das Frühere nicht hinreichend erklärt werden kann. Sonst wäre es eben nichts wesentlich Neues, sondern nur eine, wenn auch vielleicht bisher noch nicht bekannte Variation des Alten.

Dem steht in keiner Weise entgegen, dass ich unter Umständen zeitlich haargenau den Punkt oder den Prozess angeben kann, wo im Zeitablauf das Neue aus dem Alten hervorgegangen ist, und dass ich diesen Hervorgang vielleicht auch genau in seine verschiedenen Schritte zerlegen kann, so dass dieser Hervorgang im nachhinein wie eine selbstverständliche Folge erscheint.

Was einen wesentlich höheren Rang besitzt als das ihm Vorausgehende, kann nicht als eine bloße Folge aus diesem Vorausgehenden erklärt werden, selbst wenn es zeitlich gesehen, eine solche Folge ist. Wenn ein Künstler einen neuen Stil schafft, wenn ein Wissenschaftler etwas Neues entdeckt, dann hat das zwar im Allgemeinen die vorausgehenden Errungenschaften der betreffenden Kunst oder Wissenschaft durchaus als Voraussetzung, aber es kann nicht allein daraus erklärt werden – denn sonst wäre es eben nichts wirklich Neues. Mozart ist ebensowenig ein Produkt oder eine Konsequenz aus Haydn wie Beethoven eine logische Folge von Mozart.

Beispiele für Höheres

Wenn es also etwas gibt, was gegenüber dem Bereich des bloß Physikalischen wesentlich neu und höherwertig ist, dann ist dies nicht mehr rein durch Reduktion auf physikalische Gesetze erklärbar. Es soll im Folgenden gezeigt werden, dass sowohl das Leben als auch das Bewusstsein und der Geist sich jeweils durch Merkmale auszeichnen, die nicht aus dem Niederen erklärbar sind.

Leben (Individualität, Tod)

In der auf Descartes zurückgehenden Sicht werden unbelebte Dinge und Maschinen nach demselben Schema interpretiert. Die Maschine hat ihre Einheit jedoch nur dadurch, dass sie von uns so zusammengefügt wurde, während Naturgegenstände nicht von uns zusammengefügt wurden und sich auf diese Weise von menschlichen Artefakten unterscheiden.

Wenn wir den Gesichtspunkt der Herstellung weglassen, so gibt es keinen Grund, die physikalischen Prozesse, die im Zusammenhang mit einer Maschine geschehen, an irgendeiner bestimmten Stelle abbrechen zu lassen. Nehmen wir das Beispiel eines Ventilators: Wo hört der von ihm in Bewegung gesetzte Mechanismus auf? Wir können den Ventilator nicht verstehen, ohne die Luft dazu zu nehmen, die er in Bewegung versetzt. Aber diese Luft steht wieder in Zusammenhang mit den festen Dingen, die ihr als Hindernisse den Lauf der Bewegung vorschreiben, und sie hängt zusammen mit anderer Luft, dem allgemeinen Luftdruck, der Luftfeuchtigkeit, kurzum, mit der gesamten Atmosphäre.

In Bezug auf die physikalischen Prozesse hängt alles mit allem irgendwie zusammen. Darum stellt sich die Frage: Wo beginnt ein Ding und wo hört es auf? Leblose Dinge sind nur mehr oder weniger fest zusammenhängende Aggregate, die prinzipiell unbegrenzt vermehrt oder vermindert werden könnten.

Der einzige wirklich eindeutige Fall von individuellen Objekten, die sich als solche von sich her eindeutig durchhalten, sind Lebewesen. Denn erst Lebewesen fehlt etwas, wenn ihnen etwas von ihrer Ganzheit genommen wird. Und wenn ihnen zu viel davon genommen wird, sterben sie. Nur bei einem Lebewesen gibt es eine klare Abgrenzung von der Umwelt, weil sie von ihm selbst immer wieder bewahrt und durchgesetzt wird. Lebewesen stellen eine Einheit und Ganzheit dar, die durch das Abtrennen eines Teils tangiert wird. Das Abgetrennte kann normalerweise nicht mehr leben (oder hat eine ganz andersartige Entwicklung, als wenn es daran geblieben wäre), und man kann nicht beliebig viel von einem Lebewesen abtrennen, ohne es zu töten. Etwas Unbelebtes kann hingegen problemlos geteilt werden, sofern dies technisch möglich ist.

Ein Lebewesen ist ein System, das in ständigem Austausch mit seiner Umwelt steht und sich gerade in diesem Austausch und damit auch in seiner eigenen ständigen Veränderung dennoch durchhält. Wir müssen darum ein Prinzip dieser sich durchhaltenden Ganzheit und Identität annehmen. Denn die bloßen chemischen und physiologischen Prozesse liefern dafür keine Erklärung. Und die Rückführung auf die DNA ist zum einen nicht ausreichend und verschiebt zum anderen das Problem nur.

Lebewesen haben eine bestimmte Struktur und Tendenz zur Selbsterhaltung und -entfaltung (Wachstum, Reproduktion, …). Und sie tun das zugleich in einem ständigen Austausch mit ihrer Umwelt, den wir Stoffwechsel nennen. Nur ein (mehrzelliges) Lebewesen hält sich als dasselbe in ständigen Veränderungen durch, wird also anders, ohne dadurch ein anderes zu werden.

Für Lebewesen gibt es den natürlichen, nicht durch zerstörerische Außeneinwirkung verursachten Tod, den es bei Leblosem nicht gibt. Der Tod bedeutet nämlich ein nicht-revidierbares Ende. Dies gibt es bei Unbelebtem nur, wenn alle Bestandteile zerstört sind. Bei leblosen Wesen gibt es Defekte, durch die die Funktion aufhört, die aber wieder reparariert werden können. Bei Lebewesen gibt es das nicht: solange das Leben dauert, sind die Grundfunktionen, wenn auch vielleicht auf ein Minimum reduziert, vorhanden. Sobald sämtliche Grundfunktionen eine bestimmte Zeitlang nicht mehr tätig sind, ist das Leben definitiv zu Ende und kann nicht wiederhergestellt werden.

Leben bedeutet Selbststeuerung, Selbstorganisation, oder wie immer man das nennen will. Der hierin enthaltene Ausdruck „Selbst“ darf aber nicht im Sinn von reflexem Selbstbewusstsein verstanden werden, sondern meint eine innere Einheit, die alle Prozesse lenkt. Eine solche Einheit gibt es nur bei Lebewesen.

Bewusstsein (funktional unnötig)

Erleben oder Bewusstsein ist nicht funktional erklärbar. Der Beweis dafür ist, dass es Naturwissenschaftler und Philosophen gibt, die die Erkenntnis vom Computer her erklären wollen. Es ist nicht richtig, dass die Vielzahl und Variabilität eines an alle möglichen Situationen angepassten Verhaltens ohne irgendeine Form von Erkenntnis nicht oder nur schlecht denkbar ist. Es hätte sich im Lauf der Evolution durch fortschreitende Mutation und Selektion ein immer komplizierteres Verhaltensprogramm entwickelt haben können, das eine immer hervorragendere Anpassung an die unterschiedlichsten Situationen ermöglicht.

Hierfür genügt nämlich irgendeine Weise der Verarbeitung durch das Nervenzentrum. Es muss nur auf die jeweiligen Reize oder Eingaben (Input) mit dem richtigen Verhalten (Output) geantwortet werden. Auf welche Weise die Entsprechung zwischen Eingabe und Antwort hergestellt wird, ist unerheblich. Man kann sich innerhalb einer Maschine oder eines Organismus dafür unterschiedliche Verarbeitungsprozeduren vorstellen, deren genaues Funktionieren womöglich unbekannt ist.

Ein solcher Mechanismus hätte zudem den Vorteil, dass sich der Mensch nie für ein offensichtlich unzweckmäßiges Verhalten entscheiden würde. Er wäre also im Gegensatz zur unberechenbaren menschlichen Freiheit die wesentlich bessere Überlebensgarantie. Wenn bei der Evolution nur das überlebt, was die bessere Überlebenstauglichkeit aufweist, so hätte die Evolution anstelle des Menschen einen hochentwickelten Roboter hervorbringen müssen.

Welchen Sinn hat dann das menschliche Bewusstsein? Wofür ist Bewusstsein unabdingbar? Nicht für das richtig angepasste Verhalten, sondern zum einen für die spezifisch menschliche Weise der Erkenntnis, für das objektive, allgemeingültige Wissen und zum anderen für die vernünftige freie Entscheidung. Denn hierfür ist das Abwägen der verschiedenen Motive nötig sowie die Überlegung und das Wissen darum, dass ich die Verantwortung für diese Entscheidung trage. Eine freie Entscheidung lässt sich aus diesem Grund nicht durch einen Computer simulieren.

Nun nehmen wir freilich an, dass auch die Tiere oder zumindest die meisten von ihnen gleichfalls ein Bewusstsein besitzen. Ihnen kommt aber keine freie Entscheidung zu. Ihr Verhalten wäre völlig durch computergesteuerte Programme simulierbar. Wenn sie dennoch Bewusstsein haben, so ist dies also nur im Blick auf uns Menschen zu erklären.

Da in der Evolution die verschiedenen Stufen und Formen des Lebens gleichsam schrittweise aufeinander aufbauen, war es nötig, dass es eine Vorstufe des menschlichen Bewusstseins gibt, denn das menschliche Bewusstsein ist in sich differenziert. Es gibt verschiedene Deutlichkeitsstufen des Bewusstseins, es gibt Gedächtnis und Vorausschau und nicht nur das Bewusstsein anderer Objekte, sondern unser Selbstbewusstsein und die damit verbundene Fähigkeit, uns durch die Reflexion noch einmal in ein Verhältnis zu unserem eigenen Erkennen und Tun zu setzen. Dieses differenzierte Gefüge bedurfte der Vorformen des tierischen Bewusstseins, dem noch die Geistigkeit, also das ausdrückliche Selbst- und Freiheitsbewusstsein, die Reflexion, aber auch die begriffliche, die abstrakte und die über das Sinnliche hinausgehende Erkenntnis fehlen.

Geist

Schließlich zeigen die verschiedenen typisch menschlichen kulturellen, philosophischen (Wahrheit, Sittlichkeit, aber schon Logik, Mathematik) und religiösen Phänomene und Vollzüge, dass der Mensch ganz in die Welt gehört und doch nicht in ihr aufgeht. Neben der Sprache kennzeichnet den Menschen auch, dass er von Anfang an Formen der Kultur entwickelt hat, sich in besonderer Weise um seine Toten kümmerte und Religion kannte. Es zeigt sich das Hereinragen einer anderen Dimension (traditionell Geist, Vernunft u. ä. genannt), ohne dass dadurch die anderen vorausgehenden Dimensionen aufgehoben würden.

Geist im klassischen Sinn des Wortes darf nicht mit Bewusstsein gleichgesetzt werden, wie dies zumeist in der „philosophy of mind“ geschieht, die man besser als „Philosophie des Mentalen“ bezeichnen würde. Eine Eigenart des Geistes ist die Fähigkeit zum korrekten logischen und mathematischen Denken. Er kann die Ausführung der betreffenden Operationen zwar Maschinen übertragen, aber dann muss er diese Maschinen bauen, programmieren und ihre Resultate interpretieren. Außerdem existieren solche Maschinen nur als Produkte geistiger Wesen.

Aber der Geist darf nicht auf diese Funktionen beschränkt werden. Ein wesentliches Moment des Geistes ist die Fähigkeit zur Reflexion, und zwar sowohl zur Reflexion auf das eigenen Tun als auch auf das eigene Selbst, also das reflexe ausdrückliche Selbstbewusstsein, was beides zusammengehört. Zur Reflexionsfähigkeit kann man auch die Fähigkeit zum Fragen und zur Kritik rechnen. Typisch geistige Tätigkeiten sind ferner die Beurteilung von wahr und falsch, von gut und schlecht und die Fähigkeit zur Negation und die Unterscheidung zwischen möglich, tatsächlich und notwendig.

Der Geist ermöglicht es dem Menschen, seine Standpunktgebundenheit zu überwinden und allgemein gültige Erkenntnisse zu haben, was die Voraussetzung der Philosophie und jeder Wissenschaft ist, aber darüber hinaus überhaupt unser Sprechen miteinander ermöglicht.

Zum Geist gehören auch Totenkult, Kunst und Kultur. Die Menschen haben offenbar von Anfang an Riten für den Umgang mit ihren Toten. Es gibt älteste Zeugnisse für religiösen Kult, und Menschen entfalten Kunst und Kultur. Wo wir dergleichen antreffen, sehen wir darin ein Indiz, dass es sich um menschliche Tätigkeit handelt.

Schließlich ist der Geist dadurch charakterisiert, dass er auf Höheres bezogen ist. Bereits die Allgemeingültigkeit verweist darauf, dass der Geist nicht an das hier und jetzt sinnlich Wahrgenommene gebunden ist, sondern über sich hinaus auf das Ewige und auf Gott verweist, was sein bedeutendstes Charakteristikum ist.

Einwand: Muss nicht das Spätere aus dem Früheren erklärbar sein?

Die Aufgabe einer solchen Erklärung müsste darin bestehen, nicht den eigentümlichen Charakter des Neuen zu bestreiten und es doch aus dem Alten hervorgehen zu lassen. Dies ist nur dann möglich, wenn ich das Neue bereits im Alten keimhaft, latent, der Möglichkeit (im Sinne von Fähigkeit, Vermögen, Kraft) nach enthalten sein lasse: dies war die Aristotelische Lösung. Dann ist aber die Materie, anders als dies die Reduktionisten annehmen, schon keimhafter Geist und auf die Geistwerdung ausgerichtet.

Emergenz

In der heutigen Philosophie wird hierfür oft der Ausdruck „Emergenz“ gebraucht, der etwas Neues meint, was durch die Strukturen und Kräfte des Vorhergehenden, durch die Gesetze der niederen Ebene nicht erklärbar ist, obwohl es daraus hervorgeht. Das Problem dieses Terminus besteht allerdings darin, dass er, wie mir scheint, die Frage, ob und inwieweit sich das Neue aus dem Alten erklären lässt oder nicht, nicht wirklich klärt, sondern offen lässt. Denn es handelt sich im Grunde bei diesem Terminus nur um eine eine Beschreibung, aber um keine Erklärung des betreffenden Phänomens.

Exkurs: Zum „hypothetischen“ Charakter der Wissenschaften

Es wird zwar von den meisten heutigen Naturwissenschaftlern gesagt, ihre Erkenntnisse seien lediglich hypothetisch. Aber sie sind meist nicht bereit, die Konsequenzen aus dieser Aussage zu ziehen. Denn wenn alle wissenschaftlichen Theorien nur Hypothesen sind, so muss ich auch denjenigen ernst nehmen, der diese Theorien en bloc ablehnt. Oder diese Theorien gelten in ihren Grundzügen als bewiesen, auch wenn viele Einzelfragen und Einzelerklärungen für hypothetisch, und das heißt, für vorläufig gehalten werden. Dies wäre eine saubere Position ohne Widersprüche.

Aber der vorgeblich hypothetische Charakter unserer Wissenschaften birgt noch ein zweites Problem. Wären die Resultate dieser Wissenschaften wirklich so hypothetisch, dann wäre es ethisch absolut unverantwortlich, weite Bereiche unseres Lebens von den Resultaten dieser Wissenschaften abhängig zu machen, wie wir dies aber praktisch überall tun. Offenbar sind wir also in Wirklichkeit keineswegs der Meinung, all dieses Wissen sei hypothetisch im strengen Sinn des Wortes. Wir meinen vielmehr, dieses Wissen sei nicht absolut sicher und gewiss, besitze aber dennoch so viel Sicherheit und bestimmte praktische Anwendungen davon seien so sicher, dass wir unser gesamtes alltägliches Leben davon abhängig machen können. Freilich zeigen die aktuellen Streitigkeiten über die negativen Nebenwirkungen bestimmter Techniken, dass dies in bestimmten Bereichen durchaus umstritten ist.

Trotz der Rede vom hypothetischen Charakter schreiben wir einem Großteil dieses Wissens, nämlich den von den Wissenschaftlern allgemein anerkannten Theorien und deren konkreten Folgerungen, eine ziemliche Sicherheit und Zuverlässigkeit zu. Man würde dies angemessener eine moralische Gewissheit