ISBN 978-3-492-99087-5

© Piper Verlag GmbH, München 2018

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1

Folster, der Wirt des Schwarzen Lamms, betrat seine Schankstube.

Niemand war zugegen, das ganze Haus totenstill.

Man hatte ihm erzählt, dass es vor Kurzem hier noch regelrecht gebrodelt hatte. Die Byrgher der umliegenden Dörfer hatten sich in der Schankstube versammelt, um Kriegsrat zu halten, und dann waren sie entweder wieder in ihre Dörfer zurückgekehrt oder tatsächlich in genau diesen Krieg gezogen. Oder so ähnlich.

Jedenfalls hatte Hagetmau danach entvölkert gewirkt. Viele waren Richtung Marmandeh aufgebrochen, diese große Stadt befreien, in der Folster noch niemals gewesen war.

Nun war das Schwarze Lamm verweist. Kein einziger Gast. Und auch niemand mehr von Folsters Familie. Seine Frau Clarde war eine der Anführerinnen des Befreiungsfeldzugs geworden, hatte an mehreren Schlachten teilgenommen, von denen man ihm erzählt hatte, aber die er selbst beim Zuhören kaum hatte glauben können. Ranien, sein einziger Sohn, war tot.

Folster stand schwer mitten im Raum. Dann überkam ihn ein Schwindel, und es gelang ihm gerade noch, einen Stuhl zu sich heranzuziehen, um sich zu setzen.

Seitdem er sein linkes Auge verloren hatte, in der ersten Nacht des Widerstandes überhaupt, fielen ihm Schauen und Gehen, manchmal sogar einfach nur das Stehen schwer. Es war, als bestünde die Hälfte seines Gesichtsfelds, das nun von einer schwarzen Binde verkleidet war, aus Dunkelheit, aus immerwährender Nacht, während die andere Hälfte mühsam alles Fehlende zu ersetzen suchte und sich damit überlastete. Die Folgen waren Kopfschmerzen und Schwindel. In Cazalis, wohin man ihn nach seiner Verwundung gebracht hatte, war die Wunde sogar von einer Entzündung befallen worden, die Folsters Leben bedroht hatte, aber der dortigen Heberin war es gelungen, diese mit Salben und Gesängen zu besänftigen.

Folster erinnerte sich kaum noch an etwas. Von Cazalis wusste er beinahe gar nichts mehr, von der Nacht seiner Verwundung nur noch wenig. Da war ein Lagerfeuer gewesen. Und Tautun, der Dorfraufbold, war aus einem Gebüsch gesprungen und hatte um sich geschlagen.

Hatte Tautun ihm das Auge ausgedroschen?

Wohl kaum. Es musste einer der feindlichen Soldaren gewesen sein, aber auch an die konnte Folster sich nur vage erinnern. Sie waren wie Schatten unter Schemen oder umgekehrt.

Sein rechter Unterarm war ihm gebrochen worden. Man hatte gesagt, vom Hieb eines nafarroanischen Schnabelstreithammers. Davon wusste Folster ebenfalls nichts mehr. Der Arm war geschient und versorgt worden und hing ihm nun in einer Schlaufe nutzlos vorm Bauch. Dabei war er Rechtshänder. Er hatte wohl versucht, mit diesem Arm sein Auge zu schützen, doch vergebens.

Es war so peinigend still in dieser einstmals so lebendigen Stube.

Es roch noch nach Erinnerungen an das gute Essen seiner Frau, aber dieser Duft erzeugte eher Wehmut als Appetit.

Folster wusste nicht, was er jetzt eigentlich anfangen sollte.

Seine Arbeit als Wirt wieder aufnehmen? Noch hatte er Fässer, deren Inhalt er ausschenken konnte. Aber wenn niemand mehr kochte? Wenn niemand mehr ihm zur Hand ging? Wenn niemand mehr kam, um Gast zu sein, weil alle jetzt im Krieg waren, hier und dort?

Die kleine, fassbare Welt des Schankwirts Folster aus Hagetmau war verloschen, und er saß in seinem eigenen Zuhause wie etwas vollkommen Überflüssiges.

Er weinte nur deshalb nicht, weil es unmöglich war, bloß mit dem rechten Auge zu weinen, und weil das Weinen in der Wunde wie ein Lagerfeuer brannte.

2

Pararis.

Die Hauptstadt des ehemaligen freien Landes Akitania, nun Hauptstadt der nafarroanischen Provinz, die immer noch Akitania genannt wurde.

Auf den Kuppeln und Türmen dieser Stadt lag ein goldener Glanz, verstärkt durch das herbstliche Gelb fast sämtlicher Baumkronen. Tauben schwirrten umher, ab und zu durchschnitt ein Gryph den wolkenlosen Himmel, eines jener geflügelten Fabelwesen aus dem Süden, die bei den Akitaniern nach wie vor für Staunen und Furcht sorgten.

Die steinernen Brücken über den Fluss Seline wirkten im frischen Licht wie blank geputzt. Der Abeliontempel mit seinen zwei hohen, eckigen Türmen am Selineufer. Weiter in der Stadtmitte jenes außergewöhnliche, aus Eisen verschraubte Gebilde, das dem Brandschutz diente und das die Bewohner aufgrund seiner gitterartigen Konstruktion scherzhaft den Waffelturm nannten. Auf einem Hügel ein weiterer Tempel Abelions, dieser mit einer schneeweißen Kuppel. Unterhalb davon die schlossartige Anlage des Kronenpalasts mit seinen weitläufigen Gärten, von den Pararisern die Tollereien genannt.

Sobald Capitargenerar Lioc Rocandro, der oberste Befehlshaber der sieben Heere Nafarroas, von den Vorgängen in der Dritten Region und dem Verlust der dortigen Hauptstadt Marmandeh erfuhr, schickte er Gryphenboten in mehrere Himmelsrichtungen.

Noch am Abend desselben Tages landete der Generar des Vierten Heers, Cielu Shimuer, auf seinem besonders prächtigen Gryphen in den Tollereien. Unverzüglich betrat er über die mit Weinreben überwucherten und sich wie Kaskaden ergießenden Freitreppen den Palast, in dem einheimische Handwerker bereits an einem überlebensgroßen Standbild der Königin Belanca arbeiteten.

Shimuer hielt kurz inne, als er die Umrisse des Standbildes sah. Sie erschienen ihm sehr gewagt, als wäre die schöne Königin übergewichtig und nackt. Aber selbstverständlich war das Werk noch nicht ausmodelliert. Es würde sich noch verschlanken, und es würden sich noch Falten bilden, wo keine Haut war, sondern Kleid.

Capitargenerar Rocandro nahm den Generar persönlich in Empfang. Die beiden Männer kannten sich seit dem gemeinsamen Absolvieren ihrer soldarischen Ausbildung. Nun waren sie beide Ende fünfzig, Rocandro eher klein, mit hoher Denkerstirn und den Gesichtszügen eines leidenden Marders, Shimuer war beinahe einen ganzen Kopf größer, von ältlicher Hübschheit, er wirkte körperlich im Vollbesitz seiner Kräfte, und seine in die Stirn gekämmten dunkelblonden Haare ließen ihn deutlich jünger wirken, als er war.

»Was macht dein Rücken, alter Freund?«, fragte er den einzigen Nafarroaner, der in den sieben Heeren einen höheren Rang innehatte als er selbst.

»Der erhält kaum Gelegenheit, besser zu werden. In Region Drei läuft alles drunter und drüber, hast du schon davon gehört?«

»Gerüchte, nur Gerüchte.«

»Die Rebellen haben Marmandeh genommen. Es sieht so aus, als müssten wir Region Drei als verloren werten.«

»Wie konnte das passieren? Gwaum ist … oder war … ein guter, umsichtiger Mann!«

»War scheint leider richtiger zu sein. Ein Gryphenbote hat uns gemeldet, dass Gwaum sich am Ende zum Kampf stellte. Er hat eine ganze Menge dieser Entfesselten bezwungen und der Königin alle Ehre gemacht. Aber sie waren in der Übermacht.«

»Und die Soldaren? Siebentausend Mann? Wo waren die alle?«

Rocandro sah, dass sein alter Freund, der seine Region Vier ruhig und nach Plan unter Kontrolle gebracht hatte, noch nicht über alles unterrichtet war. Die beiden setzten sich in einen Prunksaal voller Spiegel und Vasen, aus dem sämtliche die Historie Akitanias glorifizierenden Gemälde entfernt worden waren. Einheitlich gekleidete Diener brachten den beiden Erfrischungen, mit Harz versetzten Wein, Trauben und Nüsse in Sahne.

Rocandro erzählte, wie der größte Teil von Gwaums Heer offensichtlich von akitanischen Rebellen in eine hinterlistige Falle gelockt worden war: Annähernd fünftausend Mann waren in der Nähe eines unscheinbaren Dorfes namens Hagetmau, in dem der Widerstand wohl seinen Anfang genommen hatte, in einem Sumpf versunken.

»Bei der Königin und allen alten Göttern!«, entfuhr es Shimuer. »Wie ist so etwas möglich?«

»Semanische Magie. Obschon auch ich noch niemals zuvor von einem Beispiel solcher Stärke gehört habe.«

»In meiner Region verhalten die Semanen sich unauffällig bis sogar ausgesprochen hilfsbereit. Aber mir ist zu Ohren gekommen, dass Generar Yiefaiz in seiner Region Sieben sämtliche Semanen hat hinrichten lassen als reine Vorsichtsmaßnahme.«

»Ja. Das ist ausgesprochen drastisch und beinhaltet die Gefahr, dass die Einheimischen gerade aufgrund eines solchen Durchgreifens aufständisch werden. Aber im Nachhinein hat Yiefaiz wohl richtig gehandelt, und ich wünschte, Gwaum wäre ebenso vorgegangen.«

»Was machen wir jetzt?«

»Wir können diese Region nicht einfach verloren geben. Ein Siebtel des ganzen Landes. Wenn wir die Aufständischen dort tun und machen lassen, was ihnen beliebt, wird der Aufruhr sich bald auf die benachbarten Regionen ausweiten. Wir müssen diese Region zurückholen. Mit aller Gewalt, die uns zu Gebote steht.«

»Und die Semanen? Wir setzen jeden, den wir dort hinschicken, derselben Gefahr aus wie die Fünftausend im Sumpf.«

»Gwaum hat meiner Meinung nach einen Fehler begangen: Da er sich nicht hatte vorstellen können, wie mächtig die Semanen sind, hat er sein Heer geschlossen agieren lassen. So genügte eine einzige ausgeklügelte Falle, um auf einen Schlag fünftausend Mann zu verlieren. Nun jedoch, wo wir diese Macht des Gegners kennen, werden wir ganz anders vorgehen. Wir werden unsere Kräfte aufteilen und aus so vielen Richtungen wie möglich gleichzeitig angreifen. Darüber hinaus wird unsere zahlenmäßige Überlegenheit dermaßen deutlich sein, dass auch dem tapfersten Rebellen das Herz bis in die Bundschuhe rutscht. Ich werde drei Heere schicken, deins und die beiden unmittelbar benachbarten, das Zweite und das Fünfte.«

»Wir sollen unsere Stellungen aufgeben?«

»Nein. Wenn wir als Besatzer vollständig abziehen, erzeugen wir eine unnötige Umständlichkeit. Selbst wenn unsere Heere anschließend wieder in die Dörfer zurückkehren, müssen sie dort wieder von vorne anfangen. Das eine oder andere Dorf mag sich sogar von den Rebellen inspirieren lassen. Nein, in dieser Hinsicht hat Gwaum sehr umsichtig gehandelt: Auch er hat Rumpfmannschaften von fünf Mann in jedem Dorf zurückgelassen. Leider nützt ihm das nichts mehr, denn da er die Hauptstadt verloren hat, kann nun nichts die Rebellen davon abhalten, unsere Männer in den Dörfern zu massakrieren.«

»Bei der Königin und allen alten Göttern, wir sollten uns beeilen! Vielleicht können wir die eine oder andere dieser Besatzungen noch vor einem solchen Schicksal bewahren!«

Über Rocandros spitz zulaufendes Gesicht huschte ein feines Lächeln, gleichzeitig rieb er sich den schmerzenden Rücken im Bereich des Steißbeins. »Wir müssen umsichtig sein, Cielu. Die Rebellen werden versuchen, unsere umzingelten Mannschaften als Köder zu benutzen, um uns in weitere Fallen zu locken. Dennoch hast du recht: Wir werden uns beeilen. Ich werde dir das Oberkommando über die drei Heere übertragen. Lass uns in jeder Region eintausend Mann in den Dörfern zurücklassen, um die neue Ordnung aufrechtzuerhalten. Das setzt nur dreitausend Mann fest, wir gewinnen jedoch achtzehntausend Mann, mit denen wir marschieren können.«

»Wie viele Rebellen gibt es ungefähr?«

»Es mögen erst zweitausend bis dreitausend sein, aber sie können in Marmandeh natürlich weiteren Zulauf erhalten haben. Lass uns vorsichtshalber bis zu unserem Eintreffen mit zehntausend rechnen, dann können wir nicht ungünstig überrascht werden.«

»Gut. Zehntausend stellen keine Schwierigkeit dar für achtzehntausend unserer Jungs.«

»Selbstverständlich nicht. Achtzehntausend unserer Jungs müssten auch mit doppelt so vielen Rebellen fertigwerden. Aber vergiss diese verfluchten Semanen nicht. Sie scheinen der Faktor zu sein, auf den es bei diesem Konflikt am meisten ankommt. Ich möchte, dass du folgendermaßen vorgehst: Du teilst jedes der drei Heere in zwei Teile auf. Das gibt dir sechs Truppen zu jeweils dreitausend Mann. Niemals, verstehst du, niemals dürfen sich zwei dieser Truppen in derselben Richtung oder nebeneinander oder hintereinander bewegen. Koordiniere, wenn es nicht anders geht, alles aus der Luft. Ich habe dir auch deshalb das Oberkommando zugedacht, weil du von euch drei Generaren der geschickteste Gryphenreiter bist.« Shimuer nickte unablässig. »Sollte eine dieser Truppen in einen magischen Hinterhalt geraten, muss jederzeit eine andere der Truppen in der Lage sein, den dortigen Rebellen und Semanen in den Rücken zu fallen. Wir müssen mit mehreren solcher Hinterhalte und Ausgeklügeltheiten rechnen. Die Rebellen werden versuchen, ihre Kenntnis des Landes zu nutzen und wider uns zu kehren. Wenn du merkst, dass es viele Hinterhalte sind, spalte die Heere weiterhin auf. Zwölf Truppen zu jeweils eintausendfünfhundert Mann dürften immer noch in der Lage sein, ein aus Bauern, Handwerkern und Frauen bestehendes Durcheinander in Furcht und Schrecken zu versetzen.«

»Zweifelsohne. Was hat Priorität: Marmandeh zurückzuerobern oder die Rebellenstreitmacht zu zerschlagen?«

»Wenn sie den Kampf in Marmandeh annehmen, werden beide Ziele eins. Wenn sie dich aus Marmandeh weglocken wollen in ihre dichten und finsteren Wälder, um dich in ihre semanischen Hinterhalte zu führen, dann lass sie auf ihren Tücken schmoren und nimm zuerst Marmandeh, um sie zu ärgern. Das entzieht ihnen ihr Hauptquartier, und es macht ihre bisherigen Fortschritte zunichte.«

»Sehr gut. Natürlich können sie aber auch besonders Marmandeh semanisch verstärkt haben.«

»Auch das. Wie gesagt: Lass nicht zu viele Männer in ein und dieselbe Falle tappen. Genau das war Gwaums Untergang.«

»Gut. Ich habe verstanden. Rechne aber nicht mit einem Erfolg in der nächsten Woche. Es wird alleine schon seine Zeit dauern, die drei Heere …«

»Ich weiß. Auch das Zurückbleiben von fünfköpfigen Rumpfbesatzungen zu organisieren, geht nicht im Handumdrehen. Die Rebellen werden inzwischen die gesamte Dritte Region von unseren dort noch vereinzelt stationierten Leuten säubern oder unsere Männer als Geiseln nehmen, aber wir müssen ohnehin davon ausgehen, dass die Dritte Region vorerst verloren ist. Alles andere würde nur dazu führen, dass wir uns verzetteln. Sollten die Rebellen in Richtung Fünfter oder Zweiter Region übergriffig werden, können ihnen die dortigen Generare schon einmal deutlich auf die Finger hauen. Ich werde sie anweisen, sich an den Regionengrenzen zu sammeln.«

»Sehr gut. Dann können sich die Rebellen zwar in ihrer Region austoben, aber sie kommen nicht weiter voran.«

»Genau so stelle ich mir das vor. Sie mögen vorerst jubeln, aber sie sind vom Rest des Landes abgeschnitten und vollkommen auf sich allein gestellt. Möglicherweise fangen sie erst einmal an zu feiern, schlagen sich die Bäuche voll, saufen um die Wette, es sind ja nur einfache Leute, keine disziplinierten Soldaren. All das kann uns nur dienlich sein. Die Zeit arbeitet für uns.«

Für einen Moment dachten beide dasselbe: Die bedauernswerten, in den Dörfern der Dritten Region noch ausharrenden Besatzungen. Aber das war nicht mehr zu ändern. Vielleicht waren einige von ihnen schlau genug, sich in die Wälder zurückzuziehen, um wenigstens zu überleben, bis die übrigen sechs Heere die neue Ordnung wiederhergestellt hatten.

»Ach, und noch etwas«, sagte Rocandro dann. »Die Dritte Armee von Gwaum wie auch die Siebte von Yiefaiz sind durch eine Besonderheit miteinander verbunden. Bist du im Bilde, durch welche?«

Shimuer musste ein paar Augenblicke lang nachdenken. »Die Dritte kam im Süden durch die Berge und hatte den kürzesten Weg. Die Siebte kam im Norden über Schiffe und hatte es ebenfalls nicht weit ins Landesinnere. Ah, ich weiß: Bei beiden wurden die Fernwaffenkontingente zugunsten der anderen Heere umverteilt, weil wir bei ihnen davon ausgehen konnten, schnell vor Ort zu sein und keine Fernwaffen zu brauchen.«

»Genau so ist es. Da die Rebellen sich bislang nur mit der Dritten angelegt haben, ist es durchaus möglich, dass sie uns für Stümper halten, die nicht in der Lage sind, mit Armbrust oder Pfeil und Bogen umzugehen, während sie selbst mit Jagdbögen hantieren. Sie werden eine Überraschung erleben, wenn sie sehen, dass jedes deiner drei Heere tausend gut ausgebildete Schützen aufweist.«

»In der Tat! Sollten wir so lange wie möglich versuchen, das verborgen zu halten?«

»Das kann nicht schaden. Da die Rebellen Marmandeh eingenommen haben, müssen wir damit rechnen, dass ihnen Gryphen in die Hände gefallen sind und dass sie bald die hohe Kunst der Luftaufklärung erlernen werden. Weise also deine drei Heere an, ihre Fernwaffen versteckt zu tragen. Es reicht, wenn die Wahrheit am Tag der zweiten und endgültigen Eroberung ans Licht tritt.«

Rocandro und Shimuer plauderten noch ein wenig über Familienangelegenheiten, über Hunde, über die Frauengeschichten, deren man Shimuer rühmte und die er samt und sonders ins Reich der Übertreibungen verbannte. Sie sprachen auch über die Unterschiede zwischen Pararis und der deutlich überschaubareren Regionalstadt, in der Shimuer sein Hauptquartier in einem prächtigen Abeliontempel bezogen hatte, einem wahren Meisterwerk der Steinmetzkunst.

Aber übernachten in Pararis wollte Shimuer dann doch nicht, obwohl oder gerade weil diese Stadt für ihre Vergnügungsviertel berühmt und berüchtigt war. Er fürchtete ein wenig, dort angesichts erlesen anziehender Frauen nur wieder Wasser auf die Mühlen derer zu gießen, die Gerüchte über ihn verbreiten wollten. Er wollte sich zusammenreißen und sämtliche Annehmlichkeiten und Belohnungen auf später verschieben. Er hatte einen Feldzug zu führen, der zwar sicherlich nicht von langer Dauer sein würde, aber von hoher Bedeutung für die Zukunft dieser störrischen Provinz. Ihm, der sich schon längst mit dem Kommando über ein einziges Heer zufriedengegeben hatte, unterstanden nun plötzlich derer drei. Darauf musste er sich erst einmal einstellen.

Über die Freitreppen hinab ging er schnellen Schrittes in die Gärten, und schon bald hatte die kühle, frische Herbsthimmelsluft ihn wieder und umbrauste ihn begierig im Sattel seines Gryphen.

3

Marmandeh war eingenommen, aber das Verarbeiten dieses Erfolgs fiel den Siegern nicht leicht. Zu hoch war diesmal der Preis gewesen.

Clarde war umgekommen, die Wirtsfrau, die schon seit der Schlacht gegen die 140 eine der Heerführerinnen der Hagetmauer Bewegung gewesen war. Ebenso Guyteron, der Capitar der Krone, ein weiterer Heerführer, der Clardes Ungestüm stets seine langjährigen Erfahrungen zur Seite hatte stellen können. Zwei seiner vorher sechs Soldaren, von den Hagetmauern aus dem Gefängnis von Banos befreit. Des Weiteren etliche Freiwillige aus Hagetmau und Umgebung, die sich in den Gassen Marmandehs in Nahkämpfen verzettelt hatten, weil es diesmal nicht gelungen war, die Bogenschützen und Speerwerfer taktisch klug voranzuschicken. Insgesamt waren von den 1851 Freiwilligen mehr als vierhundert gefallen, das war alles andere als ein befriedigendes Ergebnis angesichts nur fünfhundert verängstigter und umzingelter Gegner. Dazu kamen sogar noch über fünfzig weitere Gefallene aufseiten der selbsternannten Byrgherin Okimé, die erst vor wenigen Tagen mit den Hagetmauern ein Bündnis geschlossen hatte. Aber das war längst nicht alles. Von den an die zweihundert Marmandehern, die sich von der Begeisterung über die Befreiung ihrer Stadt so sehr hatten mitreißen lassen, dass sie mitgekämpft hatten, waren ebenfalls dreißig gefallen.

»Insgesamt«, konstatierte Baresin, der immer noch verhältnismäßig frischgebackene Byrgher der Hagetmauer Bewegung, »ging diese Schlacht allenfalls unentschieden aus.« Er hatte sich mit seinen Vertrautesten in einem leeren Badehaus versammelt, dessen gelb angestrichene Tür ihm schon bei früheren Besuchen in der Stadt aufgefallen war.

»Unentschieden«, griff Varlie müde auf. »Du hast nicht mit ansehen müssen, wie Clarde neben dir in zwei Hälften gehauen wird. Und Guyteron. Dieser Generar war wie ein riesenhaftes Ungetüm!«

Außer Baresin und Varlie waren noch Varlies jüngere Schwester Nendlèce sowie Sinion und Inrorac anwesend. Tautun, Hagetmaus bester, aber auch skrupellosester Kämpfer, trieb sich irgendwo draußen herum. Seitdem Varlie eher mit dem Stotterer Sinion zusammen zu sein schien – auch wenn sie sich in dieser Hinsicht noch nicht endgültig festgelegt hatte –, mied er Versammlungen noch mehr als früher. Dennoch hatte er Varlie im Kampf gegen den Generar das Leben gerettet. Wenn auch auf eine äußerst geringschätzige Weise.

Ebenfalls nicht anwesend waren Okimé oder irgendeiner ihrer Getreuen. Der Räuberhauptmahr Cressardet hatte den Kampf gegen den Generar zwar mit Müh und Not überlebt, hatte sich aber dem Vernehmen nach mindestens ein Handgelenk gebrochen. Baresin konnte nach wie vor nicht einschätzen, wie weit er diesen Leuten von der sogenannten »zweiten Front« überhaupt vertrauen konnte. Sie kamen ihm eher wie Plünderer, Schürzenjäger und Käufliche vor als wie aufrichtige Freiheitskämpfer. Auf ein Bündnis zu verzichten, wäre Hochmut gewesen, aber er wollte sie lieber nicht allzu sehr an seinen Gedankengängen teilhaben lassen.

»Ja, das tut mir leid«, ging Baresin auf das ein, was Varlie gesagt hatte. Seine Stimme, obwohl leise, hallte in dem Badehaus. »Ich habe mich in den Straßen verloren, kam irgendwann gar nicht mehr an die Spitze der Schützen heran. Dann strömten noch Marmandeher aus den Häusern und wollten mich umarmen, Frauen wie Männer, aber der Kampf war noch nicht vorüber, ich konnte gar nicht mehr dorthin gelangen.«

»Mir ging es ähnlich«, bestätigte Sinion, der bislang bei den Hagetmauern Rebellen meistens für die Strategien zuständig gewesen war. »Ich wawawawar noch nie in Marmandeh, die Anzahl der Straßen hat mich schier erschlaschlagen. Dann hat mir einer meine Säsäbelhelmbarte aus der Hand gerissen und ich wollte ihn schon angreifen, bis ich sah, dass es ein Marmarmarmandeher war.« Sein Stottern schien wieder schlimmer geworden zu sein, so sehr war ihm in dieser großen Stadt das Bewusstsein der eigenen Ohnmacht in die Glieder gefahren.

»Wir müssen überlegen, was wir jetzt tun sollen«, versuchte Baresin, sämtliche auseinanderklaffenden Gedanken zu bündeln. »Marmandeh ist unser, so viel ist klar. Von den zehntausend Einwohnern werden sich uns bestimmt etliche anschließen. Mit denen können wir die restlichen Dörfer befreien. Okimés Leute hatten über dreißig Dörfer befreit, wir siebzehn, aber das bedeutet, dass noch hundert bis zweihundert besetzt sind. Wenn in jedem von denen nur noch fünf Nafarroaner sitzen, dürfte das keine allzu großen Schwierigkeiten darstellen. Was mir aber wirklich Kopfzerbrechen bereitet, ist, wie es dann weitergeht. Was machen wir mit Okimé und ihren Spießgesellen? Ich habe den Eindruck, dass mit denen zusammen ein richtig gut durchdachtes Vorgehen nicht möglich ist. Meine Güte, wir hätten einfach nur umsichtig voranschreiten müssen, von Haus zu Haus, von Dach zu Dach, unsere Fernwaffenüberlegenheit ausspielen, die Informationen ausnützen, die Nendlèce uns aus der Luft geben konnte. Wir hätten vielleicht fünfzig Mann verloren, mehr nicht. Stattdessen torkeln wir als schon im Voraus siegestrunkene Horde mitten in die Hämmer unserer Feinde und verlieren fast fünfhundert Mann. Aber Okimé hat mit so großer Geste laute Befehle geschrien – auf mich hat man da gar nicht mehr geachtet.« Er hieb mit der flachen Hand gegen die Wand. Auch dies hallte und schien sich durch Echos noch fortzupflanzen. Es klang merkwürdig nach Applaus, auch wenn das gar nicht passte.

Der ungeordnete Überfall auf Marmandeh nagte an ihm genauso wie die grauenvollen Leichname, die im Zeitaltersumpf zu tanzen schienen. Was für eine unnötige Vergeudung von Menschenleben! Jetzt schon wieder! Der wertvolle Guyteron! Die tapfere Clarde, bei der er unzählige Male im Schwarzen Lamm zu Mittag gegessen hatte. Ihre Findigkeit beim Würzen von Speisen hatte er sein Leben lang dem eher faden Essen seiner Mutter vorgezogen.

Er spürte, wie ein Schaudern ihn durchlief. Zum ersten Mal kam ihm dieser Gedanke: Ich schaffe das nicht mehr. Dieser Krieg ist nichts für mich. Ich wollte Hagetmaus Byrgher werden zu Friedenszeiten. Oder ein angesehener Mann in Marmandeh, während alles im Lot ist. Aber was bin ich jetzt, was kommt jetzt? Werden die Nafarroaner diese Stadt belagern und aushungern?

Baresin überwand sich. Lediglich Varlie schien überhaupt etwas von seinem Schaudern bemerkt zu haben.

»Wir müssen auch endlich einmal etwas ansprechen, das deiner Mutter immer wichtig war«, sagte sie jetzt. »Wir können nicht alle Nafarroaner massakrieren. Ich bin es langsam wirklich leid, dieses dauernde Totschlagen und Halsumdrehen. Mag sein, dass es ganz zu Anfang in Hagetmau noch keine andere Möglichkeit gab. Aber inzwischen? Wir waren über zweitausend gegen fünfhundert, und in jedem der Dörfer werden wir wahrscheinlich fünfzig gegen fünf sein. Wir müssen langsam damit anfangen, Gefangene zu machen. Oder den Nafarroanern so etwas wie einen Ausweg zu eröffnen, eine Fluchtroute nach Süden, zurück in ihr Land.«

Baresin blickte diese auffallend hübsche junge Frau lange an. Er war ihr dankbar, dass sie eine Vermeidung von Blutvergießen ansprach. Dennoch warfen ihre Äußerungen lauter neue Schwierigkeiten auf. »Fluchtroute, fein. Aber das Dumme an einer Fluchtroute ist, dass sie immer noch durch unser Land führt. Wie vermeiden wir, dass die Fliehenden unterwegs plündern und brandschatzen? Und wie vermeiden wir, dass sie dann von ihrer unbarmherzigen Königin einfach wieder zurückgeschickt werden? Das Blödeste, was uns überhaupt passieren könnte, wäre doch, dass wir gegen die Soldaren, die wir bereits besiegt haben, noch einmal kämpfen müssen.«

»Ja, das stimmt«, sagte Varlie. »Dann vielleicht eine Fluchtroute in das weitestgehend von Wilden bewohnte Land, das östlich von Akitania liegt.«

»Das würde uns nur Zeit erkaufen, sonst nichts. Von dort aus gehen sie in den Süden nach Nafarroa, und von dort werden sie wieder zurückgeschickt.«

»Also keine Fluchtroute, sondern Gefangene.«

»Wie sollen wir die versorgen? Wer will das machen?«

»Jetzt, wo wir Marmandeh haben, stehen uns ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung als in Hagetmau und Umgebung.«

»Das mag sein. Dennoch müssten wir die Marmandeher überreden oder zwingen, sich um ihre besiegten Feinde zu kümmern. Ich weiß schon jetzt, was Okimé dazu sagen wird. Und die stammt aus dieser Gegend, ihr Wort hat in Marmandeh mehr Gewicht als meins. Während der Schlacht jedenfalls war es eindeutig so.«

»Aber Baresin!« Varlie sah jetzt ganz flehentlich aus, und ihre Schwester hatte fast denselben Gesichtsausdruck. »So kann es nicht weitergehen! Abelion hat uns bis hierhin unterstützt, aber er kann nie im Sinn gehabt haben, dass wir als … Ausrotter durchs Land ziehen!«

»Wer kann das wissen?«, fragte jetzt Inrorac, der Neunzehnjährige aus Maylis, der sich dem Widerstand schon früh in der Befreiungsphase angeschlossen hatte. »Wir bräuchten Semanen, um die Absichten unseres Gottes zu deuten.«

Semanen!, dachte Baresin. Okimé hatte einen mitgebracht, den unheimlichsten, dem Baresin jemals begegnet war. In den Sümpfen hatte ein Wassersemane Hagetmau gerettet, indem er fünftausend Feinde versinken ließ. Aber die Semanen zahlten einen hohen Preis. Sowohl Hagetmaus Semane Mardein als auch der Wassersemane Vuilleth waren für den Widerstand gestorben. Wenn Akitania seine Zauberkraft verlor – war es dann überhaupt noch Akitania? Oder anders gefragt: War ein Akitania ohne Semanen besser als ein Akitania unter nafarroanischer Herrschaft? Lohnte sich dieser Krieg dann überhaupt noch? Oder kostete er etwas, das unwiederbringlich war?

Letzteres stimmte. Das wusste er schon jetzt. Er würde nie wieder so ruhig schlafen können wie vor diesem Krieg. Nie wieder verschont bleiben von Leichenfratzen in der Tiefe der Nacht.

»Es führt kein Weg daran vorbei«, sagte Baresin. »Ich muss mich mit Okimé absprechen. Wir müssen einen Plan ausarbeiten. Was wir mit Marmandeh machen. Was wir mit den Dörfern machen, die noch besetzt sind. Wie wir weiter vorgehen.«

»Du willst wirklich diese Räuberbande mit einbeziehen?«, fragte Varlie.

»Es geht nicht anders. Ohne Okimés Bemühungen in dieser Gegend hätten wir Marmandeh nicht so schnell freibekommen. Die Menschen jubeln ihr mehr zu als uns. Wir haben zwar den Ausschlag gegeben, verhalten uns aber immer zu zögerlich und zu abwägend. Sie dagegen wirkt wie eine, die nicht verlieren kann, und die Leute fallen darauf herein.«

»Es ist aber nicht gut, wenn diediedie Leute sich für unbesiegbar halten«, sagte Sinion.

»Das weiß ich selbst. Deshalb müssen wir Okimé zwar einbinden, sie aber gleichzeitig irgendwie im Zaum halten. Das wird nicht einfach. Kommt, wir gehen alle zusammen. Lasst uns die Hagetmauer Ansichten vertreten in einem Marmandeher Hexenkessel.«

Sie nickten alle, auch Nendlèce.

Baresin war froh, dass er sich dem Getümmel dort draußen nicht alleine zu stellen brauchte.

4

Marmandeh war tatsächlich wie entfesselt. Menschen küssten und befingerten sich ungeniert, als hätten sie Jahre der Unterdrückung erleben müssen. Die meisten tranken oder waren bereits betrunken. Es wurde gesungen, gelacht, schief musiziert, es wurden grausame Zoten gerissen über die Minderwertigkeit der Nafarroaner. Jetzt, wo alles ausgestanden schien, konnte man hochfahrend sein. Gestern hatte man noch gekuscht.

Baresin war erschrocken von diesen Leuten. Er war schon früher mehrmals hier gewesen, um sich zu amüsieren, und hatte die Marmandeher großspurig, aber tatsächlich unterhaltsam gefunden. Nun kamen sie ihm alle hässlich, dumm und feige vor. Ganz anders als die Hagetmauer, deren verzagte Tapferkeit er inzwischen sehr zu schätzen gelernt hatte.

Ihr habt dreißig von euch verloren!, wollte er ihnen zurufen. Wie könnt ihr feiern, ohne zu trauern? Doch gleichzeitig fiel ihm auf, wie absurd dieser Vorwurf war. Die Marmandeher hatten nur dreißig von ihren zehntausend verloren. Baresin jedoch hatte vierhundert von seinen zweitausend eingebüßt, das war ein Fünftel seiner ganzen Streitmacht. Vor allem anderen fürchtete er sich davor, diesen vierhundert Toten ins Gesicht zu sehen. Die meisten mochten aus den befreiten Dörfern rund um Hagetmau stammen. Aber einige waren sicherlich dabei, die Baresin von Kindheit an gekannt hatte.

Inmitten all der Feierlichkeiten kam ihm das wie ein Albdruck vor, als wäre es gar nicht Wirklichkeit. Als bräuchte man sich dem nicht zu stellen. Aber das Gegenteil war richtig: Die Feier hatte nichts mit ihm zu tun, die Toten jedoch hingen an ihm persönlich wie Mühlsteine. Mit enttäuschten Augen blickten sie von überall her zu ihm auf und sagten stumm: Sieh, wohin du uns geführt hast.

Baresin lachte, um seine Not zu überspielen. Es half ihm, dass Varlie, Sinion und Inrorac sehr ernste Gesichter machten. Einzig die erst sechzehnjährige Nendlèce schien sich von der Jubelstimmung ein wenig anstecken zu lassen, und Baresin gönnte ihr das von Herzen. Die Kindheitsnarbe an ihrer Augenbraue leuchtete vor Eifer.

Die Toten waren in den Straßen der eigentlichen Stadt noch nicht zu finden. Erst weiter oben, im von hohen Mauern umgebenen Burghügelpark, wo die Besatzer sich verschanzt hatten. Wo gekämpft worden war. Genau dort war nun Okimé, das erfuhren die Hagetmauer schnell, als sie sich erkundigten. »Die Byrgherin«, nannte man Okimé respektvoll, obwohl sie genau das niemals gewesen war: weder die Würdenträgerin eines Dorfes noch einer Stadt wie dieser. Okimé war eine Selbsternannte, eine sich aufgeschwungen Habende. Die Gunst der Stunde genutzt. Auf der von Hagetmau begonnenen Revolte aufgesattelt und nun auf dieser reitend, sich aufgrund ihrer unbestreitbaren sinnlichen Anziehungskraft feiern lassend. Baresin verachtete sie, und gleichzeitig begehrte er sie, wie wohl jeder Mann eine Frau wie Okimé begehren musste. Beides machte ihm zu schaffen.

Innerhalb der Burghügelmauern lagen die Leichen. Bislang hatte sich noch kaum jemand ihrer angenommen. Im Großen und Ganzen hatte man lediglich geprüft, ob sie auch wirklich tot waren, damit nicht ein Verwundeter unter ihnen unbemerkt blieb.

Hier oben sah es wahrlich aus, als wäre die Schlacht unentschieden ausgegangen. Fünfhundert Nafarroaner lagen hier, geradezu anzüglich verschlungen mit vierhundertundachtzig Akitaniern. Im Tod halten sich die Feinde aneinander fest, durchrieselte es Baresin. Als wollten sie sich entweder gegenseitig bewahren oder mit hinunterreißen, es ist nicht zu erkennen, was von beidem.

Und wieder war da dieser Gedanke: Es muss aufhören. Es kann so nicht mehr weitergehen. Aber gleichzeitig auch ein resigniertes: Es ist nun nicht mehr aufzuhalten. Es ist größer geworden als wir alle.

Einige von Okimés Spießgesellen waren damit beschäftigt, die Nafarroaner zu plündern. Einige aus dem Hagetmauer Raum betteten Angehörige und Freunde um. Baresin konnte es nun nicht mehr vermeiden. Er sah in Gesichter. Ja, den dort kannte er mit Namen. Den dort auch. Und sieh an, dieses Mädchen war auch mitgekommen, hatte mitgekämpft und war gefallen. Der Junge, den sie hatte begleiten und später heiraten wollen, schluchzte nun an ihrem kalten, steifen Körper.

»Wir werden …«, wollte Baresin beginnen zu sprechen, doch seine Stimme versagte vollkommen. Er musste ein zweites Mal ansetzen. Sinion, der solche Probleme nur allzu gut kannte, blickte ihn verständnisvoll an. »Wir werden Rückführungen organisieren müssen«, sagte Baresin. »Ganze Wagenladungen voll. Niemand von ihnen soll hierbleiben müssen. Sie sollen alle dort bestattet werden, woher sie stammten.« Ihm fielen die nafarroanischen Soldaren ein, buchstäblich Tausende waren es nun, die fern ihrer Heimat ein modriges Grab unter anderem im Zeitaltersumpf gefunden hatten.

Es muss aufhören. So kann es nicht weitergehen. Aber wie soll es aufhören? Noch sind sechs weitere Armeen in unserem Land, und deren Zorn ist jetzt erst geweckt worden.

Sie fragten sich durch.

Okimé war in der Burg zu finden, dem angestammten Sitz des Marmandeher Byrghers. Interessanterweise hatte der nafarroanische Generar – sein Name war wohl Gwaum gewesen – nicht diese Burg, sondern das städtische Theater als Hauptquartier gewählt. Vielleicht war er ein Mann gewesen, der die Künste zu schätzen wusste. Ein großer Teil seines ursprünglich tausendköpfigen Stabes jedoch war in der Burg untergebracht gewesen. Hierhin, auf die Treppen und Zinnen, hatten sich auch die allerletzten Gefechte verlagert.

»Ich kann das nicht verstehen«, sagte Baresin. »Hier oben liegen eintausend Leichen, und unten in der Stadt feiern die Leute, als wäre das nichts.«

»Vielleicht sehen sie die Mauern dieser Burg als ausreichende Umfriedung an«, sagte Inrorac. »Als könnte sie das, was hier innerhalb ist, nichts mehr angehen.«

»Trotzdem. Erinnert ihr euch noch, wie es nach der Schlacht gegen die 140 in Hagetmau aussah? Wir konnten keinen einzigen Gedanken daran verschwenden, uns zu freuen, bevor wir nicht die Toten aus dem Dorf geschafft hatten.« Inrorac konnte sich genau daran nicht erinnern, weil er zu diesem Zeitpunkt noch nicht Teil des Widerstands gewesen war. Dennoch nickte der junge Mann aus Maylis, der beim Kämpfen bevorzugt mit einem Jagdspeer hantierte.

Sie betraten die eigentliche Burg. Einige von Okimés Leuten lungerten hier herum oder stritten sich um Plünderbeute.

»Das sind akitanische Besitztümer, die ihr hier stehlt, nicht nafarroanische!«, rief Baresin ihnen übellaunig zu, aber sie beachteten ihn kaum. Für sie gab es nur eine Autorität: ihre »Byrgherin«.

Baresin und seine Begleiter fanden Okimé und auch Tautun in einem der hinteren Gemächer. Es war vollgestopft mit Gemälden, Teppichen, kostbaren Kerzenleuchtern, Wandtellern und allerlei sonstigem Schmuck und Zierrat. Sowohl Okimé als auch Tautun sahen wie verkleidet aus: Sie trugen kostbare bodenlange Pelzmäntel und sogar Pelzkappen auf den Köpfen und begutachteten die aufgehäuften Wertsachen.

Baresin konnte nicht anders, als seine Worte noch einmal zu wiederholen: »Das sind akitanische Besitztümer, die ihr hier plündert, keine nafarroanischen.«

Okimé wandte sich ihm zu. Ihr reizvolles Gesicht strahlte wie meistens gut gelaunte Lässigkeit aus. »Oh, ich glaube, dass Ihr Euch hierin irrt, verehrtester Baresin. Die Nafarroaner haben all diese Dinge aus der Burg und der Stadt zusammengetragen und sie hier als Kriegsbeute verstaut. Insofern handelt es sich tatsächlich um nafarroanisches Eigentum, zumindest bis vor wenigen Stunden.«

»Aber es ist alles akitanisch! Seht die Gemälde! Akitanische Legenden! Hier ist die eitle Oncu in ihrem Spiegellabyrinth. Eine Stickerei davon hing auch in unserer Ratshalle, bevor sie niederbrannte.«

»Aber es ist alles gestohlen worden. Und wir stehlen es jetzt zurück. Kommt mit, verehrtester Baresin, ich will Euch jemandem vorstellen.«

Sie nahm ihn am Ellenbogen und zog ihn geradezu aus dem Gelass. Ihn ärgerte auch, dass sie ihn immer noch »Verehrtester« nannte, eine Anrede, die sie beide bei ihrem ersten Gespräch miteinander ironisch gebraucht hatten. Jedoch sah er sich außerstande, ihr nun Widerstand zu leisten.

Im Beutezimmer standen Varlie und Sinion kurz Tautun gegenüber.

Das war eine peinliche Situation. Lange war Varlie mit Tautun zusammen gewesen. Sie hatte ihn bewundert dafür, dass er der einzige Mann in ganz Hagetmau war, der sich nichts gefallen ließ, der ständig mit allen auf Kriegsfuß zu stehen schien. Aber seitdem das Morden dieses echten Krieges begonnen wurde, hatten ihre Gefühle sich gewandelt. Sie hatte begriffen, dass »Ich bin die Einzige, der er niemals etwas zuleide getan hat« keine ausreichende Grundlage für eine glückliche Beziehung war. Sie erhoffte sich noch etwas anderes vom Leben als schwelende Glut. Der sanftere, schüchterne Sinion schien ihr nun mehr zu entsprechen, aber vollkommen sicher war sie sich in dieser Hinsicht keineswegs. Immer, wenn sie Tautun so nahe kam wie jetzt, wurde sie schwankend und ärgerte sich darüber.

Tautun jedoch schien das alles nicht mehr zu interessieren. Er vergnügte sich schon jetzt mit der Räuberin. So, wie er Varlie auch während ihrer gemeinsamen Zeit mit jedem nur halbwegs ansehnlichen Mädchen der Nachbardörfer betrogen hatte. Es hatte ihr nie allzu viel ausgemacht, solange jedesmal sie es war, zu der er zurückkehrte, und sie somit den Sieg über all die anderen geringfügigen Abenteuer davontrug. Aber nun, wo sie mit Sinion »zusammen« war, hatte sie den Wert von Treue, Beständigkeit und Verlässlichkeit schätzen gelernt.

Dennoch war sie unruhig in Tautuns Nähe. Es ärgerte sie auch, dass Sinion sich unter Tautuns finsterem Blick wegduckte wie einer, der etwas ausgefressen hatte. Die einzige schmerzhafte Verletzung, die Sinion sich bislang in diesem Krieg zugezogen hatte, war ausgerechnet ein Hammerhieb gewesen, den Tautun ihm unabsichtlich verpasst hatte.

Jetzt deutete Tautun auf die Gemälde und sagte verächtlich: »Was für ein Schund! Ich würde den Krempel nicht geschenkt haben wollen, geschweige denn mich darum zanken.« Dann schubste er Inrorac beinahe beiseite, um Okimé und Baresin durch die schmale Tür folgen zu können.

Inroracs Fingerknöchel am Speer wurden ganz weiß, so fest umklammerte er den Schaft. »Von dem geht nichts als Unheil aus«, sagte er leise.

Sinion legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ohne dededen wären wir jetzt nicht hier.« Dann folgten sie alle der »Byrgherin«.

Die führte Baresin eine Treppe hinauf zu einem Wohngemach, das sie öffnete, ohne anzuklopfen.

»Darf ich vorstellen? Der Byrgher von Marmandeh!«

Ein verheult aussehender kleiner, alter Mann schreckte von einer Schreibtätigkeit an einem winzigen Tisch auf. Schrieb er seine Erinnerungen nieder, seine eigene Version der Ereignisse?

»Geradezu eilfertig übergab er den Nafarroanern die Schlüssel zu Stadt und Burg«, erläuterte Okimé. »Er machte sich dermaßen mit ihnen gemein, dass er zusammen mit ihnen in der Burg wohnte und ihnen sogar bei Tisch aufwartete. Die erlesensten Speisen setzte er ihnen vor. Für den nächsten Monat war in Marmandeh ein großes Fest geplant. Wie sollte es noch gleich heißen: Belancas Geburtstag? Ach nein: Belancas Namenstag. Irgend so etwas Geringfügiges. Aber selbstverständlich mit großem Aufwand, zu Ehren der schönen Königin eines anderen Landes. Schreibt Ihr gerade an einem Belanca-Liebespoem, mein Bester? Ich fürchte, die Zeit dafür ist an Euch vorübergezogen.«

»Ich … ich … ich mache eine Aufstellung, die meinem … Nachfolger … das Einarbeiten … erleichtern …«

»Seht Ihr, Baresin, das Problem ist nun natürlich, dass das Volk nichts mehr mit ihm zu schaffen haben möchte. Einige fordern sogar seinen Kopf, weil er sie an die Besatzer verraten hat. Aber so weit wollen wir es doch nicht kommen lassen, oder? Wir sind ja schließlich alle drei … Byrgher.« Sie gluckste schier vor Vergnüglichkeit. »Sein Nachfolger, das werdet selbstverständlich Ihr. Wir hatten schon darüber gesprochen, ich möchte mich lieber außerhalb solcher beengender Mauern tummeln können. Aber für Euch müsste dies genau das Richtige sein. Ihr seid ein angenehm anzuschauender Mann mit einer wohlklingenden Stimme, und Ihr führt den Hagetmauer Widerstand beinahe von Anfang an.«

Das Wort »beinahe« schmerzte Baresin. Woher hatte sie den Ablauf der Ereignisse so gut in Erfahrung bringen können? Sie musste sich während der gemeinsamen Reise nach Marmandeh ausführlich mit Hagetmauern unterhalten haben. Es widerstrebte ihm, sich von ihr nach Gutdünken lenken zu lassen. Andererseits – wem außer sich selbst konnte er die Leitung Marmandehs anvertrauen? Sinion würde sich angesichts von zehntausend krakeelenden Menschen nicht durchsetzen können. Und Varlie war einfach noch zu jung und vollkommen unerfahren in Byrghersdingen. Er selbst war immerhin zeit seines Lebens Sohn einer Byrgherin gewesen und hatte viel von diesem Handwerk aufgeschnappt.

»Es ist löblich, dass Ihr diese Aufstellung anfertigt«, sagte er zu dem Byrgher, der ihn dankbar anschaute. »Ich werde sie mir zu gegebener Zeit anschauen kommen, wahrscheinlich schon morgen.«

Er verabschiedete sich und schloss die Tür wieder. Die Treppe herauf sah er Tautun, Varlie, Nendlèce, Sinion und Inrorac kommen, die nun alle stehen blieben und ihn und Okimé erwartungsvoll anschauten.

»Ich möchte eines klarstellen«, sagte Baresin, und sein Tonfall ähnelte dem einer Ansprache. »Ich bin nicht der Meinung, dass dieser Byrgher falsch gehandelt hat. Er hat Blutvergießen vermeiden wollen, und er hat es vermeiden können. In Anbetracht der Tatsache, dass die Befreiung nun von außen erfolgt ist, hat er es sogar ausgesprochen geschickt verstanden, die Verantwortung auf uns Äußere abzuwälzen, während innerhalb seiner Stadt Frieden und Einvernehmen herrschten. Kein Dummkopf führt eine Stadt aus zehntausend Menschen, er scheint mir eher ein alter Fuchs zu sein. Auch möchte ich darauf hinweisen, dass Hagetmau sich ursprünglich der Besatzung ebenfalls gebeugt hatte, bis die Dinge sich so entwickelten, dass ein Blutvergießen nicht mehr zu vermeiden war. Auch Euer eigenes Dorf Senestis, verehrteste Byrgherin, hat seine Führung erst einmal als Geisel nehmen lassen und sich erst später zum Aufstand entschlossen. Überall in unserem Land scheint dies der naheliegendste Lauf der Dinge zu sein. Übertriebene Vorwürfe oder auch nur Häme sind also fehl am Platze. Dennoch stimme ich mit Euch überein, dass dieser Byrgher für einen Zeitraum steht, der nun vorüber ist, und dass wir vermittels dieser großen Stadt – zwanzigmal so groß wie jedes unserer Dörfer – eine neue Richtung einläuten müssen. Marmandeh gibt uns die Möglichkeit, Hagetmau und Senestis in Sicherheit zu bringen, denn auf Marmandeh wird sich der Feind nun konzentrieren müssen, an Marmandeh führt für ihn kein Weg mehr vorbei. Also bin ich bereit, die Verantwortung für Marmandeh anzunehmen. Aber nur, wenn ihr vier – Sinion, Varlie, Nendlèce und Inrorac – mich dabei tatkräftig unterstützt.«

Er zählte Tautun nicht mit auf, denn im Grunde genommen war er froh, wenn Tautun fortan zur Bande Okimés gehörte und er sich nicht mehr – wie seine Mutter vor ihm – dauernd seinetwegen Sorgen zu machen hatte.

Sinion schaute Varlie an und nickte dann. Sie schaute Sinion an und nickte ebenfalls. Nendlèce lächelte einfach nur. Inrorac nickte, ließ dabei aber Okimé und Tautun nicht aus den Augen.

Okimé applaudierte. Diese Geste konnte gleichermaßen spöttisch als auch lobend gemeint sein. Tautun reagierte gar nicht. Er hatte vielleicht nicht zugehört, bestaunte stattdessen eine barbusige Frauenstatue, die eine Ecke der Galerie einnahm. »Wir sollten das dem Volk verkünden«, schlug Okimé vor. »Und Ihr, Baresin, solltet dem Volk gleich klarmachen, dass es auch etwas für Euch tun muss. Bislang hat Marmandeh sich noch nicht besonders eingebracht. Kommt, lasst uns Fanfaren oder so etwas besorgen, wenn wir uns in dem ganzen Trubel überhaupt Gehör verschaffen wollen.«

5

Unten in der eigentlichen Stadt gab es den Theaterplatz, auf dem Generar Gwaum nicht nur seine Ansprachen abgehalten, sondern auch seinen letzten Kampf ausgefochten hatte. Immerhin sein Leichnam war ins Innere des Theaters gebracht worden, zusammen mit den von ihm Getöteten, unter denen sich auch Clarde und Guyteron befanden. Baresin musste nun im Theatersaal an diesen Toten vorbeigehen, um nach oben zum Balkon zu gelangen. Er mied es, die mit Tüchern verhüllten Umrisse zu betrachten.

Okimé hatte von ihren Männern tatsächlich zwei Signalhörner auftreiben lassen und andere ausgesandt, um unter den Marmandehern die bevorstehende Ansprache anzukündigen.

Der kopfsteinbelegte Platz, auf dem vor wenigen Stunden noch Menschen gestorben waren, quoll nun über vor Neugierigen, die einander teilweise sogar auf die Schultern kletterten. Viele der Menschen schwenkten Zierhüte, die in der Stadt deutlich gebräuchlicher zu sein schienen als auf dem Land. Ein Feuerschlucker jonglierte mit brennenden Fackeln und schuf dadurch den einzigen freien Raum um sich herum. Einige der Schaulustigen erwarteten Wunderdinge. Dass die Invasion der Nafarroaner im ganzen Land zurückgeschlagen worden war und die Königin Belanca bereits abgedankt hatte. Andere erwarteten gar nichts außer einem weiteren unterhaltsamen Bestandteil der heutigen Feierlichkeiten.

Die verführerische Anführerin der Befreiungsbewegung war auf dem Balkon zu sehen, gekleidet in prachtvollen Pelz. Sie lachte über das ganze Gesicht, als zwei Männer an den Rändern des Balkons eine Art krummen Jubeltusch improvisierten. Nun breitete sie beide Arme aus, sodass der Mantel bis über die Ellenbogen hochrutschte. »Meine lieben Marmandeher!«, rief sie mit klarer Stimme, und tatsächlich hörte das allgegenwärtige Gemurmel, Getuschel und Gelächter auf. »Dass der Widerstand, dem ihr heute alle eure neugewonnene Freiheit verdankt, in einem kleinen Dorf namens Hagetmau seinen Anfang nahm, mag euch schon zu Ohren gekommen sein oder auch nicht. Ich jedenfalls präsentiere euch den Urheber und Anführer dieses Widerstands, den Byrgher von Hagetmau: Baresin!«

Die Leute staunten und jubelten, als ein recht gut aussehender Vierzigjähriger mit einer modischen Frisur, die man eher bei einem Marmandeher erwartet hätte, an der schönen Frau vorüber nach vorne trat und ebenso wie sie beide Arme ausbreitete. Der aufbrandende Jubel ließ Baresins Haare wehen, oder vielleicht war das auch nur ein aufgekommener Windstoß.

Er war erstaunlich wenig aufgeregt angesichts der brodelnden Menschenmenge dort unten, obwohl es sich gut und gerne um zehnmal mehr Menschen handelte als jemals zuvor bei einer seiner Reden. Aber da er sich mittlerweile daran gewöhnt hatte, zu den Hagetmauern zu sprechen, die ihn zum Teil von klein auf kannten, kam es ihm verhältnismäßig ungefährlich vor, zu Fremden zu sprechen. Falls sie ihn ausbuhen würden, konnte er immer noch nach Hagetmau zurückkehren. Hätte man ihn jedoch in Hagetmau ausgebuht, hätte er nicht mehr gewusst, wohin.