Über dieses Buch:

Was Schwester Monika aus dem Leben ihrer Mutter zu berichten hat, ist nichts für schwache Nerven. Schon früh erfährt Louisa, welche sinnlichen Freuden Schläge bereiten. Lüsterne Spiele mit ihren Freundinnen verschaffen ihr erotische Gelüste vom Feinsten. Und als sie schließlich Oberst Halder kennenlernt und heiratet, weiß der sie ganz genau zu nehmen. Da ihre Geilheit kaum zu bezwingen ist, erlaubt er ihr Affären unter der Bedingung, sie anschließend züchtigen zu dürfen. Dies lässt sie nur allzu gerne über sich ergehen. Denn ihre größte Lust erlebt sie unter Qual.

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eBook-Neuausgabe August 2015

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Copyright © der Originalausgabe 2005 Helmut Werner

Copyright © der vorliegenden überarbeiteten Neuausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

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Titelbildgestaltung und Titelbildabbildung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Oleg Gekman

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-160-3

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E.T.A. Hoffmann

Schwester Monika erzählt und erfährt

Erotischer Roman

venusbooks

Vorwort

Im Jahre 1815 erschien mit dem frei erfundenen Druckort »Kos und Loretta« ohne Verfasserangabe ein Erotikon, der zu den merkwürdigsten Werken der deutschen erotischen Originalliteratur zählt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde es wegen der zahlreichen Druckfehler in einer abgelegenen Provinzdruckerei, wahrscheinlich in Posen hergestellt. Bekannt wurde dieser Roman, weil ihn der bekannte Wiener Literaturwissenschaftler Gugitz zu Beginn des 20. Jahrhunderts keinem anderen als dem deutschen Romantiker E.T.A. Hoffmann (1776-1822) zuschrieb. Wegen des Ansehens, das Gugitz in der Fachwelt genoss, beschäftigten sich renommierte Literaturwissenschaftler und Hoffmannexperten mit dieser Frage. Da sich aber in den Werken und dem Nachlass von Hoffmann kein Hinweis auf seine Autorenschaft findet, musste geprüft werden, ob die Motive, der Stil, die Sprache, besonders die Wortwahl Übereinstimmung mit anderen Werken Hoffmanns zeigen. Die Ergebnisse lassen sich insoweit zusammenfassen, dass eine Verfasserschaft Hoffmanns nicht ausgeschlossen ist. Man verwies darauf, dass in der fraglichen Zeit der Werkentstehung Hoffmann erhebliche finanzielle Probleme hatte und möglicherweise eine solche »Brotarbeit« übernommen haben könnte. Posen war ihm gut bekannt, weil er dort als Beisitzer in der Regierung tätig war. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde von engagierten Vertretern einer Verfasserschaft Hoffmanns das Gerücht verbreitet, es gebe eine Handschrift von der »Schwester Monika«, die sich im Nachlass einer mit Hoffmann verwandten Schauspielerfamilie befunden habe und dann in den Besitz eines Industriellen gelangt sei. Leider wurden für dieses Gerücht nie Beweise beigebracht.

Zum Stil eines Romantikers passt es gut, dass dieses Werk aus einer Folge von Szenen besteht, die durch Einschübe unterbrochen werden. Da diesem Werk die Einheitlichkeit fehlt und die Erzählungen oft abrupt aufhören, ist die Aufmerksamkeit des Lesers gefordert.

Das Werk hat folgenden Aufbau:

Teil 1:

Die Titelheldin beschreibt ihren Mitschwestern, wie ihre Mutter in jungen Jahren ein sehr intimes Verhältnis mit einem Pater hatte. Sie kam deshalb in ein Kloster, wo sie sich bis zu ihrem 14. Lebensjahr aufhielt. Nach dem Tod ihrer Eltern heiratete sie den Oberst Halder, der ihr Seitensprünge unter der Bedingung erlaubte, dass er sie danach züchtigen durfte. Das einzige Kind aus dieser Ehe ist Amatie, die spätere Titelheldin Schwester Monika. Sie wird Zeugin der sexuellen Ausschweifungen ihrer Eltern und der Flagellationsszenen.

Teil 2:

Damit Amalie lernt, dass die Lust mit dem Schmerz verbunden ist, wird sie von ihrer Mutter in das Institut der Madame Chaudelüze gebracht. Dort ist sie Zeugin einer Flagellationsszene. Schließlich ist auch sie an der Reihe, eine Auspeitschung zu erdulden, womit die Institutsleiterin ihren Gehilfen beauftragt. Beschrieben wird auch die Flagellation des Transvestiten Fredegunde, der Amalie versucht zu verführen. Ausführlich wird die Entjungferung Amaliens geschildert, die wegen ihrer Phantastik und Komik zu den merkwürdigsten Szenen des Romans gehört. Darauf folgt ein ausführlicher Bericht mit viel Historie und Mythologie, der den bisherigen Lebensverlauf von Fredegunde erzählt. Den Abschluß des Werkes bildet ein Brief, in dem der Schwester Monika mitgeteilt wird, dass ihr Vater in einem Duell gefallen ist und ihre Mutter nach einer neuen Ehe wieder Witwe wurde. Auf dem Rückweg vom Besitztum ihres zweiten Mannes wird sie von vier Studenten vergewaltigt, was ausführlich beschrieben wird.

Zusammenfassend könnte man die Titelheldin als eine Romantikerin der Liebe bezeichnen, da der Autor das Gedankengut der Romantik auf das Geschlechtliche überträgt. Der Roman, der von einer märchenhaften Phantastik und schwarzem Humor geprägt ist, räumt der sexuellen Flagellation einen breiten Raum ein.

Dieser Nachdruck des im Jahre 1815 bei Kühn in Posen erschienenen Romanes wurde im Jahr 1933 im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft bibliophiler Buchverleger als Manuskript in einer Auflage von 750 in der Maschine numerierten Exemplaren ausschließlich für Subskribenten gedruckt. Für jedes Exemplar mußte ein Revers unterzeichnet werden, sodaß kein Exemplar in die Öffentlichkeit gelangen konnte.

Nudus fabularum cur sit
inventum genus brevi docebo —
Servetus ab nocte dieque

Concedo voluntatem!

Dies Fahrzeug ist eines von Cupido's Postschiffen — mehr Segel aufgespannt! — Immer weiter! — Auf zur Schlacht — Kanonen vor die Löcher! — Gebt Feuer!

Pistol in Shakespeares lustigen Weibern von Windsor

I. Abschnitt

Schwester Monika erzählt den versammelten Freundinnen, besonders aber der Schwester Annunciate Veronica, ehemaligen Gräfin von R.... das Leben ihrer Mutter und ihres Vaters.

Meine Familie, liebe Schwestern, ist wenigen von euch bekannt, mein Vater aber desto mehr seinen Kameraden, die mit ihm und Laudon den siebenjährigen Krieg mitmachten und dem großen Friedrich mehr als eine Schlappe anhängten.

Auf einem adeligen Witwensitz, unweit Troppau, in einer der anmutigsten Gegenden der Oppa, verlebte meine Mutter die ersten Jahre ihres Frühlings; und sie verlebte ihn in jenen heißen Gefühlen des Seins, das mit dem coeur palpite! nicht immer anfängt, gewöhnlich aber mit dem haussez les mains! endet.

Ihre Mutter hatte in der Welt gelebt und sie genossen, sie hatte ihr Temperament in ihr zurückgelassen und ihre Liebe mitgenommen in die Einsamkeit und für die Bildung ihrer Louise.

Diese Louise ist meine Mutter. Sie war vorurteilslos erzogen und vorurteilslos lebte und wirkte sie. —

Mit den einladendsten Reizen des Körpers verband sie eine Grazie ohne Gleichen, ein savoir faire ohne Rückhalt und ohne Heuchelei. —

Herr Kaplan Wohlgemuth, genannt Bruder Gerhard, dem die Mutter sehr wohlwollte, übernahm als Hauslehrer die Bildung der jungfräulichen Blume. Er war ein junger schöner Mann von dreißig Jahren, und seine reizende Elevin hatte nachts in ihrem einsamen Bette alle mögliche Mühe von der Welt, mit ihren Fingern ein Feuer zu stillen, das seine reizende Suada in ihrem noch unreifen Busen angezündet hatte.

Ihre Mutter war gewöhnlich in den Lehrstunden gegenwärtig, und ihr heiterer Geist belebte dann jedesmal die trockene, asketische und scientivische Unterhaltung des Kaplans. —

Meine Mutter war aber beständig zerstreut, und unter zehn Blicken, die auf ihre Bücher fallen sollten, schweiften neun auf den schönen Händen und Lenden des Bruders Gerhard aus. —

Sie geben nicht acht, Louise — sagte ihr einmal ernstlich der Kaplan; Louise errötete und schlug die Augen nieder. — Was ist das für ein Betragen, Louise? fragte halb zürnend die kluge Mutter, — aber Louise blieb zerstreut und antwortete verkehrt auf alles, was sie gefragt wurde. —

Wie heißt der Heilige, der einmal den Fischen predigte, fragte jetzt Pater Gerhard, — Louise wußte das nicht mehr. Und wie heißt der Ritter, welcher vor Cromwell die Gewalt der Luftpumpe experimentierte? setzte fragend Louisens Mutter hinzu — Louise hatte das auch vergessen.

Wart, ich will dir einen Denkzettel schreiben, fuhr die Mutter fort, stand auf und langte nach einer großen Rute. — Louise fing an zu, weinen, aber es half nichts, die Mutter zog sie über den Tisch, hob ihr Röckchen und Hemdchen auf und zerhieb ihr vor den leuchtenden Augen des Bruders Gerhard den zarten Hintern dermaßen, daß die ganze Mnemonik der Alten auf ihm sichtbar wurde. — — Pater Gerhard bat für die Arme und schloß diesmal seine Lehrstunde mit der Bemerkung: »daß den alten Leuten immer etwas von der Strafe zugut kommen müsse, die den jungen zuteil werde.«

Er war bei diesen Worten aufgestanden und hatte Louisens Mutter, entzündet von dem Anblick des jugendlichen Hinterns, unter die Röcke gegriffen. —

Pfui! Gerhard! versetzte die Mutter und befahl Louisen, in den Garten zu gehen — — ich hoffe doch nicht, daß Sie mich für so unartig halten als unsere Louise war? — Nein! das nicht, versetzte Gerhard, — indem Louise die Tür in die Hand nahm und sich, hinter ihr durch das Schlüsselloch schauend, die Tränen von den Wangen abwischte, — aber Sie wissen doch, gnädige Frau! — wie die Alten summen, so zwitschern die Jungen — und daß folglich .... und ohne die Antwort der lüstigen und konsequenten Frau abzuwarten, die schon in einem Gelächter die Meinung ihres Herzens offenbarte — hatte er sie auf das Sopha hingeworfen, ihr Röcke und Hemd mit Gewalt aufgehoben und ihr mit der besten Lebensart bewiesen, daß es immer von einer gewissen Schlechtigkeit zeuge, andern das lehren zu wollen, von dem man selbst am wenigsten Gebrauch zu machen gesonnen sei. — — D a s meinen Sie, fragte Louises Mutter, indem sie zuckend sich unter dem fürchterlichen Tremulanten des Bruders Gerhard hin und her bewegte. — — Ja! das meine ich — versetzte dieser und gab ihr solche kräftige Stöße, daß das Sopha bebte, wie im letzten Erdbeben die Häuser zu Messina. Ihre Toch—ter — hat zu le—ben, stieß der Kaplan heraus, lassen Sie — sie ihren Hang zum Wohl—tun, Menschen—glück um sich her zu verbrei—ten, — ein — Genüge — leisten. — »Ach! — Ach! — Kap—lan! hören Sie — auf«, intonierte Louisens Mutter, ich — ersticke —! —!

Louise sah die ganze Scene durch das Schlüsselloch, schöner als Hebe aufgedeckt, kühlte sie mit ihren Fingern die Wut feuriger Empfindungen, die jetzt ihren ganzen Körper durchströmten, als sie das mächtige Glied des frommen Bruders erblickte. — — — — Sie zerfloß in eben dem Moment, als Gerhard seinen aufgebrachten Amor versöhnt aus dem Schoße ihrer Mutter hervorzog und jetzt mit lüsternen Augen die schönen Zeiten Griechenlands und Roms bewunderte. — Doch —

Perspiceritas argumentatione elevatur!   Cic.

Klare Sachen werden durch Anführung der Beweise verdächtig! —

Demonstrierte Pater Gerhard, wenn er mir, der schönen Latinität wegen, Ciceros Pflichten erklärte, und ich habe einige dieser Argumente, da sie immer gesunden Menschenverstand verraten, so lieb gewonnen, daß ich manchmal über ihren Eindrücken Hora und Vesper vergaß, zumal da man bei ihnen weder früh aufzustehen noch spät schlafen zu gehen braucht.

Pater Gerhard küßte mit Inbrunst den Bauch, die Schenkel, die Gefilde der Lust und die entblößten Brüste der Mutter — Louise stand wie angewachsen hinter der Tür und schaute über den herabgelassenen Hosen des Bruders Gerhard nach dem Stabat mater seines Immatrikular-Instruments und — dieser wollte eben den Actus conscientiae wiederholen, als ein Geräusch auf der Treppe Louise von der Tür wegjagte und sie den Qualen und Wollüsten ihrer eigenen Empfindungen überließ.

Sie lief in den Garten und suchte Adolph, den Gärtnerjungen. Dieser sollte ein Feuer löschen, das die Natur und der Zufall zur Unzeit in ihr angezündet hatten. Adolph war aber nicht zu finden — und als sie ein paar Gänge des ziemlich großen Gartens durchstrichen hatte, erblickte sie die Mutter am Arme des Kaplans, mußte an ihrer Seite anständig dahergehen und durfte nicht einmal ihren Augen erlauben, den ersehnten Adolph hinter irgend einer Hecke zu erblicken. —

Seit dieser Zeit war es meiner Mutter gleichsam ins Herz geschrieben, alles aufzusuchen, was ihre Leidenschaften befriedigen konnte. Der kleine Adolph wurde aufgefordert, der große Martin wurde geneckt, und die gute Christine mußte ihr oft sagen, was denn der Kasper letzthin bei ihr auf der Kammer angefangen habe; und wenn Christine eine Lüge ersann, so sagte ihr Louise die Wahrheit, die sie nicht leugnen konnte; nämlich der Kasper habe sie aufs Bett geworfen, habe ihr Röcke und Hemd in die Höhe gehoben, habe seine Beinkleider herabgezogen und habe zwischen ihre Schenkel ein langes starres Ding eingeschoben, das sie nicht mit Namen zu nennen wisse. —

Louise hatte also alles gesehen, und Christine wußte sich nicht anders zu helfen, als daß sie ihr einigemal Maccaroni gab und sie bat, der Mutter bei Leib und Leben ja nichts davon zu sagen. Und Louise sagte auch nichts, nährte ihre Phantasie mit wollüstigen Bildern, lebte mit dem ganzen Hause in der besten Eintracht, wurde von jedermann geliebt und befriedigte sich alle Nächte; in ihrem Bette so genügend, daß es ihr nur bei wirklichen Ereignissen einfiel, sich auf — gebotenen Wegen zu ergötzen. —

Indessen gelang es Adolph doch, sich den Vorgenuß ihrer Jungfrauschaft zu verschaffen.

Eines Tages stand Louise nach Tische im Pavillon des Gartens und sah in dem Teiche die Forellen spielen; Adolph schlich leise hinzu, hob Louisen, die, über die Gartenbank hinausgelehnt, keine Acht hatte auf das, was hinter ihr geschah — Röcke und Hemdchen bis auf den Gürtel in die Höhe und hatte seine Hand zwischen ihren geöffneten Schenkeln, ehe sie noch die Blöße fühlte, die über ihren Strumpfbändern ein loser Zephir ankündigte. —

Adolph! ich bitte dich, laß mich los, bat das beschämte Mädchen, aber Adolph war unerbittlich. — Er zog ihr die zarten kleinen Lenden voneinander und befriedigte seine Lust so vollständig, als ihm möglich war. —

Dieser genaue Umgang mit Adolph würde von Folgen gewesen sein, wenn nicht Louises Mutter, bei näherer Einsicht in die Natur ihrer Tochter, für nötig gefunden hätte, sie zu den Ursuliner-Nonnen nach Z. in die Kost zu tun.

Und dort verblieb sie bis in ihr 14. Jahr, wo der plötzliche Tod ihrer Mutter sie zur Erbin eines ansehnlichen Vermögens, zweier Dörfer und eines Witwensitzes machte und ihr die Aufwartung aller Heiratslustigen und verliebten Müßiggänger in einem Umkreis von zehn Meilen zuzog.

Von ihrem Leben im Kloster habe ich nie viel erfahren können; es verfloß, sagte sie mir, zwischen Einförmigkeit und Phantasien. — Die erste, als Lichtgestalt und Nachtschatten des ganzen weiblichen Zirkels, und die zweite lebte in mir selbst und wurde genährt durch das Lesen asketischer und religiöser Erbauungsbücher. —

Von natürlichen Gegenständen ereignete sich selten etwas, ausgenommen, daß sie einmal eine junge Novizin mit aufgehobenen Röcken und Hemd vor dem Sprachgitter unter der Zucht eines jungen Karmeliten gefunden habe, der ihr den nämlichen Liebesdienst zum Siegel der Verschwiegenheit aufgedrückt hätte.

Louise ging, nachdem ihre Erbschafts-Angelegenheiten erledigt waren, nach Troppau. Der Winter war vor der Tür, und ein verliebtes Temperament haßt die Kälte der Natur wie jene der Herzen. —

Dort sah ich den Oberst von Halden und sah ihn nicht ungestraft. Es ist sonst gewöhnlich der Fall, daß das männliche Geschlecht zuerst seinen Leidenschaften die Zügel schießen läßt und das Treiben seines Blutes, als einen Herzensakt, den Sinnen zur Ausgleichung überläßt. Unglücklicherweise war aber mein Vater ein Weiberhasser. Wenn man ihn hierüber aufzog oder gar zur Rede stellte, pflegte er zu sagen: Ich diene meiner Kaiserin und dem Vaterlande, das ist mein Schwert und meine Scheide, und wo es heißt: Stecke dein Schwert in die Scheide, da muß Friede sein, sonst tue ich es nicht. — Gibt es aber unter euch Weibern eine, die mir Frieden mit mir selbst zu verschaffen weiß, ohne einen Weg zum Herzen oder zum Cabinet einzuschlagen, so will ich ihr zeigen, wie man für einen ewigen Frieden unterhandelt. — Das heißt: ohne das Schwert aus der Scheide zu ziehen — meinte sein Freund, der Leutnant Söller, und mein Vater gab ihm lächelnd und stillschweigend Beifall.

Louise erfuhr diese natürliche Art und Weise, am Frieden zu arbeiten, durch eine dritte Hand, errötete, lachte, ärgerte sich und fing an, ihre Batterien dem stürmenden Mute des Obersten so entgegen zu setzen, daß er sehen mußte, der Feind wünschte angegriffen zu werden. —

Mein Vater haßte durchaus alle Empfindsamkeit, von der platonischen an bis zur müllerischen; denn, sagte er, sie taugt durchaus nichts; es sind faule Ausdünstungen, die sich im dicken, angefüllten Magen des Gemüts zusammenziehen und bei ihrem Ausbruche die ganze Atmosphäre menschlicher Heiterkeit verpesten. —

Meine Mutter kannte dies Räsonnement des Obersten, das sich leider! im gewöhnlichen Leben oft bestätigt, und — sie baute auf — dasselbe ihren Plan.

Nirgends zeigte sie eine größere Heiterkeit, anspruchsloseren und doch anziehenderen Witz, als in Gesellschaft des Obersten; und es kann keine fröhliche Laune erdacht werden, die nicht unter ihrer Behandlung fessellos geworden wäre.

Ihr wißt, Schwestern! wo Personen unseres Geschlechts vertraut, offen und ohne Etikette und Konsequenz mit einander umgehen können, da fallen alle Schleier des überklugen Anstandes und der bedächtigen Observanz; und weibliche Seelen kennen dann keinen Rückhalt mehr unter sich, wenn sie einmal Zutrauen zu gegenseitiger Diskretion und innigen Freundschaftsbezeugungen gefaßt haben.

Louise von Willau (so hieß meine Mutter), ehe der Oberst diesen Namen gegen den seinigen einlöste, — Louise v. Willau, hieß es in der ganzen Stadt Troppau, unter dem Pöbel und Adel der haute parage — ist ein herrliches Mädchen voll Witz, voll Verstand, voll gesunder Säfte, und ihr voller Busen und ihr biskuitzarter Steiß mehr wert als die ganze Geschichte von Troppau, die Akten ad acta auf dem stillen Rathause mit eingeschlossen. —

Die Freundinnen Louises gingen in ihren Vergleichungen schon weiter.

Friederika von Bühlau — Lenchen von Glanzow — Franziska von Tellheim — Juliane von Lindorack und Emilie von Rosenau, — diese fünf hatten einmal bei einer gemeinschaftlichen Badereise nach Eger die Reize Louises so von allen Seiten betrachtet, daß ihr bis jetzt keine unter ihnen den Preis streitig machen wollte. — Doch ich schweife zu weit aus — wollte ich alles erzählen, was die gute Mutter mir zur Lehre, Nachahmung und Warnung mitteilte, ich würde von einem Skapulierfest bis zum andern zu erzählen haben! —

Aber die Szene, in welcher eigentlich meine Mutter den Oberst von Halden fing, die muß ich euch ausmalen.

Es war ein kleiner freundschaftlicher Damenzirkel bei ihr, und es hätte wie bei den Mysterien der Bona Dea keine Mannsperson Zugang haben sollen, da indessen jede unter den sechs Vereinigten einen Clodius hatte, den sie gern einzuspinnen wünschte in ihre — vielbegehrende Weiblichkeit, so hatte man sich gleichsam stillschweigend das Wort gegeben, so viel Hosen einzulassen, als Unterröcke ihre sechspfündigen — eigentlich sagten sie: sechs vernünftigen — Reize verhüllten.

Eine ganze Stunde hatten sie sich schon solo mit dem edlen L'Hombre beschäftigt, als Louisen eine Karte fiel; Franziska, das ganze Spiel hindurch von einem ihr gerade gegenüberhängenden Gemälde, Apollo und Clytia im höchsten Genuß vorstellend, entzündet, gab wenig Acht auf ihre Karte; jetzt aber, da Louisen eine Karte unter den Tisch fiel, wollte sie den Zufall benützen und der Unterhaltung eine ihr anständige Wendung geben. Sie bückte sich also rasch, hob die Karte auf und versteckte sie unter Louises Kleidung, und da diese eben mit geöffneten Lenden das Spiel leitete, so kam das witzige Dissipations-Diplom auf eine Stelle zu liegen, die wir alle kennen, und an dessen offenen Türen ich neun Monate auf das Licht der Welt warten mußte.

Louise schrie laut auf — und Franziska lachte.

Du Sau! schmollte Louise, deckte sich bis an den Nabel auf, — und alle sahen das Blatt da liegen, wo eigentlich der Leichenstein männlicher Tugend seit Joseph, seligen Andenkens, zu liegen kommen sollte, wenn es noch irgend eine Art von männlicher Tugend gäbe, die nicht — bezweifelt zu werden verdiente. —

Ach. Louise, wie bist du so schön, schrien jetzt alle zugleich, und Franziska hatte die Bosheit, ihr das herabgefallene Hemd wieder aufzuheben. —

Franziska, laß mich gehen! rief jetzt ängstlich Louise, aber Franziska küßte sie schnell auf den Mund und fuhr ihr mit heißen Fingern an die Herzkammer der Liebe.

O du bist auch gar zu unverschämt, zürnte jetzt meine Mutter und preßte ihre Lenden aufeinander.

Aber Franziska kannte Louise besser und fuhr fort, mit fleißigen Händen ihre Gefühle zu wenden — während diese dem Erwachen der Lust keinen besseren Einhalt zu tun wußte, als daß sie aufsprang. —

Aber nun hatte sie das Uebel ärger gemacht. Lenchen, die auf der anderen Seite saß, hob ihr schnell die wenigen leichten Röcke und das wie von Zephiren herum geschleuderte Hemd von hinten über den schneeweißen Hintern hinauf und griff ihre sämtlichen Reize mit lasziver Berührung so heftig an, daß Louise auf einmal still ward und unter den Händen der beiden geilen Mädchen alle Gewalt verlor, die sonst die Schamhaftigkeit noch in ihrer Macht hat, wenn man sie nicht im Zentrum aufsucht.

Zum Unglück für Louise rissen jetzt Juliana und Friederika sie über den Tisch, daß die Kartenblätter bis in das Futteral des beliebten und allerliebsten Cottaischen Spielalmanachs hineinfuhren, streiften ihr das zarte Hemd vollends über das heilige Kreuz hinauf und fingen an, ihr den herrlichen Steiß zu klatschen. —

Louise riß die Geduld, mit Löwenstärke zog sie ihr Unterteil hin und her und entwickelte den herrlichen Bau ihrer Muskeln und das wollustige Spiel ihrer Lenden mit so grazienähnlicher Furie, daß alle zugleich ah! ah! wie schön! allegro non troppo, piu presto — prestissimo! ausriefen.

Aber Louise währte der Spaß zu lange; ehe sich die unverschämten Mädchen versahen, hatte sie sich mit Gewalt ihnen entrissen, und — dort lagen sie alle vier, teils auf dem Boden, teils unter dem Tisch, der mit seinem ganzen Inhalt von chinesischem Porzellan, englischem Steingut und übriggelassenem Yemens-Nektar jetzt die Mutwilligen ärger drückte und verunzierte als der Alp auf nächtlichem Lager eine keuchende Unschuld. —

Nun, das ist doch zu arg! fing jetzt Louise an und schüttelte ihre Kleidung, wie Wetzels Madame Arend, über das Verborgene ihrer Reize. Ich helfe euch jetzt nicht! ihr bringt mir das alles wieder in Ordnung, macht mir das Zerbrochene wieder ganz, ersetzt mir das Vergossene, oder ich lasse euch durch meine zwei Stallknechte so lange mit Ruten peitschen, bis das von selbst geschieht.

Alle lachten, aber Louise ging zornig zum Zimmer hinaus und verschloß hinter sich.

Die Gefangenen fingen an aufzuräumen, allein es ging ihnen mit der wiederherzustellenden Ordnung, besonders dem Restitutio in integris wie den ägyptischen Zauberern mit den Läusen Jehovahs — sie konnten das zerbrochene Porzellan und das Steingut nicht wieder ganz machen und schrieen laut: da sind die Engländer und die Chinesen dran schuld!

Louise sah dem Geschäfte, das einer Mediations-Akte ähnelte, keinem himmlischen Gerichte, lächelnd durch das Schlüsselloch zu, und die drinnen fingen an, sich aufs Bitten zu legen.

Aber Louise war unerbittlich! Jetzt gehe ich, rief sie durchs Schlüsselloch, und rufe den Jeremias und den Anton, lasse euch die Kleider aufheben und auf die bloßen Hintern so lange peitschen, bis eure Untugenden euch aus der Haut herausfahren.

Die Mädchen fingen nun gar an zu weinen, versprachen den Schaden zu vergüten und sich überdies noch jeder Züchtigung zu unterwerfen, die sie nur selbst an ihnen zu vollziehen, im Sinne haben möchte; aber den Jeremias und den Anton müßte sie weglassen, sonst würden sie ihr in diesem Leben nicht mehr gut, im Gegenteil aber ihre ärgsten Feindinnen werden.

Gut — ! versetzte meine Mutter, wollt ihr den Schaden ersetzen und euch einer wohlverdienten Züchtigung unterziehen, so sollen Jeremias und Anton im Stall bleiben, und ich werde sogleich mit einem Paar Ruten erscheinen und euch wie Gideon das Fleisch zerhauen.

Lenchen lief ans Schloß inwendig und blies meiner Mutter entgegen: mach auf, Beste, wir unterwerfen uns der Strafe, aber, Jeremias und Anton bleiben bei den Pferden.