Cordula Nussbaum

Bunte Vögel fliegen höher

Die Karriere-Geheimnisse der kreativen Chaoten

 

 

 

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Information zum Buch

So kommen bunte Vögel beruflich hoch hinaus!

 

»Gesucht: Angepasster Umsetzer mit linearem Lebenslauf und logisch-rationalen Qualifikationen« – so sieht in den meisten Unternehmen immer noch der Wunschangestellte aus. Doch die Wirtschaftswelt wird immer unübersichtlicher und riskanter. Mehr denn je brauchen Unternehmen visionäre Querdenker mit unkonventionellen Talenten. Sie wissen es nur noch nicht! Jetzt beginnt die Sternstunde der kreativen Chaoten, die mit ungewöhnlichen Ideen, einem mäandernden Lebenslauf und kalkulierter Risikobereitschaft den Erfolgsturbo starten können.
Erfolgsautorin Cordula Nussbaum zeigt, welch wertvolle Talente sie besitzen und mit welch außergewöhnlichen Mitteln sie diese in unschlagbare Karrierezünder verwandeln. So werden Querdenker und Andere-Wege-Geher zum Erfolgsgarant für sich selbst und für das Unternehmen, in dem sie arbeiten!

 

Mit Selbst-Check: Welcher Talenttyp sind Sie?

 

Weitere Informationen und Arbeitsmaterialien auf der Website zum Buch: www.kreative-chaoten.com

Informationen zur Autorin

Cordula Nussbaum gilt als »Deutschlands Expertin Nummer eins für kreativ-chaotisches Selbstmanagement« (Medien-Echo). Unternehmer, Freiberufler und Angestellte trainieren mit ihr, ihr Zeit-, Selbst- und Teammanagement zu verbessern sowie in Marketing- und Karrierefragen klare Strategien zu entwickeln. Ihr Buch Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten wurde von Stiftung Warentest zum Testsieger unter den aktuellen Zeitmanagement-Büchern gekürt. Sie ist anerkannt als »Professional Speaker« in der German Speakers Association GSA sowie ausgebildeter Business- und Life-Balance-Coach. Die mehrfache Buchautorin und Keynote-Speakerin wurde nominiert für den »Innovationspreis« der GSA sowie für den Querdenker-Award 2011. Seit über fünf Jahren zählt sie zu den »TOP 100 Excellent Speakers Deutschland Österreich Schweiz«.

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Copyright © 2011 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Umschlaggestaltung: total italic, amsterdam – berlin

 

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

 

ISBN der Printausgabe: 978-3-593-39358-2

E-Book ISBN: 978-3-593-41151-4

 

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|7|Vorwort

Rückblick: Berlin, August 2005

»Sie sind ja ein bunter Vogel!« Konzentriert blättert die Personalchefin eines großen Süßwarenherstellers in meiner Präsentationsmappe. Es ist Mitte August, draußen brennt die Sonne vom Himmel, im Büro steht die Hitze, eine Fliege brummt immer wieder gegen die gekippte Fensterscheibe, die keinen Hauch frische Luft hereinlässt. Mein Kleid klebt am Rücken. Scheinbar gelassen beobachte ich meine potenzielle neue Kundin bei der Lektüre.

»Bunter Vogel?«, wundere ich mich im Stillen. »Wie meint sie das denn? Ist das gut? Ist das schlecht?« Mein Kopfkino läuft an, aber ich bremse mich schnell wieder aus. Halt! Erst einmal locker bleiben und sehen, wie das Gespräch verläuft. Heute entscheidet sich nämlich, ob ich als neue Trainerin in diesem Konzern die Mitarbeiter in puncto Selbst- und Zeitmanagement fit machen darf. Was ich liebend gern tun würde.

Das Gespräch läuft gut und wir wollen uns im Dezember erneut unterhalten, wenn die Weiterbildungsmaßnahmen für das kommende Geschäftsjahr geplant werden. Ich fliege nach München zurück und merke, der »bunte Vogel« brütet immer noch in mir.

Langsam regt es mich wirklich auf, dass ich diesen Spruch einfach nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Ich will das jetzt endgültig für mich klären, nehme meinen ganzen Mut zusammen und schreibe der Personalerin eine E-Mail. Ich bedanke mich darin zunächst für das nette Gespräch und erkundige mich dann freundlich, wie sie das mit dem »bunten Vogel« denn gemeint habe. Sie beantwortet meine Frage in einer sehr netten E-Mail, in der sie schreibt, sie sei einfach begeistert von meinem abwechslungsreichen Lebenslauf gewesen, davon, welche Erfahrungen ich schon gemacht hätte, welche unterschiedlichen Facetten dies in mein Leben bringe und wie bereichernd dies alles für eine Trainerin sei. Denn oftmals treffe |8|man – Entschuldigung, liebe Kollegen – im Trainerbereich auf total farblose Menschen, die unreflektiert irgendein Konzept nachbeten, aber nicht mit Leben füllen können, geschweige denn ein eigenes Leben mit einer entsprechenden Persönlichkeit haben.

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Das war ja eines der schönsten Komplimente, die ich je bekommen habe. Danke für diese Rückenstärkung; offensichtlich hatte ich sie nötig. Ja, ich habe als Mittdreißigerin durchaus schon viel erlebt in meinem Leben. Allerdings empfinde ich mich dabei im Vergleich zu anderen als ziemlich brav. Na ja, etwas kreativ-chaotischer als andere, aber keinerlei Ausbrüche, Skandale oder Exzesse.

Vielleicht habe ich in meinem kurzen Leben wirklich schon mehr gemacht als andere in 70 Jahren schaffen – ein Bekannter vergleicht mich gerne mit einer Kerze, die an beiden Seiten brennt. Und ja, ich brenne. Egal was ich tue, ich lege meine gesamte Leidenschaft hinein. Sie entzündet immer wieder Ideen an jeder neuen Lebensstation: von der Industriekauffrau über das Studium der Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftsgeografie und Markt- und Werbepsychologie hin zu einem Auslandsstudium Journalistik in Paris; von der Marketingabteilung eines Elektronikkonzerns in München über einen TV-Sender in Marseille und eine Tageszeitung in Paris bis hin zum Einstieg bei einem Nachrichtenmagazin in München und die Tätigkeit als freiberufliche Marketingjournalistin – und schließlich als Trainerin und Businesscoach. Eines hat sich aus dem anderen entwickelt, vieles lief parallel, neue Ideen wurden im Laufe meiner Arbeit geboren – und ich habe viele Gelegenheiten, die sich auf meinem Weg ergaben, kurz entschlossen am Schopf gepackt. Für mich selbst entwickelte sich alles in einer gewissen logischen, konsequenten Abfolge. Dass viele andere Menschen diese Logik allerdings nicht auf den ersten Blick erkennen können, ist mir bekannt. Und das nagt an mir.

Ich will so gerne perfekt sein, so gerne den Ansprüchen anderer Menschen in meinem Umfeld genügen. Doch ich merke, mit meinem »Anderssein«, der Neugierde auf alles, was es draußen in der Welt so gibt, meinem Motto, Dinge einfach zu tun, der Begeisterung für Neues und dem schnellen Umschwenken auf neue Herausforderungen ecke ich bei vielen Menschen an. Allein der Begriff »bunter Vogel« hat für mich einen bitteren Nachgeschmack.

Ich merke, in mir steckt viel – aber noch kann ich es selbst nicht greifen und anderen Menschen daher nicht begreifbar machen, was mich antreibt, |9|was meine glühende Leidenschaft ist und warum sie gut für alle Beteiligten sein könnte.

 

Berlin, August 2011

Ich sitze am Fenster meines Hotelzimmers direkt am Spandauer See, blicke über das sattgrüne Laub zweier alter Bäume hinweg auf die dunkelblau schimmernde Wasserfläche. Die Sonne lässt die Wellen funkeln wie Diamanten, eine Ente schwimmt auf dem See und zieht im Wasser eine Spur hinter sich her. Ein dicker Sand-Lastkahn schiebt sich von rechts nach links durch mein Blickfeld, hinter ihm sein Kielwasser.

Heute weiß ich: Auch ich hinterlasse Spuren, meine ganz eigenen Wellen auf dem See der Möglichkeiten. Und es ist eine riesige Erleichterung, denn mit meinen Spuren fühle ich mich richtig wohl. Heute bin ich gelassener als vor sechs Jahren, denn ich bin zunehmend stolz auf meine kreativ-chaotischen Talente.

In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit Talenten beschäftigt – und erkannt, dass es für meine ideenreiche Vorliebe, die Dinge anzupacken, einen systematischen Gegenpart gibt, der wiederum anderen Menschen im Blut liegt. Diese Erkenntnis war für mich ein Aha-Erlebnis und ein gewaltiger Druck fiel von mir ab: Ich musste gar nicht so sein wie alle anderen. Wenn wir uns die anfallenden Arbeiten entsprechend unseren Stärken aufteilen, hat jeder etwas davon. So einfach ist das. Und doch so schwer.

Ich habe beobachtet, wie wichtig kreativ-chaotische Talente in Gesellschaft und Wirtschaft geworden sind und nach wie vor an Relevanz gewinnen. Daher breche ich seit einigen Jahren ganz bewusst eine Lanze für die kreativen Chaoten. Die Resonanz ist enorm. Jedes Jahr erhalte ich Hunderte E-Mails von Lesern meines Buchs Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten oder von Besuchern meiner Vorträge und Seminare.

Die Menschen freuen sich, endlich einmal zu erleben, dass jemand ihre Denk- und Arbeitsweise versteht, statt sie merkwürdig zu finden. Sie lernen, ihre kreativ-chaotischen Stärken wertzuschätzen und ihre Talente für ihre Ziele und Wünsche einzusetzen, statt sie als »Macken« zu bekämpfen.

Die Gewissheit, dass ich auf dem richten Weg bin, erlangte ich Ende 2009, als Stiftung Warentest mein »Chaoten-Buch« zum Testsieger unter allen aktuellen Zeitmanagement-Ratgebern kürte. Im Sommer 2010 nominierte |10|mich die German Speakers Association für den Innovationspreis. Ein weiteres Zeichen für mich, dass den Kreativen die Zukunft gehört!

Heute zählen in unserer Welt eben nicht mehr nur reine Fertigkeiten, also antrainiertes Wissen, sondern es ist absolut ausschlaggebend für Ihren Erfolg, was Sie darüber hinaus mitbringen.

Tauchen Sie daher ein in die Inhalte und Übungen in diesem Buch. Entdecken Sie Ihre unkonventionellen Talente und finden Sie Ihren eigenen Weg, diese Stärken so einzusetzen, dass Sie zufrieden arbeiten und leben können. Ich habe für die Entdeckung meines Wegs viele, viele Jahre gebraucht und kann rückblickend sagen: Vieles in meinem Leben hätte wesentlich entspannter sein können, wenn ich mich einfach so akzeptiert hätte, wie ich bin, und meine Stärken zum Wohle aller eingesetzt hätte.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit diesem Buch schneller den Wert Ihrer Talente entdecken und Ihren Weg gehen. Ihren persönlichen Weg zu mehr Spaß, Erfolg und Zufriedenheit.

 

Ihre

Cordula Nussbaum

|11|Putzen Sie Ihre bunten Federn – es lohnt sich!

Ein Vortragsabend in München. Am Ende spricht mich eine junge Frau an: »Seit ich Ihr Buch Zeitmanagement für kreative Chaoten gelesen habe, ist mein Leben völlig verändert! Ich dachte immer, ich sei falsch, ich müsste mich ändern, denn überall eckte ich mit meiner spontanen Art an. Doch nun weiß ich, dass ich eine kreative Chaotin bin, und kann lernen, wie ich diese Talente für alle nutzbringend einsetze. Jetzt fühle ich mich angekommen und sehe klar. Danke!«

Kreativer Chaot – schreckt Sie der Begriff ab? Ich hoffe nicht. Denn als kreativer Chaot gehören Sie zu den ideenreichen, visionären, empathischen und engagierten Menschen, die dank ihrer unkonventionellen Talente und ihrer manchmal unorthodoxen Sichtweise Großes bewirken können.

Warum haben Sie dieses Buch gekauft? Vielleicht stehen Sie am Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn und wollen von Anfang in die richtige Richtung starten oder Sie möchten sich beruflich verändern oder in Ihrer derzeitigen beruflichen Situation einfach zufriedener und entspannter Ihre Talente ausleben. In Bunte Vögel fliegen höher finden Sie für alle Berufs- und Karriereszenarien zahlreiche Ideen, Strategien und Beispiele anderer »bunter Vögel«, die ihr Gefieder bereits geputzt haben und ihren Traumkurs fliegen.

Falls Sie dieses Buch geschenkt bekommen haben, dann seien Sie gewiss: Der Schenker meint es gut mit Ihnen. Denn sobald Sie die Kraft Ihrer Stärken und Talente kennengelernt, das für Sie passende Lebens- und Arbeitsmodell gefunden und Kniffe aus der Praxis für die Praxis für ihren beruflichen Alltag erfahren haben, steht einem zufriedenen und erfolgreichen Leben (fast) nichts mehr im Wege, wie meine Erfahrung aus zehn Jahren als Trainerin und Coach zeigt.

Sobald Sie den Wert Ihrer unkonventionellen Talente entdecken, sprengen |12|Sie die Ketten der Konventionen und gehen Sie Ihren persönlichen Weg.

Sobald Sie den Wert Ihrer unkonventionellen Talente entdecken, können Ihre bunten Federn noch schillernder werden und Sie können mit einem neuen, strahlendem Selbstbewusstsein Ihr neues Nest bauen, an einem Arbeitsplatz, an dem Kollegen, Vorgesetzte, Ihre Kunden und Geschäftspartner Sie mit offenen Armen empfangen.

Neugierde ist der Schlüssel

Der Körpersprache-Experte und Pantomime Samy Molcho sagte einmal in einem Vortrag in Berlin: »Wer bin ich? Ich bin die Summe meiner Möglichkeiten!« Trauen Sie sich, entdecken Sie Ihre Möglichkeiten – es ist nie zu spät! Eine Trainerkollegin formulierte es so: »Wir können uns ändern, solange der Körper warm ist.« Recht rustikal ausgedrückt, aber es trifft den Nagel auf den Kopf. Fangen Sie noch heute an, etwas zu ändern oder zu optimieren, viele andere haben es schließlich auch geschafft.

Die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren arbeitete zum Beispiel als Haustochter, Volontärin, Sekretärin und Stenografin, bevor sie im Alter von 37 Jahren ihr erstes Buch schrieb. Der US-amerikanische Industrielle Solomon R. Guggenheim war schon fast 70 Jahre alt als er anfing, moderne Kunst zu sammeln und damit den Grundstein für das Guggenheim Museum in New York legte.1 Und Schauspieler und Sänger Johannes Heesters lebt auch im Alter von 107 Jahren nach dem Motto: »Was spiele ich als Nächstes?«2

Wir können uns permanent verändern, denn unser Gehirn bleibt unser Leben lang aktiv.

Was brauchen Sie dazu? Nur das, was Sie als kreativer Chaot ohnehin schon haben: Ihre Talent wie Neugierde, Freude am Lernen und Tun und eine Portion Selbstbewusstsein. Was Sie nicht brauchen, sind übermenschliche Anstrengungen, stupide Durchhalteparolen oder Disziplin. »Solche Formeln sind blanker Unsinn. Viel wichtiger ist es stattdessen, sich von Vorurteilen nicht in seiner Neugier behindern zu lassen«, meint Buchautor Werner Siefer, Diplombiologe und Spezialist im Bereich Hirnforschung.3

|13|Warum kreative Chaoten selten »Karriere« machen wollen

Dieses Buch trägt bewusst den Untertitel »Die Karriere-Geheimnisse der kreativen Chaoten«. Warum? Ganz einfach: Karriere bedeutet »berufliche Laufbahn« (von französisch carrière) und dem Wortsinn nach Fahrstraße (lateinisch carrus = »Wagen«). Sie beschreibt die persönliche Laufbahn eines Menschen in seinem Berufsleben. Neue Qualifikationen, Dienstgrade oder auch den Aufstieg in eine höhere soziale Schicht inbegriffen. Wir können in einer Unternehmenshierarchie aufsteigen (= Managementkarriere) oder unseren Status als Experte forcieren (= Fachkarriere).

Egal was Sie tun – Sie machen in jedem Fall »Karriere«, denn Ihren Berufsweg gehen Sie ja so oder so. Dabei kann unsere Karriere nach oben oder nach unten gehen oder stagnieren. Welche Richtung sie einschlägt, hängt stark mit unseren Erfolgen zusammen. Und damit, wie wir diese Erfolge interpretieren.

Gerade bei den kreativen Chaoten wirken die Begriffe Erfolg und Karriere allerdings sehr häufig wie ein rotes Tuch. Ich frage in meinen Seminaren manchmal: »Wer von Ihnen will erfolgreich sein?« Die meisten Teilnehmer schütteln dann ablehnend den Kopf, niemand meldet sich. Wenn ich frage »Wer von Ihnen will denn Karriere machen?«, bekomme ich Antworten zu hören wie »Nee, meine Freiheit ist mir lieber« oder »Nein, ich helfe lieber anderen Menschen, als Karriere zu machen« oder »Ich bleibe lieber freiberuflich, Karriere ist nichts für mich«.

Wie ist das bei Ihnen?

Sie wissen jetzt, was Karriere bedeutet – wie ist das mit dem Erfolg bei Ihnen? Was bedeutet für Sie persönlich »Erfolg«? Wann fühlen Sie sich erfolgreich?

Erfolg kommt von »folgen« und bedeutet, dass etwas eine Folge von etwas anderem ist. Wir tun etwas und der »Erfolg« ist schlicht und ergreifend das völlig neutrale Resultat: Wir können jemanden heilen – dann ist der Erfolg die Gesundheit. Wir können Dinge verkaufen – dann ist der Erfolg der Umsatz. Wir können faulenzen – dann ist der Erfolg die Erholung.

Wir dürfen uns daher getrost von den gängigen »Erfolgskriterien« lösen, die uns die Gesellschaft und die Medien oder die Menschen in unserem direkten Umfeld diktieren wollen. Viele kreative Chaoten haben das bereits |14|getan. Sie wissen, was sie glücklich macht und wann sie sich erfolgreich fühlen. Ihr Weg wirkt nur vermeintlich falsch im Vergleich zu den systematischen Menschen in unserer materiellstrukturierten Welt, die Statussymbole wie ein großes Auto, ein eigenes Haus und einen festen Job mit hohem Gehalt und einen geradlinigen Lebenslauf als »erfolgreich« definieren.

Dieser Vergleich führt dazu, dass viele kreative Chaoten mit sich hadern und glauben, dass sie es nie zu etwas bringen werden und nichts vorzuweisen haben in ihrem Leben. Sie haben Angst, vor lauter Ausprobieren nie etwas zu schaffen, und laufen – trotz all ihrer Erfolge – immer noch dem hinterher, was »man« erreichen sollte. Und Sprüche wie »Der hat es geschafft!«, nur weil er eine Villa mit Porsche in der Auffahrt hat, hinterlassen Spuren.

Wie nutzen Sie dieses Buch?

Mit diesem Buch begeben Sie sich auf die Suche nach Ihren persönlichen Vorstellungen und erhalten zahlreiche Anregungen und Strategien, wie Sie Ihre Vision von einem erfolgreichen, zufriedenen Leben in die Tat umsetzen können.

Zum einen werden Sie erkennen, wie wichtig Ihre Talente als kreativer Chaot sind. Das Buch räumt mit zahlreichen Vorurteilen unserer systematischen Gesellschaft auf und möchte Ihnen Mut machen, auf die Meinung anderer öfter einmal zu pfeifen. Dazu erfahren Sie – wissenschaftlich fundiert –, warum Sie so handeln, wie Sie handeln. Denn kreative Chaoten sind Warum-Frager. Sie möchten die Hintergründe und Zusammenhänge verstehen, und sobald sie einen guten Überblick haben, preschen sie kraftvoll voran. Solange sie das »Warum« nicht kennen, hadern viele und ruckeln mit angezogener Handbremse durchs Leben.

Außerdem enthält das Buch viele Beispiele anderer kreativer Chaoten, die Ihnen zeigen, was alles machbar ist, und die Sie anregen sollen, eigene Lösungen zu entwickeln.

Entdecken Sie mithilfe dieses Buches die Facetten Ihrer eigenen bunten Federn anhand vieler Übungen und Selbst-Checks.

 

  • Lernen Sie Ihre persönlichen Stärken und Talente besser kennen.

  • Erforschen Sie, was Sie derzeit möglicherweise noch hemmt, Ihren eigenen Kurs zu fliegen.

  • |15|Finden Sie heraus, was Sie wirklich wollen, wie Sie leben und arbeiten wollen.

  • Nutzen Sie konkrete Praxistipps für Ihre Arbeit als Angestellter oder Selbstständiger.

 

Viele der Übungen habe ich in den vergangenen Jahren meiner Tätigkeit als Trainerin und Coach speziell für kreative Chaoten entwickelt. Manche klassische Übung habe ich abgewandelt, damit sie für Sie als ideenreicher und empathischer Mensch überhaupt funktionieren kann.

Gönnen Sie sich für das Bearbeiten ein »Persönliches Erfolgsbuch« – ein edles Notizbuch, am besten im DIN-A4-Format mit Blankoseiten, und schreiben Sie dort Ihre Ideen und Antworten zu den Übungsfragen auf. Sie können Ihr Erfolgsbuch auch als Projektbuch nutzen, so wie Leonardo da Vinci oder James Dyson, der Erfinder des beutellosen Staubsaugers, dessen legendäre »Black and Red«-Notizbücher jeder Dyson Engineer zum Firmeneintritt erhält, um darin Gedanken, Berechnungen und Skizzen festzuhalten.

Darüber hinaus können Sie ein kostenloses PDF-Workbook mit allen Übungen dieses Buches sowie weiteren Aufgaben und Selbst-Checks über www.kreative-chaoten.com herunterladen und ausdrucken oder als Farbausdruck in einem schönen Ordner bestellen.

Für Sie als Leserin und Leser meines Buches lautet das Passwort für den exklusiven Zugang zu diesem PDF-Workbook: »bunter_vogel«.

Die Schreibfeder am Rande der Übungen weist Sie im Buch immer darauf hin, dass Sie diese Übung in Ihrem »Persönlichen Erfolgsbuch« oder Ihrem PDF-Workbook erledigen können.

Machen Sie sich jetzt startklar und erarbeiten Sie sich Ihren persönlichen »Flugplan«, der Sie dorthin bringt, wohin Sie mit Ihren bunten Federn am besten passen. Denn: Die Zeit ist reif für kreative Chaoten.

Die Welt braucht bunte Vögel wie Sie!

|17|TEIL1

EINE NEUE ÄRA BRICHT AN KREATIVE CHAOTEN AUF DEM VORMARSCH

Logisches Faktendenken ist ausgereizt, die Welt braucht jetzt unkonventionelle Stärken wie Ideenreichtum, Empathie, Visionen und neue Werte.

 

Kurzsichtige Skeptiker und ihre Zukunftsprognosen:

1927:

»Wer zum Teufel will denn Schauspieler sprechen hören?« Harry M. Warner, Chef der Filmgesellschaft Warner Brothers

1946:

»Der Fernseher wird sich auf dem Markt nicht durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren.« Darryl F. Zanuck, Chef der Filmgesellschaft 20th Century-Fox

1962:

»Uns gefällt ihr Sound nicht und Gitarrenmusik ist ohnehin nicht gefragt.« Begründung der Plattenfirma DECCA, warum sie die Beatles nicht unter Vertrag nehmen wollte

1977:

»Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben wollte.« Ken Olson, Präsident der Digital Equipment Corp.

1982:

»Wer braucht eigentlich diese Silberscheibe?« Jan Timmer, Phillips- Vorstand, zur Compact Disc

|19|Lustwandeln statt Durchmarschieren

Macht es Sie oft nachdenklich, dass andere Menschen so anders ticken als Sie? So zielstrebig sind in ihren Plänen und in all ihrem Tun?

Alte Schulfreunde zum Beispiel, die damals schon genau wussten, was sie beruflich machen wollen – und die nun zum 10-, 20- oder 25-jährigen Schulabschlusstreffen kommen: im soliden Zweireiher, mit Wohlstandsbäuchlein, Fotos von der Ehefrau und den drei Kindern (war so geplant), dem Reihenhaus (auch geplant), dem Luxusauto und mit dem strahlenden »Ich-habe-all-meine-Ziele-erreicht-Lächeln« im Gesicht. Oder Arbeitskollegen, die jedes Jahr ihre Jahresziele sauber definieren, in konkrete Maßnahmen und Schritte herunterbrechen und systematisch Stufe um Stufe auf der Karriereleiter hinaufklettern, um zu ihren Erfolgen durchzumarschieren.

Vielleicht hadern Sie mit sich, weil Sie sich fragen: »Warum nur wissen alle so genau, was sie wollen – nur ich nicht?« Nun, es könnte daran liegen, dass Sie womöglich ein kreativer Chaot sind.

Sie sind gerne flexibel und spontan? Sie stecken voller Ideen und stürzen sich mit Begeisterung auf neue Themen? Sie sind gerne mit anderen Menschen zusammen, helfen gerne anderen und sind sehr empathisch? Sie machen tausend Pläne – an die Sie sich dann am Ende doch nicht halten? Sie interessieren sich für alles und tun sich schwer, zu entscheiden, was Sie jetzt tatsächlich wollen? Nach langem Für und Wider entscheiden Sie sich endlich, bleiben aber dann nicht dran? Da hilft auch der Tritt in den Allerwertesten nichts. Ebenso wenig wie der ständig mahnende Zeigefinger mit der Aufforderung: »Nun reiß dich doch endlich mal zusammen!« Denn als kreativer Chaot hat Ihre Ziel- und Rastlosigkeit nichts mit Disziplinmangel oder Sprunghaftigkeit zu tun.

Willkommen in der großen Welt der kreativen Chaoten, der nach einer aktuellen Studie des Campus für kreative Chaoten4 rund 60 Prozent der deutschsprachigen Menschen angehören. Willkommen in einer Welt, in |20|der Ideen und Visionen den Takt angeben und in der ganzheitliches und langfristiges Win-Win-Denken unseren Alltag bestimmt. Willkommen in einer Welt, in der neue Erfahrungen sowie Ihre Mitmenschen wesentlich wichtiger sind als Statussymbole und Sicherheit.

Das Problem ist nur, dass unsere Gesellschaft immer noch anders tickt und die herkömmlichen Karrieretipps der »zielstrebigen Durchmarschierer« einfach nicht zu Ihren Talenten passen. Unsere Gesellschaft ist sehr analytisch und systematisch. Zahlen, Daten, Fakten dominieren unseren Alltag; Pläne, Pünktlichkeit und Disziplin bestimmen unser Tun.

In vielen Köpfen hängt Erfolg eng mit Schweiß zusammen (»Wer etwas erreichen will, muss hart dafür arbeiten!«) und da ecken Sie mit Ihrer etwas anderen Arbeitshaltung, unkonventionellen Lösungen, Ihrem Freigeist und einem Karriereweg, der eher an ein Lustwandeln in den bunten Gärten der Möglichkeiten erinnert, schnell einmal an.

Weil Sie anders sind als die Menschen in Ihrem Umfeld. Weil Sie unter den vielen systematischen, analytischen Machern im Berufs- und Privatleben der »bunte Vogel« sind, der mit seinen Ideen, seiner Sprunghaftigkeit und seiner Begeisterungsfähigkeit immer wieder Unruhe stiftet. Der viel anfängt und wenig fertig macht. Der sich schnell für Neues begeistert – und ebenso schnell wieder gelangweilt ist.

Die Talente der kreativen Chaoten zählen in unserer Gesellschaft oft nicht viel. Oder besser gesagt: zählten. Wie gesagt, seit einigen Jahren sind die kreativen Chaoten auf dem Vormarsch und in unserer bislang sehr systematischen, analytischen Gesellschaft wird deutlich, wie wichtig und gefragt unsere Talente sind.

Regime der kühlen Kostenkalkulierer

Rückblick: Im vergangenen Jahrhundert dominierten zahlen- und faktengläubige Optimierer. Menschen mit überwiegend logischen und rationalen Fähigkeiten rückten in die Führungsriegen auf und bestimmten in Produktion, Finanzwesen, in der Informations- und Technologiebranche bis hin zu den Kreativschmieden, wo es langgehen sollte. Cost-Cutting, Lean Management, profitable Unternehmen mit einem hohen Shareholder-Value lauteten die Vorgaben, mit denen sofort schwarze Zahlen geschrieben werden mussten.

|21|Kühl denkende Kostenoptimierer verschlankten Unternehmen, entließen selbst hoch qualifizierte Arbeitskräfte, um schnell den gewünschten Aufwärtstrend in den Bilanzen zu erreichen. Dass die verbliebenen Mitarbeiter vor lauter Arbeitsbelastung in die Knie gingen und die Diagnose Burnout heutzutage an der Tagesordnung ist – unerheblich. Diese Effekte waren den Optimierern egal. Hauptsache schnelle Gewinne nach dem Motto: Nach mir die Sintflut.

Nicht, dass Kostensparen an sich schlecht wäre. Nein, Verschwendung ist nicht gut und regelmäßiges Ausmisten und Reorganisieren sind wichtig für gesundes Wachstum. So wie wir unsere Bäume immer wieder fachgerecht stutzen (lassen) müssen, damit sie jedes Jahr Früchte tragen und wir eine reiche Ernte einfahren können.

Die vergangenen Jahrzehnte haben uns Wohlstand und materiellen Überfluss gebracht. Aber die Entwicklungen in dieser Zeit haben auch dazu geführt, dass viele, vorwiegend profitgetriebene Manager rein faktenbasierte Entscheidungen trafen, ohne auf die Gefühle anderer zu achten oder unternehmerischen Weitblick zu zeigen. Die Bankenkrise und die folgende Wirtschaftskrise hat uns das mehr als deutlich gezeigt. Und der Zahlenwahn hat vor kaum einem Unternehmen haltgemacht.

 

In einem norddeutschen Unternehmen wurde vergangenes Jahr die lange geplante Weihnachtsfeier aus Kostengründen kurzfristig gekippt, drei Wochen vor dem Termin. 100 000 Euro blieben an Stornokosten für Location, Band, Essen et cetera am Konzern hängen, 130 000 Euro hätte es gekostet, die Feier stattfinden zu lassen. »Super, 30 000 Euro gespart!«, jubeln die Controller.

Dennoch haben sie sich verrechnet, denn die Folgekosten ihrer Sparmaßnahme fallen sicher um ein Vielfaches höher aus: demotivierte Mitarbeiter noch lange über den Dezember hinaus, Kosten durch Arbeitszeitenausfall, in denen die Mitarbeiter gewettert haben, plus die Zeiten, in denen sich Abteilungen heimlich zu internen Feiern trafen, summieren sich schnell auf ein Vielfaches der »gesparten« 30 000 Euro. Kurzsichtige Entscheidungen, kurzfristiger Erfolg – langfristiger Schaden.

 

Das Ergebnis dieser jahrzehntelangen Faktendenke und schneller Profitorientierung: Deutschland gehen die Ideen aus, im internationalen Wettbewerb hat »Made in Germany« längst nicht mehr den einstigen Glanz und selbst die Chinesen bauen heute nicht mehr nur gute Produkte nach, |22|sondern designen selbst. Viele festangestellte Mitarbeiter sind demotiviert, die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sinkt, betriebliche Stimmungsfaktoren wie ein gutes Arbeitsklima, Vertrauen, gegenseitige Achtung und Hilfe gehen zunehmend verloren.

Zeitalter der Ideen und der Empathie

Es wird Zeit, aufzuwachen!

Bereits 2006 rief Deutschland die Initiative »Land of Ideas« ins Leben, mit der die Innovationskraft gestärkt und unser Tüftlerimage im Ausland wieder aufpoliert werden soll. Im Jahre 2009 feierte die Europäische Union das »Jahr der Kreativität und Innovation«. In der Schweiz startete 2010 die Social-Entrepreneurship-Initiative, die innovative Geschäftsideen zur unternehmerischen Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen sucht, und Österreich schrieb den Social Impact Award mit einer vergleichbaren Zielsetzung aus.

Diese offiziellen Scheinwerfer rücken endlich die wahren Stärken und unkonventionellen Talente kreativer, innovativer, empathischer und ideenreicher Menschen ins rechte Licht und machen sie für die breite Masse sichtbar. Was längst überfällig ist. Denn es ist höchste Zeit, dass sich alle klarmachen, dass eine neue Epoche angebrochen ist. Eine Epoche, in der ideenreiche Visionen, vernetztes Denken und Handeln sowie ganzheitlich-intuitive Eigenschaften gefragt sind.

Zukunftsforscher wie Horst W. Opaschowski betonen, dass in Zukunft lediglich jene Industrien eine Rolle spielen werden, die auf menschlicher Intelligenz basieren.5 Klar, Produkte sind schließlich austauschbar, wahre Persönlichkeiten sind aber nicht so leicht zu ersetzen. Wichtiger denn je sei es deshalb, die individuellen Eigenschaften der Berufstätigen zu entwickeln, denn nur Persönlichkeiten mit Charakter (und nicht nur mit Fachwissen) werden die Unternehmen in Bewegung halten.

Innovationen und Kreativität sind die Motoren, die in den nächsten Jahrzehnten den Erfolg unserer Wirtschaft und Gesellschaft beeinflussen werden. Unternehmer, Wirtschaftsexperten und Vordenker fordern seit Jahren mehr innovative, kreative Köpfe. US-Ökonom und Bestsellerautor Richard Florida betont, dass »effektives Management kreativer Köpfe zur entscheidenden Unternehmensstrategie der Zukunft« werde. Der Grund: |23|»Nur die Fähigkeiten kreativer Mitarbeiter beschleunigen das wirtschaftliche Wachstum. Die Mitarbeiterführung wird ganz wichtig, denn Kreativität ist in soziale Beziehungen eingebettet.«6 Und: »Jeder Mensch ist kreativ. Die große Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Wege zu finden, diese Kreativität zu aktivieren.«7

Eine gute Nachricht für kreative Chaoten, nicht wahr? Nicht sie müssen sich ändern, sondern unsere Arbeitswelt und Gesellschaft muss umdenken und den Rahmen für solche »Querdenker« schaffen. Nur wem es gelingt, kreative, innovative und nachhaltig denkende Mitarbeiter und Unternehmer zu fördern, bleibt in Zukunft wettbewerbsfähig.

Renaissance von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung

»McDonald’s wird grün«, so titelten die Medien Ende 2009, als der Fastfood-Gigant mit einem neuen Logo (gelbes M auf grünem Grund) sein Statement zu mehr Nachhaltigkeit ablieferte und damit den aktuellen Zeitgeist aufgriff. Mittlerweile verbindet die Hamburger-Kette bei der Neueinrichtung ihrer Futtertempel Holztöne und Naturstein mit gedeckten Farbtönen, darunter Grün. Die »Golden Arches« erscheinen auf dunkelgrünem oder weißem, manchmal ohne Hintergrund, teilte mir die Pressestelle auf Anfrage mit.8

Ob das reicht? Immer mehr Käufer und Konsumenten wollen die Welt für ihre Nachfahren gesund halten und statt schnellen Profiten lieber behutsam und verantwortungsvoll wirtschaften. Und finden daher Gefallen an Unternehmen, die nachweislich nachhaltig arbeiten. Das wird zum Beispiel daran deutlich, dass die ehemals belächelten Bioläden längst ihr Image der »Reformhaus-Verbissenheit« und der »Müsli-Fresser« abgelegt haben und nun das Straßenbild in vielen Szenevierteln vieler Städte prägen, wie zum Beispiel in Berlin, Basel und Wien. Wir sehen es daran, dass »Bio« längst nicht mehr den Besserverdienenden vorbehalten bleibt, sondern – nicht nur dank Aldi, Lidl & Co. – erschwinglich für alle ist.

Ein neuer Konsumententyp ist geboren, ein überzeugter Vertreter eines neuen Lebensstils, der – davon sind die Trend- und Zukunftsforscher überzeugt – unsere Welt verändern wird: der Lifestyle of Health and Sustainability (= Lebensstil von Gesundheit und Nachhaltigkeit), kurz LOHAS. |24|Das sind Menschen, die gesund leben und die sich bemühen, den Spagat zwischen Lifestyle und Umweltverträglichkeit, zwischen Gesundheit und Genuss sowie zwischen individuellem Wohlergehen und dem Schicksal der Menschheit zu schaffen. Rund 30 Prozent der deutschen Haushalte sind LOHAS, stellte das Marktforschungsinstitut AC Nielsen fest.9

Auch in Unternehmerkreisen hat sich viel verändert. Eine neue Generation von Gründern und Unternehmern mischt die bisher vorwiegend profitgesteuerte Firmenlandschaft auf. Unter dem Begriff »Social Entrepreneurship« verbinden sie unternehmerisches Handeln mit der Absicht, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Dabei schlägt der Social Entrepreneur, seinem Charakter entsprechend, oft unkonventionelle Wege ein und greift zu innovativen Mitteln. Und das färbt wiederum auf gewinnorientierte Unternehmen ab. »Social Entrepreneurship ist sehr ansteckend, denn die Menschen haben den großen Wunsch, im Alltag Nächstenliebe und Achtung zum Ausdruck zu bringen. Sie wollen selbst aktiv werden. Menschen, die sich die dazugehörigen sozialen Kompetenzen nicht aneignen und die nicht bestrebt sind, einen Wandel zu bewirken, werden zunehmend zu Außenseitern. Und wer will schon ein Außenseiter sein?«, sagt der New Yorker Bill Drayton10, der, inspiriert von den Ideen Gandhis und dessen Konzept des gewaltfreien Widerstandes, 1980 in Indien eine Organisation names »Ashoka« gründete (aus dem Sanskrit, bedeutet »das aktive Überwinden von Missständen«). Heute ist Ashoka die größte internationale Non-Profit-Organisation, die »Social Entrepreneure« fördert.

Was hat all das nun mit den kreativen Chaoten zu tun? Kreative Chaoten sind von Natur aus Menschen, die eher langfristig und ganzheitlich denken. Und überdurchschnittlich viele von ihnen legen sehr großen Wert auf die soziale Verantwortung des Einzelnen und der Unternehmen. Sie sind achtsam und unterstützend, ihnen ist ein harmonisches Umfeld äußerst wichtig. Das bedeutet, sie leben bereits sehr stark jene Werte, die künftig eine große Rolle für Zufriedenheit, aber auch für den wirtschaftlichen Erfolg ganzer Nationen spielen werden.

Noch ecken sie an ihren Arbeitsplätzen häufig an. Dann nämlich, wenn Controller und Geschäftsführer noch in alten Bahnen denken. Doch Experten sehen auch hier einen grundlegenden Wandel auf die Geschäftswelt zukommen.

|25|Glücksstunde für kreative Chaoten

Es sind die Arbeitnehmer, die in den nächsten Jahren höhere Ansprüche an Qualität und Kreativität ihrer Aufgaben stellen werden: Sie wollen flexibel und zeitsouverän arbeiten. Sie rücken ihre persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten in den Vordergrund. Sie fordern Spielräume zum Handeln und Gestalten, so Zukunftsforscher Opaschowski.11

Auf den Punkt gebracht ändert sich unsere Arbeitsweise von »harter körperlicher Arbeit« (im 19. Jahrhundert) über »stressige Kopf-Arbeit« (im 20. Jahrhundert) hin zur »smarten freien Arbeit« im 21. Jahrhundert.

Außerdem: Der regelmäßige Jobwechsel und nicht mehr der »Job fürs Leben« wird zur Normalität werden – eine gute Nachricht für alle bunten Vögel.

Damit ist die Glücksstunde der kreativen Chaoten eingeläutet! Die Glücksstunde derjenigen, die von Natur aus ganzheitlich denken, denen Mitgefühl wichtiger ist als reine Fakten, die vor Ideen sprudeln und die äußerst flexibel auf Neues anspringen. Mit ihren Talenten blühen sie in einer Gesellschaft auf, in der genau diese Talente und Werte zunehmend wichtiger werden. Nicht nur, dass sie es vorantreiben können, sich Freiräume zu schaffen. Nein, sie werden offene Türen einrennen und Vorbilder für die anderen sein .

Entsprechende Vorbilder lassen sich schon heute entdecken:

 

  • Menschen, die Visionen und ein charismatisches Auftreten haben, reißen die Massen mit – denken Sie an Barack »Yes-we-can« Obama, dessen Strahlkraft auch mehrere Jahre nach seiner Wahl ungebrochen ist.

  • Menschen, die eine überdurchschnittliche Sozialkompetenz haben und ganzheitlich denken, gelten als die neuen Leader – denken Sie an den Dalai Lama.

  • |26|Menschen, die außergewöhnliche Wege gehen und spielerisch Neuland entdecken, erobern die Gunst der Konsumenten – denken Sie an die Erfolgsgeschichte von Google.

  • Menschen, die vernetzt denken und soziale Netzwerke pushen, sind die Multimilliardäre des 21. Jahrhunderts – denken Sie an Marc Zuckerberg mit Facebook. Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass man mit virtuellen Netzwerken derart unseren Alltag verändern kann und dass der Austausch untereinander so wichtig wird, dass er ein Milliardenkapital darstellt.

Schluss mit Vorurteilen

Kreative Köpfe und Querdenker bestimmen in Zukunft über Erfolg oder Misserfolg. Lassen Sie uns also aufräumen mit zahlreichen Vorurteilen.

 

Vorurteil 1: Kostenorientiertes Managen führt langfristig zum Erfolg. Nein, es bringt soziale Kälte, schnelle Profite für einige wenige und langfristiges Chaos für Wirtschaft und Gesellschaft. Heute zählen Nachhaltigkeit und langfristiges Denken!

 

Vorurteil 2: Nur Experten können viel Geld verdienen und nur die Spezialisten schaffen es nach oben. Nein, viele erfolgreiche Topmanager lieben es, ein breites Wissen zu haben, und gerade in der Fülle ihres Wissens liegt die Goldader. Denn aus diesem Grund erkennen sie Zusammenhänge schneller als andere – und können so Chancen nutzen, die anderen verborgen bleiben. Man kann also auch zu den Besserverdienern gehören, ohne sich auf ein kleines begrenztes Fachgebiet festnageln zu lassen.

 

Vorurteil 3: Nachhaltigkeit und Profit schließen sich gegenseitig aus. Falsch! Kreative Chaoten sind Menschen, die sehr viel an andere denken und über die Auswirkungen ihres Handelns sinnieren. Dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) können sie Geld verdienen, ja sogar reich werden. Die neue Managerelite lobt Erfolge von Teamarbeit und fordert soziales Gewissen – und verdient trotzdem ordentlich.

 

Vorurteil 4: Man ist entweder nett oder erfolgreich. Viele Menschen glauben, |27|nur die »harten Hunde« machen Karriere und die netten bleiben außen vor. Sie scheuen sich davor, überhaupt Karriere machen zu wollen, weil sie denken, sie müssten dann ihre Ideale verraten und würden zu Egomanen mutieren. Stimmt nicht, sie können Karriere machen und dabei liebenswert bleiben.

 

Fangen Sie an, Ihre (vielleicht verschütteten) Talente und Stärken auszugraben. Putzen Sie Ihr buntes Gefieder und fangen Sie an, jede Ihrer bunten Federn wertzuschätzen.

Finden Sie heraus, was Sie einzigartig macht (nämlich das Spektrum Ihrer bunten Federn) und wie Sie Ihre Vorzüge am besten zu Ihrem eigenen Nutzen und gleichzeitig zum Wohle anderer einsetzen können. Entdecken Sie die Kraft Ihrer unkonventionellen Stärken und gehen Sie damit Ihren Weg.

Leben Sie Ihre Einzigartigkeit aus, denn in unserer Gesellschaft setzt sich das Bewusstsein durch, dass jeder das darf! Statt massenkonformen Pflichterfüllern sind Individualisten mit Ecken und Kanten gefragt, die ihre Stärken kennen und einsetzen können. Denn Menschen, die gemäß ihren Stärken und Präferenzen leben und arbeiten, sind erfolgreicher als andere. Je mehr ein Mensch seine Stärken und Potenziale ausleben kann, desto mehr Spaß hat er – und desto zufriedener ist er. Im Berufsleben gehen damit häufig auch ein höheres Gehalt oder Honorar sowie höhere Umsätze und Gewinne einher.

Einige Spielregeln bleiben bestehen

Das soll jetzt nicht heißen, dass Sie zum resoluten, uneinsichtigen Verfechter Ihrer Lebens- und Arbeitsweise werden und auf Biegen und Brechen kreativ-chaotisch sein wollen. Authentisch sein, sich nicht verbiegen (lassen) zu wollen, ist schön und gut. Dennoch gelten im Job und im gesellschaftlichen Zusammenleben weiterhin gewisse Spielregeln. Wenn Sie diese missachten, helfen Ihnen all Ihr Ideenreichtum oder Ihre Empathie nichts mehr. Damit schießen Sie sich schnell selbst ins Aus.

Fordern Sie nicht: »Die müssen mich schon so nehmen, wie ich bin.« Nein, das müssen »die« mitnichten! Befreien Sie sich ebenso von der irrigen Vorstellung, dass jetzt die anderen sich auf die Gangart der kreativen |28|Chaoten einstellen und an ihre Sicht der Dinge anpassen müssen. Klasse wäre es, denken Sie jetzt vielleicht, wenn alle sagen würden: »Ja, ihr seid die neue Elite, die neuen Schrittmacher – wir unterstützen euch blind und finden alles gut, was ihr macht.«

Tja, aber so wird es nicht kommen. Denn die anderen, also die Systematiker und Analytiker, wollen sich ebenso wenig verbiegen – und sollen es auch nicht. Wir brauchen uns gegenseitig, damit wirklich gute Dinge entstehen können. Wir brauchen alle Talente, damit wir uns gegenseitig ergänzen und gemeinsam Großes bewirken können.

Zudem lassen sich die ungeschriebenen Gesetze in der Berufswelt nicht von heute auf morgen ändern.

Dennoch haben Sie es in der Hand, Ihre Talente freier auszuleben:

 

  • Sie können durch etwas Feintuning Ihre vermeintlichen Macken so gestalten, dass sie Ihnen mehr Akzeptanz bringen.

  • Sie können Bereiche suchen, in denen Ihre Stärken geschätzt werden.

  • Sie können die Rahmenbedingungen für Ihren persönlichen Lebens- und Arbeitsstil verändern.

 

Die folgenden Kapitel leiten Sie Schritt für Schritt durch diesen Parcours. Legen Sie los, denn die Zukunft gehört den kreativen Chaoten!

|29|TEIL2

IHR PERSÖNLICHES KARRIERECOACHING WELCHE BUNTEN FEDERN TRAGEN SIE?

Jeder Mensch ist einzigartig. Eigentlich sollten wir das wissen. Doch immer wieder stellen wir das, was uns ausmacht, in den Hintergrund, spielen es herunter oder verbiegen uns für andere.

 

Die Zukunft gehört Menschen mit Charakter. Entdecken Sie als kreativer Chaot Ihre bunten Federn und breiten Sie Ihre Flügel aus.

 

»Kein Vogel fliegt zu hoch, wenn er mit seinen eigenen Flügeln fliegt.« William Blake (1757–1827), englischer Dichter, Naturmystiker, Maler und Erfinder der Reliefradierung