Cover

Buch

Einfacher und nachhaltiger leben – und gleichzeitig schöner und gesünder: Julia Watkins weiß, wie es geht. Für alle Bereiche im Haushalt zeigt sie, wie jeder ganz einfach überflüssige Verpackungen, schädliche Inhaltsstoffe und Einwegartikel vermeiden kann. In praktischen Checklisten und Rezepten werden einfache und nachhaltige Alternativen für gängige Haushaltsgegenstände und -produkte beschrieben.

Autorin

Julia Watkins hat Umweltwissenschaften studiert und unter anderem als Naturforscherin in Neuengland, als energiepolitische Forscherin auf dem Capitol Hill, als Naturschutzwissenschaftlerin im Greater Yellowstone National Park Ecosystem und als internationale Entwicklungsspezialistin in Afrika und Lateinamerika gearbeitet. Auf ihrem Instagram-Account @simply.living.well berichtet sie über das einfache und nachhaltige Leben. Julia Watkins lebt mit Mann und Kindern in Chicago.

Julia Watkins

Simply
living well

EINFACH, NATÜRLICH, LOW WASTE – IDEENSAMMLUNG FÜR EIN BESSERES LEBEN

Aus dem Amerikanischen
von Angelica Bahlke

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel »Simply living well« bei Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company, New York.

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

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Deutsche Erstausgabe August 2021

Copyright © 2020 der Originalausgabe: Julia Watkins

Copyright © 2021 der deutschsprachigen Ausgabe: Mosaik Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Originallayout: Ashley Lima

Illustrationen: Pimlena/Shutterstock (Teilillustration »Die Low-Waste-Küche«); Allison Meierding (Kapitelillustrationen »Furoshiki-Tücher nähen und wickeln« und »Müllbeutel aus Zeitungspapier«); Kate Macate/Shutterstock (Teilillustration »Natürlich reinigen«); Geraria/Shutterstock (Teilillustrationen »Natürlich heilen«, »Natürlich pflegen« und »Der Küchengarten«)

Umschlag: Sabine Kwauka

Umschlagmotiv: living4media/Syl Loves

Redaktion: Dagmar Rosenberger

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

CH ∙ IH

ISBN 978-3-641-25504-6
V002

www.mosaik-verlag.de

Für meine Oma Eloise und meinen Großonkel Ben – und ihre ganz besonderen Namensvettern

INHALT

EINFÜHRUNG

Die Low-Waste-Küche

Natürlich reinigen

Natürlich heilen

Natürlich pflegen

Der Küchengarten


QUELLEN

DANKSAGUNG

REGISTER

PROJEKTE UND REZEPTE

DIE LOW-WASTE-KÜCHE

Der Low-Waste-Produktaustausch

Der Low-Waste-Lebensmitteleinkauf

Wiederverwendbare Kordelzugbeutel

Selbst gemachte Bienenwachstücher

Wiederverwendbare Stoffabdeckungen

Furoshiki-Tücher nähen und wickeln

Müllbeutel aus Zeitungspapier

Lebensmittelabfälle reduzieren

Obst und Gemüse lagern

Lebensmittel haltbar machen

Kreative Ideen für Kaffeesatz

Kreative Ideen für Eierschalen

Gemüsebrühe aus Resten

Hausgemachter Apfelessig

Aromatischer Gewürztopf

Hausbrot ohne Kneten

Hausgemachte Nussmilch

Herzhaftes Mandelgebäck

Schokoladentrüffel mit Mandeln

Frische Kokosmilch

Kokosmehl

Kokosnussjoghurt

Hummus »Zero Waste«

Selbst gemachtes Tahini (Sesampaste)

Guacamole »Low Waste«

Hausgemachtes Ketchup

Zweimal Senf: traditionell und schnell

Salatdressings für jeden Tag

Hausgemachte Nussbutter

Zero-Waste-Snackideen

Getrocknete Apfelringe

Cracker aus Gemüsetrester

Knusperkichererbsen

NATÜRLICH REINIGEN

Natürliche Putzmittel

Natürliche Putzutensilien

Zitrus–Allzweckreiniger

Sanfte Scheuermilch

Scheuerpulver mit Kräutern

Natursteinreiniger

Teppichreiniger

Parkettreiniger

Backofenreiniger

Zitronenspülmittel

Obst- und Gemüsereiniger

Spülmaschinenmittel

Natürlicher Rohrreiniger

Sprudelnde Toilettentabs

WC-Reiniger

Waschseife für die Waschmaschine

Hausgemachtes Waschsoda

Weichspüler

Wiederverwendbare Trocknertücher

Trocknerbälle aus Wolle

Tipps für das Wäscheaufhängen

Fleckenentferner

Fenster- und Glasreiniger

Holzbutter

NATÜRLICH HEILEN

Die Hausapotheke

Kräuter sammeln und aufbewahren

Ätherische Öle

Das Wasserbad

Selbst gemachte Bienenwachsminis

Feuriger Zider

Heilende Shiitakesuppe

Immun-Tonikum mit Zitrone und Ingwer

Holunderbeerensirup

Holunderbeereneis und Fruchtgummis

Sonnenhut-Tinktur

Zitronen-Ingwer-Tee

Hustensirup mit Süssholz und Thymian

Natürliche Erkältungssalbe

Salbeihonig

Verdauungstee mit Eibisch und Pfefferminze

Magenbitter

Entspannungstee

Teemischung »Süsse Träume«

Gute-Nacht-Honig

Calendulaöl und -Balsam

Pfefferminz-Lippenbalsam

Kopfschmerzbalsam

Haferflocken-Calendula-Bad

Natürliches Mückenspray

Hausmittel bei Juckreiz und Stichen

Pfefferminz-Lavendel-Öl Bei Sonnenbrand

Aloe-Vera-Gel für Wunden und Verbrennungen

Arnikasalbe für Prellungen und Verstauchungen

NATÜRLICH PFLEGEN

Der Zero-Waste-Produktaustausch

Zweimal Zahnpasta

Pfefferminz-Mundspülung

Zweimal Deodorant

Handdesinfektionsmittel

Waschlotion mit Kräutern

Haferflocken-Gesichtspeeling

Gesichtsmaske mit Tonerde

Hausgemachtes Rosenwasser

Rosen-Lavendel-Gesichtswasser

Ungarisch Wasser

Regenerierendes Gesichtsserum

Calendula-Körperbutter

Feste Bodylotion mit Zitrone und Rosmarin

Rosen-Körpercreme

Kräuter-Haarspülung

Kräuterbäder

Badebomben

Entspannendes Kräuterbadesalz

Zitrus-Pfefferminz-Fussbad

Massageöl mit Blüten

Rouge auf Pflanzenbasis

Schneller Make-Up-Entferner

DER KÜCHENGARTEN

Anzuchtbecher aus Zeitungspapier

Kompost-Basics

Kräuter trocknen

Frische Kräuter in Butter oder Öl einfrieren

Biologische Unkrautbekämpfung

Nutzinsekten anlocken

Insektenhotel

Samen Sammeln

Vogelfutter-Cookies

Teetassen-Futterspender

Wildblumen-Samenbomben

Kühlschrank-Essiggurken

Omas einfaches Sauerkraut

Fermentierte Radieschen

Fermentierte Salsa

Tomaten-Karotten-Suppe

Pesto aus Karottengrün

Kalte Gurken-Avocado-Suppe

Brokkolistielsuppe »Zero Waste«

Suppe mit geröstetem Knoblauch

Traditioneller Rote-Beete-Kwass

Gebratenes Rote-Beete-Grün mit Pinienkernen

Kräutersalz

Einfacher Kräutersirup

Vier-Diebe-Essig

Omas Erdbeermarmelade

EINFÜHRUNG

Mir gefällt die Vorstellung, dass Ihnen dieses mit Tipps, Rezepten und Hausmitteln gespickte Buch auch Ihre Großmutter hätte geben können. Sie nimmt Sie damit an die Hand und zeigt Ihnen, was zu ihrer Zeit ganz alltäglich war und heute außergewöhnlich scheint. Aber natürlich schrieb Ihre Großmutter dieses Buch nicht – sie lebte es einfach. Ich allerdings musste mir das alles zuerst aneignen, dann leben, und erst später begann ich, es aufzuschreiben. Alles während ich versuchte, ein einfaches, ruhiges und nachhaltiges Leben in Einklang mit den Prinzipien von Zero Waste zu führen.

Falls Ihnen dieser Begriff neu ist: Zero Waste ist, kurz gesagt, ein Trend dahin, Konsum und Müll zu reduzieren. Es herrschen ein paar falsche Vorstellungen von Zero Waste, genährt durch Geschichten und Fotos von Menschen, deren Müll nach fünf Jahren in ein kleines Einmachglas passt. Was häufig nicht gezeigt wird, ist der langwierige Weg, der hinter ihnen liegt, das viele Stolpern, Experimentieren und Lernen. Zero Waste ist ein Prozess, es passiert nicht einfach. Meist geht es mehr darum, die Null anzustreben, als bei null zu sein. Tatsächlich geben die meisten Befürworter von Zero Waste zu, dass es fast unmöglich ist, gar keinen Abfall zu produzieren. Stattdessen empfehlen sie, dass jeder das tut, was für ihn Sinn macht und was er vertreten kann. So nah an die Null zu kommen wie möglich und die fünf Schritte von Zero Waste – der Reihe nach – zu befolgen: ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln, verrotten lassen (oder kompostieren).

Nun ein Wort zu Recycling. Es ist der bekannteste Ansatz, aber auch der irreführendste. Wenn wir einen Blick in eine Küche oder ein Badezimmer werfen, haben wir Mühe, dort etwas zu finden, was nicht in Plastik eingepackt oder abgefüllt ist oder daraus besteht. Es mag Sie vielleicht überraschen, aber nur 9 Prozent dieses Plastikmülls wird recycelt. Der Rest landet auf Deponien, in den Ozeanen oder in Verbrennungsanlagen und gibt Giftstoffe an die Umwelt ab. Anders als Glas oder Metall kann Plastik nicht unbegrenzt wiederverwertet werden. Es wird also meist nur ein paar Mal zu minderwertigeren Produkten recycelt – auch »Downcycling« genannt –, dann ist es unbrauchbar. An diesem Punkt angelangt, kann man es nur noch entsorgen. Plastik ist billig in der Herstellung, einfach zu benutzen und schwer zu vermeiden. Dabei ist genau das – und nicht das Recycling – der beste Weg, um Abfall zu reduzieren und unseren Fußabdruck auf der Welt zu verkleinern.

Grundsätzlich gilt es am Anfang Ihres Zero-Waste-Projekts, ganz genau zu beobachten, wie Sie konsumieren und was für eine Art von Abfall das verursacht. Jeder ist anders, aber bereits ein kurzer Blick auf Ihre Konsumgewohnheiten sollte Möglichkeiten aufzeigen, Müll zu reduzieren. Manchmal hilft es auch, die eigenen Gewohnheiten in einen breiteren Kontext zu setzen. Das heißt für mich, dass man sich fragt, ob man Teil einer linearen Wirtschaft oder einer Kreislaufwirtschaft ist. Der Großteil unserer Wirtschaft ist noch linear: Ressourcen werden erschlossen, verarbeitet, konsumiert und weggeworfen. Nehmen wir einen Kaffeebecher aus Pappe. Die Linie verläuft bei ihm vom Baum im Wald zum Papierwerk, zur Produktionsstätte, zum Café, zu Ihrer Hand, zum Mülleimer und zur Deponie.

In einer linearen Wirtschaft gibt es nichts Nachhaltiges. Irgendwann werden entweder die Bäume oder der Platz auf der Müllhalde knapp – oder beides. Und auch dort, wo wir Wälder aufforsten, ersetzen wir sehr häufig alte Waldbestände und ihre reiche Biodiversität durch Baumplantagen, die im besten Fall aus ein paar wenigen Baumarten bestehen.

Auch in einer Kreislaufwirtschaft werden Ressourcen erschlossen, allerdings mit mehr Verstand und Umsicht. Zum Beispiel ist es möglich, bestimmte Arten der Rohstoffgewinnung so zu gestalten, dass sie mehr in Einklang mit den natürlichen Regenerationszyklen stehen. Einmal gewonnen, können diese Rohstoffe auf eine wertschöpfende Weise verarbeitet und genutzt werden, damit das Produkt nach seiner Verwendung durch den Verbraucher wiederverwendet, wiederhergestellt oder anderweitig wiederaufgearbeitet werden kann. In einer Kreislaufwirtschaft vermeiden wir es, Abfall zu produzieren, indem wir Dinge weiterverwenden, in der einen oder anderen Form.

Ein großer Teil der Kreislaufwirtschaft basiert auf intelligenteren Designs, innovativen Materialien, technologischen Fortschritten und alternativen Geschäftsmodellen. Aber es gibt auch viel – wirklich viel –, was Sie selbst zuhause tun können. Denken Sie nur zurück an die Zeit, als die Bedürfnisse einer vierköpfigen Familie nicht anders waren als heute, nur ohne die schicken Supermärkte und Kaufhäuser in nächster Nähe oder die schnellen und einfachen Take-aways oder Lieferservices.

Deswegen ging es für mich bei Zero Waste von Anfang an um so viel mehr als nur darum, Billigprodukten aus dem Weg zu gehen und Müll zu vermeiden. Es ging darum, meine Einstellung zu ändern, einfallsreicher zu werden und eine tiefe und sinnstiftende Verbindung zur Natur, meinen Vorfahren, meinem Essen, meiner Gesundheit und meinem sozialen Umfeld zu entwickeln. Die Rezepte und Tipps in diesem Buch spiegeln diese Werte genauso wider, wie sie jedem Einzelnen von Ihnen Wege aufzeigen, sein persönliches Müllaufkommen zu reduzieren und gleichzeitig mehr Verantwortungsbewusstsein von Firmen und Regierungen zu verlangen.

Kennengelernt habe ich Zero Waste in Afrika, vor fast 20 Jahren. Ich engagierte mich im Friedenskorps und lebte in einem abgelegenen Dorf im westafrikanischen Guinea. Ländlich, ohne Straßen und komplett abgeschieden: Das Leben im Dorf war konsequent »Zero Waste« – vor allem deswegen, weil es sowieso kaum etwas gab. Fast alles wurde von Hand gemacht, oft aus Materialien, die direkt aus der Natur gewonnen wurden. Die wenigen Industrieerzeugnisse, die ihren Weg ins Dorf fanden, wurden, nachdem sie ihren eigentlichen Zweck erfüllt hatten, umfunktioniert und wiederverwendet, meist bis sie aus Verschleiß fast auseinanderfielen. Nie wurde etwas weggeworfen.

Zehn Jahre später tauchte Zero Waste wieder in meinem Leben auf, kurz nach der Geburt meines ersten Kindes. Zu dieser Zeit schlug ich mich mit einer ganzen Reihe gesundheitlicher Probleme herum und probierte verschiedenste ganzheitliche Behandlungsmethoden aus, um wieder fit zu werden. Ich versuchte, meine Gesundheit wiederherzustellen, indem ich die gleichen ruhigen, einfachen Rhythmen des Seins und Tuns einhielt, die ich in Afrika erlebt hatte oder an die ich mich noch aus der Küche meiner Großmutter erinnern konnte. So viele der Ideen, Rezepte und Hausmittel in diesem Buch sind Ausdruck dieser traditionellen Lebensweise. Gleichzeitig spielen die moderne Ernährung und natürliche Heilmittel dabei eine große Rolle.

In dieser Zeit entwickelte ich auch ein Bewusstsein für materielle Besitztümer. Das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass ich ein von Natur aus achtsamer Mensch bin. Aber ein echter Weckruf war es für mich, drei Mal in acht Jahren umziehen zu müssen, einmal innerhalb derselben Stadt, zweimal in einen anderen Teil des Landes. Nichts ist anstrengender, als jede einzelne Sache, die man besitzt, zu sortieren, in Papier zu wickeln, in Kartons einzupacken, in Transporter zu hieven, dann wieder auszuladen, auszupacken und von Neuem zu ordnen. Das macht man ein paarmal mit einem Gegenstand, und dann ist man davon überzeugt, glücklicher ohne zu sein. Bei jedem Umzug mistete ich fast zwei Drittel unserer Sachen aus, bis nur noch das übrig war, was wir wirklich brauchten. Wenn Kram noch mehr Kram erzeugt, funktioniert dieses Konzept genauso gut andersherum. Die Trennung von einer Sache machte die Trennung von anderen einfacher. Sogar so sehr, dass es für uns zum Lebensstil wurde, mit weniger Dingen auszukommen und achtsamer zu konsumieren. Der Schriftsteller Pico Iyer fand dafür die passendsten Worte: »Luxus wird nicht definiert durch all die Sachen, die man hat, sondern durch all die Sachen, auf die man verzichten kann.«

Während ich mich also um meine Gesundheit kümmerte und unsere Besitztümer verringerte, begann ich mich dafür zu interessieren, wie die Dinge früher gemacht wurden. Das führte dazu, dass ich mir viele neue Fertigkeiten aneignen musste. Ich lernte sogar Grundnahrungsmittel selbst herzustellen, mein eigenes Brot zu backen und Gerichte auf traditionelle Art zuzubereiten. Ich stellte nährstoffreiche Knochenbrühe, Butter, Joghurt und Käse her. Ich legte Obst und Gemüse ein und fermentierte alles, was in ein Einweckglas passte. Ich brachte mir das Stricken und Häkeln bei, nähte (ein bisschen) und wusch Wäsche wie früher (viel). Ich wickelte meine Babys in Stoffwindeln, trocknete die Wäsche draußen, legte einen Gemüsegarten an und entwickelte ein Kompostsystem. Ich experimentierte mit eigenen Hygiene- und Pflegeartikeln, lernte, wie man aus Kräutern Heilmittel herstellt, gewöhnte mir ein müllfreies Einkaufsverhalten an und kaufte aus zweiter Hand, bis es mir in Fleisch und Blut überging. Selbstverständlich passierte nichts davon über Nacht. Und nicht alles ist geblieben. Ich versuchte einfach, meinen Interessen nachzugehen und mit dem zu experimentieren, was mich neugierig machte – in kleinen Schritten, mit dem, was da war, und soweit es ging. Es ist erstaunlich, wie viel Freude bereits kleine Änderungen bringen können.

Bei fast allem, was ich tat, orientierte ich mich an dem Wissen früherer Generationen und besonders an den Gewohnheiten und Methoden meiner Großeltern. Sicher, was wir als einfaches, naturnahes, gesundes und ökologisches Leben bezeichnen, nannten meine Großeltern damals einfach nur Alltag. Was für sie eine gewöhnliche Aufgabe war, war für mich ein neues Unterfangen. Ich weiß die Annehmlichkeiten zu schätzen, die viele von uns dank des Fortschritts im letzten Jahrhundert genießen. Aber ich weiß auch, was wir für den Komfort des modernen Lebens eingetauscht haben. Damals kannte man die sozialen, emotionalen und geistigen Nöte nicht, die sich heute stetig vergrößern, weil der technologische Fortschritt uns immer weiter von unserem Essen, unserem sozialen Umfeld und uns selbst entfernt. Ich will damit nicht sagen, dass man der modernen Welt den Rücken kehren sollte. Aber ich bin der Meinung, dass es keinen besseren Weg gibt, sein Leben zu bereichern, als zu lernen, wie die Dinge früher waren, und zumindest ein paar bewährte Praktiken und Traditionen, deren Einfachheit und Zauber Körper, Geist und Seele nähren, in unsere tägliche Routine einfließen zu lassen.

So, wie man früher lebte, war es sehr viel schonender für die Umwelt. Mich überrascht und beunruhigt es, wie viel Plastikmüll seinen Weg in praktisch jeden Teil unseres Planeten gefunden hat, von der Spitze des Mount Everest bis in die Tiefen des Marianengrabens. Jedes Jahr landen acht Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren, und die globale Plastikproduktion soll sich bis 2050 noch verdoppeln. Viele Plastiksorten brauchen ungefähr 450 Jahre, um sich zu zersetzen, und mikroskopisch kleine Plastikpartikel finden sich in immer mehr Ökosystemen und in der gesamten Nahrungskette. Die Menge an Plastik in den Meeren soll bis Mitte dieses Jahrhunderts die Menge an Fischen überwiegen.

Traditionelle Methoden zu erlernen und nach Zero Waste zu streben ist meine Art, eigene Werte zu leben und meinen Teil für zukünftige Generationen zu tun. Ich verstehe, dass viele Menschen sich fragen: »Was bringt es, wenn ich Müll vermeide, aber alle um mich herum nichts dergleichen tun?« Aber unsere individuellen Entscheidungen zählen. Wenn genug Menschen damit anfangen, die gleichen Entscheidungen zu treffen, dann gehen Märkte, Politiker und sogar Gesetzgeber häufig mit. Ich persönlich fühle mich gut mit den Entscheidungen, die ich jeden Tag treffe. Dass ich versuche, meinen kleinen Teil der Welt besser, gesünder, schöner und nachhaltiger zu machen, inspiriert mich und gibt mir Kraft.

Es ist meine Hoffnung, dass dieses Buch dazu dienen wird, eine Brücke zu schlagen zwischen der Anpackmentalität vergangener Generationen und der umweltbewussten Achtsamkeit, die viele von uns anstreben. Es feiert das Einfache, das Geruhsame, das Arbeiten mit unseren Händen, das Mehr-Machen und Weniger-Kaufen, das Prinzip Qualität vor Quantität und das frugale, autarke Leben in Einklang mit der Natur. Dieses Buch ermutigt dazu, weniger zu verschwenden und die Lebensweise unserer Großeltern in Ehren zu halten – wie sie ihre Familien ernährten, ihre Kleider wuschen und sich um ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele kümmerten. Sie ist der Beweis dafür, dass Menschen einfach und gleichzeitig gut leben können.

Am Ende dieses Buches werden Sie in der Lage sein, eigene Putzmittel, natürliche Heilmittel und Pflegeprodukte herzustellen. Es wird Ihnen ein ganz neues Selbstvertrauen und eine tiefe Zufriedenheit verschaffen, wenn Sie Dinge selbst herstellen können, anstatt sie zu kaufen. Oder, wie ein altes englisches Sprichwort sagt: »Glückliche Hände machen glückliche Herzen.« Ich wünsche Ihnen viel Spaß!



DIE LOW-WASTE-
KÜCHE

Als ich beschloss, Zero Waste anzustreben, stand dabei die Küche im Fokus. Ich machte eine Inventur aller Utensilien, Küchengeräte und des Geschirrs und reduzierte sie auf das Nötigste. Ich zählte vier Schneebesen, also kamen drei zum Secondhandladen. Als ich bemerkte, dass ich einen Handrührer, einen Standmixer und eine Küchenmaschine hatte, beschränkte ich mich auf ein Gerät. Ich gab alles Besteck weg, bis auf je acht Messer, Gabeln und Löffel, und ich behielt nur zwei von fünf Schneidebrettern.

Um in der Küche weniger Müll zu produzieren, dachte ich viel über die Kauf- und Aufbewahrungsgewohnheiten meiner Großmutter nach und bediente mich auch vieler Ideen der Zero-Waste-Community. Ich überlegte, wie ich Dinge vermeiden könnte, die ich nicht brauchte, reduzieren, was ich verbrauchte, wiederverwenden, was ich hatte, und reparieren und kompostieren könnte, was ging. Ich nahm mir vor, dass Recycling die letzte Option sei.

Dabei ging es vor allem darum, Wegwerfprodukte zu ersetzen. Ich lernte, mit wiederverwendbaren Taschen einzukaufen, wurde ein Stammkunde der Unverpackt-Abteilung im Lebensmittelladen und fing an, für alles – Reis, Kaffee, Fleisch usw. – Glasbehälter zu benutzen. Ich brachte mir selbst bei, Nahrungsmittel zu lagern und haltbar zu machen, um Abfall zu reduzieren. Wenn die Beeren im Kühlschrank anfingen weich zu werden, fror ich sie für Smoothies ein. Wenn das Gemüse nicht gleich verwertet werden konnte, schnitt ich es klein und fermentierte es – so wurde es monatelang haltbar.

Als ich alle Spülbürsten mit Plastikgriff und die Einwegschwämme, die ich noch besaß, verbraucht hatte, ersetzte ich sie durch Bürsten mit Holzgriff und Putzlappen. Ich schaffte Müllsäcke ab und überlegte mir, wie ich Küchenabfälle wiederverwenden könnte – oder kompostierte sie. Zu guter Letzt, als ich es leid war, Nahrungsmittel wie Hummus oder Ketchup zu kaufen, brachte ich mir bei, sie einfach selbst zu machen. Alles in allem reduzierten wir unseren Müll so stark, dass wir unseren 40-Liter-Mülleimer gegen einen verzinkten 4-Liter-Wischeimer eintauschen konnten.

Wir produzieren weiterhin Müll, und ich vermute, dass wir das immer werden. Nicht jedes Lebensmittel ist unverpackt erhältlich. Wenn es um Haushaltsgegenstände geht, ist es manchmal nicht möglich, etwas ohne viel Verpackung zu kaufen. Ich kann Apfelessig selbst herstellen, aber wenn diese kleine Glühbirne im Kühlschrank durchbrennt, dann muss ich im Laden eine neue Glühbirne in einer Plastikverpackung kaufen, die nicht recycelt werden kann. Manchmal kommen uns auch unsere Lebensumstände in die Quere: Ich muss zugeben, dass es auch mal Tage gibt, an denen Arbeit und Elternsein es unmöglich machen, nicht auch mal zu schummeln und Fertiggerichte in Plastikbehältern oder Snacks in Einwegverpackungen zu kaufen.

Ich tue, was ich kann, und gebe dabei mein Bestes, immer mit dem Gedanken, dass sich ein nachhaltiges Leben auch nachhaltig anfühlen muss. In diesem Kapitel finden Sie Anregungen und Anleitungen, um weniger Müll in der Küche zu produzieren. Aber seien Sie dabei nicht zu streng mit sich selbst. So wie John Steinbeck es in Jenseits von Eden schrieb: »Da du jetzt nicht mehr perfekt sein musst, kannst du gut sein.«

DER LOW-WASTE-PRODUKTAUSTAUSCH

Einer der besten Wege, um Abfall in der Küche zu reduzieren, besteht darin, Einwegprodukte gegen wiederverwendbare Produkte auszutauschen. Aber bevor Sie jetzt anfangen, all Ihre alte Sachen wegzuwerfen, rufen Sie sich in Erinnerung, dass es bei Zero Waste darum geht, weniger Ressourcen zu verbrauchen und weniger Dinge zu kaufen. Denken Sie darüber nach, wie Ihre Großeltern ein Problem gelöst oder ein Bedürfnis gestillt hätten, vor allem unter dem Motto »Aufbrauchen, abnutzen, sich mit etwas behelfen oder ohne etwas auskommen«. Lassen Sie sich nicht einreden, dass Sie viele Sachen kaufen müssen, um ein einfacheres, nachhaltigeres Leben zu führen. Verbrauchen Sie stattdessen lieber Ihre Einweg- und Plastikprodukte, bis sie ihren Zweck erfüllt haben, und ersetzen Sie sie dann durch eine nachhaltigere Variante. Wenn Sie etwas aus zweiter Hand finden – wunderbar! Wenn Sie etwas Wiederverwendbares für verschiedene Zwecke benutzen können – noch besser! Ein Einmachglas, zum Beispiel, kann als Trinkglas, Wasserflasche, Aufbewahrungsglas oder To-go-Behältnis dienen. Nur Sie entscheiden, was Sie brauchen. Hier ein paar Anregungen.

DER LOW-WASTE-LEBENSMITTELEINKAUF

Beim Lebensmitteleinkauf entsteht normalerweise sehr viel Müll. Die Plastikbeutelrollen in der Obst- und Gemüseabteilung wollen benutzt werden, und an der Kasse werden bereits verpackte Fleisch- oder Fischwaren in Plastiktüten gepackt, um sie nach Hause zu tragen. In vielen Supermärkten gibt es noch immer Plastiktüten an der Kasse. Allein in Deutschland wurden 2019 unvorstellbare zwei Milliarden Plastiktüten verwendet, und nur ein Prozent dieser Tüten wird adäquat recycelt. Die meisten Produkte im Supermarkt werden in irgendeiner Form von Wegwerfverpackung angeboten, seien es Beerenpappschalen, Joghurtbecher oder Shampooflaschen. Alles ist verbraucherfreundlich verpackt – sogar Gemüse kann man geschnitten, vorgewaschen und in Plastiktüten oder eingeschweißten Behältnissen kaufen. Mit ein bisschen Vorbereitung, Planung und Organisation können Sie den anfallenden Müll beim Einkaufen deutlich verkleinern. Hier ein paar Tipps, die beim Low-Waste-Einkauf helfen:

VON ECHTEM ESSEN LEBEN. Kaufen Sie nur dort ein, wo es frisches Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch gibt – Nahrungsmittel, die unsere Großmütter gekannt hätten. Das ist »echtes Essen«. Es ist normalerweise besser für Ihre Gesundheit und meist weit weg von den verpackten und industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Konzentrieren Sie sich darauf, frische, unverpackte und, wenn möglich, regionale und saisonale Produkte zu kaufen.

STATT

NEHME

Plastikmülltüten

Müllbeutel aus Zeitungspapier oder braune Papiertüten

Einkaufstüten aus Plastik

Stoffeinkaufsbeutel

Plastiktüten zum Einpacken von Obst und Gemüse

Baumwollbeutel

Brottüten aus Plastik

Baumwollbrotbeutel (oder Kissenbezüge)

Wegwerfküchenpapier

Stofftücher oder Lappen

Wegwerfservietten

Stoffservietten

Lappen aus Mikrofaser (enthalten Plastik)

Putz- und Wischlappen aus Baumwolle oder Hanf

Spülbürsten aus Plastik

Kompostierbare Spülbürsten mit Holzgriff

Schwämme aus Kunststoff

Biologisch abbaubare Schwämme, Luffa-Pads oder schwedische Tücher (70 Prozent Cellulose, 30 Prozent Baumwolle)

Aufbewahrungsdosen aus Plastik

Behälter aus Glas oder Edelstahl, Einmachgläser

Wegwerfkaffeebecher

Wiederverwendbare Kaffeebecher

Einwegwasserflaschen

Wasserfilter und wiederverwendbare Wasserflaschen, Einmachgläser

Einwegstrohhalme aus Plastik

Strohhalme aus Edelstahl, Glas oder Bambus

Einwegbesteck

Besteck aus Edelstahl oder Bambus

Kochutensilien aus Plastik

Kochutensilien aus Edelstahl oder Holz

Flüssigseife in Plastikverpackung

Unverpackte Seifenstücke (aus Olivenöl oder nach Marseiller Art)

Handelsübliche Putzartikel

Selbst gemachte, unschädliche Putzmittel (siehe S. 86)

Frischhaltefolie, Aluminiumfolie

Bienenwachstücher, Abdeckungen aus Stoff

Backpapier

Kompostierbares Backpapier, Backmatten aus Silikon

Butterbrottüten oder Beutel aus Plastik

Wiederverwendbare Aufbewahrungsbeutel (Silikon oder Stoff)

Lunch- oder Bentoboxen aus Plastik

Edelstahl-Lunchboxen

Eiswürfelschalen aus Plastik

Eiswürfelschalen aus Silikon oder Edelstahl

Muffinförmchen aus Papier

Silikonförmchen oder kompostierbare Backpapierförmchen

Gewürzdosen aus Plastik

Wiederverwendbare Gläser und selbst abgefüllte Gewürze

Teebeutel

Wiederverwendbare Tee-Eier und losen Tee

Kaffeekapseln

Pressstempelkanne oder Kaffeemaschine mit wiederverwendbaren Filtern

Töpfe und Pfannen aus Teflon

Gusseiserne Töpfe und Pfannen

Schneidebretter aus Plastik

Schneidebretter aus Holz

Einweghandschuhe

Kompostierbare Gummihandschuhe

Feuerzeug aus Plastik

Streichhölzer

IN STOFFTASCHEN, EINMACHGLÄSER ODER ANDERE WIEDERVERWENDBARE BEHÄLTER ZUM EINKAUFEN INVESTIEREN. Kaufen Sie sich ein paar hochwertige, wiederverwendbare Beutel für Obst und Gemüse, Brot und Unverpackt-Produkte (oder machen Sie Kordelzugbeutel selbst, siehe S. 25). Leichte Netz- oder Baumwollbeutel sind ideal für frische und viele trockene Lebensmittel. Bei Lebensmitteln, die man nicht in Beutel tun kann, wie gemahlener Kaffee, Fleisch oder Salatzutaten, hilft es, wenn man viele Einmachgläser, rostfreie Behältnisse mit Deckel oder Tupperware hat. Um zu vermeiden, dass Sie mit eigenen Beuteln und Behältern mehr bezahlen, geben Sie vor dem Abwiegen immer das Leergewicht ihres Behältnisses an. Das Leergewicht können Sie eventuell beim Kundenservice bestimmen lassen, bevor Sie die Behältnisse füllen. Es kann dann entweder auf dem Boden des Behälters verzeichnet werden, oder Sie notieren es in einem Notizbuch oder in der Notizen-App Ihres Handys. Dieser Wert kann dann vom Endgewicht abgezogen werden.

TROCKENE WARE AUS SPENDERN ABFÜLLEN. Füllen Sie sich so viel wie möglich aus Großbehältern in Lebensmittelläden ab, um unnötige Verpackungen zu vermeiden. Zu den Lebensmitteln, die meist in Spendern zum Verkauf angeboten werden, gehören Getreide, Nüsse, Trockenbohnen, Samen, Müsli, Salzstangen, Studentenfutter, Trockenfrüchte und Schokolade. Wenn Sie Glück haben, können Sie sich in einigen Geschäften (beispielsweise Bioläden oder Unverpackt-Läden) sogar Essig, Sojasauce, Olivenöl, Waschmittel, Shampoo und Conditioner abfüllen. Notieren Sie sich mit einem Fettstift oder in ihrem Handy den PLU-Code (Preis-Nachschlage-Code) eines jeden Produkts. Damit kann das Produkt an der Kasse eingegeben werden. Wenn Sie zu einem richtigen Zero-Waste-Einkäufer werden, haben Sie bald eine Nummernliste der Produkte, die Sie regelmäßig unverpackt kaufen. Vielleicht kennen Sie sie nach ein paar Monaten schon auswendig.

UNVERPACKTES OBST UND GEMÜSE KAUFEN. Vermeiden Sie Obst und Gemüse in Einwegbeuteln oder -kartons und kaufen Sie stattdessen besser lose Ware. Wenn Ihnen die Stoffbeutel ausgehen, legen Sie das Obst und Gemüse einfach einzeln in Ihren Einkaufswagen. Das mag vielleicht nicht mit Pilzen oder grünen Bohnen funktionieren, aber ganz sicher mit Bananen, Melonen, Brokkoli, Gurken, Salatköpfen, Orangen und Äpfeln. In den meisten Fällen ist das Einkaufen von Obst und Gemüse mit Plastiktüten mehr eine Gewohnheit als eine Notwendigkeit.