Ort: der Balkan, die Morawa, ein Zufluß der Donau, ein Hausboot auf dem Fluß. Zeit: eine Nacht, vom späten Abend bis zum Tagesbeginn. Personen: Ein Autor, ein ehemaliger, ruft seine Freunde, sieben an der Zahl, auf das Hausboot, seine Enklave, wohin er sich ein Jahrzehnt zuvor zurückgezogen hat.

Von einer gerade beendeten Rundreise des Bootsbesitzers durch das westliche Europa erzählt der Autor. War er wirklich auf der Flucht vor einer Frau, die ihm mit dem Tod drohte? Wie hat man sich das Symposium über den Lärm vorzustellen, an dem er angeblich in Spanien teilgenommen hat? Was hat es mit dem Treffen aller Maultrommelspieler dieser Erde vor Wien auf sich? Und überhaupt: Wie lange dauerte die Reise?

In dieser romanlangen Erzählung Peter Handkes nimmt die Wirklichkeit unserer Gegenwart immer bedrückendere Gestalt an. Gleichzeitig wird das Gewicht der Welt ein anderes – ein leichteres? Kritik und Publikum reagierten begeistert auf Peter Handkes Bilanz eines Dichterlebens: »Einen solchen Peter Handke gab es noch nicht« (Süddeutsche Zeitung), »fulminant« (Focus), ein »Befreiungsbuch« (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Peter Handke, geboren 1942 in Griffen (Kärnten), lebt heute in der Nähe von Paris.

Von Peter Handke erschienen zuletzt Bis daß der Tag euch scheidet. Ein Monolog (2009), Die Kuckucke von Velika Hoča. Eine Nachschrift (2009) sowie Kali. Eine Vorwintergeschichte (st 3980).

Peter Handke

Die morawische Nacht

Erzählung

Suhrkamp

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Hinweise zur Textgrundlage:

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 4108.

© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2009

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Umschlagfoto: Isolde Ohlbaum

Umschlaggestaltung: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-75433-7

www.suhrkamp.de

1

Jedes Land hat sein Samarkand und sein Numancia. In jener Nacht lagen die beiden Stätten hier bei uns, hier an der Morawa. Numancia, im iberischen Hochland, war einst die letzte Flucht- und Trutzburg gegen das Römerreich gewesen; Samarkand, was auch immer der Ort in der Historie darstellte, wurde und ist sagenhaft; wird, jenseits der Geschichte, sagenhaft sein. Die Stelle der Fluchtburg nahm an der Morawa ein Boot ein, ein dem Anschein nach eher kleines, das sich »Hotel« nannte, in erster Linie aber, seit geraumer Zeit schon, dem Autor, dem ehemaligen Autor, als Wohnung diente. Die Aufschrift HOTEL war bloße Tarnung: Wer für die Nacht nach einem Zimmer, einer Kabine fragte, der wurde in der Regel mit einem »Ausgebucht« beschieden. Die Nachfrage blieb freilich nahe null, und nicht nur, weil das Boot jeweils an einer Flußstelle ankerte, zu der es keine rechten Zufahrtswege gab. Wenn einmal sich einer bis dahin durchschlug, dann höchstens angezogen von dem Namen des »Hotels«, der weithin durch die Finsternis der Flußauen leuchtete: MORAWISCHE NACHT.

Das Boot war nicht verankert, sondern bloß so an Bäumen oder Strommasten vertäut, und zwar derart, daß die Taue leicht und schnell zu lösen waren – eben zur Flucht, oder auch nur zum Mir-nichts-dir-nichts-Weiterfahren oder Wenden, flußauf oder flußab. (Die Morawa war zu jener Zeit, nach vielen Jahren nicht allein kriegsbedingter Versandung und Verschlammung, dank einer selbst die Grenzen unseres zur Kümmerecke Europas verkrachten Landes überschreitenden und – fast – allesheilenden Wirtschaft, auf große Strecken, bis hin in die Quellgebiete der Südlichen und der Westlichen Morawa in Maßen wieder schiffbar geworden.)

In der Nacht, da wir auf das Boot gerufen wurden, hielt dieses zwischen dem Dorf Porodin und der Stadt Velika Plana. Velika Plana liegt zwar näher am Fluß. Aber der Ruf kam vom Porodiner Ufer, von einer Stelle weitab von der die beiden Orte verbindenden Brücke, und so zickzackten wir, ein jeder für sich, aus dem Dorf, kreuz und quer, jetzt nach links, jetzt nach rechts abbiegend, über die von Feld zu Feld richtungwechselnden Ackerwege. Da wir uns alle gerade in Porodin oder in den Nachbardörfern aufhielten, verstreut in den Gehöften, fanden wir, des früheren Autors Freunde, Gefährten, ferne Nachbarn, Mitspieler – und jeder einzelne, für jeweils eine Etappe, sein Reisebegleiter –, uns bald zu einer Art Kolonne zusammen, in Autos, auf Fahrrädern, auf Traktoren, und der eine und der andere zu Fuß, womit er querfeldein ebenso schnell vorankam wie die Fahrenden auf den holprigen, immer wieder vom Ziel weg in ein Nirgendwo führenden und dort endenden Wegen. Freilich hatten auch die Fußgänger, obwohl es zur Leuchtschrift MORAWISCHE NACHT ein bloßer Katzensprung schien, da und dort vor einem unversehens tiefeingeschnittenen Kanal jäh abzubiegen und in der Folge, vor einer undurchdringlichen Wildhecke, gleich ein zweites Mal.

Warum hatte unser Bootsmann gerade die Gegend von Porodin zu seinem Wohnort gemacht? Wir konnten nur rätseln: Die einen meinten, das komme von der balkanweit verbreiteten Geschichte zwischen den Kriegen – es war da immer, wenn nicht Krieg, so »zwischen den Kriegen« gewesen –, wonach in dem Gemeindegebiet ein Hausierer von einem Einheimischen ermordet wurde, worauf das ganze Dorf dafür an jedem Jahrestag Sühne leistete. Andere glaubten, er sei umgesiedelt eher der Morawa wegen, um auf den Fluß zu schauen, vor allem auf dessen schimmernde Biegungen, die eine flußauf, die nächste gleich flußab. Und wieder andere mutmaßten, es seien vordringlich die vielen Scheidewege und Kreuzungen in dem großen Dorf gewesen, wo er auf der Terrasse einer der balkanischen Eckbars einfach so dasitzen wollte, in der Ferne die himmelan weidenden Schafe und vor sich den erztrüben Wein.

Es war noch lang vor Mitternacht. Wir hatten uns, wie auf Verabredung, besonders früh zu Bett gelegt und, als der Ruf kam, schon fest geschlafen. Trotzdem waren wir dann auf der Stelle hellwach. Kein Moment einer Schlaftrunkenheit oder Taumeligkeit. Geweckt worden waren wir auf verschiedene Weisen, vor allem durch das Mobiltelefon. Aber es gab auch ein oder zwei, bei denen ein Bote an das Hoftor geklopft oder einen Kieselstein gegen das Fenster geworfen hatte – ein einziges kleines Klopfen und ein einzelnes Steinchen genügten. Und einer, aufschließend zu der Kolonne, erzählte dann, er sei auf seinem Bett in Porodin, bei extra weitaufgezogenen Vorhängen, aus dem Schlaf geschreckt worden von einem wie gebieterischen Angeblinktwerden durch die Leuchtschrift fern in den Morawa-Auen, so wie der nächste der Aufschließenden angab, aufgeschreckt zu sein durch ein Signal, das eher von einem Schiff zu kommen schien als von einem Hausboot. Aufgeschreckt? Vielleicht. Aber das war kein gewöhnlicher Schrecken gewesen. Und so oder so war das Wecken ohne Worte vor sich gegangen. Und so oder so: Jeder von uns fühlte sich von dem Rufen hinten am Schopf gepackt, so unsanft wie sanft. Die Telefone hatten nur kurz angeläutet. Und bei dem einen von uns, der, geistesgegenwärtig wie eben allein aus einem gewissen Schlaf heraus, sich schon einen Sekundenbruchteil vorher meldete, kam dann nichts als ein Lachen an, ein sehr kurzes, kaum wahrnehmbares, an der Schwelle zwischen Tiefschlaf und Hellwach, dafür umso klareres, und das hieß, ohne Worte: »Auf!« Melodisch war das Lachen, und es war nicht das Lachen unseres Freundes vom Boot, sondern eindeutig das einer Frau; was den so aus dem Schlaf Gerufenen freilich keineswegs verwunderte. Nichts wunderte ihn in jenem Augenblick und nichts auch dann noch auf dem Weg über die Felder und das Brachland – immer mehr griff, trotz der so fruchtbaren Flußerde und trotz der grenzenlos eingespielten neuen Ökonomie, die Brache um sich – hin zur MORAWISCHEN NACHT. Rein gar nichts wunderte uns alle in dem Moment des Aufwachens lang vor Mitternacht. Und ebenso in der Folgestunde, beim Holpern und Stolpern über Stock und Stein: kein Moment einer Verwunderung. Die Empfindung, die vorherrschte: die einer großen Frische, welche, wie von der Nachtluft draußen, so auch von tief innen her kam; einer umfassenden Frische.

Die Fußgänger waren die ersten beim Boot. Die mit den Fahrzeugen hatten diese, selbst die Räder, lange vor dem Morawa-Ufer stehenlassen müssen; in der zunehmenden Weglosigkeit, bei sich häufenden Wassergräben und dicken Dornenbarrieren, war kein Weiterkommen. Die an die Dunkelheit gewöhnten Wanderer hatten wenig Mühe mit den Durchschlüpfen und Übergängen, während die Fahrleute noch eine Zeitlang nach dem Ausschalten der Scheinwerfer und Erlöschen der Radlampen sich ziemlich nachtblind vorwärtstasteten. Wenn man es so erzählt, scheint es, daß wir viele waren, eine recht große Zahl, eben eine Kolonne. Aber das täuschte: Solchen Anschein gaben wir bloß so nächtlich im Flußland unterwegs. Wir waren dabei nicht mehr als sechs oder sieben, sozusagen entsprechend den bevorstehenden Stunden, Episoden, Kapiteln der Nacht bis zum Morgenwerden. Die Jahreszeit: nicht lang nach Frühlingsanfang. Das Datum: nicht lang vor dem orthodoxen Osterfest, das in jenem Jahr, zum Unterschied zu früheren Regelungen, mit den paneuropaüblichen Ostern zusammengelegt wurde, was in der Folge auch für die weitere Zukunft gelten sollte. Mondstand: Neumond. Wind: leichter Nachtwind, verstärkt in Flußnähe. Wolkenfelder langsam von West nach Ost treibend. Erste Sommersternbilder, die gegen Ende der Nacht dann noch für eine kleine Stunde den Blick auf den Orion und ein paar andere letzte Wintersternbilder ließen.

Entgegen der einen oder anderen Erwartung empfing uns der ehemalige Autor auf seinem Haus- und Fluchtboot allein. Ebenso zeigte er sich, entgegen mancher Erwartung oder Befürchtung, gesund und, wie man früher einmal gesagt hätte, wohlauf; nicht gerade springlebendig, aber doch fest auf seinen beiden Beinen (während er in der Zeit seines Autorentums, eine damals typische Haltung für ihn, ständig von einem Bein auf das andere getreten war, was freilich »nichts hieß, alle Leute daheim im Dorf haben das so gemacht, von den Kindesbeinen an«); und in seinem stillen Dastehen, besonders nach all dem, was dem und jenem Herbeigerufenen von seiner Rundreise, Daura, und etappenweise auch Rundflucht, und etappenweise auch Irrfahrt, und etappenweise auch seiner Todesfahrt, und etappenweise auch seinem Amoklauf durch seine Heimat Europa zu Ohren gekommen war.

So ziemlich der allgemeinen Erwartung dagegen entsprach es, daß der Gastgeber sich so gar nicht über das Eintreffen seiner Gäste zu freuen schien. Kein Sterbenswörtchen einer Begrüßung ließ sich hören von der Silhouette dort oben an der Reling unterhalb der dabei so einladend leuchtenden MORAWISCHEN NACHT. Keine, und wenn auch bloß angedeutete, Handbewegung, die unser inzwischen vollzählig am verstruppten Ufer versammeltes Fähnlein auf das Boot gewinkt hätte. Zwar lag da auf der Kante etwas wie ein Brett, das Boot und Festland irgendwie miteinander verband. Doch das war so schmal und zudem derart steilgestellt, daß wir wie auf einer Hühnerleiter, und auf allen vieren, uns da emporhangeln mußten, einer nach dem anderen, das Brett hin und her rutschend, und wir ständig zurückrutschend; und versteht sich auch, daß er keinem von uns die Hand entgegenstreckte, um ihn etwa an Deck zu hieven oder, bewahre, ihn willkommen zu heißen. Bemerkenswert vielleicht auch, daß er uns anfangs sogar auf dem Boot recht lange alleingelassen hatte und erst später zu uns trat, wer weiß von wo.

Obwohl er uns doch hatte rufen lassen, war es, als ob wir ihn jetzt störten. Unser Kommen schien ihn nicht nur nicht zu freuen. Es war ihm nicht recht. Er war dagegen. Wir waren unerwünscht; Eindringlinge; Flußpiraten. Zwar hatten wir das ja erwartet, waren an anscheinend mangelnde Gastfreundschaft, so rüde im Widerspruch zu den altbewährten Balkansitten, gleichsam gewöhnt. Und doch stieß sie uns in jener Nacht vor den Kopf, zumal er uns – sein erstes Wort dann, nach langem starrem Nichtsprechen – anfuhr wegen unsrer »servilen Pünktlichkeit«, unserer »Vorhersehbarkeit«. Und als nächstes schaltete er die Leuchtschrift aus, so daß wir auf dem Boot eine Zeitlang völlig im Dunkel standen. Und ebenso verstummte die balkanische Musik, die zumindest einige von uns, zugegeben, mit an Bord gelockt hatte. Statt dessen nichts als das schädelsprengende Froschkonzert aus den Uferbüschen der Morawa, das nachtlang andauern sollte, und, als einziges anderes Geräusch, das Geheul der Lastwagen auf der Autobahn bei Velika Plana, ebenso unausgesetzt nachtlang: der Güterfernverkehr, nicht bloß in die Türkei und in die Gegenrichtung, sondern überhaupt zwischen den Kontinenten, toste in der Zwischenzeit ja ohne auch nur eine einzige Sekunde einer Ruhepause.

Als wir uns an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckten einige noch etwas Unerwartetes an dem Hausbootsherrn: Er wiegte zu dem Geknarr der Froschmyriaden den Kopf, und das, wenn auch ferne, Tosen und Röhren der Warentransporter begleitete er mit einem Summen, das geradezu auf eine Melodie aus schien. Neu war das, weil wir niemand Geräuschempfindlicheren kannten als ihn da. Hatte nicht zuletzt schon ein jähes Windsausen, ein auch noch so leichtes, genügt, und er war zusammengefahren wie bei einer Feindberührung? Und ob es einzig zum Scherz war, wenn er ständig wiederholte, er habe das Schreiben sein lassen auch aus zunehmendem Widerwillen gegen die Geräusche, gleichwelche? Ein jedes Geräusch habe er mit der Zeit als Krach empfunden, als Lärm, bösartigen. Selbst die Musik? Auch die, gerade die, die von Claudio Monteverdi genauso wie die von Franz Schubert. Und nach dem Windsausen und dem Blätterrauschen, den beiden ihm vorzeiten nicht nur liebsten, sondern ihn auch immer neu »mit einer unbestimmten Liebe« erfüllenden Geräuschen, sei ihm dann ganz zuletzt das dritte, das den zwei anderen, in seinen Ohren jedenfalls, gleichgestimmte Geräusch zuwider geworden, das Rascheln, das so rhythmische wie melodische, seines Bleistifts in der Stille. Konnte seine offenbar veränderte Einstellung zur Geräuschwelt ein Ergebnis seiner Teilnahme an dem Internationalen Kongreß über »Akustik der Stille und Akustik des Schalls« sein, dem, wie einer von uns, sein Begleiter dorthin, wußte, eine der Etappen seiner Rundreise gegolten hatte?

Nur Männer waren wir, die nachts auf das Boot Gerufenen; die er dann, das wiederum erwartungsgemäß, hieß, die Schuhe auszuziehen, wie sonst für das Besteigen einer Ozeanjacht. Aber auch vor einer Frau, gleichwelcher: er hätte mit dem Befehl nicht gezögert. Dabei sprach er mit einer sonderbar leisen Stimme, anders leise als sonst. Zwar waren wir seit langem seine Vertrauten. Und doch begriffen nicht alle von uns sofort, daß er damit auch uns zu einem ebenso gedämpften Reden anstecken wollte. Er mußte es denen ausdrücklich flüstern: »Leise! Leise!« Klar wurde da einem jeden, daß das Vermeidensollen des Brusttons in jener Nacht weder ein Tick des Gastgebers noch Teil irgendwelcher Etikette war, vielmehr aus einer Gefahr kam. Mit einem Schlag wußten wir sämtlich um die Gefahr, wenngleich auch nicht, welche, was für eine im besonderen. Zu spüren war jäh: die Gefahr »Gefahr«. Und nicht, daß wir nun etwa wie er zu flüstern anfingen: wir verstummten. Vollkommen stumm wurden wir, von einer Sekunde zur andern. Und in solcher Stille begriffen wir auch, daß vorhin das Abbrechen der Musik gleich wie das Dunkelfallen der MORAWISCHEN NACHT einen Hintersinn gehabt hatte; beides signalisierte Gefahr. Reglos verharrten wir auf dem Deckstreifen vor der Tür, die in den sogenannten »Empfang« führte, von dem es zur einen Hand in den »Gastraum« oder das »Restaurant« ging, und zur anderen Hand in die Gäste- oder Hotelzimmer, die in Wahrheit, wie ja auch das »Restaurant«, dem Bootsinhaber als Wohn-, Schlaf- und Ausschaustätten dienten.

Was wir dann rochen, war freilich nicht die Gefahr. Es war der Geruch der Morawa, wie sie in den Aprilnächten, bei der Schneeschmelze in den südlichen und westlichen Bergen ihrer Herkunft, so unsere Einbildung, seit Jahrtausenden schon gerochen hatte; dieser Geruch, so zumindest wiederum unsere Einbildung, war immerhin etwas, das all die Zeit gleichgeblieben war hier − höchstens, daß ihm noch ein Anhauch von etwas anderem beigemischt schien: von dem tief unten im Wasser verrottenden Eisen all der flußauf zerstörten Brücken (versteht sich, daß die längst wiederaufgebaut und noch und noch neue, auch für die Schnellgeschwindigkeitszüge, dazugekommen waren)?, von den sich in einem fort blähenden Leibern der Myriaden der Uferschilffrösche? Eher wohl von denen: Hatte nicht jeder von uns auf Dauer jenen Geruch in sich, den auch nur ein einziger Frosch, wenn ich ihn einfing, aus seiner warzigen Haut auf meine Hände absonderte?

Unerwartet – oder auch nicht – jetzt unser Umarmtwerden durch den Bootsherrn. Einer nach dem andern wurden wir umarmt, wortlos, fest, ausdauernd, mit den gegenseitigen Wangenküssen, jeweils den obligaten drei, wie denn anders. Und es wurde uns die Tür zum Gehäuse aufgehalten, wie von einem Portier, und ebenso dann zu dem Salon oder Gastraum, wie von einem Empfangschef. Der Salon war geheizt, von einem zünftigen Kaminfeuer, willkommen in der Aprilflußnacht. Zum Staunen, so ein Feuer auf einem Boot, aber, wie gesagt, wir wunderten uns, nicht nur in jener Nacht, sondern schon seit langem über fast gar nichts mehr, insbesondere nichts, was mit unserem fernen Nachbarn zu tun hatte. Dieses Feuer, einmal lodernd, einmal bloße Glut, stellte für die weiteren Stunden die einzige Beleuchtung dar. Und die genügte, und ließ außerdem, durch die den Salon umlaufende Verglasung, den Blick ins Freie zu, auf die Morawa einerseits, und andererseits auf die Auwälder. Daß vieles in dem Raum so nur zu ahnen blieb, störte wohl niemanden; und auch nicht den Fortgang der Nacht – vielleicht im Gegenteil.

Höchstens zu ahnen zum Beispiel waren Gesicht und Gestalt der Frau, die sich später unversehens zu der Gruppe gesellte. Sie schlüpfte herein von dem unbebauten Deckteil, nachdem die Gäste, von dem Bootsherrn alleingelassen, unschlüssig und, vor allem, unbewirtet im Salon herumgestanden hatten. Die Tische schienen zwar gedeckt, aber, oder täuschte das?, ein jeder nur für eine einzige Person. Gruppe oder Nicht-Gruppe: kein Anzeichen von etwas wie einer Tafel. Ein jeder Tisch für den je einzelnen war außerdem sozusagen über Gebühr entfernt von dem nächsten, und bildete zu diesem und ebenso zu den sämtlichen anderen einen Winkel, der so etwas wie eine Gruppierung von vornherein nicht bloß erschwerte, sondern quasi auch untersagte. Natürlich hätten wir die Tische kurzerhand zu einer Tafel, in gleichwelcher Form, als Gerade, als Diagonale, als Bogensehne, als Halbkreis, als L, zusammenschieben können. Doch dazu kannten wir den Gastgeber und seine Manie, bei sich zuhause nicht das kleinste Platzverrücken durch jemand Sonstigen zu dulden, gar zu gut: Hätte einer von uns eine seiner Sachen, sei es ein Buch, oder sei es nur ein Ziegelscherben irgendwo, um weniger als »einen halben Zoll« (in solchen Maßen drückte er sich gern aus) von seinem Platz verschoben oder dem allem einen kleinen Dreh gegeben – durch nichts war im übrigen zu erkennen, daß das »sein Platz« war −, so wäre dem unausweichlich eine Bestrafung gefolgt, in Worten, gegen die ein Auf-die-Finger-Klopfen als eine fast linde Berührung gewirkt hätte.

Die Frau, sie führte die Bootsgäste, einen jeden für sich, an die Einzeltische, wo sie dann, mit dem Rücken zueinander oder wenigstens halb abgekehrt, in dem Muster – am Anfang jedenfalls fühlten sie so eine Befremdung – des Ausgesetzt- und Auseinandergewürfteltseins saßen. Dieses Gefühl wurde freilich bald vergessen in unserem Umsorgtwerden durch die Unbekannte und, während sie zwischen den Tischen im ungewissen Licht ihre Kreise, Spiralen und Ellipsen zog, auf andere Weise und noch ungleich beglückender, in der Ahnung ihrer Schönheit. Längst waren wir alle ja entwöhnt jeden Bedientwerdens, und auch nicht mehr willens, es an uns geschehen zu lassen. Keinen an uns heranlassen, für sich selber sorgen! Doch von einer solchen Schönheit, oder überhaupt von der Schönheit, bedient zu werden, das konnte uns wieder gefallen. Und schön erschien uns an dieser fremden, eher schemenhaften Frau vordringlich deren Hüfte: die immerhin war, zwischen Licht und Halbdunkel, zeitweise klar zu sehen. Eine Kurve, die im Einklang war mit den Bewegungsabläufen ihres Betreuens, nein, ihres Zuvorkommens, ja, ihres Zuvorkommens. Schön erschien uns diese Hüfte? An ihr erschien uns die Schönheit. Die ganze Frau, der ganze Mensch dort konnte nur dem entsprechend schön sein. Und die Schönheit dieser Hüfte strahlte Güte aus. In der Hüftkurve fielen Schönheit und Güte zusammen. Die Hüfte der fremden Frau war, ohne einen Extra-Schwung, der Sitz der Güte.

Frage dann, unausgesprochene, als der Bootsherr, nach seinem, im übrigen uns von den anderen Treffen vertrauten, episodischen Verschwundensein erwartungsgemäß-unerwartet sich wiedereingestellt hatte und der Frau zwischen Küche und Salon und zwischen den Tischen zur Hand ging: Er und eine Frau, wie ging das? Niemand, jedenfalls niemand von uns, seinem Umgang, seit er sich weitab von seinem Land und auch seinem früheren Wohnsitz auf dem Boot an der Morawa niedergelassen hatte, war ihm je in Gesellschaft einer Frau begegnet. Und wenn, dann hatte er sofort zu verstehen gegeben, daß er mit dieser Frau da nichts, aber schon gar nichts zu schaffen habe. Sie war nur zufällig gerade mit ihm, aus technischen, ökonomischen oder sonstwelchen Gründen, ganz unabhängig von ihrem Geschlecht. Peinlich schien es ihm, in Gesellschaft einer Frau angetroffen zu werden, und er führte dann eigens vor, wie fremd, wie gleichgültig ihm diese andere da war. Irgend jemand war das – eben ein anderer. Er rückte übertrieben von ihr ab, und wenn er sie vor uns zwischendurch ansprach, so betont geschäftsmäßig; und betont auch, und in einem fort wiederholt, die Sie-Form. Und wenn wir ihn dann verließen, richtete er es so ein, daß die Frau vor uns wegging, oder zumindest zugleich mit uns.

Die einen von uns meinten, er habe Angst, wir könnten uns etwas denken; wolle überhaupt, abgesehen von seiner Beziehung oder Nicht-Beziehung zu einer Frau, vermeiden, daß zu seiner Person etwas zu denken wäre; vermeiden, daß wer sich ein Bild von ihm machen könne – daß je wieder ein Bild von ihm umliefe. Die anderen meinten, er habe überhaupt Angst vor Frauen. »Eine Heidenangst!« meinte einer, und ein zweiter gar: »Ein Grauen. Es graut ihm von Grund auf vor den Frauen.« Und tat nicht solch eine Angst, oder solch ein Grauen oder Grausen, buchstäblich in manchen seiner Bücher mit, auch wenn seine Autorenzeit nun schon um einiges zurücklag und die Gefühle seiner frühen Jahre doch fast verjährt waren? Und war aber nicht, wie wir anderen es vom Hörensagen wußten, seine Rundreise der vergangenen Monate durch Europa zumindest mitbestimmt gewesen vom Flüchten, und eben tatsächlich und insbesondere von der Flucht vor einer Frau, einer ganz anderen Flucht als jener, die ihn einst zum Schreiben gebracht hatte?

Nicht, daß er mit der Unbekannten jetzt in dem Bootssalon ein Paar abgab. Aber es war etwas Eingespieltes zwischen den beiden, wenigstens solange sie sich um die Gäste kümmerten, ihnen auftischten und einschenkten. Wir waren nicht allein seine, vielmehr ihrer beider Gäste. Die zwei hatten offenbar etwas erlebt, das sie zusammengebracht hatte. Nur was? Klar auch, daß es nicht bloß das Erlebnis eines Augenblicks gewesen war – nichts Kurzes. Und wenn kurz, wenn bloß ein Augenblick, dann in einer anderen Zeitform, wo weder Kürze noch Länge in Kraft waren, und statt dessen etwas Drittes. Als Komplizen wohl zeigten sie sich in jener ersten Stunde der Nacht auf dem Boot, da vor allem gespeist und getrunken wurde, und noch fast nichts geredet, geschweige denn erzählt. Daß die fremde Frau, mitsamt der Geruhsamkeit in ihren Auftritten durch die Küchenschwingtür und in ihren Bewegungen hin und her, kreuz und quer zwischen den durcheinanderstehenden Einzeltischen, etwas Tänzerisches hatte: nichts Selbstverständlicheres. Aber daß auch der Mann, ob vor, neben oder hinter ihr, dabei mittat, dazugehörte, so etwas wie ihr Tanzpartner war – und nicht nur so wirkte −, und gerade dieser Mann: das war dann doch zum Verwundern. Zwar waren sie grundverschieden gekleidet, er (wenn das Wort überhaupt noch etwas bezeichnete) eher »westlich«, und sie, schwach zu erahnen, eher »balkanisch«. Und trotzdem sah man einen jeden in einem auf den andern abgestimmten Kostüm. Eine Frau und er sich selbstverständlich ergänzend: das hätte ihm niemand von uns zugetraut. Und noch weniger, er könnte, wie es nun den Anschein hatte, einer Frau eine Heimstatt geben. Und der eine oder andere zweifelte weiter, nachtlang.

Und was gab es zu essen? Da es für ein Osterlamm noch zu früh war: Was sonst als Waller und Hechte aus der Morawa, dazu Salate hauptsächlich aus Kraut, dem Kupus, vermischt mit Kümmel, und die Kartoffeln gebacken in der Holzglut des Kamins, und vorher die Sülze, Piktija, vom Fisch und auch von Wildhasen, dazu das Fladenbrot, frisch gebacken, und danach den Schafskäse von den auf den Hügeln hinter Porodin himmelan weidenden Schafen, beträufelt mit dem montenegrinischen Olivenöl, das, dank Europa, seinen früheren Geschmack nach ranzigem Motorenöl ganz losgeworden und, so das Etikett auf der Flasche, als »toscanissimo« einzustufen war. Und zu trinken gab es die Weine der südlichen Morawa-Ebenen, die von Kruševac, Aleksinac und vor allem Varvarin, inzwischen längst in burgundischem, niederösterreichischem und kalifornischem Besitz, die aber gleichwohl ihre alten Namen hatten beibehalten dürfen: »Smaragd«, »Rubin«, »Onyx«, »Auspuff«, »Markthalle«, »Melancholija«, »Brückenmost«, selbst der noch weiter südlich, fern der Morawa, im früheren Kosovo Polje angebaute, allgemein als »bordeauxreif« etikettierte Wein hieß immer noch »Amselfeld«. Nur den »Rakija«, den einst einheimischsten der Schnäpse, gab es nicht mehr, jedenfalls nicht als Namen: Doch Schnäpse sollten in jener Nacht ja auch keinesfalls getrunken werden.

In einem gewissen Augenblick hatte sich der Einlader dann zu uns anderen gesellt und, auch er an einem Tisch für sich allein, mit uns genachtmahlt. Die fremde, vertraute Schönheit dagegen blieb, Überbleibsel der sonst fast verschwundenen balkanischen Sitten, in der halbdunklen Bordküche, außer später für das stumme Abräumen. Durch das Bullauge in der Küchentür ließ sie sich für den, der sich von seinem Platz erhob, erahnen, wie sie, alle Arbeiten getan, gleichermaßen stumm dort hinten in der Nische neben dem Herd saß, auf einem Hocker ohne Lehne, reglos, wenn auch ganz und gar nicht starr; still die Hände im Schoß. Unser Bootsherr aber war bald nach dem Ende der Mahlzeit aufgestanden und hatte begonnen, in dem Salon auf und ab zu gehen. In dem Durcheinander der Tische war ein Geradeaus kaum möglich, und so bewegte er sich in Schlangenlinien, zuerst ungleichmäßigen, später gleichmäßigen, zuletzt einer immergleichen, hin und zurück, hin und zurück. Es war, als wolle er mit seinem Auf und Ab nie mehr aufhören. Außerdem hatte er vorher sämtliche Türen und Fenster des Salons geöffnet, und mit der Zeit wurde uns anderen gehörig kalt.

Auch als er die Räumlichkeit endlich nach seinem Gutdünken gelüftet hatte, setzte er sein Gehen zunächst fort – bloß daß er jetzt rückwärts ging, rückwärts flußauf, rückwärts flußab. Schon schien er sich zuguterletzt niederlassen zu wollen – nur hatte sich ihm ein Schuhband gelöst, und nachdem er es verknotet hatte, machte er sich erneut für eine Zeitlang auf den Weg, rückwärts auf und ab, so als habe das, unbedingt, zu geschehen. Und ein zweites Mal saß er bereits – als ein Holzscheit in dem Kamin, nein, nicht etwa explodierte, sondern, wohl noch nicht ganz durchgetrocknet, zu sirren und zu sieden anhob, Geräusche, die an ein Winseln oder Wimmern erinnerten. Und beim dritten Mal saß er nicht nur, sondern setzte sich schon aufrecht, wendete derart den Kopf zu den nächtlichen Horizonten und zugleich zu der Runde, schöpfte tief Luft – als an einem von uns, nein, nicht etwa das Mobiltelefon losschrillte, ja, nicht einmal der Magen knurrte (wie denn auch nach solch einem Nachtmahl), sondern bloß so ein Atmen vernehmbar wurde, ein sehr, sehr leises, ein sich auf das reine Lauschen einrichtendes (mag sein, daß gerade das zum Hindernis wurde?) – und wiederum: siehe oben. Offenbar war also der Hausherr, mochte er das Schreiben auch für immer sein gelassen haben, von seiner Geräuschkrankheit doch nicht geheilt? Diese hatte sich inzwischen sogar noch verschlimmert und hinderte ihn, wie früher am Bücherschreiben, jetzt am Reden? Der geringste, der harmloseste Laut konnte in seinen Ohren als Störgeräusch ankommen, ihm den Mund verschließen, ihm die Kehle zudrücken, ihm den Rede-Atem verschlagen? Und selbst ein Geräusch, aus dem jeder sonst etwas Offenes, Freundliches, dem Sprecher rückhaltlos Gewogenes herausgehört hätte, einen Ton, den Ton der selbstlosen Erwartung, ja, einen Einklang von vorneherein, kappte ihm auf der Stelle die Atemwege, materialisierte sich als ein Fremdkörper in seiner Luftröhre? Dabei hatte er ziemlich robuste Ohren, mit einer vielfach gewundenen, nach innen gleichsam in konzentrischen Schutzwällen verstärkten Muschel, wie geschaffen zum Lauschen – richtige Lauscher.

Was den Ex-Autor schließlich dann gleichwohl zum Sitzenbleiben, zum Reden, zum Erzählen brachte, das war in jener Nachtstunde auf der Morawa die Gefahr. Bevor diese eingriff, hätte er, scheint mir, selbst aus unserem Atemanhalten ein Störgeräusch herausgehört. Gefahr? Die könnte er sich auch bloß eingebildet haben, oder hat er vielleicht Zeichen gesehen, die gar keine waren. Zeichen? Von der Transbalkanautobahn schwenkte unversehens ein Scheinwerfer durch die jenseitigen Auen her über den Fluß, mit einem Licht, so stark, daß es kaum von den Lasttransportern stammen konnte – die im übrigen (die Autobahn beschrieb dort keine Kurve) alle doch geradeaus fahren mußten? Und hier an unserem Ufer, in dem Moment dieses Lichts, zwischen den diesseitigen Aubäumen und -sträuchern, die Gestalt, eine weibliche, die auf das Boot zu zielen schien wie mit einer Waffe, bei leeren Händen, mit einem Mienenspiel, welches Schußgeräusche, mehrere hintereinander, unhörbare, vermittelte? Eingebildete Gefahr? Zeichen, die keine waren? Wie auch immer: Das, scheint mir, schubste den ehemaligen Autor endlich hin zum Reden; das machte ihn gesprächig; oder ließ das Erzählen sprechen. War das in den Feldern tatsächlich ein Rehbock, der wie wutentbrannt und zugleich so jämmerlich in die Nacht brüllte? Die Eule, die jetzt rief, war das eine wirkliche Eule? (Seltsame Zeit, da man meinte, so vielen Wörtern ein »wirklich« und »tatsächlich« zugesellen zu sollen.) Er überhörte eins wie das andere, und desgleichen auch den Knall, mit dem nebenan in der Küche dann etwas zu Boden fiel, das Quietschen, als einer von uns seinen Stuhl verrückte, das Gehuste des einen und anderen Zuhörers, ein Husten, wie es nur von den balkanesischen Tabakblättern, auch wenn die längst eingerollt waren in alle die Weltmarken, ausgelöst werden konnte.

Dabei war gar nicht er es, der mit der Erzählung, der nachtlangen, immer wieder unterbrochenen, dann auch an einer anderen Flußstelle fortgesetzten und im Tagwerden auf einem anderen Fluß – nicht mehr der Morawa – beendeten, von seiner sogenannten Rundreise begann. Die ersten Sätze kamen, auf Aufforderung des Bootsherrn, von demjenigen unter uns, der seinerzeit zusammen mit ihm aufgebrochen war. »Sag du. Fang du an.« Der Anfang gemacht, fiel der Ex-Autor mit ein. Einige Sätze lang redeten die zwei unisono, beinah jedenfalls. Wenn sich ein Widerspruch zeigte, so kaum im Erzählten, etwas häufiger bei diesem und jenem Wort. Solche spärlichen Widersprüche jedoch, bei denen es sich in der Regel um ganz Nebensächliches, um Kleinigkeiten, um nichts und wieder nichts drehte, wurden, das muß gesagt werden, ausgefochten mit einer wie trotzigen Grundsätzlichkeit; was die Erzähl-Dinge betraf, von beiden Seiten; was die einzelnen Wörter betraf, von dem Gastgeber, der sich in der Hinsicht wohl weiterhin, trotz Verlassen seines Berufs, für eine von niemand aus unserem Kreis zu bezweifelnde Autorität hielt.

Schon während der Vorredner seine einleitenden Sätze sprach, schien er dann und wann etwas zu notieren, offensichtlich jeweils nur ein einziges Wort. Erstmals seit langem sahen wir anderen ihn so, unvorsätzlich, einen Stift hervorziehen und etwas niederschreiben. Fast geschah das gegen seinen Willen, denn er steckte das Schreibzeug ein jedesmal sofort wieder weg. Ja, war es ihm sogar peinlich, so gesehen zu werden?

So ging das mit dem Erzählen von den Etappen oder Stationen seiner Rundreise die ganze Nacht: Seine jeweiligen Begleiter bekamen von ihm das Zeichen, anzufangen, und er? übernahm, sowie sie ihm den Einsatz gegeben hatten. Zwischendurch, für ein, zwei Passagen, vor allem solche, wo er selber tätig geworden war, hieß er sie dann weitererzählen, so daß die zwei verschiedenen Stimmen, hätte man sie vielleicht aus der Ferne vernommen, für diese Momente und Übergänge etwas von einem Zwiegespräch, einem Dialog vermittelten, einem harmonischen, wie er wohl gerade zu so einer Flußnacht paßte – der aber, siehe die Wortklaubereien des Hauptredners, umspringen konnte in etwas Ungestümes, fast Schrilles, wie Wutentbranntes: Schrie dort draußen auf dem Schiff jemand Zeter und Mordio? Würden dort gleich die ersten Schüsse fallen? Wie konnten all die stillen Töne nur so stracks weggewischt werden von einem derartigen Gebelfer? (Das dann freilich jeweils von so kurzer Dauer war, daß man aus der Distanz vielleicht meinte, sich verhört zu haben – hatte dort drüben bloß ein Schiffspapagei losgegellt?) Und was hätte man vielleicht noch aus der Ferne vernommen? Von den Uferbäumen im Wind nachtlang die Selbstlaute, und vom Erzähler auf dem Boot die Mitlaute, wie eine Antwort, wie eine Ergänzung. Selbstlaute der Bäume? Im Grunde immer wieder nur ein a: a – a – a …

Manche Etappen oder Kapitel der Rundreise erzählte der Bootsherr ohne eine Zweitstimme. Es handelte sich dabei um die Strecken quer durch Europa, wo er sich allein gefunden hatte, was der Fall war besonders bei den letzten, vor unserer Zusammenkunft nahe Porodin, dem Ausgangs- wie dem Endpunkt (Punkt?) der Reise. Keinerlei jähes Lautwerden unterbrach da mehr den Erzählgang. Nicht nur stiller und stiller hörte sich die Stimme des Alleinsprechers an, sondern gleichmäßiger, ja, dann geradezu vollkommen gleichmäßig. Zittrig war sie dabei. Gab es denn das, still und zittrig in einem? Ja, das gab es, einen stillen zittrigen gleichmäßigen Erzählfluß, fern von einem Brustton, und doch nah? Und diese Zittrigkeit, rührte sie von dem, was ihm allein-unterwegs zugestoßen war, oder von den wechselnden gegenwärtigen, wirklichen oder vermeintlichen Bedrohungen? Oder von beidem? Vorrangig allerdings schien uns Zuhörern die jetzige Gefährdung: Würde er aus dem Gleichmaß geraten, wäre es um ihn und wäre es um uns andere geschehen, wie bei einer Kolonne, die auf einer Schnee-Eis-Brücke eine Gletscherspalte zu überqueren versucht und wo der Vordermann, auch nur für eine Sekunde, das Gewicht anders verlagert. Und im Lauf jener Nacht steckte er uns mit seiner Zittrigkeit an: dem zittrig-stillen Erzähler entsprachen wir zittrig-stillen Zuhörer. Und im ersten Tagwerden, als die Farben auf dem inzwischen fahrenden Boot anfingen hervorzutreten, fühlten wir uns schließlich dann auch mitverantwortlich für ein etwaiges Bedrohtsein, sahen dieses, beinahe, gerechtfertigt: Denn war die Tatsache, daß der Eigner seine »Morawische Nacht« nicht bloß mit der übergroßen Flagge eines längst versunkenen oder abgestunkenen Landes ausstaffiert, sondern darüber hinaus das ganze Boot, von unten bis oben zum Rauchfang, in der Horizontalen mit den ominösen Farben bemalt hatte, etwas anderes als eine, zu dem bestimmten Zeitpunkt jedenfalls, gefährliche Provokation? Als »Enklave« wollte er sein Bootshaus sehen, als autoproklamierte Exterritorialität? Wollte er nicht wahrhaben, daß es zu jener Zeit längst keine Enklaven mehr geben durfte? Daß etwas Derartiges, und mit ihm jedes »Enklavendenken«, »verpönt« war?

Noch und noch Hindernisse forderte er für sein Unternehmen heraus, oder, was auf das Gleiche hinauslief, er bildete sich diese ein. Ohne die Hindernisse oder Probleme hätte jene Erzählnacht keinen Sinn bekommen. Von dem, dessen er sich dann allmählich – nicht sofort – bewußt und gewiß wurde, war unter keinen Umständen, und sei es noch so widrigen, mehr zu lassen. Er hatte mit seinem Umkreisen durchzukommen (was nicht hieß, daß sich die Kreise, oder auch ein einziger Kreis, schließen mußten). Es ging mit den Stunden, mit der Zeit, um etwas, beim Himmel, bei – wer weiß was. Immer entschlossener zeigte er sich, immer herausfordernder, immer unbeirrbarer, immer ausschließlicher; mehr und mehr nah an einer Art von Fanatismus. Es war dann, als könne nichts, aber auch gar nichts die Unternehmung abbrechen. Blitz und Donner hätten sie eher noch mit einer zusätzlichen Konzentration versorgt, und ebenso ein Fieberanfall, eine Verletzung, ein Schlag auf den Kopf, ein unter den Füßen weggezogener Boden. Tatsache, so oder so: daß dieses nachtlange Reden zuletzt auf eine Weise nachhaltig wirkte, daß nicht nur er, der es unternahm, sondern auch wir, seine Zuhörer, uns dabei näher an einem Handeln spürten denn je zuvor.

Es gab freilich etwas, das ihn, von einer Sekunde zur nächsten, zum Abbruch des nachtlangen Sprechens gebracht hätte. Er brauchte sich dazu nicht zu erklären. Es war uns anderen auch so klar. Eines war es, ein einziges, das ihn auf der Stelle seine so weltbewegend erlebte Expedition hätte vergessen lassen. Und das ging uns, einem jeden an seinem Tisch, auf, als später in der Nacht einmal die fremde Frau sich im Türfenster der Bootsküche zeigte. Die Erzählung handelte da gerade auch von ihr, und sie war aus ihrem Küchenwinkel gekommen, wohl zum Zuhören. Und was ging uns auf? Daß er um dieses Menschen dort willen nicht bloß die eine Expedition jetzt, sondern auch jedes sonstige vermeintliche oder wirkliche Himmelsstürmen augenblicklich fahren ließe, sowie dieser Mensch in Not wäre, in äußerster; wenn er Rettung bräuchte. Dieser eine zu rettende Mensch dort: das hatte Vorrang vor der Expedition. Wobei wir zu jenem Zeitpunkt noch nicht wußten, höchstens erahnten, daß umgekehrt die junge Frau es war, die den Mann gerettet hatte, und nicht bloß »gleichsam«, und nicht bloß »sozusagen«.

Auch wenn der ehemalige Autor es nicht deutlich zu verstehen gab: die Reise hatte als Flucht begonnen; zuallererst, und auch danach noch, da zwar weniger eindeutig, war sie eine Fluchtbewegung. Und diese Flucht – wie vermied er dabei doch dieses Wort! – war die vor einer Frau. Jene Frau, er kannte sie seinerzeit noch nicht in Person; wußte nicht einmal, wie sie aussah; wollte es auch gar nicht wissen. Was er wußte: daß die Frau seine Feindin war, seine Todfeindin. Das ließ umgekehrt sie ihn wissen, und davor gab es kein Taub- und kein Blindstellen. Hatte es zunächst noch vielleicht den Anschein gehabt, solche Feindschaft gelte dem Autor, seiner Autorschaft, wie auch immer, so wurde dann spürbar, daß die Frau, die Unbekannte, nicht bloß seine Art und Weise haßte, sondern darüber hinaus die Tatsache seines Existierens, seine Existenz. Nachdem er mit dem Schreiben aufgehört hatte, sprachen zunächst zwar ihre Briefe – die eingangs die einer, gleich schon, entschlossen feindseligen Leserin gewesen waren – von ihrer Genugtuung, sie habe mit dazu beigetragen, »Dich endlich zum Schweigen zu bringen«. Doch hörten in der Folge diese Briefe keineswegs auf, häuften sich sogar, täglich einer, täglich dann einige. Und wie das in einem solchen Fall die Regel zu sein schien: Auch nach dem Umzug des Ex-Autors in das andere, ganz andere Land, auf das Boot hier an den Ufern der Morawa, fand sie die Adresse bald, sehr bald, heraus, und … Vor gewissen Menschen schien kein Entkommen möglich. Sie hatten einen sechsten, nein, siebten oder neunten Sinn dafür, den aufzuspüren, auf den sie es abgesehen hatten. Und zeitlebens würde sie nicht von ihm ablassen – zeit ihres Lebens. Nicht ruhen würde sie und keine Ruhe geben, ehe er sich ihr nicht zum Kampf stellte, den er, auch würde er ihn gewinnen, nur verlieren konnte.

Wir anderen fragten uns, wie solch ein Haß zu erklären sei. Auch er hatte keine Erklärung. Aber er wollte auch keine. Er brauchte keine; die Frage stellte sich ihm kein einziges Mal. Es war ihm schon in der Kindheit klar geworden, daß er Haß auf sich zog, grundlosen. Und er war seit jeher damit einverstanden gewesen. Es mußte so sein. Je grundloser, desto selbstverständlicher – was nicht hieß, daß er den Haß wehrlos über sich ergehen ließ. Sein ganzes bisheriges Leben, ob als der und der oder irgendwer, war, einmal mehr, einmal weniger, begleitet worden von unerklärlichen Hassern. Männern genauso wie Frauen, die eines Tages entweder, so oder so, verschwanden, oder ihre Energie verloren, oder, auch das kam vor, sogar Abbitte leisteten.

Er war die Hasser gewohnt. Die letzte in deren Reihe dagegen wunderte mit der Zeit selbst ihn. Eine derartige Ausdauer und dazu, von Mal zu Mal, Steigerung in den Haßaktionen wie bei der fraglichen Frau war ihm noch nicht untergekommen. Das begann ihn dann doch zu treffen, oder ihm zuzusetzen, zumal in den letzten Jahren sämtliche sonstigen Feinde still geworden waren, sei es, weil er so weit weg von ihnen lebte, sei es, daß sie ihn vergessen hatten, oder warum auch immer. Zuzusetzen? Ja, indem die Frau sich in seine Träume einmischte und dort zur Hauptperson wurde.

Und das schaffte sie dadurch, daß sie von den Briefen überwechselte zu den Zeichen. Ein anderer Autor, ah, lang war das her, hatte ihm einmal erzählt, die liebsten Leserbriefe seien für ihn die bloßen Zeichen. Oder nein, seine bevorzugten Besucher seien jene, die nichts als Zeichen hinterließen, im gehörigen Abstand zu seinem Haus: eine Vogelfeder an der Hecke des Wegs, der bei ihm vorbeiführte; ein von dem Leser unterwegs geschnitzter Hasel- oder Weißdornstock, der ebendort lehnte; eine Flasche Wein; ein Sack mit Nüssen. Doch die Zeichen der fraglichen Frau waren ganz und gar keine lieben. An sich, bei Tageslicht betrachtet, waren es vielleicht Kleinigkeiten, ein totes Igeljunge an der Schwelle zur Gangway, ein Vogeljunges gespießt auf einen Akaziendorn, eine Schlange im Einweckglas zwischen den Essiggurken, eins seiner Bücher − nach eigenem Befinden ohnehin ein danebengeratenes – in Jauche getaucht und die Seiten von Mist verklebt, oder bloß ein paar geköpfte Flußuferblumen, auch nur eine einzige, kleinwinzige. Allerdings wuchsen diese Kleinigkeiten im Traum, mit der Unbekannten als dessen Beherrscherin, sich zu etwas ganz anderem aus.

Woher wußte er überhaupt, daß es sich um eine Frau handelte, war doch keiner der Briefe, geschrieben in einer klaren, entschiedenen Schrift, je unterzeichnet gewesen? Er wußte es, ebenso wie jener andere Autor, ob Sack mit Nüssen oder Vogelfeder, sofort wußte, welches Geschenk von einem Leser, welches von einer Leserin stammte. Und hatte er auch eine Vorstellung von ihrem Aussehen? (Ein vorlauter Dazwischenrufer.) »In einem Traum ist mir ihr Gesicht ganz deutlich geworden.« – »Und wie war es?« – »Ganz und gar nicht so häßlich wie die Frau, die Leserin, in der Geschichte von Stephen King, glaube ich, die den Autor, der ihr zufällig in die Hände fällt, zur Geisel nimmt und zuletzt umbringen will. Irgendwie schön. Eigentlich schön. Direkt schön.«

Flucht? Hm. Es war wohl doch übertrieben, seinen Aufbruch zu der Rundreise als »Flucht« zu bezeichnen. Er hatte, eines Tages oder eines Nachts, von all den bösen oder miesen Zeichen vor, hinter, neben, an, auf, unter seinem Morawa-Hausboot schlicht genug. Er wollte atmen. Im übrigen war die Reise schon lange geplant, und so ein Umzingeltsein hatte vielleicht für den entscheidenden Anstoß gesorgt. Wenn also nicht Flucht, dann zumindest ein Kleinbeigeben, das, so schmeichelte ihm einer von uns, »gar nicht zu dir paßt«? Nein. Er wollte sich ihr ja stellen oder war heiß darauf, die ganze Zeit schon, umgekehrt sie zu stellen – nur zeigte sich die Person nicht, ließ sich nicht und nicht blicken. Und er spielte mit dem Gedanken, gerade auf der Reise würden sie endlich aufeinandertreffen. Und womit ging er so in Gedanken um? Sie zu töten. Er würde diese Frau töten. Wirklich? Ja, wirklich. Unbedingt. Und warum? Allein deswegen, weil sie ihn durch die Jahre behelligt und verfolgt hatte? Nein. Warum also? Weil – weil sie in einem ihrer Briefe, nein, nicht nur in einem, in allen, seine Mutter beleidigt hatte. Nein, nicht nur beleidigt, sondern in Frage gestellt, nein, bezweifelt, nein, beschmutzt hatte – und dieses Beschmutzen in ihren Zeichen dann noch gesteigert hatte. Er würde die Frau auf seiner Reise stellen und sie töten. Nein, nicht mit eigenen Händen, sondern mit Hilfe eines Killers, einer Killerin, auf Bezahlung. Er, er würde diese Frau nicht anrühren. Zur Hölle mit ihr.

Einige wenige Stationen waren für die Rundreise im voraus eingeplant. Abgesehen von seiner – eher ungewissen – Teilnahme an dem erwähnten Kongreß oder Symposium, oder was auch, zum Thema »Lärm−Ton−Klang−Stille« (oder so ähnlich) in einem verlassenen Dorf der spanischen Meseta, unweit der von den Römern, lange vor Christus, zerstörten Ureinwohnersiedlung Numancia, war es noch gedacht, daß er bei seinem lange schon kranken Bruder in Kärnten vorbeischaute; daß er in dem einen und dem anderen Nachbardorf ebenso vorbeischaute bei seinen früheren Kollegen Gregor Keuschnig und Filip Kobal, die, im Gegensatz zu ihm, dem Schreiben wie der Autorschaft noch immer nicht abgeschworen hatten; daß er den Herkunftsort seines längst verstorbenen, nie gekannten Vaters im Südharz umzirkelte; daß er jene Adria-Insel durchstreifte, auf der er, als sehr Junger, sein erstes Buch, fast immer im Freien, in der prallen Sonne, geschrieben hatte. Doch die eine oder andere Station, die eine oder andere Richtung sollte auch dem Zufall, dem, was sich unterwegs ergab und ihn vielleicht forderte, überlassen werden. Es würde kommen, wie es kommen würde. Es kam, wie es kam. »Wie es der Zufall wollte«, so wie man nicht nur bei ihm daheim sagte.

Dabei hatte er vor, bald wieder zurück auf und in seiner MORAWISCHEN NACHT zu sein. Aber »bald«, was hieß das? Für die einen von uns hatte dann seine Abwesenheit beunruhigend lange gedauert. Für andere dagegen war zwischen seinem Aufbruch und seiner Rückkehr kaum ein Monat, ja nicht viel mehr als eine Woche vergangen. Mir zum Beispiel schien sogar, als habe beides, Abfahrt wie Wiederkehr, gestern stattgefunden. Mir andererseits kam vor, der Ex-Autor habe mich den ganzen Winter alleingelassen, und mir, dem Dritten: ein ganzes liebes Jahr. Und auch »gestern«, »Winter«, »Jahr«, »lange Zeit«, »kurze Zeit«, was hieß das? Dem Bootsmann oder Rundgereisten selber war es in jener Nacht, da er von seinem Fortgehen erzählte oder erzählen ließ, als sei er »gerade noch« mit seinem kleinen Koffer, nach dem eher nachlässigen Absperren des Bootshauses, auf der Gangway, auch diese dann »abgesperrt«, ans Morawa-Ufer balanciert, ja, als balanciere er da, jetzt, im Augenblick, weiter und weiter; als sei ihm »gerade noch« im Zug über den Semmering zufällig das Fastkind begegnet, das dort ein altes Buch las und ihn, obwohl er doch längst von niemandem mehr zu »erkennen« war, im Aufschauen von dem Buch sofort erkannte, und wie; als sei »gerade noch«, dort am Atlantik in den Armen einer Frau liegend, ihm in einer Schrecksekunde, ja, Schreck und Sekunde, klargeworden, wer seine unbekannte Feindin war, und was für ein Gesicht sie hatte.