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Kerstin Held schafft es wie keine Zweite, Kinder glücklich zu machen, die sonst keine Chance hätten. Die heute 44-Jährige gibt behinderten Pflegekindern ein familiäres Zuhause – oft gegen viele Widerstände. Kerstin Held ist 25 Jahre alt, als sie zum ersten Mal ein behindertes Pflegekind aufnimmt, ein Schritt, für den es im Jahr 2000 noch gar keine gesetzliche Regelung gibt. Die Aufnahme von Pflegesohn Sascha wird zum Präzedenzfall in Deutschland und sorgt in der Gesetzgebung für die bis heute gültige Übergangsregelung. Dadurch wird Kerstin Held zur unermüdlichen Kämpferin in Sachen Inklusion und Gleichberechtigung für behinderte Pflegekinder. Schließlich hat sie mit einer ausufernden Bürokratie, unklaren Rechtslage und vielen Vorurteilen zu kämpfen. Bis heute hat Kerstin Held als Pflegemutter zwölf Kinder aufgenommen, zehn davon schwerbehindert. In »Jedes Kind hat ein Recht auf Familie« erzählt sie nun von ihrem steinigen Weg zur »Mama Held« und heutigen Vorsitzenden des Bundesverbands behinderter Pflegekinder. Kerstin Held setzt sich mit all ihrer Kraft dafür ein, dass behinderte Pflegekinder eine größere Lobby bekommen.

Kerstin Held

Unter Mitarbeit von

Daniel Oliver Bachmann

Kösel

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Copyright © 2020 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt München

Umschlagfoto: Jacobia Dahm

Satz: dtp im Verlag

E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-25835-1
V001

www.koesel.de

Dieses Buch widme ich jedem Menschen, der einem Kind mit Behinderung ein Zuhause und eine Familie gibt. Besonders widme ich es den Pflege- und Adoptivfamilien, die mit allem Mut diesen Weg gehen und sich allen Herausforderungen stellen. Aber auch denen, die sich für Kinder mit Behinderung einsetzen, die nicht in der Herkunftsfamilie leben können.

Meine Widmung geht aus tiefem Herzen an all die Kinder, die nicht unbeschwert bei ihren Eltern leben können. Jene Kinder, die gesund zur Welt hätten kommen können, wenn Alkohol und Drogen nicht existieren würden. Mein Herz gehört euch, die ihr in den ersten Lebenswochen einen Kampf um das Überleben führen müsst. Ihr kommt als »Benjamin Button« zur Welt, so weise und so unendlich tapfer.

Und es wär’ doch ganz schön, wenn man Dinge gewinnt,

die schon längst verloren waren …

Johannes Oerding, Benjamin Button

INHALTSVERZEICHNIS

Prolog

Der ganz normale Wahnsinn

Eine Kindheit in der zweiten Reihe

Silke und Kerstin

Der Tag, der alles verändert

Der King of Pop

Und dann kommt Sascha

Der Kampf beginnt

Und was ist mit eigenen Kindern?

Die Petition »Sascha Kühl«

Siege - und Niederlagen

Das Hoch im Norden

Gebt uns Zuversicht!

Abschiede

Ein Kinderparadies? Einfach ein Zuhause!

Epilog

Dank

Das größte Geschenk, das du jemandem machen kannst,

bist du selbst - jemandem ein Stück deines Herzens zu geben

ist mehr wert, als der ganze Reichtum der Welt.

Michael Jackson

PROLOG

Ich hatte viele Situationen in meinem Leben, in denen es darum ging, mit einem Entschluss meinem Weg eine neue Richtung zu verleihen: als meine Schwester starb und ich nicht zur Beerdigung ging, sondern ihrem besonderen Schicksal auf meine Weise gedachte. Als ich früh von zu Hause auszog, um mich von meiner sehr besonderen Mutter loszueisen. Als ich für Michael Jackson arbeitete, und damit wieder aufhörte, weil diese Welt nicht meine Welt war. Als ich meinen besten Freund heiratete und mich wieder von ihm trennte. Als ich begann, mit Menschen mit Behinderung zusammenzuarbeiten, und dabei feststellte, wie gut wir uns verstanden. Als ich mein erstes behindertes Pflegekind aufnahm, gegen alle Widerstände, die mir der Staat, meine Familie, meine Freunde und Bekannten damals in den Weg legten. Als ich eine Bundestagspetition erwirkte und dafür sorgte, dass Menschen wie ich behinderte Pflegekinder aufnehmen dürfen, die zuvor in Heimen lebten. Als ich den Anruf bekam, da gäbe es diesen Jungen, 5 Jahre alt und lediglich 84 Zentimeter groß, geistig behindert, schwerst traumatisiert, der in Obhut genommen wurde, weil er schwere Misshandlungen erleben musste. Als ich ihn zu mir nahm und er nur Töne von sich geben konnte wie das Spielzeug Furby, der einzige Begleiter auf seiner emotional einsamen Odyssee. Als er in unserer Familie geradezu aufblühte und in der Silvesternacht 2001 Punkt Mitternacht ein erstes neues Wort sprach.

Ich beugte mich über sein Bettchen und fragte: »Und, was sagt man jetzt? Frohes … neues …«

Da ging ein Strahlen über sein Gesicht und er antwortete laut und deutlich: »Zuhause!«

Darum geht es in diesem Buch, das Sie in Ihren Händen halten: Wie ich auf meinem Zickzackweg durchs Leben durch viele glückliche und manchmal auch nicht so glückliche Entscheidungen meine Bestimmung fand: Ich gebe Kindern mit Behinderung, die nicht ich geboren habe, ein Zuhause. Formell nennt man sie Pflegekinder. Für mich sind sie mein Leben. Ich sorge dafür, dass sie nicht in Einrichtungen untergebracht werden müssen, sondern ihr Recht auf eine Familie bekommen. Ich glaube fest daran, dass sie innerhalb einer Familie ihr Potenzial entfalten können und ihr Lebensglück finden. Ich bin zwar nicht ihre leibliche Mutter, aber ich bin ihre Herzmama, und das 24 Stunden am Tag, das ganze Jahr über, so lange, wie sie bei mir bleiben. Wissen Sie, was das Verblüffendste ist? Beim Schreiben wurde mir klar, dass wirklich jede Entscheidung, die ich jemals traf, auf diese Bestimmung hingeführt hat. Heute kann ich mir gar nichts anderes mehr vorstellen, als das zu tun, was ich mit Liebe und Leidenschaft tue. Und damit möchten meine Kinder und ich Sie in der kleinen, aber aufregenden Welt von Mama Held »Herzlich willkommen!« heißen.