Kenjutsu

Einführung in die japanische Schwertkunst

Reihe Stilrichtungen Spezial

1. Auflage 2011

Impressum

Autor:

Andreas Schäfer-Graf von Berga

Herausgeber:

Ralf Kruckemeyer

Budo-Medienverlag

Riemsloher Str. 10-12

D-49324 Melle

www.budokonzept.de

info@budokonzept.de

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN:

ISBN 978-3-84486-737-4

 

 

 

 

Die Hinweise und Beschreibungen in diesem Buch sind vom Autor und Herausgeber sorgfältig erwogen worden, dennoch kann keinerlei Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen werden.

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Die gefährlichsten Menschen um Dich herum sind die, die keine Kampfkünste praktizieren!

Andreas Schäfer-Graf von Berga
9 DAN Hanzò-Jutsu / Tengu-Butsu-Ryù - Shòdohijutsu

 

Dieses Buch widme ich in respektvoller Anerkennung
und Dank meinem Lehrer, Großmeister und Soke
Akira Kyamaze 15. DAN Hanzò-Jutsu
(15.06.1949 – 08.02.2011)

und

Sensei Franz Kokot 4. DAN Shotokan-Karate

 

Vorwort des Autors

Erster Teil: Die Grundschule

1. Die Handhabung und Trageweise

2. Die Waffen des Hanzò-Jutsu

3. Traditionelle Kleidung

4. Etikette und Zeremonien

5. Stellungen

6. Gehen und Wenden

7. Rolltechniken

8. Ziehtechniken

9. Das Zurückstecken

10. Blocktechniken

11. Schlagtechniken

12. Schnitttechniken

13. Stichtechniken

14. Hand- und Fußtechniken

Zweiter Teil: Grundschultechniken in der Anwendung

1. Aufwärmen und Dehnen

2. Pratzentraining

3. Der alte Pfad auf neuem Weg

4. Partnerübungen

5. Ziehtechniken des Gegners unterbinden

6. Waffenlose Techniken gegen einen Bewaffneten Gegner

7. Kombinationstechniken

8. Der Weg zum Tamashigiri

Anhang

1. Fachwortverzeichnis

2. Geschichte

3. Das Jin-Senpù-System

4. Graduierungssystem

Zum Autor

Mit dem ersten Atemzug den wir tun, gehen wir unaufhaltsam dem Tod entgegen und doch glauben wir, dass der Tod zu uns kommt!

Vorwort des Autors

Für jeden Budoka, gleich welcher japanischen Kunst er zu getan ist und ausübt, bleibt es etwas ganz besonderes und hinterlässt ein einzigartiges Bewusstseinsgefühl, von einem japanischen Meister in seiner Kunst unterrichtet zu werden oder geworden zu sein.

Mir selbst wurde diese Ehre zu teil, die Kunst des Hanzò-Jutsu bei einem japanischen Meister über 10 Jahre lernen zu dürfen. Es war die Neugierde diese in unserem Lande noch weitgehend unbekannte Kunst zu erlernen. Etablierten sich doch viele Kampfsportarten erst nach und nach in den 80er Jahren in Deutschland.

Als ich begann diese Kunst zu erlernen, erkannte ich sehr früh, dass diese Kampfkünste aus weit mehr bestehen als nur angewandte Techniken. Um Techniken zu begreifen muss man die Philosophie die dahinter steht verstehen. Dass nicht unser Denken das Handeln bestimmt, sonder die Neugierde unseres Geistes im Zweifel unser Sein und tun bestimmt. Diese Philosophie zu verstehen ist für Europäer oft schwieriger als die praktische Abhandlung der einzelnen Techniken.

Mein Sensei Akira Kyamaze sagte immer, dass aus jedem Zweifel die Neugierde entsteht und dieses uns immer wieder von neuem antreibt weiter an uns zu arbeiten und weiter an unseren Ecken und Kanten zu schleifen. Man sollte sich nicht mit dem Gelernten zufrieden geben. Wenn man Wissen über neue Techniken sammeln will, sollte man bei jedem neuen gesammelten Wissen an den Ausgangspunkt zurückkehren um das Gesamte von neuem zu betrachten. Was gerade für einen Deutschen etwas schwer ist, dem Geiste freien Lauf zu lassen, die Techniken in der Bewegung zu fühlen und ihnen ihren Lauf zu lassen ohne dabei immer zu denken. Ist es doch so wie bei einem Schmerz der relativ erscheint, mal gelingt es ihn zu verdrängen und des öfteren eben nicht.

Verstand mein Sensei es doch seine tiefen Traditionen zu bewahren und sie mit den neuen Werten unserer Zeit in Einklang zu bringen. Sagte er doch in seiner bescheidenen und ruhigen Art wie man es von Japanern kennt, das jeder Meister gleich welchen Ranges immer ein Schüler seiner Kunst sein wird und das wahre Meister sein und lernen erst ab dem 15. DAN wirklich beginnt. Ein Großmeister von Einfachheit und dem klaren und scharfen Blick und Verstand der das wesentliche der kleinen Dinge groß schätzte und für den große Dinge klein waren. Versuchte ich doch als Schüler stets zu tun wie er es tat und wurde wieder eines besseren belehrt. So wird einem begreiflich gemacht dass das Hanzò-Jutsu nicht uns formt sonder wir auf unsere eigene Art das Hanzò-Jutsu formen. Es ist nicht mein Ziel Kopien zu erschaffen, da jede Kopie von der Kopie immer schlechter wird. Wir gehen beide denselben Weg, erleben und reifen an ihn aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Was er mir hinterlassen hat ist meine eigene Reife an erlangter Erkenntnis, das der beginn Meister zu sein dort beginnt wo man seine Schwächen offen erkennt, sei es in nicht perfekten Techniken oder deren Ausführung, Abläufe in einer Kata die nach längerer Zeit des nicht Ausübens erst wieder neu Abgelaufen werden müssen oder nicht auf alles eine Antwort zu haben.

Eine Kunst zu können hat noch lange nichts damit zu tun sie perfekt zu beherrschen, denn dies gelingt nur den aller wenigsten und dies sind jene die wirklich sich Meister nennen dürfen. So wie es eine Sache ist eine Kunst zu lernen, aber eine ganz andere Welt ist dieses Wissen begreiflich an Schüler weiter zu geben.

So sind oft die schlechteren Kämpfer die besseren Lehrer aber entscheidend ist letztendlich nicht wie gut oder schlecht man ist, sondern das man seinen Weg in der Kunst die man tut, mit Hingabe, Leidenschaft und hartnäckiger Beharrlichkeit beschreitet.

Diese Zeit, und alles was mich mein Meister lehrte, wird bleiben auch wenn sein Verlust etwas hinterlässt was nicht zu schließen ist. Er verstarb 2011 und übergab mir in seinem Nachlass mein eigenes Ryù. So erschien mir diese Ehre zuerst als zu große Bürde, den Zweifel darüber, dass der damit verbundene Aufstieg vom 3. DAN zum 9. DAN des Großmeisters zu hoch sei. Doch war da nicht einmal die Aussage über den Zweifel und das man ewig ein Schüler seiner Kunst sei gleich welchen Ranges. So spielt es was mich betrifft keine Rolle welchen Rang ich auch trage, die Kunst zu erleben und durch sie jeden Tag neu zu leben, alles immer wieder aufs neue zu erfahren und gar mit zufriedenem Lächeln zu wissen, das man immer wieder aufs neue am Anfang steht. So stand am Anfang für mich nur der Gedanke einen Leitfaden in Form eines Nachschlagewerkes für Schüler und insbesondere für lehrende Meister zu schaffen. Ohne auch nur zögerlich über diese Idee nach zu denken und mit einer Herzlichkeit der Begeisterung legte mir mein Meister nahe keinen Leitfaden zu erschaffen sondern diese Kunst gleich in einem Buch nieder zu schreiben. Da er dies nun nicht mehr mit mir gemeinsam tun kann, sehe ich auf diese Weise an Dankbarkeit für alles was er an mich über all die Jahre weitergegeben hat, einen kleinen Teil zurück geben zu können und seinen begeisterten Wunsch zu realisieren.

Erster Teil: Die Grundschule

1. Handhabung und Trageweise

Die Handhabung des Katana unterscheidet sich kaum in allen Kenjutsu Stilen und wird bis auf kleine kaum bemerkbare Unterschiede gleich ausgeführt. Das wichtigste im Allgemeinen ist jedoch, dass sich zu keiner Zeit die Finger beim Halten des Griffes überkreuzen sollten. Der Zeigefinger der rechten Hand liegt voran während der Daumen oberhalb zwischen dem Zeigefinger und dem Mittelfinger platziert wird. Diese ersten drei Finger halten den Griff nur locker aber dennoch sicher. Nur der Ringfinger und der kleine Finger halten den Griff fest.

Die linke Hand wird am Ende des Griffes auf die gleiche Art und Weise platziert. Im Hanzò-Jutsu jedoch umschliest nicht die gesamte Handinnenfläche den Griff, sonder das Griffende liegt im letzten drittel der Handinnenfläche. In der Ausführung der einzelnen Techniken wirkt diese wie ein Kugelgelenk und erlaubt eine bessere und schnellere Wendbarkeit. In vielen Kenjutsu Stilen endet der Griff mit der Handfläche und enthält diese Halteweise nicht.