Sie war blass, sah abgekämpft aus, doch ihr leicht gebräunter Teint erschien ihm makellos und schön wie eh und je. Er betrachtete die langen, leicht gewellten, dicken Haare, die sanft ihr ovales Gesicht umrahmten, die vollen Lippen, und beobachtete, wie sich ihre Brust unter der leichten Decke bei jedem Atemzug langsam hob und senkte.
Wie lange hatte er sich nach diesem Moment gesehnt? Wie oft hatte er sich eben diesen Augenblick in Gedanken vorgestellt und jetzt, wo sie tatsächlich vor ihm lag, vermochte er sein Gefühl kaum in Worte zu fassen.
Sein Herz klopfte wild, er wollte nach ihrer Hand greifen, ihr übers Haar streichen, ihr zärtliche Worte ins Ohr flüstern und sanft ihre Lippen mit den seinen berühren.
Doch er hielt sich zurück.
Er durfte nicht, konnte nicht.
Erst musste sie mit ihm sprechen, ihm sagen, dass er all die Jahre nicht umsonst gewartet hatte, dass sie seine Gefühle noch immer erwiderte, auch jetzt – mit einer neuen menschlichen Seele.
Aber was, wenn sie ihn nicht mehr liebte?
Wenn ihre Gefühle jemand anderem galten?
Er dachte an den Kuss, der sie ihm überhaupt erst zurückgebracht hatte.
Nein, er durfte gar nicht daran denken, dass ihre Liebe einem anderen gehörte und nicht ihm!
Das würde sein Herz nicht überleben.
***
Nur wenige Stunden zuvor blickte ein anderer, junger Mann in ein vollkommen verdrecktes, von blutigen Kratzern durchzogenes Gesicht, umrahmt von dunklen, strähnigen Haaren. Dunkle Augen blickten ihm verwirrt und beinahe verzweifelt entgegen.
Sein Leben war vollkommen aus dem Ruder gelaufen.
Verächtlich spuckte er aus, in das kleine Becken, über dem er versucht hatte sich den Schmutz notdürftig aus dem Gesicht und vom Körper zu waschen.
Erneut fiel sein Blick auf sein Spiegelbild.
So hatte er nie enden wollen. Liebeskrank, vollkommen eingenommen von einer Frau.
Doch sie war nicht irgendeine Frau. Sie war eine der mächtigsten Fairies der Welt.
Ihr Gesicht schwebte so deutlich vor seinen Augen, als stünde er ihr und nicht einem Spiegel gegenüber.
Das ovale, schön geformte Gesicht mit dem leicht gebräunten Teint, den schön geschwungenen Augenbrauen, den langen, dichten Wimpern, den vollen Lippen und den eisblauen Augen, von denen er glaubte, sie könnten in sein Innerstes blicken.
Mit geballter Faust schlug er wütend auf das Porzellan des Waschbeckens.
Jetzt war alles anders.
Die Zeit verging wie im Flug und mit rasenden Schritten näherten wir uns Beltane. Ich dachte oft an Taylor, der wieder komplett von der Bildfläche verschwunden war und ertappte mich manchmal sogar bei dem Gedanken, ob ich mir nicht vielleicht die Begegnung mit ihm an Weihnachten nur eingebildet hatte?
Doch mir blieb nicht viel Zeit, um näher über ihn, sein merkwürdiges Verhalten und Lilas Thesen nachzudenken, denn der Unterricht und die Vorbereitungszirkeleinheiten für Beltane ließen mir kaum Raum für andere Tätigkeiten. Wir trainierten von morgens bis abends unsere Elementarkräfte, büffelten die Geschichte der Fairies, attackierten uns in den Verteidigungszirkeln und übten Schutzzauber. Die Zirkelstunden waren zudem bis auf den späten Nachmittag ausgedehnt worden, sodass ich mir bald vorkam wie eine Maschine, die nichts anderes tat als schlafen, essen, lernen und trainieren.
Eines Abends kehrte ich gerade von einer späten Feuereinheit bei Fancy zurück und entschied mich noch ein wenig an Deck frische Luft zu schnappen, wenigstens für eine halbe Stunde, als ich sie entdeckte. Claire, meine alte Kabinenbewohnerin, saß gedankenverloren in einem großen breiten Korbstuhl und blickte blass und mit ernstem Gesicht auf den Boden. Mit den Händen umklammerte sie eine Tasse mit dampfendem Inhalt.
Ich zögerte, überlegte, ob ich weitergehen oder mich zu ihr setzen sollte. Bei Claire wusste man in der letzten Zeit nicht, wie man sich ihr gegenüber verhalten sollte. Doch sie war immerhin meine alte Freundin, die mir schon so oft geholfen hatte. Also trat ich zögernd neben sie und sprach sie an.
»Claire? – Alles in Ordnung?«
Sie bewegte sich nicht, starrte einfach weiterhin zu Boden. Ich wollte schon erneut ansetzen, da regte sie sich, blinzelte und sah zu mir auf.
Ich erschrak. Sie war nicht einfach nur blass, sie wirkte kalkweiß um die Nase und ihre Augen waren rot und verquollen, als hätte sie stundenlang geweint.
Bestürzt ging ich in die Knie und legte ihr eine Hand auf die Knie.
»Was ist denn passiert?«, fragte ich und sie senkte den Kopf, zuckte kurz mit den Schultern.
Dann rieb sie sich über die Stirn, atmete kurz durch und erwiderte: »Ich schaffe die Schule nicht.«
Ich runzelte die Stirn, überlegte, ob ich ihre Worte wohl richtig verstanden hatte.
»Wie, du schaffst die Schule nicht?«
Sie stieß ein Lachen aus, das mehr wie ein Husten oder Krächzen klang.
»Ich bin bereits durch sämtliche Prüfungen gefallen und das Jahr hat gerade erst begonnen. Und meine Leistungen werden immer schlechter.«
Besorgt setzte ich mich in einen Stuhl neben sie und versuchte ihr Mut zu machen.
»Genau, wie du sagst, das Jahr hat doch gerade erst begonnen. Du kannst das alles wieder aufholen. Du bist doch eine gute Schülerin, Claire, und so eine begabte Fairy!«
Doch sie schüttelte den Kopf.
»Du verstehst das nicht, Sophie. – Ich … ich will einfach nicht mehr.«
Ich stutzte, überlegte erneut.
»Wie du willst nicht mehr? Aber, Claire, du wirst doch jetzt nicht aufgeben? Du stehst so kurz vor dem Abschluss!«
Doch sie schüttelte einfach nur den Kopf und blickte wieder resigniert zu Boden.
»Für mich macht alles keinen Sinn mehr, seit … seit …« Sie brach ab, legte den Kopf in die Hand.
Ich sah sie besorgt an, wollte ihr am liebsten über die blonden, schönen Locken streichen, ihr sagen, dass alles gut würde und sie nur wieder zu sich selbst finden musste, aber hierbei waren bereits die geschulten Fairy-Heiler und Psychiater gescheitert.
»Claire, du wolltest doch immer eine Seekerin werden, so wie Taylor, und jungen, noch ungezeichneten Fairies die Schönheit unserer Welt zeigen. Willst du das denn alles aufgeben?«
Claire rührte sich nicht.
»Was soll dann aus dir werden, wenn du abbrichst?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Viele Fairies, die den Abschluss nicht schaffen, sind trotzdem glücklich. Ich könnte unten in den Boutiquen arbeiten.«
Ich seufzte und zog die Augenbrauen hoch. »Was? Zusammen mit den Seeker-Studentinnen?«
Taylor hatte mir einmal gesagt, dass fast alle Fairy-Studenten, die eine Ausbildung zum Seeker, zur Desideria, zum Defenderre oder sonst einem magischen Beruf begonnen hatten, während den Semesterferien auf den Akademien jobbten, um sich die doch recht teure Weiterbildung leisten zu können. Er selbst hatte das glücklicherweise nicht gemusst, da er als absolutes Ausnahmetalent Jahrgangsbester geworden war und er daher bereits als Akademieabgänger sozusagen im Geld geschwommen war. Noch nie war mir in den Sinn gekommen, dass es auch Schüler gab, die den normalen Abschluss an den Akademien nicht schafften und wie ihre Laufbahn sich dann wohl gestaltete? Natürlich konnte ich mir Claire gut als Verkäuferin in einer der Boutiquen vorstellen, die alte Claire zumindest, gar keine Frage, nur, ob sie auf Dauer in diesem Beruf glücklich wäre?
Claire indessen grübelte über meinen letzten Satz nach und zuckte lustlos die Schultern.
»Ich kann nichts Schlechtes an diesem Beruf finden.«
»Claire, bitte handle nicht unüberlegt«, versuchte ich sie noch einmal zu überreden. »Wirf deine Träume nicht über Bord. Mach die Ausbildung an der Fairytale zu Ende, bewirb dich an einer Seeker-Akademie und dann kannst du ja in den Semesterferien hier in den Boutiquen jobben.«
Doch sie zuckte nur mit den Schultern.
»Du willst doch nur, dass ich an deiner Beltane-Zeremonie dabei bin.«
Ich schluckte eine zornige Bemerkung hinunter, konnte mir einen bissigen Unterton allerdings nicht verkneifen.
»Nein, Claire, das will ich nicht. Ehrlich? Es ist mir sogar mittlerweile herzlich egal, wer dort alles zugegen ist, solange es keine Shuk sind. Aber mir ist nicht egal, wie du dich gehenlässt, nur weil Brian …«
Jetzt war ich zu weit gegangen.
Sie sprang auf. Ihre Tasse fiel ihr aus den Händen und die Scherben verteilten sich um ihre Füße. Sie beachtete es nicht. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und starrte mich wütend an.
»Geh! Geh einfach! Wir haben uns nichts mehr zu sagen!«
Ich schluckte schwer.
Doch ich erwiderte nichts mehr darauf, drehte mich um und ging. An der Glastür, die zu den Aufzügen führte, drehte ich mich noch einmal zu ihr um, nur um zu sehen, dass sie die Scherben melancholisch betrachtete, als wären sie ein magisches Omen und sich dann wieder kraftlos in ihren Sessel fallen ließ.
Ich blieb stehen, überlegte, ob ich zurückgehen und wieder mit ihr reden sollte, schüttelte dann aber traurig den Kopf. Die Wahrheit war, mit Claire konnte man nicht mehr reden. Aus ihrem tiefschwarzen Loch der Trauer konnte sie sich nur noch allein herausziehen. Alle waren bei dem Versuch, ihr zu helfen, gescheitert. Vielleicht musste sie diesen harten Weg gehen, um zu begreifen, dass ihr Leben nicht gemeinsam mit Brian verschwunden war und sie einem Neuanfang einfach nur eine Chance geben musste.
***
»Wir nähern uns mit großen Schritten dem wohl bedeutendsten Moment in Ihrem Leben als Fairy.«
Wir saßen in Ms Ishantis Vorbereitungszirkel für Beltane wie üblich in der Weltraumdimension und lauschten mehr oder weniger gebannt ihrem Vortrag.
»Ausnahmslos alle Fairies erinnern sich an ihre Beltane-Zeremonie, an das Gefühl, wie sich der Körper verwandelt, wie man zu jemand anderem wird.«
Die Lehrerin blickte fast schon träumerisch in den sternenübersäten Himmel und machte einen Moment Pause, in Gedanken wahrscheinlich bei ihrer Verwandlung.
Als sie sich jedoch wieder an ihren Zirkel wandte, war ihre Miene ernst.
»Allerdings kommt danach eine Phase, die für viele von Ihnen sehr anstrengend und mühsam sein wird. Eine Phase, in der sich Ihr Charakter, ja Ihr gesamtes Wesen neu finden muss.«
Erneut folgte eine Pause. Eine fast schon beängstigende, spannungsgeladene Stille legte sich über die Dimension.
»Die Fairy, die in Ihnen erwacht, hat einen ganz eigenen Charakter, ein eigenes Wesen und das wird in Ihren Handlungen und Gefühlen zum Ausdruck kommen, zunächst vollkommen unbewusst und Sie werden denken: Was ist denn heute mit mir los? Habe ich einen schlechten Tag? Aber es ist die Fairy, die Ihr Denken und Handeln beeinflusst. Ihre größte Aufgabe wird fortan sein, aus sich selbst und Ihrer Fairy-Seele eine Einheit zu bilden, mit eigenem Charakter. Daran werden wir in den kommenden Jahren arbeiten, aber Sie alle werden diese Herausforderung meistern, wie schon so viele vor Ihnen.«
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit. Was, wenn meine Fairy eingebildet und egoistisch war und ich diese Eigenschaften von ihr übernahm? Würden sich meine jetzigen Freunde dann von mir abwenden? Und was wäre mit Taylor? Würde er einer veränderten Sophie dieselben Gefühle entgegenbringen wie jetzt? Taylor, immer wieder Taylor!
Ich schüttelte meinen Kopf, um meine wirren Gedanken zu vertreiben.
Ich muss aufhören mich selbst in den Wahnsinn zu spekulieren!, sagte ich mir. Am besten positiv denken und alles in Ruhe abwarten. Vielleicht änderte sich ja auch nichts oder zumindest nicht viel.
Aber es gab noch einen anderen Grund, weshalb wir alle dem Beltane-Fest mittlerweile mit zitternden Knien entgegensahen.
Je näher Beltane rückte, desto schärfer wurden die Sicherheitsvorkehrungen an Bord und umso mehr wurden uns wieder die Geschehnisse von Samhain ins Gedächtnis gerufen, sei es im Fernsehen oder im Unterricht. Mir kam es vor, als wären die Lehrer noch strenger mit uns, noch härter, forderten uns noch mehr, brachten uns an unsere Grenzen. Gerade nach den anstrengenden Einheiten, wie dem Feuerunterricht oder simplem Ausdauertraining war ich oft so am Ende, dass ich mich nach der Schule erst einmal aufs Ohr legen musste, um ein wenig zu verschnaufen. Lila ging es nicht anders.
Sobald man den Fernseher anknipste und auf einen der Fairy-Sender zappte, sah man nur eines: vergangene Berichte über Samhain, meist in Verbindung mit Nachrichtensprechern, die dann seltsame Blicke in die Kamera warfen und die Frage stellten: »Was wird uns an Beltane erwarten?«
Ich war der Meinung, die aufgestockten Seeker- und Defenderre-Armeen würden einen Anschlag schon zu verhindern wissen und die Shuk waren sicher nicht so dämlich schon wieder an einem für uns so ereignisreichen Fest zuzuschlagen, vor allem dann nicht, wenn alle bereits damit rechneten. Nein, die Shuk würden dann angreifen, wenn man es am wenigsten von ihnen erwartete. Außerdem hatten sicher auch sie Verluste hinnehmen müssen und würden sich vielleicht noch einige Monate mehr Zeit lassen, um sich zu sammeln und weiter vorzubereiten.
Was mir Sorgen bereitete, war Lila. Je näher Beltane rückte, umso unruhiger wurde sie, hatte Albträume und lag oft stundenlang wach im Bett, aus Angst, erneut von einem quälenden Traum heimgesucht zu werden. Der Hintergrund war einfach: Sie hatte immer noch die besten Noten von allen, war ein Naturtalent – nicht zu vergessen eine Vierfach-Elementarierin – und das machte sie in ihren eigenen Augen zu dem begehrtesten Ziel der Shuk überhaupt. Nicht umsonst hatten sie vor knapp einem halben Jahr versucht, über einen seltsamen, magischen Drogendealer an sie heranzukommen. Lilas Nerven waren zum Zerreißen gespannt und sie hatte solche Panik. Ich gab mein Bestes, um sie zu beruhigen, ihr Mut zuzusprechen, aber die Träume blieben.
***
Ich schlug die Augen auf. Es war der Morgen des dreißigsten April und ich war aufgeregt wie ein kleines Mädchen. Heute legten wir an Beltana an, der magischen Insel, auf der unsere große Zeremonie noch am selben Abend stattfinden würde. Darauf wartete ich, seit ich gezeichnet worden war. Schon seit Tagen befanden wir uns in einem Gewässer mit milden, fast schon sommerlichen Temperaturen um die fünfundzwanzig Grad und es wurde von Tag zu Tag heißer. Ich hatte die Hoffnung, dass Beltana eventuell eine Tropeninsel mit weißen Sandstränden, tiefgrünen Palmen und aquamarinblauem klaren Meer war. Auf jeden Fall stand die Insel für das Symbol von Wasser und Erde, wie wir in den Zirkeleinheiten gelernt hatten; aber anders als von Samhana, von der man uns sagte, die Insel würde aus einem Vulkan bestehen, wussten wir hier nicht, was genau uns erwartete.
Zu gern hätte ich einen Blick aus dem Fenster geworfen, vielleicht konnte man bereits die Silhouette der Insel erkennen. Doch aus unserer Innenkabine war das schlecht möglich. Alles, was wir sahen, war ein überdimensionales Bild von einem Clownfisch, welches über den Kopfenden unserer Betten hing und uns dämlich anzugrinsen schien. Lila hatte es dort aufgehängt, damit es uns jeden Morgen den Tag erheiterte.
Sie schlief noch und ich ließ ihr die Ruhe. Sie hatte heute Nacht wieder einen Albtraum gehabt, hatte sich unruhig im Bett von links nach rechts gewälzt und war schließlich keuchend und vollkommen verstört aufgewacht. Ich hatte sie zwar beruhigen können, aber an Schlaf war dann die nächste Stunde nicht mehr zu denken gewesen.
Ich fuhr nach oben auf Deck 15 und wollte zur Reling eilen, stoppte dann jedoch. Außer mir hatten wohl noch gefühlte tausend andere Schüler die glorreiche Idee, das Anlegen von oben mit ansehen zu wollen. In mehreren Reihen standen sie vor dem Eisengeländer, dicht an dicht gedrängt – ein Durchkommen nach vorn: unmöglich. Ich seufzte frustriert, ließ die Arme hängen und schlenderte weiter in Richtung Café de Paris. Hier war ich mit meiner Clique selten, da es sich um ein eher edleres Café mit gesalzenen Preisen handelte. Der schwarz-weiß karierte Teppichboden sah immer aus, als wäre er frisch gereinigt, die kleinen runden Tische stets mit silbern glänzenden Tischdecken gedeckt, drum herum die tiefrot gepolsterten, lehnenlosen Sessel. Die einzelnen Sitzgruppen wurden von kunstvollen, verspiegelten und silbern glänzenden Statuen voneinander getrennt, hatten jedoch alle einen wunderschönen Blick aufs offene Meer. Und natürlich war hier ebenfalls die Hölle los. Ausnahmslos alle Tische waren besetzt mit Mädchen und Jungen, die ihre Nase an die Scheiben klebten.
Ich erspähte einen freien Hocker an der Bar und nahm darauf Platz. Eine gefühlte Ewigkeit wurde ich von niemandem beachtet, dann erschien eine junge Kellnerin und fragte mich, ob ich etwas trinken wolle. Ich bestellte einen Kaffee, drehte meinen Hocker um und versuchte an den vielen Köpfen vorbei einen Blick auf die Insel zu erhaschen.
Wenig später kam die Bedienung wieder, stellte die Tasse mit der dampfenden, dunklen Flüssigkeit vor mir ab und warf mir dann einen strahlenden Blick zu.
»Heute dein großer Tag, was?«, fragte sie und wischte vor mir über die glänzende Tischplatte.
Ich nickte seufzend und sie lächelte mich aufmunternd an.
»Schön! Oh, ich erinnere mich noch genau an meine Beltane-Zeremonie! Als das Wasser über meinen Körper lief und die Schmerzen aufhörten, wie ich merkte, dass mein Körper sich veränderte …«
Sie stoppte, als sie mein entgeistertes Gesicht sah.
»Schmerzen?«, fragte ich und spürte, wie meine Gesichtszüge entgleisten.
»Hups«, kicherte sie. »Die heißen Details werden euch ja immer verschwiegen. Ich doofe Plappertante.«
Sie hielt sich die Hand vor den Mund, zwinkerte mir aber zu.
»Ich bin ja der Meinung, ihr Frischlinge solltet ruhig wissen, was da auf euch zukommt, aber … sorry, ich werd' den Lehrern nicht in den Rücken fallen.«
Damit zwinkerte sie mir noch einmal zu und stöckelte davon.
Na prima, wenn ich vorhin noch nicht richtig nervös war, dann aber jetzt.
Blöde Kuh, schoss es mir durch den Kopf, während ich ihr nachblickte. Was hatte sie gesagt? Schmerzen? Kein Lehrer hatte je mit einem Wort erwähnt, dass wir bei der Verwandlung Schmerzen haben würden. Wieder warf ich ihr einen Blick zu, wie sie soeben fünf Fairyjungen, die sich um einen winzigen Tisch dicht aneinanderdrängten, abkassierte. Wahrscheinlich war sie einfach nur frustriert, weil sie womöglich keinen Akademieabschluss erhalten und jetzt hier ihren Unterhalt als Kellnerin verdingen musste. Unwillkürlich dachte ich an Claire. Was, wenn sie auch einmal so enden würde?
***
»Ach, die wollte dich nur verunsichern. Das Wasser, mit dem wir sozusagen getauft werden, ist dazu da, die Schmerzen zu lindern«, erklärte Lila nüchtern, als ich ihr wenig später in unserer Kabine von meinem Gespräch erzählte.
Mir klappte die Kinnlade herunter. »Wie? Du weißt von den Schmerzen? Woher? Haben wir das mal in den Zirkeleinheiten durchgenommen? Ich kann mich gar nicht erinnern.«
Sie schüttelte den Kopf, während sie irgendeine Schönheitscreme in ihr Gesicht einmassierte. »Das weiß ich von Claire.« Sie runzelte kurz die Stirn und fügte dann mit traurigem Unterton hinzu: »Von der alten Claire. In den Einheiten wollen sie uns nicht beunruhigen – blöd, wenn du mich fragst.«
Sie machte eine kleine Pause und klopfte eine weitere Creme unter ihre Augen.
»Und was hat Claire dir genau erzählt und wieso weiß ich nichts davon? Immerhin habe ich einmal mit ihr eine Kabine geteilt?«
Sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, vielleicht hat sich das bei euch einfach nie ergeben. Ich für meinen Teil habe einfach bei ihr nachgefragt, weil ich es genau wissen wollte, was bei der Beltane-Zeremonie passiert.«
»Und was passiert genau?«
Mann, wieso ließ sie sich das alles aus der Nase ziehen? Lila hielt inne, atmete tief ein und aus und sah mich an. Dann zuckte sie entschuldigend mit den Schultern.
»Na ja, ganz genau weiß ich es auch nicht, weil Claire es mir ja eigentlich nicht sagen durfte. Ich weiß nur so viel, dass es wohl auf der Insel so etwas wie ein riesiges Taufbecken gibt, in das wir getaucht werden und wir uns dann verwandeln. Eigentlich sind die Transformationen ja anscheinend richtig schmerzvoll, aber durch dieses besondere Wasser, das die Fairies in den letzten Jahrhunderten entwickelt haben, merkt man nichts davon. Nur am Anfang, wenn's losgeht, wohl so ein Kribbeln.«
Ich sah sie sprachlos an. Wie konnte sie so ruhig und gelassen sein? Gestern und vor allem in der Nacht war sie noch das reinste Nervenbündel gewesen und heute erzählte sie mir in aller Ruhe, dass sie ziemlich genau wusste, was sie erwartete. Mir schwante Böses. Ich legte den Kopf schief und sah Lila prüfend an.
»Hast du was eingenommen?«, fragte ich dann und legte den Kopf schief.
Sie sah mich mit großen Augen an. »Wie kommst du denn da drauf?«
Lila war eine schlechte Schauspielerin. Sie sah mir nicht in die Augen, begann leicht zu zittern und versuchte vom Thema abzulenken. »Hast du Taylor schon gesehen?«
»Lila«, sagte ich mit ruhiger Stimme, aber strengem Unterton. »Hast du was zur Beruhigung genommen?«
Sie schwieg einen Moment und begann dann wie wild ihre Haare zu kämmen.
»Lila!«, wiederholte ich laut.
Sie zuckte zusammen. »Schon möglich«, gab sie dann kleinlaut zu und ich seufzte.
»Was hast du genommen?«
Sie deutete auf ein paar kleine Perlen, die auf ihrem Nachttisch in einer Schale lagen. Auf den ersten Blick hätte man sie für Dekoration handeln können.
»Lila – du solltest es doch besser wissen. Diese Dinger sind gefährlich! Woher hast du die überhaupt? Muss ich dich an Jack'Oh erinnern? Wer weiß, was Fairy-Tabletten mit einer Frisch-Gezeichneten anstellen!«
»Versteh doch, Sophie«, begann Lila und sah mich verzweifelt an. »Ich stehe die Zeremonie sonst nicht durch. Jede Nacht diese Albträume! Was ist, wenn die Shuk auftauchen und mich mitnehmen? Außerdem bin ich allen immer noch ein riesiges Rätsel als Vierfach-Elementarierin. Was, wenn die einen Fehler gemacht haben und ich erwache als Tanian? Es kommt mir immer vor, als starrten mich alle so seltsam an! Vielleicht gehe ich in Flammen auf bei der Zeremonie, wie das eine Mädchen, von dem uns Ms Ishanti mal erzählt hat, du weißt schon, das als Tanian hätte erwachen sollen!«
Ich sah die Angst in ihren Augen, ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
»Ich versteh dich doch«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Ich bin ja selbst auch wahnsinnig nervös.«
»Du? Du hast doch nichts zu befürchten«, stieß sie schniefend hervor und ich spürte Tränen auf meinem T-Shirt. »Du bist mittelmäßig, aus dir wird sicher eine begabte, schöne, ganz normale Fairy.«
Ich lächelte und strich ihr über den Kopf. »Danke – mittelmäßig.«
»Aber es stimmt doch. Du und Oliver und Mike, ihr seid alle mittelmäßig, ihr werdet nicht mit Argusaugen überwacht und beobachtet …«
Da klopfte es an der Tür und Lila hielt inne. Wir sahen einander an, dann ging ich zur Tür und öffnete. Drei große, gut gekleidete Fairies mit tollen Hochsteckfrisuren traten ein und musterten uns lächelnd. Um ihre Augen und auf ihren Wangen lag ein subtiles Funkeln und Glitzern, obwohl ich kein Make-up erkennen konnte.
Auf unsere verwirrten Gesichtsausdrücke hin, stellten sie sich als Rosalie, Marion und Lukaria vor. Sie würden uns helfen uns für die Zeremonie entsprechend in Szene zu setzen. Gott, die hatten wir ja vollkommen vergessen! Ms Ishanti hatte uns erklärt, dass wir an unserem großen Tag von professionellen Fairies eingekleidet und unterstützt werden würden und unser Team machte sich auch gleich an die Arbeit. Uns wurden die Haare gewaschen, geschnitten, die Augenbrauen gezupft, Fingernägel geschnitten, gefeilt, lackiert, ebenso die Fußnägel. Beine, Achseln und sogar die Bikinizone wurden gewachst (diese Schmerzen würde ich wohl so schnell nicht vergessen!) und unsere Körper mit duftenden Ölen eingerieben. Wir hatten erwartet, dass uns diese Leute schminken und übermäßig stylen würden, doch stattdessen ließen sie unsere Gesichter so natürlich wie möglich. Mir wurden nicht einmal die Wimpern getuscht. Der Hintergrund war denkbar einfach.
»Ihr sollt bei der Zeremonie so erscheinen, wie ihr seid. Natürlich, ohne Make-Up und sonstigen Schnickschnack«, erklärte Rosalie und überprüfte mit zusammengezogenen Lippen ihr Werk.
Lila und ich steckten in seltsamen, weißen Roben, die wie die Kutten von Kommunionkindern aussahen. Nur mit dem Unterschied, sie waren blütenweiß, strahlten fast von innen heraus als wäre irgendwo eine brennende Neonröhre versteckt, waren weit ausgeschnitten und hatten sogar eine Art Schleppe.
Ich sah mich prüfend im Spiegel an.
Hm, eine Mischung aus Prinzessin Leia aus Star Wars (wegen des Kleides) und Hermine Granger aus Harry Potter (wegen der Löwenmähne, die wirr mein Gesicht umkräuselte). Dazu trug ich wunderschöne große Lilien im offenen Haar und eine glänzende Perlenkette.
Neben mir drehte und wendete sich Lila. Sie sah ähnlich aus wie ich, ungeschminkt, ein wenig glänzend von dem Körperöl und mit leicht zerzausten, offenen Haaren.
»Weiß ist so gar nicht meine Farbe«, sagte sie mit gerunzelter Stirn und ich grinste.
»Na komm schon, wir müssen los zu den Meditationen. – Außerdem bin ich so gespannt auf die Insel!«
***
Wenig später betraten wir das Festland und standen erst einmal vor einer riesigen, mehrere Meter hohen und sehr massiven Steinmauer, die nur von einem großen hölzernen Tor unterbrochen wurde, welches im Moment offenstand und vor dem sich bereits eine lange Schlange wartender Fairies gebildet hatte.
Hinter uns, in dem kleinen Hafen, lagen wieder die anderen Schiffe der Akademie-Flotte vor Anker und brachten laufend neue Schülerinnen, Fairies und andere, die uns Frisch-Gezeichneten, die wir uns nun durch unsere blütenweißen Roben noch deutlicher von den anderen abzeichneten, neugierig musterten.
Lila deutete nach oben und ich sah auf der Mauer Männer und Frauen patrouillieren.
»Sie haben die Wachen aufgestockt.«
Ich nickte. »Sehr vernünftig.«
»Komm, wir reihen uns da bei den anderen Frisch-Gezeichneten ein«, sagte sie und zog mich am Ärmel hinter sich her.
Die Warteschlangen vor den Toren waren unendlich und ich hatte das Gefühl, als würden wir selbst in unserer Schlange, die bevorzugt behandelt wurde, überhaupt nicht vorankommen. Dazu war es brütend heiß und ich bereute es sehr, keinen Sonnenschirm mitgenommen zu haben. Die Sonne stand hoch am Himmel und kein noch so kleines Wölkchen wollte ihre erbarmungslosen Hitzestrahlen lindern.
Ich tupfte mir zum wiederholten Male den Schweiß von der Stirn.
»Wenn das so weitergeht, ist mein ganzes, glänzendes Körperöl bald weggeschwitzt«, jammerte ich, grinste aber.
»Das wäre zumindest ein Lichtblick«, sagte Lila und grinste zurück. Dabei warf sie einen gequälten Blick auf ihre glänzenden Arme. »Aber mit Sicherheit werden wir vor der Zeremonie noch einmal überprüft! Ah, da sind Oliver und Mike!« Sie hüpfte aufgeregt und winkte den beiden zu, die ein paar Meter vor uns in der Schlange standen.
Wir ernteten aufgebrachte und verärgerte Rufe, vereinzelt wurden wir sogar angerempelt, als wir uns – nachdem uns die beiden zu sich gewunken hatten – auf den Weg nach vorn machten.
»Eigentlich dränge ich mich ja nicht gerne vor«, sagte Lila und warf theatralisch den Kopf in den Nacken (Wie viele von diesen Perlen hatte sie genommen?) »Aber wenn es heißt, ein bisschen in den Schatten zu kommen …«
Sie grinste Oliver breit an, der das Grinsen erwiderte.
Die beiden befanden sich tatsächlich im Schatten, nämlich in dem, den die Mauern und die beiden Tore auf das Kopfsteinpflaster warfen, durch welches vereinzelt Grashalme und Moos wuchsen.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte einen Blick hinter die Tore zu werfen. Alles, was ich jedoch sehen konnte, war grünes, dichtes Gewächs sowie die Köpfe von unzähligen Fairies, die sich ihren Weg hinein in dieses Gestrüpp bahnten.
»Sieht aus wie ein Dschungel«, meinte Mike. »Hörst du das Geschrei? Da drin scheinen wahnsinnig viele Affen und Vögel und sonstige Wildtiere zu leben.«
Seine Aussage beruhigte mich nicht wirklich, brachte mich aber dazu genauer nach vorne zu lauschen. Und tatsächlich, man hörte das wilde Schreien von Äffchen, die wohl durch die Baumwipfel sausten, das Krächzen von Papageien und anderer Vögel, sowie das Schnauben und Stampfen größerer, am Boden lebender Tiere – wobei, Letzteres könnte natürlich auch von den vielen Fairies stammen und ich konnte mir ein kleines Grinsen bei meinem letzten Gedanken nicht verkneifen.
***
Etwa zwei Stunden später – ich konnte mich schon fast nicht mehr auf den Beinen halten – passierten wir endlich über eine sehr intensive Kontrolle die Eingangstore. Defenderre hatten unsere Pruebas auf magische Weise gescannt, unsere Körper zusätzlich abgetastet und erneut gescannt, damit sich keine Shuk in falschen Körpern einschleichen konnten. Das ganze Screening für jeden Einzelnen zog sich gefühlt endlos hin und erklärte nun, warum es am Eingang so schleppend vorwärtsging.
Oliver zog einen grünen Kristall hervor, den uns die Screening-Defenderre ausgehändigt hatten und der uns die gesamte Insel von oben inklusive aller Wege mithilfe einer kleinen Projektion zeigte, wenn man sie im richtigen Winkel ins Sonnenlicht hielt.
Die dicke Steinmauer war um das gesamte Eiland angelegt und wurde nur an einer Stelle durchbrochen, nämlich an den eben durchschrittenen Toren.
Dann folgte in der Tat fast undurchdringbarer Dschungel. Ein kleiner Waldgnom, oder was auch immer das kleine, grauhaarige Männchen an der Wegbiegung darstellte, informierte über gefährliche Insekten (an einer Art Pavillon gab es sämtliche Abwehrkristalle und Schutznetze zu kaufen), wilde Tiere, welche sich jedoch vorwiegend in der Nacht zeigten (ein weiterer Pavillon verkaufte Bücher, die verrieten, wie man sich am besten vor ihnen schützte) und vor den Affen, die mittlerweile wussten, wie man den Fairies Essen und sonstige interessante Dinge wie beispielsweise Schmuck und die wertvollen Datenträgerkristalle von oben klaute (auch hierfür gab es einen Pavillon, der über gewisse geheime Abwehrtricks informierte). Ein breiter Weg, auf dem wir uns momentan befanden, führte jedoch sicher durch das dichte Gestrüpp ins Innere der Insel, wo, laut Karte, die »Quelle der Verwandlung« lag. Wir Frisch-Gezeichneten hätten uns gerne die ganze tropische Insel mit all ihren exotischen Pflanzen, Wasserfällen, Palmen und Lianen angesehen (ich war allein schon von dem bisschen, das ich bisher gesehen hatte, absolut fasziniert), doch wir mussten an einem kleinen Pfad rechts abbiegen, der zu den Meditationsräumen führte.
Diese Räume waren einzelne, orientalisch wirkende Pavillons, erbaut aus weißem Marmor, die über verschlungene und mit bunten Mosaiksteinen ausgelegte Pfade zu erreichen waren. Feine, weiße Seidenvorhänge hingen zwischen den verschnörkelten Säulen und dicker, ebenfalls weißer Stoff bedeckte die nach oben spitz und golden zulaufenden Dächer. Kleine, weiße Kissen luden innen zum Meditieren ein; im Kreis umringten sie eine weiße Säule mit einer Wasserschale, kristallinen Steinen und vielen Räucherstäbchen. Das Summen von Klangschalen erfüllte die Luft und rückte das Schreien der Tiere in den Hintergrund. Es war hier sowieso bei weitem ruhiger als vorne an der Hauptstraße.
Einzelne Lehrkräfte sowie weitere Soldaten waren vor jedem Pavillon postiert und musterten mit strengem Blick jeden Schüler, der den Eingang durchquerte.
Lila und ich traten zu dem Pavillon, vor dem sich Ms Ishanti aufgebaut hatte und uns aufmunternd durchwinkte. Innen nahmen wir auf je einem Kissen Platz und sahen uns erst einmal um. Fast alle Kissen waren bereits mit Schülern besetzt, die wir aus unseren Kursen kannten. Mein Blick fiel auf Tanja, alias Barbie, die mir gegenübersaß und Lila böse anstarrte. Wir wussten nicht, wieso, aber in den letzten Monaten, seit dem Verschwinden ihrer beiden besten Freundinnen (Melody war an Samhain getötet und Susanna von den Shuk verschleppt worden), hatte sie einen regelrechten Hass auf uns und vor allem auf Lila entwickelt. Waren es vorher einfach nur böse Sticheleien, die sie uns an den Kopf geworfen hatte, so waren es jetzt ernst gemeinte, regelrechte Hetztiraden, die sie uns nachschrie.
»Wenn Blicke töten könnten«, flüsterte Lila neben mir und ich nickte, senkte den Blick und betrachtete voller Bewunderung den schönen Boden, in den geschwungene Linien in allen Tönen von Blau, Grün, Violett und vereinzelt Gold und Silber eingearbeitet waren. Nachdem auch die letzten Kissen besetzt waren, unser Zirkel vollständig vertreten war, trat auch Ms Ishanti ein und entzündete die Räucherstäbchen inmitten des Raumes.
»Diese Meditation am bedeutendsten Tages Ihres Lebens als Fairy soll Ihnen bereits vorab helfen, mit sich und Ihrer inneren Fairy in Einklang zu kommen. Sie wird Ihnen helfen, die Aufregung, Nervosität, sowie alle Ängste und Sorgen hinter sich zu lassen, um sich ganz dem zu öffnen, was Sie heute Abend erwartet. Bitte schließen Sie jetzt die Augen.«
Wir taten, wie uns geheißen. Mich eingeschlossen, obwohl ich Angst vor jeglicher Art von Meditation hatte, einfach aus dem Grund, weil ich wusste, dass mein Unterbewusstsein in so einer Situation gerne die Oberhand gewann und ich wieder in einen der gefürchteten Alb- oder Tagträume abdriften könnte. Doch diesmal geschah nichts. Ich konzentrierte mich auf mein Innerstes, ließ meinen Körper entsprechend dem leisen Singsang von Ms Ishanti schwer werden und sank immer tiefer ab in mein Unterbewusstsein.
Wir schaffen alle unsere Herausforderungen, wenn wir nur zusammenhalten. Du musst mir nur vertrauen, sagte da eine Stimme in mir und ich erschrak, aber nicht vor Angst. Die Stimme war schön, hell und rein, wie die eines Engels. Sie hallte in meinem Kopf wider und gab mir Halt und Selbstvertrauen.
So gestärkt erwachte ich aus meiner Meditation und lächelte unwillkürlich. Allgemeines Gekicher erwartete mich, als ich langsam wieder Herr meiner Sinne wurde und blickte in viele Gesichter, die mich erheitert anblickten.
Ich sah zu Lila, die mich ebenfalls anlächelte.
»Was ist?«, fragte ich.
Sie grinste. »Du warst so weggetreten, dass du immer wieder gesagt hast Ja, wir schaffen das! Ja, wir schaffen das – wie ein Roboter. Und dann hast du laut geschnarcht.«
Ich lief rot an und versteckte mein Gesicht in meinen Handflächen. »O Gott – wo ist das Loch, in das ich versinken kann!«
»Schsch – Ruhe bitte!«, tönte Ms Ishantis klare Stimme durch den kleinen Raum und langsam legte sich das Gekicher und Getuschel. »Es ist gut, wenn Sie sich so fallenlassen können, Sophie«, meinte sie aufmunternd zu mir. »Ich bin mir sicher, Sie meistern Ihre Herausforderung mit Bravour.«
Ich sah sie stirnrunzelnd an. Warum Herausforderung? Wir würden doch nur von ein bisschen Wasser beträufelt werden und uns dann verwandeln? Warum sprachen immer alle von Schmerzen und großer Aufgabe und so?
»Weil es nicht einfach darum geht, wunderschön aus der Zeremonie hervorzugehen«, antwortete Lila mir, nachdem Ms Ishanti kurz den Pavillon verlassen hatte, um Erfrischungen für ihre Schüler zu holen und ich die Gelegenheit nutzte, um meiner Freundin diese Fragen zu stellen. »Es geht vielmehr darum, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und sich nicht von den Gefühlen und Empfindungen, die deine Fairy dir aufdrücken will, überwältigen zu lassen.«
»Aufdrücken? Du meinst …«
»Ja«, sagte die harte Stimme unserer Lehrerin hinter uns, die soeben mit einem Tablett voller Gläser zurückkehrte, die alle mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt waren. »Wir haben es bereits mehrmals im Unterricht behandelt, weil es ja genau darum geht, sich zu einer Fairy zu wandeln. Aber besonders heute, an Ihrem großen Tag, möchte ich noch einmal darauf eingehen. Die frisch erweckte Fairy wird versuchen, die Kontrolle über Sie, über Ihre Empfindungen, Gefühle, Reaktionen zu bekommen. Wenn Sie nicht lernen, sich dagegen zu wehren und damit auseinanderzusetzen, werden Sie langsam aber sicher zu einer anderen Person – einer Person, die mehr Ihrer Fairy gleicht als Ihnen. Das muss nicht schlecht sein, wenn die Fairy Ihrer Persönlichkeit gleicht, kann aber zu einem großen Problem werden, wenn Sie sich von Grund auf unterscheiden. Wird beispielsweise eine selbstbewusste, aufbrausende Fairy im Körper eines schüchternen, zurückhaltenden Mädchens wiedergeboren, was denken Sie, wessen Persönlichkeit wird sich wohl durchsetzen?«
Alle schwiegen, da die Antwort klar auf der Hand lag. Ms Ishanti nickte.
»Der Meinung bin ich auch. Das soll Sie aber nicht beunruhigen, eher anspornen. Denn wie ich schon im Unterricht sagte, daran werden wir in den kommenden Jahren bis zum Ende Ihrer Ausbildung arbeiten: aus Ihnen und Ihrer Fairy ein neues Wesen mit individuellem Charakter und einzigartigen Fähigkeiten zu formen. Sie können sich vollkommen auf den heutigen Abend einlassen und sich vor allem eines: freuen! Und damit sind wir schon bei meinem eigentlichen Punkt: dem Ablauf.«
Sie begann die Wassergläser zu verteilen.
»Wir werden uns hier treffen, zum Einbruch der Dämmerung um 18:00 Uhr. Dann werden wir – nach Akademien unterteilt – mit Fackeln zur Quelle gehen, an der ich und einige andere Schulleiter ein paar Willkommensworte sprechen werden. Anschließend …«
»Verzeihen Sie, Ms Ishanti«, wurde die Lehrerin von einer kleinen, zierlichen Frisch-Gezeichneten unterbrochen, die in einer der Ecken saß und ihren dünnen Finger hob.
»Ja?« Ms Ishanti zog die Augenbrauen hoch.
»Ich bin eigentlich von der MS Arkadia und erst seit Samhain hier auf der Fairytale. Mit welcher Schule muss ich einlaufen?«
Ms Ishanti lächelte. »Mit deiner aktuellen Akademie, der MS Fairytale. Wie ich schon sagte, an der Quelle werde ich einige Willkommensworte sprechen. Danach werden die zwölf Zeremonienmeister eintreffen, die eure Verwandlung genauestens überwachen werden. Anschließend werden auch die Urfairies erscheinen. Die Präsidentin befindet sich bereits an der Quelle, denn sie wird noch vor unserer Ankunft Begrüßungsworte an das Publikum richten.«
Sie machte eine kleine Pause.
»Tja und dann beginnen die Taufen, schön geordnet nach den Akademien. Jede einzelne von Ihnen wird nach vorne treten, von den Zeremonienmeistern mit dem magischen Wasser benetzt, damit die Verwandlung beginnen kann. Sobald diese abgeschlossen ist, werden Sie von einem der bereitstehenden Seeker in einen separaten Bereich gebracht, in dem Sie sich erst einmal mit eurem neuen Körper und den neuen Empfindungen vertraut machen können. – Noch Fragen?«
Mein Gehirn war wie leergefegt durch das simple Wort »Seeker« und alle Gedanken, die mir vorher durch den Kopf geschossen waren, schienen einfach verpufft zu sein. Stattdessen drehten sie sich jetzt um nur einen Gedanken, würde Taylor mich nach der Verwandlung abholen? In meinem Bauch flatterten tausend Schmetterlinge, überall kribbelte es und mein Herz galoppierte. Es könnte natürlich auch sein, dass Frankie mich besuchen kam. Bei dem Gedanken an ihn machte sich ein drückendes Gefühl in mir breit. Ich hatte seit unserem Telefonat nach Samhain nichts mehr von ihm gehört. Gerne hätte ich ihm eine Nachricht zukommen lassen, wusste aber nicht, wo genau er sich befand. Inständig hoffte ich ihn heute Abend zu sehen, mit ihm über ein freudiges Ereignis, meine Verwandlung, sprechen zu können. Vielleicht half ihm das und er konnte die Trauer um Natascha und sein ungeborenes Kind für einen kurzen Augenblick vergessen?
Nur am Rande bekam ich mit, wie meine Klassenkameradinnen ihre Fragen an Ms Ishanti stellten, wie diese geduldig alle beantwortete, dann die Meditation und Vorbereitungszeremonie für beendet erklärte und uns mit den Worten »Viel Erfolg« wieder in den Dschungel entließ.
Als ich neben Lila aus dem Pavillon trat – stießen wir mit Tanja zusammen, die einen anderen Ausgang genommen hatte und sich uns nun von rechts näherte.
»Mann, pass doch auf«, murmelte Lila und rieb sich den Ellenbogen. Dann erst bemerkte sie, mit wem sie da zusammengestoßen war.
»Na, Fliederhackfresse«, sagte Tanja zwischen zusammengebissenen Zähnen und bitterbösem Gesichtsausdruck. »Schon nervös?«
»Nein«, entgegnete Lila mit fester Stimme, sah jedoch bei weitem nicht so selbstsicher aus, wie sie sich gab.
»An deiner Stelle würde ich mir in die Hosen machen«, gab Tanja höhnisch zurück. »In ein paar Stunden werden sie erkennen, dass Tanian in dir steckt und du wirst in Flammen aufgehen oder noch besser, du wirst gleich an Ort und Stelle auf einem Scheiterhaufen verbrannt!«
Sie lachte böse und starrte Lila unverwandt giftig an.
»Pass du bloß lieber auf, als wer du erwachst!«, fuhr ich sie an, packte Lila und zerrte sie hinter mir her.
»Ich weiß nicht, was in diese blöde Nuss gefahren ist, aber …«
»Ich denke, sie ist eifersüchtig«, unterbrach mich Lila mit nachdenklicher, leiser Stimme.
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Wie? Was?«, fragte ich dann entsetzt.
»Na ja.« Lila zuckte mit den Schultern und wir bogen auf den großen Weg ein, der laut Karte zur Arena der Quelle führte. »Sie hat all ihre Freundinnen an Samhain verloren. Und wir haben noch uns beide.«
»Ja, aber wir haben auch Verluste hinnehmen müssen! Natascha zum Beispiel! Und wir haben Ralph verloren!« Ich wurde ungewollt etwas lauter.
»Ja schon und das ist vielleicht noch viel schlimmer für sie. Ich denke …«
»Was denkst du?«
»Ich denke, sie könnte vielleicht ernsthaftes Interesse an Ralph gehabt haben und nun ist auch er …« Sie brach ab, schluckte und sah zu Boden.
Ich seufzte, atmete einmal tief durch und legte den Arm um sie. Gemeinsam dachten wir an unseren Freund. Was wohl aus ihm geworden war? Ob er noch lebte? Oder schon tot war? Und was war wohl besser für ihn?
»Ach herrje, wir haben ja gleich halb sechs!«, stieß ich aus, als ich zufällig einen Blick auf Lilas kleine, schmale Armbanduhr warf und wischte mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. »Sagtest du nicht, die wollten nochmal sehen, ob wir uns nach dem Ölbad von heute Morgen groß verändert haben?«
»Hm.« Lila kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Keine Ahnung.«
Wir lächelten uns an.
»Wie seh' ich aus?«, fragten wir dann wie aus einem Mund.
»Ganz passabel«, neckte Lila mich und ich gab ihr einen freundschaftlichen Klaps.
»Im Ernst!«, warnte ich sie.
»Gut natürlich, was dachtest du denn. Und ich?«
»Herrlich lila und violett, mit Ausnahme von deiner weißen Robe natürlich«, gab ich wahrheitsgetreu zurück.
Sie seufzte. »Na ja, ich bin ja schon froh, dass sie meine Haare einigermaßen in Ruhe gelassen haben und mir lila Blumen ins Haar gesteckt haben. Das ist schon was, angesichts von diesem blass-machenden, schrecklichen Weiß.«
Sie zupfte an ihrer Kutte herum und ich lachte
»Wollen wir uns die Quelle genauer ansehen?«
Ich nickte, hakte mich bei ihr unter und gemeinsam wollten wir uns gerade unter die Menge mischen, die ins Innere der Insel strömte, der Quelle der Verwandlung entgegen. Doch wir kamen nicht sehr weit. Ms Ishanti hielt uns zurück, neben ihr standen unsere Rosalie, Marion und Lukaria, die Bürsten und Kämme bereits mit euphorischem Lächeln in den Händen haltend. Wir seufzten. Dann würden wir die Quelle doch erst bei der Zeremonie zum ersten Mal sehen.
***
Um Punkt 18:00 Uhr abends versammelten wir uns wieder gemeinsam mit den anderen Frisch-Gezeichneten bei den Meditationspavillons und die Aufregung war bereits jetzt fast mit Händen zu greifen. Überall wurde erregt getuschelt, wild gestikuliert, nervös gelacht.
Ich merkte, wie ich zitterte und verspürte ein aufgeregtes Kribbeln in meiner Magengegend. Lila neben mir hielt sich an meinem Unterarm fest und ich merkte, wie schwitzig ihre Handflächen waren.
»Es wird alles gut«, sagte ich beruhigend zu ihr.
Sie nickte, meinte dann jedoch mit zusammengebissenen Lippen: »Und was, wenn nicht? Was, wenn ich vielleicht doch Tanian bin?«
Ich umarmte sie. »Dann bist du immer noch meine Freundin. Keine Ahnung, vielleicht brennen wir in einem Schlauchboot zusammen durch! Was weiß ich! Eines weiß ich sicher, ich bin und bleibe deine Freundin – egal, wer wir nach der Zeremonie sind!«
Sie lächelte und wischte sich eine kleine Träne aus dem Gesicht.
»Danke dir.«
»So«, nickte ich. »Aber jetzt sollten wir uns freuen. Schließlich haben wir den größten Abend in unserer gesamten Fairy-Geschichte vor uns! Was meinst du, was die Jungen für Augen machen werden, wenn sie uns verwandelt wiedersehen! Ich bin schon so gespannt, wie meine Fairy sein wird, was für ein Wesen sie ist!«
Da erschien Ms Ishanti in einer umwerfend schönen, blutroten Robe. Ihre langen, dunkelbraunen Locken fielen in weichen Wellen über ihren Rücken und eine lange Perlenkette legte sich in Kreisen um ihren schlanken Hals.
»Ich bitte um Ruhe«, sagte sie und winkte mit ihren rot behandschuhten Händen. »Ich hoffe, Sie sind alle soweit. Ich möchte Sie bitten, sich gemäß den Akademien in Zweierreihen hinter den Lehrkräften aufzustellen und abzuwarten, bis jeder von Ihnen eine magische Fackel in den Händen hält. Dann gehen wir gemeinsam in gleichmäßigem Tempo zur Quelle. Dort sind in den ersten Reihen Plätze für Sie reserviert, ebenfalls wieder nach Akademien unterteilt.«
Fremde Lehrer begannen brennende, blau leuchtende Fackeln auszuteilen und Lila und ich stellten uns nebeneinander auf, links und rechts von uns jeweils eines der brennenden Feuer haltend.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis alle Schüler und Schülerinnen mit Fackeln ausgestattet waren und sich der Zug langsam in Bewegung setzte. Ich konnte es kaum mehr erwarten, endlich die magische Quelle zu sehen.
Im schummrigen Licht der wilden Bäume des Urwalds erreichten wir bald ein weiteres, großes Tor, dessen dicke Flügel weit geöffnet waren und einen breiten, gepflasterten und seltsam leuchtenden Weg frei gab, der in eine nach unten abfallende, ovale Senke führte. Als die vordersten Schüler den Eingang betraten, ertönte eine wunderschöne Melodie und die Geschwindigkeit passte sich den langsamen Paukenschlägen und imposanten Klängen des Liedes an.
Als Lila und ich an der Reihe waren und das Tor passierten, sah ich, dass der breite Weg, der hinab in die ovale Senke führte, mit bunten Mosaiksteinen in sämtlichen Blau- und Grüntönen gepflastert war, die im matten Schein der Fackeln glitzerten und glänzten. Von allen Richtungen schossen Wasserfälle in die Tiefe und ließen dazwischen Platz für die unzähligen Balkone und Emporen auf denen die Zuschauer heftig applaudierten. Es mussten mindestens zwanzig Wasserfälle sein, die hier glitzernd nach unten stürzten.
Schüchtern sah ich mich um, während wir den anderen den langsam und stetig abfallenden und teilweise von schmalen Stufen durchbrochenen Weg hinabfolgten und kam aus dem Staunen nicht heraus. Es war eine gigantische Arena, die vor mir in der Tiefe lag! Ich konnte das schiere Ausmaß kaum überblicken. In endlosen, halbrunden Reihen erstreckten sich nun knapp unter den Balkonen Sitzreihen über Sitzreihen aneinander, die alle nach unten abfielen und sich um das Zentrum reihten: einen großen, blau schillernden See, in den kleine Bäche mündeten, die von den Wasserfällen herrührten. In der Mitte des Sees befand sich ein großer Felsen, über den sich in alle vier Himmelsrichtungen Wasser ergoss, welches wohl vom See selbst in der Mitte des Felsens aufzusteigen schien, nur um dann plätschernd zurückzufallen und die ganze Arena in blaues Licht zu tauchen, welches flackernd von der Wasseroberfläche zurückgeworfen wurde und auf den Gesichtern der Zuschauer und allen Wänden tanzte.
Eine gefühlte halbe Ewigkeit später erreichten wir endlich die vordersten Sitzreihen am Ufer des kleinen Sees und ließen uns dort auf die mit blauem Samt bezogenen Stühle nieder, die mit großen, silbern verzierten Schildern mit der Aufschrift »MS Fairytale« versehen waren. Nachdem auch die letzten Schüler in ihren weißen Roben Platz genommen hatten, schritt Ms Ishanti nach vorne zu einem Rednerpult, das sich hinter einem großen Felsen versteckt hielt. Ein grelles Licht wie von einem Scheinwerfer leuchtete über ihr auf und ihr Bild erschien auf mehreren überdimensionalen Spiegel, die überall in der Arena mehrere Meter über dem Erdboden schwebten.
»Meine lieben Fairies, Lehrkräfte und vor allem liebe Frisch-Gezeichnete. Heute ist euer großer Tag, eure Zeremonie. Nach diesem Abend wird nichts mehr in eurem Leben so sein, wie es einmal war. Ihr werdet im Körper einer fremden Frau oder eines fremden Mannes erwachen, mit fremden Gefühlen, fremden Erinnerungen – und doch gemischt mit euren eigenen. Aber ich möchte mich nicht mit den Schulinhalten der vergangenen Wochen und Monate aufhalten. Diese Worte habt ihr sicher bereits zur Genüge von euren Lehrkräften gehört, die euch auf eben diese, heutige Zeremonie vorbereitet haben. Stattdessen möchte ich euch nun bitten, die Fairies herzlich in unserer Mitte willkommen zu heißen, die die Verwandlung unserer jungen Schützlinge überwachen werden, begrüßen Sie mit mir die zwölf Zeremonienmeister!«