Das Aktionstablett-Buch
Intuitive Tabletts zum Entdecken, Spielen & Erforschen (1–6 Jahre)
Tamara Karas
Copyright © 2020 Tamara Karas
Alle Rechte vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Was ist ein Aktionstablett
2. Der Ursprung der Montessori-Pädagogik
2.1 Die Montessori-Pädagogik
2.2 Die besonderen Montessori-Materialien
3. Die Sinne nutzen
3.1 Die Sinne richtig ansprechen
3.2 Die Unterscheidung der Sinne
4. Lerntabletts nach Montessori
4.1 Das Aktionstablett möglichst effektiv nutzen
4.2 Arten und Modelle von Tabletts
4.3 Modelle zur Förderung der mathematischen Grundkenntnisse
4.3.1 Tabletts zum Abwiegen
4.3.1.1 Das Tablett mit Balkenwaage
4.3.2 Tabletts zum Üben einfacher geometrischer Grundformen
4.3.2.1 Das Formen-und-Farben-Tablett
4.3.2.2 Das Wattestäbchentablett
4.3.3 Tabletts zur Förderung der räumlichen Vorstellungskraft und Orientierung
4.3.3.1 Das Türen-Tablett
4.3.3.2 Das Lego-Figuren-Tablett
4.3.4 Tabletts, um Zahlen und Zählen zu üben
4.3.4.1 Das Schütt-Tablett
4.3.4.2 Das Klammerkartentablett
4.3.5 Tabletts, um die Zeit besser zu verstehen
4.3.5.1 Das „Uhren-Tablett“
4.4 Aktionstabletts zum Sortieren, Klassifizieren und Ordnen
4.4.1 Das Sortiertablett Farben
4.4.2 Farben und Formen sortieren
4.4.3 Das Wäscheklammer-Tablett
4.4.4 Das Malertablett
4.4.5 Das Nudeltablett
4.4.6 Das Körperteile-Tablett
4.4.7 Das Sortiertablett Natur
4.5 Modelle zur Förderung der Feinmotorik
4.5.1 Das Ringetablett
4.5.2 Das Paustablett
4.5.3 Der gefräßige Tennisball
4.5.4 Das Linientablett
4.5.5 Das Faden-Perlen-Tablett
4.5.6 Das Fadenkreuz im Wäschekorb
4.6 Modelle zur Förderung der Sprache
4.6.1 Das Sternetablett
4.6.2 Das Seifenblasentablett
4.6.3 Das Tierkartentablett
4.6.4 Das Formentablett
4.6.5 Das Buchstabentablett
4.6.6 Das Reimtablett
4.7 Aktionstabletts mit Sinnesmaterial
4.7.1 Das Lockenwicklertablett
4.7.2 Die Klettdose
4.7.3 Das Schraubdosentablett
4.7.4 Das Tasttablett
4.7.5 Das Knettablett
4.7.6 Das Waschtablett
4.8 Tabletts mit kosmischem Material
4.8.1 In der Dose verstecken
4.8.2 Das Tierkinder-Aktionstablett
4.8.3 Das Lebenszyklustablett
4.8.4 Das Magnettablett
4.8.5 Das Strandtablett
4.8.6 Das Aktionstablett Getreide
4.9 Aktionstabletts selbst gestalten
4.9.1 Modell „Buntes Nuss-Tablett“
4.9.2 Das Schraubentablett
4.10 Interessen des eigenen Kindes richtig beobachten
4.11 Welches Material eignet sich
5. Literatur
Vorwort
In der heutigen Zeit wird uns vieles von Computern und Maschinen abgenommen. Schweres heben, genaues Arbeiten und eine Sammlung von schier endlosen Informationen sind nur wenige Dinge, die wir getrost auslagern können. Unser Leben ist angenehm, da all die Aufgaben, die wir ungern oder nicht machen wollen, auch von den kleinen technischen Helferlein erledigt werden können. Wer ein Problem hat, überlegt nicht mehr lange, wie man es lösen kann. Warum soll man denn seinen Kopf anstrengen, wenn man Google „fragen“ kann? Aber es geht noch extremer, so ist es auch bestimmt angenehm, wenn einem der Kühlschrank eine Nachricht schickt, dass man noch Milch kaufen soll, oder diese gegebenenfalls selbstständig bei einem Lieferanten nachbestellt und dann frei Haus geliefert wird.
Aber genau das ist das Problem, wir werden immer bequemer und lassen uns Dinge abnehmen, die wir eigentlich selbst können.
Unsere Kinder imitieren uns. Sie schauen sich genau an, wie macht Mama das? Was tut Papa da? Aber was ist, wenn Mama und Papa eben nicht mehr ihren eigenen Kopf anstrengen, sondern sich einfach ein Tutorial auf YouTube ansehen? Wie sollen Kinder dann lernen, sich selbst Gedanken zu machen und alleine eine Lösung zu finden? Wie sollen sie selbstbestimmte Erwachsene werden, wenn sie nicht von klein auf lernen sich selbst anzustrengen und zu bemühen?
Diese elementaren Fähigkeiten gehen dann einfach verloren, wo sie doch für ihre Zukunft so wichtig sind.
Diesen Trend kann man heute leider immer mehr beobachten. Gerade deshalb sind Aktionstabletts heute wichtiger als jemals zuvor.
Unsere Kinder in ihrer Entwicklung zu beobachten, jeden ihrer Schritte wertzuschätzen und sie dabei unterstützend zu begleiten, ihre jeweiligen Bedürfnisse und Interessen anzunehmen und zu selektieren – darauf basiert die Aufgabe der Eltern. Ihnen eine Umgebung zu schaffen, in der sie selbstständig mit ihren Materialien und Spielsachen agieren dürfen ohne Intervention der Eltern. Spielen und lernen nach ihren eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten und entsprechend der jeweiligen Interessen. Eine solche Umgebung bietet die optimalen Voraussetzungen für die individuelle Entwicklung des Kindes und damit auch für ein sinnvolles Lernen.
Doch wie kann man – wie kannst du das im Alltag, der oft mit Stress und Hektik verbunden ist, mit wenig Aufwand schaffen?
Eine mögliche Antwort darauf ist die besondere Pädagogik von Maria Montessori. Ihre von Individualität geprägte Sichtweise handelt immer nach ihrem Leitspruch: „Hilf mir, es selbst zu tun“.
1. Was ist ein Aktionstablett
Fühlen, tasten, sortieren, ordnen, auffüllen sind nur einige Dinge, die Kinder mit ihren Tabletts erleben werden. Sie können ihre Erfahrungen mit verschiedenen Materialien machen und dabei nicht nur den Umgang damit lernen, sondern vielmehr auch die damit zusammenhängende Aufgabe lösen.
Ein Aktionstablett unterstützt ein Kind dabei, viele seiner wichtigen Fähigkeiten zu erkunden, zu erlernen und nicht zuletzt zu erweitern. Diese sind vor allem:
• die Förderung der Motorik
• die Erweiterung der Sprachkompetenz
• das Verständnis für Mathematik, Physik, Farbenlehre
• die Entwicklung eines Selbstkonzeptes, was Kinder alleine können und auf was sie Einfluss ausüben
• die Entscheidungen können selbstständig getroffen werden
• das nötige Lernen, um Probleme selbst zu bewältigen
• die Förderung der Phantasie
• die Freude an Bewegung
• die spielerische Förderung der Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer
• das Lernen, sich gezielt mit Dingen zu beschäftigen
• das Lernen, wie Alltagsgegenstände gezielt richtig genutzt werden
• Übungen für das praktische Leben
• ein Verständnis für die Nachhaltigkeit von Materialien entwickeln
• den Erfolg der eigenen Arbeit erleben
Jedes Kind soll sich als eigenständiges Individuum erleben und seine Selbstwirksamkeit erfahren. Das und vieles mehr soll möglichst natürlich in den Alltag integriert werden, denn dort warten unaufhörlich neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Gerade deshalb benötigt jedes Kind ungestört Zeit und Raum, um sich mit den Gegebenheiten seiner Umwelt auseinanderzusetzen.
Kurz gesagt: Aktionstabletts sollen Kindern selbstbestimmtes Lernen ermöglichen und ihre Kenntnisse natürlich erweitern.
Dabei werden ganz gewöhnliche Alltagsgegenstände dazu verwendet, um den Kindern auf immer ungewöhnliche und interessante Art und Weise Neues beizubringen.
Ein Tablett beinhaltet immer mindestens eine besondere Aktivität mit den jeweils dazugehörigen Materialien.
Diese sind aus dem Alltag der Kinder herausgegriffen und sie haben nun die Möglichkeit, sich ganz intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Das Essentielle dabei ist jedoch, dass die Aufgaben immer selbsterklärend sein müssen.
Die ganz natürliche Freude daran, ständig Neues zu entdecken, wird dabei gefördert. Dazu ist es wichtig, dass die Kinder alleine und selbstständig mit dem Material hantieren dürfen und es so auch erfahren können.
Damit ist gemeint, dass die Tabletts auf mehrere Sinne einwirken. Deshalb trainieren sie sowohl die Fähigkeiten als auch die verschiedenen Fertigkeiten im Umgang mit Materialien.
Um dies zu gewährleisten, ist jedoch eines ganz elementar: der Beobachter! Damit ein Aktionstablett auch die Konzentration steigern oder mathematische Grundkenntnisse vermitteln kann, ist eine wohl überlegte Vorarbeit nötig.
Eltern, Erzieher, Pädagogen müssen die Kinder zuvor genau beobachten. Was macht ihnen Spaß? Was weckt ihr Interesse? Welche Neigungen haben sie von sich aus entwickelt? Mit welchen Herausforderungen kann man sie konfrontieren und auch locken?
Erst wenn all diese Fragen geklärt sind, kann man sich Gedanken über das „Wie“ machen.