Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Impressum

© eBook: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

BLV ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Cornelia Nunn

Lektorat: Corinna Steffl

Korrektorat: Andrea Lazarovici

Bildredaktion: Esther Herr; Petra Ender und Natascha Klebl (Cover)

Covergestaltung: kral&kral design

eBook-Herstellung: Lea Stroetmann

ISBN 978-3-96747-073-4

1. Auflage 2022

Bildnachweis

Coverabbildung: Evi Pelzer

Illustrationen: Paula Polak, Gisela Rütger, Shutterstock

Fotos: Adobe Foto Stock, Alamy Stock Foto/Andrew Mayovskyy, /Ros Crosland, /Selfwood, /Zoonar GmbH, Elke Borkowski/gardenpicturestock, Eggert Baumschulen, Flora Press/BIOSPHOTO/Andre Simon, /BIOSPHOTO/Yann Avril, /gartenfoto.at, /Otmar Diez, GAP Photos, /Fiona Lea, /Howard Rice, /Jonathan Buckley, /Martin Hughes-Jones, /Pernilla Bergdahl, /Robert Mabic, Johannes Hloch, Johannes Hloch/Gartenplanung, Markus Kumpfmüller, iStockphoto, mauritius images/Caroline Brinkmann/imageBROKER, /Christian Hütter/imageBROKER, /McPHOTO/Alf Jacob Nilsen, /nature picture library/Alex Hyde, /nature picture library/Jussi Murtosaari, /nature picture library/Phillippe Clement, /Westend61/Maya Claussen, Evi Pelzer, Helene Polak, Paula Polak, Peter Raider, Shutterstock, Corinna Steffl, Friedrich Strauss, Martin Staffler

Syndication: www.seasons.agency

GuU 47-073 02_2022_02

Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Weder Autorin noch Verlag können jedoch für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Vorwort

Vielen Dank, dass Sie zu diesem Buch gegriffen haben!

Ich freue mich aus zwei Gründen darüber, einem egoistischen und einem altruistischen.

Ich danke Ihnen, weil Sie offenbar Interesse an meiner Arbeit haben und mir mit Ihrem Buchkauf ermöglichen, weiter das zu tun, was mir am meisten Spaß macht: mich in der Natur und in naturnahen Freiräumen bewegen, Wildpflanzen und Tiere fotografieren, schöne Pläne zeichnen und meine Erkenntnisse und Ideen in Worte fassen. Das ist der egoistische Grund.

Der altruistische ist, dass ich mit meiner Arbeit die Welt retten will. Na ja, vielleicht nicht retten, aber sie zumindest ein Stückchen besser machen. Ich möchte Menschen Freude bereiten und meinen Beitrag gegen das Artensterben leisten. Nicht nur, indem ich meinen eigenen Garten naturnah gestalte und Naturgärten plane, sondern auch, indem ich mich an interessierte Personen, also an Sie, wende und Ihnen dabei helfe, Ihr eigenes Umfeld positiv für Mensch, Tier und Pflanze zu gestalten.

Wir Privatleute sind viele, wir haben im Grunde viel Macht, unsere Welt mitzugestalten. Das beginnt beim Konsum, wenn wir uns für Bioprodukte entscheiden, den Fleischkonsum einschränken, regionale und saisonale Produkte bevorzugen, weniger, dafür aber langlebige und fair produzierte Kleidung, Handys, Kühlschränke usw. kaufen. Es geht weiter mit der Mobilität, indem wir Fahrten hinterfragen, Termine zusammenlegen oder online erledigen, indem wir uns überwiegend zu Fuß, mit dem Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen und weniger und klimabewusster reisen. Die Zeiten der Wochenend-Flugreisen sind, so hoffe ich, endgültig vorbei; Wenn schon Flugreisen, dann seltener, dafür mit längerem Aufenthalt vor Ort und CO2-Kompensationszahlung.

Wir können unsere demokratischen Rechte nutzen und Parteien wählen, die sich am meisten für Mensch und Natur einsetzen, wir können Volksbegehren und Petitionen unterschreiben und uns engagieren. Wir leben in reichen, demokratischen Ländern, wir sind nicht machtlos.

„Niemand ist eine Insel“: Dieses Zitat, von John Donne bereits an der Wende zum 17. Jahrhundert verfasst, ist in Zeiten der Globalisierung von besonderer Aktualität. Nicht nur ist jeder Mensch mit dem Rest der Menschheit eng verwoben, sondern mit der gesamten Welt. Die Erosion der Böden gerodeter Regenwälder trifft uns ebenso wie ertrinkende Eisbären oder der Rückgang von spezialisierten Pflanzen wie dem Edelweiß, weil durch die Erderwärmung die Baumgrenze immer höher wandert. Diese deprimierende Liste könnte man endlos fortführen, aber es ist produktiver, stattdessen den eigenen Alltag, die eigene Umgebung „lebensfreundlich” zu gestalten.

Und damit kommen wir endlich zum Thema des Buches. Wir gestalten Naturgärten nicht nur, weil wir damit die Welt retten wollen, sondern auch, weil wir uns selbst mit Leben umgeben wollen. Wir wollen Schmetterlingen beim Tanzen zusehen, dem Amselgesang lauschen und im weichen, chemiefreien Wasser des Schwimmteichs planschen. Wir GartenbesitzerInnen sind privilegiert, wir können im Alltag genießen, was einen Urlaub so schön macht: lebendige Natur.

Paula Polak

Der Naturgarten

Der Begriff „Naturgarten” wird oft unterschiedlich verstanden. Von Wildnis oder Chaos bis hin zu lebendiger Artenvielfalt ist alles dabei. In diesem Kapitel erfahren Sie etwas über den Sinn und die Kriterien eines Naturgartens, wie es dem aktuellen Wissensstand entspricht.

Selektives Jäten heißt die Devise, denn manchmal sind unter den ungebetenen Gästen sogar künftige Lieblinge. Gift ist auf jeden Fall keines nötig.

Der torf- und giftfreie Garten

Torf ist chemisch und physikalisch quasi inert und deshalb noch immer Bestandteil vieler Erdmischungen, die man auch sackweise kaufen kann. Allerdings wird Torf in Mooren abgebaut und diese sind ganz spezielle Lebensräume. Torfboden wächst unter dem Einfluss von Regen- oder Grundwasser nur einen Millimeter pro Jahr. Das bedeutet, ein Moorboden, der einen Meter tief ist, hat 1 000 Jahre gebraucht, um diese Mächtigkeit zu erreichen. In diesen Böden sind kaum Mineralstoffe und fast kein Kalk enthalten, deshalb bilden sich darauf spezialisierte Pflanzengesellschaften heraus, zu denen zum Beispiel das Wollgras (Eriophorum angustifolium) oder der fliegenfangende Sonnentau (Drosera spec.) gehören. Ein Moor erfüllt auch Ökosystemleistungen, die uns Menschen nützen: Es speichert Regenwasser und gibt es zeitverzögert ab, es schützt uns so vor Überschwemmungen und wirkt in Trockenzeiten ausgleichend. Moore binden Schadstoffe und, ganz wichtig, sind Weltspitze im Speichern von CO2, sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Trotzdem werden noch rund 10 Millionen m³ Torf in Deutschland pro Jahr verwendet. Der Abbau intakter Moore ist zwar seit den 1980er-Jahren verboten, abgebaut wird Torf aber noch auf bereits landwirtschaftlich genutzten Flächen. Ein Gutteil wird aus Osteuropa importiert, somit werden dort intakte Moore zerstört. 60 Prozent der Menge benötigt der Erwerbsgartenbau, 20 Prozent wandert in Erden für Hobbygärtner. Das muss so nicht sein, denn im Handel sind problemlos torffreie Erden erhältlich.

Das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) hat sich auf Moorstandorte spezialisiert. Lassen wir das Moor in Ruhe und nutzen besser torffreie Erde.

Gift im Garten schadet auch uns selbst

Ein vielfältig bepflanzter Garten zieht Insekten an, wie der buchstäbliche Honig die Fliegen. Werden im gleichen Garten aber Gifte eingesetzt, etwa Unkrautvernichter gegen Fugenvegetation oder Insektizide im Gemüsegarten, so vertreiben wir damit die Tiere, die wir selbst eingeladen haben. Insektizide sollten sich zwar eigentlich gegen Insekten richten, die uns schaden, also etwa den Apfelwickler, vernichten aber auch Nützlinge, wie z. B. den Marienkäfer. Dabei gibt es zahlreiche biologische Hilfen wie ein nützlingsfreundlicher Garten, aber auch Pheromone, Viren oder Nematoden, die genau auf einen bestimmten Schädling abzielen. Totalherbizide wie Glyphosat, Hauptbestandteil des Herbizid-Bestsellers „Round-up” von Monsanto, zerstören eigentlich Pflanzen, schwächen aber bei Blütenbesuchern die Darmflora, das konnte eine Studie der Universität von Texas zeigen. Im Naturgarten verfolgen wir deshalb eine „No Gift at all“-Politik. Gift ist bei zum Standort passenden Pflanzen und einem artenreichen Tierleben auch gar nicht nötig. Pestizide jedweder Art sind neben Lebensraumverlust, Überdüngung, Bodenversiegelung, Verkehr und Klimakrise nur ein Bestandteil des Insektenvernichtungskatalogs des Menschen. Laut der Krefelder Studie wurde bei den Untersuchungen in 63 deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 ein Rückgang von fast 80 Prozent der Fluginsekten-Biomasse festgestellt. Es muss uns bewusst sein, dass das Insektensterben nicht einfach das Sterben einzelner Insektenarten ist. Insekten sind im Lebensnetz essenziell, mit ihnen sterben Vögel und Fledermäuse, denen die Nahrung fehlt. Dazu kommt, dass 78 Prozent aller Blütenpflanzen und 80 Prozent unserer wichtigsten Kulturpflanzen von Insekten bestäubt werden. Das bedeutet: keine Insekten, ergo auch keine Äpfel, keine Kürbisse etc.

Durch Insektizide und viele weitere Faktoren ist die Individuenzahl selbst verbreiteter Schmetterlinge wie des Distelfalters zurückgegangen.

Richtige Natur, im Sinne von unberührten Pflanzen- und Tiergesellschaften wie hier im Rothwald in Niederösterreich, kann es selbst in einem Naturgarten nicht geben.

Was ist ein Naturgarten?

Befragt man dazu zehn Leute, bekommt man wahrscheinlich fünfzehn verschiedene Antworten. Fangen wir vielleicht damit an, was ein Naturgarten nicht ist: Natur. Wobei – wo gibt es in Mitteleuropa denn noch „Natur“, also vom Menschen unbeeinflusste Landschaftsräume? Selbst im gesamten 3.500 Hektar großen Wildnisgebiet Dürrenstein bei Lunz am See (Niederösterreich) sind nur 460 Hektar ein tatsächlich nie vorher forstwirtschaftlich genutzter Urwald: der Rothwald. Damit ist das Gebiet trotzdem der größte Urwaldrest Mitteleuropas und Heimat für fast die gesamte nordalpine Tierwelt. Die Basis für diesen Artenreichtum ist das Totholz. Dank des menschlichen Einflusses ist unsere mitteleuropäische Landschaft, aber auch dort, wo wir sie als „natürlich” empfinden, eine Kulturlandschaft. Ohne menschliche Aktionen wäre Mitteleuropa ein einziger großer Wald.

Attraktive Landschaften

Die Landschaften, die wir als besonders schön empfinden, wie Blumenwiesen und Almflächen, verdanken wir im Grunde der Viehwirtschaft. Untersuchungen, wie zum Beispiel innerhalb des Projekts „BiodiverCity” in der Schweiz, zeigen, welche Bilder von Landschaften Menschen sehr ansprechend empfinden. Dies sind vor allem vielfältige Landschaftsräume mit Bäumen, Hecken und Blumenwiesen, aber in Kombination mit offensichtlich vom Menschen gepflegten Bereichen wie Rasen und Wege. Dieses Zusammenspiel aus Gehölzen, Blumen, Freiflächen, Licht und Schatten ist glücklicherweise auch für die Tierwelt am wertvollsten, weil es den größten Reichtum an verschiedenen Pflanzen und Strukturen bietet. Diese Vielfalt deckt den Tisch für ganz unterschiedliche Insekten, von Wildbienen bis Schmetterlingen, Schwebfliegen und holzbewohnenden Käfern, ebenso wie für Vögel und kleine Säugetiere wie Eichhörnchen und Igel. Diese Idee, dieses innere Bild wollen wir uns als Vorbild für die naturnahe Gartengestaltung nehmen.

Die Grenzen zwischen dem, was der Mensch gestaltet, und dem, was die Natur erschafft, sind im Naturgarten optimalerweise fließend.

Den Garten naturnah gestalten

Ein Garten ist per Definition ein abgegrenztes Stück Land, das vom Menschen gestaltet, genutzt und gepflegt wird. Für den Nutz- wie den Ziergarten wurden dazu über die Jahrhunderte zahlreiche Pflanzensorten gezüchtet, die oft interessante Eigenschaften, z. B. intensive Farben oder gefüllte Blüten, aufweisen. Leider finden diese Zuchtsorten, sosehr sie uns Menschen nutzen und gefallen, oft keinen Platz im Ökosystem. Das heißt, sie werden von Insekten und anderen Tieren nicht genutzt. Abgesehen vom inneren Bild sind also noch ein paar Richtlinien nötig, wenn der Garten ein naturnaher Garten werden soll. Diese Richtlinien, die wir im Folgenden etwas erläutern, sollte man im Großen und Ganzen auch einhalten, aber natürlich dürfen Sie als Gartenbesitzer und -nutzer ein bisschen spielen und variieren. Vorlieben für bestimmte Farben, Pflanzen oder Gestaltungselemente dürfen ruhig ausgelebt werden, einzig das Gebot „kein Gift” muss zu hundert Prozent eingehalten werden.

Meist entsteht durch die Verwendung heimischer Pflanzen ganz von selbst eine ruhige, entspannte und lockere Atmosphäre, die zum Ausruhen und Genießen einlädt.

Heimische Pflanzen verwenden

Der Begriff „heimisch” taucht immer wieder auf, wenn es um die naturnahe Gestaltung von Grün geht, aber was versteht man denn darunter? Als heimisch gelten jene Pflanzenarten, die sich trotz widriger Umstände und Konkurrenz lange Zeit in einer Region behaupten konnten. Mit „lange Zeit” meinen die Botaniker streng genommen die Zeit vor Christoph Kolumbus’ Reise nach Amerika (1492). Im Zuge der folgenden Entdeckungsreisen gelangten zahlreiche Pflanzenarten aus allen Weltteilen nach Mitteleuropa. Lebhafte Handelstätigkeiten haben netterweise Tomaten, Kartoffeln, Mais und Flieder nach Europa gebracht, aber auch gebietsfremde Arten, die teilweise invasiv sind, das bedeutet, sie verdrängen bestehende Pflanzengesellschaften. Welche Arten zu den invasiven Pflanzen zählen, finden Sie für Deutschland auf den Seiten des Bundesamts für Naturschutz (www.neobiota.bfn.de) und für Österreich beim Umweltbundesamt (www.umweltbundesamt.at).

Jetzt ist der Zeitrahmen für „heimisch” definiert, nicht aber, was man unter „Region” versteht. Eine Region ist ein Teil einer Landschaft, der ähnliche Bedingungen in Hinblick auf Boden, Niederschlag, Höhenlage usw. aufweist. In Deutschland unterscheidet man acht Ursprungsgebiete (www.natur-im-vww.de), in Österreich gibt es zehn biogeografische Großlandschaften (www.rewisa.at).

Die Auswahl geeigneter Pflanzen

Setzen Sie bei der Bepflanzung eines naturnahen Gartens vor allem regionale Pflanzen ein, denn sie kommen am besten mit den Bedingungen vor Ort zurecht. Außerdem wandern manche eingeschleppten Pflanzen gerne in die umliegende Landschaft aus. Das macht nichts, wenn Sie im urbanen Raum wohnen, aber am Rande eines Naturschutzgebiets kann der schöne Sonnenhut vielleicht seltene Pflanzen in einem Trockenrasen verdrängen. Invasive Neophyten sind im Naturgarten deshalb komplett tabu. Generell sollte die Bepflanzung eines naturnahen Gartens mindestens zu 60 Prozent, besser zu 80 Prozent aus regionalheimischen, standortgerechten Arten bestehen. Um herauszufinden, welche Pflanzen das bei Ihnen sind, können Sie sich mit der Vegetation Ihres Umlands beschäftigen, einen Profi mit der Planung beauftragen, Bücher studieren oder sich bei Vereinen wie dem Naturgarten e. V. oder dem REWISA Netzwerk erkundigen.

Standortanpassung und ökologische Wechselwirkungen

Der Mensch spielt gerne Schöpfung, deshalb gibt es absichtlich hervorgerufene Kreuzungen aus verwandten Arten und Selektionen auf bestimmte Eigenschaften. Häufig haben Züchtungen einen kompakten Wuchs, große oder intensiv gefärbte Blüten oder blühen ausdauernd. Oft geht dies allerdings zu Lasten anderer Eigenschaften. Manchmal hat eine Zuchtsorte aber auch bessere Eigenschaften als die Wildart. Ein Ergebnis der Züchtung sollte man im Naturgarten aber nur minimal verwenden: gefüllte Blüten. Um diese üppigen Blüten zu erreichen, werden die Fortpflanzungsorgane der Pflanze zu Gunsten von Blütenblättern reduziert. Keine Fortpflanzungsorgane bedeuten aber auch: keine Insektennahrung. Ein Garten ist für den Menschen da, ist aber auch die Lebensbasis für Insekten, Vögel, Kleinsäuger, Fledermäuse u. v. m. All diese Tiere haben sich mit den Pflanzen einer Region gemeinsam entwickelt und sind oft auf genau diese spezialisiert.

Es gibt sehr ausgeklügelte Wechselbeziehungen zwischen Blüten und Insekten. Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) wird vor allem von Hummeln besucht.

Tierisch gute Freunde

Ganz vorne stehen die Insekten, denn sie bestäuben auf der Suche nach Pollen und Nektar Blüten. Im Wettbewerb um die Bestäuber will jede Pflanze besonders attraktiv erscheinen, z. B. durch große Blüten oder starken Duft. In der Evolution haben sich jene Insekten durchgesetzt, die am besten an Nektar und Pollen kommen, etwa durch lange Rüssel. So haben sich evolutiv genau die passenden Bestäuber für die unterschiedlichen Blütenformen entwickelt und anders herum. Das hat allerdings den Nachteil, dass manche Insekten nur genau diese Pflanze oder deren nahe Verwandte als Nahrung akzeptieren. Ein Beispiel: Die Raupe des Schlüsselblumen-Würfelfalters frisst nur an der Schlüsselblume. Auch bei Wildbienen gibt es enge Verbindungen zu bestimmten Pflanzen. Man kann von der Zehner-Regel ausgehen: Von jeder heimischen Pflanzenart profitieren mindestens zehn Tierarten.

Frühblüher wie das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), das seine Blüten als eine der ersten Pflanzen im Jahr in die Luft reckt, sind enorm wichtig für Insekten.

Blüten vom Frühling bis zum Herbst

Schon der berühmte Gärtner und Staudenzüchter Karl Foerster hat postuliert: „Es wird durchgeblüht!” Dabei ging es ihm um die Ästhetik, um die Freude an den Blüten, an den Kombinationen von Farben und Formen. Der Gärtner oder die Gärtnerin sollte möglichst das ganze Jahr über im Garten auf Entdeckungsreise gehen und sich noch Ende November an späten Astern und im Januar an der Zaubernuss (Hamamelis spp.) erfreuen können. Das ist wunderbar, denn natürlich soll unser Garten uns selbst Freude machen, naturaffine Personen wollen aber auch den Insekten, solange sie fliegen, Nahrung anbieten. Das bedeutet: Sicherheitshalber Durchblühen von Anfang Februar bis November, denn aufgrund der Erderwärmung kann man sich auf altes Wissen nicht mehr verlassen.

Der Frühling

Unter der Prämisse, es sollen heimische Pflanzen sein, beginnt das Gartenblütenjahr dann mit den Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und den heimischen Schneerosen-Arten (Helleborus spp.), der Christrose (Helleborus niger) und dort, wo sie beheimatet sind, auch mit der Grünen Nieswurz (Helleborus viridis) und der Stinkenden Nieswurz (Helleborus foetidus). Den deutschen Namen der Letzteren darf man übrigens nicht so wörtlich nehmen. Auch die aus Kleinasien stammende Lenzrose (Helleborus orientalis) bietet Nahrung für frühfliegende Hummelköniginnen und Honigbienen. Schneeglöckchen und Schneerosen mögen leicht feuchte, humose Böden und halbschattige Standorte. Die Namen geben schon einen Hinweis darauf, dass ihnen auch Schneeeinbrüche nichts anhaben können. Gleich danach blühen Primeln. Auf nährstoffreichen, halbschattigen Flächen die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), auf sonnigen, mageren Plätzen die Arznei-Primel (Primula veris), dazu die Erd-Primel (Primula vulgaris). Primelarten kreuzen sich übrigens leicht untereinander, das tun sie auch mit bunten Zuchtprimeln, was manchmal zu seltsam verwaschenen Blütenfarben führt. Den Hummeln scheint das ganz egal zu sein. Nun folgen Veilchen (Viola spp.), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Bärlauch (Allium ursinum) und Busch-Windröschen (Anemone nemorosa und A.ranunculoides). Unter den Gehölzen bieten Sal-Weide (Salix caprea), Haselnuss (Corylus avellana) und die Kornelkirsche (Cornus mas) die ersten Nahrungsquellen.

Der Sommer

Im Sommer findet man immer wieder tote Bienen und Hummeln unter Linden, was zu dem Trugschluss führen kann, Linden seien giftig für Insekten. Tatsächlich stellen Linden oft die letzte Massentracht für Insekten dar. Sie schleppen sich quasi mit letzter Kraft dorthin. Vor Ort ist die Konkurrenz um die Nektarreste allerdings groß und viele Insekten verhungern. Im Naturgarten achtet man deshalb besonders auf die Wochen nach der Hauptblütezeit im Mai und Juni. Für das Staudenbeet eignen sich Malven (Malva spp.), Eibisch (Althea officinalis) und Stockrosen (Alcea rosea), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Wasserdost (Eupatorium cannabium), Flockenblumen (Centaurea spp.), Kugeldisteln (Echinops spp.), Scheinsonnenhut (Echinacea spp.), sommer- und spätblühende Astern, um nur einige zu nennen. Auch Gemüsepflanzen wie Artischocken und Kräuter wie Lavendel, Ysop und Bohnenkraut sind sehr hilfreich, wenn man sie zur Blüte kommen lässt.

Unter den heimischen Gehölzen finden sich wenige, die nach dem Juli noch blühen, sie wollen schließlich noch zur Samenreife gelangen. Im Garten, so er nicht neben einem Naturschutzgebiet liegt, kann man aber zu diesem Zweck auch gebietsfremde Gehölze nutzen, zum Beispiel den Sommerflieder (Buddleja davidii), die Bartblume (Caryopteris × clandonensis), den Hibiskus (Hibiscus syriacus) oder den Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus).

Spätblühende Korbblütler wie diese Aster bieten im Herbst noch lange einen wunderbaren Landeplatz samt gedecktem Tisch für Insekten.

Der Herbst

Die phänologischen Jahreszeiten halten sich nicht an die kalendarischen, deshalb blühen Spätsommerblüher netterweise oft auch bis in den Herbst hinein. Gute Spätblüher sind beispielsweise die Hohe Fetthenne (Hylotelephium telephium) und ihre Sorten, besonders reich blühend ist dabei die Sorte ‘Matrona’, sowie Blauweiderich-Arten (Veronica spicata, V. longifolia und V. orchideum), Astern und der Efeu (Hedera helix), der im fortgeschrittenen Alter bis in den November hinein blüht.

Eine Bergblumenwiese wie diese ist für viele Menschen der Inbegriff von Vielfalt. Aber im Garten lassen sich sogar noch mehr Arten etablieren.

Die Vielfalt feiern

Wild- und Honigbienen sowie andere Insektengruppen haben unterschiedliche Blütenvorlieben und Ansprüche. Honigbienen sind im Grunde staatenbildende Haustiere mit bis zu 80 000 Individuen in einem Stock. Sie sind, was ihre Nahrung betrifft, nicht besonders wählerisch, sie sind polylektisch. Das heißt, sie sammeln Pollen und Nektar von Pflanzen aus verschiedenen botanischen Familien. Haben sie die Wahl, so konsumieren sie Nektar mit hohem Zuckergehalt, wie z. B. von Ahorn oder Efeu, und Pollen mit besonders hohem Anteil an Eiweiß und an essenziellen Aminosäuren, z. B. von Eiche, Mohn oder Spitzwegerich. Gerne besuchen sie natürlich auch Pflanzen mit einem großen Angebot an beidem. Dazu gehören etwa Weiden, Äpfel, Kirschen, Kleearten und Löwenzahn. Sind diese „Superfoods” gerade nicht zu finden, sammelt die Honigbiene aber an fast allen Pflanzen. Ihre wilden Schwestern sind da wählerischer.

Anspruchsvolle Wildbienen

Weltweit gibt es über 20 000 Wildbienenarten. In Deutschland kommen 590 Arten vor, in der Schweiz 621 Arten und in Österreich 702 Arten. Diese hohe Artenvielfalt im kleinen Österreich ist der Lage in zwei Klimazonen geschuldet, der ozeanisch westeuropäischen und der kontinental geprägten pannonischen Zone. Etwa 90 Prozent der mitteleuropäischen Wildbienen leben solitär. Rund 50 Prozent der Wildbienen nisten in selbst gegrabenen Gängen im Boden, 22 Prozent in diversen markhaltigen Pflanzenstängeln oder Holz, 25 Prozent sind Kuckucksbienen und über die restlichen 3 Prozent weiß man noch wenig. Als Einzelkämpfer haben sie sich stärker spezialisiert, haben unterschiedliche Größen (4–30 mm), unterschiedliche Färbungen, Behaarungen und Lebensweisen entwickelt und sogar ihren Körperbau an Form und Funktionsweise der Blüten angepasst. Das bedeutet, dass sich fast 200 der heimischen Wildbienenarten auf je eine einzige Pflanzenfamilie als Pollenquelle für ihre Larven spezialisiert haben, z. B. auf Glockenblumengewächse (Campanulaceae), zu denen neben den klassischen Glockenblumen auch noch VenusFrauenspiegel (Legousia speculum-veneris), Sandglöckchen (Jasione spp.) und Teufelskrallen (Phyteuma spp.) zählen. 60 Arten sind sogar nur auf einzelne Gattungen innerhalb der Familie, z. B. Glockenblumen (Campanula), spezialisiert. Sie würden sogar Sandglöckchen und Teufelskrallen ignorieren. Bei manchen Wildbienen steckt die Futterquelle schon im Namen, zum Beispiel bei der Glockenblumen-Scherenbiene, der Rainfarn-Maskenbiene, der Geißklee-Sandbiene oder der Skabiosen-Hosenbiene.

Glockenblumen, hier die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) sind heißt begehrt bei ziemlich vielen Insekten.

Lieblingspflanzen von Insekten

Keine Angst, nicht jeder, der Insekten Gutes tun möchte, muss dafür ein Biologiestudium absolvieren. Glücklicherweise gibt es einige Wildpflanzenarten, auf die sehr viele verschiedene Insektenarten buchstäblich fliegen. Unter den Gehölzen führend ist die Sal-Weide (Salix caprea) mit über 200 Arten von Besuchern, dahinter folgen der Weißdorn (Crataegus monogyna) mit 160, die Schlehe (Prunus spinosa) mit 140, die Haselnuss (Corylus avellana) mit 113, Brombeere (Rubus fruticosus) und Himbeere (Rubus idaeus) mit je über 80 und die Eberesche (Sorbus aucuparia) mit über 70 Blütenbesuchern. Die bei Insekten beliebteste Staude ist die von vielen Gartenbesitzern so ungeliebte Brennnessel (Urtica dioica). Ihr statten 110 Arten einen Besuch ab. Dahinter folgen die Königskerzen (Verbascum spp.) mit 90 Arten, der Dost (Origanum vulgare), der Hornklee (Lotus corniculatus), der Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und der Natternkopf (Echium vulgare).

Ein Tagpfauenauge bedient sich am Nektar der Wilden Karde (Dipsacus fullonum).

Buffet für zarte Tagfalter

Sein Lieblingsfutter im Namen trägt übrigens auch so mancher Schmetterling, wie etwa der Hauhechel-Bläuling, der Lungenenzian-Ameisenbläuling, der Raps-Weißling, der Weinschwärmer oder der allseits bekannte Distelfalter. Wer jetzt ob des Wortes „Distel” entsetzt das Buch zuschlagen möchte, sollte bedenken, dass damit nicht unbedingt die Ackerkratzdistel gemeint ist, sondern auch so prächtige Gestalten wie die Karde (Dipsacus fullonum). An ihr saugen neben zahlreichen Hummelarten auch Schwalbenschwanz, Heufalter, Weißlinge, Tagpfauenauge, Blutströpfchen, Ochsenauge und eben der Distelfalter. Weitere attraktive Strukturpflanzen und wunderbare Nahrungsquellen sind Kugeldisteln (Echinops spp.), die Wollkopf-Kratzdistel (Cirsium eriphorum) und die Eselsdistel (Onopordium acanthium).

Zweitverwertung

Für die Tierwelt ist es optimal, wenn Sie die stacheligen Stauden nach der Blüte einfach stehen lassen, denn in und an den Stängeln überwintern Insektenlarven und -eier, die Samen holt sich wiederum der Distelfink. Wer – völlig zu Recht – fürchtet, durch Selbstaussaat einen Distel- oder Kardenwald zu bekommen, kann entweder die Blütenköpfe vor der Samenreife kappen, das wäre aber schade für den Distelfink, oder die Stängel bodennah abschneiden und sie in handstraußgroßen Büscheln an einem einzigen Ort aufrecht anbringen.

Die Raupe des Tagpfauenauges ernährt sich ausschließlich von frischen grünen Brennnesseln.

Auch der Nachwuchs hat Hunger

Um Schmetterlinge zu fördern, sollte man nicht nur auf Nektarquellen für den Falter achten, sondern auch auf Futterpflanzen für die Raupen. Die Schmetterlingsmutter legt ihre Eier vorsorglich auf die jeweils passenden Pflanzen, wenn deren Bestand groß genug ist. Die Raupe schlüpft und erfüllt ihren Lebenszweck, nämlich fressen und noch mehr fressen. Sie wächst und wächst, häutet sich zwischendurch und verpuppt sich schließlich in einem Kokon. Je nach Art hängt die Puppe an Stängeln oder liegt am oder im Boden, bis aus ihr der Falter schlüpft. Wollen Sie bestimmte Schmetterlinge ansiedeln, müssen Sie also auf Nahrung für Falter und Raupe achten. Die Raupe des Zitronenfalters frisst beispielsweise nur an Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) und Faulbaum (Frangula alnus). Der Falter ist weniger wählerisch, er liebt Nelkengewächse und überhaupt violette Röhrenblüten. Zur Sicherheit pflanzen Sie noch mindestens einen Quadratmeter Brennnesseln in eine Ecke, denn daran fressen rund 50 Arten, 17 davon sogar ausschließlich an ihnen. Dazu zählen Kleiner Fuchs, Admiral, Tagpfauenauge, Distelfalter und C-Falter.

Wie ein winziger Kolibri mutet das Taubenschwänzchen an, ein tagaktiver Nachtfalter, der hier Blüten der Hohen Flammenblume besucht.

Nahrung für Nachtfalter

Die bisher angesprochenen Tagfalter machen nur einen kleinen Teil der heimischen Schmetterlingsfauna aus, nämlich 190 von 3700 Arten in Deutschland und 208 von 4070 Arten in Österreich. Es gibt also wesentlich mehr Nachtfalterarten, darunter auch tagaktive Nachtfalter wie Widderchen, Taubenschwänzchen und Russischer Bär. Grundsätzlich brauchen Nachtfalter Blüten, die in der Nacht duften oder „leuchten”. Sie sollten also weiß sein und/oder UV-Licht reflektieren. Auch die tagaktiven Arten bevorzugen diese Pflanzen. Hoch im Kurs stehen diverse Lichtnelken (Silene spp.), besonders die ein- oder zweijährige Weiße Lichtnelke (Silene latifolia). Dazu passen das Seifenkraut (Saponaria officinalis), das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) und verschiedene Phlox-Arten. Phlox, auch Flammenblume genannt, ist nicht in Mitteleuropa heimisch, sondern in Amerika, er zählt aber zu den insektenfreundlichen Klassikern. Polster-Phlox (meist Phlox subulata in Sorten) blüht von April bis Mai, die Hohe Flammenblume (Phlox paniculata) von Juni bis September. Kombiniert man verschiedene Phlox, so bietet auch ein eher konventionell gestalteter Garten von April bis September viel Insektennahrung. Bei Nachtfaltern beliebte Füllpflanzen sind außerdem Storchschnabel-Arten wie der Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) oder der Braunrote Storchschnabel (Geranium phaeum) im Halbschatten. Letzterer setzt in der Sorte ‘Alba‘ schöne weiße Akzente. Wunderschön für den Halbschatten sind auch die Nachtviole (Hesperis matronalis) und die Mondviole (Lunaria rediviva) mit ihrer einjährigen Schwester, der Garten-Mondviole (Lunaria annua). Nicht nur Nachtfalter fliegen auf Lunaria, auch Tagfalter wie verschiedene Weißlinge und der Aurorafalter, für den sie Nektarquelle und Raupenfutter bietet, dazu Käfer, Schwebfliegen, Wildbienen und die Honigbiene. Zu den ganz wichtigen Nachtfalterpflanzen gehört aus meiner Sicht die Nachtkerze (Oenothera biennis agg.), obwohl sie nicht heimisch ist. Sie leuchtet zitronengelb in der Dämmerung, ist eine prächtige Strukturpflanze und ein Insektenmagnet. Als Nachtfaltergehölz eignen sich Arten und Sorten der Heckenkirsche (Lonicera spp.). Übrigens: Wer einen Garten mit Futterpflanzen für Nachtfalter bepflanzt, fördert damit auch jene, die sich von Nachtfaltern ernähren, zum Beispiel die Fledermäuse. Das ist, unter anderem, das Schöne am Naturgarten: wir fördern mit jeder Maßnahme nicht nur eine Pflanze oder ein Tier, sondern auch alle, die in der Nahrungskette über ihnen stehen. So nützt alles, was zu mehr Larven und Raupen führt, auch zahlreichen Singvögeln, die damit vor allem ihre Jungen ernähren.

Möglichst viele verschiedene offene Strukturen bieten unterschiedlichste Lebensräume für Tiere und Pflanzen, auch auf kleinem Raum.

Ein Heim für Tiere

Teiche und Schwimmteiche

Damit es bei Ihnen auch im nächsten Jahr summt und brummt, lassen Sie Stauden als Überwinterungsort für Insekten in verschiedenen Entwicklungsstadien stehen.

Umsichtig gärtnern

Zur Förderung der Vielfalt gehört auch die entsprechende Pflege des Gartens durch den Menschen. Manche Wildbienen, aber auch Schmetterlinge legen ihre Eier in oder an Pflanzenstängel. Dort entwickeln sie sich dann weiter. Mähen Sie diese Stängel sehr früh ab, entsorgen Sie damit Eier, Raupen und Schmetterlingspuppen mitsamt dem Schnittgut. Blüten, Blätter und Stängel von Stauden werden im Herbst unansehnlich braun. Der ordentliche Gärtner schneidet dann alles bodennah ab, recht das Laub zusammen und wirft es bestenfalls auf den Kompost, schlimmstenfalls in die Tonne. Das ist dann das sichere Ende für Raupe und Co.

Dies alles kann nur ein kleiner Einblick in die vielfache Vernetzung und die überbordende Diversität der heimischen Natur sein, sozusagen nur ein Blick auf die Spitze des Eisbergs. Wem das bereits zu komplex erscheint, dem sei zum Trost versichert: Mit einer Vielfalt an heimischen Pflanzen aus verschiedenen Familien, mit verschiedenen Blühzeitpunkten und mit extensiver Pflege kann man nur alles richtig machen.

Wasser im Garten eröffnet eine weitere Dimension der Artenvielfalt, denn manche Tiere sind in ihrer Entwicklung auf das nasse Element zwingend angewiesen.