Zen Cho
Die Magier Seiner Majestät
Roman
Aus dem Englischen von Julia Becker
Knaur e-books
Zen Cho stammt aus Malaysia und hat Jura in Cambridge studiert. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet sie in einer Anwaltskanzlei. Ihre Kurzgeschichten wurden für mehrere Literaturpreise nominiert. »Die Magier Seiner Majestät« ist ihr erster Roman. Sie lebt in London.
Die englische Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »Sorcerer To The Crown« bei Macmillan.
© 2016 der eBook-Ausgabe Knaur eBook
© 2016 Zen Cho
© 2016 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Catherine Beck
Covergestaltung: Anke Koopmann
Coverabbildung: VladSt/iStock
ISBN 978-3-426-43919-7
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Für Peter
Die Zusammenkunft der Königlichen Sozietät Widernatürlicher Philosophen war in vollem Gange. Nur gelegentlich schritten verspätet eintreffende Magier durch die sonst menschenleere Eingangshalle und warfen dem dort wartenden Kind nur einen kurzen Blick zu.
Es war nicht ungewöhnlich, Knaben in den Räumen der Sozietät zu sehen. Seine Anwesenheit war nicht weiter bemerkenswert, wohl aber seine augenscheinliche Untätigkeit. Im Gegensatz zu den prächtig livrierten Pagen trug er schlichte Kleidung, und für einen Bediensteten war er, der erst vor Kurzem das sechste Lebensjahr vollendet hatte, außergewöhnlich jung.
Tatsächlich stand Zacharias nicht in Diensten und befand sich an diesem Morgen zum ersten Mal in den Räumlichkeiten der Sozietät, nachdem der Königliche Magier ihn höchstpersönlich dorthin geleitet hatte. Sir Stephen hatte ihm bedeutet zu warten und war dann in die geheimnisvollen Weiten des Großen Saals entschwunden.
Das imposante Gebäude und seine mit dunklen Holzpaneelen verkleideten Wände überwältigten Zacharias, während die düster dreinblickenden Thaumaturgen, die in ihren nachtblauen Roben an ihm vorbeieilten, ihm eher ein wenig Angst einflößten. Aber die Ehrfurcht vor seiner Aufgabe überwog. Mit geschwellter Brust starrte er auf die Türen des Großen Saals, als könne er sie kraft seines Willens dazu bringen, sich zu öffnen und seinen Vormund auszuspucken.
Schließlich war der Augenblick gekommen: Die Türen öffneten sich, und Sir Stephen bedeutete ihm einzutreten.
Unter den bohrenden Blicken der bestimmt tausend anwesenden Gentlemen ging Zacharias in den Großen Saal. Die meisten waren alt, keiner schaute freundlich drein. Er kannte einzig Sir Stephen, da dessen Vertrauter Leofric kaum zählte. Wie für Reptilien üblich, schlief er zusammengerollt am anderen Ende des Raums, wobei ihm Rauch aus den Nüstern stieg.
Während selbst das wagemutigste Kind von einer solchen Versammlung eingeschüchtert sein mochte, war Zacharias zudem noch sensibel. Doch Sir Stephen legte ihm zur Beruhigung eine Hand auf den Rücken, und Zacharias erinnerte sich an den Morgen, der nun schon so lange zurückzuliegen schien – an sein Zuhause, die Sicherheit, die Wärme und wie Lady Wythes Gesicht näher gekommen war, als sie sich zu ihm gebeugt hatte.
»Hab keine Angst, Zacharias, aber gib dein Bestes. Das wird voll und ganz genügen, denn der beste Magier des Reichs hat dich ausgebildet. Sollte dir die Aufmerksamkeit so vieler Gentlemen Unbehagen bereiten, stelle dir einfach vor, dort säßen nur Kohlköpfe. Das hat sich für mich bei solchen Anlässen als äußerst nützlich erwiesen.«
Zacharias bemühte sich, so sehr er konnte, während er weiter in den Saal geschoben wurde, doch das Bild vom Kohl erwies sich als nicht sonderlich hilfreich. Vermutlich war Lady Wythe wohl auch nie dazu aufgefordert worden, ihre magischen Fähigkeiten vor den größten Thaumaturgen Englands unter Beweis zu stellen. Es handelte sich dabei um eine schwere Pflicht, die wohl jeden eingeschüchtert hätte, befand Zacharias, selbst wenn er ein großartiger Junge von sechs Jahren war.
»Was möchtest du zum Leben erwecken, Zacharias?«, fragte Sir Stephen. Er deutete auf ein kleines Holzkästchen auf dem Tisch. »Mr Midsomer hat das Kästchen mit den Schnitzereien von Vögeln, Obst und fremdländischen Tieren auf seinen Reisen erworben. Du darfst dir etwas aussuchen.«
Zacharias hatte den Zauber viele Male unter geduldiger Anleitung Sir Stephens geübt. Letzte Nacht hatte ihn der Schlaf übermannt, während er die Formel immer und immer wieder rezitiert hatte. Doch nun, umgeben von unzähligen fremden Gesichtern und unter der Last, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, verließ ihn sein Gedächtnis.
Sein ängstlicher Blick glitt fort von Sir Stephens freundlichem Gesicht, huschte über die Zuschauer und wanderte durch den Großen Saal, als könne er die Worte des Zaubers dort irgendwo in einer staubigen Ecke finden. Es war der älteste Raum der Sozietät, der mit einigen interessanten Details aufwartete, allen voran die uralten, verzierten Scheitelsteine an der Decke. Sie zeigten Lämmer, Löwen und Einhörner, Gesichter längst verstorbener Magier und Grüne Männer mit griesgrämigen Mienen, denen Ranken aus den Nasenlöchern wuchsen. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätten sie Zacharias in ihren Bann gezogen, doch in diesem Moment fand er keinen Gefallen an ihnen.
»Ich habe den Zauber vergessen«, flüsterte er.
»Was hast du gesagt?«, fragte Sir Stephen. Zuvor hatte er laut und klar zu seinem Publikum gesprochen, doch nun senkte er Stimme und Kopf.
»Es ist nicht gestattet, dem Jungen zu helfen, wenn ich bitten darf«, rief eine Stimme. »Das wird nichts von alledem beweisen, was Ihr versprochen habt.«
Zacharias’ Untätigkeit hatte die versammelte Zuschauerschaft in Unruhe versetzt. Weitere Stimmen, einschüchternd und ungehalten, folgten der ersten.
»Ist das Kind schwachsinnig?«
»Ein Papagei wäre ja wohl unterhaltsamer.«
»Hat man je etwas Absurderes erlebt?«, fragte ein Thaumaturg seinen Freund laut flüsternd. »Er könnte uns genauso gut davon überzeugen wollen, ein Schwein könne fliegen – oder eine Frau zaubern.«
Der Freund merkte an, dass Schweine in der Tat fliegen konnten, wenn man sich die Mühe machte, sie dazu zu bringen.
»Fürwahr!«, antwortete der Erste. »Man könnte auch einer Frau den Gebrauch von Magie näherbringen, schätze ich, doch was hätte irgendjemand von einem fliegenden Schwein oder einer Magierin?«
»Welch ein Geschenk für die Presse«, rief ein herablassend wirkender Gentleman mit rotem Backenbart. »Welch großartige Vorlage wir den Karikaturisten heute liefern – die größten Magier unserer Zeit versammelt, um einen stotternden Negerjungen zu beschauen! Ist die Thaumaturgie Englands durch den Schwund der Magie in diesem Land tatsächlich so verkommen, dass Sir Stephen annimmt, wir hätten nichts Besseres zu tun?«
Unruhe machte sich in der Menge breit, als sorgten die Worte des Mannes unter seinen Kollegen für Unbehagen. Zacharias sagte ängstlich: »Vielleicht fehlt es an Magie.«
»Pah!«, erwiderte Sir Stephen. Es brachte Zacharias in Verlegenheit, dass er so laut sprach, dass der ganze Saal ihn hören konnte. »Lass dich davon nur nicht beunruhigen. Mr Midsomer bringt dieses Thema gern auf, ich dagegen bin der Überzeugung, dass in England nach wie vor ausreichend Magie vorhanden ist, um jeden vertretbaren Zauber zu wirken.«
Der rotbärtige Gentleman ließ lauthals eine unverständliche Antwort hören, brachte seinen Satz aber nicht zu Ende, da drei andere Thaumaturgen ihm ins Wort fielen und ebenso lautstark widersprachen. Sechs weitere Magier eilten zu Mr Midsomers Verteidigung und beleidigten im Wechsel ihre Kollegen, verdammten Sir Stephen und spotteten über seinen Schützling. Welch armselig abgerichtete Kreatur, sagten sie, die nicht zur Vorführung taugte!
»Welch erbauliche Erfahrung für ein Kind – ein Saal voller um ein Vielfaches überlegener Männer, die es beleidigen«, bemerkte ein Gentleman, der den Silberstern der Magier an seinem Mantel trug. Er machte sich nicht die Mühe, die Stimme zu heben, doch dank des frostigen Tonfalls schien sie dennoch durch die Menge zu dringen. »Dieses Verhalten ist den uralten Traditionen unserer ehrenwerten Sozietät ganz gewiss angemessen und ein vortrefflicher Beweis dafür, wie sehr wir unseren Platz in der Welt doch verdienen.«
Mr Midsomer wurde rot vor Zorn.
»Mr Damerell kann sagen, was er will, ich aber sehe keinen Grund dafür, warum wir unsere Kritik an diesem absurden Spektakel nicht äußern sollten, Kind hin oder her«, blaffte er.
»Das glaube ich gern, Midsomer«, antwortete Damerell leise. »Ich habe immer bewundert, wie standhaft Ihr Euch dagegen wehrt, dem eigenen Denken Grenzen aufzuerlegen – oder Euch auch nur von guten Manieren leiten zu lassen –, wenn es um Eure Überzeugungen geht.«
Daraufhin wurde im Saal noch temperamentvoller gestritten. Das Gezeter nahm derartige Ausmaße an, dass allein der Lärm die Schnitzereien des Kästchens und die schlummernden Gesichter auf den Scheitelsteinen an der Decke zum Leben erwecken vermochte, ohne dass Zacharias auch nur einen Finger heben musste.
Er sah sich um, doch niemand schenkte ihm mehr Beachtung. Für den Augenblick war er erlöst.
Erleichtert seufzte er leise auf. Als sei dieser zarte Atemzug der Schlüssel zu seinem Gedächtnis gewesen, öffnete sich sein Geist, und der Spruch war ihm wieder präsent. Die Worte waren so klar und offensichtlich, ihre Logik war so bestechend, dass Zacharias sich darüber wunderte, dass er sie je vergessen hatte.
Immer noch ein wenig unsicher wegen der Qualen, die er hatte erleiden müssen, flüsterte er den Spruch. Doch die Magie kam – wie ein treuer Freund antwortete sie seinem Ruf. Die Vögel, die in den Deckel des Kästchens geschnitzt waren, leuchteten rot, grün, blau und gelb auf, und da wusste er, der Spruch entfaltete seine Wirkung.
Die Vögel lösten sich vom Kästchen, als sie zunehmend Gestalt annahmen und zum Leben erwachten, plötzlich Flügel bekamen und Federn aus ihren Leibern sprossen. Kreischend flogen sie zur Decke, wirbelten Luft auf, die Zacharias ins Gesicht wehte. Er lachte.
Die geschnitzten Gestalten an der Decke erwachten eine nach der anderen zum Leben, und die toten Magier, die griesgrämigen, alten Grünen Männer, die Löwen, Lämmer und Vögel öffneten ihre Münder, Mäuler und Schnäbel und sangen aus vollem Halse Zacharias’ liebstes Lied. Sie übertönten die Stimmen der wütenden Männer unter ihnen und erfüllten den Raum mit herrlichem Klang.
Achtzehn Jahre später
Lady Frances Burrows Gäste hatten keine besondere Notiz von ihrem Butler genommen, als er sie ins Haus geleitet hatte, doch seine Blasiertheit, die sich darin äußerte, wie überschwänglich er nun die Tür aufstieß, erregte Aufmerksamkeit. Die, die ihre Gespräche unterbrachen und die Köpfe von den Eisschalen hoben, wurden durch seine Ankündigung allerdings angemessen belohnt.
»Lady Maria und Mr Zacharias Wythe!«
Zacharias Wythe hatte nicht einmal drei Monate zuvor die Stellung des Königlichen Magiers angetreten – und es war auch nicht viel länger her, dass sein Vorgänger, Sir Stephen Wythe, verschieden war. Ihm galt das öffentliche Interesse, und zu Lady Frances’ großer Freude folgte ihm mehr als ein Augenpaar durch ihren Salon.
Wohin er auch ging, Zacharias Wythe erregte unweigerlich Aufmerksamkeit. Sein dunkler Teint ließ ihn bei jeder Versammlung unter Kollegen herausstechen, doch auch seine Größe war bemerkenswert, ebenso wie sein gutes Aussehen. Sein eher melancholischer Gesichtsausdruck schmälerte das nicht. Und er war vielleicht nicht einmal überraschend, wenn man bedachte, welch tragische Umstände seinem Amtsantritt vorausgegangen waren und in welch ungewisse Zukunft die krisenerschütterte englische Thaumaturgie steuerte.
Noch seltsamer als seine Hautfarbe und weit bedauerlicher als die übrigen Umstände war jedoch die Tatsache, dass Zacharias Wythe keinen Vertrauten besaß, obgleich er den uralten Titel des Königlichen Magiers trug. Lady Frances’ Gäste ließen dies nicht unkommentiert, teilten ihre Gedanken allerdings im Flüsterton – weniger aus Rücksicht auf Zacharias’ schwarze Armbinde als aus Respekt gegenüber seiner Begleiterin.
Es war denn auch Lady Wythe von Lady Frances eingeladen worden, die freundlich, aber bestimmt auf einen Besuch insistiert hatte.
»Man kann es kaum als Fest bezeichnen! Nur die engsten Freunde! Betrachte es als Kur, liebe Maria. Es tut dir bestimmt nicht gut, zu Hause Trübsal zu blasen. Ich bin sicher, dass auch Mr Wythe nicht zu viel Zeit allein verbringen sollte.«
Mit Zacharias hatte Lady Wythe den einen verbleibenden Menschen erwähnt, dem ihre ungeteilte Sorge und Zuneigung galt. Ihre Trauer wog schwer, und Lady Wythe war nie besonders gesellig gewesen, auch nicht vor Sir Stephens Ableben. Doch für Zacharias hätte sie fast alles getan, und ihm zuliebe nahm sie in ihrem schwarzen Bombasin den Kampf mit einer Welt auf, die durch den Verlust ihres Gatten so viel kälter und trostloser geworden war.
»Was ist mit Lord Burrow?«, fragte sie Zacharias. »Es kann nicht schaden, sich mit ihm über deine Zauber auszutauschen, die den Rückgang der Magie aufhalten sollen. Sir Stephen sagte, Lord Burrow habe ein größeres Verständnis von der Wissenschaft der Thaumaturgie als jeder andere.«
Lady Wythe hatte die Feier zu einem nicht unerheblichen Teil besuchen wollen, weil Lord Burrow dem Präsidialkomitee vorsaß, das die Königliche Sozietät Widernatürlicher Philosophen lenkte. Lord Burrow war ein Freund Sir Stephens gewesen, hatte seinen Plan, einen Negerjungen in Magie auszubilden, jedoch als bedauerliche Spinnerei abgetan – Ausdruck einer Exzentrik, die sich nur ein Mann seines Rangs und Namens erlauben durfte. Dass der Stab des Königlichen Magiers nun an den Negerjungen übergegangen war, stellte in den Augen Lord Burrows keinen begrüßenswerten Umstand dar. Er war zu gelehrt, um die unmittelbar bevorstehende Krise des Mangels an magischen Ressourcen Zacharias’ Hautfarbe oder seiner Unerfahrenheit anzulasten, doch das hieß noch lange nicht, dass er ihm mit Wohlwollen entgegentrat.
Sein Zuspruch würde Zacharias’ Position hingegen stärken, wenn er denn gewonnen werden konnte. Mit diesen Gedanken hatte Lady Wythe Zacharias zum Kommen bewegt, denn er war gesellschaftlichen Anlässen ebenso abgeneigt wie sie. Obwohl er mit seinen vierundzwanzig Jahren die innere Ruhe und Selbstsicherheit besaß, die eine umfangreiche Allgemeinbildung und lebenslanger Umgang mit den Größen der magischen Welt mit sich brachten, war er von Natur aus eher scheu, und seine Manieren litten oft unter seiner Zurückhaltung.
Er hatte eingewilligt, Lady Wythe zu begleiten, da er geglaubt hatte, etwas Gesellschaft würde ihre Stimmung heben, doch ihrer Weisung, an Lord Burrow heranzutreten, kam er nur zögerlich nach.
»Als ob er allein meine Annahme, eine Lösung für unsere Schwierigkeiten gefunden zu haben, nicht für eine Unverschämtheit halten würde, wo doch so viele bessere Magier an dieser Aufgabe gescheitert sind.«
Vor Sir Stephens Tod und Zacharias’ anschließender Beförderung hatte Letzterer den Gutteil seiner Zeit damit verbracht, Nachforschungen im Bereich der Thaumaturgie anzustellen. Er hatte Frauen der Unterschicht bei ihrer heimlich praktizierten Magie der Haushaltsführung beobachtet, der die Sozietät keine Beachtung schenkte, hatte die Magie anderer Nationen studiert und eine Monografie über gängige Muster afrikanischer und asiatischer Zauber verfasst. Unmittelbar vor Sir Stephens Tod war er jedoch für kurze Zeit damit beschäftigt gewesen, Zauber zu ersinnen, mit denen das unaufhörliche Schwinden der Magie Englands angehalten und sogar umgekehrt werden konnte.
Dieses Projekt konnte zwar von erheblichem praktischen Nutzen sein, aber Zacharias hatte sich lediglich einige Monate damit befasst. Ebenso wie für Lady Wythe hatte Sir Stephens Tod für Zacharias einen Wendepunkt bedeutet. Was sich nach diesem Ereignis abgespielt hatte, war Teil eines gänzlich anderen Lebens gewesen, das kaum Berührungspunkte mit der Vergangenheit aufwies.
»Zum derzeitigen Stadium möchte ich meine Zauber niemandem zeigen«, antwortete Zacharias.
Lady Wythe war klug genug, ihn nicht zu drängen. »Dann sollten wir vielleicht besser dafür sorgen, dass du Bekanntschaft mit einigen jungen Damen machst. Lady Frances hielt es für möglich, dass nach dem Dinner getanzt wird. Es wird wohl niemand etwas dagegen einzuwenden haben, wenn du daran teilnimmst, und es wäre ein Jammer, wenn eine der jungen Damen einen Tanz auslassen müsste, weil ihr der Partner fehlt.«
In Zacharias’ entsetzter Miene lag eine gewisse Komik. »Ich glaube kaum, dass sie sich über einen Tanzpartner wie mich freuen würden. Da du mir zugeneigt bist, vergisst du, wie beunruhigend ich auf die Anwesenden wirke.«
»Unsinn!«, rief Lady Wythe. »Du bist genau die Sorte Mann, für die sich junge Mädchen am meisten begeistern. Dunkel, mysteriös, zurückhaltend – das Gegenteil des geschwätzigen jungen Mannes, der wie ein Laffe daherkommt. Der Inbegriff der Romantik. Denk nur an Othello.«
»Seine Romanze nahm kein gutes Ende«, warf Zacharias ein.
Er schien recht zu behalten, denn es wurde rasch offensichtlich, dass Zacharias eine besondere Wirkung auf die anderen Gäste entfaltete. Ihre leisen Gespräche verstummten, wenn er an ihnen vorüberging. Thaumaturgen, von denen man hätte meinen sollen, sie würden das Oberhaupt ihrer Zunft grüßen, nickten Lady Wythe zu, würdigten Zacharias jedoch keines Blickes.
Er war diese Form der Behandlung nicht gewöhnt. Wenn es ihm etwas ausmachte, war er nicht gewillt, Lady Wythe darüber in Kenntnis zu setzen. Diese war allerdings ihrerseits noch nicht so abgestumpft, es nicht zu bemerken. Obgleich die anderen Gäste ihre Ablehnung nicht gerade offen zur Schau stellten, wurde ihre Beobachtungsgabe von ihrer Zuneigung geschärft, und was sie sah, verletzte sie.
»Täuschen mich meine Augen?«, fragte sie leise. »Hat Josiah Cullip dich absichtlich gemieden?«
In einem Anflug unschicklicher Feigheit antwortete Zacharias: »Möglicherweise hat er mich nicht gesehen.«
»Zacharias, mein lieber Junge, ich glaube nicht, dass meine Voreingenommenheit meine Einschätzung trübt, dass man dich in diesem Raum unmöglich übersehen kann«, erwiderte Lady Wythe. »Allein die Vorstellung, dass dieser Sohn eines Tuchhändlers dich meidet, wo du ihn Sir Stephen doch als Sekretär des Komitees anempfohlen hast! Was ist nur in ihn gefahren?«
»Du musst verstehen, dass ich nicht besonders beliebt bin«, gab Zacharias zurück. Er hatte seinen Ärger über Cullips Treuebruch bereits heruntergeschluckt, denn es hätte Lady Wythe nur noch mehr Kummer bereitet, wenn er ihn offen zur Schau getragen hätte. »Ich schätze, er glaubt, das Wohlgefallen der Sozietät zu erlangen, wenn er sich von mir distanziert.«
»Doch womit solltest du das Missfallen der Sozietät erregt haben? Ich bin überzeugt, dass du nichts getan hast, was nicht im Rahmen deines Amts angebracht war. Wenn jemand einen Grund hat, dir zu zürnen, sind es deine Freunde, denn seit deiner Ernennung zum Königlichen Magier hat die Sozietät all deine Zeit beansprucht.«
»Die Magie schwindet weiter«, sagte Zacharias. »Es überrascht mich nicht, dass meine Kollegen unsere Schwierigkeiten mit meiner Amtseinführung in Verbindung bringen. Wenn man es so betrachtet, offenbart sich eine einfache Lösung: Entfernt man mich, verschwinden auch alle Probleme.«
»Thaumaturgen halten bekanntlich gern an törichten Einfällen fest, doch das entschuldigt mitnichten ihre Torheit«, antwortete Lady Wythe. »Der Mangel an Magie hat Sir Stephen viele Jahre geplagt, aber niemand wäre auf die Idee gekommen, ihm die Schuld daran zu geben. Es liegt an diesen niederträchtigen Feen, die uns Vertraute verwehren, und das hat nichts mit dir zu tun. Mr Cullip sollte das eigentlich wissen.«
»Auch er kann sich der Vorurteile nicht erwehren«, sagte Zacharias. »Viele Mitglieder des Komitees würden es gutheißen, nur Gentlemen in ihren Reihen zuzulassen, und Cullip muss Frau und Kinder ernähren. Ohne sein Amt hätte die Thaumaturgie aufgeben müssen.«
»Genau das ist dein Problem, Zacharias«, entgegnete Lady Wythe. »Du scheust keine Mühen, um einem jeden zu helfen, der es noch so wenig verdient, und lässt dich dabei stets selbst außer Acht. Ich wünschte, du würdest dich nicht so für diese Nichtsnutze aufopfern. Du bist ganz blass! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, du hättest dir eine Krankheit eingefangen und verheimlichst es vor mir.«
Verunsichert zuckte Zacharias die Achseln, als könne er so Lady Wythes forschenden Blick abschütteln.
»Komm«, sagte er bemüht leichtherzig, »sind wir denn hier nicht auf einem Fest? Wir zeigen uns Lady Frances für ihre Freundlichkeit kaum angemessen erkenntlich. Möchtest du etwas Punsch? Ich glaube, es gibt auch diverse Sorten Eis – du möchtest doch sicherlich eines.«
Lady Wythe bedachte Zacharias mit einem wehmütigen Blick, doch sie wusste, er besaß neben seiner Milde auch die Sturheit eines Magiers. Daher erwiderte sie, dass sie gern ein Eis hätte.
Zacharias war so auf Lady Wythes Wohlergehen bedacht, wie sie sich darum sorgte, dass es ihm gut ging – und man ihn mochte. Er konnte ihr in keinem der beiden Punkte Erleichterung verschaffen, und es gab noch mehr, was sie nicht wusste, von dem er aber überzeugt war, dass es ihr nur noch größeres Unbehagen bereitet hätte. Er war so in diese Gedanken vertieft, dass er nicht hörte, wie John Edgeworth seinen Namen sagte, obwohl der ihn sogleich wiederholte.
»Wythe!«
»Verzeihung, Edgeworth«, erwiderte Zacharias erschrocken. »Ich habe nicht erwartet, Euch hier anzutreffen.«
John Edgeworth entstammte einer alten Thaumaturgendynastie, doch obgleich er die Intelligenz und den Unternehmungsgeist seiner Vorfahren geerbt hatte, besaß er, man musste sagen leider, keinerlei magische Befähigung. Er hatte das Bestmögliche aus diesem misslichen Umstand gemacht und war im Auswärtigen Amt hochangesehen, wo man ihn besonders für seine Kenntnisse über die eigensinnigen Thaumaturgen Großbritanniens und deren Beziehungen zu den französischen Sorcières schätzte. Dieser Tage war es wahrscheinlicher, Edgeworth beim Dinner eines Politikers anzutreffen als unter den Kollegen der Sozietät.
»Ich beabsichtige nicht, lange zu bleiben, da ich noch eine weitere Verabredung habe und mich unmöglich verspäten kann«, sagte Edgeworth, wobei er den Blick schweifen ließ, als habe er Angst, dass ihn jemand belauschte. »Wisst Ihr, Männer eines gewissen Standes lässt man nicht warten! Ich hatte jedoch gehofft, Euch hier zu treffen. Tatsächlich hat mir Lady Frances ihr Wort darauf gegeben. Ihr müsst wissen, die Regierung steckt in einer Zwickmühle, einer magischen Zwickmühle, und man hat mich damit beauftragt, Euch um Hilfe zu bitten. Werdet Ihr mir morgen einen Besuch abstatten?«
Zacharias zögerte. Sie wussten beide, dass er der Aufforderung nachkommen musste. Theoretisch war der Königliche Magier nicht an die Regierung gebunden, nicht einmal an die Sozietät. Er war einzig seiner Nation verpflichtet, und es war undenkbar, dass jemand anderes als ein Magier beurteilen konnte, wie man die Magie am besten zum Wohle des Staates einsetzte – ganz gewiss kein einfacher Politiker oder Staatsdiener.
Faktisch musste der Königliche Magier allerdings in solchen Zeiten, in denen die Ressource seines Berufsstands mehr als knapp war, alles daransetzen, sich das Wohlwollen der Regierung zu sichern. Der Obrigkeit war bewusst, dass die Einflussmöglichkeiten der Sozietät seit einiger Zeit eingeschränkt waren, selbst wenn sie nicht über die Schwere der Situation informiert war, und sie würde jedes Zeichen von Schwäche oder eine Verweigerung sehr genau zur Kenntnis nehmen. Nichtsdestotrotz missfiel es Zacharias, sich gezwungen zu sehen, seine Pläne so kurzfristig zu ändern.
»Morgen bin ich auf einem Treffen des Komitees für Thaumaturgische Standards, das nicht einfach verschoben werden kann«, setzte er an, doch John Edgeworth unterbrach ihn.
»Dann müsst Ihr am Mittwoch kommen. Augenblick, residiert Ihr nun nicht im Quartier des Königlichen Magiers – diesen gewaltig alchemistischen Räumlichkeiten? Das wäre genau das Richtige. Wir werden am Mittwoch zu Euch kommen. Es spielt sicher keine Rolle, ob wir Euch am Morgen oder am Nachmittag aufsuchen.«
Ehe Zacharias widersprechen oder nachfragen konnte, wen Edgeworth mit »wir« meinte, war sein Gesprächspartner schon entschwunden. Zacharias blieb mit seiner Empörung, die er sich zu unterdrücken mühte, und einem rasch schmelzenden Eis zurück. Letzteres verhinderte, dass er sich zu lange mit Ersterem aufhielt, und er eilte dahin zurück, wo er Lady Wythe zurückgelassen hatte.
Unter den Mitgliedern der magischen Gesellschaft war das Schwinden der Magie in England allgemein bekannt. Edgeworth musste davon Wind bekommen haben. Die Magierschaft war allerdings insgesamt sehr verschlossen, und niemand außer den praktizierenden Thaumaturgen konnte wissen, wie schlecht es um die eigene Sache stand. Wenn die Sozietät ihre Stellung und ihre Vorrechte behalten wollte, musste der Ressourcenmangel geheim gehalten werden – vor allem gegenüber der Regierung, die für Englands Magier ohnedies wenig übrig hatte.
War die Mischung aus Geheimnistuerei und Arroganz, die Edgeworth gezeigt hatte, so zu deuten, dass sie dem Geheimnis der Thaumaturgie auf die Schliche gekommen waren? Zacharias würde es erst am Mittwoch erfahren. Es war ein Jammer, dass seine Recherchen unterbrochen worden waren! Wenn er wenigstens in der Lage gewesen wäre, seine Zauber zur Mehrung der Magie in England zu vollenden, hätte er dieser Angst vielleicht etwas entgegensetzen können. Wenn er die Zeit fand, an die Grenze des Feenreichs zu reisen, würde er womöglich in Versuchung geraten, sie dennoch auszuprobieren.
Lady Wythe war in ein Gespräch mit der Gastgeberin vertieft, als sich Zacharias ihr näherte. Wenn Lady Frances Burrow Vertrauliches mit jemandem teilte, verfiel sie in einen durchdringenden, theatralischen Flüsterton, der gewöhnlich dafür sorgte, dass sie weit mehr Aufmerksamkeit auf sich zog als mit ihrer normalen Stimme. Gerade sagte sie gut hörbar zu Lady Wythe: »Meine Liebe, ich war vollkommen fassungslos, als Mrs Quincey es mir erzählte! Ich habe ihr natürlich kein Wort geglaubt, aber ich hoffe, du verzeihst, dass ich es darüber nicht zum Streit habe kommen lassen.«
Zacharias konnte Lady Wythes Antwort nicht hören, Lady Frances aber schien überrascht. In einem ungeheuer durchdringenden Flüsterton widersprach sie heftig.
»Weißt du, Maria, es ist schon ziemlich seltsam, dass ausgerechnet Mr Wythe der Letzte war, der Sir Stephen lebend gesehen hat. Dass er danach als Meister des Stabs aus Sir Stephens Arbeitszimmer tritt und von Leofric jede Spur fehlt – du musst zugeben, dass das alles sehr absonderlich anmutet! Man kann Mrs Quincey nicht verdenken, dass sie sich darüber Gedanken macht.«
Dieses Mal war Lady Wythes Antwort nicht zu überhören. »Ich kann es Mrs Quincey durchaus verdenken, dass sie sich fragt, ob Zacharias meinen Gatten und dessen Vertrauten ermordet hat«, erklärte sie. »Wenn sie wirklich glaubt, dass ausgerechnet Zacharias imstande wäre, jemandem Leid zuzufügen, und dann ausgerechnet dem, der wie ein Vater für ihn war, ist sie sogar noch dümmer, als sie wirkt. Es überrascht mich zudem, dass du ihre dunklen Fantasien teilst, Frances!«
»Aber Maria«, rief Lady Frances gekränkt. »Ich wollte doch nur helfen! Außerdem solltest du wissen, dass es sich dabei nicht allein um Mrs Quinceys Fantasien handelt. Die Leute reden darüber, ganz gleich, wo man hingeht, und es wird ein sehr schlechtes Licht auf Mr Wythe werfen, wenn er dem nicht bald ein Ende setzt. Wenn du es unbedingt wissen möchtest …«
Lady Wythe würde jedoch nie erfahren, was sie unbedingt wissen wollte, denn Lady Frances sah Zacharias und wurde puterrot. Lady Wythe hatte feuchte Augen, und ihre Nase war gerötet, denn zu ihrem eigenen Verdruss weinte sie stets, wenn sie wütend war.
»Zacharias, ich habe Lady Frances soeben mitgeteilt, dass wir wohl besser nach Hause gehen«, sagte Lady Wythe um Fassung bemüht. »Das Treffen deines Komitees findet morgen in aller Frühe statt, nicht wahr? Zudem bin ich müde. Lady Frances wird es mir sicherlich nachsehen. Sie ist zu liebenswürdig, um jemandem etwas nachzutragen.«
Wenngleich sie Lady Frances nur einen Augenblick zuvor gescholten hatte, reichte ihr Lady Wythe nun die Hand. Man musste Lady Frances zugutehalten, dass sie vortrefflich reagierte.
»Das würde ich zweifelsohne, doch es gibt nichts nachzusehen! Es war sehr freundlich, dass du gekommen bist. Ich hoffe nur«, fügte sie leiser hinzu, »ich hoffe nur, dass ich dir nicht noch mehr Kummer bereitet habe, meine liebe Maria.«
Obschon ihre Freundschaft mit Lady Frances gerettet war, war der Abend für Lady Wythe unwiederbringlich ruiniert. Unmittelbar nachdem Zacharias ihr in die Kutsche geholfen hatte, platzte es aus ihr heraus: »Unselige Kreaturen! Wie können sie nur derart schreckliche Dinge von sich geben! Zu Lebzeiten Sir Stephens hätten sie das nie gewagt. Wie sehr ich wünschte …!«
Mit zitternden Händen holte sie ein Taschentuch aus ihrem Pompadour und tat, als schnäuze sie sich die Nase. Zacharias wusste jedoch genau, wie ihr Satz weitergegangen wäre, wenn sie sich weitere Worte gestattet hätte, und sie konnte sich kaum dringlicher wünschen, dass Sir Stephen wieder am Leben und im Amt wäre, als er.
»Ich wünschte so sehr, ich könnte dir helfen«, sagte sie stattdessen.
»Lass dich bitte nicht von derlei Gerede beunruhigen«, antwortete Zacharias. »Du musst wissen, dass dank meines Amts niemand Anklage gegen mich erheben kann. Es handelt sich also lediglich um ein unerfreuliches Gerücht, das keinerlei legale Konsequenzen nach sich ziehen kann. Ich lasse mich davon nicht beunruhigen.« Das war nicht die ganze Wahrheit, doch er sprach einigermaßen ruhig und hoffte, dass Lady Wythe ihm den Gleichmut abnehmen würde.
Lady Wythe ließ das Taschentuch sinken und fixierte Zacharias mit ihren ängstlichen blauen Augen. »Dieses Gerücht ist dir früher schon zu Ohren gekommen?«
Zacharias nickte. »Ich hoffe …« Er konnte nicht aussprechen, worauf er hoffte. Es hätte zu offensichtlich werden lassen, was er fürchtete. Er drehte den Kopf, sodass Lady Wythe sein Gesicht nicht sehen konnte, und sagte mit einiger Anstrengung: »Er war … tot, weißt du … als ich eintraf.«
»Oh, Zacharias«, sagte Lady Wythe aufgewühlt. »Hast du wirklich das Gefühl, dich vor mir rechtfertigen zu müssen? Sir Stephen hat mir von seinen Beschwerden berichtet, noch ehe er seinen Arzt konsultiert hat. Wir wussten, dass sein Herz ihm irgendwann ein Ende setzen würde. Ich wünschte nur, wir hätten dich darauf vorbereitet. Sir Stephen war sich bewusst, dass er es dir hätte sagen sollen, aber er hat es nie über sich gebracht: Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dich so bald verlassen zu müssen. Er wäre so stolz, wenn er sehen könnte, wie gut du zurechtkommst – und es täte ihm so leid, dass er dir solchen Ärger bereitet hat.«
Zacharias schüttelte den Kopf und verschränkte die Finger beider Hände – eine Geste, die seiner Nervosität Ausdruck verlieh und die Sir Stephen ihm hatte abgewöhnen wollen, doch er neigte noch immer dazu, wenn er besonders angespannt war. Er öffnete den Mund, ohne genau zu wissen, was er im Begriff war zu gestehen, doch der Geist kam ihm zuvor.
»Ich werde dir niemals verzeihen, wenn du Maria von mir erzählst«, sagte Sir Stephen.
Zacharias weigerte sich, dem Geist seines Vormunds zu antworten, und verbrachte zur Verwirrung der armen Lady Wythe den Rest der Reise in stiller Wut. Erst als sie nach Hause gebracht worden war und sich Zacharias in der sicheren Umgebung seines Arbeitszimmers wiederfand, erklärte er: »Ich wünschte, Ihr würdet es unterlassen, in meine Unterhaltungen hereinzuplatzen! Es ist überaus schwierig, Euch nicht durch eine Antwort zu verraten. Sagtet Ihr nicht, wir sollten alles in unserer Macht Stehende tun, um zu verhindern, dass Lady Wythe Euch gewahr wird, da sie so schreckliche Angst vor Geistern hat?«
Zu dessen Lebzeiten hätte Zacharias Sir Stephen nie eine solche Standpauke gehalten. Selbst wenn sie keineswegs immer einer Meinung gewesen waren, hatte Zacharias Sir Stephen selten darüber in Kenntnis gesetzt. Vielleicht war die kindliche Angst in ihm dafür verantwortlich, die ihn befürchten ließ, dass er nicht länger gewollt wurde, wenn er sich nicht stets nach Kräften bemühte, zu gefallen – wenn er auch nur das kleinste Anzeichen dafür zeigte, dass er den Wünschen seines Gönners nicht gerecht werden konnte.
Doch der Tod hatte in seiner zweifelhaften Gnade dafür gesorgt, dass er diese Urangst nicht mehr besaß, selbst wenn er Lady Wythe zugleich ihrer wichtigsten Stütze und Zacharias des Mannes beraubt hatte, den er am meisten geschätzt hatte. Es gab nun keinen Grund mehr, Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg zu gehen, und Zacharias konnte keinen Zweifel an Sir Stephens treuer Verbundenheit hegen, wurde er doch von dessen Geist mit unliebsamer Hartnäckigkeit heimgesucht.
»Hätte ich geschwiegen, hättest du unsere Abmachung vergessen«, entgegnete Sir Stephen. Dass er keine Reue zeigte, war ärgerlich. »Du erinnerst dich, dass du mir versprochen hast, ihr nicht zu erzählen, was in dieser Nacht geschah.«
Zacharias schüttelte den Kopf. »Lady Wythe sollte darüber Bescheid wissen«, antwortete er. »Sie hat vor allen anderen in dieser oder jener Welt das Recht zu erfahren, was in der Nacht geschah, in der Ihr starbt.«
»Wenn es nur darum ginge, die Art meines Todes zu offenbaren, hätte ich keine Einwände«, entgegnete Sir Stephen. »Sich Maria anzuvertrauen würde jedoch bedeuten, einen Laien über die Einzelheiten des Austauschs in Kenntnis zu setzen – noch dazu eine Frau! Du bist unbeliebt genug, Zacharias, um dir nicht auch noch die Schmach deiner Kollegen zuzuziehen, indem du das größte Geheimnis der Zauberei offenbarst.«
»Lady Wythes Vertrauenswürdigkeit steht außer Frage«, hielt Zacharias dagegen. »Sie wäre über die Maßen erleichtert, wenn sie wüsste, dass es Euch gut geht, und … auch sie wird sich wundern.« Er senkte die Stimme, sodass es des übernatürlichen Gehörs eines Toten bedurfte, um seine nächsten Worte zu vernehmen: »Selbst sie muss Zweifel hegen.«
Sir Stephen war ein großer, imposanter Mann, der trotz seiner ergrauenden Haare noch vor Kraft strotzte. Seine breite Statur erinnerte eher an einen General als an einen Gelehrten und Magier, aber hinter seiner augenscheinlichen Arglosigkeit und den klaren blauen Augen verbarg sich eine unvermutete Schläue. Seine Feinde unter den Thaumaturgen hatten zu sagen gepflegt – manche missbilligend, andere durchaus mit einem gewissen Neid –, dass Sir Stephen Politiker hätte werden sollen: Er hätte mit Sicherheit den Posten des Premierministers bekleidet.
»Maria soll in Erwägung ziehen, dass du ein Mörder sein könntest?«, rief Sir Stephen ungläubig. »Das ist völliger Unsinn, Zacharias! Weil sie wusste, dass sie vor dir die Autorität des Kindermädchens nicht untergraben durfte, gab sie stets vor, die Geschichten über deine Unartigkeit zu glauben, aber sobald du bestraft und schreiend ins Kinderzimmer verbannt worden warst, hat Maria den finstersten Argwohn gehegt! Mit welch schändlichen Unterstellungen sie Schwester Haddons Integrität infrage gestellt hat! Sie sei nicht sicher, dass die Schwester Zacharias verstand. Er wollte gar nicht ungezogen sein. Ein Kind, das veranlagt war wie er, ließe sich einfach mit Geduld und Zuneigung lenken. Es bedürfte weit mehr als des Geraunes eines Klüngels niederträchtiger Magier, um ihren Glauben an dich zu erschüttern.«
Zacharias war jedoch nicht von Erinnerungen an Kindertage zu überzeugen. Sir Stephen kannte den sturen Blick, mit dem er ihn bedachte, nur allzu gut. So hatte er bereits als Vierjähriger geschaut, wenn er seinen Brei nicht essen wollte. Nun, zwanzig Jahre später, machte er dieselbe finstere Miene, weil er daran gehindert wurde, das zu tun, was er für richtig hielt.
»Ich könnte mich hinreißen lassen, dich von deinem Versprechen zu entbinden, wenn du einwilligst, Maria von deinem Leiden zu erzählen«, sagte Sir Stephen. »Sie kann dir möglicherweise helfen, die Schmerzen zu lindern.«
»Kein Sterblicher könnte mich von meinem Leid erlösen«, entgegnete Zacharias, sprach jedoch nicht weiter. Er hatte die Schlacht in dem Moment verloren, in dem Sir Stephen – wohlweislich – seine Krankheit erwähnt hatte. Über diesen Aspekt des Geheimnisses um den Tod von Sir Stephen würde Zacharias nicht sprechen wollen, ganz gleich, wie wichtig ihm Ehrlichkeit war.
Zacharias machte sich eilig daran, Vorbereitungen für die Arbeit des nächsten Tages zu treffen, ganz so, als fühlte er sich nicht bereits unwohl – doch der Schein hätte Sir Stephen auch zu Lebzeiten nicht getrogen, als er das Gespür der Toten noch nicht besessen hatte.
»Tut es sehr weh?«, fragte er.
»Nicht besonders«, antwortete Zacharias. Die Frage war ihm unangenehm, und er sprach nur weiter, um das Thema zu wechseln.
»Habt Ihr eine Ahnung, was Edgeworth von mir wollen könnte?«
Da er nun zwischen dem Reich der Sterblichen und den Himmelsgründen schwebte, war es unnötig, Sir Stephen von den Ereignissen des Tages zu berichten. Er schien über jedes Detail ebenso gut Bescheid zu wissen wie Zacharias selbst.
»Ich schätze, er möchte einen Zauber«, gab Sir Stephen zurück. »Höchstwahrscheinlich eine ungeheuerliche Aberration der Natur – die Verdreifachung der Kriegsflotte oder das Ungeschehenmachen eines militärischen Rückschlags. Die Regierung begnügt sich nie mit einem einfachen Zauber – einer Erleuchtung beispielsweise oder einer Formel, mit deren Hilfe die Abgeordneten im Unterhaus unbemerkt vor sich hin dösen können.«
»Dann sollte ich ihm meine Hilfe verweigern«, sagte Zacharias. Er hielt inne und warf Sir Stephen einen Blick von der Seite zu. »Was soll ich sagen? Die Regierung pflegt unsere Kräfte seit jeher zu überschätzen, es ist jedoch keinesfalls wünschenswert, dass sie in dieser Hinsicht eines Besseren belehrt wird.«
»In der Tat!«, stimmte Sir Stephen zu. »Kein Monarch hat die Magier je gemocht, und es ist einzig der Unsicherheit geschuldet, wie wir uns für grobe Unhöflichkeit rächen würden, dass die Regierung uns bisher in Ruhe gelassen hat. Es ist eine heikle Angelegenheit, die ein hohes Maß an Geschick erfordert.«
Er warf Zacharias, dessen ungeteilter Aufmerksamkeit er sich sicher sein konnte, aber einen wissenden Blick zu. »Also schön!«, fuhr Sir Stephen fort. »Du weißt, dass ich liebend gern nach meiner Meinung gefragt werde. Vergiss jedoch nicht, Zacharias, dass ich dich nur für eine Weile erlöse. Ich werde unsere Auseinandersetzung nicht vergessen!«
Nichts konnte so ausufern wie das Treffen eines Komitees von Magiern. Als Zacharias’ Kollegen endlich aufhörten, ihre mannigfaltigen Meinungen über thaumaturgische Standards auszutauschen, war es bereits sechs Uhr und damit weit später, als er für gewöhnlich sein Abendessen einzunehmen pflegte.
Er war mit einem Kollegen zum Essen verabredet, der glücklicherweise großzügig mit seiner Zeit umging und sich nicht einmal genierte, erst um halb sieben zu speisen, weshalb Zacharias einzig sein eigener Hunger antrieb, als er schnellen Schrittes die breiten weißen Stufen des Theurgen-Clubs hinaufging.
Die Königliche Sozietät Widernatürlicher Philosophen kümmerte sich um die öffentlichen Angelegenheiten der englischen Thaumaturgie, im weniger prunkvollen, dafür aber moderneren Gebäude des Theurgen-Clubs konnte man es sich hingegen unter Gleichgesinnten bequem machen. In den geschmackvoll eingerichteten Räumen der Theurgen fanden sich Weissager, Alchemisten, Rutengänger, Hexenmeister, Seher, Beschwörer, Sturmrufer, Zauberer und gelegentlich sogar Magier ein. Die Mitgliedschaft stand jedem offen, der auch nur einen Soupçon magischer Fähigkeiten besaß und als Gentleman durchging.
In den vergangenen Jahren, da die Magie in England geschwunden war und der Beruf des Thaumaturgen an Glanz verloren hatte, war die Abkunft sogar zu einem wichtigeren Kriterium geworden als die Befähigung zur Magie. In Wirklichkeit hatte der Magie stets etwas Unenglisches angehaftet, war sie doch unvorhersehbar, achtlos gegenüber Traditionen und eine Gabe, die keinen Unterschied zwischen den Klassen machte. Mit Ausnahme der großen, traditionsreichen Thaumaturgenfamilien – den Burrows, Edgeworth’, Midsomers und ihresgleichen – schien der Beruf des Magiers nun lediglich für jüngere Söhne angebracht.
Dies führte dazu, dass sich in den Speisesälen der Theurgen nun zahlreiche Herren tummelten, deren Interesse vielmehr dem Kartenspiel als der Zauberei galt. Widernatürliche Philosophen, die ihre Studien ernst nahmen, wichen dagegen in die erhabenen Hallen und stillen Bibliotheken der Sozietät aus.
Es wäre möglicherweise zu erwarten gewesen, dass Zacharias ihre Gesellschaft suchte, doch tatsächlich mischte er sich lieber unter die jungen Männer und Dandys der Theurgen. Obwohl er den Anforderungen hinsichtlich des Bildungsstands und der magischen Fähigkeit schon lange entsprochen hatte, hatte man ihm die Mitgliedschaft in der Sozietät erst gewährt, als er seinen Posten angetreten hatte, und selbst dann hatte die Sozietät ihren neuen Königlichen Magier bestenfalls widerwillig akzeptiert.
So wild es in den Speisesälen der Theurgen auch zugehen mochte, dort konnte sich Zacharias sicher sein, dass seine Hautfarbe keine Rolle spielte. Hier war er einfach Zacharias Wythe: »der vornehme Kamerad Wythe, selbst wenn er sich immer so hochgestochen ausdrückt«. Zacharias empfand stets Erleichterung, wenn er über die Türschwelle trat, konnte er doch dort wie an keinem anderen öffentlichen Ort die Schilde senken und sich entspannen.
Als Zacharias durch den vornehmen Versammlungsraum des Clubs ging, waren einige Thaumaturgen eifrig damit beschäftigt, einander Zauber vorzuführen. Ihr Abbild war in großen Spiegeln zu sehen, sodass es aussah, als sei der ganze Raum voller Magieanwender.
Unter ihnen war auch Josiah Cullip, der sein Gewicht fortwährend von einem Bein auf das andere verlagerte und im Brustton der Überzeugung verkündete: »All dieses Gerede über Puffets Undurchdringlichkeit ist Unsinn. Jeder mittelmäßige Thaumaturg könnte diesen Zauber vollbringen. Er bräuchte dazu lediglich ein Quäntchen Talent – und natürlich eine Kerze.«
»Nun denn, wir haben hier genügend Kerzen«, forderte ihn einer der Anwesenden heraus. »Vielleicht lässt du dich ja dazu herab, uns Puffet zu demonstrieren, wenn es so einfach ist.«
Streitgespräche wie dieser waren nicht ungewöhnlich. Die Vorführung minderer Illusionen und Formeln diente allabendlich der Erheiterung der Gäste des Theurgen-Clubs und war zu einer Tradition geworden, die zu hinterfragen Zacharias den Ruf eines Exzentrikers eingebracht hätte. Er hätte seinen Kollegen ob der Extravaganz des Zaubers aber gleichwohl Vorhaltungen machen können, denn Puffets Miniaturfeuerwerk war in Wahrheit ein eher heikler Zauber, der einer beträchtlichen Menge Magie bedurfte. Das auszusprechen aber hätte bedeutet, Cullip zu tadeln. Wie unter Männern üblich, würde Cullips Schuldgefühl dazu führen, dass er es Zacharias verübelte, freundlicher mit ihm umgegangen zu sein, als er es verdiente. Zacharias wollte die Feindschaft zwischen ihnen nicht noch kultivieren.
Der Hausdiener, der Zacharias in Empfang nahm, wusste, mit wem er verabredet war.
»Mr Damerell bat darum, im Blauen Salon zu speisen, da es dort ruhiger ist als im großen Saal. Nehmt Ihr auch Hummer?«
»Danke, Tom, mir genügt der gesottene Fasan«, antwortete Zacharias, als er plötzlich ein vollkommen absonderliches Geräusch hinter sich vernahm. Es klang am ehesten, als rülpsten Tausende tiefe Stimmen gleichzeitig.
Zacharias drehte sich um und sah, dass Cullip einen silbernen Kerzenständer wie ein Schwert über dem Kopf schwang. Die Kerze fehlte, dafür trug Cullip nun eine Haube, die weder aus Biberpelz noch aus Seidenplüsch, sondern aus reinem weißen Wachs bestand. Kleine orange Flammen loderten an Dochten in seinen Ohren und erhellten sein verdutzt dreinblickendes Gesicht.
Tom spottete: »Ich wusste doch, dass er damit baden geht! Bisher hat kein Betrunkener Puffet zustande gebracht. Ich möchte sogar bezweifeln, dass es Sir Stephen gelungen wäre!«
Der Thaumaturg, der Cullip zuvor angestachelt hatte, bemerkte trocken: »Ich habe ja so meine Zweifel, dass das von Puffet so beabsichtigt war! Doch Ihr liegt zweifelsohne richtig, Cullip, und ich habe die Schwierigkeit des Zaubers einfach maßlos überschätzt. Vermutlich liegt das Problem in den Kerzen.«
Als er Zacharias bemerkte, rief er: »Sieh an, der Königliche Magier weilt unter uns! Er wird uns sicher Klarheit verschaffen. Haltet Ihr es nicht auch für Sparsamkeit am falschen Fleck, Sir, dass die Kerzen hier einen an Puffets Zauber hindern? Schließlich steht das Talent des Magiers außer Frage.«
Cullip wurde puterrot, riss sich die Wachshaube vom Kopf und warf sie zu Boden. Er schimpfte: »Sollen wir uns in dieser Angelegenheit auf das Urteil des Königlichen Magiers verlassen? Wenn jemand das Amt bekleidete, der den Titel auch verdient, müssten die Thaumaturgen Englands nicht bei jedem noch so kleinen Zauber sämtliche Magie der Umgebung zusammenkratzen!«
Zacharias versteifte sich, war aber schon unflätiger attackiert worden und schluckte seinen Ärger hinunter.
»Selbst mein Vermögen und mein Einfluss können nicht besonders viel gegen die Vorurteile ausrichten, die man dir entgegenbringt«, hatte ihm Sir Stephen vor sehr langer Zeit erklärt. »Du wirst dich im Laufe der Zeit beweisen, Zacharias, und deine Leistungen werden keinen Zweifel an deiner Befähigung lassen. Bis dahin kannst du dich der Impertinenz nur erwehren, indem du Geduld übst und Höflichkeit an den Tag legst. So magst du deine Feinde möglicherweise für dich gewinnen – die Alternative kannst du dir dagegen mit Sicherheit nicht leisten.«
Zacharias konnte die nötige Gelassenheit und Höflichkeit in diesem Augenblick nur aufbringen, indem er Cullip ignorierte. Er wandte sich an Tom: »Im Blauen Salon, sagtest du?«
Cullip jedoch war zu ärgerlich und unbedacht, um die Sache auf sich beruhen zu lassen.
»Wenigstens maßt er sich nicht an, sich zu verteidigen«, sagte er zu seinem Begleiter. »Es ist wirklich schade, dass er nicht klug genug ist, sein Amt einem echten englischen Thaumaturgen zu überlassen!«
Obwohl er schon viele Affronts über sich ergehen hatte lassen müssen, war Zacharias keine Maschine. Er drehte sich um und schnauzte: »Man benötigt nur eine Kerze für Puffets Zauber – aus Talg, nicht aus Wachs –, und wenn Ihr die richtige Formel verwendet hättet, wäre es Euch vielleicht sogar geglückt. Der Rest Eures Geschwätzes, Sir, ist nicht einmal einer Antwort wert – abgesehen davon, dass den Thaumaturgen Englands mehr Magie zur Verfügung stünde, mit der sie ihrem Land dienen könnten, wenn sie weniger davon für den albernen Zeitvertreib aufwenden würden!«
Wein und Zorn hatten Cullip bereits so erröten lassen, dass er nicht noch mehr Farbe annehmen konnte, aber er pfefferte den Kerzenhalter auf den Boden und plusterte sich auf wie ein kampfbereites Zwerghuhn.
»Nun denn, Sir, ich schätze, Ihr wisst, wo Ihr mich finden könnt …«, setzte er an, wurde aber unterbrochen.
»Sie kommen schrecklich spät, Zacharias. Was hat es damit auf sich?«