Zu Papst Leo und Elefant Hanno das »Gruppenbild der Päpste« im Anhang.
Zur Art des Zitierens siehe die Bemerkungen vor den Nachweisen im Anhang.
Also ein Abführmittel.
Vespucci hatte 1502 in seinem Expeditionsbericht Mundus Novus von einer ›Neuen Welt‹ gesprochen. Der seefahrerische Beweis, dass Indien und Amerika nicht zu einer einzigen Landmasse, sondern zu getrennten Kontinenten gehörten, erfolgte erst 1513, sieben Jahre nach dem Tod des Columbus.
Zu Dürer, Koberger und Schedel siehe den Abschnitt über Nürnberg im 4. Kapitel.
Siehe den Abschnitt »›Wiedertäufer‹ und ›Sakramentierer‹« im 7. Kapitel.
Eine Kopie von 1892 befindet sich im Deutschen Historischen Museum in Berlin.
Dazu der Abschnitt über Alexander im »Gruppenbild der Päpste« im Anhang.
Dazu der Abschnitt über »das silberne Zeitalter« im 3. Kapitel.
Dazu der erste Abschnitt des nächsten Kapitels.
Dazu »Die Macht aus den Münztruhen« im nächsten Kapitel.
Dazu der Abschnitt über die Landsknechte im nächsten Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Faust fährt zur Hölle« im 7. Kapitel.
Dazu der Abschnitt über den Ewigen Landfrieden im nächsten Kapitel.
Zu Maximilian und Karl siehe auch das »Gruppenbild der Kaiser« im Anhang.
Die Karte ist online zu besichtigen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Mercateum.
Dazu der Eintrag in »Bündnisse, Institutionen, Bekenntnisse …« im Anhang.
Zu Paracelsus siehe den Abschnitt im Kapitel »Leiblichkeit«.
Dazu der Predigtabschnitt im Kapitel »Himmel, Hölle, Alltag«.
Siehe den Abschnitt »Anfang und Ende« zu Beginn dieses Kapitels.
Luther benutzte die 2. Auflage von 1519.
Siehe »Bündnisse, Institutionen, Bekenntnisse, Erlässe und Kampfschriften« im Anhang.
Im Abschnitt »Nürnberg: Unter der Veste und am Tiergärtnertor« im 4. Kapitel.
Zeitreisende mit Faible für die unmittelbare Anschauung können zum jährlichen Frundsbergfest Ende Juni, Anfang Juli nach Bretten fahren und vom Straßenrand aus zusehen, wie in Gestalt von Landsknechtsfähnlein die Vergangenheit durch die Stadt zieht.
Die beiden Eisenhände, die er sich später anfertigen ließ, kann man in der Burg Jagsthausen bei Öhringen nahe Heilbronn besichtigen. Die Schnapp- und Gelenkmechanismen darf man freilich nicht ausprobieren.
Holzschnitte dieser Burgen auf https://de.wikipedia.org/wiki/Wandereisen-Holzschnitte_von_1523.
Philologen haben ihm das Volksbuch vom Eulenspiegel in die Schuhe und unter die Feder geschoben. Dazu die Passage im Abschnitt über den Narr von Torgau im Kapitel über Burg und Stadt.
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Geldleute«.
Die Novelle von Kleist ist ein literarisches Meisterwerk, kein historisches Dokument. Das signalisiert schon der zu Michael abgeänderte Vorname des Titelhelden. Auch ist Kleists Kohlhaas ein ›Rosshändler‹. Ein nach Fasshering riechender Kaufmann wäre als heroische Verkörperung einer bis zur Selbstzerstörung getriebenen Rache ästhetisch zu unappetitlich.
Dazu der Abschnitt »Jörg Ratgeb wird gevierteilt« im Kapitel »Unter Bauern«.
Reisige waren bewaffnete Reiter (ursprünglich zum Schutz von Reisenden), Reisläufer Fußsoldaten.
Vom französischen garde, Wache, aber auch Bereitschaft.
Aus dem Haufen ging später das Regiment hervor, aus dem Fähnlein die Kompanie.
Adam Ries wird im nächsten Kapitel trotzdem besucht.
Bevor Zeitreisende über diese bizarre Relation allzu heftig die Köpfe schütteln, sei erwähnt, dass Oxfam Anfang 2016 bekannt gab, 62 Leute hätten so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der gesamten Menschheit.
Siehe die Einleitung.
Zu Julius siehe das Gruppenbild der Päpste im Anhang, zu Albrecht das Gruppenbild der Fürsten.
Siehe den letzten Abschnitt dieses Kapitels.
Dazu auch der Abschnitt »Faust fährt zur Hölle«.
Dazu der Abschnitt »Die Macht aus den Münztruhen« im vorherigen Kapitel.
Ältere Zeitreisende aus der BRD erinnern sich vielleicht an die älteren Zwanzigmarkscheine mit der Dame unter der Haube. Die Darstellung ging auf Dürers Porträt einer Tucher-Gattin zurück. Die Tucher gehörten zu den altehrwürdigen ratsfähigen Geschlechtern Nürnbergs. Das Tucher-Bier wurde erst seit dem späten 17. Jahrhundert gebraut. Der Geldschein mit der Tucherin kam 1961 in Umlauf, im Jahr des Mauerbaus. Die fränkische Brauerei wiederum gehört heute zur Radeberger Gruppe, benannt nach der sächsischen Bierbrauerei, nach dem Fall der Mauer übernommen vom Oetker-Konzern.
Zur Hexenverfolgung siehe den entsprechenden Abschnitt im Kapitel »Himmel, Hölle, Alltag«.
Zum Bundschuh siehe »Bündnisse, Institutionen …« im Anhang.
Siehe auch die Passagen über dessen Monopolisierungsversuche im ersten Abschnitt dieses Kapitels.
Wer das Rechnen nach Linien üben will, kann das auf der Website des Adam-Ries-Bundes tun (adam-ries-bund.de). Dort gibt es Aufgaben in den vier Grundrechenarten mit schematischen Darstellungen, wie die Rechenpfennige zu legen sind.
Siehe den Abschnitt »Was Bürgerinnen in der Truhe haben« im Kleidungskapitel.
Und dann noch einmal Mitte des 20. Jahrhunderts nach seiner Zerstörung im Bombenkrieg.
Siehe Gruppenbild der Kurfürsten.
Siehe das »Kleine Latinum für Zeitreisende« im Anhang.
Kurioserweise illustriert der Holzschnitt des Stocknarren auch die Verse über den Krämer. Dabei waren Krämer und Hausierer weniger für die eigene Dummheit berüchtigt als dafür, andere für dumm zu verkaufen.
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Himmel, Hölle, Alltag«.
Dürers Elternhaus und Wolgemuts Werkstatthaus wurden im 2. Weltkrieg zerstört.
Die vollständige Aufschrift im Abschnitt »Die letzte Ölung« im 13. Kapitel.
Orientierung bietet die Website historische-meile.nuernberg.de.
Siehe den Abschnitt »Männleinlaufen« im zweiten Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Wasser auf die Mühlen« im Handwerkskapitel.
Zu den Brotordnungen der Abschnitt »Was ist ein ›Pfennigbrot‹?« in diesem Kapitel.
Heute liegt das Schlachtgewicht im Schnitt bei rund 100 Kilo. Das Schlachtgewicht ist nicht das Gewicht zum Zeitpunkt der Schlachtung, wie die Nichtmetzger unter den Zeitreisenden vermutlich glauben und wie auch der Autor ursprünglich angenommen hat. Es handelt sich stattdessen um das Gewicht innerhalb der ersten 45 Minuten nach der Schlachtung, ohne Zunge, innere Organe, Gehirn etc. Das Lebendgewicht liegt um etwa 20 Kilo höher. Ein heutiges Mastschwein erreicht also dreimal mehr Lebendgewicht als eine Straßensau zur Lutherzeit.
Dazu der Abschnitt »Ochsenwege« im 9. Kapitel.
Siehe den Abschnitt »Wortgewalt« im Anhang.
Siehe das entsprechende Luther-Zitat in der Einleitung.
Siehe den Abschnitt »Der Kosmos weitet sich« im ersten Kapitel.
Aufzählung und Erläuterung im »Kleinen Latinum für Zeitreisende« im Anhang.
Siehe den letzten Abschnitt dieses Kapitels.
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Leiblichkeit«.
Dazu der Abschnitt »Macht Geld traurig?« im Kapitel »Geldleute«.
Die sehr unregelmäßige Rechtschreibung findet sich im Original.
Dazu der Abschnitt »Welche Geschäfte sind schmutzig?« im Kapitel »Geldleute«.
Dazu der Abschnitt »Studentenunruhen« in diesem Kapitel.
Näheres im Abschnitt »Was Bürgerinnen in der Truhe haben« im Kleiderkapitel.
Mit ähnlicher Moral dichtete Alberus auch Fabeln über Stadt- und Landmaus (Abschnitt »Wie Fürsten tafeln, Bauern essen und Bürger speisen« im Ernährungskapitel) und Mast- und Zugochse (Abschnitt »Angst vor der Arbeit« im Bauernkapitel).
Der Drahtzieher wurde übrigens bis zum 1. August 2013 vom Bundesinstitut für Berufsbildung als zweijähriger Ausbildungsgang geführt und dann mit dem Federmacher und dem Fräser zur Fachkraft für Metalltechnik zusammengefasst.
Siehe den Abschnitt »Macht Geld traurig?« im Kapitel »Geldleute«.
Zwei davon sind im Abschnitt »›Männleinlaufen‹« des Kapitels über »Die Herren des Reichs« dem Henker in die Hände gefallen.
www.deutsche-fachwerkstrasse.de.
Siehe den entsprechenden Abschnitt im ersten Kapitel.
Die fünfhundert Jahre sind vorüber. Aber es lässt sich nicht mehr überprüfen, ob Dürer zu viel versprochen hat. Die Tafel ist 1729 verbrannt.
Dazu der Abschnitt »Bündnisse, Institutionen, Bekenntnisse, Erlässe und Kampfschriften« im Anhang.
Zur apokalyptischen Zeitstimmung der Abschnitt »Anfang und Ende« am Anfang des ersten Kapitels.
Dazu der Abschnitt »Hexenjagd« im nächsten Kapitel.
Siehe den Eröffnungsabschnitt »Anfang und Ende« im 1. Kapitel.
Siehe den Abschnitt »Die humanistische Universität« im 4. Kapitel.
Dazu der letzte Abschnitt im 4. Kapitel.
Siehe den Abschnitt »Holz und Haus« im 5. Kapitel.
Das seit dem späten 13. Jahrhundert bekannte Wismut (heute Bi als chemisches Element) war noch nicht als eigenständiges Metall erkannt. Es hätte als ›achtes Metall‹ die symbolische Geschlossenheit des Siebenerkosmos gesprengt.
Dazu auch die Passagen über das »Bergbüchlein« im Abschnitt »Das silberne Zeitalter« des 3. Kapitels.
Dazu »Die Sünden des Hosenteufels« im Kleiderkapitel.
Obwohl katholisch erzogen, kann ich diese ›Marseillaise der Reformation‹, wie Heinrich Heine und Friedrich Engels den Choral übereinstimmend (und übereinstimmend irrend) genannt haben, aus dem Gedächtnis zitieren und lasse den Zitatnachweis weg. Weiteres zum lutherischen Kirchenlied im Abschnitt »Trost und Gesang« in diesem Kapitel.
Siehe den Abschnitt »Wetternöte« im Kapitel über die Bauern.
Siehe den Abschnitt »Martin Luther schreibt Hans Kohlhase einen Brief« im 2. Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Reliquienglaube« in diesem Kapitel.
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Leiblichkeit«.
Dazu das Stichwort ›Marburger Artikel‹ in »Bündnisse, Institutionen, Kampfschriften« im Anhang.
Siehe »Bündnisse, Institutionen, … Kampfschriften« im Anhang.
Dazu »Der Streit um den Sturtz« im Kleiderkapitel.
Die Fortsetzung des Zitats mit den schönsten Versprechungen im »Jüngsten Gericht« des letzten Kapitels.
Zu Luthers Einstellung zum ›Gebärauftrag‹ der Frau siehe den Abschnitt über das Kinderkriegen im Kapitel »Frauen, Männer, Kinder«.
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Leiblichkeit«.
Auch dazu der Pestabschnitt in »Leiblichkeit«.
Es sei daran erinnert, dass Papst Franziskus am 8. Dezember 2015 ein außerordentliches »Heiliges Jahr« mit dem Aufstoßen der beiden Flügel der »Heiligen Pforte« des Petersdoms eröffnet hat. Das »Heilige Jahr« währte bis zum 20. November 2016. Mit dem Durchschreiten der Pforte ist für Pilger ein Sündenerlass verbunden.
Es sei darauf hingewiesen, dass Maria auch im Islam bei den einfachen Gläubigen sehr beliebt war (und ist). Sie ist die einzige Frau, die im Koran namentlich genannt wird. Eine der 114 Suren, die neunzehnte, heißt sogar »Maria«.
Siehe das »Gruppenbild der Komponisten« im Anhang.
»nottorfft«: nicht unsere Notdurft, sondern im Sinn von ›unverzichtbarem Bedürfnis‹; »tzweheln«: Handtücher; »facilet«: Mundtücher; »hantbecken«: Handwaschbecken; »kandelbret«: Brett zum Einhängen von Kannen; »koepff«: Becher; »grueß«: Krüge; »brieff«: wohl ein Druck mit einem Holzschnitt; »laßtzedel«: Regelblatt für Aderlasszeiten, oft mit astrologisch-symbolischen Bezügen; »reysent oer«: Sanduhr.
»keß«: Käse; »erweyß«: Erbsen; »tzwiffel«: Zwiebeln.
»vil dester baß«: umso besser; »spanbeth«: Bettgestell; »kueß«: Kissen; »leylach, decklach, deck«: Leinenzeug, Überzüge, Decken; »kleck«: genügt; »schalaun«: Wolldecke; »golter«: gesteppte Decke – noch heute im Fränkischen »colder« für Decke; »gauch«: Narr; »bruntzscherb«: Nachtopf; »warmes«: Wams; »schauben«: Überwurfmäntel.
Im Abschnitt »Götz von Berlichingen wird belagert« im 4. Kapitel.
»lawen«: Lauge, Seifenwasser; »heris«: hären, aus Haaren gewebt; »darff«: braucht.
»bueß«: Vorrat; »meßpeln«: Mispeln, Apfelfrüchte.
Zum Bier siehe den Abschnitt im nächsten Kapitel.
Der Anachronismus ›Arbeitgeber‹ geht zulasten des Übersetzers.
Das vielversprechende »gögel« möge zur Enttäuschungsvermeidung unerläutert bleiben.
Als Frankenkind freut und tröstet mich, dass diese Schwänze im Register mit B, in der Vorrede mit p geschrieben sind. Bis heute tun sich Franken schwer damit, die beiden Buchstaben beim Sprechen zu unterscheiden, wie ich – selbst beim eigenen Namen – immer wieder feststelle.
Man darf annehmen, dass Leute, die in der Lage waren, Kochbücher zu kaufen, sich auch den teuren Safran zum ›Gelben‹ leisten konnten.
Der heutige europäische Grenzwert bei Speisegetreide liegt bei 0,05 Prozent.
Siehe den Abschnitt »Was ist ein Pfennigbrot?« im 4. Kapitel.
Es sind etwa 5300 Brote. Bei den Angaben sind heutige Ertragsverhältnisse zugrunde gelegt. Bei den fünfmal geringeren Hektarerträgen um 1500 wären es mithin nur etwas über 1000 Brote.
»Welche Geschäfte sind schmutzig?« im Kapitel »Geldleute«.
Siehe das Rezept am Schluss des Abschnitts »Von bereytung der speis«.
Dazu »Die Hanse und der Hering« im Kapitel »Geldleute«.
Dazu der dritte Abschnitt des ersten Kapitels.
Dazu der Abschnitt »Wetternöte« im sechsten Kapitel.
Genau genommen wurde der Terminus ›Reinheitsgebot‹ vor 100 Jahren erfunden, nicht vor 500, und setzte sich erst in den 1950ern durch. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dazu eine Bemerkung Luthers im Kapitel »Frauen, Männer, Kinder«.
Zur versuchsweisen ›Rehabilitierung‹ der Epoche sei ein moderner Historiker zitiert: »Die Periode vom 14. bis zum 16. Jahrhundert war kein Saufzeitalter.«
Siehe den ersten Abschnitt im 7. Kapitel.
Dazu der Badehaus-Abschnitt im Kapitel »Leiblichkeit«.
Dazu die »Gebrauchsanweisung für Spießgesellen« im 2. Kapitel.
Dazu eine Passage der Einleitung.
Dazu der entsprechende Abschnitt im 5. Kapitel.
Zu Behaims Globus der dritte Abschnitt des 1. Kapitels.
Dazu der Abschnitt über die Badestube im Kapitel »Leiblichkeit«.
Siehe den Schluss des Abschnitts über den Sturtz im Kleiderkapitel.
Dazu der Abschnitt »Vom Kinderkriegen und Kinderverlieren« in diesem Kapitel.
Siehe den Abschnitt »Inventare in Versen« im Kapitel »Häuslichkeit«.
Dazu der Abschnitt »Jörg Ratgeb wird gevierteilt« im Bauernkapitel.
Irritierenderweise heißt nach dem himmlischen Raser heute ein Auto.
Der Autor kann nicht widerstehen, den Kommentar zu einem bei YouTube eingestellten Magnifikat zu zitieren – ohne ihn zu teilen, versteht sich, denn diese Zeitreise ist konfessioneller Neutralität verpflichtet. Der Kommentar: »if only the prots (!) would know what there (!) missing«.
Die nach Dürers Tod gemachten Bemerkungen seines alten Freundes Willibald Pirckheimer über Agnes gelten heute als fragwürdig.
Siehe den Abschnitt »Die Schlächterei von Frankenhausen« im Bauernkapitel.
Die Hebamme.
Eine von der Deutschen Bischofskonferenz 2007 herausgegebene »Arbeitshilfe« der Internationalen Theologischen Kommission zu dieser Problematik verlautbart: »Das Prinzip, wonach Gott das Heil aller Menschen ersehnt, gibt Anlass zur Hoffnung, dass es einen Heilsweg für ungetauft sterbende Kinder gibt« – Anlass zur Hoffnung! –, »und folglich auch zu dem theologischen Bestreben, eine kohärente und logische Verbindung zwischen den verschiedenen Aussagen des katholischen Glaubens zu finden«, zum Beispiel zwischen der Heilsnotwendigkeit des Sakraments der Taufe, der Ursünde und dem Heilswillen Gottes.
Siehe »Die Tiere der Stadtmenschen« im 4. Kapitel.
Dazu die unterfränkische Bemerkung im Abschnitt von der »bereytung der speis« im Ernährungskapitel: »Ich werde an Ickelsamers Pfeiftipp denken, wenn ich mich das nächste Mal mit Namen vorzustellen habe.«
Zeitreisende, die der Redewendung weiter nachspüren möchten, können damit auf der Website der Stadt Pappenheim im Altmühltal beginnen.
Siehe den entsprechenden Abschnitt im Kleidungskapitel.
Bei ihm ist Baden bei Zürich gemeint, nicht etwa Baden-Baden.
Dazu der entsprechende Abschnitt in diesem Kapitel.
Siehe den Abschnitt »Wollüsterey und Gattenliebe« im 11. Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Bündnisse, Institutionen, Bekenntnisse, Erlässe und Kampfschriften« im Anhang.
Siehe den Abschnitt »Wasser auf die Mühlen« im Handwerkskapitel.
Siehe »Anfang und Ende« im ersten Kapitel.
Zu Claus Narr von Torgau der entsprechende Abschnitt im 4. Kapitel.
»Es ist leichter, dass ein Kameel durch ein Naddelöhre gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes kome«, sagt Jesus im Markusevangelium.
Siehe den Abschnitt »Trost und Gesang« im 7. Kapitel.
Siehe dazu die Einleitung.
Siehe den Abschnitt »Reliquienglauben« im 7. Kapitel.
Siehe den Pestabschnitt im 12. Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Deutsche Bibeln und deutsche Drucke« im 1. Kapitel.
Siehe den Abschnitt »›Wollüsterey‹ und Gattenliebe« im 11. Kapitel.
»Dies irae, dies illa / solvet saeclum in favilla« – »Tag des Zorns, jüngster Tag / wo die Welt in Asche fällt«.
Für meine Frau, »die Più«
»Da alle Menschen innewerden, dass sie sterblich und hinfällig sind, dürstet dennoch jeder nach Unsterblichkeit hier auf Erden. Früher suchten die Könige durch den Bau von Pyramiden unsterblich zu werden, wie jetzt durch große Dome und Kirchengebäude. Die Soldaten jagen dem Siege nach, und die Schriftsteller suchen durch Herausgabe ihrer Bände einen ewigen Namen, wie wir es jetzt auch vor Augen sehen. Ach, wir sind elende Leute.«
Martin Luther, Tischreden
Martin Luther lag erst ein gutes Jahr in der Wittenberger Stiftskirche (heute Schlosskirche) im Sarg, als im Frühling 1547 von den Türmen der Stadtkirche, in der er so oft gepredigt hatte, die steinernen Aufbauten entfernt wurden. Auf die frei gemachten Plattformen wollte man Kanonen hieven, um mit ihnen das Gebiet vor den Stadtmauern zu bestreichen. Es ging darum, zu verhindern, dass die Landsknechte Kaiser Karls V. nach dem Sieg über das kursächsische Heer bei Mühlberg zum Sturm auf Wittenberg ansetzten.
Die Steinpyramiden hätten auf den Türmen bleiben können. Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich geriet in die Gefangenschaft des Kaisers, Stadt und Residenz wurden kampflos übergeben. Wenigstens kam es nicht zur Plünderung wie 1527 in Rom. Damals hielten sich die kaiserlichen Landsknechte, darunter auch solche aus deutschen Ländern, für ihren ausgebliebenen Sold an den Reichtümern der Ewigen Stadt schadlos, die gerade ihre Wiedergeburt aus den antiken Ruinen erlebte. Die Pracht der Renaissance wurde mitfinanziert von den Ablassgeldern, gegen die Luther zehn Jahre vor der Plünderung Roms seine Thesen – nein, nicht an die Schlosskirchentür genagelt, sondern einem Brief an den Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg beigelegt hatte. Das Schreiben an Albrecht trug das Datum des 31. Oktober und war außerdem das erste Dokument, das der geborene Luder mit Luther unterzeichnete.
Wittenberg wurde 1547 nicht geschändet, aber die Landsknechte verheerten die Dörfer, Felder und Gärten um die Stadt herum. Der Kaiser zog mit kleinem Gefolge in Wittenberg ein und widersetzte sich sogar dem Vorschlag seiner katholischen Räte, den Leichnam des Mannes, der ihm 1521 auf dem Reichstag zu Worms entgegengetreten war, aus dem Sarg zu holen, um noch posthum die Reichsacht über Luther zu vollstrecken und ihn als Häretiker verbrennen zu lassen.
1556, im Jahr nach dem Augsburger Religionsfrieden – gewissermaßen der historische Abschluss der Lutherzeit –, wurden Spitzhauben auf die Turmplattformen der Stadtkirche gesetzt und mit ihnen eine von Philipp Melanchthon auf Latein verfasste handschriftliche Chronik der Stadt. Nahezu ein halbes Jahrtausend lagen die großformatigen, eng beschriebenen Blätter unentdeckt in einer Kapsel in einem der Turmknäufe, bis sie 1910 bei Restaurierungsarbeiten wiedergefunden wurden. Aus ihren Zeitkapseln befreit und ans Vitrinenlicht der Geschichte gebracht, hängen sie heute im Melanchthonhaus in Wittenberg.
Geschichtsschreibung fand mit Papier und Tinte statt. Die Geschichte selbst ließ Gräber und Knochen zurück. 1994 stieß man in Leipheim nahe Ulm bei Bauarbeiten auf Skelettgruben. In Leipheim hatte am 4. April 1525 die erste große Schlacht des Bauernkrieges stattgefunden. Sie endete mit der verheerenden Niederlage des Bauernheeres, der weitere folgen sollten bis zum schrecklichen Gemetzel am 15. Mai 1525 bei Frankenhausen in Thüringen. Bei Leipheim wurden die Fliehenden zu Aberhunderten von nachsetzenden Reitern mit Spießen niedergestochen oder »erlegt und in der thonau ertrenkt«, wie einer der Sieger meldet. Als seien die Bauern gewesen wie das Wild, das die Aristokraten erntevernichtend über die Felder zu jagen pflegten, einer der Gründe für den Aufstand. Mit der ersten großen Niederlage der Bauern begann, was Luther vom ›christlichen Adel‹ gefordert hatte: Schlagt die Aufständischen, mordet sie, schlachtet so viel wie möglich von ihnen ab, damit nie wieder ein Untertan es wagt, die Hand gegen die Obrigkeit zu erheben oder auch nur die Faust in der Tasche zu ballen.
Mitunter kann man der Geschichte auch im Zoo begegnen. Im Oktober 1999 wurde im Nürnberger Tiergarten ein Panzernashorn geboren und auf den Namen Albrecht getauft. Im Jahr 1515 hatte Dürer ein »Rhinoceron« gezeichnet und eigenhändig vermerkt, man habe dem »küng van portigall gen lisbona procht ein solch lebendig tir aws India«. Der König von Portugal wollte das Nashorn Papst Leo schicken, gewissermaßen als Werbegeschenk für die allerkatholischste Absegnung seiner Kolonialpolitik. Das Transportschiff ging unter. Das Rhinozeros wurde gleichwohl als Kadaver nach Rom geschafft, ausgestopft und zur Schau gestellt. Später schickte der König von Portugal dem Nashorn einen Elefanten hinterher, der tatsächlich lebend in Rom ankam.[1]
Eine Zeichnung des ausgestopften Panzernashorns wurde zur Vorlage der dürerschen Arbeit. Rhino Albrecht gelangte nicht nach Rom, nur ins französische Lisieux, wo er für die Arterhaltung zuständig ist. Er sieht nur entfernt so aus wie sein unglücklicher römischer Kollege auf dem von Dürer gefertigten Porträt, das ja insofern gar keines war, als der Meister sein Können an einem Objekt unter Beweis zu stellen hatte, das er selbst nie zu Gesicht bekommen hatte. Dürer ging es ähnlich wie Geschichtsschreibern und Zeitreiseführern, die das, worüber sie berichten und wovon sie erzählen, auch nicht selbst erlebt – gerochen, gespürt, gesehen – haben. Sogar Luther fragte sich in einer zeitreisenden Anwandlung beim Predigen, wie wohl das Tuch ausgesehen habe, in das Maria ihr Kind gewickelt hat.
Im Unterschied zu Dürer, der sich auf eine Vorlage verlassen musste, kann für die Reise in die Lutherzeit, die für Kunsthistoriker (und natürlich für Nürnberger) eher die Dürerzeit ist, auf eine Fülle unterschiedlichster Zeugnisse zurückgegriffen werden. Dazu gehören Texte[2], Bilder (gemalte, geschnittene, gedruckte) und Gebrauchsgegenstände. Diese Gegenstände, die heute unberührbar in Museen drapiert sind, gingen zu Luthers Zeit von Hand zu Hand, bevor sie auf irgendeinem Dachboden oder in einem Scheunenwinkel vergessen wurden. In den Städten wurden manche von ihnen, zerbrochene Krüge zum Beispiel, nachlässig in Fäkaliengruben ›entsorgt‹. Archäologen holten sie Jahrhunderte später ans Licht der Gegenwart und entfernten mit äußerster Sorgfalt die Krümel der Geschichte.
Ohne Dürer würde Nashorn Albrecht nicht Albrecht heißen, und ohne Dürer gäbe es keine Dürerzeit. Ohne Luther wiederum hätte es die Lutherzeit nicht gegeben, so wenig, wie es eine Lutherbibel ohne Luther geben kann. Aber Dürer war nicht der einzige Meister der deutschen Renaissance und Luther nicht der einzige Hassprediger gegen die Bauern. Selbst die Bibel hat er nicht allein übersetzt. Nur auf sich gestellt macht niemand Epoche, weder auf einem Reichstag in Worms noch in einer Studierstube auf der Wartburg. Auch Menschen wie Melanchthon waren von größter Bedeutung für diese Zeit, die wir nach dem zornigen Mönch aus dem Mansfeldischen nennen, der 1483 als Martin Luder geboren wurde und 1546 in Eisleben starb.
In dieser Lebensspanne vollzog sich ein Epochenumbruch. Auf jeder Ebene kam es zu dramatischen Veränderungen: auf der persönlichen, familiären, lokalen, europäischen und globalen. Und doch lebte zwischen dem Neuen überall das Alte fort. Eroberer und Kaufleute stießen zu neuen Welten vor, Theologen zu neuen Glaubensvorstellungen, Wissenschaftler zu neuen Erkenntnissen, Techniker zu neuen Konstruktionen. Aber gleichzeitig war die Mehrheit der Bauern ihren Herren leibeigen, die Mehrheit der Handwerker von ihren Zunftmeistern abhängig und die Gesamtheit der Tagelöhner ihren Autraggebern ausgeliefert. Es loderten die Scheiterhaufen, und die größte Hexenjagd der abendländischen Geschichte stand erst noch bevor.
Luther selbst blies noch einmal die mittelalterliche Hölle an mit seinem Predigeratem, geradezu besessen vom Teufel. Der Leibhaftige war für ihn keine Allegorie des Bösen, sondern dessen Verkörperung. Luther sah sich in persönlicher Feindschaft mit ihm verstrickt, wehrte sich mit Tinte – nicht mit dem Tintenfass, wie die Wartburger Fremdenführer erzählen – und schrieb unermüdlich gegen den Widersacher an, in öffentlichen Angelegenheiten wie bei privaten Anfechtungen: »Wohl an, frisst der Teufel mich, so soll er, ob Gott will, eine Purgation[3] fressen, die ihm Bauch und Arsch zu eng machen soll.«
Die epochale Mittelstellung Luthers und seiner gesamten Gegenwart lässt Historiker heute abwechselnd von ›Spätmittelalter‹ und ›Früher Neuzeit‹ sprechen. Mögen sich derartige Riesenbegriffe bei näherem Hinsehen auch als die Windmühlen historiografischen Fleißes und musealer Betriebsamkeit erweisen, so ist es doch nicht ratsam, gegen deren Flügel anzustürmen. Wie sonst nur noch die Goethezeit ist die Lutherzeit historischer Projektionsraum und Mythenreservoir der deutschen Geschichte. Man steht davor und staunt und kann nicht anders. Sogar in Rom trägt seit September 2015 ein Platz seinen Namen. Das bis dahin unbenannte Fleckchen in der Nähe des Kolosseums heißt nun Piazza Martin Lutero.
Die Zeitreise, die in diesem Buch unternommen wird, ist nicht als Sightseeingtour zu den historischen Monumentalereignissen angelegt, sondern als Naherkundung einer Welt, in der die Neuzeit, die in unserer eigenen Gegenwart mitunter recht gebrechlich wirkt, noch jung gewesen ist.
Anfang und Ende – Der Kosmos weitet sich, der Mensch wird winzig klein – Wo der Pfeffer wächst oder Die Welt auf einem Nürnberger Erdapfel – Die Konquistadoren von Venezuela – Lantstrassen durch das Romisch reych – »Beschreibung Teutscher Nation« – Deutsche Beschwernisse – Die deutsche Sprache – Deutsche Bibeln und deutsche Drucke
Zu Beginn der Lutherzeit erschien in Nürnberg eine Chronik der Menschheitsgeschichte von Adam und Eva bis zum Jüngsten Gericht. Das zum großen Teil von Hartmann Schedel kompilierte und mit Hunderten von kolorierten Holzschnitten verzierte Werk verließ 1493 die Pressen des Druckers Anton Koberger, wenige Monate nachdem im Vorjahr Rodrigo de Triana Amerika entdeckt hatte. Nicht Columbus, sondern dieser junge Matrose im Mastkorb der Pinta erblickte als Erster die Inseln vor der Küste jenes Landes, das Columbus für einen Teil Indiens hielt und das der Globenbauer und Geograf Martin Waldseemüller im Jahr 1507 nach dem Seefahrer Amerigo Vespucci als ›America‹ bezeichnete.[4] Die Spanier indessen nannten die ›Neue Welt‹ weiter ›Las Indias‹, und deren Ureinwohner blieben bis heute ›Indianer‹.
Von der Entdeckung dieser ›Neuen Welt‹ weiß Schedels Chronik noch nichts. Sie handelt von der Alten. Nach dem Bericht von Gottes sechstägiger Schöpfung führt die etwa 7000 Jahre währende Menschheitsgeschichte über sechs Weltalter zum siebten, »dem letst alter« der Gegenwart, der Zeit des Untergangs. Dieses sehr kurze Kapitel besteht aus drei Teilen (»Von dem Anticrist«, »Von dem todt und endschaft der ding«, »Von dem iungsten gericht und ende der werlt«), jeder davon geschmückt mit einem kunstvoll gearbeiteten und lustvoll den Schrecken feiernden Holzschnitt: apokalyptischer Kampf mit dem Antichrist, Auferstehungstanz der Gerippe, Absturz der Verdammten in die Hölle und zugleich Eingang der Geretteten durch die Himmelspforte. Den Antichrist der Apokalypse identifizierten schon vor Luthers Angriffen auf des ›Teufels Sau in Rom‹ viele Gläubige mit dem Papst, der den Stuhl Petri usurpiert und die Kirche als ›Gemeinschaft der Heiligen‹ entweiht habe.
Wie sie sich freuen! Beim Totentanz aus der Schedelschen Weltchronik handelt es sich nicht um eine Untergangsvision, im Gegenteil: es ist der Freudentanz der Auferstehung.
Fünf Jahre nach der Veröffentlichung der Weltchronik entlieh Albrecht Dürer[5] von seinem Taufpaten Koberger die Lettern, mit denen sie gedruckt worden war, ließ mit ihnen einmal auf Deutsch, einmal auf Lateinisch die Apokalypse des Johannes setzen und illustrierte den Text mit Holzschnitten. Sie machten den jungen Meister schnell berühmt. Seit einem halben Jahrtausend sind die »Vier apokalyptischen Reiter« im kulturellen Bildgedächtnis gegenwärtig. Ihr alles niedergaloppierender Furor entsetzt noch heute die Betrachter. Und blickt man dem Alten auf dem Klepper im Vordergrund ins irre Auge, beginnt einem das Herz schneller zu schlagen, als wolle es, wenn schon nicht dem letzten Tag der Welt, dann doch dem eigenen letzten Schlag entgegenpochen.
Ein gutes Vierteljahrhundert später, im Februar 1524, fand am Himmel eine große Versammlung statt: Die fünf Planeten und Sonne und Mond trafen sich im Sternbild der Fische. Daraus folgerten Wanderprediger und Flugblattpropheten, eine neue Sintflut stehe bevor und die Konjunktion der Planeten werde »ungezweiffelt vil wunderbarlicher ding geperen«. So wird es auf dem Titelblatt eines Nürnberger Drucks von 1523 vorhergesagt und ins Bild gesetzt. Ein riesiger Fisch schwebt in der Luft, unten auf der Erde schwingen mit Sensen und Flegeln bewaffnete Bauern die Fahne der Revolte und stürmen auf Fürsten, Bischöfe und Äbte zu.
In einem zeitgenössischen Bericht von 1524 wiederum heißt es: »Viel Schnee gab im Frühling grosses gewesser welches sehr gefahrlich gewesen. Umb Pfingsten fiel unversehener Frost ein […] Man sah auch fast aller orthen in Francken drei Sonnen mit einem runden Regenbogen und schiene die rechte als ein feurige Kugel so etliche Tage gewehret, worauff hernach der Bauernkrieg gefolget.«
Im Jahr des Bauernkriegs, in einer Pfingstnacht des Jahres 1525, träumte Dürer von einer großen Flut »mit einer solchen grausamkeit mit einem ueber grossen rauschen und gesprützen und ertrenckett das gantz lant«. Die Sätze schrieb Dürer am Morgen nach dem Albtraum, als ihm noch der »leichnam zitrett«, unter ein Aquarell, auf dem zu sehen ist, wie »fill grosser wasser vom himell fillen«. Im August 1527 wurde der Weltuntergang schließlich auf Pfingsten 1528 festgesetzt. So verkündete es Hans Hut, der Täuferprophet. Dass wieder einmal der Untergang nicht eintrat – ebendies hatten die apokalyptischen Bewegungen in den Jahrzehnten um 1500 mit den frühen Christen gemeinsam –, erlebte Hut nicht mehr. Ende 1527 verbrannte er in einer Augsburger Gefängniszelle. Hut war stark von Thomas Müntzer beeinflusst und konnte, im Unterschied zu Müntzer, nach der Schlacht von Frankenhausen der Rache der aristokratischen Sieger an den Bauern entkommen. Müntzer selbst gehörte zu den wortgewaltigsten (und wortgewalttätigsten) Ausrufern des Untergangs. Noch beim Lesen meint man den Jubel zu hören, der in ihm aufbrauste in Erwartung des Weltgerichts: »O ho, wie reiff seynt die faulen opffel! O ho, wie morbe synt dye außerwelten worden! Dye zceyt der ernde ist do!«
Der Leviathan aus dem biblischen Buch Hiob »verachtet alles, was hoch ist«. Unter diesem Zeichen sagte eine Flugschrift von 1523 den Bauernaufstand vorher.
Apokalyptische Stimmungen rütteln durch Entsetzen auf, zugleich sind sie durchzittert von einer rasenden Vorfreude auf den Untergang, auf den ersehnten Tag des Jüngsten Gerichts, in dem sich der göttliche Heilsplan erfüllt und das menschliche Verlangen nach Abrechnung seine Befriedigung findet. Apokalyptik ist immer rachsüchtig. Auch für Dürer, der doch kein Eiferer war, verstand sich das von selbst. Im Tagebuch seiner Reise in die Niederlande notierte er 1521: »Apokalypsis. Das sind die Erschlagnen, unter dem Altar Gottes liegend, und schreien um Rach«.
Sogar wenn die Hasen den Jäger fangen und Hasengericht halten, tun sie dem Jäger an, was der Jäger ihnen und ihren Kindern angetan hat: Sie fangen ihn, sie binden ihn, sie quälen ihn. Und seine Hunde zerhacken sie zu Brocken und pökeln sie ein. Das zeigt um 1535 ein Holzschnitt von Georg Pencz. Der ehemalige ›Malknecht‹ Dürers war während des Bauernkrieges wegen seiner Sympathien für Müntzer als ›gottloser Maler‹ aus der Stadt gewiesen worden. Später konnte er zurückkehren und stieg als Nachfolger Dürers sogar zum Ratsmaler auf.
Der Anfang, den das Ende erzeugen sollte, war für viele Menschen nicht auf die Zukunft orientiert, sondern auf die Wiederherstellung einer noch nicht korrumpierten Vergangenheit, auf Wiedergeburt (›Wiedererwachsung‹ nennt es Dürer) statt auf Neuanfang, auf Ursprung statt auf Zukunft. Dieser Zeitstimmung konnte sich niemand entziehen, der mit den Gegenwartsverhältnissen unzufrieden war. Sie erfüllte die Bauern mit ihrer Forderung nach Rückkehr zum ›göttlichen Recht‹, die Humanisten mit ihrer zur Marotte gesteigerten Antike-Verehrung, die Reformatoren mit ihrer Kritik an einer die Ursprünge verleugnenden Kirche. »Denn die Welt ist ans Ende gekommen«, ließ Luther im April 1529 drucken. »So dünkt mich jetzt auch: weil das römische Kaisertum fast dahin ist, sei Christi Kommen vor der Tür, und der Türke sei das Ende dieses Reichs«. Dabei hatte Sultan Süleyman mit dem Feldzug nach Westen, der sein Reiterheer bis vor die Stadtmauer Wiens führen sollte, noch gar nicht begonnen.
Dem Täuferregiment in Münster wurde im Juni 1535 nach anderthalbjähriger Belagerung ein Ende gemacht.
Als Hans Hut in seiner Zelle verbrannte, konnte er nicht ahnen, dass als ›Wiedertäufer‹[6] geschmähte Untergangsgläubige im Februar 1534 in Münster die Macht übernehmen und knapp anderthalb Jahre behalten würden. In der Nacht vom 25. zum 26. Juni 1535 ging allerdings nicht die Welt unter oder das Heilige Römische Reich, sondern das Täuferregiment. Die Führer wurden öffentlich hingerichtet und ihre Leichname in eisernen Käfigen außen an die Türme der Lambertikirche gehängt. Dort prangen die Käfige bis heute. Als Zeitreisender kann man auf dem Prinzipalmarkt den Kopf in den Nacken legen und sich vorstellen, wie hoch oben die zerfetzten Körper der hingerichteten Täufer verwesten.
Die göttliche Schöpfung gerät aus den Fugen, wenn Gericht gehalten wird am Tag des Zorns. Dann stürzt der Sternenhimmel ein wie auf einem der Holzschnitte von Dürers Untergangszyklus zu sehen und wie in der von Luther übersetzten Offenbarung des Johannes zu lesen: »da ward ein großes Erdbeben / und die Sonne ward schwartz wie ein harin Sack / und der Mond ward wie Blut / und die Sterne des Himels fielen auff die Erden«.
Das menschliche Weltbild wiederum geriet aus den Fugen, als 1543 in Nürnberg die Abhandlung eines gerade verstorbenen Domherrn gedruckt wurde. Sie setzte in ihrem Titel und in den Köpfen der Leser die Planeten in Bewegung: De revolutionibus orbium coelestium – Über die Bewegung der Himmelskörper. Das ›Revolutionäre‹ an dieser Schrift war nicht die Auffassung von der Erdgestalt. Seit zweieinhalb Jahrtausenden hielten Philosophen und Astronomen die Erde nicht mehr für eine Scheibe, sondern für eine Kugel – was sie nicht ist, eher eine verbeulte Kartoffel. Für Platon und Aristoteles war die Erde eine Kugel in der Kugel und hing in der Mitte des Kosmos. An der Innenseite der kosmischen Kugel waren die Sterne fixiert und kreisten in Bilder gebannt um die Erde wie auch Sonne und Mond. Dass dem entgegen die Erde sich um die Sonne drehen sollte, darin bestand die Provokation der Himmelskörperschrift des Nikolaus Kopernikus, dieses »dahergelaufenen Astrologen«, wie Luther ihn nannte, »der beweisen will, daß sich die Erde dreht und nicht der Himmel und die Sonne und der Mond. Das ist, wie wenn jemand, der in einem fahrenden Wagen oder Schiff sitzt, annehmen wollte, dass er unbeweglich sei und Erde und Bäume sich bewegten. Heutzutage ist das jedoch so Sitte: wer klug sein will, muss notwendig etwas Eigenes produzieren, was unbedingt das Beste sein muss, weil er es produziert hat. Der Narr wird noch die ganze Astronomie auf den Kopf stellen.«
Für Zeitreisende, die in der Schule die einsteinsche Relativitätstheorie durchgenommen (wenn auch, wie der Verfasser, nicht wirklich verstanden) haben und die sich ganz selbstverständlich mit Navigationssystemen bewegen, die von Satelliten gesteuert werden, die sich um die Erde bewegen, die sich um die Sonne bewegt, die sich in der Milchstraße bewegt, die sich in irgendetwas noch Größerem bewegt – für uns Alltagsgalileos ist der Narr natürlich nicht Kopernikus. Aber die moderne Binsenweisheit vom ›heliozentrischen Weltbild‹ war im 16. Jahrhundert ein mathematisch ausgeklügelter Irrsinn, der nicht nur der Heiligen Schrift widersprach, sondern auch dem gesunden Menschenverstand.
Das Verstörende der ›kopernikanischen Wende‹ bestand darin, dass sie weder zur jahrtausendealten Erfahrung noch zum tagtäglichen Augenschein passte. Gerade die Empirie – Passion und Mythos der modernen Wissenschaft – widersprach der Hypothese ebendieser neu entstehenden Wissenschaft. Dennoch behielt die Hypothese recht, genauer gesagt: Sie bekam recht, als Johannes Kepler, ein evangelischer Theologe, den kopernikanischen Irrtum von der Kreisbahn der Planeten elliptisch korrigierte und so eine mathematische Spielerei in eine physikalische Wahrheit verwandelte. Kepler hätte über Luthers närrische Narrenbeschimpfung mit Nachsicht hinweggesehen, war er selbst doch Theologe genug, um seinerseits nicht über die gefährdete Position der Erde hinwegsehen zu können. Mochte sie im neuen Weltbild ihren Platz im Zentrum des Sonnensystems verloren haben, ihren alten Stellenwert in der Mitte der Schöpfung behielt sie auch für Kepler.
Aber der Kosmos hatte sich geöffnet. Seit den Tagen des Kopernikus wird er umso weiter, je größer die Augen werden, mit denen der Mensch in den Himmel schaut. Galileo setzte selbst geschliffene Linsen ans Auge, wir errichten Weltraumteleskope oder schicken Weltraumsonden auf große Fahrt, die wir auf den Namen des Mannes mit dem Fernrohr taufen. Aber die ›kopernikanische Kränkung‹, über die wir längst hinweggekommen sind, wurde allenfalls in Theologenseelen empfunden. Wer hätte im Alltagsleben auch gekränkt sein sollen? Luther auf dem Bollerwagen, der sieht, wie die Bäume an ihm vorüberziehen! Oder der Bauer, der ›im Märzen die Rösslein anspannt‹ und hinter dem Pflug übers Feld trottet, bis hinter den Wipfeln des nächsten Waldes die Sonne untergeht? Oder Rodrigo de Triana, der in seinem Matrosenleben so oft gesehen hat, wie der goldene Ball am Horizont im Meer versinkt? Ihnen wäre die Schrift des Domherrn so gleichgültig wie unverständlich gewesen, Gelehrtenzeug eben, mit dem praktisch nichts anzufangen ist.
Auf dieser Karte von 1522 ist das neu entdeckte Amerika links neben das altüberlieferte Weltbild gemalt. Noch schwimmt »die neue Welt« etwas unbeholfen am Rand herum.
Wenn der europäische Mensch sich auf einmal winzig vorkam auf der Erdkugel im Kosmos, lag das nicht so sehr an der Weite des Alls, sondern vor allem an der Ausweitung der Welt durch die Seefahrer und Abenteurer, die Gewürzhändler und Goldsucher, die Eroberer und Zerstörer. Die Sterne stürzten trotz aller Untergangsstimmung nicht ein, sondern folgten getreu ihrer Bahn wie seit Anbeginn der Zeiten: »Und Gott sprach / Es werden Liechter an der Feste des Himels / und scheiden tag und nacht / und geben / Zeichen / Zeiten / Tage und Jare / und seien Liechter an der Feste des Himels / dass sie scheinen auff Erden«. Die Navigatoren orientierten sich an diesen Beleuchtungskörpern und ließen sich von den Sternen den Weg um die Welt weisen.
Ephemeriden