Concetta Bertoldi
Wissen Tote, was wir denken
Neue Auskünfte über das Leben im Jenseits
Aus dem Englischen von Gisela Merz-Busch
Knaur e-books
Concetta Bertoldi ist ein Medium, das vom englischen Königshaus, von amerikanischen Stars, Politikern und vielen anderen Menschen zu Rate gezogen wird. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in New Jersey.
Weitere Informationen unter: www.concettabertoldi.com
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel »Do Dead People Walk Their Dogs?« bei HarperCollins Publishers, New York.
eBook-Ausgabe 2012
Knaur eBook
© 2009 Concetta Bertoldi
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2010 Knaur Verlag
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Ralf Lay
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: Riser © Johannes Kroemer
ISBN 978-3-426-41366-1
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Dieses Buch widme ich meiner Mutter Eleanor Hackett Ferrell, die es trotz einer schrecklichen Kindheit geschafft hat, eine wunderbare Ehefrau und Mutter zu werden. Ich werde nie aufhören, dich zu lieben.
Seit mein erstes Buch Sehen Tote wirklich alles? erschienen ist, bekam ich von überall her Briefe oder E-Mails. Die Leser berichteten, auch sie hätten unter der Dusche und an anderen intimen Orten Begegnungen mit sehr »lebendigen« Geistern gehabt.
Die vielfach geäußerte Sorge, dass uns Tote völlig nackt sehen könnten, fand ich dabei schon bemerkenswert. Geht es nicht ums Badezimmer, dann haben die Menschen Angst, dass die Geister ihnen über die Schulter und auf andere Körperteile schauen könnten, etwa wenn sie im Bett liegen. Da frage ich mich doch, was sie dort um Himmels willen machen, dass sie solche Bedenken haben! Befürchten sie vielleicht, dass Polizisten ihre Tür aufbrechen und – die Handschellen griffbereit – rufen könnten: »Hören Sie sofort damit auf! Wir haben gerade eine Beschwerde von einem Toten bekommen«?
Wie auch immer, die Mail einer Frau namens Diane mag selbst dahingehende Befürchtungen beschwichtigen:
Vor vielen Jahren (genau genommen, als ich fünfundzwanzig war) suchte ich zum ersten Mal ein Medium auf und wollte es wegen eines Umzugs ans andere Ende des Landes befragen. Sie erkundigte sich sofort, ob mein Vater verstorben sei. Schockiert bejahte ich das und erzählte ihr, wie unbehaglich mir sei, weil ich ständig das Gefühl hätte, er würde mich die ganze Zeit beobachten.
Sie erwiderte: »Er sagt, Sie sollen sich keine Sorgen machen – im Bad schaut er Ihnen nicht zu.«
Ich musste lachen, weil diese Bemerkung so typisch für ihn war.
Wie Sie sich denken können, weckte mein Buch Dianes Neugier, und sie kaufte es!
Es lässt sich kaum beschreiben, wie aufregend es ist, wenn das erste eigene Buch erscheint und so positiv aufgenommen wird. Ich weiß nicht, warum es mir so wichtig war, eins zu schreiben – einer Legasthenikerin, der das Lesen seit jeher schwergefallen ist. Aber ich habe Bücher schon immer geliebt und über die Jahre sehr viele gelesen, die von anderen Medien geschrieben wurden. Vor allem zu der Zeit, als ich mich damit beschäftigte, ob und wie ich meine Fähigkeiten einsetzen würde. Seit langem sammle ich auch Bücher über Marilyn Monroe, die ich sehr verehre. Bücher lagen mir immer besonders am Herzen. Dass ich selbst eines verfasst habe, öffnete mir die Tür, so viele neue Menschen zu treffen – zum Beispiel durch Lesungen, die ich in einigen wunderbaren Buchhandlungen und Bibliotheken abhalten durfte. Eine etwa in Caldwell, New Jersey, wo mehr als hundert Zuhörer kamen, obwohl es in Strömen regnete und die Straßen überschwemmt waren, so dass man besser mit dem Boot gekommen wäre … (ich hatte meinem Ehemann John bereits gesagt, dass wir bei dem Wetter höchstens mit ein paar Enten rechnen könnten, aber ich sollte mich irren). Dann gab es eine Veranstaltung in Hackettstown, wo mehr Zuhörer kamen, als die Buchhandlung fassen konnte, und wir ins Hotel auf der anderen Straßenseite wechseln mussten – und dergleichen mehr.
Mittlerweile wird das Buch sogar in anderen Ländern veröffentlicht! Als John und ich letztes Jahr nach Deutschland reisten, schlenderte ich in Frankfurt durch eine Buchhandlung und »sah« plötzlich mein Buch dort stehen. Ich bin sicher, dass viele frischgebackene Autoren schon so einen Tagtraum hatten, aber als ich wieder zu Hause war, rief mein Agent an und erzählte, dass er gerade die Rechte für die deutsche Übersetzung verkauft hätte. Meine Vision würde also binnen kurzem Wirklichkeit werden!
Auch wenn ich übersinnliche Kräfte habe, niemals hätte ich voraussagen können, was ich in letzter Zeit Unglaubliches erlebe: die wachsende Akzeptanz der Wahrheit, dass wir niemals endgültig sterben. Vor nur zehn Jahren hätte man diese Vorstellung als »abgefahren« angesehen. Wohin man auch schaut, gibt es heute Bücher, Fernsehshows und Filme, die sich mit der Anderen Seite beschäftigen. Zwar wird sie von manchen immer noch als gespenstischer Ort dargestellt, der von bösen Geistern besiedelt ist – das hat einen höheren Unterhaltungswert –, doch viele sehen mittlerweile aus einer realistischeren Perspektive, dass es dort in Wahrheit nichts gibt, wovor man sich fürchten müsste. Angesichts dieses wachsenden Zuspruchs trauen sich die Menschen eher, über die Andere Seite nachzudenken, und das hat eine Flut von Fragen ausgelöst. Ein Bereich, den ich im letzten Buch nicht ausführlich behandelt habe, betrifft zum Beispiel unsere lieben vierbeinigen Freunde. Das Thema soll hier etwas eingehender besprochen werden.
Da bin ich also wieder, um noch mehr Geschichten zu erzählen, die ich selbst erlebt habe oder von denen mir meine Klienten erzählten, um Sie an weiteren karmischen Erfahrungen mit meinen Freunden und Verwandten teilhaben zu lassen. Nun ja, meine Schwiegermutter ist immer noch derselbe Drachen. Stimmt, sie behandelt mich nach wie vor als jemanden, mit dem keiner etwas zu tun haben will. Aber um ein berühmtes Wort von Abraham Lincoln abzuwandeln: Man kann manche Menschen zuweilen zufriedenstellen, man kann sogar die meisten Menschen die meiste Zeit zufriedenstellen, aber niemals alle gleichermaßen … Das ist nicht zu schaffen, also sollte man sich damit abfinden. Doch bevor ich das Thema beende, muss ich zu meiner Schwiegermutter noch etwas sagen. Dafür, dass sie fünfundachtzig Jahre alt ist, sieht sie phantastisch aus! Sie ist wirklich wunderschön. Das stimmt, das muss ich ihr lassen.
Es gibt eine Menge Fragen, die zu behandeln sind, doch ehe ich dazu übergehe, will ich nur noch sagen, es lag niemals in meiner Absicht, dass sich die Leute jetzt nicht mehr trauen, die Seife in der Dusche aufzuheben. Eines Tages kaufte ich nämlich in einem Lebensmittelladen in Boonton, New Jersey, ein, als eine Frau auf mich zukam und fragte: »Sie sind doch Concetta Bertoldi, nicht wahr?« Ich erwiderte: »Ja«, und sie sagte: »Nun, vielen Dank! Sie sind schuld daran, dass ich jetzt im Bad zumindest ein Auge offen lasse …!«
Ich? Ich bete unter der Dusche – und Sorgen mache ich mir da erst recht nicht. Gott kennt ohnehin alles.
Einmal hielt ich eine Sitzung, in der die Schwiegermutter meiner Klientin den Kontakt aufnahm. Im Gegensatz zu meinem Verhältnis mit meiner Schwiegermutter standen die beiden sich sehr nahe. Meistens kann ich feststellen, wer der Geist ist, indem ich ihn frage, auf welche Weise er auf die andere Seite wechselte, wie er gestorben ist. Und mein Klient kann das dann bestätigen. Doch in diesem Fall wollte ihre Schwiegermutter absolut nicht über so etwas reden. Immer wieder sagte sie zu mir: »Sag einfach: ›T‹ – sie weiß schon, was das bedeutet.« Nun, zumindest hatte ich keine Ahnung, was sie damit meinte. War das der Anfangsbuchstabe eines Namens von einer Person? Der erste Buchstabe eines Ortes? Wer sollte das wissen? Aber der Geist bestand darauf, also sagte ich zu meiner Klientin: »Sie meint, ich solle nur den Buchstaben T erwähnen, und Sie werden wissen, was damit gemeint ist.« Meine Klientin war verdutzt. Sie überlegte: »T? T?«, dann begann sie zu lachen: »Oh, jetzt verstehe ich das! Tee! Tee zum Trinken, wie eine Tasse Tee. Nachdem meine Schwiegermutter gestorben war, mussten ihre Töchter und ich das Haus ausräumen, damit es verkauft werden konnte. Und in Moms Küche gab es unzählige Schachteln mit schwarzem Tee! Keinen englischen Frühstücks-, Pfefferminz- oder Kamillentee. Nein. Jedes Mal, wenn wir eine Schranktür öffneten, fanden wir weiteren schwarzen Tee! Meine Schwägerinnen und ich müssen immer noch darüber lachen, wie viel Tee Mom hatte.« Offensichtlich waren sie nicht die Einzigen, die darüber lachen mussten – ihre Schwiegermutter auf der anderen Seite hatte auch ihren Spaß daran.
Ich glaube, dass Seelen, die im Diesseits sehr ernsthaft waren, lockerer werden, sobald sie auf der Anderen Seite sind. Wir sind alle sehr unterschiedlich, und nicht jeder Verstorbene entwickelt sich zum Scherzbold. Doch wenn sie das große Ganze sehen, nehmen die Dahingegangenen alles nicht mehr so schwer. Und sie schätzen es, wenn auch wir etwas gelassener sind.
Einmal kamen vier Frauen zu einer Gruppensitzung zu mir. Da sie sich überhaupt nicht ähnlich sahen, ging ich davon aus, dass sie Freundinnen und keine Schwestern waren. Es dauerte nicht lange, und ich sah hinter den vieren den Geist einer Frau stehen, die mir erzählte, sie sei an Krebs gestorben. Als ich die Frauen fragte, warum sie mit allen vieren Kontakt aufnehmen wollte und ob sie wüssten, wer sie war, nickten die vier traurig und erzählten, sie sei eine beliebte Kollegin namens Viola gewesen. Viola strahlte eine der vier Frauen an, und ich fragte die Betreffende: »Warum erzählt mir Viola, dass Sie die Lustigste in dieser Clique waren? Und was zeigt sie mir so?« Ich nahm einen Stift auf, mit dem ich meine Bücher signiert hatte, und zeigte auf sie. Schließlich lächelte sie. Sie erzählte mir, dass Viola in der Zeit, als sie noch arbeiten konnte, manchmal sehr schlechte Tage hatte, und um sie aus ihrer Niedergeschlagenheit herauszuholen, hätte sie mit ihrem Stift immer Gummibänder zu ihr herübergeschossen. Und wenn Viola einen rabenschwarzen Tag hatte, hätte sie die ganze Schachtel mit Gummibändern genommen und über Violas Kopf ausgeleert! Wie albern, und doch eine so liebevolle Geste – wir alle mögen so was, nicht wahr?
Wenn wir nur das materielle Äußere betrachten, dann sieht es wirklich so aus, als ob das Leben nicht fair sei! Deshalb überrascht es auch nicht, dass dies eine der häufigsten Fragen ist, die mir gestellt werden. Warum bekommt gerade derjenige, der alle schlecht behandelt, die Beförderung und eine Gehaltserhöhung? Wie kann es sein, dass ausgerechnet ein Fiesling den Jackpot knackt? Warum trifft es nicht jemanden, der es wirklich verdient hätte? Anstatt einen, der es nicht einmal braucht! Was soll man davon halten?
Nun, der Kerl, der befördert worden ist, hat sich vielleicht beim Chef eingeschleimt, aber ich weiß, was Sie meinen. Es sieht immer so aus, als ob jene, die ohnehin schon viel haben, noch mehr bekommen, und häufig sind es ausgerechnet diejenigen, die es offensichtlich am wenigsten verdient haben. Die Antwort lautet: Wenn Sie jemanden sehen, der viel zu haben scheint, das er nicht einmal zu schätzen weiß, und dennoch noch mehr bekommt, dann können Sie sicher sein, dass Gott ihm erneut eine Chance gibt, seine Lektion zu lernen – was es bedeutet, großzügig zu sein, einem anderen zu helfen, der weniger vom Glück begünstigt ist. Das ist die Schlichtheit der Anderen Seite: Wir bekommen immer wieder neue Chancen, wir müssen nur darauf achten. Gott braucht unsere Dankbarkeit nicht, wir haben es nötig, Dankbarkeit zu erfahren. Wir brauchen das Erlebnis, mit anderen zu teilen.
Wenn wir andere teilhaben lassen, dann ist das, was wir dafür zurückbekommen, so viel großartiger als das, was wir gegeben haben. Manche Menschen scheinen das nie zu begreifen. Doch Gott gibt ihnen immer wieder neue Chancen. Ich weiß nicht, ob es jemals einen Punkt gibt, an dem Gott die Kandidaten – zumindest für das gegenwärtige Leben – »abschreibt«, wenn die Lektion immer wieder ignoriert oder die Prüfung wiederholt nicht bestanden wird. Ich weiß es einfach nicht genau. Da ich ein Mensch wie jeder andere bin, könnte ich mir vorstellen, dass er das tut. Aber das ist mein Urteil – ich würde den vermeintlich hoffnungslosen Fall wohl irgendwann aufgeben –, doch zu urteilen steht mir nicht zu. Das ist seine Aufgabe. Außerdem gehört uns nichts von all dem, was wir auf Erden haben, wirklich: weder unser Auto noch unsere Kleidung, unser Haus oder unser Geld. Das Einzige, was uns wirklich gehört, ist unsere Liebe zu Gott und die Liebe zueinander. Wenn wir unsere Liebe nicht ausdrücken, indem wir unsere materiellen Besitztümer mit anderen teilen, dann werden wir bei der Prüfung durchfallen. Und verlassen Sie sich darauf, die nächste Lektion wird härter sein.
Darüber hinaus müssen wir uns auch in geistiger Großzügigkeit üben, etwas von uns selbst geben, nicht nur von dem, was wir haben. Wir müssen einen Kreislauf des Teilens in Gang setzen. Menschen, denen es schwerfällt, etwas anzunehmen, ziehen Menschen an, denen es schwerfällt, etwas zu geben.
Ich denke, das verhält sich so ähnlich wie bei den Leuten, die dringend etwas über das Teilen lernen müssen. Sie sollen ihre Lektion erhalten! Zumindest hoffen wir bei einem Kind, das sich so gemein verhält, dass es möglichst bald aufwacht. Ich glaube, wir alle kennen solche Menschen – ich habe beide Spielarten erlebt, jene, die dazulernen, und jene, die das nicht tun. Beispielsweise habe ich einen Klienten, über dessen brutales Verhalten ich ziemlich viel weiß. Zwar kannte ich ihn nicht als Kind, aber man kann sich gut vorstellen, dass er schon damals niederträchtig war, und beim Erwachsenwerden hat sich daran auch nichts geändert. Er hat seine Frau in der ganzen Zeit ihres Zusammenlebens mies behandelt. Er war fordernd, kontrollierend, ließ sie nicht Auto fahren, ließ sich von ihr bedienen, schrie sie an. Er misshandelte sie auf vielerlei Weise. Dann lag seine Frau im Sterben, und wie sie so im Bett lag, schaute sie ihn kein einziges Mal mehr an, sie konzentrierte sich nur auf die Aussicht, nun bald von ihm befreit zu sein. Sie verabschiedete sich von ihrem Sohn, weigerte sich jedoch, mit ihrem Ehemann zu sprechen, was dieser gar nicht verstehen konnte. Sie ging hinüber; und ihn ließ sie in seiner eigenen schlechten Gesellschaft hier zurück. Nun fleht er mich an, Sitzungen abzuhalten, er ist von Reue erfüllt, doch auch voller Selbstmitleid. Aber es ist zu spät für ihn. Das, wonach er sich sehnt, wird er auf dieser Seite nicht mehr bekommen.
Als ich ein Kind war, gab es in unserer Klasse einen Jungen, der für sein Alter sehr groß und kräftig war, ein ziemlicher Rüpel. Aufgrund seiner Körpergröße war er den anderen Kindern überlegen und konnte sie herumstoßen, und das hat er auch bis zum Letzten ausgenutzt. Als er dann fünfzehn oder sechzehn war, starb seine Schwester. Sein ganzes Leben lag in Scherben, so ein schwerer Schlag war es für ihn. Dieser Verlust bewirkte, dass er sich veränderte. Er lehrte ihn die echten Werte, das, was wirklich wichtig war, und von da an wurde er einer der liebenswürdigsten, nettesten Menschen.
Nicht, dass jemand das missversteht. In keinem der beiden Fälle glaube ich, dass Gott die Betreffenden bestrafen wollte, indem er ihnen einen geliebten Menschen nahm. (Ich bin überzeugt davon, selbst mein Klient glaubte, dass er seine Frau liebte, auch wenn er ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte.) Gott geht es nicht um Strafen; die Frau und die Schwester wechselten auf die Andere Seite, weil für beide ihre Zeit gekommen war, in Übereinstimmung mit ihrem eigenen Karma, aus Gründen, die nur Gott und dem Geist dieses Verstorbenen bekannt sind. Mir geht es darum, zu zeigen, dass der eine dadurch aufgewacht ist und sich verändert hat, während der andere sich sein Lebtag nicht rühren wird.
Man kann nicht früh genug bedenken, welche karmische Schuld wir auf uns laden, wenn wir anderen Menschen gegenüber herzlos handeln. Ungefähr mit dreizehn Jahren, vielleicht auch schon früher, sollte ein Kind imstande sein, das zu verstehen, und viele sehr kleine Kinder haben dieses Wissen ganz instinktiv. Im Gegensatz dazu wiederum »verbrennen« wir eine Menge Karma, wenn wir anderen Menschen mit Freundlichkeit und Güte begegnen. Sieht man böswillige Kinder, die andere schikanieren, weil sie anders oder schwächer sind, und damit durchkommen, dann heißt dies, dass Gott ihnen wieder eine Chance gibt, Freundlichkeit zu zeigen. Wenn sie Glück haben, werden ihnen die Augen aufgehen. Dann begreifen sie, wie unrecht ihr Verhalten ist, und entwickeln sich zu freundlichen und gütigen Erwachsenen, welche sich der zusätzlichen Chancen bewusst sind, die sie bekommen haben, und sind dafür dankbar.
Gott gibt aber auch jedem, der ein solches Verhalten beobachtet, die Möglichkeit, das gequälte Kind zu beschützen. Das geht uns alle etwas an – meist spielen sich derartige Verhaltensweisen vor unseren Augen ab und nicht hinter einem Vorhang. Jeder von uns kann einem unterlegenen Außenseiter Freundschaft oder Schutz anbieten.
Noch ein Letztes möchte ich zu diesem Thema sagen, und das gilt mehr den Jüngeren, die vielleicht noch nicht so viel Lebenserfahrung haben. Denkt daran, dass ein Übeltäter immer versuchen wird, euch auf seine Seite zu ziehen. Wenn diese Typen es schaffen, dass auch ihr ihre Verhaltensweisen übernehmt, dann fühlen sie sich bestärkt. Glaubt mir, jemand, der Crack raucht, wird nur allzu glücklich sein, wenn er euch auch dazu überreden kann. Ich war einmal zu einer Hochzeit eingeladen, und beim Empfang sah ich ein Mädchen, das nicht älter als siebzehn aussah und Alkohol trank. Genauer gesagt, war sie sogar ziemlich betrunken. Noch ahnte sie nichts von dem Kater, den sie am nächsten Tag sicherlich haben würde. Also fühlte sie sich sehr »glücklich« und mit sich und ihrem Zustand zufrieden. Dann schloss sie sich einer Dreizehnjährigen an und versuchte, das jüngere Mädchen ebenfalls zum Alkoholkonsum zu überreden. Sie ging zur Bar, holte einen neuen Drink und gab ihn dem anderen Mädchen in die Hand. So läuft das immer. Und für einen Menschen, der sich schäbig verhält, ist es ein Erfolgserlebnis, wenn er einen anderen dazu bringen kann, sich genauso mies zu verhalten.
Wenn ein anderer versucht, dich in irgendeine Aktion zu verwickeln, von der du genau weißt, dass sie falsch ist – zum Beispiel ein Unrecht gegenüber einem anderen Menschen –, dann musst du stark sein. Lass dich nicht verunsichern und dir nicht von dem anderen einreden, dass seine Aktionen für dich das Richtige sind. Du musst dir selbst treu bleiben.
Es gibt unendlich viele verschiedene Wege, auf denen jene auf der Anderen Seite uns zeigen können, dass sie immer in unserer Nähe sind und wissen, wenn wir an sie denken. Vielleicht machen sie sich über eine bestimmte Zeit auf einer Digitaluhr bemerkbar. Ich kenne zum Beispiel eine Frau, die ungewöhnlich häufig gerade dann das Bedürfnis hat, auf die Uhr zu schauen, wenn diese 11.11 Uhr anzeigt. In vielen Fällen werden sie dafür sorgen, dass bestimmte Ereignisse zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt eintreten, so dass wir diese mit völlig neuen Augen anschauen. Das gehört zu den Dingen, die ich unbedingt herausbekommen möchte, wenn meine Zeit gekommen ist (obwohl ich es damit nicht allzu eilig habe) – wie genau sie dies bewerkstelligen.
Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Ein Pärchen – Bruder und Schwester – kam zu mir, und nach der Sitzung gestand mir der Bruder, dass er stark beeindruckt sei. Was ich gern hörte. Ich mag es, wenn mir jemand sagt, dass ich meine Aufgabe gut erledige. Dann erzählte er mir, dass er zu den Skeptikern gehört habe. Ihre Mutter war fünf Jahre zuvor gestorben, und vor drei Jahren habe seine Schwester diesen Termin ausgemacht. Er hatte ihr damals gesagt, er glaube nicht daran, dass es medial begabte Menschen gebe. Sie könne zwar zu dem Termin gehen, er aber wolle damit nichts zu tun haben. Inzwischen waren die drei Jahre vergangen, und ungefähr zwei Monate vor dem Termin hatte er einen unglaublich lebendigen Traum. Darin sagte seine Mutter zu ihm: »Geh hin! Geh hin! Geh hin!« Der Traum war so real, dass er das Gefühl hatte, es sei wichtig, das zu tun, worum ihn seine Mutter gebeten hatte, aber er hatte keine Ahnung, was das sein könnte. Er stieg ins Auto und fuhr zum Friedhof, um das Grab seiner Mutter zu besuchen. Dort »sprach« er mit ihr, bat sie, ihm mitzuteilen, was er tun solle, wohin er gehen solle. Doch er hörte nichts und war frustriert. Er beschloss, seine Schwester zu besuchen und ihr von dem Traum zu erzählen, vielleicht hatte sie eine Idee, was das bedeuten sollte. Er hatte ihr gerade beschrieben, wie seine Mutter ihn nachdrücklich aufgefordert hatte: »Geh hin!«, da klingelte das Telefon seiner Schwester. Als sie den Hörer abnahm, war am anderen Ende meine Assistentin Elena, die sie an den vereinbarten Termin erinnerte. Ich muss dem Bruder zugutehalten, dass bei ihm jetzt der Groschen fiel und er sich entschloss, das »Geh hin!« in die Tat umzusetzen.