Inge Schöps
Die 50 beruhigendsten Asanas
Knaur eBooks
Inge Schöps ist zertifizierte Yogalehrerin, Buchautorin und Mental Coach aus Köln. Sie gründete 2009 »Yoga-On« und bietet heute Yoga in Verbindung mit Retreats, Coachings und Workshops an. Ihr erstes »Yoga: Das große Praxisbuch für Einsteiger und Fortgeschrittene« wurde gleich zum Bestseller und in mehrere Sprachen übersetzt. Bevor sie zum Yoga kam, war die studierte Übersetzerin und MBA-Absolventin in diversen Führungspositionen für international ausgerichtete Verlagshäuser tätig.
www.yoga-on.com
Die in diesem Buch vorgestellten Übungen wurden von der Autorin und dem Verlag sorgfältig geprüft und haben sich in der Praxis bewährt. Da jeder Mensch für sich besonders ist, können wir allerdings Ergebnisse nicht garantieren. Der Verlag und die Autorin schließen jegliche Haftung für Gesundheits- und Personenschäden aus.
E-Book zur Originalausgabe Februar 2022
Knaur.Leben Taschenbuch
© 2022 Knaur Verlag
© 2022 der E-Book-Ausgabe Knaur eBook
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Tamara Fromme
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur GmbH, München
Coverabbildung: Christian Kaufmann
Outfit des Models Inge Schöps: OM Inside, Köln, www.om-inside.de
Ausstattung Equipment: bodynova, Köln, www.bodynova.de
Abbildungen im Innenteil: Alle Übungsfotos von Christian Kaufmann; S. 28 juliawhite/Shutterstock.com, im Verlag bearbeitet; S. 155 Daniel Schöps; alle übrigen Abbildungen von Shutterstock.com
ISBN 978-3-426-46322-2
Herzlichen Glückwunsch! Du hast dich spätestens mit dem Blick in dieses Buch entschieden, dich nicht mehr vom Stress in deinem Leben regieren zu lassen! Das ist großartig, ist es doch ein wichtiger, wenn nicht einer der wichtigsten Schritte hin zu einem gesunden, glücklichen und zufriedenen Leben.
Da du dieses Buch in den Händen hältst, schließe ich daraus, dass du dich gestresst fühlst und dich nach Ruhe und Tiefenentspannung sehnst.
Ich möchte gar nicht so sehr auf unser »heutiges, ach so stressiges Leben« eingehen, warum wir uns so fühlen, wird hinlänglich in allen Medien diskutiert. Halten wir einfach fest: Stress ist unser stetiger Begleiter. Die Stressfaktoren (Stressoren) können sehr unterschiedlich sein und bewirken auch nicht bei uns allen das Gleiche. Dennoch gibt es ein paar »Klassiker«:
Leistungs-, Konkurrenz- und/oder Zeitdruck bei der Arbeit oder im Studium
Konfliktsituationen in der Partnerschaft, der Familie oder im Beruf
Schicksalsschläge
zu hohe Ansprüche an sich selbst
Freizeitstress
zu wenig Erholung
Bewegungsmangel
falsche Ernährung …
… die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.
Wir alle reagieren unterschiedlich in ein und derselben Situation: Was für den einen eher inspirierend und anregend wirkt, ist für den anderen Stress pur. Es geht also auch darum zu erkennen, wie wir ticken. Was genau stresst uns eigentlich? Und vor allem: Was können wir selbst dagegen tun?
Die gute Nachricht: YOGA wirkt gegen Stress.
Dauerstress wirkt sich wirklich dramatisch auf unsere Gesundheit aus. Welche Ursachen auch immer unser Stress hat – wir können lernen, ihn zu vermeiden, zu vermindern oder zumindest anders damit umzugehen. Auf Stressphasen sollten immer Entspannungsphasen folgen. Lerne deshalb, deinen Körper und Geist immer wieder zu regenerieren, indem du mit YOGA:
vom »Fight-or-Flight«- in den »Rest-and-Digest«-Modus kommst
im zentralen Nervensystem den Parasympathikus und den Vagus-Nerv aktivierst, die für Ruhe und Entspannung zuständig sind
durch verschiedene Methoden auf allen Ebenen – körperlich, mental und emotional – wirklich zur Ruhe und in die Tiefenentspannung kommst.
»Chill-out-Yoga« – wie ich die Übungen in diesem Buch gern nenne – ist ein Geschenk für jeden! Unabhängig von Alter, Statur, Beweglichkeit. Und vor allem unabhängig von deiner jeweiligen Situation, so stressig sie dir auch erscheinen mag. Die Praxis gibt dir die Möglichkeit, kurze oder längere Ruhepausen einzulegen und unmittelbar die Wirkung zu spüren.
»Chill-out-Yoga for EveryBody« – Jeder kann sich Ruhe und Tiefenentspannung schenken.
Dabei wünsche ich dir viel Freude und yogische Gelassenheit – das gelingt dir vielleicht nicht immer, aber immer öfter!
Frei nach dem Motto: »Chill your base«!
Deine Inge
PS: Solltest du irgendwelche Fragen haben, schreibe mich gern unter info@yoga-on.com an.
Stress hat jeder einmal. Das ist auch nicht per se schlimm. Grob gesprochen gibt es zwei verschiedene Formen von Stress:
Den Eustress, der einen positiven Einfluss hat und sehr motivierend und inspirierend sein kann. Er weckt ungeahnte Kräfte in uns, stärkt unsere Kreativität und lässt uns eine Motivationskraft entwickeln, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Stress ist also nicht immer automatisch negativ, ganz im Gegenteil.
Der Distress wiederum beschreibt jede Form des negativen Stresses, der uns permanent überfordert und eher in unserer Aktion hemmt als unterstützt. Der uns blockiert und/oder ängstlich und gereizt werden lässt. Wird dieser Stress zur Dauerbelastung, wird es kritisch. Dann werden wir früher oder später krank – physisch oder psychisch!
Das verstehen wir auch sofort, wenn wir uns anschauen, welche Programme in unserem Körper automatisch ablaufen.
Die Verdauungsarbeit wird eingestellt, da sie für das Überleben im Moment der »Gefahr« zweitrangig ist.
Der Blutdruck steigt an, das Gehirn wird kurzfristig mit mehr Blut versorgt.
Die Insulinresistenz erhöht sich, um kurzfristig mehr Zucker im Blut und für das Gehirn verfügbar zu haben.
Das Stresshormon Cortisol wird vermehrt ausgeschüttet, um sich auf die Bedrohung zu konzentrieren, was zulasten von Sexualhormonen geht.
Häufige Folgen sind Magen- und Verdauungsprobleme, wie z.B. Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Reizdarm etc.
Ebenso stellt sich allzu oft chronischer Bluthochdruck ein, der wiederum zur Verkalkung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) führen kann.
Typ-2-Diabetes oder Übergewicht können auch Folgen von Stress sein, ob direkt oder indirekt.
Weiterhin kann Dauerstress zu starkem Ungleichgewicht im Hormonhaushalt führen.
Ergo: Negativer Dauerstress schädigt unsere Gesundheit auf mannigfaltige und dramatische Art und Weise.
Stress ist ein Riesenthema. Sicher gibt es das Phänomen in vielen Ländern, aber die folgenden Zahlen beziehen sich auf Deutschland:
mehr als drei Viertel der Erwachsenenbevölkerung leiden gelegentlich unter Stress – ein Viertel davon sogar häufig
Ärzte schätzen, dass etwa drei Viertel aller physischen Erkrankungen auch auf zu viel Stress zurückzuführen sind
2017 wurden deutschlandweit rund 1,21 Millionen Menschen aufgrund von psychischen oder Verhaltensstörungen vollstationär behandelt.
Daraus entsteht nicht nur eine enorme Belastung für den Einzelnen, dessen Lebensqualität massiv betroffen ist, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Von dem Kostenfaktor, der durch Stress und seine unterschiedlichen Erscheinungsformen entsteht, ganz abgesehen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass vor allem die Krankenkassen die Entwicklungen bestimmter Erkrankungen, die auch auf Stress zurückzuführen sind, über Jahre beobachten.
Der Gesundheitsreport 2020 der DAK (Deutsche Angestellten Krankenkasse) zeigt, wie dramatisch die Entwicklungen im Bereich psychischer Belastungen und Erkrankungen, insbesondere Burn-out-Phänomene und Depressionen, in den letzten Jahrzehnten sind:
Laut DAK hat die Arbeitsunfähigkeit aufgrund von psychischen Erkrankungen in den letzten 15 Jahren stark zugenommen
Betrachtet wurde ein Zeitraum von 16 Jahren (1997–2012). In dieser Zeit haben sich die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen enorm gesteigert. Von 1997 bis 2012 nahmen die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 165 Prozent zu.
Das ist in den letzten Jahren nicht besser geworden, ganz im Gegenteil:
2020 lagen psychische Erkrankungen mit einem Anteil von rund 17,1 Prozent hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Krankenstand an zweiter Stelle.
Und das sind nur ein paar Kennzahlen bezüglich der psychischen Erkrankungen, die vielleicht nicht nur, aber sicher auch auf Stress zurückzuführen sind. All die physischen Erkrankungen, an denen ein hoher Stresslevel beteiligt ist oder sein könnte, lassen sich noch viel schwerer erfassen. Es lohnt sich also wirklich, sich das Thema »Stress« und seine Folgen näher anzuschauen.
Der entscheidende Punkt im Zusammenhang mit Stress ist zu verstehen, wie, wann und warum unser Körper all die automatisch und teilweise autonom funktionierenden Systeme, die er hat, einsetzt.
Unser Körper aktiviert unter Stress sofort alle Systeme, die für den »Kampf-oder-Flucht«-Mechanismus (»Fight-or-Flight«) zuständig sind. Bei einer äußeren Bedrohung – ehemals das angriffslustige Mammut, dieser Tage eher die hyperventilierende Chefin oder der verärgerte Kollege – ist eine schnelle Reaktion angesagt. Das Gehirn muss in Millisekunden entscheiden, ob es besser ist, zu kämpfen oder ganz schnell wegzulaufen. Um dafür die notwendigen Kräfte zu bündeln, fährt der Körper das Verdauungs- und das Immunsystem herunter, da diese nicht vorrangig für den Kampf oder das Wegrennen gebraucht werden.
Im Modus von »Ruhe und Verarbeitung« (»Rest-and-Digest«) hingegen kommen wir in die Entspannung, sodass Heilung und Regeneration stattfinden können. Der Körper fährt die Aktivitäten des Verdauungs- und Immunsystems wieder hoch und beginnt mit dem »Großreinemachen«, das heißt Verdauung, Entgiftung, Abtransport geschädigten Gewebes und geschädigter Zellen und vieles mehr.
Gesteuert werden diese körperinternen Vorgänge durch das autonome Nervensystem (ANS) und seine Hauptakteure Sympathikus und Parasympathikus. Beide Akteure brauchen wir zum jeweils richtigen Zeitpunkt!