Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Juni 2017
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ISBN Printausgabe 978-3-499-63258-7 (1. Auflage 2017)
ISBN E-Book 978-3-644-40110-5
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ISBN 978-3-644-40110-5
Woher sollen die anderen Eltern wissen, dass das kleine Mädchen auf dem Spielplatz Ameisen meint, wenn es brüllt: «Ih, Mama, hier sind ja überall Asis»?
Wir Erwachsenen haben diplomatisches Geschick gelernt. Wir biegen und dehnen die Wahrheit hin und wieder, um unangenehme Situationen zu vermeiden, oder behalten gewisse Gedanken einfach für uns.
Kinder dagegen sagen, was sie denken, und oft ist genau das für die Eltern höchst unangenehm. Der häufigste Satz in allen hier gesammelten Geschichten war: «Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.»
Zum Glück können selbst die blamierten Eltern nach ein paar Jahren über die Geschichten lachen. Oft sind es sogar gerade die Eltern, die alle Peinlichkeiten bei jeder Familienfeier wieder auspacken, um sie ihren erwachsenen Kindern vorzuhalten.
Das komische Kernalter liegt zwischen drei und fünf Jahren. Da erzählen Kinder laut und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Die beliebtesten Schauplätze sind die Supermarktkasse, der Spielplatz und das Wartezimmer beim Arzt.
Wir haben in der radio-ffn-Redaktion so laut und so viel über die Geschichten unserer Hörer gelacht, dass wir immer weiter gesammelt haben. Aus diesen Einsendungen und aus den Erlebnissen einiger Kollegen mit ihren Kindern ist dieses großartige Buch entstanden.
Darum gilt unser Dank allen Moderatoren von radio ffn, die die Geschichten on air grandios erzählen – und er gilt vor allem allen Hörern, die uns ihre Erlebnisse geschickt haben.
Danke und viel Spaß beim Lesen!
Jan Zerbst & Peter Zernechel
Bekommst du ein Baby, oder bist du nur dick?
JENS
Als meine Schwester meinen Neffen vom Kindergarten abholte, bekam sie ein Gespräch zwischen einigen Kindern und einer Erzieherin mit. Diese vertrat eine kranke Kollegin, die etwas kräftiger gebaut und mit einer üppigen Oberweite gesegnet ist. Und so wurde die junge, schlanke Kindergärtnerin von einigen Kindern gefragt: «Hast du denn auch Brüste?», was sie bejahte. Daraufhin die Kinder: «Kannst du die morgen mal mitbringen?»
MARTINA
Unsere fünfjährige Tochter fuhr im Zug mit ihren Großeltern zum Freimarkt in Bremen. Ihr gegenüber saß ein junger Mann, dessen Arme komplett tätowiert waren. Nach längerem Betrachten sagte sie zu dem Mann: «Sag mal, bist du nicht schon alt genug, um zu wissen, dass man sich die Arme nicht anmalt?»
FRANK
Unsere Tochter Damaris war bei meinen Eltern zu Besuch. Einige Monate zuvor war mein Schwiegervater gestorben, so dass sie das Thema «Beerdigung» wohl beschäftigte. Damaris schaute meinem Vater auf den Bauch und sagte: «Opa, du bist ganz schön dick. So passt du ja gar nicht in den Sarg rein.»
In diesem Moment wären wir wirklich fast gestorben, aber vor Lachen.
SONJA
Im Urlaub fuhren wir mit der Seilbahn auf einen Berg. Unsere Drillings-Mädchen waren gerade vier Jahre alt und sichtlich begeistert. Auf dem Rückweg kamen uns auf halber Strecke zwei Paare entgegen. Die Frauen trugen Burkas. Auf einmal rief eine meiner Töchter laut: «Schaut mal, Gespenster!»
RICCARDA
Vor ein paar Jahren kam meine Mutter zu Besuch, um uns stolz ihr neues Cabrio vorzuführen. Als sie bei uns ankam, mussten alle raus und das Auto bestaunen. Sie war extra mit offenem Dach vorgefahren und beugte sich zu unserem Sohn herunter, der damals drei Jahre alt war. «Na, wie findest du Omas neues Auto?» Unser Sohn klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter: «Oma, du musst nicht traurig sein, wenn dein Geld nicht für ein ganzes Auto gereicht hat. Aber die Farbe ist schön.»
SANDRA
Mein Schwager hatte uns damals beim Umzug geholfen und unsere Wohnung gestrichen. Am nächsten Tag im Kindergarten gab unser Sohn (damals vier) lautstark bekannt: «Wenn ich groß bin, werde ich Stricher, wie mein Onkel!»
SASKIA
Als Kind war ich mit meiner Mutter beim Arzt und erzählte im Wartezimmer ungefragt einer älteren Frau: «Immer wenn Mama und Papa etwas trinken gehen, sind wir bei Oma und Opa. Wir sind oft bei Oma und Opa!»
ALGHIERI
Ich war zu einer Familienfeier meiner Exfreundin eingeladen. Die Großeltern, die Uroma, die Schwiegereltern – alle waren da. Ihr Sohn (damals sieben) war glühender Star-Wars-Fan.
Plötzlich marschierte er mit einem Dildo in der Hand begeistert ins Wohnzimmer meiner Freundin und rief: «Mama, Mama, ich habe dein Lichtschwert gefunden!»
Meine Exfreundin war eigentlich nicht leicht zu beeindrucken, aber so rot habe ich sie vorher und nachher nie wieder gesehen.
HEIKE
Als mein Sohn ca. zwei Jahre alt war, trafen wir an der Tankstelle unseren Bekannten Friedrich. Lauthals rief der Kleine über die ganze Anlage: «Hallo Fickedich!»
Das war lieb gemeint – und sorgte für lautes Gelächter.
NANCY
Ich war mit meinem Sohn (damals vier) einkaufen. Eine Frau in einem langen, dunklen Pelzmantel kam uns entgegen. Mein Sohn schaute sie prüfend an und fragte dann laut und für alle gut verständlich: «Mama, ist die Frau ein Gorilla?»
CLAUDIA
Ich war mit meinem Sohn Lucas (damals vier) im Discounter einkaufen. In der Kassenschlange fragte er plötzlich laut und deutlich: «Mama, was machen eigentlich die Nutten?» Ich wäre fast im Boden versunken und habe mir eine möglichst kindgerechte Erklärung zum Thema Prostituierte zurechtgestottert. Darauf schaute er mich nachdenklich an und fragte: «Und warum fliegen die ins Licht?»
Er meinte Motten.
SANDRA
Wir waren in Hagenbecks Tropen-Aquarium. Mein Sohn (damals fünf) wollte gerne mit dem Fahrstuhl nach oben fahren, der allerdings ausschließlich für Rollstuhlfahrer vorgesehen ist. Ich erklärte ihm das Rollstuhlzeichen und seine Bedeutung. Daraufhin sagte er laut, für alle Anwesenden vernehmbar: «Wir können auch mitfahren. Papa hat auch so einen großen Po wie der Mann auf dem Bild.»
ANNIKA
Wir saßen mit unserer Tochter (damals drei) im Restaurant. Eine gehbehinderte Frau kam mit einem Elektromobil hereingefahren. Meine Tochter wies sie streng zurecht: «Man darf hier aber nicht mit dem Auto fahren.»
Die Frau erwiderte gelassen: «Doch, mein Kind, ich darf das.»
Meine Tochter rief stinksauer: «Nein, darfst du nicht!»
Ich musste mit ihr das Lokal verlassen. Sie hätte sonst einen Riesenärger veranstaltet, denn das verstieß ihrer Meinung nach gegen alle Regeln.
KERSTIN
Eine Untersuchung beim Arzt stand an. Beim Sehtest fragte die Ärztin meinen Sohn, was er auf der Tafel sehe. Er antwortete: «Guck doch einfach selber, du stehst ja viel näher dran!»
BEATE
Als unser Sohn Jonas fünf Jahre alt war, fuhren wir gemeinsam zum Friedhof, um die Gräber zu gießen. Auf dem Weg zum ersten Grab gingen vor uns zwei ältere Damen. Jonas schaute sich die beiden gründlich an und sagte dann zu mir: «Mama, ich weiß, was die hier wollen.» Leider beging ich den Fehler nachzufragen. «Ist doch klar, die suchen sich schon einen Platz aus.»
NANCY
Als mein Sohn Luca fünf Jahre alt war, fing er an, sich für den Aufbau des menschlichen Körpers zu interessieren. Im Urlaub auf Mallorca saß in einem Restaurant am Nachbartisch eine alte Dame. Sie war zierlich, sehr alt und schon etwas gebrechlich, was meinen Sohn zu der Frage verleitete: «Mama, müsste die nicht schon längst tot sein?»
Mir blieb das Essen im Halse stecken, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Meine Erleichterung war riesengroß, als ich feststellte, dass die Dame und ihre Begleitung nur Spanisch sprachen.
BARBARA
Unsere Tochter sagte mit gut zwei Jahren zu Ameisen immer «Asis». Eines Tages brüllte sie quer über den Spielplatz: «Mama, guck mal: Asis!»
Ich wäre am liebsten im Boden versunken und habe laut zurückgebrüllt: «Jaja, viele Ameisen!»
BRIGITTE
Mein Sohn Timo (damals drei) und ich machten Pause an einer Autobahnraststätte. Da lief ein älterer Mann mit Blindenbinde über den Parkplatz. Mein Sohn rief freudestrahlend: «Guck mal, Mama, voll cool, da ist einer vom Tigerenten-Club!»
THOMAS
Wir haben unseren vier Kindern immer beigebracht, dass Raucher früher sterben. Beim Einkauf in der Innenstadt standen wir an einer Ampel neben einem rauchenden Mann. Unser Ältester: «Mama, warum will der Mann neben uns schon sterben?»
TANJA
Die ganze Familie war im Dänischen Bettenlager einkaufen. Irgendwann stellten wir fest, dass unsere jüngste Tochter spurlos verschwunden war. Wir suchten und suchten, bis mein Mann irgendwann rief: «Tanja, komm sofort her, das musst du sehen!»
Die Verkäufer wurden auf uns aufmerksam, und wir alle liefen zu ihm, wobei die Überraschung besonders für mich peinlich war. Meine Tochter hatte sich aus dem Sortiment einen «Pipipott» genommen, sich daraufgesetzt und … Pipi gemacht.
MARINA
Wir waren mit meiner Tochter (damals drei) zum Essen in einem chinesischen Restaurant. Die Toiletten waren ganz in der Nähe unseres Tisches, und so erlaubten wir ihr, während des Essens aufzustehen und alleine zu gehen. Nach einer Weile kam sie freudestrahlend zurück und rief durch das ganze Restaurant: «Mami, ich bin jetzt fertig mit Kacka, musst du auch Kacka?»
Es folgte Riesengelächter, und der Kellner schenkte meiner Tochter mit vor Lachen verheulten Augen einen Lutscher.
VANESSA
Als ich vier Jahre alt war, wurde meine Schwester geboren. Im Krankenhausflur kam meinen Eltern und mir ein dunkelhäutiger Mann entgegen. Daraufhin sagte ich lautstark zu meiner Mutter: «Guck mal, Mama, bei dem hat es gebrannt!»
Meinen Eltern war das verständlicherweise schrecklich peinlich.
KAMILA
Wir waren im Sommer im Freibad. Plötzlich fragte mein kleiner Sohn den Großen: «Julian, hat Mama eigentlich ein Sixpack?» Der schaute auf meinen Bauch und sagte: «Nein, das ist kein Sixpack, das ist eher ein Donut!»
MIRIAM
Ich hatte nach der Arbeit familienfrei und wollte auf einen Mädelsabend. Mein Mann war für unsere Töchter zuständig. Ich rief um die Ecke, dass ich mich noch schminken gehe und dann weg sei. Unsere große Tochter (damals drei) fragte: «Als was denn?»
Wir lagen vor Lachen auf dem Boden.
ULRICH
Ich war zu Besuch bei den Eltern meines Patensohnes, der damals gerade drei Jahre alt war. Ich ging mit Mutter und Sohn einkaufen, und in der Schlange an der Kasse sagte der Kleine plötzlich aus heiterem Himmel zu einer Dame hinter uns: «Das ist der Ulli, der schläft mit meiner Mama.»
Er meinte natürlich: «Der schläft bei uns.» Die Dame nahm es zum Glück gelassen und musste lachen.
ANNETTE