Zum Buch

Es gibt Kinder, die wissen schon früh ganz genau, was sie wollen. Diesen selbstbestimmten Kindern ist es wichtig, dass man sie ernst nimmt. Den besonderen Bedürfnissen dieser Kinder gerecht zu werden, stellt Eltern nicht selten vor große Herausforderungen. Der renommierte Familientherapeut Jesper Juul plädiert für ein offenes und authentisches Miteinander anstelle von Machtkämpfen, Manipulation oder gar Kapitulation. In diesem, seinem letzten Buch beantwortet er über dreißig konkrete Fragen, die ihm von betroffenen Eltern gestellt wurden, und erklärt, wie Eltern diese Kinder besser verstehen und gut ins Leben begleiten können, ohne sich dabei selbst aufzureiben. Jesper Juul (1948–2019) war einer der bedeutendsten und innovativsten Familientherapeuten Europas, Konfliktberater und Gründer des Elternberatungsprojekts familylab international. Seine respektvolle, gleichwürdige Art, mit Menschen umzugehen, beeindruckte Fachleute und Eltern immer wieder neu.

Jesper Juul

Dein
selbstbestimmtes
Kind

Unterstützung für Eltern,
deren Kinder früh nach
Autonomie streben

Herausgegeben von Mathias Voelchert
Unter Mitarbeit von Knut Krüger

Kösel

Originalausgabe

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Aus dem Dänischen übersetzt von Knut Krüger: Einleitung

Hinweis: Die Namen in den Elternbriefen wurden von der Redaktion geändert.

Dieses Buch wurde mit großer Sorgfalt erstellt. Wir haben uns intensiv bemüht, das Einverständnis aller Eltern, deren Briefe hier abgedruckt sind, einzuholen. Leider konnten wir einige Eltern nicht erreichen. Zur Wahrung der Rechte der Betroffenen haben wir deshalb leichte Verfremdungen an den Texten vorgenommen.

Copyright © 2020 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt, München

Umschlagmotiv: © DEEPOL by plainpicture / Peter Rutherhagen

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-21630-6
V002

www.koesel.de

Dein
selbstbestimmtes
Kind

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Was ist ein selbstbestimmtes Kind?

In welchen Fällen handelt es sich nicht um ein selbstbestimmtes Kind?

Wie verhalte ich mich meinem autonomen Kind gegenüber am besten?

Bedeutungsvolle Botschaften

Autonome Kinder und ihre Geschwister

Anleitung für Fachleute

Beziehung statt Diagnose

Südländisches Temperament oder selbstbestimmtes Kind?

Die Selbstzweifel der Eltern

Das Unverständnis der Verwandten

Warum schreit mein Kind so viel?

Wahlfreiheit und Entscheidungsfreiheit

Ein selbstbestimmtes Kind geht seinen Weg

Wenn die eigene Tochter den Eltern Rätsel aufgibt

»Mama, ich sag aber nix!«

Straffe Führung oder Nachgiebigkeit?

Sind selbstbestimmte Kinder besonders begabt?

Das Leben in einer selbstbestimmten Familie

Woher kommt die Aggressivität meines Kindes?

Wie Eltern voneinander lernen können

Der Tod eines Zwillingskinds

Eine Mutter mit Schuldgefühlen

Soll man seinen Kindern Frustrationen ersparen?

Ein Pflegekind mit Wut im Bauch

Schwarze und weiße Punkte

Akzeptanz statt starre Grenzen

Die Kunst des Kompromisses

Das Dilemma einer jungen Mutter

Ist Autonomiebestreben vererblich?

Wessen Bedürfnisse sind wichtiger?

Wie sag ich’s seinen Lehrern?

Sind eigentlich nicht alle Kinder so?

Höchste Zeit, den Machtkampf zu beenden

Wie erklärt man Kindern, dass gewisse Dinge unumgänglich sind?

Wie entwickeln sich autonome Kinder als Erwachsene?

Ein anderer Ausdruck von Liebe

Zwei Erwachsene gegen ein Kind

Die besten Eltern der Welt

Nachruf von Mathias Voelchert

Literatur und DVDs

Vorwort

Zunächst möchte ich an dieser Stelle allen Eltern herzlich danken, die uns geschrieben haben. Ohne Ihren Mut, uns Ihre Beobachtungen und Erfahrungen, aber auch Ihre Sorgen und Nöte anzuvertrauen, wäre dieses Buch nicht entstanden.

Alle Ihre Zuschriften handeln von Kindern, deren Streben nach Unabhängigkeit und Autonomie weit über das gewohnte Maß hinauszugehen scheint. Deren ausgeprägter Wille, selbst Stellung zu beziehen und eigene Entscheidungen für sich zu treffen, viele Eltern überfordert.

Jesper Juul hatte viele Jahre lang Bedenken, über diese Art von Kindern zu reden und zu schreiben, hat sich dann aber doch dazu entschieden – teils, um die erschöpften und oft verzweifelten Eltern zu ermutigen, ihre Kinder so zu nehmen, wie sie sind. Teils, um es den Kindern zu ersparen, eine offizielle »Diagnose« aufgepfropft zu bekommen, die ihnen nicht gerecht wird.

Denn die wichtigste Aussage, die ich seit dem Beginn unserer Zusammenarbeit im Jahr 2006 immer wieder von Jesper Juul gehört habe, lautet folgendermaßen: »Das Kind ist. Punkt.«

Diese Haltung ermöglicht uns Eltern eine entspannte Grundeinstellung und gibt uns zudem die Gewissheit, dass wir unsere Kinder nicht formen müssen, sondern dass alles Wesentliche bereits in ihnen angelegt ist. Wir müssen nur dafür sorgen, dass sich ihre Talente frei entfalten können und dass wir als Eltern die Freude an unseren Kindern nicht verlieren.

Dazu noch empathische Begleitung und liebevolle, elterliche Führung – was sollte dann noch schiefgehen?

Drei Jahre lang haben wir gemeinsam an diesem Buch gearbeitet, und trotz seiner schweren Erkrankung – Jesper Juul litt an der Autoimmunkrankheit Transverse Myelitis, die ihn brustabwärts lähmte und seine Arbeitskapazität stark einschränkte – hat er sich stets bemüht, möglichst präzise auf die Briefe der Eltern einzugehen. Seine teils knappen, jedoch stets erhellenden und konstruktiven Antworten sind auch das Kondensat seiner jahrzehntelangen Berufserfahrung als Familientherapeut.

Das Buch ist fertig geworden, doch sein Erscheinen konnte Jesper Juul, der unmittelbar nach Fertigstellung des Manuskripts starb, nicht mehr erleben.

Was mich während der letzten Monate unserer Zusammenarbeit sehr berührt hat, ist die Tatsache, dass die oft gestellte Frage: »Habe ich ein autonomes Kind oder nicht?« zunehmend in den Hintergrund trat. Immer klarer schälte sich stattdessen der Wunsch aller Eltern heraus, so gut wie möglich mit ihren Kindern in Kontakt zu kommen, ohne ihnen das Gefühl zu vermitteln, mit ihnen sei irgendetwas nicht in Ordnung.

Der Wunsch nach Selbstbestimmtheit ist in uns von Geburt an angelegt, beim einen mehr, beim anderen weniger. Es ist der Wunsch, die eigenen Anlagen entwickeln zu dürfen, sich als Mensch mit seinen Fähigkeiten einzubringen und von seinen Mitmenschen unterstützt zu werden.

Die facettenreichen Beschreibungen der Kinder in diesem Buch belegen die unendliche Vielfalt, mit der wir alle geboren wurden und die nun endlich immer mehr gelebt werden darf – im Elternhaus, im Kindergarten und in der Schule.

Ich wünsche Ihnen größtmöglichen Gewinn aus den vielen Elternbriefen und den Antworten von Jesper Juul, die mich in ihrer Prägnanz und Klarheit weiterhin anrühren. Mögen diese Einsichten Ihr Elternsein etwas erleichtern.

Ihr Mathias Voelchert

Gründer und Leiter familylab.de – die Familienwerkstatt