Christine Albach (Hg.)
Sommernachtsküsse
Die schönsten Liebesgeschichten
Knaur e-books
Christine Albach wurde 1989 in Slawjanka, Kasachstan, geboren. Sie studierte Germanistik und Soziologie sowie Literatur-Kunst-Kultur in Jena. Heute arbeitet sie in der Verlagsbranche und lebt in München.
© 2018 der eBook-Ausgabe Knaur eBook
© 2018 Knaur Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Christine Albach
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic / shutterstock
ISBN 978-3-426-45170-0
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Susanna Ernst
Susanna Ernst wurde 1980 in Bonn geboren und schreibt schon seit ihrer Grundschulzeit Geschichten. Sie leitete siebzehn Jahre lang eine eigene Musicalgruppe, führte bei den Stücken Regie und gibt bis heute Schauspielunterricht. Außerdem zeichnet die gelernte Bankkauffrau und zweifache Mutter gerne Portraits, malt und gestaltet Bühnenbilder für Theaterveranstaltungen. Das Schreiben ist jedoch ihre Lieblingsbeschäftigung für stille Stunden, wenn sie ihren Gedanken und Ideen freien Lauf lassen will. Ihr Credo: Schreiben befreit!
Der Lieblingskellner meiner Eltern schenkt meiner Mutter Rotwein nach. »Und, Frau Sundermann, sind Sie auch ordentlich beschenkt worden?«
Oh, nein! Ich erahne die Antwort auf diese Frage schon, ehe sich Mutters Mund öffnet.
»Ach, mein größtes Geschenk ist, dass ich bald Oma werde«, sagt sie erwartungsgemäß, mit seliger Miene zu meiner Schwester schauend. Wie auf Kommando legt Mia die Hand über die pralle Rundung ihres Bauches und streichelt liebevoll darüber.
Ich hingegen ringe mir mein Schmunzeln nur mühevoll ab. Und bei dem theatralisch geseufzten »Endlich«, das meine Mutter noch folgen lässt, greife ich schnell zu meinem Bierglas, um mit großen Schlucken all die bissigen Kommentare hinunterzuspülen, die ich ihr am liebsten entgegenschleudern würde – 60. Geburtstag hin oder her.
Denn es ist klar, dass Mutters Aussage auch mir gegolten hat. Ihrem Sohn, der es mit seinen einunddreißig Jahren immer noch nicht fertiggebracht hat, ihr eine feste Freundin vorzustellen, geschweige denn zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen.
Was habe ich mir in den fünf Jahren seit meiner letzten Trennung schon alles von ihr anhören müssen?! Angefangen von vertrauensvollen Gesprächseinstiegen, die rasch darauf hinausliefen, dass ich doch bestimmt homosexuell wäre – und endend mit ihrem an Ratlosigkeit kaum noch zu übertreffenden Gesichtsausdruck, wenn ich ihr versicherte, definitiv auf Frauen zu stehen.
Und dann ständig dieser Vorwurf, ich würde schlichtweg zu viel erwarten. »Du solltest dir mal klarmachen, dass Frauen auch nur Menschen sind, Finn. Eine, die direkt nach dem Aufstehen schon picobello gestylt daherkommt und zugleich fürsorgliche Hausfrau und erfolgreiche Karrierefrau ist … So etwas gibt es im echten Leben nicht, Junge. Da wirst du wohl oder übel Abstriche machen müssen.«
Aha!
Als wäre ich auf einer abgelegenen Insel für illusorische Machos aufgewachsen und nicht etwa in einem kleinen Reihenhaus, umringt von Schwester, Mutter, anfangs sogar noch Großmutter – und all deren Freundinnen. Als hätte Mia, die viereinhalb Jahre jünger ist als ich, nicht zur selben Zeit ihre Pubertät durchlaufen, in der Mutter auch die ersten Anzeichen ihrer Wechseljahre festgestellt und uns täglich darüber in Kenntnis gesetzt hatte.
Ich erschaudere bis heute, wenn ich an diese Jahre zurückdenke, die ich weitestgehend in meinem Zimmer verbracht hatte – meist bei lauter Musik, um das Gezeter und Gekreische, das unser Haus damals beherrschte, zu übertönen.
Zu jener Zeit pflegte Mutter noch zu sagen, ich wäre das Kind, das ihr keine allzu großen Sorgen bereiten würde. Ich war der gutmütige Junge, Mia die kleine Zicke. Klare Rollenverteilung.
Doch inzwischen hat sich das Blatt komplett gewendet.
Im Gegensatz zu mir hat Mia ihren festen Partner schon vor langem gefunden. Zu Beginn ihrer Tätigkeit als Bankkauffrau waren sie und Frederick nur Kollegen, wurden jedoch in Rekordzeit ein Paar. Im vergangenen Jahr haben sie geheiratet, in ein paar Wochen wird ihr erstes Kind zur Welt kommen. Bilderbuchmäßig.
Und unsere Mutter liebt diese Art von Lektüre.
Mein Vater hingegen, dem die unterschwellige Stichelei ebenfalls nicht entgangen ist, hat kein Problem damit, dass ich nach wie vor Single bin. Er tätschelt mir leise seufzend die Schulter, als er bemerkt, wie sehr ich innerlich koche.
Als wäre es meine Schuld, dass ich meine Traumfrau noch nicht gefunden habe!
Und mit Traumfrau meine ich keineswegs, dass sie perfekt sein muss, sondern vielmehr, dass sie für mich das gewisse Etwas ausstrahlen sollte.
So wie damals …
Ich schüttele den Gedanken an Laura ab, kaum dass er mich durchzuckt hat. Wie jedes Mal.
Eine halbe Stunde später ist das gemeinsame Abendessen vorbei. Kaum haben wir uns auf dem Parkplatz des Restaurants von unseren Eltern verabschiedet, hakt Mia sich bei mir unter. »Noch Lust auf ’nen Cocktail, Bruderherz?«
»Einen Cocktail, ernsthaft? In deinem Zustand?«
»Na, für mich natürlich alkoholfrei«, stellt Mia klar und streckt mir die Zunge heraus.
Mit ihren kupferblonden Haaren, den blassen Sommersprossen und ihren strahlend blauen Augen ist meine Schwester inzwischen zu einer wirklich hübschen Frau geworden. Trotzdem werde ich wohl immer das kleine zahnlückige Mädchen vor mir sehen, wenn sie mich so kess anschaut wie jetzt. Und weil sie heutzutage nicht mehr nur mich komplett übergeht, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, sondern auch ihren Mann, wende ich mich Frederick zu. »Was meinst du?«
»Klar, gehen wir. Ist doch erst halb zehn«, willigt er ein und bekommt dafür prompt einen Wangenkuss von Mia aufgedrückt.
»Na schön! Ich wollte sowieso noch mit euch sprechen«, leite ich mein Anliegen ein.
»Also brauchst du möglichst dringend einen Renovierungskredit?«, schlussfolgert Mia geraume Zeit später. Wir sind in einer überfüllten Bar untergekommen, haben dank meiner schwangeren Schwester trotzdem einen Tisch ergattert und schreien uns seitdem an, was jedoch nur der viel zu lauten Musik geschuldet ist.
»Mir fehlen keine Unsummen, aber ganz alleine kann ich den Umbau auch nicht stemmen«, erwidere ich. »Seitdem der kleine Hörbuchverlag pleitegegangen ist, für den ich bis vor Kurzem noch regelmäßig gesprochen habe, bin ich gezwungen, umzudenken. Aber das Haus möchte ich auf jeden Fall halten, vor allem auch wegen Flo und Kati.«
So heißen meine beiden Bobtails, für die das Haus im Grunde genommen weniger wichtig ist als der große Garten, der es umgibt.
Und ja, ich fand das Wortspiel mit ihren Namen witzig, zumal sie wirklich wie zwei Bettvorleger aussehen.
»Aber warum genau willst du denn umbauen?«, erkundigt sich Frederick, der uns gerade neue Getränke von der Bar geholt hat. Mia erklärt es ihm in Kurzform: »Finn plant das Wohnzimmer zu verkleinern und zwei Wände einzuziehen, damit ein extra Schlafzimmer entsteht, angrenzend an das untere Bad. Danach kann er die beiden Räume dann vermieten.«
»Vermieten?«, hakt Frederick erstaunt nach.
Ich wiege den Kopf hin und her. »Ja, aber nicht als separate Miniwohnung, sondern an einen Mitbewohner, mit dem ich mir Küche und Wohnzimmer teile.«
Die zwei Augenpaare starren mich so skeptisch an, dass ich sofort das Gefühl habe, mich näher erklären zu müssen. »Ich finde, es ist eine gute Lösung. Zumindest vorerst, bis ich das Haus wieder alleine durch meine Arbeit finanzieren kann. Spätestens in ein paar Monaten, wenn mich der Sender als festen Sprecher einplant, gibt es eine ordentliche Gehaltserhöhung. Aber auch danach ist das neue Zimmer weiterhin gut.« Ich zucke mit den Schultern. »Denn mal ehrlich, mein Wohnzimmer ist momentan unnötig groß. Und ich wollte mir immer schon ein eigenes Tonstudio einrichten.«
Mia sucht den Blick ihres Mannes und findet ihn sofort. Beide wackeln mit den Augenbrauen.
»Bis es irgendwann ein Kinderzimmer wird«, trällert meine Schwester und lacht dann albern los.
»Na toll, jetzt fang du auch noch an wie Mama!«, rufe ich in aufgesetzter Empörung und trinke den Rest meines kubanischen Bieres.
Frau Herkenrath deutet auf den Bildschirm. »Über die obere Leiste wählen Sie den Kundennamen aus und separieren ihn mit einem Doppelklick. Dann … Oh, Moment!«
Als das Klingeln des Telefons die verbale Druckbetankung unterbricht, der ich nun schon seit geschlagenen zwei Stunden ausgeliefert bin, greife ich erleichtert zu meiner Kaffeetasse. Ich hatte ganz vergessen, wie anstrengend diese Einarbeitungsphase sein kann. Und es gibt so vieles, das sich während meiner Abwesenheit geändert hat, so unglaublich viele Neuerungen. Abgesehen davon, dass das Arbeitstempo hier ein vollkommen anderes ist als in Kalifornien. Fast kommt es mir vor, als würde ich die Ausbildung noch einmal von vorne beginnen.
Die Hand bereits an den Hörer gelegt, drückt Frau Herkenrath, die das zweifelhafte Vergnügen hat, mich binnen eines Monats einarbeiten zu sollen, auf die Lautsprechertaste, damit ich das Gespräch mit anhören kann.
Sie meldet sich mit ihrem üblichen kleinen Begrüßungsspruch. Ich nehme einen Schluck meines Kaffees und schmunzele gerade noch innerlich über die Idee, wie typisch es für mich wäre, in ein paar Wochen vor meinem eigenen Apparat zu sitzen und ein eingehendes Telefonat versehentlich auf Englisch anzunehmen, als …
»Guten Morgen Frau Herkenrath, mein Name ist Sundermann. Ich habe Ihre Telefonnummer von meiner Schwester Mia Berghoff bekommen.«
Meine Augen öffnen sich weit und ich atme erschrocken ein. Was keine so gute Idee ist, wenn man gerade trinkt. Prustend stelle ich die Tasse ab und schlage mir die Hand vor den Mund, doch auch das hilft nicht mehr viel, zumal mir der Kaffee bereits durch die Nase schießt und bis auf Frau Herkenraths Tastatur spritzt. Irritiert schaut sie mich an, während ich nur den Kopf schüttele und mich hastig abwende, um so viel Platz zwischen uns zu bringen, wie es ihr kleines Büro erlaubt, und meinen Hustenanfall zumindest einigermaßen dezent unter Kontrolle zu bekommen.
»Ach, wie schön! Wie geht es Mia denn? Jetzt ist es doch nicht mehr lange, bis der Kleine kommt, oder?«, erkundigt sich Frau Herkenrath nach dem kurzen Schockmoment. Doch durch mein Japsen und das starke Rauschen meines Blutes, das mir in den Ohren dröhnt, höre ich ihre Worte nur noch gedämpft. Wie durch mehrere Lagen Watte.
In meinem Kopf überschlagen sich derweil Gedanken und Erinnerungen; Abertausende Synapsen blinken auf und verursachen in ihrer Summe ein regelrechtes Schwindelgefühl. Ich stütze mich auf der Fensterbank ab und atme mehrmals hintereinander so tief wie möglich durch.
Frau Herkenrath muss denken, dass ich auf diese Art versuche, mich von meinem peinlichen Missgeschick zu erholen. Aber es ist so viel mehr als das.
Finns Worte rollen durch die Leitung, seine Stimme klingt sogar durch den Lautsprecher noch wunderschön. Er erklärt, dass er sein Haus umbauen und ein Zimmer mit Bad vermieten möchte und bittet Frau Herkenrath dafür um einen kurzfristigen Termin zur Kreditberechnung.
Bitte nicht morgen!, denke ich nur, weil ich da auf einem Seminar und deshalb nicht im Hause sein werde.
»Passt es Ihnen morgen Vormittag um halb elf?«, fragt Frau Herkenrath schon im nächsten Moment.
Mist!
Andererseits … Ein Wiedersehen zwischen uns hier, in der Bank und unter den Augen meiner neuen Kollegen, wäre auch keines der Art, das ich mir wirklich wünschen würde.
»Das passt mir sehr gut, ja«, bestätigt Finn. Auch wenn ich seine Stimme lange nicht mehr gehört habe, habe ich sie dennoch sofort wiedererkannt.
Während Frau Herkenrath ihm noch die Unterlagen nennt, die er zum Gespräch mitbringen soll, lichtet sich das Chaos in meinem Kopf ein wenig.
Finn Sundermann. Und seine Schwester ist Mia. Heute Mia Berghoff. Das heißt, sie und Frederick haben wirklich geheiratet.
Oh, Gott!
Meine Erinnerungen tragen mich gute fünf Jahre zurück:
Ich öffnete meine Wohnungstür zum wohl zwanzigsten Mal an jenem Abend. Frederick Berghoff stand breit grinsend davor und ließ die Hand seiner mir noch unbekannten Freundin nur los, um mich zur Begrüßung an sich zu ziehen. »O Mann, ich kann echt nicht glauben, dass du schon morgen nicht mehr da sein wirst, Laura. Hier, das ist Mia. Zumindest habe ich es noch geschafft, euch einander vorzustellen.«
Ich lachte. »Ja, zumindest das. Schön dich kennenzulernen, Mia.« Wir umarmten uns ebenfalls, wenn auch ziemlich zaghaft. Mia wusste, dass Frederick und ich uns gut verstanden und ich ahnte, dass sie das argwöhnisch machte. Dennoch wurden wir erstaunlich schnell warm miteinander.
»Hey, das hat was, mit den ganzen Umzugskartons und Biertischgarnituren in der leeren Wohnung«, befand Mia, als wir den kahlen Raum betraten, der bis vor wenigen Tagen noch mein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer gewesen war.
Die fröhliche Geräuschkulisse war beachtlich, das Lachen der anderen Gäste hallte zusammen mit der Musik von den blanken Wänden wider, und ich fragte mich, wie lange mein grimmiger Nachbar den Lärm noch dulden würde. Bis jetzt verhielt er sich unerwartet ruhig, vermutlich versöhnt durch die Aussicht, mich ab morgen endgültig los zu sein.
»Das sind nur die restlichen Kartons, die ich heute noch gepackt habe und die mein Bruder nachher mitnimmt«, erläuterte ich. »Gott sei Dank hat unser Dad einen riesigen Dachboden, da kann mein ganzer Krempel lagern.«
»Ist schon etwas anderes, als nur für ein paar Wochen zu verreisen, oder?«, hinterfragte Frederick das Offenkundige. »Allerdings«, bestätigte ich. An weitere Details unserer Unterhaltung kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, wie hübsch ich Mia fand, mit ihren langen rotblonden Haaren und dem Porzellanpuppengesicht. Und wie glücklich Frederick an ihrer Seite aussah. Er und ich hatten gemeinsam die Ausbildung durchlaufen und uns vom ersten Tag an gut verstanden, ohne je mehr als Sympathie füreinander zu empfinden. Nach der Abschlussprüfung waren wir beide von unserem Arbeitgeber übernommen und unterschiedlichen Filialen zugeteilt worden. In seiner hatte Frederick kurz darauf Mia kennengelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt.
Ich hingegen hatte nach der längst überfälligen Trennung von meinem Ex-Freund monatelang fast nur mechanisch vor mich hin gearbeitet. Wobei mein lange gehegter Wunsch, wieder zu meiner Mom nach Kalifornien zu ziehen, mit jedem Tag drängender geworden war.
Bis zu meinem dreizehnten Lebensjahr war ich in Santa Barbara aufgewachsen – zweisprachig, als Kind einer Amerikanerin und eines Deutschen. Damals, nur ein Jahr nach der Scheidung meiner Eltern, war ich Dad und meinem älteren Bruder Billy aus freien Stücken nach Deutschland gefolgt. Aber jetzt zog es mich wieder zurück in meine alte Heimat, was auch der Anlass meiner Party war: Ein letztes Zusammenkommen mit allen Freunden und Familienmitgliedern, bevor es galt, Abschied zu nehmen.
Während ich Mia und Frederick dabei beobachte, wie sie so frisch verliebt miteinander turtelten und alle anderen Gäste um sich herum vollkommen ausblendeten, redete ich mir ein, dankbar sein zu können, selbst keinen festen Freund mehr zu haben.
Erst wieder in Amerika!, hatte ich mich in den vergangenen Wochen und Monaten öfter ermahnt und mit diesem Vorsatz bereits dem einen oder anderen ganz passablen Kerl einen Korb erteilt.
Jetzt war es endlich so weit. Morgen Nachmittag würde mein Flieger gehen. Vorfreude und Abschiedsschmerz prallten in meiner Brust aufeinander und verschmolzen dort zu einem dicken Klumpen, während ich mein Bestes gab, diesen letzten Abend in Deutschland noch zu genießen.
Und das gelang mir wirklich. Zumindest, bis er auftauchte.
Ich erinnere mich beim besten Willen nicht mehr, wie spät es war, als ich Finn Sundermann zum ersten und bislang einzigen Mal sah. Ich weiß nur, dass mir niemals zuvor oder danach wieder etwas auch nur annähernd Imposantes passiert ist.
Die Schar meiner Gäste hatte sich bereits merklich gelichtet; nur der harte Kern war noch übrig geblieben. Ich saß mit meinen beiden Cousinen, meinem Bruder und einer Handvoll Freunden, darunter auch Frederick und Mia, an einem der schmalen Klapptische. Gemeinsam spielten wir dieses sinnfreie Trinkspiel, dessen einziger Witz darin bestand, dass die arme Mia schon seit gefühlten zwanzig Runden am laufenden Band verlor.
Dementsprechend belustigt erhob ich mich, als es an der Tür klingelte.
»Das ist bestimmt Mias Bruder«, rief Frederick mir nach. »Er war selbst mit Freunden unterwegs und hat angeboten, uns auf dem Rückweg abzuholen, damit ich auch was trinken kann. Obwohl Mia ja eigentlich schon genug für uns beide bechert, wenn man mal ehrlich ist«, neckte er und steckte den Knuff seiner Freundin lachend weg.
»Ja, ja! Hol meinen Bruder ruhig rein, Laura! Finn soll mal prüfen, ob da wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Kann ja nicht sein, dass ich hier immer so kläglich verliere«, lallte Mia mit glasigem Blick und wedelte hinter mir her, als wolle sie mich aus dem Raum fegen.
Grinsend öffnete ich die Wohnungstür … und erstarrte, noch bevor mir auch nur ein »Hallo!« über die Lippen schlüpfen konnte.
Groß und gut gebaut stand er vor mir, mit kurzem dunklem Haar und diesen grünblauen Augen, die immer schmaler wurden und mich schon nach wenigen Sekunden so eingehend musterten, dass mir ganz heiß wurde.
Auch wenn es mich schon bald irritierte, dass er ebenso wenig sprach wie ich, schaffte ich es dennoch nicht, das Schweigen zwischen uns zu durchbrechen. Und so standen wir einander einfach gegenüber und gafften uns gegenseitig an – wer weiß, wie lange.
Schließlich drang ein weiteres lautes Lachen aus meinem ehemaligen Wohnzimmer. Mia hatte offenbar auch die nächste Mäxchen-Runde verloren. Den Blick nach wie vor in die Augen des jungen Fremden gerichtet, versuchte ich durch schnelles Blinzeln, meine Fassung zurückzuerlangen. Da drang plötzlich Mias halb ersticktes »Oh, Gott, ich glaub, ich muss kotzen!« nicht nur an mein, sondern auch an das Ohr ihres Bruders und hauchte ihm abrupt wieder Leben ein.
»Mia?«, fragte er mit sorgenvoll herabgezogenen Brauen, lugte durch die offene Tür und stützte sich dabei am Rahmen ab. Sein Duft wallte mir entgegen, und ich weiß bis heute nicht, ob ich wirklich kurz die Augen schloss, weil er so dermaßen gut roch.
Doch da stürzte Mia auch schon hinter mir auf das Badezimmer zu, begleitet von Frederick, der sie stützte. »Sorry, ich glaube, sie hat zu viel getrunken«, gestand er kleinlaut, mit einem flüchtigen Blick in unsere Richtung.
»So, glaubst du, hm?«, brummte der junge Mann, dem ich mich immer noch nicht vorgestellt hatte, finster. Schnell und viel zu fahrig streckte ich ihm nun meine Hand entgegen. »Laura, hi!«
Seine Augen fanden zurück zu meinen. Er ließ zwei, drei Sekunden verstreichen, in denen sich sein Blick wie in Zeitlupe auf meine Hand senkte. Unglaublich sanft erfasste er sie. Alleine diese zaghafte Berührung zwischen uns sandte schon unzählige Schauder durch meinen Körper. »Finn, freut mich sehr«, stellte er sich endlich vor. »Obwohl ich ehrlich gesagt gehofft hatte, du wärst es nicht.«
»Wa-Was?«
Finn schenkte mir den Ansatz eines einseitigen Schmunzelns, während sein Blick ernsthaftes Bedauern bekannte. »Na, ich hatte gehofft, du wärst nicht Laura. Weil du dann doch diejenige bist, die morgen in die USA zieht, oder?« Er sprach ganz leise, aber auch so war seine Stimme schon wunderschön. Eine der wenigen, die man nur ein einziges Mal hört und die sich dennoch unwiderruflich tief im Unterbewusstsein verankern. Bis heute frage ich mich, ob nur ich so empfänglich für den Klang seiner tiefen, warmen Stimme bin.
Ebenso ruhig und unaufgeregt wie lauer Sommerwind seine Signatur in Getreidefelder zieht, zeichnete Finn mit seiner Stimme Bilder wunderschöner Versprechungen direkt in mein Herz. Ohne auch nur ein Wort davon wirklich auszusprechen. Dennoch erfasste ich die verheißungsvolle Botschaft unserer Begegnung sofort und mit einer Sicherheit, die mich schier überwältigte.
Wie konnte das sein? Mit nur einem Blick?
So etwas passierte in Filmen, okay, und in Büchern – aber doch nicht im echten Leben! Niemals hätte ich geglaubt, dass an dem Mythos etwas Wahres dran sein könnte. Und doch …
In meiner Brust wurde es für eine unmessbare kleine Ewigkeit ganz still, bevor dort ein wilder Rhythmus losbrach und mir die Röte in die Wangen trieb.
»Ja, diese Laura bin ich«, sagte ich endlich. Bedauernd. »Es ist meine Abschiedsparty.«
Aus dem Wohnzimmer erklang das Lachen meiner Gäste und riss mich zumindest ein Stück weit aus meiner Versunkenheit. »Magst du nicht reinkommen, Finn?«
Seine Augen verengten sich erneut. Dabei öffnete sich sein Mund und schloss sich wieder, ohne dass er mir geantwortet hatte. Und dann tat er etwas, womit ich niemals gerechnet hätte: Anstelle einer Antwort erfasste er einfach meine Hand und zog mich über die Schwelle zu ihm ins Treppenhaus, ehe er die Tür in meinem Rücken schloss.
»Du … hast mich ausgesperrt«, stammelte ich, überwältigt von seiner unmittelbaren Nähe. Er war so viel größer als ich und lächelte auf mich hinab, während ich zu ihm aufschauen musste. »Irgendjemand wird diese Tür schon wieder öffnen. Und zwar viel früher, als es uns lieb sein wird, befürchte ich«, wisperte er zurück und drückte dabei meine Hand, die er noch immer in seiner hielt.
Ein Räuspern zieht mich aus meinem gedanklichen Abstecher zurück in die Gegenwart.
Frau Herkenrath hat das Telefonat mit Finn inzwischen beendet und versucht nun mit einem Papiertaschentuch und leicht angewiderter Miene, ihre Tastatur von meinen Kaffeespritzern zu säubern.
»Warten Sie, ich mache das. Entschuldigung, ich habe mich total verschluckt.«
»Das kann doch jedem mal passieren«, wehrt sie ab, sieht mich dabei jedoch prüfend von der Seite aus an. »Herr Sundermann hat mir seine Kontaktdaten gegeben. Wissen Sie noch, wie man die bei einem Bestandskunden aktualisiert?« Auf mein Nicken hin schiebt sie mir ihren Notizzettel zu, damit ich die Eingabe selbst tätigen kann. Mit bebenden Fingern greife ich zur Maus.
»Seine Schwester ist übrigens die schwangere Kollegin, für die Sie gekommen sind. Ist die Welt nicht klein?«
»Ja«, presse ich nur knapp hervor und füge gedanklich ein fassungsloses Verdammt klein! hinzu.
Auffällig klein, wenn es um Finn und mich geht.
Während ich seine Handynummer einpflege, driftet mein Blick auf den in seinen Stammdaten hinterlegten Beziehungsstatus.
Ledig.
»Oh, jetzt tu doch nicht immer so!«, sage ich zu Flo und streiche nach seinem auch Katis dichten weißen Pony zurück. Ihr Blick schreit ebenfalls Armer hungriger Hund!, obwohl die beiden im Gegensatz zu mir schon gefrühstückt haben.
»Ich lasse mir kein schlechtes Gewissen mehr von euch machen, die Zeiten sind vorbei«, erkläre ich mit Nachdruck und beiße dann betont kraftvoll in mein Brötchen. »Der Arzt sagt, euer Gewicht ist grenzwertig. Sprich, ihr seid schon latent fett. Also laufen wir heute zum Baumarkt und mieten uns dort einen Transporter, um das ganze Zeug für den Trockenbau zu holen. Danach dürftet ihr platt genug sein und mich in Ruhe arbeiten lassen.«
Ausgeräumt habe ich das Wohnzimmer bereits, alle Möbelstücke in die Garage geschleppt und die Kartons mit meinen Büchern und dem restlichen Krimskrams in mein Schlafzimmer. Somit können Frederick und ich nachher direkt loslegen.
Erst vor ein paar Wochen habe ich Mia und ihm noch geholfen, das Babyzimmer zu streichen; jetzt will er sich unbedingt revanchieren.
Noch während des Kauens räume ich mein Geschirr in die Spüle und das Marmeladenglas in den Kühlschrank, um keine weitere Zeit zu verlieren, als plötzlich mein Smartphone vibriert.
»Bitte nicht von Frederick. Keine Absage!«, beschwöre ich mein Handy. Doch die Nummer ist mir fremd. Die Nachricht selbst hingegen liest sich ziemlich vertraut.
Hey du! Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du bald einen Mitbewohner suchst. Schon genauere Vorstellungen?
Hm. Kein Name, nicht einmal Initialen. Ich tippe auf das Profilbild, ein Kleeblatt, das mir leider auch keine genaueren Erkenntnisse über den Absender bringt. Doch offensichtlich kennt er mich. Oder sie?
Um mir keine Blöße zu geben, beschließe ich erst einmal zu antworten und dann zu schauen, ob die nächste Nachricht vielleicht aufschlussreicher ausfällt.
Hey selbst! Ja, stimmt, Ende des Monats soll alles bezugsfertig sein. Ein 16 qm großes Zimmer mit eigenem Bad. Küche und WZ dann gemeinschaftlich. Mitbewohner muss mit Flo und Kati zurechtkommen, sollte auf jeden Fall Nichtraucher sein und am besten diesseits der 40. Aber ansonsten …
Gespannt schaue ich auf das Handy, bis es nur wenige Sekunden später wieder vibriert und eine neue Nachricht aufpoppt.
Geschlecht bevorzugt?
Ich stutze. Verrückt, aber darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Wenn ich an die Umsetzung meiner Pläne dachte, habe ich mir zwar immer einen anderen Mann als Mitbewohner vorgestellt, aber warum eigentlich?
Noch immer ahnungslos, mit wem ich hier schreibe, durchforste ich mental alle Bekannten, Kollegen – auch die ehemaligen – und Freunde, während ich zögerlich tippe:
In dem Fall eigentlich nicht. Ansonsten natürlich schon. ☺
Wieder schaue ich eine Weile auf mein Handy, bis Kati laut gähnt und sich auf meine Füße legt.
»Nichts da, Fräulein, keine Müdigkeit vortäuschen! Jetzt geht es erst richtig los!«, rufe ich und stecke das Smartphone schnell in die Gesäßtasche meiner Jeans.
Gerade als ich im Flur nach den Hundeleinen greife, schellt es in meinem Rücken an der Haustür. Im Herumdrehen habe ich noch den Postboten vor meinem geistigen Auge, doch dann öffne ich … und erstarre an Ort und Stelle.
Mit nur einem Blick. Auf sie. Genauso wie damals.
Klein und schmächtig steht sie vor mir, das blonde Haar etwas kürzer als in meiner Erinnerung; es reicht ihr nur noch bis knapp über die Schultern. Mit geröteten Wangen und diesen warmen braunen Augen schaut sie zu mir auf – schüchtern, scheu und doch auch ein wenig schelmisch, wie auch immer sie das anstellt. In ihrer Hand hält sie ihr Handy.
»Du?«, stoße ich ungläubig aus, chancenlos, die Umstände, die zu diesem unerwarteten Wiedersehen geführt haben, auch nur ansatzweise zu begreifen. »Steckt Mia dahinter? Hat sie …?«
Laura schüttelt den Kopf. »Deine Schwester und Frederick wissen nicht einmal, dass ich wieder zurück bin. Und selbst wenn, denkst du, die beiden hätten damals mitgekriegt, was …« Sie senkt ihren Blick auf bezaubernde Art und Weise, lässt den Satz unvollendet und stammelt stattdessen nur: »Die waren doch …«
»Vollkommen weggetreten, ja«, beende ich ihren Satz, mich an meine sturzbetrunkene kleine Schwester erinnernd. Nein, weder Frederick noch Mia hatten damals bemerkt, was zwischen Laura und mir geschehen war. Und ich hatte auch niemandem davon erzählt, geschweige denn versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Schließlich wusste ich, dass Laura zurück zu ihrer Mom nach Amerika ziehen würde. Weil sie Kalifornien so sehr vermisste. »Meine Heimat«, hatte sie gesagt. Und ich hatte sie nicht aufhalten oder in eine emotionale Zwickmühle ziehen wollen. Denn genau dazu wäre es gekommen, das hatte ich schon während der knapp zwanzig Minuten gespürt, die wir zu zweit auf der kalten Steintreppe vor ihrer Wohnung gesessen und uns die längste Zeit nur angestarrt hatten.
Genauso wie auch jetzt wieder.
Und plötzlich habe ich das Gefühl, seit unserer Begegnung damals nie etwas anderes getan zu haben. Denn obwohl Laura so lange weg war, habe ich sie in meinen Gedanken und Träumen doch immer wieder gesehen.
»Du bist zurück«, wispere ich und strecke intuitiv meine Hände nach ihr aus. Sie ergreift sie ohne zu zögern und zieht mich sanft über die Schwelle zu ihr nach draußen. In dem Moment, als sich meine Arme um Lauras Rücken und ihre um meinen schlingen, rückt alles in mir an seinen rechten Platz. Ich atme so tief durch wie schon ewig nicht mehr – seit gut fünf Jahren, um genau zu sein – und inhaliere den Duft ihrer Haare, den ich seitdem so oft vergeblich gesucht habe.
»Seit drei Wochen … bin ich wieder hier, meine ich. Und wohne noch bei meinem Dad«, stammelt sie.
»Warum haben wir nur keine Nummern ausgetauscht?«, stoße ich mit einem kleinen Seufzer aus. »Ich meine, klar, du warst nur eine Nacht davon entfernt, nach Amerika zu ziehen. Und ich …« Sie schaut zu mir auf. Wissend, aber nicht vorwurfsvoll. »Du warst in einer Beziehung. Direkt am nächsten Vormittag, noch vor meinem Abflug, habe ich Frederick per SMS nach dir ausgefragt.« Sie lächelt verlegen. »Ganz unauffällig, natürlich. Aber dabei kam die Sprache sehr schnell auf deine Freundin.«
Nickend halte ich ihrem Blick stand. »Wir waren zwei Jahre zusammen, aber damals hat es schon heftig zwischen uns gekriselt. Ich habe nur drei Tage nach unserer Begegnung mit ihr Schluss gemacht. Und seitdem …« Ich schüttele den Kopf. Lauras Augen weiten sich, bevor sie ihre Stirn wieder gegen meine Brust fallen lässt. »Bei mir auch. Ich konnte dich einfach nicht vergessen«, gesteht sie leise.
Ich küsse ihr Haar, schließe die Augen. Fühle mich, als wäre ich nach einer unglaublich langen Reise endlich angekommen, obwohl doch Laura diejenige ist, die Tausende von Kilometern zunächst zwischen uns gebracht und nun wieder überbrückt hat.
Ihr Kichern dringt warm durch den Stoff meines T-Shirts. »Sind das Flo und Kati? Gott, sind die süß!«
Ich drehe mich um und lache auf, denn die beiden sind in etwa zwei Metern Abstand zu uns stehen geblieben und schauen uns mit entgegengesetzt geneigten Köpfen an. »Fehlen nur noch die blinkenden Fragezeichen über ihren Köpfen«, befinde ich und richte meinen Blick wieder in Lauras schöne Augen.
Wie geschmolzene Schokolade.
»Ob wir wohl jemals über diesen Punkt hinauskommen?«, fragt sie nach einer Weile.
»Hm?«
»Na, dass wir vor einer unserer Türen stehen und uns gegenseitig bestaunen?«, verdeutlicht sie.
»Oh, und ob!«, beschließe ich energisch. »Aber davor …« Ich ziehe sie noch enger an mich und beuge mich ganz dicht an sie heran. Doch anstatt sie zu küssen, wie sie es offenbar erwartet, denn ihre Augen schließen sich prompt, nähere ich mich ihrem Mund mit meiner Nase und schnuppere demonstrativ. Lauras Lider schießen wieder auf; für einen Moment sieht sie vollkommen perplex aus.
»Yep, eindeutig Nichtraucherin! Passt!«, befinde ich nickend und küsse sie nur einen Augenblick später doch. Nach dem ersten Schock bläst Laura ihr süßes Lachen in meinen Mund und schmiegt ihre Lippen bereitwillig gegen meine.
Es ist perfekt.
Wir küssen uns lange, und ich streichele Lauras Wange und Hals, während sie ihre Fingerspitzen in meinen Haaren vergräbt.
»Sie sind viel länger als damals. Schön!«, sagt sie schließlich im Zurückweichen. Ich grinse, den Blick auf ihre gut durchbluteten Lippen gerichtet. »Okay. Dann streiche ich den Friseurtermin morgen. Aber jetzt komm erst einmal rein.« Und damit ziehe ich sie über die Schwelle in mein Haus und werfe die Tür hinter uns zu.
»Und nur, dass du’s weißt«, hauche ich, meinen Mund lediglich Millimeter von ihrem entfernt, »dieses Mal habe ich dich eingesperrt! Mitbewohnerin.«
Ich nehme das Zucken ihres rechten Mundwinkels so gerade noch wahr, ehe sie das Kinn reckt und unseren Pakt mit einem weiteren Kuss besiegelt.
Mietverträge? Tss! Vollkommen überbewertet!
Gabriella Engelmann
Die gebürtige Münchnerin entdeckte in Hamburg ihre Freude am Schreiben und fühlt sich im Norden pudelwohl. Nach Tätigkeiten als Buchhändlerin und Verlagsleiterin genießt sie die Freiheit des Daseins als Autorin von Romanen, Kinder- und Jugendbüchern. Seit sie zum ersten Mal an der Nordsee war, träumt sie von einem eigenen Häuschen am Deich, mit einem Garten voller Wildrosen und knorrigen Apfelbäumen.
Tiefblauer Himmel spannte sich über der Nordsee und den zwölf Kilometer langen Sandstrand von St. Peter-Ording, der wegen seiner besonderen Schönheit Touristen, Surfer und Naturliebhaber aus aller Welt anlockte. Möwen und Seeschwalben überflogen die Dünen, die Salzwiesen und das Meer – ein Tag wie im Bilderbuch, und wie geschaffen für ein Treffen mit den Freundinnen.
»Auf uns, und darauf, dass es endlich geklappt hat.« Nina erhob ihre Bierflasche, die Armreife an ihrem Handgelenk glitzerten in der tief stehenden Sonne und klimperten fröhlich im Sommerwind.
»Auf unsere Freundschaft«, wiederholte Leonie, die sich zur Feier des Tages einen Cremant Rosé gönnte. Die drei waren gerade angekommen, hatten in ihrer Ferienwohnung eingecheckt und feierten nun den Beginn ihres Kurzurlaubs in SPO, wie dieser Ort liebevoll genannt wurde. Leonie konnte ihr Glück kaum fassen: auf der Terrasse des angesagten Strandrestaurants Arche Noah sitzen, die würzige Seeluft einatmen, freihaben. All das war purer und mittlerweile seltener Luxus für sie.
»Danke, dass ihr mich aus Husum geholt und mir damit vermutlich das Leben gerettet habt«, sagte nun Stella, die Dritte im Bunde. »Die Kids, der ständig gestresste Gatte … Mädels, heiratet niemals einen Kinderarzt, es sei denn, ihr habt Nerven aus Stahl.« Die blonde Schönheit nippte mit geschlossenen Augen an ihrem Aperol Spritz und seufzte wohlig angesichts der schönen Aussicht, Ferien von allem zu haben, was sie zurzeit belastete oder überforderte.
Das Leben an der Seite eines erfolgreichen Kinderarztes, noch dazu dem einzigen in der Region, war nicht immer ganz leicht. Oft verspürte Stella den Wunsch nach ihrem alten Leben, als sie Single und eine erfolgreiche Karrierefrau gewesen war. Doch ein Blick auf ihre Lieben, eine innige Umarmung ihres Mannes, eine witzige Bemerkung eines ihrer Kinder, oder ein Lächeln genügten, um sie für alles zu entschädigen, das sie zu vermissen glaubte. »Eine Woche Ruhe, SPO, und wir drei endlich mal wieder vereint. Ich kann’s kaum fassen, dass wir wirklich hier sind.«
Nina und Leonie nickten, ihnen ging es nicht anders. Manchmal war der Akku einfach leer und musste aufgeladen werden. Und wo gelang es besser, sich zu sammeln und zu sich selbst zu finden, als an der Nordsee?
Doch es war nicht ganz einfach gewesen, die zahllosen Termine und Verpflichtungen der drei unter einen Hut zu bekommen. Wenn es um ihre langjährige Freundschaft ging, waren Leonie, Nina und Stella jedoch immer bereit zu kämpfen wie Löwinnen.
Früher hatten sie gemeinsam in einer alten Stadtvilla in Hamburg-Eimsbüttel gewohnt, doch nun hatte das Schicksal sie in alle Winde verstreut. Stella lebte mit ihrer Familie in Husum, Leonie hatte die Pension ihrer Eltern im Alten Land übernommen. Nur Nina war in der Villa geblieben, wo die drei sich gelegentlich trafen, wenn es ihre kostbare Zeit erlaubte.
»Mir steht das Wasser auch gerade ziemlich bis zum Hals«, murmelte Leonie, in Gedanken an ihr Zuhause, und betrachtete die nach dem Hochwasser allmählich ablaufende Nordsee, deren graugrüne Wellen die Pfähle umspülten, auf denen die Arche Noah stand. »Irgendwie ist im Apfelparadies gerade der Wurm drin, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll.«
»Oh, nee, müssen wir schon am ersten Abend über Jobs und Probleme sprechen?«, protestierte Nina und rollte genervt mit den Augen. Die aparte Rothaarige war die Kratzbürste des Trios. Mit ihr war nicht gut Kirschen essen, wenn etwas querlief. Das Herz der Floristin schlug für Pflanzen, denn in ihnen konnte sie lesen wie in einem offenen Buch. Das gelang ihr bei Menschen leider eher selten, erst recht nicht bei Männern, weshalb ihr Liebesleben ein stetiges Hin und Her war, wie Ebbe und Flut. Zurzeit herrschte in der Beziehung mit ihrem Freund Alexander Dauerflaute.
»Du hast die Wahl«, entschied Stella. Groß gewachsen und schlank, bildete sie einen starken Kontrast zu der kleinen, dunkelhaarigen Leonie. »Entweder haken wir die nervigen Themen sofort ab, oder wir sparen sie uns für den letzten Abend auf. Ich bin aber ehrlich gesagt dafür, die Karten gleich auf den Tisch zu legen, dann haben wir es hinter uns und können den ganzen Kram für eine Weile komplett hinter uns lassen. Was meinst du, Nina?«
»Ich bin ja schon überstimmt, wie ich die Sache so sehe«, knurrte diese und nahm einen kräftigen Schluck Bier aus ihrer Flasche. »Kann ich einen Gin Tonic haben?«, bat sie den vorbeieilenden Kellner, der alle Hände voll damit zu tun hatte, die Gäste auf der bis auf den letzten Platz besetzten Terrasse mit den urigen Holzmöbeln zu bedienen. »Ich möchte ihn aber pur, ohne Gurken und sonstiges Gemüse-Gedöns.«
Der Kellner grinste und hob den Daumen. Wenig später kam er mit dem bestellten Drink wieder.
»Ein wurmstichiges Apfelparadies? Das klingt ja gar nicht gut«, sagte Stella und zog die perfekt gestylten Augenbrauen hoch. Die ehemalige Innenarchitektin fand trotz der Verantwortung für vier Kinder immer noch Zeit für Termine bei der Kosmetikerin und dem Friseur ihres Vertrauens, worum Leonie sie beneidete. Ihr selbst zerrann die Zeit immer zwischen den Fingern. Wenn ihre Mutter sie nicht manchmal darauf aufmerksam machen würde, wäre Leonie so manches Mal mit grauem Haaransatz zu Festen oder wichtigen Anlässen erschienen. »Aber was ist denn passiert?«, fragte Stella besorgt. »Als wir letzte Woche geskypt haben, war doch noch alles wunderbar.«
Leonie wiegte den Kopf hin und her. Die Freundinnen hatten in den letzten Jahren viele emotionale und berufliche Höhen und Tiefen erlebt, aber stets gemeinsam gemeistert. Die Stärken und Schwächen der drei ergänzten einander nahezu perfekt.
»Das nahende Saisonende ist passiert«, erwiderte Leonie düster. »Und viele Stornos. Irgendwie funktioniert mein Plan, die Pension nach der Apfelblüte und der Ernte für Touristen interessant zu machen, nicht so recht. Spätestens nach dem großen Apfel- und Kürbisfest in Jork scheint Schluss mit lustig zu sein. Doch unsere Kalkulation und der Kredit basieren auf einer ganzjährigen Auslastung, wie ihr wisst.«
Nina machte »Hm …«, und rührte in ihrem Gin Tonic.
»Hörst du uns eigentlich zu, oder willst du lieber weiter auf den Po des Kellners starren und Gin trinken?«, fragte Stella, einen Tick zu forsch und zu gereizt.
Wenn es Differenzen im Trio gab, dann meist zwischen Nina und Stella, die einander nach ihrer ersten Begegnung als neue Mieterinnen der Villa grauenvoll gefunden hatten, weil sie so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht. Obwohl sie einander mittlerweile abgöttisch liebten, gab es immer mal wieder Streitereien, und Leonie war damit beschäftigt, die Wogen zu glätten.
»Ich bin Multitaskerin, schon vergessen?«, brummelte Nina und nahm die Sonnenbrille ab. Ihre grünen Augen funkelten. »Das Hm sollte zeigen, dass ich nachdenke, das Auf-den-Po-Gucken und Gin-Trinken bedeutet, dass Alexander sich diesmal einen Tick zu viel Zeit mit seinen Reisen lässt. Ich sitze auf dem Trockenen. Emotional gesehen, und auch sonst.«
»Ich glaube, du gefällst ihm«, giggelte Leonie, der der Cremant schon ein wenig zu Kopf stieg. Sie trank nur selten Alkohol, seit sie mit der Leitung der elterlichen Pension im Alten Land betraut worden war. Die Anstrengung, das Lebenswerk ihrer Eltern am Laufen zu halten, machte ihr mehr zu schaffen, als sie es sich manchmal eingestehen wollte.
»Aber was ist denn mit dem Wellness-Konzept und dem Einbau der Sauna und des Whirlpools, der euch so viel Geld gekostet hat?«, fragte Stella. »Das war doch ein guter Plan.«
Nina wunderte sich insgeheim, wieso weder Stella noch Leonie auf ihre Bemerkung eingingen. Doch sie war auch froh, so konnte sie sich besser von dem ablenken, was sie gerade belastete – schließlich hatte sie Ferien.
Für gewöhnlich hätten die Freundinnen sich mit Wonne auf dieses Thema gestürzt, denn sie genossen es, sich offen und ehrlich über ihre Partnerschaften, das Älterwerden, Jobs, ihre Rolle als Frau, aber auch Sex zu unterhalten. Keine von ihnen musste sich vor den anderen verstellen oder die Welt schönermalen, als sie es gerade war – eine echte Wohltat.
»Damit kann man aber offensichtlich auch keinen mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Die Leute sind mittlerweile ganz schön verwöhnt und wollen für Komfort so gut wie gar nichts mehr zahlen«, erwiderte Leonie seufzend. »Ich fürchte, ich muss mir etwas vollkommen anderes ausdenken, und das ganz schnell. Aber lass uns jetzt nicht nur von mir reden, was gibt es Neues bei euch?«
»Du meinst, seit den letzten drei Tagen, in denen wir mal nicht telefoniert oder geskypt haben?«, fragte Stella, sichtlich amüsiert. »Ach übrigens, was steht denn da auf deinem Bierdeckel, Nina?«
Nina guckte erst verwundert, nahm aber dann den Untersetzer und betrachtete ihn aufmerksam. »Sven: 0178 …«, las sie vor. »Sieht aus wie eine Handynummer.«
»Oh, là là, der süße Kellner steht echt auf dich und will ein Date. Und? Was machst du jetzt?« Leonie war entschlossen, ihre Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten, statt fortwährend über die unschöne Situation im Apfelparadies zu grübeln. Damit hatte sie sich schon lange genug die Laune verdorben. »Schalt ab und spann mal ein paar Tage aus«, hatte ihr Freund Markus ihr geraten, bevor sie sich voneinander verabschiedet hatten. »Dann kommen die Ideen von ganz allein.«
»Nichts«, erwiderte Nina. »Obwohl ich den Typen ziemlich scharf finde, wenn ich ehrlich bin. Groß, durchtrainiert, Knackpo, stramme Waden. Der surft bestimmt, wenn er nicht gerade hier arbeitet.« Dass sie in Wahrheit schockiert darüber war, wie gut ihr die Aussicht auf ein Date mit dem Kellner gefallen würde, behielt Nina besser für sich.
Sie hatte ihre Freundinnen schon so häufig mit ihren Beziehungskrisen auf Trab gehalten, dass sie ausnahmsweise lieber nichts mehr davon verlauten lassen wollte, dass es mit Alexander zurzeit leider überhaupt nicht gut lief. Schließlich wollte sie ernst genommen werden, wenn es wirklich mal hart auf hart kam.
»Apropos surfen«, sagte Stella. »Wäre das nicht mal was für uns? Ich meine, wo wir doch grad hier sind und das Wetter gut ist.«
»Äh, nee, danke«, erwiderte Leonie prompt. Die Welt, in der sie sich zu Hause fühlte, bestand aus ihrer Familie, Markus, ihrer Heimat, dem Alten Land, und dem Katzenpaar Paul und Paula – nicht aus sportlichen Aktivitäten. »Wenn ich das versuche, endet das Ganze unter Garantie mit Armbruch oder Schlimmerem. Ich stelle mir gerade Papas Gesicht vor, wenn ich ihm verklickern muss, dass ich in der Pension wochenlang ausfalle, weil ich zu doof bin, um zu surfen.«
Nina und Stella schmunzelten. »Wie wäre es stattdessen mit Minigolf und Radfahren? Außerdem sind wir doch hier, um ausgedehnte Spaziergänge am Strand zu unternehmen, den Kitern zuzuschauen, bei Sonnenuntergang ein Strandpicknick zu machen – eben das volle SPO-Feeling zu genießen. Wenn es nach mir ginge, würde ich sowieso hier einziehen. Diese Terrasse mit dem windgeschützten Blick aufs Meer, den hübschen Strandkörben und das Interieur der Arche Noah sind einfach ein Traum.«
»Ich bin auch gegen das Surfen«, pflichtete Nina ihr bei. Es sei denn, der scharfe Typ zeigt mir, wie’s geht, dachte sie insgeheim.
Nina spürte, wie eine Welle kribbeliger Vorfreude sie erfasste und vom Rücken bis hoch zum Nacken stieg.
Doch genau aus diesem Grund durfte sie auf gar keinen Fall alleine mit Sven sein. Sie war zurzeit etwas anfällig und ausgehungert nach Anerkennung. Alexander war nämlich so sehr mit dem Schreiben seiner Kochbücher und Reisen beschäftigt, dass er sie kaum noch wahrnahm. Wann hatten sie eigentlich zuletzt miteinander geschlafen? Nina konnte sich kaum mehr erinnern.
»Außerdem sollten wir nichts planen, sondern die Dinge ganz entspannt auf uns zukommen lassen. Das ist doch der Sinn und Zweck von Urlaub, sich einfach mal treiben lassen und schauen, was passiert. Allerdings hätte ich Lust, mir mal das Beach-Motel anzusehen, weil ich es immer noch schade finde, dass wir dort keine Zimmer mehr bekommen haben. Wollen wir nicht dort was im dii:ke-Restaurant essen? Da stehen die Stühle und Tische auf einem Sandboden, das Essen soll ultralecker sein, außerdem habe ich mordsmäßigen Kohldampf«, sagte Nina.
Stella, die immer auf der Suche nach neuen, hippen Locations war, nickte begeistert. »Na, dann würde ich mal sagen: auf, auf zum Beach-Motel und da lecker Fisch essen und noch einen Drink nehmen. Ich meine, wann kann ich so was wieder machen? Die Kids halten mich so auf Trab, dass ich manchmal nicht mehr weiß, wie ich heiße. Also habe ich ja wohl ein bisschen Spaß und Entspannung verdient, oder?«
»Na klar, das hast du«, stimmte Leonie zu und grinste schief. Mitgehangen, mitgefangen, dachte sie. Viel lieber wäre Leonie auf der Arche Noah geblieben und hätte dort gegessen. Andererseits genoss die Küche des dii:ke einen ausgezeichneten Ruf, und es gab noch einige Abende, an denen sie es sich in der Arche Noah gut gehen lassen konnten.
Stella warf einen Blick auf ihre teure Armbanduhr, die Robert ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. »Also, Mädels, wir sollten uns beeilen. Um kurz vor acht geht die Sonne unter, und wir sehen nichts mehr, wenn wir über den Strand zum Hotel gehen. Oder wollt ihr lieber an der Straße entlang, das ginge dann sogar ein bisschen schneller.«
»Natürlich über den Sand, Straßen habe ich auch in Hamburg«, sagte Nina.
Und ich würde lieber auf Nummer sicher gehen, dachte Leonie, hielt aber den Mund.
Um zehn vor acht machten die Freundinnen sich in der einsetzenden Dämmerung auf den Weg. Vorbei an der Seebrücke, an weißen Strandkörben mit bunt gestreiftem Innenfutter, umherstaksenden Möwen – das Brausen des Windes und der Nordseewellen im Ohr. Natürlich hatte die Nordseeküste überall Charme, aber an diesem ganz besonderen Ort überkam einen das Gefühl, ein großes Stück vom Glück zu erhaschen. In SPO war der Himmel weiter, das Meer rauer, die Luft würziger, die Muscheln hübscher, der Strandhafer höher als woanders. Selbst das Kreischen der Silbermöwen glich hier einer sanften Melodie.
»Hier sehen sogar die Toilettenhäuschen toll aus«, schwärmte Leonie, die allmählich Gefallen daran fand, in der langsam einsetzenden Dämmerung über den breiten, schneeweißen Sandstrand zu laufen. »Diese Pfahlbauten sind wirklich hübsch, wie Puppenhäuser. Vielleicht sollten wir so was im Garten des Apfelparadieses aufstellen.«
»Ein Klo auf Stelzen? Nicht dein Ernst, oder?«, fragte Nina, die ansonsten sehr schweigsam war. Zu sehr war sie immer noch in Gedanken bei Sven, dem Kellner – und bei Alexander.
Sollte sie sich nicht doch einen kleinen Urlaubsflirt gönnen, der ihr Selbstbewusstsein pushte? Sie musste dabei ja nicht gleich bis zum Äußersten gehen. Beflügelt von der Aussicht auf Abenteuer tippte sie eine Nachricht an Sven:
Sind nachher an der Bar des Beach-Motels, komm doch einfach nach, wenn du Feierabend hast.
Nina wollte das Schicksal entscheiden lassen. Wenn der sexy Kellner heute Abend zur vorgeschlagenen Verabredung erschien, würde sie die Gunst der Stunde nutzen. Das Leben war schließlich zu kurz, um Trübsal zu blasen.
»Nein, kein WC«, widersprach Leonie, in Gedanken immer noch beim Buchungsdebakel der Pension, »sondern ein kleines Gästehäuschen. Für Kinder. Oder Paare, die bei uns ihre Flitterwochen verbringen wollen. Das gibt es bei uns im Alten Land nicht, soweit ich weiß.«