Für Jan, Tim und Nic
»… hold your head up high …«
Endlich darf ich vorn sitzen. »Papa, schneller. Bitte, schneller!« Die Sonne scheint, der Fahrtwind ist warm. Ich fliege die Häuser und die Bäume der Allee entlang. Es ist ein weiter Weg durch die Straßen von Warschau, aber mir kann nichts passieren. Vor mir ist der große Tank des Motorrads und hinter mir mein Vater. Hier bin ich sicher und endlich glücklich. Bislang habe ich hinter Papa sitzen müssen, wenn ich auf seiner BMW mitgefahren bin. Ins Kino, um einen Kinderfilm anzuschauen. Zum Friseur, wo es zur Belohnung für die Tortur des Haareschneidens Kakao gab. Dass ich mich doch bloß festzuhalten brauche, hat er gesagt. »Aber wie denn, ich bin doch erst fünf Jahre alt, Papa?«
Immer hatte ich Angst, während der Fahrt den Halt zu verlieren, herunterzufallen und am Straßenrand liegen zu bleiben. Doch jetzt ist es anders. Zum ersten Mal. Es ist ein Gefühl, so schön, wie laufen lernen. Jetzt habe ich meinen Vater im Rücken und ihn ganz für mich. Hier darf meine kleine Schwester mit ihren blonden Löckchen nicht dabei sein. Papa und ich fahren auf dem Motorrad zum Fußball.
Er ist Fußballfan und geht am Wochenende oft ins Stadion, um sich Spiele anzuschauen. Von dem Klub, der später Legia Warschau heißen wird, hat er mir schon viel erzählt. Der Centralny Wojskowy Klub Sportowy Warszawa ist der Klub der polnischen Armee. Die Mannschaft ist gut, eine der besten in Polen. Der legendäre Edward Szymkowiak steht im Tor, und der kleine Lucjan Brychczy ist Spielmacher im Mittelfeld. In Polen kennt sie jeder, wie Toni Turek oder Fritz Walter in Deutschland.
Als wir am Stadion ankommen, bin ich fiebrig vor Aufregung. Die Fahrt auf dem Motorrad war wunderbar, aber nur der Anfang. Alles ist voller Menschen, die zu ihren Plätzen drängeln. Auf dem Weg vom Kassenhäuschen zur Tribüne werden wir plötzlich angehalten. Für ein paar Minuten müssen die Zuschauer an den Holzbohlen stoppen, die zwischen dem Nebenplatz und dem Stadion verlegt sind. Ich stehe vorn, gleich in der ersten Reihe, und kann zuerst nur das Geklapper der Stollen auf dem Holz hören. Dann kommt als erster Spieler Szymkowiak vom Aufwärmen zurück. Ich schaue an ihm hoch. Szymkowiak wirkt riesig in seinem schwarzen Torhüterdress an diesem Sommertag des Jahres 1954 im Stadion Armija von Warschau. So beeindruckend groß werde ich keinen anderen Fußballspieler mehr erleben, weder in München noch in Madrid, Manchester oder Turin. Später werde ich noch oft die Stollen hören und dann Zidane sehen, Maradona, Beckham und Platini, Ronaldo und van Basten, Baggio und Matthäus. Ich werde mich von ihrer Aura anwehen lassen, aber nie mehr wird es sein wie bei diesem, meinem ersten Mal, als Edward Szymkowiak an mir vorbei in die Kabine ging.
»Papa, darf ich vorne sitzen?« Mit Vaters Motorrad 1954
Legia spielt in Rot und Weiß, das sind die Farben Polens und die der Armee. Sie spielen gegen eine Mannschaft in blauen Trikots, blauen Hosen und blauen Stutzen. Nach wenigen Minuten wird Szymkowiak von einem der gegnerischen Stürmer am Kopf getroffen und bleibt benommen liegen. Meine Sorge um ihn ist grenzenlos. Ich weiß ja nicht, dass ihm nur für einen Moment die Luft weggeblieben ist. »Steh auf, bitte steh auf!« Die Erleichterung ist unendlich, als er sich endlich wieder ins Tor stellt.
In der Halbzeitpause wird über die Stadionlautsprecher »Brazil« gespielt. Es ist der Soundtrack zu meinem Eintritt in eine neue Welt, die noch voller Geheimnisse ist, mich aber nie mehr loslassen wird. Beim Fußball ist es schön, Seite an Seite mit meinem Vater, der unaufgeregt dem Spiel zuschaut. Ich glaube, zwischen CWKS und der Mannschaft ganz in Blau geht es 2:2 aus. Doch das Ergebnis spielt keine Rolle mehr, Szymkowiak hat sich erhoben und kann weitermachen in dem Spiel, wo alles anfängt.
Das Motorrad meines Vaters wurde in eine große Kiste verstaut, als ich sechs Jahre alt war. Es wurde für eine Reise transportfertig gemacht, unter deren Ziel ich mir nichts vorstellen konnte. Meine Eltern hatten mir erklärt, Israel sei ein anderes Land. Man spreche dort eine andere Sprache als in Polen. Aber wie mochte es in diesem Israel aussehen? Würde es dort kalt sein oder warm? Würde ich andere Kinder kennen lernen, die mit mir spielen? Mir war nur klar, dass es eine andere Reise werden würde als die zur Großmutter nach Schlesien. Denn wir packten nicht nur Koffer, sondern auch die BMW ein.
Mein Vater hatte in Warschau fürs russische Militär gearbeitet und einige Geschäfte geleitet, in denen nur Offiziere der Roten Armee einkaufen durften. So waren wir auch an unsere Wohnung im Stadtteil Muranov gekommen, in dem 1956 viele russische und polnische Militärs lebten. Das Mahnmal, an dem Willy Brandt 14 Jahre später zum Gedenken an die Opfer des Aufstands im Warschauer Ghetto niederknien wird, war nicht weit entfernt. In der Nähe gab es einen Park und vis-à-vis ein Kloster, in dem noch einige alte Nonnen lebten. Eigentlich war es ein schöner Teil der Stadt, denn Warschau war während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört und viele Gebäude noch nicht wieder aufgebaut worden. Unser Wohnblock hingegen war nach dem Krieg neu errichtet worden und an russischen Vorbildern orientiert. Er bildete ein geschlossenes Carré, im Innenhof waren Bäume und ein Spielplatz für die Kinder, im Untergeschoss ringsherum Geschäfte.
1996 kehrte ich nach vierzig Jahren zum ersten Mal dorthin zurück. Es war ein seltsames Gefühl, dem Taxifahrer auf Polnisch zu sagen: »Fahren Sie bitte zu Wolnosz 2«, und als ich ausstieg, war es enttäuschend. Der Block war einer wie viele in Warschau und mit vier Stockwerken nicht sonderlich hoch. Ich sah die Kellerfenster auf Höhe des Bürgersteigs, die ich damals in einem Anfall von frühkindlichem Vandalismus eingetreten hatte. Auch die Teppichstange war noch da, über die hinweg ich mir mit einem meiner Kinderfreunde einen schweren Stein zugeworfen hatte. Wundersamerweise hatten wir uns dabei weder die Arme gebrochen noch den Schädel einge schlagen. Ich erinnerte mich plötzlich an den Geruch der Brötchen, die mein Vater hier an Feiertagen gebacken hatte. Aber nichts war so groß und schön, wie ich es in Erinnerung gehabt hatte.
Meine Eltern waren nach Warschau gezogen, als ich drei Jahre alt war. In Waldenburg, dem heutigen Walbrzych, wo ich geboren wurde, hatte mein Vater zusammen mit einem Freund vorher ein Geschäft für Stoffe geführt. Wie Brüssel einst berühmt war für seine Spitzen, wurden damals in der Region um Lodz die besten Stoffe in Polen gemacht. Leon Reif war ein talentierter Geschäftsmann und hatte als Jugendlicher schon seinem Vater über die Schulter geschaut, der in Lemberg eine kleine Möbelfabrik betrieb.
Den Job bei der russischen Armee in Warschau hatte mein Vater bekommen, weil er Russisch sprach. Selbst neun Jahre nach Kriegsende verschaffte uns diese Arbeit noch viele Vorteile. Oft konnte mein Vater für uns Dinge besorgen, die angesichts der noch immer knappen Versorgungslage sonst nur schwer zu beschaffen waren; ohne seine Kontakte hätte er auch nie das Motorrad kaufen können. Trotzdem fühlten sich meine Eltern nicht richtig wohl. Mein Vater sorgte sich als Jude wegen der gerade wieder aufbrechenden antisemitischen Stimmung in Polen. Noch energischer drängte meine Mutter darauf, das Land zu verlassen. Sie selbst sprach zwar Polnisch und Deutsch, aber ihre Mutter und Großmutter beherrschten fast nur Deutsch und fühlten sich als Teil der deutschen Minderheit, die noch in Schlesien geblieben war, nicht wirklich sicher. Meine Mutter hatte auch Angst davor, dass wir Kinder auf der Straße Deutsch sprechen würden. Das war verboten und hätte Repressionen nach sich gezogen. Außerdem schrieben uns die Verwandten aus Deutschland häufig, wie viel besser und leichter es sich dort leben lasse.
Überfahrt von Neapel nach Haifa: Lucie und Leon Reif mit Eva und Marcel
So hatten meine Eltern die Übersiedlung nach Deutschland beschlossen, wozu jedoch ein Zwischenschritt nötig war. Für meinen Vater, der aus dem damals sowjetrussischen Lemberg stammte und keine deutschen Vorfahren nachweisen konnte, wäre der Weg nach Deutschland schwierig gewesen. Das galt auch für meine Mutter, die zwar deutschstämmig war, 1926 aber zu einer Zeit in Schlesien geboren wurde, als es zu Polen gehörte, und somit nur einen polnischen Pass hatte. Wahrscheinlich hätten wir sehr lange warten müssen, vielleicht wäre uns die Emigration auch ganz verweigert worden. Das aber galt mit einem jüdischen Familienoberhaupt nicht für die Ausreise nach Israel. Und von dort wiederum war es einfacher, nach Deutschland zu kommen. Während sich also meine Groß- und meine Urgroßmutter im Frühjahr 1956 auf den direkten Weg machten, nahmen wir den Umweg über Israel.
Mit dem Zug fuhren wir von Warschau nach Neapel, wo ich zum ersten Mal das Meer sah. Die eindrücklichste Erinnerung ist jedoch keine an tutende Schiffe oder den Geschmack von Salz in der Luft. Vor Augen habe ich ein riesiges Bonbonglas voller Kugelschreiber. Solchen Überfluss hatte ich noch nie gesehen. War sie das, unsere neue Welt? Mein Vater kaufte mir einen Kugelschreiber und bereute das Geschenk schon bald. Während der Überfahrt geriet ich nämlich unter Mordverdacht, als meine kleine Schwester verschwunden war. Das ganze Schiff wurde nach ihr abgesucht, doch sie war nicht da. Hatte der eifersüchtige Bruder die Gunst der Reise genutzt, um seine kleine Rivalin ins Meer zu stoßen, um nie mehr mit ihr um die Aufmerksamkeit der Eltern konkurrieren zu müssen? Ich war zwar unschuldig, wurde aber eindringlich vernommen, bis man Eva unter der Persenning eines Rettungsbootes fand, wo sie, von allen Rufen der Suchtrupps unbeeindruckt, friedlich spielte.
In Haifa gelandet, wohnten wir für ein paar Tage bei einem Bekannten meines Vaters und kamen dann nach Acco. Der Ort an der Küste war im Altertum eine bedeutende römische Siedlung gewesen, mittlerweile aber ein staubiger Flecken in der Mitte von Nirgendwo. Dort hatte die israelische Regierung eine Art Übergangslager für Neuankömmlinge eingerichtet. Die schlichten Wohnbaracken aus Holz sahen aus wie heute die Siedlungen zionistischer Juden. Unser Lager war ganz nah am Meer, hatte aber nichts von einer Sommerfrische. Es war steinig, unsäglich heiß und hatte mit dem roten Sand etwas von einem Vorposten auf dem Mars.
Für die ersten Tage bekamen wir einen Karton mit Lebensmitteln, in dem eine Sorte Kaugummi steckte, die es heute noch gibt. Es ist rosa und so dünn, dass es bricht, wenn man hineinbeißt. Wenn ich es heute kaue, bin ich jedes Mal wieder ein kleiner Junge von sechseinhalb Jahren, der im Übergangslager in Israel auf den Umzug in eine eigene Wohnung wartet. Die fanden wir nach wenigen Wochen im Altstadtviertel von Tel Aviv, im Haus eines alten Schusters, der Haskel hieß. Sein Name fiel in unserer Familie später noch oft, obwohl er kein Verwandter, Freund oder Bekannter war, sondern nur der Vermieter. Doch offensichtlich war sein Haus ein wichtiger Umschlagplatz im Leben unserer Familie. Vielleicht lag es daran, dass es uns dort so fremd vorkam. Die enge Gasse war orientalisch, die Hauswände weiß getüncht, und es gab kühle, dunkle Räume, deren Fenster wegen der Hitze nie geöffnet wurden. Im kleinen Innenhof hielt der Schuster Hühner, von denen er hin und wieder eines köpfte. Relativ ungerührt schaute ich zu, wenn sie ohne Kopf noch ein Stück liefen und dann zum letzten Mal flatterten.
Der Hof der geköpften Hühner, Rückkehr nach Tel Aviv
Ganz in der Nähe gab es einen Krämerladen, in dessen chaotischem Durcheinander es scheinbar alles und noch mehr gab. Es roch nach Gebäck, Seifenflocken, Bonbons, Putzmitteln, Kaugummi und Gewürzen. Dort stand ich, glücklich, wenn meine Mutter einkaufen ging, und sog die Aromen tief ein. So musste es im Himmel riechen, Wärme und Überfülle. Wenn es mir heute einmal schlecht geht, würde ich am liebsten eine Dose voll dieses Duftes öffnen. In diesem Laden gab es Schulhefte, zu denen ich ein besonderes Verhältnis entwickelte. Waren sie zur Hälfte voll geschrieben, sahen sie nicht mehr schön aus und hatten irgendwo ein Eselsohr. Das gefiel mir nicht. Aber weil sie teuer waren, musste ich sie erst ganz voll schreiben, bevor ich ein neues bekam. Und das war immer ein wunderbarer Moment: ein neues, sauberes Heft aufschlagen und darin schreiben zu dürfen.
Nur, was habe ich da geschrieben? Aus Warschau brachte ich die bescheidene Vorbildung von drei Monaten in der ersten Klasse mit, und hier standen die so schönen wie exotischen Buchstaben des hebräischen Alphabets auf der Tafel. Meine Mutter hatte mich auf der Grundschule angemeldet, aber dort ging es nicht lange gut. Ich war doppelt verloren. Ich kam aus einem weit entfernten Land und sprach eine fremde Sprache. Das allein war jedoch nicht das Problem, denn Israel war das Land, in das Juden aus aller Welt kommen konnten, ohne auch nur ein Wort Hebräisch zu kennen. Doch ich war nicht Jude wie mein Vater, sondern katholisch getauft wie meine Mutter. In der Schule muss ich bald so sehr gehänselt worden sein, dass ich in ein Internat belgischer Mönche nach Jaffa verlegt wurde. Dort holte mich an jedem Freitagvormittag mein Vater mit dem Motorrad ab, und wir gingen zum Falaffelstand vor dem Tor des Klosters.
Falaffel stammen ursprünglich aus dem Jemen, sind aber im arabischen Raum eine sehr verbreitete Speise. Dazu werden Bällchen aus Kichererbsenteig frittiert und mit Salaten oder Saucen in Teigtaschen gesteckt. Das esse ich noch heute überall auf der Welt, weil ich den Geschmack suche, der sich damals festgesetzt hat. Doch nie mehr habe ich ihn in dieser Form wiedergefunden, von einem Mal abgesehen. Als ich 1971 meine Cousine Ella in Israel besuchte, wünschte ich mir ebenfalls Falaffel. Sie nahm mich mit in einen Laden, zu dem die ganze Stadt pilgerte, und dort schmeckte es genau so, wie ich es von den Freitagen mit meinem Vater in Erinnerung habe.
Neben dem Falaffelstand am Klostertor war noch einer mit Sabres. Die Früchte dieser Kaktee sind sehr stachelig und können wie Austern nur mit einem Handschuh geöffnet werden, drinnen aber ist ein unglaublich süßes, wohlschmeckendes Fruchtfleisch. Sabres nennt man die in Israel geborenen Menschen, außen sollen sie genauso hart sein wie innen weich. Wie genau ich mich an den Geschmack von Falaffel und Sabres erinnere, so komplett ist die Erinnerung an das verloren, was zwischen den Freitagen passierte. Den Schlafsaal sehe ich noch in vagen Umrissen, doch alle anderen Bilder und Erinnerungen sind verschwunden, ausgelöscht oder tief in mir begraben. Wie kann es sein, dass ich den Geschmack eines Kaugummis im Übergangslager noch Jahrzehnte später im Mund habe und wie es mit meinem Vater am Falaffelstand war, mich aber nicht einmal erinnern kann, ob ich bei den belgischen Mönchen Französisch oder gar Flämisch lernte? Ich weiß auch nur aus späteren Erzählungen, dass mein Vater jeden Tag vorbeikam, um mich in der großen Pause zu waschen und in saubere Sachen zu stecken. An dieser Stelle gähnt ein tiefes, schwarzes Loch, und ich vermute, dass dort viel Schmerz verborgen ist. Meine Mutter erzählt gern, dass ich als Kleinkind eher ängstlich und anhänglich gewesen sei. Nun fand ich mich in einem Land wieder, wo man mir erst zu verstehen gab, dass ich dort nicht richtig sei, um dann hinter Klostermauern zu verschwinden. Wahrscheinlich eine traumatische Erfahrung.
Trotzdem fügte ich mich ein, wie ich es auch sonst tat. Meine Mutter sagt, dass sie mich in Tel Aviv aus dem Küchenfenster mit anderen Kindern hat Hebräisch sprechen hören. Aber konnte ich es wirklich? Geblieben davon ist nur, dass ich bis zehn zählen kann, aber nur am Stück. Schon aus dem Stand zu sagen, was sieben auf Hebräisch heißt, würde mir nicht gelingen.
Wir blieben ein halbes Jahr in Israel. Im September 1957 bekamen wir eine Passage nach Genua, und diesmal blieb das Motorrad zurück. Mein Vater verkaufte es, um die Überfahrt zu bezahlen und für Deutschland über ein kleines Startguthaben zu verfügen. So verließen wir die kleine Gasse in Tel Aviv mit den weiß getünchten Häusern. Schuster Haskel habe ich bei meinem Besuch Anfang der siebziger Jahre mit meiner Cousine Ella noch einmal gesehen. Wir schauten in die Schusterwerkstatt mit der tiefen Decke hinein, und ganz hinten saß auf einem Schemel ein steinaltes Männlein. Haskel schaute hoch und sagte nur: »Ewa!« Ella sieht meiner Schwester Eva durchaus ähnlich. Er fragte nicht, wer wir seien oder was wir wollten. Er sagte nur den Namen meiner Schwester, 15 Jahre nachdem wir Israel verlassen hatten und meine Schwester gerade vier Jahre alt gewesen war. Dann schaute er mich an und sagte: »Und das ist der Bruder.« Das seltsame Band zwischen unserer Familie und dem alten Schuster Haskel bestand wohl in beiden Richtungen.
Wir fuhren nach Italien wieder mit dem Schiff, und auf dem deutschen Konsulat in Genua beantragte meine Mutter ein Visum für die Bundesrepublik. Als Eintrittskarte hatte sie ein Dokument, dass meine Groß- und Urgroßmutter schon im Aussiedlerlager in Deutschland angekommen waren. Später in Kaiserslautern, als wir dort unsere erste Wohnung bezogen, musste sie die Beamten aber noch überzeugen, dass sie tatsächlich deutschstämmig war. Ihr Mädchenname Miranowitz klang nicht wirklich so, also musste sie erzählen, welche deutsche Zeitung sie zu polnischen Zeiten gelesen hatte.
Bis heute bekommt meine Mutter sofort einen lang anhaltenden Lachkrampf, wenn man ihr eine bestimmte Frage stellt: »Wie war das eigentlich damals mit der Zitruspresse?« Wir waren 1957 gerade in Kaiserslautern angekommen. Der Haushalt hatte etwas von einem Amazonen-Camp: vier Generationen unter einem Dach, alle weiblich und alle aus einer Linie – meine Schwester, meine Mutter, meine Großmutter, meine Urgroßmutter. Mir ist das nie negativ aufgefallen damals, aber wie hat das mein Vater ausgehalten?
Normalerweise warteten Mutter und Großmutter zu Hause, wenn ich aus der Schule kam. Das Mittagessen war fertig, und wir konnten in Ruhe essen. Doch an jenem Tag war nur meine Urgroßmutter da und vom Mittagessen nichts zu sehen. Die Urgroßmutter, klein, hutzelig, unheimlich liebenswert und Ommele genannt, war tief besorgt. »Ich weiß nicht, wo die sind«, sagte sie, »das gibt’s doch überhaupt nicht.« Also stellte sich die alte Frau an den Herd. Still aßen wir und fragten uns, was wohl passiert sei, als die beiden zurückkamen und vor lauter Kichern und Lachen nur Stück um Stück ihre Geschichte erzählen konnten. Eine Bekannte hatte ihnen nämlich von einer Verkaufsveranstaltung erzählt, an deren Ende jeder Besucher eine Zitruspresse mit nach Hause nehmen könne. Brav hatten sie also den ganzen Vormittag über bis in den Nachmittag hinein dort gesessen und auf den vermeintlich luxuriösen elektrischen Entsafter gewartet. Und was hatten sie bekommen? Eine dieser lächerlichen, kleinen Plastikpressen, wie selbst wir sie damals schon hatten. Es würde also auch im goldenen Westen nicht wirklich etwas geschenkt geben.
Meine Großmutter und Urgroßmutter hatten wir nach unserer Ankunft aus Israel in einem Auffanglager im Wendland bei Hamburg wiedergetroffen. Wir waren dort zunächst in einer Turnhalle einquartiert worden, wo unser kleines Stück Privatsphäre nur durch schwarze Tücher abgeteilt war, wie man es heute kennt, wenn Opfer von Naturkatastrophen provisorisch untergebracht werden. Es muss kurz vor Weihnachten gewesen sein, als wir dort ankamen, jedenfalls bekam ich ein Geschenk von der Lagerleitung. Es war eine Schaffnermütze aus Pappe und eine Kelle mit rotem und grünem Punkt, wie sie früher auf Bahnsteigen beim Abfahren der Züge hochgehalten wurden. Auch wenn die Erinnerung daran nur ein Fragment ist, hat sie ein starkes Echo von Verlorenheit.
Unsere Reise von Warschau nach Kaiserslautern hatte fast ein Jahr gedauert, und das Wendland war nicht der letzte Zwischenstopp auf dem Weg in die Pfalz. Vorher ging es noch nach Hilden bei Düsseldorf, wo eine Tante meiner Mutter wohnte und uns für einige Wochen aufnahm. Mein Vater war in dieser Zeit nicht bei uns, er suchte eine Wohnung in Kaiserslautern; Bekannte konnten ihm dort einen Job besorgen.
Zunächst hausten wir in Kaiserslautern auf anderthalb Zimmern über einer Bar, und nachts konnte ich hören, wie sich meine Eltern darüber unterhielten, wie es weitergehen sollte. Das beunruhigte mich, vielleicht auch deshalb, weil die beiden damals selbst nicht genau wussten, wie wir eigentlich durchkommen sollten. Doch relativ bald fassten wir Tritt, meine Eltern bekamen schnell geregelte Verhältnisse hin. So zogen wir in die Richard-Wagner-Straße in eine größere Wohnung, wo wir mit Großmutter und Urgroßmutter zusammenlebten. Einfach war es mit Sicherheit nicht, aber mein Vater arbeitete, was, wo und so viel es ging, vor allem als Geschäftsführer von Lokalen und Nachtbars, in denen amerikanische Soldaten verkehrten.
Dann kam Fastnacht, und ich hatte mich für Cowboy entschieden. Ich bekam einen Blechstern, eine Plastikweste, einen Hut aus schwarzer Pappe und einen Spielzeugcolt. Es fehlten nur noch die Cowboystiefel. Über seine Kontakte zu Amerikanern konnte mein Vater in einem PX-Shop einkaufen, wo eigentlich nur Angehörige der US Army Zutritt hatten. Von dort brachte er mir Stiefel mit, die kleinsten, die es gab – aber die waren vier Nummern zu groß. Ich war so enttäuscht, wie es nur Kinder sein können. Vater hatte sein Bestes gegeben, viel später erst habe ich schätzen gelernt, wie oft und wie sehr. Ein Gefühl von Mangel habe ich nie empfunden, das deutsche Wirtschaftswunder wurde bei uns bald nachgeholt, erkennbar an unserem ersten Auto, einem wunderschönen schwarzen Borgward.
Für Kinder jedoch sind andere Fragen wichtiger als die, was man hat oder nicht, von ein paar Murmeln vielleicht abgesehen. Erst in Kaiserslautern, mit nun sieben Jahren, begann ich, richtig Deutsch zu lernen. In Polen hatten wir zu Hause Polnisch gesprochen, mit der Großmutter und Urgroßmutter während der Ferien in Schlesien zwar Deutsch, aber mit schwerem schlesischem Zungenschlag. Mein Vater sprach gelegentlich Jiddisch, und in Israel war noch ein wenig Hebräisch dazugekommen.
Noch heute leide ich übertrieben darunter, in ein Land zu kommen, wo ich mich nicht verständigen kann. Niemand erwartet von mir, dass ich Japanisch spreche oder Koreanisch, wie bei der letzten Weltmeisterschaft. Aber es verunsichert mich mehr als nötig, wenn ich keine gemeinsame Sprache mit den Menschen um mich herum finden kann. Dieses Gefühl stammt aus der Zeit, als wir von Polen über Israel nach Deutschland unterwegs waren. Die Sprache nicht sprechen zu können bedeutete, nicht dazuzugehören, wie ich in Israel schmerzlich erfahren hatte. Kinder erleiden das viel intensiver. Sie können nicht mit den anderen Kindern spielen oder nur sehr eingeschränkt, als Außenseiter und nicht richtig eingebunden.
Sehen wir mal von Englisch ab, beherrsche ich keine Fremdsprache wie meine eigene. Aber noch heute verstehe ich Polnisch und Jiddisch ordentlich. Französisch habe ich in der Schule gelernt und Italienisch ohne einen Sprachkurs, weil ich häufig in Italien gewesen bin. Seit 1996 lebe ich in Zürich und bekomme freundliche Komplimente dafür, passabel Schwyzerdütsch zu parlieren. Mit einer Viertelstunde Eingewöhnungszeit verstehe ich wieder den schweren schottischen Akzent, der dem Englischen schon sehr fern ist. Und geht es um regionale Einfärbungen der deutschen Sprache, kann ich neben Pfälzisch auch mein kölsches Idiom aktivieren oder mein Hessisch aus Wiesbadener Zeiten.
Vielleicht verfüge ich über ein Talent in diesen Dingen, wie es andere für Zahlen oder naturwissenschaftliche Zusammenhänge haben. Die Energie, unbedingt mitsprechen zu wollen, stammt jedoch aus der Zeit, bis wir in Kaiserslautern wirklich angekommen waren. Damals habe ich gelernt, dass ich erst dann meinen Platz finden und mich zu Hause fühlen kann, wenn ich so zu sprechen in der Lage bin wie alle anderen. Von daher ist es für mich nicht verwunderlich, dass ich bis heute größte Aufmerksamkeit für Sprache habe und mit Sprechen mein Geld verdiene. Es ist mein Überlebensmittel.
Als wir nach Kaiserslautern kamen, meldete mich meine Mutter in der Volksschule an. Ich war ein wenig in Warschau zur Schule gegangen, bei den Patern in Israel, aber hier musste ich wieder von vorn anfangen, in meinem achten Lebensjahr unter Sechsjährigen in der ersten Klasse. Nach einigen Wochen wurde meine Mutter zum Lehrer gebeten, und er schlug vor, dass ich die Klasse sogar noch einmal wiederholen sollte, um ein solides Fundament beim Schreiben und Sprechen zu bekommen. Damit hätte ich die erste Klasse dreimal absolviert. Meine Mutter willigte ein, aber ich habe sehr schnell aufgeholt. Als das Schuljahr wenige Monate später zu Ende ging, wurde ich doch versetzt, und zwar gleich in die meinem Alter angemessene dritte Klasse. Der Wunsch, sprechen und schreiben zu können, hatte ungeahnte Kräfte freigesetzt. Lehrer Decker meinte später, als sich unsere Wege trennten: »Der Junge schreibt prima Aufsätze, aus dem wird mal ein Journalist.«
Ich weiß nicht, von wem die Initiative ausging. Meine Mutter erzählt zwar, dass ich unbedingt in einen Fußballverein wollte, aber wahrscheinlich hatte sie sich gefragt, wie man das kleine Elend von sieben Jahren am besten in seine neue Heimat integrieren könne. Offensichtlich begriff sie sofort: Kommst du nach Kaiserslautern, geh zum FCK. Jedenfalls waren wir kaum da, als sie mich schon beim 1. FC Kaiserslautern anmeldete, obwohl es für Fußballspieler meines Alters noch keine Mannschaften gab, sondern nur Spielangebote oben auf dem Betzenberg. Erst mit zehn Jahren ging es in der D-Jugend mit ordentlichem Spielbetrieb los, und ich bekam dazu sogar ein Paar Fußballschuhe geschenkt, was damals eine bemerkenswerte finanzielle Leistung meiner Eltern war.
Von der C-Jugend an habe ich in der Südwestauswahl gespielt und wurde zu einer kleinen Größe. Die 11-Jährigen haben uns 13-Jährigen auf der Straße neidisch hinterhergeschaut, weil wir in der C 1 des 1. FC Kaiserslautern spielten. Wir wiederum guckten nach den Älteren in der B 1, wie etwa Kaminke. Er wurde »Dicki« genannt und war bereits im Pantheon angekommen, in das ich noch aufgenommen werden wollte. Nun kennt heute zwar kein Mensch mehr Kaminke, die erste Mannschaft des FCK erreichte er nie, aber in der B-Jugend des FCK war er eine große Nummer. So wie er wurden später wir die großen Nummern in der B-Jugend, und in der A-Jugend waren wir Götter.
Die in den tief weinroten Trikots waren eine Kaste für sich in Kaiserslautern, die zwischen C-, B- und A-Jugend zwar streng hierarchisch geordnet war, aber wer da kickte, gehörte zur Ordensgemeinschaft der Kreuzritter von Kaiserslautern. Wir galten als anders, besonders und besser, wenn wir in der überschaubaren Innenstadt mit den paar Eisdielen oder Kinos auftraten. Die hübschesten Mädchen merkten auf, und wenn ich zum Tanzvergnügen kam, wussten alle: Der spielt beim FCK. So wie mein großes Idol Co Prins eine Tänzerin des Pfalztheaters heimgeführt hatte, die groß, blond, schlank und schön war, konnten wir die hinreißendsten Friseurlehrtöchter aus den besten Salons betören. Zwar sind auch anderswo auf der Welt Fußballspieler für eine bestimmte Klientel besonders attraktiv, erst recht aber in Kaiserslautern. Das wirkte sich selbst in der Schule aus. Lateinlehrer Jung war ein großer FCK-Fan und versuchte alles, um die Realität meiner Ahnungslosigkeit nicht zur Kenntnis zu nehmen. Selbst wenn mir der Ablativus absolutus mal wieder über den Spann rutschte, schrieb er mich nie ganz ab.
Beim 1. FC Kaiserslautern zu spielen hieß, Protagonist von etwas mit besonderer Bedeutung zu sein. Weil sie sonst herzlich wenig bot, definierte sich die Stadt vor allem über ihren Fußballverein, der damals schon zwei Deutsche Meisterschaften gewonnen, vor allem aber mit Fritz und Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Kohlmeyer und Werner Liebrich den Kern der Weltmeistermannschaft von 1954 gestellt hatte. Daran hat sich bis heute so wenig geändert wie an dem Umstand, dass der FCK ein Klub der ganzen Pfalz ist, ja des ganzen Südwestens.
Zugleich war Kaiserslautern Ende der fünfziger Jahre tiefste Provinz, wenn man das als weit weg von allem definiert, als klein und in sich geschlossen und nicht irgendwelchen Träumereien über die eigene Größe nachhängend. Die Stadt ist allein durch die geographische Lage ein autonomes kleines Königreich, umgeben von unendlich viel Wald. In diesen Wäldern gab es hinter Zäunen verbotene Territorien, die Militäreinrichtungen der Amerikaner. Vogelweh, zwischen Kaiserslautern und Ramstein gelegen, war mit 40000 Einwohnern die damals größte amerikanische Stadt außerhalb der USA. Die Anwesenheit der Amerikaner brachte auch amerikanische Musik in die Pfalz. Ich hörte AFN, das American Forces Network, unter der Bettdecke, die junge britische Beatmusik lieferte dazu Radio Luxemburg. Schon als 12-Jähriger hatte ich mit älteren Freunden Musik gemacht, wenn man das so nennen will. Weil ich keine Noten lernen wollte und für das Erlernen komplexer Instrumente wie Gitarre und Klavier zu ungeduldig war, hämmerte ich einfach auf Waschmitteltrommeln herum, bis mir meine Eltern ein Kinderschlagzeug schenkten.
Ich muss ungefähr 14 Jahre alt gewesen sein, als es bei uns an der Tür klingelte und ein Junge vor mir stand, den ich vom Sehen kannte. Er hieß Kohlmeyer, hatte eine Band und suchte dringend einen Drummer. Offensichtlich war ihre Not bei der Besetzung so groß, dass sie einen Grünschnabel wie mich fragen mussten, obwohl die anderen Bandmitglieder bereits 18 oder 19 waren.
Es war keine Band, die nur irgendwo im Keller oder in der Garage vor sich hin schrammelte, die Kapelle hatte bereits etliche Engagements abgeschlossen. Und so zog ich mit den Jungs an den Wochenenden durch die Tanzschuppen. Wir spielten die Hits der Shadows und Ventures nach, was Kohlmeyer als Solo-Gitarrist grandios beherrschte. Wir bekamen sogar Geld dafür und waren meistens von acht Uhr abends bis zwei Uhr in der Nacht auf der Bühne. Mal traten wir in der Stadt auf, oft aber in den Dörfern um Kaiserslautern, wo es hinter der Kneipe noch einen Tanzsaal gab. Das mag sich für einen 14-Jährigen etwas gewagt anhören, aber meistens waren es keine finsteren Spelunken. Es kamen die Einheimischen, Amerikaner mischten sich darunter, und in aller Regel ging es gesittet zu. Deshalb hatten meine Eltern keine Einwände, vielleicht auch, weil meinem Vater die Szenerie vertraut war. Wenn möglich, holten uns die Eltern anschließend mit dem Auto ab, aber manchmal mussten wir nach unseren Auftritten bis nach Hause laufen. Durchs fahle Mondlicht zogen wir samstagnachts über die Pfälzer Hügel wie eine Bande kleiner Strolche.
Unser Bandleader hieß nicht zufällig Kohlmeyer, er war der Sohn von Werner Kohlmeyer, dem Weltmeister von 1954. Wie so oft in der kleinen Welt von Kaiserslautern schien sich alles miteinander zu verknüpfen. In den knapp drei Jahren, in denen wir zusammen musizierten, habe ich nach den Auftritten oft bei den Kohlmeyers übernachtet. Ich habe so auch den Vater kennen gelernt, dem es allerdings schon damals sehr schlecht ging, weil er schwer alkoholabhängig war. Ich empfand es als traurig und verwirrend, war er doch einer der Größten unseres Fußball-Ordens.
Trotz der Ausflüge in die Welt der Beatmusik stand ich am Sonntagmorgen selbstverständlich auf dem Platz, um mich des weinroten Trikots würdig zu erweisen. Unsere herausgehobene Position mussten wir nämlich bei den Fahrten auf die Dörfer stets gegen erbitterten Widerstand verteidigen. Heute gibt es Deutsche Meisterschaften schon für B-Jugendliche, bei uns war die Westpfalz-Meisterschaft das Höchste, was wir gewinnen konnten. Wenn wir auf dem Weg dahin nach Erlenbach, Alsenborn oder Enkenbach kamen, war es für die Gegner das Spiel des Jahres. Nicht etwa die Partie der ersten Mannschaft von Enkenbach gegen Mörlenbach, sondern das Spiel der B-Jugend von Enkenbach gegen die des 1. FC Kaiserslautern. Bei uns spielten meistens acht, neun Mann in der Südwestauswahl, aber darum ging es nicht allein. Wir waren das Zipfelchen vom FCK, das sie auf den Dörfern zu fassen bekamen, und weil es nicht zum Griff nach den Sternen reichte, musste die B-Jugend herhalten. Das hob unser Gefühl von Wichtigkeit ungemein. So muss sich heute noch Real Madrid vorkommen, wenn sie zum Punktspiel nach Santander fahren, oder der FC Bayern beim Pokalspiel auf dem Land. Ich war 15 Jahre alt, noch nicht trocken hinter den Ohren, aber schon ein »Betze-Schneeker«, wie es damals hieß. Schneeker das klang nach Süßigkeiten, nach Leckerschmecker und unterstellte, dass uns nur die feinsten Sachen gut genug wären. Dafür wurden wir gehasst, zugleich aber auch ein wenig angehimmelt – zumindest heimlich.
FCK